[0001] Die Erfindung betrifft Verfahren zur Bereitstellung und Verteilung von Behandlungsgas
bei Wärmebehandlungen, wobei das Behandlungsgas mit einer in einem Behandlungsofen
angeordneten Katalysator-Retorte erzeugt wird. Ebenso betrifft die Erfindung eine
entsprechend ausgestaltete Katalysator-Retorte.
[0002] Es sind eine Mehrzahl von Wärmebehandlungsverfahren und dabei insbesondere Wärmebehandlungen
für metallische Werkstücke bekannt, die mit einer in den heißen Bereichen eines Wärmebehandlungsofens
untergebrachten Katalysator-Retorte zur Behandlungsgaserzeugung (Schutz- und Reaktionsgase)
arbeiten (siehe beispielsweise DE-OS 36 30 833). Diesen Retorten wird im Betrieb ein
Einsatzgas zugeführt, daß sich in diesen aufgrund des dort befindlichen Katalysators
und des vorhandenen Temperaturniveaus (etwa Ofentemperatur) in das gewünschte Behandlungsgas
umsetzt. Das so entstandene Gas fießt dann direkt aus der Retorte dem Ofeninnenraum
zu. Die Verfahren, die auf der Behandlungsgaserzeugung mit einer im Ofen angeordneten,
unbeheizten oder zusätzlich noch beheizten Katalysator-Retorte beruhen, sind aus ökonomischer
Sicht günstig, da keine eigenständige Einrichtung zur Behandlungsgaserzeugung notwendig
ist. Ein Nachteil dieser Verfahren besteht jedoch in einer gewissen Unflexibilität
bezüglich der Zuleitung und der Verteilung des in der Retorte produzierten Behandlungsgases,
da eine entsprechende Katalysator-Retorte fest in dem zugehörigen Behandlungsofen
installiert ist. Somit fließt das erzeugte Behandlungsgas an Ort und Stelle der Installation
der Retorte dem jeweiligen Ofen zu, und es ist mit einer derartigen Retorte eben nur
möglich, den mit dieser Retorte versehenen Ofen mit Behandlungsgas zu versorgen. Derartige,
fest zu installierende, länglich rohrförmige, mit einer Eigenbeheizung ausgestattete
Katalysator-Retorten sind beispielsweise der DE-OS 27 58 024 oder der DE-OS 36 32
577 zu entnehmen.
[0003] Soll mit dementsprechend konzipierten Katalysator-Retorten Behandlungsgas für andere
Zwecke geliefert werden, so ist es bislang allenfalls bekannt, Behandlungsgas, das
bereits aus der Retorte ausgetreten und den Ofeninnenraum erreicht hat, von dort wieder
abzuziehen. Dieses Gas ist jedoch dann bereits mit im Ofeninnenraum enthaltenen Verunreinigungen
belastet und muß in aller Regel einer Zwischenreinigung unterzogen werden.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein bezüglich der Gasbereitstellung
und -verteilung verbessertes Verfahren beim Einsatz von schutzgaserzeugenden Katalysator-Retorten
anzugeben.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zumindest ein Teil des in
der Katalysator-Retorte entstehenden Behandlungsgases noch innerhalb der Retorte angesaugt
und aus dieser und dem zugehörigen Behandlungsofen herausgeführt wird und dieser Teil
des Behandlungsgases an anderer Stelle einer Verwendung zugeführt wird.
[0006] Durch das Ansaugen von frisch enstandenem, noch unverschmutztem und unverbrauchtem
Behandlungsgas noch innerhalb der erzeugenden Retorte und dessen Herausführen aus
dem zugehörigen Ofen steht qualitativ hochwertiges Behandlungsgas zur Verfügung, das
beliebig verteilt und eingesetzt werden kann. Dies entspricht praktisch der Situation,
wie beim Vorhandensein eines eigenständigen Gasgenerators, dessen Anschaffungs- und
Betriebskosten jedoch beträchtlich sind.
[0007] Möglichkeiten der weiteren Ausgestaltung des erfindunggsgemäßen Verfahrens, bzw.vorteilhafte
spezielle Anwendungen des gemäß der Erfindung verfügbaren Behandlungsgases sind in
den entsprechenden Unteransprüchen beschrieben.
[0008] Eine zur Durchführung des vorliegenden Verfahrens geeignete Katalysator-Retorte mit
einem mit Katalysatormaterial ausgefüllten Bereich und einer Zuleitung für Einsatzgas
sowie Austrittsöffnungen für das erzeugte Behandlungsgas zeichnet sich dadurch aus,
daß in und an der Retorte ein Abzugsrohr derart installiert ist, daß das innenseitige,
offene Rohrende so positioniert ist, daß es von frisch entstehendem Behandlungsgas
umgeben wird und das andere Rohrende aus der Retorte und der zugehörigen Ofenanlage
herausreicht.
[0009] Im folgenden soll beispielhaft auf Varianten der Erfindung näher eingegangen und
deren Durchführung anhand der Figur, die eine entsprechend der Erfindung umgestaltete
Katalysator-Retorte zeigt, genauer beschrieben werden.
[0010] Die Figur zeigt eine in einem Ofen von einer Ofenwand 6 zur anderen Ofenwand 7 installierte,
längliche, etwa zylinderförmige Katalysator-Retorte 1. Diese ist außerhalb des Ofens
mit einer Zuleitung 8 für das Einsatzgas versehen, das zum Beispiel aus einem Gemisch
aus Erdgas und Luft bestehen kann. Das Innenvolumen der Retorte 1 ist zu einem großen
Teil mit Katalysatormaterial 9 gefüllt, das für die Umsetzung des über die Zuleitung
8 zuzuführenden Einsatzgases im Behandlungsgas sorgt. An dem der Zuleitung 8 gegenüberliegenden
Ende der Retorte sind daher Austrittsöffnungen 10 für das umgesetzte Gas vorgesehen.
Das Einsatzgas durchläuft im Betrieb das in der Retorte 1 befindliche Katalysatormaterial
9, in dem es in das gewünschte Behandlungsgas umgesetzt wird, und tritt als solches
dann durch die Gasaustrittsöffnungen 10 in den heißen Innenraum des Behandlungsofens
ein. Zentral in der Katalysator-Retorte 1 kann eine Eigenbeheizung 15 der Retorte
eingebaut sein, die aus einem Brenner mit Brengasgemisch-Zufuhr 16 und Abgasableitung
17 bestehen kann.
[0011] Gemäß der Erfindung ist nun in der Katalysator-Retorte 1 ein Absaugrohr 2 angeordnet,
mit dessen Hilfe frisch erzeugtes Behandlungsgas am Ende der Durchlaufstrecke des
Einsatzgases durch das Katalysatormaterial 9 aus dem Innenraum des Katalysatorrohres
angesaugt und aus der Retorte sowie der gesamten Ofenanlage herausbefördert werden
kann. Dazu ist außerhalb des Ofens am Abzugsrohr 2 eine Pumpe 3 mit variabel einstellbarer
Saugleistung angeordnet, die gleichzeitig auch für den Weitertransport des abgesaugten
Behandlungsgases sorgt. An die Pumpe 3 schließt sich eine Leitung 7 an, mit der das
abgesaugte Gas beliebig weitergeleitet werden kann und in die beliebig weitere Gaskomponenten
beispielsweise über eine Zufuhrleitung 5 zugeführt werden können. Bei der Zugabe einer
weiteren Gaskomponente zum abzusaugenden Behandlungsgas kann in besonders vorteilhafter
Weise die ansaugende Wirkung eines injizierten Gasstrahls in Leitung 7 für die Ansaugung
des Behandlungases aus der Retorte ausgenutzt werden, wodurch eine Pumpe entfallen
kann.
[0012] Das abgesaugte, frisch entstandene Behandlungsgas kann, da es noch keinerlei Verunreinigungen
enthält, für alle Zwecke in der gleichen Wärmebehandlungsanlage, in der es erzeugt
wurde, oder in einer benachbarten Anlage, in der ebenfalls entsprechendes Behandlunsgas
benötigt wird, angewendet werden. Die letztgenannte Variante kann dabei so weitgehend
ausgestaltet sein, daß das gesamte Schutzgas für mehrere gleichzeitig und benachbart
betriebene Wärmebehandlungsanlagen in dieser Weise erzeugt werden kann. Insbesondere
in dieser Ausbildung liefert das erfindungsgemäße Verfahren erhebliche Vorteile, da
nur eine entsprechend dimensionierte Katalysator-Retorte für mehrere Wärmebehandlungsanlagen
zu installieren ist und sich vergleichbare Möglichkeiten wie bei einem eigenständigen
Gasgenerator ergeben.
[0013] Jedoch hat auch die Anwendung des erfindungsgemäßen Vorgehens an nur eine Wärmebehandlungsanlage
Vorteile. Beispielsweise hat das Abziehen von Behandlungsgas und dessen Wiederzufuhr
in einem gewissen Abstand von der zu erzeugenden Retorte insbesondere bei Anwendung
in Durchlauföfen zur Folge, daß eine homogene Behandlungsgasatmospäre in einem größeren
Bereich des Durchlaufofens erreicht werden kann. Ebenso ist die Anwendung von erfindungsgemäß
gewonnenem Schutzgases, insbesondere zur Spülung von Ofenein- und Austrittsschleusen
vorteilhaft, da dadurch eigenständige Einrichtungen für diesen Zweck, beispielsweise
eine Stickstoffgasversorgung, entfallen können.
[0014] Insgesamt kann abschließend festgestellt werden, daß die vorliegende Erfindung eine
Vielzahl von neuen, vorteilhaften Möglichkeiten bei der Durchführung von Wärmebehandlungen
liefert und zum Teil grundlegend neue Konzeptionsmöglichkeiten für entsprechende Anlagen
eröffnet.
1. Verfahren zur Bereitstellung und Verteilung von Behandlungsgas bei Wärmebehandlungen,
wobei das Behandlungsgas mit einer in einem Behandlungsofen angeordneten Katalysator-Retorte
erzeugt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest ein Teil des in der Katalysator-Retorte entstehenden Behandlungsgases
noch innerhalb der Retorte angesaugt und aus dieser und dem zugehörigen Behandlungsofen
herausgeführt wird und dieser Teil des Behandlungsgases an anderer Stelle einer Verwendung
zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das aus der Retorte abgezogene
Behandlungsgas dem gleichen Behandlungsofen an anderer Stelle wieder zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das abgezogene Behandlungsgas
in die Ofeneintrittsschleuse und/oder die Ofenaustrittsschleuse eingeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das abgezogene Behandlungsgas
mit Abstand von der erzeugenden Retorte wieder in den gleichen Ofenbereich eingeführt
wird, um in diesem Ofenbereich ein sehr homogene Behandlungsgasatmosphäre zu erzeugen.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das abgezogene Behandlungsgas
in anderen, der erzeugenden Wärmebehandlungsanlage benachbarten Einrichtungen einer
Anwendung, insbesondere einer weiteren Wärmebehandlung, zugeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das abgezogene
Behandlungsgas außerhalb des Ofens durch die Zufuhr eines weiteren Gases oder weiterer
Gase in seiner Zusammensetzung verändert wird und dann seiner weiteren Anwendung zugeführt
wird.
7. Katalysator-Retorte zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
6 mit einem mit Katalysatormaterial ausgefüllten Bereich (9) und einer Zuleitung für
Einsatzgas (8) sowie Austrittsöffnungen (10) für das Behandlungsgas in das Ofeninnere,
dadurch gekennzeichnet, daß in und an der Retorte ein Abzugsrohr (2) derart installiert
ist, daß das innenseitige, offene Rohrende im Betrieb von gerade entstandenem Behandlungsgas
umgeben ist und das andere Rohrende aus der Retorte und der zugehörigen Ofenanlage
herausreicht.