[0001] Die Erfindung richtet sich auf einen Gefechtskopf mit einer Hohlladung und einem
Zünder in einem Gefechtskopfgehäuse und einem aus dem Gefechtskopfgehäuse in Flugrichtung
ausfahrbaren Abstandshalter, wobei mit dem Auftreffen der Abstandshalterspitze auf
dem Ziel die Zündung der Hohlladung ausgelöst wird.
[0002] Aus der DE 3 727 652 C1 oder der DE 3 804 992 C1 ist ein Gefechtskopf mit einem ausfahrbaren
Abstandshalter bekannt. Durch beim Abschuß erzeugte Trägheitskräfte wird der Abstandshalter
ausgefahren, die Abstandshalterspitze wird dabei automatisch jeweils in die weitest
mögliche Position vor den Hohlladungskegel gebracht. Beim Auftreffen der Spitze des
Abstandshalters auf dem Ziel wird durch einen Aufschlagsensor (er kann auch im Zünder
untergebracht sein und wird dann durch die durch den Abstandshalter laufende Schockwelle
ausgelöst) in einem zeitlich festgelegten Abstand die Hohlladung gezündet. Mit solchen
Geschossen lassen sich relativ enge Löcher in sehr dicken Betonwänden oder Panzerungen
erzeugen. Wird mit einem solchen Gefechtskopf gegen dünner gepanzerte Objekte oder
gegen Bunker und Befestigungen geschossen, so ist die Wirkung relativ gering, da der
Hohlladungsstachel auf eine große Tiefenleistung ausgelegt ist und nicht in die Breite
wirkt.
[0003] Insbesondere wegen der Bedrohung durch Hohlladungsgeschosse wurde eine reaktive Panzerung
entwickelt. Bei der reaktiven Panzerung sind auf der Außenseite des zu schützenden
Objektes mit Sprengstoff belegte Platten angebracht; die vom Geschoß ausgelöste Zündung
des Sprengstoffes führt zur Beschleunigung der Platten, die dann die Ausbildung des
Hohlladungsstachels ganz erheblich stören, so daß sogar Objekte mit einer dünneren
passiven Panzerung wirksam gegen Hohlladungsstachel geschützt werden können. Bei so
geschützten Objekten muß ein Geschoß zunächst die Sprengstoffbelegung abräumen.
[0004] Ein in der DE 3 804 992 C1 beschriebener Gefechtskopf enthält in einem ausfahrbaren
Abstandshalter eine Vorhohlladung (Tandemgefechtskopf); die Vorhohlladung wird vor
der Haupthohlladung gezündet.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Gefechtskopf mit einem Hohlladungsgeschoß zu
schaffen, der auf die Art der passiven Panzerung eingestellt werden kann, d. h. an
einem einheitlichen Gefechtskopf soll einstellbar sein, ob entweder eine sehr hohe
Durchschlagsleistung, beschränkt auf einen relativ schmalen Kanal, erzeugt werden
soll oder in eine dünnere Panzerung oder in ein Mauerwerk ein großes Loch geschossen
werden soll. Darüber hinaus sollte diese Einstellbarkeit auch für ein Tandemgeschoß
gegeben sein, das vor der (Haupt-) Hohlladung eine Vor(hohl)ladung, üblicherweise
zum Auslösen des Sprengstoffes in reativer Panzerung, aufweist und bei dem auch die
Breitenwirkung zu Lasten der Tiefenwirkung verstärkbar sein sollte.
[0006] Die Aufgabe wird von einem Gefechtskopf der obengenannten Art dadurch gelöst, daß
unabhängig von anderen Gefechtskopffunktionen ein partielles oder volles Ausfahren
des Abstandshalters am Gefechtskopf oder auch das Verbleiben des Abstandshalters vor
der Hohlladung möglich ist, und der Abstandshalter in der jeweiligen ganz oder teilweise
ausgefahrenen Stellung fixierbar ist.
[0007] In einer bevorzugten Weiterbildung ist im Abstandshalter zusätzlich eine Vorladung,
bevorzugt eine Vorhohlladung, untergebracht, wobei auch bei einem solchen Gefechtskopf
der Abstandshalter (üblicherweise per Hand unmittelbar vor dem Schuß) ganz oder teilweise
oder auch nicht von dem Schützen herausziehbar und in der ganz oder teilweise ausgefahrenen
Stellung am Gefechtskopfgehäuse fixierbar ist.
[0008] Bei allen bekannten Hohlladungsgeschossen mit ausfahrbarem Abstandshalter (Spike)
sind eine aufwendige störanfällige mechanische Einrichtung zum Ausfahren und eine
Steuereinrichtung erforderlich. Es ist nicht möglich, die Wirkung solcher Gefechtsköpfe
an die Art der Panzerung des Objektes anzupassen. Mit der erfindungsgemäßen Waffe
hat der Schütze einen einfach einstellbaren Gefechtskopf, der für zwei Arten von Panzerungen
jeweils optimal einzusetzen ist.
[0009] Grundsätzlich kann das partielle oder volle Ausfahren des Abstandshalters "automatisch"
erfolgen, d. h. durch ein üblicherweise elektrisches Signal beim Abschuß in Verbindung
mit einer Kontroll- oder Verzögerungseinrichtug kann der Abstandshalter beispielsweise
durch Zünden eines pyrotechnischen Kraftelements bewegt werden. Solche Einrichtungen
sind aber störanfällig und bedeuten ein zusätzliches Gewicht und mehr Aufwand. Besonders
günstig ist es bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung, daß die mechanische Einstellbarkeit
des Abstandshalters und dessen Arretierung per Hand durch den Schützen unmittelbar
vor dem Abschuß einfach möglich ist. Das Ausfahren kann ohne Problem jederzeit auch
rückgängig gemacht werden.
[0010] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, daß neben der
(Haupt-) Hohlladung im Abstandshalter ein Sprengkörper als Vorladung, bevorzugt eine
Vorhohlladung, eingebaut ist. Bei einem solchen Gefechtskopf mit einer Tandemladung
ist das Durchdringungsvermögen des Stachels der Haupthohlladung gegen rein passive
Panzerungen noch größer. Bei reaktiver Panzerung wird durch die Vorladung die reaktive
Panzerung ausgeschaltet, so daß die Haupthohlladung ungestört gegen die passive Panzerung
wirken kann. Ein solcher Tandemgefechtskopf kann erfindungsgemäß, wie oben beschrieben,
für beide Arten der Panzerung wirkungsvoll eingesetzt werden, wenn der Abstand, wie
weit die Abstandshalterspitze aus dem Gefechtskopf ragt, unkritisch, schnell und sicher
kurzfristig vor dem Schuß vorgegeben werden kann.
[0011] Die bewußte Verhinderung der normalen Ausbildung des Stachels der Haupthohlladung,
d. h. das "zu späte" Zünden der Hohlladung ist bei weniger starker Panzerung erforderlich
und besonders vorteilhaft. Sowohl bei "einfachen" Hohlladungsgefechtsköpfen als auch
bei Tandemgefechtsköpfen hat man erfindungsgemäß entweder eine vollwertige, in die
Tiefe wirkende Hohlladung oder eine Waffe mit abräumender und auch seitlich die Durchschlagstelle
aufreißender Wirkung.
[0012] Die Erfindung ist in der folgenden Zeichnung weiter beispielhaft erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- Hohlladungsgeschoß mit eingefahrenem Abstandshalter;
- Figur 2
- Hohlladungsgeschoß mit ausgefahrenem Abstandshalter;
- Figur 3
- Hohlladungsgeschoß mit Vorhohlladung und eingefahrenem Abstandshalter;
- Figur 4
- Hohlladungsgeschoß mit Vorhohlladung und ausgefahrenem Abstandshalter.
[0013] Alle vier Figuren zeigen einen Hohlladungsgefechtskopf, der bei rechtzeitiger Zündung
und ausreichend freiem Raum zur Ausbildung des Hohlladungsstachels ein sehr tiefes
Loch in einer Panzerung erzeugen kann. Eine Hohlladung 1 mit einer Einlage 2 in einem
Gehäuse 3 ist durch einen am Boden einschraubbaren Zünder 4 initiierbar. Der Zünder
4 enthält einen elektrischen Wandler zur Erzeugung einer Zündspannung, einen Detonator
und einen Booster. Die Zündspannung entsteht, wenn eine beim Aufschlag der Abstandshalterspitze
5 auf dem Ziel entstehende Schockwelle über den ringförmigen Abstandshalter 6 und
das Gehäuse 3 in den Zünder 4 einläuft. Die Zündung der Hohlladung 1 könnte in bekannter
Weise auch anders initiiert werden, beispielsweise durch einen Sensor, der in der
Abstandshalterspitze 5 eingebaut ist und dessen Signal von da über elektrische Kabel
in den Zünder 4 weitergeleitet wird. Der Abstandshalter 6 ist dabei so dimensioniert,
daß sich in dem freien Raum 8 über der Einlage 2 ein Hohlladungsstachel ungestört
ausbilden kann.
[0014] In jeder gewünschten Stellung soll der Abstandshalter 6 mit einer Abstandsrohrführung
7 verriegelbar sein, z. B. durch einen Schnapp- oder einen Bajonettverschluß. In vielen
Fällen wird auf Zwischenstellungen des Abstandshalters 6 zu verzichten sein, d. h.
das Abstandshalterrohr soll entweder voll ausgefahren sein, damit möglichst viel Raum
und Zeit zur Ausbildung des Hohlladungsstachels zur Verfügung steht oder der Abstandshalter
6 wird überhaupt nicht (wie in Figur 1 oder 3) herausgezogen, so daß die Tiefenwirkung
schlecht ist, jedoch bei der "zu späten" Detonation des Spengstoffes der Hohlladung
1 eine erheblich stärkere seitliche Wirkung erreichbar ist und damit bei weniger starker
Panzerung oder in Mauerwerk mannsgroße Löcher aufgerissen werden können.
[0015] In den Figuren 3 und 4 ist ein Tandemgefechtskopf mit einer Vorladung, hier mit einer
Vorhohlladung 10, wie beispielsweise aus der DE 3 804 992 C2 bekannt, mit eingezogenem
und voll ausgefahrenem Abstandshalter 6 dargestellt. Die Vorhohlladung 10 wird vor
der Hohlladung 1 gezündet. Der Gefechtskopf gemäß Figur 4 ist durch eine besonders
hohe Durchschlagsleistung bei sehr massiver passiver Panzerung ausgezeichnet, allerdings
bildet sich nur ein relativ enger Durchschlagskanal aus. Ein solcher Gefechtskopf
zeigt erfindungsgemäß bei dünneren Panzerungen, auch mit reaktiven Vorpanzerungen,
eine sehr große Wirkung, wenn der Abstandshalter 6 nicht oder nur zu einem Teil ausgefahren
wird (Figur 3).
[0016] Die Zündzeitpunkte der Vor- und der Hauptladung sind entsprechend den Erfordernissen
des jeweiligen Gefechtskopfes festgelegt.
[0017] Es hat sich gezeigt, daß es möglich aber nicht erforderlich ist, die relativen Zündzeitpunkte
zwischen Vorhohlladung und Haupthohlladung bei wenig oder nicht ausgefahrenem Abstandshalter
6 zu ändern. Wenn ein Gefechtskopf gemäß Figur 3 vor allem abräumen muß, ist der zeitliche
Zündabstand zwischen den Hohlladungen nicht kritisch.
1. Gefechtskopf mit einer Hohlladung (1) und einem Zünder (4) in einem Gefechtskopfgehäuse
(3) und einem aus dem Gefechtskopfgehäuse (3) in Flugrichtung ausfahrbaren Abstandshalter
(6), wobei mit dem Auftreffen der Abstandshalterspitze (5) auf dem Ziel die Zündung
der Hohlladung (1) ausgelöst wird, dadurch gekennzeichnet, daß unabhängig von anderen Gefechtskopffunktionen ein partielles oder volles Ausfahren
des Abstandshalters (6) am Gefechtskopf oder auch das Verbleiben des Abstandshalters
(6) vor der Hohlladung (1) möglich ist, und der Abstandshalter (6) in der jeweiligen
ganz oder teilweise ausgefahrenen Stellung fixierbar ist.
2. Gefechtskopf nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Abstandshalter (6) eine
Vorladung, bevorzugt eine Vorhohlladung (10) angebracht ist.