[0001] Die EP-A1-0 370 201, die nicht zum Stande der Technik gehört, betrifft ein Verfahren
zum Betrieb einer Anlage für die Vergasung feinkörniger bis staubförmiger fester Brennstoffe,
- mit
Vergasungsreaktor, der mit Vergasungsbrennern ausgerüstet ist,
Einrichtung für die Flugstaubabscheidung aus dem Rohgas,
Flugstaubsammelbehälter und Einrichtung für die Flugstaubrückführung in den Vergasungsreaktor,
wobei die Vergasungsbrenner mit einem am Vergasungsbrenneraustritt rotationssymmetrischen
Brennstoff/Reaktionsmittel-Strahl in den Vergasungsreaktor hineinbrennen und von den
Brennstoff/Reaktionsmittel-Strahlen in dem Vergasungsreaktor eine Primärreaktionszone
hoher Temperatur gebildet wird.
[0002] Der Arbeitsweise nach der EP-A1-0 370 201 liegt dabei die Aufgabe zugrunde, den Prozeß
so zu führen, daß der aus dem Rohgas trocken abgeschiedene Flugstaub ohne besondere
Aufbereitung und ohne störende Beeinflussung des Vergasungsprozesses vollständig in
der Schlacke eingebunden wird, wobei gleichzeitig der im Flugstaub enthaltene Restkohlenstoff
vollständig verbrannt werden soll. Zur Lösung dieser Aufgabe wird hierbei vorgeschlagen,
daß der Flugstaub mit seinem Gehalt an Rohgas und seinem Restkohlenstoff durch einen
Fördergasstrom in die Achse von zumindest einem Brennstoff/Reaktionsmittel-Strahl
eingeführt, von dem Brennstoff/Reaktionsmittel-Strahl in die Primärreaktionszone eingebracht
und in dieser eingeschmolzen wird.
[0003] Hierbei kann gemäß einer Variante dieses Verfahrens mit Vergasungsbrennern gearbeitet
werden, die einen zur Brennerachse koaxialen Zuführungskanal für Primärsauerstoff,
einen umgebenden Ringkanal für die Brennstoffzuführung und einen diesen umgebenden
Ringkanal für die Zuführung von Sekundärsauerstoff aufweisen. Die Zuführung des Flugstaubes
soll in diesem Falle durch einen besonderen Zuführungskanal (Lanze) erfolgen, der
in der Achse des Zuführungskanals für den Primärsauerstoff angeordnet ist. Bezüglich
der Aufteilung der beiden Sauerstoffteilströme werden dabei jedoch keine näheren Angaben
gemacht.
[0004] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, die vorstehend beschriebene Verfahrensvariante
im Bezug auf ihre Betriebsbedingungen zu optimieren.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß mit einem Massenverhältnis
von Primärsauerstoff zu Sekundärsauerstoff von 1 : 1 bis 1 : 4, vorzugsweise 1 : 1
bis 1 : 3, gearbeitet wird.
[0006] Der Primärsauerstoff sorgt dabei in erster Linie dafür, daß der im Ringkanal mit
hoher Förderstromdichte aber geringer Geschwindigkeit dosierte Brennstoff ausreichend
beschleunigt und verwirbelt wird. Durch diese Verwirbelung des Brennstoffstromes erhalten
die Brennstoffteilchen im erforderlichen Umfange Sauerstoff zur Reaktion angeboten,
die unmittelbar am Brennermund als Verbrennung zu CO₂ abläuft. Der im Zentrum des
Vergasungsbrenners ebenfalls mit hoher Förderstromdichte und geringer Geschwindigkeit
dosierte Flugstaub gelangt daher am Brennermund in eine Zone hoher Temperatur, die
die Reaktion des im Flugstaub enthaltenen Restkohlenstoffes begünstigt.
[0007] Der Sekundärsauerstoff soll den Brennstoffstrom von außen auflockern und beschleunigen.
Außerdem wird durch den mit hoher Geschwindigkeit aus dem Vergasungsbrenner austretenden
Sekundärsauerstoff sowie durch die anderen Stoffströme das bereits erzeugte Rohsynthesegas
aus dem Reaktionsraum des Vergasungsreaktors zum Brennermund rezirkuliert.
[0008] Dank des erfindungsgemäßen Massenverhältnisses von Primärsauerstoff zu Sekundärsauerstoff
ist das Angebot an Sekundärsauerstoff an das Rohsynthesegas aber beschränkt. Im Rohsynthesegas,
das zu 90 % aus CO + H₂ besteht, kann deshalb nur im sehr begrenzten Umfange eine
weitere Verbrennungsreaktion zu CO₂ + H₂O stattfinden. Bei Einhaltung des beanspruchten
Massenverhältnisses von Primärsauerstoff zu Sekundärsauerstoff kann daher der CO₂-Gehalt
im durch die Vergasung erzeugten Synthesegas bei den meisten Brennstoffen im Bereich
zwischen 1 und 3 % gehalten werden.
[0009] Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es von Vorteil, wenn den
Sauerstoffströmen Wasserdampf zugesetzt wird, der als Temperaturmoderator in der Reaktionszone
dient, wobei das Massenverhältnis von Sauerstoff (gesamt) zu Wasserdampf im Bereich
von 1 : 0,1 bis 1 : 0,6 liegen soll. Hierbei soll der Wasserdampf vorzugsweise dem
Sekundärsauerstoff zugesetzt werden. Unter Umständen kann auch CO₂ als Temperaturmoderator
anstelle von Wasserdampf verwendet werden, wenn dadurch nicht die gewünschte Zusammensetzung
des erzeugten Partialoxidationsrohgases negativ beeinflußt wird.
[0010] Anstelle von technisch reinem Sauerstoff kann bei der Vergasung selbstverständlich
auch unreiner Sauerstoff mit z.B. 15 %·N₂ +. Ar oder stark vorgewärmte Luft als Sauerstoffträger
verwendet werden, wobei sich die weiter oben angegebenen Zahlenwerte selbstverständlich
immer auf den reinen Sauerstoff beziehen.
[0011] Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann vorteilhafterweise auch
mit einem Vergasungsbrenner gearbeitet werden, bei dem im Gegensatz zu der in der
EP-A1-0 370 201 beschriebenen Brennerkonstruktion die Zuführung des Flugstaubes nicht
über eine in der Achse des Zuführungskanals für den Primärsauerstoff angeordnete Lanze,
sondern über einen entsprechend angeordneten Ringkanal erfolgt. Dadurch wird der Strom
des Primärsauerstoffes auf zwei Kanäle verteilt, und zwar auf einen ersten Kanal im
Zentrum des Vergasungsbrenners und auf einen Ringkanal, der den Zuführungskanal für
den Flugstaub von außen umschließt. Die Verteilung des Primärsauerstoffes auf den
ersten und zweiten Kanal erfolgt dabei auf Grund der Druckverluste etwa im Verhältnis
1 : 2. Dadurch wird erreicht, daß der Flugstaub besser mit dem Primärsauerstoff reagieren
kann.
[0012] Bei der Zuführung des Flugstaubes durch einen Ringkanal muß allerdings in den meisten
Fällen die Förderstromdichte des Flugstaubes durch Zugabe eines Trägergases herabgesetzt
werden. Hierfür kann beispielsweise N₂ und/oder CO₂ oder auch ein Teil des erzeugten
Synthesegases verwendet werden. Um Verstopfungen im Ringkanal zu vermeiden, darf die
Korngröße der Flugstaubpartikel nicht mehr als 1 mm betragen. Überkorn muß deshalb
vor der Einleitung des Flugstaubes in den Vergasungsbrenner durch geeignete Maßnahmen
entfernt werden.
[0013] Der Kopf eines zur Durchführung dieser Verfahrensvariante geeigneten Vergasungsbrenners
ist in der Abbildung als Axialschnitt dargestellt. Hierbei ist der Brennermantel 1
mit einem umlaufenden Kühlkanal 2 und einem Ringkanal 3 für die Einleitung von Schutzgas
versehen. Der Ringkanal 4 dient der Zuführung des Sekundärsauerstoffes und der Ringkanal
5 der Zuführung des Brennstoffes. Wie die Abbildung erkennen läßt, sind dabei die
Austrittsöffnungen der Ringkanäle 3 bis 5 zur Brennerachse hin geneigt. Erfindungsgemäß
erfolgt hier die Zuführung des Flugstaubes durch den Ringkanal 6, der im Bereich der
zentralen Zuführung des Primärsauerstoffes angeordnet ist, so daß dieser durch den
zentralen Zuführungskanal 7 und den Ringkanal 8 eingeleitet wird. Im Zuführungskanal
7 und im Ringkanal 8 können dabei die Drallkörper 9 angeordnet sein, durch die die
Verwirbelung des Primärsauerstoffes mit dem Flugstaub und dem Brennstoff verbessert
wird. Dieser Effekt wird außerdem dadurch unterstützt, daß die Austrittsöffnungen
der Ringkanäle 3 bis 5 zur Brennerachse hin geneigt sind. Durch die Schutzgaszufuhr
über den Ringkanal 3 wird die Sauerstoffkonzentration am gekühlten Brennermund 10
verringert.
[0014] Die zentrale Zuführung von Primärsauerstoff über den Zuführungskanal 7 hat außerdem
den Vorteil, daß im Zentrum des Vergasungsbrenners der Lichtleiter 11 eines außerhalb
des Vergasungsbrenners installierten Flammenwächters angeordnet sein kann.
[0015] Der vorstehend beschriebene Vergasungsbrenner kann auch als Zündbrenner verwendet
werden, wenn durch den Ringkanal 6 anstelle von Flugstaub ein gasförmiges Zündmedium,
wie z.B. Erdgas oder Propan, eingeleitet wird. Diese Brennerkonstruktion ist deshalb
auch hervorragend für den Anfahrbetrieb des Vergasungsreaktors geeignet.
1. Verfahren zum Betrieb einer Anlage für die Vergasung feinkörniger bis staubförmiger
fester Brennstoffe, mit
Vergasungsreaktor, der mit Vergasungsbrennern ausgerüstet ist,
Einrichtung für die Flugstaubabscheidung aus dem Rohgas,
Flugstaubsammelbehälter und Einrichtung für die Flugstaubrückführung in den Vergasungsreaktor,
wobei mit Vergasungsbrennern gearbeitet wird, die einen zur Brennerachse koaxialen
Zuführungskanal für Primärsauerstoff, einen umgebenden Ringkanal für die Brennstoffzuführung
und einen diesen umgebenden Ringkanal für die Zuführung von Sekundärsauerstoff aufweisen
und wobei der aus dem Rohgas abgeschiedene Flugstaub in die Achse von zumindest einem
Brennstoff/Reaktionsmittel-Strahl eingeführt, von diesem in die Primärreaktionszone
des Vergasungsreaktors eingebracht und in dieser eingeschmolzen wird, dadurch gekennzeichnet, daß mit einem Massenverhältnis von Primärsauerstoff zu Sekundärsauerstoff von 1 :
1 bis 1 : 4, vorzugsweise 1 : 1 bis 1 : 3, gearbeitet wird
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß den Sauerstoffströmen Wasserdampf als Temperaturmoderator zugesetzt wird, wobei
das Massenverhältnis von Sauerstoff (gesamt) zu Wasserdampf im Bereich von 1 : 0,1
bis 1 : 0,6 liegen soll.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Wasserdampf vorzugsweise dem Sekundärsauerstoff zugesetzt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Flugstaub über einen innerhalb des Primärsauerstoffstromes angeordneten Ringkanal
eingeleitet wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß bei Zuführung des Flugstaubes über einen Ringkanal die Förderstromdichte des
Flugstaubes durch Zugabe eines Trägergases herabgesetzt und seine Korngröße auf Werte
von < 1 mm begrenzt wird.