[0001] Die Erfindung betrifft ein Splittergeschoß, wie es durch den Gattungsbegriff des
Anspruch 1 definiert ist.
[0002] Derartige Splittergeschosse sind beispielsweise aus der US 3,000,309 bekannt. Bei
diesen bekannten Geschossen ist die dem Sprengstoff zugewandte Seite der Innenhülle
so ausgebildet, daß die Explosionsgase lokal angreifen können bzw. lokale Hohlladungseffekte
ausgenutzt werden können.
[0003] Nachteilig bei diesen bekannten Anordnungen ist vor allem, daß sie eine sehr aufwendige
Hüllenstruktur erfordern und daher relativ teuer sind.
[0004] In der DE-AS 23 39 386 wird in Fig. 2 ein Splittergeschoß dargestellt, welches ebenfalls
aus mehreren Geschoßhüllen besteht. Allerdings sind in diesem Fall die Splitterhülle
und die die Brandwirkung verursachende Zirkoniumhülle getrennte Einheiten.
[0005] Zum einen besteht bei diesen bekannten Geschossen der Nachteil, daß keine gerichtete
Splitterwirkung gegeben ist, sondern daß die Splitterverteilung annähernd zylindersymmetrisch
ist. Zum anderen ist die Wirksamkeit der leichten Zirkoniumsplitter, insbesondere
bei größeren Zielentfernungen, sehr fraglich, da die Penetrationswirkung dieser Splitter
gering ist.
[0006] Aus der US 4,089,267 ist ein Splittergeschoß bekannt, bei dem zur Erhöhung der Splitteranzahl
der Sprengstoff von zwei Hüllen umgeben ist. Zwischen den beiden Hüllen muß ein Spalt
bestehen, der mit einem Material geringer Dichte (Luft, Schaum) ausgefüllt wird. Nach
der Zündung des Sprengstoffes drückt die Innenhülle schlagartig auf die Außenhülle,
so daß es zu einer relativ hohen Splitterbildung kommt.
[0007] Nachteilig bei dieser Erfindung ist die Tatsache, daß eine große Anzahl undefinierter
Splitter entsteht. Es ergibt sich keine reproduzierbare Splitterverteilung.
[0008] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ausgehend von der US 3,000,309,
ein Splittergeschoß so weiterzuentwickeln, daß die eigentliche Splitterhülle besonders
einfach zu fertigen ist, und daß sich zusätzlich eine erwünschte Brandwirkung, z.
B. beim Bekämpfen von Flugzeugtanks, ergibt.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des kennzeichnenden Teiles
des Anspruchs 1 gelöst.
[0010] Weitere besonders vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0011] Der Erfindung liegt also der Gedanke zugrunde, eine Optimierung der Splitter- und
Brandwirkung dadurch zu erzeugen, daß die Strukturzonen der Innenhülle aus Bereichen
geringerer Wandstärke bestehen, als die die Strukturzonen umgebenden Teile der Hülle.
Die Wanddicken, Hüllenwerkstoffe und die Hüllenanzahl bestimmen die Gestalt und Massenverteilung
der Splitter und können - je nach Verwendungszweck - optimal an die Zielanforderungen
angepaßt werden.
[0012] Der Nachteil bei herkömmlichen Splittergefechtsköpfen, bei denen die pyrophore Brandmasse
mit den Splittern ins Ziel gebracht wird, und bei denen die relativ kleinen Splitter
sofort in die zu entzündende Flüssigkeit eintauchen und dadurch erlöschen, ist bei
der vorliegenden Erfindung nicht gegeben. Vielmehr fliegen durch Verwendung der Mehrfachhülle
mehrere Splitter gestaffelt vor den mit der Brandmasse versehenen Splittern in das
Ziel und bereiten den Treibstoff für eine optimale Entzündung durch die beim Eintritt
entstehende Kavitationsblase oder durch Auslaufen vor.
[0013] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen
und mit Hilfe von Figuren beschrieben.
[0014] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Teil eines erfindungsgemäßen Splittergeschosses, wobei der Sprengstoff von drei
Geschoßhüllen umgeben ist;
- Fig. 2
- die Darstellung des Querschnittes des Geschosses nach Fig. 1;
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf die mit Strukturzonen versehene innere Geschoßhülle;
- Fig. 4,4a
- und
- Fig. 5,5a,
- die Draufsicht bzw. den Querschnitt zwei weiterer Ausführungsbeispiele der inneren
Geschoßhülle mit Strukturzonen und
- Fig. 6
- einen Ausschnitt der inneren Geschoßhülle mit Strukturzonen mit einer angrenzenden
äußeren Geschoßhülle zur Erläuterung der Erfindung.
[0015] In Fig. 1 ist mit 1 das aus mehreren Geschoßhüllen bestehende Splittergeschoß bezeichnet.
Die Geschoßhülle setzt sich aus den äußeren Geschoßhüllen 2 und 3 sowie aus der inneren
Geschoßhülle 4 zusammen. Mit 5 ist der Sprengstoff des Splittergeschosses und mit
6 die auf der inneren Geschoßhülle 4 aufgebrachte Brandmasse bezeichnet. In der inneren
Geschoßhülle 4 befinden sich auf der dem Sprengstoff 5 abgewandten Seite Strukturzonen
7. Diese Strukturzonen 7 werden so gewählt, daß die verbleibende Wandstärke der Geschoßhülle
4 an diesen Stellen geringer ist als die Wandstärke der die Strukturzonen umgebenden
Teile der Hülle 4.
[0016] In den Fig. 4 und 4a sowie 5 und 5a sind zwei weitere Ausführungsbeispiele der inneren
Geschoßhülle 4' ,4'' mit Strukturzonen 7',7'' dargestellt. Dabei zeigt die Fig. 4
eine Draufsicht und die Fig. 4a einen Querschnitt der inneren Hülle 4' mit einer Strukturzonenverteilung,
die so gewählt ist, daß die die Strukturzonen umgebenen Teile der Hülle 4' eine etwa
rechteckförmige Gestalt ausweisen. In Fig. 5 ist die Draufsicht auf eine Geschoßhülle
4'' mit Strukturzonen 7'' dargestellt, die einen sägezahnförmigen Verlauf aufweisen
(vergl. Fig. 5a).
[0017] Im folgenden wird näher auf die Wirkungsweise der Erfindung eingegangen. Hierzu ist
in Fig. 6 ein Ausschnitt aus Fig. 1 dargestellt, der die innere Geschoßhülle 4, die
Strukturzonen 7 sowie die angrenzende äußere Geschoßhülle 3 zeigt.
[0018] Bei der Detonation des Sprengstoffes 5 (Fig. 1) wird der entstehende Stoßwellenimpuls
lokal an den Kontaktstellen 8 in die Hülle 3 eingekoppelt. In den durch die Strukturzonen
7 definierten Zwischenräumen erfolgt hingegen keine Stoßwelleneinkoppelung, da die
entsprechenden Wellen am Übergang des Werkstoffes der Hülle 4 zur Luft reflektiert
werden.
[0019] Die an den Kontaktstellen 8 eingekoppelte Energie beschleunigt Teilbereiche der äußeren
Hülle 3 bzw. induziert in dieser Hülle Spannungsgradienten. Dieses führt zur Ausbildung
von Splittern, die in ihrer Geometrie dem auf die innere Hülle eingebrachten Muster
entsprechen.
[0020] Bei einer vorteilhaften Anordnung wurde als innere Hülle 4 eine Stahlhülle verwendet
und als Außenhülle 3 ein Werkstoff mit hohem Impedanzwert ζ . c (ζ = Dichte, c = Geschwindigkeit,
der durch die Detonation bewirkten Stoßwelle), z. B. Wolfram. Denn für den an den
Kontaktstellen 8 eingekoppelten Schalldruck p für die Dichtewellen gilt:

wobei:
- po =
- Schalldruck der einlaufenden Welle
- ζ ₁ c₁ =
- Impedanz der inneren Hülle
- ζ ₂ c₂ =
- Impedanz der äußeren Hülle
[0021] Da für die Kombination Wolfram/ Stahl gilt (ζ ₁ c₁ / ζ ₂ c₂) <1 wird p groß. Andererseits
genügt bei Wolfram bzw. Wolframschwermetall eine kurzfristige Überschreitung der kritischen
Spannungswerte, da diese Werkstoffe spröde und rißanfällig sind.
[0022] Bei Verwendung duktiler Werkstoffe für die Hülle 3 muß zusätzlich noch Verformungsarbeit
bis zum Bruch aufgebracht werden.
[0023] Die Splitterform, Splittergröße und Splitteranzahl sowie die Splittergeschwindigkeit
lassen sich durch geeignete Strukturierung der inneren Hülle 4 einstellen.
Bezuqszeichenliste
[0024]
- 1
- Splittergeschoß
- 2
- (äußere) Geschoßhülle
- 3
- (äußere) Geschoßhülle
- 4,4',4''
- (innere) Geschoßhülle
- 5
- Sprengstoff
- 6
- Brandmasse
- 7,7',7''
- Strukturzonen
- 8
- Kontaktstellen
1. Splittergeschoß (1), bei dem der Sprengstoff (5) von mindestens zwei Geschoßhüllen
(2, 3, 4, 4',4'') umgeben ist, wobei die dem Sprengstoff (5) nächste Hülle (4,4',4'')
eine bestimmte vorgegebene Strukturzone (7,7',7'') aufweist, aufgrund derer das Geschoß
(1) bei der Detonation reproduzierbare Splitter erzeugt, dadurch gekennzeichnet, daß die Strukturzonen (7,7',7'') aus vorgegebenen Bereichen geringerer Wandstärke
als die die Strukturzonen umgebenden Teile der Hülle (4,4',4'') bestehen, so daß die
bei der Detonation entstehende Stoßwelle lokal zeitlich versetzt auf die nächsten
Hüllen (2, 3) übertragen wird und somit die vorgesehene Splitterform weitergibt, und
daß auf der dem Sprengstoff zugewandten Seite der Hülle (4,4',4'') Brandmasse (6)
angeordnet ist.
2. Splittergeschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Strukturzonen (7,7',7'') auf der dem Sprengstoff (5) abgewandten Seite der
Hülle (4,4',4'') angeordnet sind.
3. Splittergeschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die mit Strukturzonen (7,7',7'') versehene Hülle (4,4',4'') eine gegenüber der
angrenzenden äußeren Hülle (3) wesentlich geringere Impedanz ζ . c aufweist, wobei
ζ die Dichte des entsprechenden Materials und c die Geschwindigkeit der durch die
Detonation bewirkten Stoßwelle in dem jeweiligen Material ist.
4. Splittergeschoß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die mit Strukturzonen (7,7',7'') versehene Hülle (4,4',4'') aus Stahl und die
angrenzende äußere Hülle (3) aus Wolfram oder Wolframschwermetall besteht.