[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anflachen von Baumstämmen mit gebogener
Längsmittellinie, bei dem die Baumstämme in liegender Position mit ihrer konvexen
Seite nach oben und ihrer konkaven Seite nach unten in Längsrichtung gefördert und
an der konkaven Seite im Bereich eines Erdendes von unten angeflacht werden und vor
dem Anflachen in einer Position vermessen werden, in der sie nur an Endpunkten der
konkaven Seite auf einer Bezugsebene aufliegen, wobei die Lage eines ersten Punktes
des Baumstammes nach seiner Erhebung über der Bezugsebene bestimmt wird, und die Baumstämme
bei fortwährender Auflage des Erdenden abgewandten Endpunktes auf der Bezugsebene
am Erdende so weit abgesenkt werden, daß der erste Punkt in einer vorbestimmten Ebene
liegt, und die Baumstämme in dieser abgesenkten lage bis zur Bezugsebene angeflacht
werden.
[0002] Ein Verfahren und eine Vorrichtung der vorstehend genannten Art sind aus der DE-OS
37 30 865 bekannt.
[0003] Bekanntlich sind Baumstämme, die in Sägewerksanlagen zu Fertigerzeugnissen, wie Kantholz,
Bretter und dgl. verarbeitet werden sollen, aufgrund natürlicher Gegebenheiten nur
in Ausnahmefällen streng gerade gewachsen. In der Praxis zeigt es sich, daß die angelieferten
Baumstämme in aller Regel eine gebogene Längsmittellinie aufweisen, so daß diese ungerade
Wuchsform bei der Bearbeitung der Baumstämme berücksichtigt werden muß, um eine optimale
Holzausbeute zu erhalten. Eine weitere mögliche Fehlerquelle besteht bei derartigen
Baumstämmen in der Gestalt des sogenannten Erdendes, d.h. der Verdickung des Stammes
im Übergang zum Wurzelbereich. Baumstämme werden nämlich aus Gründen der optimalen
Ausbeute möglichst dicht oberhalb des Erdbodens abgesägt, so daß noch ein erheblicher
Anteil der Baumstammlänge, beispielsweise ein Meter, sich konisch progressiv verbreitert
und dadurch einen erheblich größeren Querschnitt aufweist als der sich ansonsten mehr
oder weniger regelmäßig konisch verjüngende übrige Baumstamm. Liegt nun ein derartiger
Baumstamm mit Erdende auf einer planen Auflagefläche einer üblichen Transporteinrichtung
von Sägewerksanlagen, so würde er auch bei ansonsten gerade verlaufender Längsmittellinie
sehr schräg aufliegen, weil das Erdende mit seinem wesentlich größeren Durchmesser
das dickere Baumstammende hochstehen läßt.
[0004] Ist nun ein Baumstamm gleichzeitig ungerade gewachsen und mit einem stark ausgebildeten
Erdende versehen, so addieren sich diese Fehler möglicherweise und es ist schwierig,
den Baumstamm der Bearbeitung in einer Position zuzuführen, in der eine optimale Holzausbeute
gewährleistet ist.
[0005] Aus der DE-PS 32 44 393 ist es in diesem Zusammenhang bekannt, den Baumstamm an seinem
in Stammlängsrichtung konkav gekrümmten Mantelflächenabschnitt wenigstens teilweise
an seinem Erdende in einer Ebene anzuflachen, die etwa parallel zu einer die beiden
Stammenden am anderen in Längsrichtung konvex gekrümmten Mantelflächenabschnitt des
Stammes tangierenden Ebene liegt.
[0006] Bei dem bekannten Verfahren bzw. der bekannten Vorrichtung wird also das Erdende
auf der konkav gekrümmten Seite des Baumstammes einseitig angeflacht, so daß der Baumstamm
in eine flachere Auflage auf einer Fördereinrichtung kommt und daher eine bessere
Holzausbeute erzielt wird.
[0007] Es hat sich jedoch in der Praxis gezeigt, daß das eingangs genannte Verfahren bzw.
die zugehörige Vorrichtung insbesondere bei sehr stark gekrümmten Baumstämmen keine
optimale Holzausbeute ergibt, so daß auch weiterhin das Bedürfnis besteht, die Positionierung
bzw. Vorbearbeitung der Baumstämme so weiterzuentwickeln, daß auch bei sehr stark
gekrümmten Baumstämmen eine optimale Holzausbeute gewährleistet ist.
[0008] Bei dem aus der eingangs genannten DE-OS 37 30 865 bekannten Verfahren werden die
Baumstämme vor dem Anflachen derart vermessen, daß auf der konkaven Seite die Lage
des ersten Punktes als Punkt größter Durchbiegung nach Abstand vom erdendigen Endpunkt
sowie nach seiner Erhebung über der Bezugsebene bestimmt wird. Der Baumstamm wird
dann am Erdende so weit abgesenkt, daß der erste Punkt in der Bezugsebene liegt.
[0009] Obwohl das bekannte Verfahren in vielen Fällen mit Vorteil angewendet werden kann,
gibt es doch auch Fälle, in denen bei bestimmten Baumarten oder bei bestimmten typischen
Arten des Baumwuchses noch bessere Ergebnisse wünschenswert sind.
[0010] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Verfahren und eine Vorrichtung
der eingangs gennanten Art dahingehend weiterzubilden, daß diesem Wunsche Rechnung
getragen wird.
[0011] Gemäß dem eingangs genannten Verfahren wird diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch
gelöst, daß der erste Punkt auf der konvexen Seite den niedrigsten Punkt zwischen
der höchsten Erhebung und dem Erdende markiert, und daß die vorbestimmte Ebene in
einer Höhe über der Bezugsebene liegt, die dem Durchmesser des Baumstammes am erdendenabgewandten
Ende entspricht.
[0012] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird auf diese Weise vollkommen gelöst,
weil die vorgenannten Maßnahmen bei einer Vielzahl von Baumarten und auch bei bestimmten
Arten eines Baumwuchses eine noch höhere Holzausbeute ermöglichen, als dies nach dem
eingangs genannten Verfahren der Fall ist. Darüberhinaus hat das erfindungsgemäße
Verfahren den Vorteil, daß es in der Praxis leichter durchzuführen ist, weil lediglich
zwei Durchmesser bestimmt werden müssen.
[0013] Weitere Vorteile ergeben sich aus der Beschreibung und der beigefügten Zeichnung.
[0014] Es versteht sich, daß die vorstehend genannten und die nachstehend noch erläuterten
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0015] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt und werden in
der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht eines ungerade gewachsenen Baumstammes mit ausgeprägtem Erdende
sowie den im Rahmen der vorliegenden Erfindung interessierenden Meßpunkten mit ihren
Koordinaten;
- Fig. 2
- den Baumstamm der Fig. 1, jedoch in einer zu einer Bezugsebene erfindungsgemäß einseitig
abgesenkten Stellung;
- Fig. 3
- eine äußerst schematisierte Seitenansicht einer Vorrichtung zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens;
- Fig. 4 und 5
- Ansichten in Richtung der Ebene IV-V-IV-V der Fig. 3 für zwei unterschiedliche Förderpositionen
von Baumstämmen.
[0016] In Fig. 1 bezeichnet 10 insgesamt einen Baumstamm von natürlichem Wuchs, dessen Längsmittellinie
10a gebogen verläuft.
[0017] Der Baumstamm 10 ist liegend angeordnet, so daß eine konvex gekrümmte Seite 11 oben
und eine konkav gekrümmte Seite 12 unten liegt. Der Baumstamm 10 liegt in dieser Position
auf einer mit 13 bezeichneten Bezugsebene auf, die beispielsweise eine obere Ebene
einer Fördereinrichtung einer Sägewerksanlage sein kann.
[0018] Das in Fig. 1 linke, dünnere Ende des Baumstammes 10 weist einen ersten Punkt 20
und einen zweiten Punkt 21 als Endpunkte des dünneren Endes auf und der Durchmesser
des Baumstammes 10 am dünneren Ende ist mit d₀ bezeichnet. Am gegenüberliegenden dickeren
Stammende liegt der Baumstamm 10 mit einem dritten Punkt 22 auf der Bezugsebene 13
auf. Ein vierter Punkt 23 markiert den Punkt höchster Erhebung auf der konvexen Seite
11 des Baumstammes 10. Ein fünfter Punkt 26 markiert auf der konvexen Seite 11 den
niedrigsten Punkt zwischen dem vierten Punkt 23 höchster Erhebung und dem Erdende
27. Die Höhe des Baumstammes 10 im fünften Punkt 26 wird mit h bezeichnet.
[0019] Die Meßwerte d₀ und h lassen sich mit an sich bekannten Meßeinrichtungen bestimmen,
wie dies weiter unten zu den Fig. 3 bis 5 noch erläutert werden wird.
[0020] Um den Baumstamm 10 in einer Weise vorzubearbeiten, die ein nachfolgendes Bearbeiten
mit optimaler Holzausbeute ermöglicht, soll nun der Baumstamm 10, wie dies Fig. 2
im einzelnen zeigt, in eine Position abgesenkt werden, bei der das dünnere Ende des
Baumstammes 10 mit dem ersten Punkt 20 auf der Bezugsebene 13 verbleibt, daß dickere
Ende des Baumstammes 10 mit dem Erdende 27 jedoch so weit abgesenkt wird, daß der
fünfte Punkt 26 auf der konvexen Seite 11 in der Höhe des zweiten Punktes 21 über
der Bezugsebene 13 zu liegen kommt.
[0021] Um dies zu erreichen, wird aus den bereits genannten ermittelten Meßgrößen d₀, und
h ein Absenkwert A bestimmt, der der Beziehung:
gehorcht. Um diesen Absenkwert A wird der Baumstamm 10 etwa in der Radialebene abgesenkt,
die durch den fünften Punkt 26 definiert ist, d.h. etwa im Bereich des Überganges
vom Erdende 27 zum übrigen Baumstamm 10.
[0022] Wie Fig. 2 zeigt, gelangt der Baumstamm 10 aus seiner dort gestrichelt eingezeichneten
Ausgangsstellung, die derjenigen der Fig. 1 entspricht, in seine durchgezogen eingezeichnete
Endstellung. Der siebte Punkt 26 wird zu 26' und kommt in der Höhe d₀ oberhalb der
Bezugsebene 13 zu liegen.
[0023] In dieser abgesenkten Position wird der Baumstamm 10 nun von unten her bis zur Bezugsebene
13 angeflacht, so daß der in Fig. 2 mit 30 bezeichnete und dort schraffiert eingezeichnete
Bereich abgespant oder abgesägt wird.
[0024] Der auf diese Weise angeflachte Baumstamm hat nun in horizontaler Richtung eine für
eine nachfolgende Bearbeitung unter dem Gesichtspunkt der bestmöglichen Raumausnutzung
optimale Kontur. Die nachfolgende Bearbeitung kann z.B. in an sich bekannter Weise
darin bestehen, daß der angeflachte Baumstamm 10 nunmehr auch auf den übrigen 3 Seiten
angeflacht wird und dann Seitenbretter oder Kanthölzer von den angeflachten Seiten
abgetrennt werden.
[0025] Bei dem in Fig. 3 dargestellten Ausführungsbeispiel einer bekannten Vorrichtung,
die auch zur Durchführung des Verfahrens verwendet werden kann, wie es zuvor anhand
der Fig. 1 und 2 erläutert wurde, bezeichnet 40 eine erste Fördereinrichtung, beispielsweise
eine Förderband, auf dem der Baumstamm 10 in Fig. 3 von links nach rechts gefördert
wird. Das Erdende 27 wird dabei in Förderrichtung voraus gefördert, dies muß jedoch
nicht so sein, weil auch bei entsprechender Anpassung der nachstehend noch zu erläuternden
Elemente auch eine Förderung des Baumstammes 10 mit dem dünnen Ende voraus ohne weiteres
möglich wäre.
[0026] Der Baumstamm 10 durchläuft auf seinem Weg in der ersten Fördereinrichtung 40 einen
Lichtvorhang 41, wie er weiter unten zu den Fig. 4 und 5 noch erläutert werden wird.
Der Lichtvorhang 41 ist an ein Steuergerät 42 angeschlossen, so daß alle zu Fig. 1
bereits erläuterten Kennwerte d₀, d₁ und d
max dem Steuergerät 42 zugeführt werden. Das Steuergerät 42 ermittelt aus diesen Eingangswerten
den Absenkwert A und steuert mit diesem eine Hubeinrichtung 43, die den Baumstamm
10 im Bereich des Erdendes ergreift. Wie in Fig. 3 eingezeichnet, kragt der Baumstamm
10' nach Verlassen der ersten Fördereinrichtung 40 mit seinem Erdende 27 frei aus,
so daß bei fortwährender Auflage des dünnen Endes des Baumstammes 10' das Erdende
27' um den Absenkbetrag A abgesenkt werden kann. Der Bereich 30 gelangt somit unterhalb
der Bezugsebene 13 und kann mittels eines Fräsers 44 oder eines anderen geeigneten
Werkzeuges entfernt werden. Es versteht sich, daß hierzu statt der in Fig. 3 eingezeichneten,
von oben wirkenden Hubeinrichtung 43 auch eine von unten wirkende Hubeinrichtung 43'
verwendet werden kann, um das Erdende 27' in der beschriebenen Weise abzusenken.
[0027] Der angeflachte Baumstamm 10'' gelangt dann auf eine zweite Fördereinrichtung 45,
von der er weiteren Bearbeitungsstationen, z.B. weiteren Anflachfräsern, Eckenfräsern,
Trenn- und Kappsägen und dgl. zugeführt wird, wie dies an sich bekannt ist.
[0028] Die Fig. 4 und 5 zeigen in zwei Positionen den Baumstamm 10 beim Durchfahren des
Lichtvorhanges 41. Man erkennt, daß der Lichtvorhang 41 bevorzugt aus einem rechteckigen
Rahmen besteht, der die erste Fördereinrichtung 40 allseits umschließt. In einem vertikalen
Schenkel des Rahmens sind Lichtsender 50 angebracht, denen auf dem anderen vertikalen
Schenkel Lichtempfänger 51, z.B. Fotodioden oder dgl. gegenüberstehen. Auf diese Weise
entsteht ein Vorhang von Lichtstrahlen 52, d.h. mehrere, horizontal ausgerichtete
und übereinander angeordnete Lichtschranken, die von der Kontur des Baumstammes 10
mehr oder weniger unterbrochen werden. Man erkennt aus Fig. 5 deutlich, daß auf diese
Weise die Kontur des Baumstammes 10 auch im Bereich der konvexen Seite 12 berührungslos
erfaßt werden kann.
[0029] Bei der Erläuterung der Vorrichtung gemäß den Fig. 3 bis 5 ist noch hinzuzufügen,
daß die Hubeinrichtung 43 bzw. 43' in der in den Fig. 1 und 2 mit A eingezeichneten
Absenkebene mit dem fünften Punkt 26 angreifen kann, jedoch keineswegs angreifen muß,
weil selbstverständlich auch ein Absenken in der durch den dritten Punkt 22 definierten
Radialebene oder auch in einer anderen Radialebene möglich ist, wobei dann die angegebene
Beziehung für den Absenkwert A entsprechend anzupassen wäre.