Elektrolyseverfahren zur Aufbereitung Metallionen enthaltender Altbeizen oder Produktströme
[0001] Die Erfindung betrifft ein Elektrolyseverfahren zur Aufbereitung mindestens zwei
unterschiedliche Metallionen enthaltender, bei der Oberflächenbehandlung metallischer
Werkstoffe mittels wäßriger Beizlösungen anfallender Altbeizen oder Nebenproduktströme
mittels mindestens einer Anode und einer Kathode und einem Elektrolyten.
[0002] Zu den herkömmlichen Verfahren zur Aufbereitung Metallionen enthaltender Altbeizen
oder Nebenproduktströme, die bei der Oberflächenbehandlung metallischer Werkstoffe
mittels wäßriger Beizlösungen entstehen, zählt die Elektrolyse, bei der das bzw. die
Metalle entweder über die Regelung der Zellspannung oder des Zellstroms an der Kathode
niedergeschlagen und die Anionen an der Anode entladen werden.
[0003] In der DE-A-1 558 711 ist ein Elektrolyseverfahren zur Gewinnung von Metallen aus
Verunreinigungen enthaltenden Beizlösungen beschrieben, bei dem der Ionen des betreffenden
Metalls enthaltende Elektrolyt in gerichtetem Strom auf die Anode und darauf an der
Kathode so vorbeibewegt wird, daß die Zellspannung zwischen der Anode und Kathode
eine Umwandlung der Metallionen in verhältnismäßig reines Metall bewirkt.
[0004] Die Anwendung dieses herkömmlichen Elektrolyseverfahrens zur Aufbereitung wäßriger
Metallionen enthaltender Altbeizen oder Nebenproduktströme ist nachteiligerweise nur
mit Wirkungsgraden, die deutlich unter 90 % liegen, verbunden. Das ist im wesentlichen
darauf zurückzuführen, daß entweder mehrere Metallionen mit unterschiedlichen Wasserstoffüberspannungen
oder Metalle, die mehrere Oxidationsstufen besitzen, im Elektrolyten vorliegen. Weiterhin
sind in Metallionen enthaltenden Altbeizen oder Nebenproduktströmen häufig Anionen
enthalten, die aufgrund der relativ hohen Zellspannung an der Anode zu Schadgasen,
z.B. Chlorgas, oxidiert werden.
[0005] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, den Wirkungsgrad der Metallabscheidung
des eingangs beschriebenen Elektrolyseverfahrens wesentlich zu steigern, ohne die
Beizlösungen oder die Nebenproduktströme chemisch zu verändern.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß Kathoden- und Anodenraum der Elektrolysezelle
durch eine Anionenaustauschermembrane getrennt, der Anodenraum mit entmetallisierter,
oxidierbarer oder nicht oxidierbarer Beizlösung gefüllt und das frei wählbare Potential
der Kathode oder Anode mittels potentialgeregeltem Gleichrichter über eine Bezugselektrode
konstant gehalten wird.
[0007] Diese Anordnung ermöglicht eine Metallionen enthaltende Altbeize oder Nebenproduktstrom
aufzuarbeiten, die neben abscheidbaren Metallen aus wäßrigen Lösungen nicht abscheidbare
Metalle enthält. Die Anionen der Altbeize gelangen durch die Anionenaustauschermembrane
in den Anodenraum, wo sie aufkonzentriert werden. Die Metallionen verbleiben im Kathodenraum,
so daß eine entmetallisierte Beizlösung dem Beizbad oder der Produktion zugeführt
werden kann. Die Elektrolyse wird solange durchgeführt, bis nahezu alle abscheidbaren
Metalle an der Kathode niedergeschlagen sind oder bis die Altbeize bzw. der Nebenproduktstrom
an Anionen nahezu vollkommen abgereichert ist. In der an Anionen verarmten Beizlösung
verbleiben die nicht abscheidbaren Metalle.
[0008] Eine vorzugsweise Ausführungsform des erfindungsgemäßen Elektrolyseverfahrens besteht
in der Anwendung auf Eisen(II)- und/oder Eisen(III)-chloridhaltige Altbeizen oder
Nebenproduktströme, die bei der Oberflächenbehandlung von Eisen-Nickel-Legierungen
entstanden sind. Hierbei wird nach erfolgter Metallabscheidung an der Kathode die
an Metallen abgereicherte Beizlösung dem Anodenstrom zugeführt und an der Anode solange
Chlorgas entwickelt, bis die Eisen(III)-chloridhaltige Beizlösung ihre Ausgangskonzentration
wieder erreicht hat. Das Chlorgas oxidiert das während des Beizprozesses entstandene
Eisen(II) zu Eisen(III). Die zum Beizvorgang erforderliche Eisen(III)-Chloridkonzentration
kann somit über die gesamte Beizdauer konstant gehalten werden.
[0009] Im Rahmen der zweckmäßigen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Elektrolyseverfahrens
beträgt die Zellspannung 2,0 bis 6,0 V, die Stromdichte 5 bis 70 mA/cm² und das Potential
der Kathode oder Anode bis -2000 mV, vorzugsweise -100 bis 1800 mV.
[0010] Auf diese Weise können mit hohem Wirkungsgrad Metalle mit mehreren Oxidationsstufen
durch Einstellung des jeweils spezifischen Potentials und durch Kathodenwechsel nacheinander
oder als Legierungsüberzüge abgeschieden werden. Die entmetallisierte Beizlösung wird
in den Anodenraum geleitet und nach erfolgter Elektrolyse dem Beizbad oder dem Produktstrom
zugeführt.
[0011] Die Erfindung ist im folgenden anhand mehrerer Ausführungsbeispiele und schematischer
Zeichnungen näher erläutert.
[0012] Bei dem in Fig. 1 dargestellten Elektrolyseverfahren wird eine Al³⁺ - und Cu²⁺-Ionen
enthaltende Altbeize auf Schwefelsäurebasis über die Leitung (25) dem Kathodenraum
(26) der potentialgeregelten Elektrolysezelle (27) zugeführt. Das Kupfer wird an der
Kathode (28), der die Bezugselektrode (29) zugeordnet ist, potentialgeregelt abgeschieden.
[0013] Die Anionen gelangen durch die Anionenaustauschermembrane (30) in den Anodenraum
(31) mit der darin angeordneten Anode (32), wo sie aufkonzentriert werden. Aus dem
Anodenraum (31) wird die weitgehend entmetallisierte Beizlösung über die Leitung (33)
einem Puffertank (34) aufgegeben, der über die Leitung (35) mit dem Beizbad (36) und
über die Leitung (37) mit dem Anodenraum (31) verbunden ist. Die an Kupfer verarmte
Al³⁺-Ionen enthaltende Beizlösung wird aus dem Kathodenraum (21) über die Leitung
(38) abgezogen.
[0014] Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Elektrolyseverfahrens ist in
Fig. 2 wiedergegeben. Über die Leitung (39) wird Altbeize der Zusammensetzung Fe³⁺
261 g/l, Fe²⁺ 5 g/l, Ni²⁺ 15 g/l, Cl
- 521 g/l, freie Salzsäure < 1 g/l dem Kathodenraum (40) der potentialgeregelten Elektrolysezelle
(41) zugeführt. Bei einer Zellspannung von 4,5 V, einer Stromdichte von 50 mA/cm²
und einem Kathodenpotential von -1600 mV werden Eisen und Nickel gemeinsam an der
Kathode (43) mit zugeordneter Bezugselektrode (42) abgeschieden. Wegen der Gefahr
der Oxidation von Fe²⁺- zu Fe³⁺ -Ionen ist in der Elektrolysezelle (41) eine Anionenaustauschermembrane
(44) angeordnet. Während der Abscheidung der Metalle an der Kathode (43) wandern aufgrund
des elektrischen Feldes die Cl⁻-Ionen aus der Beizlösung durch die Anionenaustauschermembrane
(43) in den Anodenraum (45), wo eine durch die Anode (46) hervorgerufene Oxidation
zu Chlorgas erfolgt. Aus dem Kathodenraum (40) wird die entmetallisierte Fe(III)-Chlorid-Beizlösung
über Leitung (47) dem Anodenraum (45) zugeführt. Das Chlorgas strömt über Leitung
(48) und die Fe(III)-Chlorid-Beizlösung über Leitung (49) vom Anodenraum (45) zum
Beizbad (50). Die durch die Einleitung des Anolyts nach der Elektrolyse im Beizbad
(5) enthaltenen Fe²⁺-Ionen werden durch das Chlorgas zu Fe³⁺-Ionen oxidiert.
[0015] Die chemische Analyse des Anolyts nach der Elektrolyse ergibt eine Zusammensetzung
aus Fe³⁺ 57 g/l, Fe²⁺ < 10 mg/l, Ni²⁺ 1,2 g/l und Cl⁻ 110,5 g/l.
[0016] Der mit der Erfindung erzielte Vorteil besteht insbesondere darin, daß sich mit dem
erfindungsgemäß gestalteten Elektrolyseverfahren Wirkungsgrade bis 95 % erzielen lassen.
1. Elektrolyseverfahren mit mindestens einer Anode und einer Kathode und einem Elektrolyten
zur Aufbereitung mindestens zwei unterschiedliche Metallionen enthaltender, bei der
Oberflächenbehandlung metallischer Werkstoffe mittels wäßriger Beizlösungen anfallender
Altbeizen oder Nebenproduktströme, dadurch gekennzeichnet, daß Kathoden- und Anodenraum
durch eine Anionenaustauschermembrane getrennt, der Anodenraum mit entmetallisierter,
oxidierbarer oder nicht oxidierbarer Beizlösung gefüllt und das frei wählbare Potential
der Kathode oder Anode mittels potentialgeregeltem Gleichrichter über eine Bezugselektrode
konstant gehalten wird.
2. Elektrolyseverfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Anwendung auf Fe²⁺-,
Fe³⁺- und Ni²⁺ -Ionen enthaltende Beizlösungen oder Nebenproduktströme auf der Basis
von Eisen(II)- und/oder Eisen(III)-Chlorid.
3. Elektrolyseverfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zellspannung 2 bis 6 V, die Stromdichte 5 bis 70 mA/cm² und das Potential der Anode
bis -2000 mV beträgt.
4. Elektrolyseverfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Anodenpotential
-100 bis -1800 mV beträgt.
5. Elektrolyseverfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Metalle nacheinander durch Einstellung des jeweils metallspezifischen Potentials und
Kathodenwechsel abgeschieden werden.
6. Elektrolyseverfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Metalle als Legierungen abgeschieden werden.