[0001] Die Erfindung betrifft eine Schutzschicht für ein metallisches Substrat, die vor
allem gegen Korrosion, Erosion und Verschleiss wirksam ist.
[0002] Die Schutzschicht ist gekennzeichnet durch (in Masse-%):
[0003] 35 - 50 % Chrom (Cr) + Molybdän (Mo), mit einem Mo-Anteil von 0 - 10 %, Rest mindestens
Eisen (Fe), mit einem minimalen Fe-Anteil von 25 %, und ferner durch eine Mindesthärte
von 800 HV0.1.
[0004] Ihre Schutzwirkung wird erreicht durch die Ausbildung einer Sigma-Phase, deren Anteil
mindestens 5 Vol.-% beträgt, um die geforderte Mindesthärte zu erreichen, und durch
ihren hohen Chrom (oder Chrom und Molybdän) -Gehalt. Die Sigma-Phase enthält circa
55 % Eisen und 45% Chrom; sie zeichnet sich durch hohe Härte und sehr geringe plastische
Verformbarkeit aus. Neben der Sigma-Phase können - nach geeigneten Wärmebehandlungen
- auch andere Phasen, wie Chi, Alpha-prime und Gamma-prime und Ausscheidungen, wie
Karbide und Nitride, zu der erhöhten Härte beitragen.
[0005] Ein Verfahren zur Herstellung der neuen Schutzschicht ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Schichtmaterial zusammen mit der zu beschichtenden Oberfläche des Substrats
mit Hilfe eines thermischen Schmelzverfahrens aufgeschmolzen und mit einer Mindestabkühlgeschwindigkeit
von 100 K/sec auf mindestens 500 °C abgekühlt wird, wobei eine metallurgisch gebundene
Schutzschicht mit einer Härte kleiner als 500 HV0.1 erzeugt wird, und dass diese Schutzschicht
anschliessend in einem Temperaturbereich von 500 - 950 °C solange wärmebehandelt wird,
dass die Härte mindestens 800 HV0.1 beträgt.
[0006] Unter Wahrung des vorgeschriebenen Minimalanteils an Eisen können andere Elemente
das Eisen teilweise ersetzen, um bestimmte Wirkungen zu erreichen. So bewirkt beispielsweise
eine Zugabe von Kohlenstoff eine Erhöhung der Umwandlungsgeschwindigkeit, d.h. der
Bildung der Sigma-Phase; andere Elemente, wie Silizium, Niob und Titan fördern die
Ausbildung der Sigma-Phase ebenfalls, insbesondere bei relativ niedrigem Chrom-Gehalt.
[0007] Soll die maximale Mindesthärte der Schutzschicht, die aus einer oder mehreren Lagen
bestehen kann, erhöht werden, so erhöht man den Anteil der Sigma-Phase an den Gefügen;
diese kann mit Vorteil beispielsweise mindestens 50 Vol.-% betragen.
[0008] Eine gute Haftung der Schutzschicht, die zweckmässigerweise Schichtdicken zwischen
0,1 und 3 mm aufweisen kann, wird erreicht, wenn Schicht und Substrat metallurgisch
verbunden sind. Als Substrat eigenen sich alle Metalle mit ausreichend hohem Schmelzpunkt;
bevorzugt werden als Subtrate Eisen-Basislegierungen verwendet.
[0009] Für die Herstellung der Schutzschicht hat es sich besonders bewährt, wenn das Schichtmaterial
als Pulver durch eine Düse in das Schmelzbad eingeblasen wird, wobei das Schichtmaterial
gleichzeitig umgeschmolzen und mit dem Substrat metallurgisch verbunden wird; selbstverständlich
kann das Schichtmaterial dabei auch als Stange oder Draht zugeführt werden.
[0010] Es ist weiterhin auch möglich, das Substrat mit dem Schichtmaterial vorzubeschichten
und anschliessend beide Materialien durch Umschmelzen metallurgisch miteinander zu
verbinden. Die Vorbeschichtung erfolgt dabei vorteilhafterweise galvanisch oder durch
ein thermisches Spritzverfahren, wie beispielsweise durch Vakuum-Plasmaspritzen CVD
oder PVD. Schliesslich ist es noch möglich, die Oberfläche des Substrates einfach
mit dem Schichtmaterial in Form von Pulver, Draht, dünnen Streifen oder Plättchen
zu "belegen", wobei der Belag dann gemeinsam mit der Substrat-Oberfläche aufgeschmolzen
wird.
[0011] Bei der Zuführung des Schichtmaterials als Pulver, Draht oder Stange kann das Auf-
und Umschmelzen beispielsweise mit einem Laserstrahl oder einem Lichtbogen durchgeführt
werden. Bei vorbeschichteten Substraten ist es zusätzlich auch möglich, als Energiequelle
für das Schmelzen einen Elektronenstrahl zu benutzen. Weiterhin kann das Substrat
gegebenenfalls vor der Vorbeschichtung und/oder vor dem Schmelzverfahren vorgewärmt
werden.
[0012] Schliesslich ist es vorteilhaft, wenn die Wärmebehandlung zur Ausbildung der Sigma-Phase
bei etwa 700° C während mindestens sechs Stunden durchgeführt wird.
[0013] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0014] Zu beschichten ist ein Substrat aus Kohlenstoff-Stahl St 37 mit einer 0,15 bis 0,2
mm dicken Schicht, die neben Eisen etwa 45 % Chrom enthält.
[0015] Die zu beschichtende Oberfläche des Substrates wird zunächst entfettet und galvanisch
mit einem etwa 80 µm dicken Belag aus reinem Chrom versehen. Um in der späteren Schutzschicht
Gaseinschlüsse zu vermeiden, wird das galvanisch verchromte Substrat anschliessend
einer Wärmebehandlung in Luft bei etwa 200° C für 4 bis 6 Stunden unterworfen.
[0016] Die Herstellung der Schutzschicht erfolgt durch Umschmelzen der verchromten Oberfläche
mit Hilfe eines Laserstrahls. Ein Laserstrahl mit einer Leistung von 1500 W und einem
Strahldurchmesser auf der umzuschmelzenden Oberfläche von 1,23 mm - was eine Leistungsdichte
von 1260 W/mm² ergibt - wird unter einer Helium-Schutzgasatmosphäre mit je einer seitlichen
Versetzung von 0,2 mm pro Zeile zeilenweise in drei Durchgängen über die umzuschmelzende
Oberfläche des verchromten Substrates geführt, wobei die Vorschubgeschwindigkeiten
1900, 1500 und 1000 mm/min betragen; daraus lassen sich Einwirkzeiten von 31, 39 und
58 ms errechnen, was bei der Gesamtmasse des verwendeten Substrates und dessen Wärmeleitfähigkeit
in diesem Fall eine Abkühlgeschwindigkeit von mindestens 2000 K/sec ergibt.
[0017] Das mehrfache Aufschmelzen dient dazu, die durch das Umschmelzen mit dem Substrat
metallurgisch verbundene Schutzschicht, die nach dem Umschmelzen die geforderte Zusammensetzung
von etwa 45 % Chrom und 55 % Eisen neben geringen Anteilen von Kohlenstoff, Silizium,
Mangan und anderen Spurenelementen aus dem Stahl St37 aufweist, zu homogenisieren.
Nach der Laserbehandlung hat die Schicht als Zwischenprodukt eine Härte von HV0.1
240-260 und ihr Gefüge enthält keine Sigma-Phase.
[0018] Eine teilweise Umwandlung des Gefüges in eine Sigma-Phase wird durch eine anschliessende
Wärmebehandlung, die bei etwa 700° C in einem Ofen in Luft für etwa 12 Stunden durchgeführt
wird, erreicht, wobei weder die Aufheizgeschwindigkeit noch die Abkühlgeschwindigkeit
kritische Parameter sind; es ist lediglich darauf zu achten, dass die notwendige Haltezeit
bei Behandlungstemperatur eingehalten wird.
[0019] In metallurgischen Untersuchungen ist bei der so behandelten Schutzschicht ein Anteil
von mehr als 80 Vol.-% an Sigma-Phase ermittelt worden; die Härte der Schicht beträgt
HV0.1 1200-1400.
[0020] Die Schutzschicht hat sich als besonders widerstandsfähig gegen Korrosion erwiesen,
was belegt wird durch Korrosionsprüfungen in 5% NaCl, wobei die Beständigkeit gegen
lokale Korrosionsformen (Lochfrass oder Spaltkorrosion) nach der Wärmebehandlung besser
ist als bei austenitischem rostfreien Stahl DIN 1.4435 (X2 CrNiMo 18 12. AISI 316L);
die ermittelten kritischen Lochfrasstemperaturen waren für eine Fe-44%Cr wärmebehandelte,
laserumgeschmolzene Schutzschicht auf St 37 bzw. für einen 1.4435 rostfreien Stahl
16 bzw. 11,5° C.
1. Schutzschicht, insbesondere gegen Korrosion, Erosion und/oder Verschleiss, für ein
metallisches Substrat, gekennzeichnet durch einen Gehalt an (in Masse-%):
35 - 50 % Chrom (Cr) + Molybdän (Mo), mit einem Mo-Anteil von 0 - 10 %, Rest mindestens
Eisen (Fe), mit einem minimalen Fe-Anteil von 25 %, und ferner durch eine Mindesthärte
von 800 HV0.1.
2. Schutzschicht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Fe teilweise ersetzt ist
durch mindestens eines der nachstehenden Elemente (in Masse-%):
3. Schutzschicht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ihre Schichtdicke
0.1 bis 3 mm beträgt.
4. Schutzschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
5 Vol% der Schicht in Form einer Sigma-Phase vorliegen.
5. Schutzschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil
der Sigma-Phase mindestens 50 Vol.% beträgt.
6. Schutzschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schicht
und das Substrat metallurgisch miteinander verbunden sind.
7. Verfahren zur Herstellung einer Schutzschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, dass das Schichtmaterial zusammen mit der zu beschichtenden Oberfläche
des Substrats mit Hilfe eines thermischen Schmelzverfahrens aufgeschmolzen und mit
einer Mindestabkühlgeschwindigkeit von 100 K/sec auf mindestens 500 °C abgekühlt wird,
wobei eine metallurgisch gebundene Schutzschicht mit einer Härte kleiner als 500 HV0.1
erzeugt wird, und dass diese Schutzschicht anschliessend in einem Temperaturbereich
von 500 - 950 °C solange wärmebehandelt wird, dass die Härte mindestens 800 HV0.1
beträgt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Schichtmaterial als Pulver
durch eine Düse in das Schmelzbad eingeblasen wird, wobei das Schichtmaterial gleichzeitg
umgeschmolzen und mit dem Substrat metallurgisch verbunden wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Substrat mit dem Schichtmaterial
vorbeschichtet und anschliessend beide Materialien durch Umschmelzen metallurgisch
miteinander verbunden werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Auf-
oder Umschmelzen mit einem Laserstrahl, einem Elektronenstrahl oder einem Lichtbogen
durchgeführt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Substrat vor der
Vorbeschichtung vorgewärmt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Substrat
galvanisch oder durch ein thermisches Spritzverfahren vorbeschichtet wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung
bei einer Temperatur von 700 ± 25 °C durchgeführt wird, die mindestens 6 Stunden gehalten
wird.