[0001] Mit dem Radio-Daten-System (RDS) wird für den Rundfunkhörer unhörbar parallel zum
ausgestrahlten Rundfunkprogramm ein binärer Datenstrom übertragen, der dem Empfangsgerät
eine Reihe von Abstimm-, Schalt- und Betriebsinformationen liefert. Unter anderem
werden z.B. als Abstimmhilfe fortlaufend sogenannte PI-Codes (Programme Identification
Codes) und AF-Codes (Alternative Frequency Codes) gesendet, die dem Empfänger die
Zuordnung einer Senderfrequenz zu einer bestimmten Programmkette erlauben und ihm
alternative Frequenzen anbieten, mit denen das gleiche Programm empfangen werden kann.
Ferner kann das Gerät anhand des sogenannten TP-Codes (Traffic Programme Code) erkennen,
welche Sender Verkehrsnachrichten übertragen, und es erhält mit dem TA-Code (Traffic
Announcement Code) ein Schaltsignal, mit dessen Hilfe es z. B. während des Abspielens
einer Musikcassette oder in Wartestellung bei unterdrücktem Rundfunkprogramm eine
Verkehrsnachricht vorrangig über die Lautsprecher durchgeben kann.
[0002] Eine Verschlechterung der Empfangsverhältnisse, besonders beim mobilen Rundfunkempfang,
kann vom Empfangsgerät durch blitzschnellen Wechsel auf eine alternative Frequenz
eliminiert werden, so daß der Rundfunkhörer praktisch unterbrechungsfrei dem laufenden
Programm folgen kann. Dieser schnelle Wechsel auf eine Ausweichfrequenz setzt natürlich
voraus, daß mindestens eine alternative Frequenz mit ausreichender Empfangsqualität
zur Verfügung steht. Ist dies nicht der Fall (sei es, weil es für einen lokalen Sender
keine alternative Frequenz gibt; sei es, weil das mit einem Autoradio versehene Fahrzeug
ein begrenztes Sendegebiet verläßt, so daß auch die alternativen Frequenzen nicht
mehr empfangswürdig sind), so muß von Hand oder automatisch nach einer neuen Programmkette
mit ausreichender Empfangsqualität gesucht werden. Dies hat besondere Bedeutung, wenn
man während des Abspielens einer Musikcassette oder in Wartestellung des Empfangsgerätes
bei stummgeschaltetem Rundfunkprogramm neueste Verkehrsmeldungen erwartet.
[0003] Die EFA 0 326 746 A2 schlägt für diesen Fall vor, den Gerätebenutzer durch ein Warnsignal
auf den Verlust der Programmkette aufmerksam zu machen, damit er von Hand eine andere
Sendestation anwählen kann. Diese Art des Hinweises war aber auch bereits bei Autoradios
für das ARI-System (Autofahrer Rundfunk Information) üblich, was in der "Grundig Technischen
Information" 4/5-1980, Seite 255, offenbart ist.
[0004] Nach dem Stand der Technik, wie beispielsweise in der EPA 0 326 747 A2 beschrieben,
ist es außerdem bekannt, einen automatischen Sender-Suchlauf zu starten, wenn ein
zuvor gewähltes Programm auch über die alternativen Frequenzen nicht mehr empfangen
werden kann. Dabei ergibt sich aber der Nachteil, daß sich in Gebieten aneinandergrenzender
Nationalstaaten das Empfangsgerät auf eine Programmkette des Nachbarlandes einstellen
wird, wenn deren Empfangsqualität höher als die eines Inlandprogrammes bewertet wird.
Besonderes bei fremdsprachigen Nachbarländern ist dies jedoch meist nicht erwünscht,
solange ein Programm des Heimatlandes noch mit ausreichender Empfangsqualität empfangen
werden kann.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, einen RDS-Rundfunkempfänger,
insbesondere ein RDS-Autoradio zu schaffen, der bzw. das bei Verschlechterung der
Empfangsverhältnisse zunächst nur nach Sendern mit gleicher Länderkennung sucht und
erst dann ein Programm des Nachbarlandes akzeptiert, wenn die Suche nach einem Heimatsender
erfolglos bleibt. Der Sendersuchlauf kann sich dabei, je nach Programmierung des Gerätes,
nur auf Verkehrsfunksender beschränken oder sämtliche RDS-Sender umfassen.
[0006] Ferner soll das Empfangsgerät wahlweise über einen Schalter derart programmierbar
sein, daß es nach einem automatischen Suchlauf nur Frequenzen mit der vor Beginn des
Suchlaufs empfangenen Länderkennung in den Arbeitsspeicher übernimmt. Während des
Suchlaufs soll die Endstufe des Gerätes stummgeschaltet sein und die Stummschaltung
erst aufgehoben werden, wenn wieder ein Programm mit ausreichender Empfangsqualität
empfangen wird.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen erläutert. Es zeigt:
- Fig. 1
- das Strukturschema des PI-Codes
- Fig. 2
- das Blockschaltbild für ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen RDS-Rundfunkempfängers
- Fig. 3
- ein Flußdiagramm für den Steuerungsablauf beim Wechsel auf eine andere Empfangsfrequenz.
[0008] Wie aus der Spezifikation des Radio-Daten-Systems, pr. EN 50 067 vom Oktober 1988,
hervorgeht, besteht der PI-Code aus einer vierstelligen hexadezimalen Zeichenfolge,
wobei jede HEX-Zahl mit 4 Bit binär codiert ist, so daß der PI-Code insgesamt eine
Folge von 16 Bits umfaßt (s. Fig. 1).
[0009] Die erste HEX-Zahl (Bits 1 bis 4) enthält die Länderkennung, d.h. sie gibt an, welcher
staatlichen Hoheit der Sender zuzuordnen ist.
[0010] Die zweite HEX-Zahl (Bits 5 bis 8) definiert den Sendebereich, d.h., sie unterscheidet
zwischen lokalen, regionalen, supra-regionalen, nationalen und internationalen Programmen.
[0011] Die dritte und vierte HEX-Zahl (Bits 9 bis 16) kennzeichnen die verschiedenen Programmgruppen,
die den Bundesländern zugehörig aufgeteilt sind.
[0012] So lautet z.B. der PI-Code für die Programmkette "Bayern 3" in hexadezimaler Schreibweise
"D 323". In binärer Schreibweise ergibt sich daraus die Bit-Folge "1101 0011 0010
0011".
[0013] Der in Fig. 2 dargestellte RDS-Rundfunkempfänger enthält in an sich bekannter Weise
einen Synthesizer-Tuner 1, einen ZF-Verstärker 2 zum selektiven Verstärken und Demodulieren
der Zwischenfrequenz, einen Stereo-Decoder 3 zum Decodieren des Stereo-Multiplexsignals
und eine Stereo-Endstufe 4. Als zentrale Steuereinheit, verbunden mit dem Bedienteil
12, dient der Mikroprozessor 9, der auch zur Sendereinstellung das notwendige Abstimmsignal
an den Synthesizer-Tuner 1 liefert. Die Empfangsqualität wird mit dem Pegeldetektor
5 und dem Mehrwegedetektor 6 überwacht. Der Pegeldetektor 5 entnimmt dem ZF-Verstärker
2 nach Maßgabe des ZF-Signalpegels eine Meßgröße zur Feststellung der Signalfeldstärke,
während der Mehrwegedetektor 6 hochfrequente Störamplituden im Multiplexsignal, verursacht
durch Mehrwegeempfang, auswertet. Die Analog-/Digitalwandlung der Steuersignale für
den Mikroprozessor 9 erfolgt entweder in den beiden Detektoren 5, 6 oder im Mikroprozessor
9, sofern er mit entsprechenden Wandlereingängen versehen ist. Der RDS-Decoder 7 wird
ebenfalls mit dem demodulierten Multiplexsignal gespeist. Nach einer 57 kHz-Bandpaßfilterung
wird das in Quadratur amplitudenmodulierte RDS-Signal demoduliert und die nach einer
anschließenden Biphase- und Differential-Decodierung gewonnenen digitalen Daten zur
Weiterverarbeitung dem Mikroprozessor 9 zugeführt.
[0014] Als Arbeitsspeicher und Zusatzspeicher besitzt der Mikroprozessor 9 den RAM-Speicher
13 mit mehreren Speicherebenen. Das Betriebsprogramm ist im ROM-Speicher 14 abgelegt.
Der EEPROM-Speicher 15 dient als nichtflüchtiger Programmspeicher und beinhaltet in
seinen einzelnen Speicherebenen für jedes abgespeicherte Programm neben dem PI-Code
und dem PS-Code (Programme Service Name-Code für die Anzeige des Namens einer Programmkette)
eine Anzahl ausgewählter alternativer Frequenzen für einen spontanen Programmabruf.
[0015] Die in der jeweiligen Speicherebene des Programmspeichers 15 enthaltenen Daten werden
bei Abruf eines bestimmten Programms durch den Mikroprozessor 9 in den Arbeitsspeicher
(erste Speicherebene des RAM-Speichers 13) übertragen. Anschließend werden die AFs
durch kurzzeitiges Abstimmen des Empfängers in Bezug auf Feldstärke, Mehrwegeempfang,
Sendermitte, RDS-Übertragungsqualität und PI-Code überprüft und entsprechend ihrer
Empfangsqualität in der Reihenfolge sortiert. Zuletzt wird der Tuner 1 durch den Mikroprozessor
9 auf die Frequenz mit der höchsten Feldstärke abgestimmt.
[0016] Stellt im weiteren Verlauf der Mikroprozessor 9 über den Pegeldetektor 5 und den
Mehrwegedetektor 6 fest, daß die Empfangsqualität nicht mehr ausreichend ist, weil
der Benutzer des mobilen RDS-Empfängers z.B. das Sendegebiet einer Programmkette verläßt
oder sich im Grenzgebiet zu benachbarten Nationalstaaten bewegt, so wird er einen
automatischen Frequenzwechsel einleiten, wie er im Flußdiagramm nach Fig. 3 beispielhaft
dargestellt ist.
[0017] Im Programmschritt 1 wird der eingestellte Sender fortlaufend auf Empfangsstörungen
hin überwacht. Sinkt die Empfangsqualität unter ein bestimmtes Mindestmaß, so wird
im Schritt 2 die nächstrangige AF der im Arbeitsspeicher (erste Speicherebene des
RAM-Speichers 13) enthaltenen AF-Liste vom Mikroprozessor 9 entnommen und im Schritt
4 durch kurzzeitiges Abstimmen des Tuners 1 auf Empfangswürdigkeit geprüft. Zuvor
wird aber im Schritt 3 die Endstufe 4 über den elektronischen Zweifachschalter 8 vom
Mikroprozessor 9 stummgeschaltet.
[0018] Sind die Mindestanforderungen an die Empfangsqualität erfüllt, so folgt im Schritt
5 ein Vergleich des PI-Codes mit dem der bisher eingestellten Mutterfrequenz. Fallen
die Prüfungen in den Schritten 4 oder 5 negativ aus, so kehrt das Programm zum Schritt
2 zurück, d.h., es wird die nächstfolgende AF der im Arbeitsspeicher 13 enthaltenen
AF-Liste entnommen und der Prüfzyklus so lange fortgesetzt, bis eine empfangswürdige
alternative Frequenz mit exakt gleichem PI-Code gefunden wird. In diesem Fall wird
im Schritt 6 eine Neubewertung der Rangfolge der alternativen Frequenzen in der AF-Liste
des Arbeitsspeichers 13 vorgenommen.
[0019] Wird keine empfangswürdige alternative Frequenz mit identischem PI-Code gefunden
und im Schritt 7 erkannt, daß sämtliche im Arbeisspeicher 13 enthaltenen Ausweichfrequenzen
durchgetestet wurden, so wird im Schritt 8 ein Suchlauf nach RDS-Sendern oder nach
RDS-Verkehrsfunksendern (je nach Geräteprogrammierung) über den gesamten Empfangsfrequenzbereich
gestartet. Dabei wird in der zweiten Speicherebene des RAM-Speichers 13 eine Liste
aller gefundenen RDS-Sender, sortiert nach PI-Code, angelegt. Im Schritt 9 wird dann
geprüft, ob empfangswürdige RDS-Sender gefunden wurden. Bei negativem Ergebnis wird,
zurückkehrend zum Schritt 8, der Suchlauf wiederholt, bei positivem Resultat werden
die gefundenen RDS-Sender bezüglich ihrer Feldstärke und ihrer Länderkennung bewertet
und aus der Senderliste ausgelesen. Die Prüfung, ob die Länderkennung einer der Senderliste
entnommenen Empfangsfrequenz der Nationalität des ursprünglich empfangenen Senders
entspricht, erfolgt im Schritt 11. Solange eine abweichende Länderkennung festgestellt
wird, kehrt das Programm über Schritt 12 zum Schritt 10 zurück, bis die gesamte Senderliste
ausgelesen ist. Ab diesem Zeitpunkt folgt dem Schritt 12 der Programmschritt 13, bei
dem gefragt ist, ob nur RDS-Sender mit identischer Länderkennung zugelassen sind.
Die Frage im Programmschritt 13 wird durch die Stellung des im Blockschaltbild, Fig.
2, symbolisch dargestellten Schalters 10 entschieden. Ist Schalter 10 geöffnet (wird
also die Frage im Programmschritt 13 verneint), so wird beim nochmaligen Auslesen
der Senderliste auch ein RDS-Sender mit abweichender Länderkennung vom Mikroprozessor
9 in den Arbeitsspeicher (erste Speicherebene des RAM-Speichers 13) geladen. Ist der
Schalter 10 geschlossen, d.h. sind nur RDS-Sender mit identischer Länderkennung erlaubt,
so kehrt das Programm vom Schritt 13 zum Schritt 8 zurück, wodurch ein erneuter Sendersuchlauf
ausgelöst wird.
[0020] Der Programmschritt 14 folgt, wenn von Schritt 6, 11 oder 13 eine neue Empfangsfrequenz
zur Abstimmung des Tuners 1 angeboten wird. Dabei wird diese Frequenz zusammen mit
dem PI-Code als neue Mutterfrequenz im Arbeitsspeicher (erste Speicherebene des RAM-Speichers
13) fixiert. Resultierend aus Programmschritt 13 kann dadurch auch eine neue Länderkennung
als Bezugsinformation für weitere Sendersuchläufe festgelegt werden.
[0021] Im Schritt 15 wird schließlich die Stummschaltung der Endstufe 4 über die Schalteinrichtung
8 wieder aufgehoben. Das Programm kehrt dann zum Schritt 1 zurück und leitet bei erneuter
Empfangsstörung die gleiche vorbeschriebene Frequenzwechselroutine ein.
[0022] Aus der vorangehenden Beschreibung geht hervor, daß das RDS-Empfangsgerät bei Verschlechterung
der Empfangsqualität bei geöffnetem Schalter 10 (gleichbedeutend mit nicht vorhandenem
Schalter) zunächst nur nach RDS-Sendefrequenzen sucht, die mit gleicher Länderkennung
im PI-Code ausgestrahlt werden. Erst wenn die Suche, auch über den gesamten Empfangsfrequenzbereich
erfolglos bleibt, wird ein RDS-Sender mit abweichender Länderkennung akzeptiert und
als neuer Muttersender im Arbeitsspeicher festgehalten.
[0023] Die Endstufe des Empfangsgerätes wird so lange stummgeschaltet, bis ein empfangswürdiges
Programm wieder zur Verfügung steht.
[0024] Bei geschlossenem Schalter 10 beschränkt sich die Suche nach Ausweichfrequenzen ausschließlich
auf Sendestationen mit gleicher Länderkennung, was ein Rundfunkhörer begrüßen wird,
der sich häufig mit seinem mobilen Empfangsgerät entlang der Grenze zu einem fremdsprachigen
Nachbarland bewegt. Bei Grenzüberschreitung muß er dann zur Anpassung des Empfangsgerätes
an eine neue Länderkennung den Schalter 10 zumindest vorübergehend öffnen.
1. RDS-Rundfunkempfänger, insbesondere RDS-Autoradio mit elektronischem Abstimm- und
Speicherelementen, mit einer Einrichtung zur Beurteilung der Empfangsqualität und
mit einer zentralen Steuereinheit, die einen automatischen Sendersuchlauf auslöst,
sobald das aktuell empfangene Programm und seine zugehörigen alternativen Frequenzen
nicht mehr empfangswürdig sind, dadurch gekennzeichnet,
daß die zentrale Steuereinheit (9) die vom RDS-Decoder (7) gelieferten, im PI-Code
des RDS-Datensignals enthaltenen Länderkennungen auswertet und im Vergleich zur Länderkennung
des vor Beginn des Suchlaufs empfangenen Programms vorzugsweise nur empfangswürdige
RDS-Empfangsfrequenzen mit gleicher Länderkennung in den Arbeitsspeicher (13) übernimmt
und erst nach erfolglosem Absuchen des gesamten Empfangsfrequenzbereiches auch Programme
des Nachbarlandes abspeichert.
2. RDS-Rundfunkempfänger nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die zentrale Steuereinheit (9) als Mikroprozessor ausgebildet ist und über einen
mechanischen oder elektronischen Schalter (10) zusätzlich derart programmierbar ist,
daß bei einem automatischen Suchlauf nur Sender mit der vor Beginn des Suchlaufs empfangenen
Länderkennung ausgewählt werden.
3. RDS-Rundfunkempfänger nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß wärend des Sendersuchlaufs die Endstufe (4) über eine Schalteinrichtung (8) von
der zentralen Steuereinheit (9) stummgeschaltet wird und daß diese Stummschaltung
so lange erhalten bleibt, bis ein Programm mit ausreichender Empfangsqualität wieder
empfangen werden kann.