[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen schüsselförmiger keramischer
Formlinge mit steiler Wand und in einer Ebene liegendem Bordrand, durch isostatisches
Pressen der Formlinge aus keramischem Granulat, wobei sich ein über den Bordrand hinaus
radial abstehender Grat bildet, und Abschleifen des Grats.
[0002] Beim Pressen keramischer Formlinge bildet sich stets ein Grat, der anschließend entfernt
werden muß. Bei der üblichen Gestaltung der Vorrichtungen zum isostatischen Pressen
keramischer Formlinge mit ebenem Bordrand (DD 153087) erstreckt sich der Grat in der
Ebene des Bordrandes radial nach außen. Zum Beseitigen des Grats ist deshalb mindestens
ein Putzwerkzeug erforderlich, das schräg gegen den Bordrand angestellt wird, während
der Formling um seine eigene Achse gedreht wird. Üblicherweise wird als Putzwerkzeug
eine rotierende Schleifscheibe verwendet, deren Drehachse in einem Abstand rechtwinklig
zur Drehachse des Formlings angeordnet ist (DE 3150431 A1) oder die Drehachse des
Formlings unter einem spitzen Winkel schneidet (DE 3429280 C1).
[0003] Wenn auf solchen bekannten Vorrichtungen auch Formlinge geputzt werden sollen, die
nicht rotationssymmetrisch sind und somit einen unrunden Bordrand haben, müssen während
der Drehung des Formlings um seine eigene Achse radiale Relativbewegungen zwischen
dem Formling und dem Putzwerkzeug stattfinden. Zum Steuern solcher Relativbewegungen
werden Schablonen verwendet, die eine dem Bordrand entsprechende Form haben und gemeinsam
mit dem Formling um dessen Achse gedreht werden (DE 3429280 C1). Damit der Grat rings
um den Bordrand gleichmäßig abgetragen wird, ist es erforderlich, den Formling auf
einer Platte od.dgl., mit der er sich drehen soll, genau zentrisch einzuspannen und
für Formlinge unterschiedlicher Form oder Größe jeweils eine gesonderte Schablone
zu verwenden. Unter Umständen müssen für unterschiedliche Formlinge auch unterschiedliche
Putzwerkzeuge verwendet werden, damit die Außenkontur des Bordrandes nicht verfälscht
wird. Beispielsweise muß bei Formlingen mit polygonalem Bordrand besonders darauf
geachtet werden, daß von dessen Ecken nicht zuviel Material abgetragen wird. Dabei
muß auch auf unterschiedliche Umfangsgeschwindigkeiten des um seine Achse rotierenden
Formlings geachtet oder durch aufwendige Antriebssteuerungen für gleichmäßige Umfangsgeschwindigkeiten
gesorgt werden.
[0004] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs beschriebenen
Gattung derart weiterzubilden, daß die Kontur der Formlinge beim Putzen keiner besonderen
Beachtung bedarf.
[0005] Die Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Formlinge mit einem ringförmigen
Aufsatz gepreßt werden, der sich in Verlängerung der steilen Wand über den Bordrand
hinaus erstreckt und eine vom Bordrand entfernte Stirnfläche aufweist, von der aus
sich der Grat radial nach außen erstreckt, und die gepreßten Formlinge, während sie
um ihre Achse gedreht werden, mit der Stirnfläche ihres Aufsatzes gegen eine geradlinig
bewegte Schleiffläche gedrückt werden, bis der Aufsatz abgeschliffen ist.
[0006] Damit wird erreicht, daß jeder Formling unabhängig von der beispielsweise ovalen
oder polygonalen Form seines Bordrandes zuverlässig vom Grat befreit wird, ehe auch
nur die geringste Gefahr entsteht, daß vom Bordrand selbst etwas abgetragen werden
könnte. Beim Drehen des Formlings ist es unschädlich, wenn die Formlingsachse gegen
die Drehachse geringfügig parallelversetzt ist. Die Gefahr einer Beschädigung ist
an besonders stark gekrümmten oder gar eckigen Abschnitten des Bordrandes nicht nennenswert
größer als an geradlinigen Abschnitten; infolgedessen kann der erfindungsgemäße ringförmige
Aufsatz zusammen mit dem Grat im allgemeinen in einer Zeit abgetragen werden, die
kürzer ist als die Zeit, die bisher allein zum Abtragen des Grats erforderlich war.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aus den
Ansprüchen 2 und 3. Eine Vorrichtung zum Pressen von Formlingen bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren ist Gegenstand der Ansprüche 4 und 5. Eine Vorrichtung zum Durchführen der
Schleifbearbeitung bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist in den Ansprüchen 6 bis
10 beschrieben.
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden anhand schematischer Zeichnungen
mit weiteren Einzelheiten erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen axialen Teilschnitt einer Vorrichtung zum Pressen von Formlingen bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren,
- Fig. 2
- einen vergrößerten Ausschnitt aus Fig. 1,
- Fig. 3
- die Draufsicht einer Vorrichtung zum Durchführen der Schleifbearbeitung bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren und
- Fig. 4
- den vergrößerten Schnitt IV-IV durch ein Schleifgerät.
[0009] Die in Fig. 1 und 2 teilweise dargestellte Vorrichtung zum Pressen hat ein erstes
Werkzeugteil 10, in das eine Matrize 12 sowie eine Membran 14 eingesetzt sind, und
an dem rings um einen Randbereich der Membran 14 eine ebene Stirnfläche 16 ausgebildet
ist. Die Matrize 12 enthält mindestens einen Kanal 18, durch den sich eine Flüssigkeit
unter Druck zwischen Matrize 12 und Membran 14 einleiten läßt.
[0010] Zu der Vorrichtung zum Pressen gehört ferner ein zweites Werkzeugteil 20 mit einer
Patrize 22, die eine Beschichtung 24 aus einem der Elastomere aufweist; diese Beschichtung
bildet eine ebene ringförmige Stirnfläche 26, die in der abgebildeten Schließstellung
der Werkzeugteile 10 und 20 an der Stirnfläche 16 des ersten Werkzeugteils 10 dicht
anliegt. Zwischen der Membran 14 und der Beschichtung 24 ist ein Formhohlraum 28 ausgebildet,
der sich bei dicht aneinanderliegenden Stirnflächen 16 und 26 durch mindestens einen
nicht dargestellten Kanal in üblicher Weise mit keramischem Granulat füllen läßt.
[0011] Der Formhohlraum 28 bestimmt die Form eines in ihm zu pressenden Formlings 30, der
in Fig. 4 genauer dargestellt ist. Der Formling 30 weist eine steile Wand 32 auf und
hat insgesamt eine nicht rotationssymmetrische, beispielsweise ovale oder rechteckige,
Form und einen entsprechend unrunden Bordrand 34 . An die steile Wand 32, die auch
in Fig. 1 und 2 eingezeichnet ist, schließt sich in deren Verlängerung ein ringförmiger
Aufsatz 36 des Formlings 30 an, der in einer vom Bordrand 34 entfernten, ebenen ringförmigen
Stirnfläche 38 endet. Die Stirnfläche 38 begrenzt in axialer Richtung auch einen radial
nach außen ragenden Grat 40, der sich beim Pressen bildet.
[0012] Der ringförmige Aufsatz 36 ist ein die Gesamthöhe des gepreßten, aber noch nicht
weiterbearbeiteten Formlings 30 erhöhendes Zwischenstück zwischen dem Bordrand 34
und dem Grat 40. Im dargestellten Beispiel hat der Aufsatz 36 eine Höhe von ungefähr
gleicher Größe wie die Scherbendicke des Formlings 30 im Bereich des Bordrandes 34
und eine Dicke, die etwa halb so groß ist wie die Scherbendicke.
[0013] Damit beim Pressen der ringförmige Aufsatz 36 entsteht, ist zwischen der Membran
14 und der Beschichtung 24 der Patrize 22 ein ringförmiger Zusatzraum 42 ausgebildet,
der den Formhohlraum 28 von den aneinanderliegenden Stirnflächen 16 und 26 trennt
und die Querschnittsform eines liegenden L aufweist. Die Beschichtung 24 weist in
Höhe des Bordrandes 34 des Formlings 30 eine Stufe 44 auf, die dafür sorgt, daß der
Bordrand 34 schon beim Pressen auf etwa seiner halben Breite seine endgültige Form
annimmt.
[0014] Die in Fig. 3 und 4 dargestellte Vorrichtung dient dazu, von Formlingen 30, die gemäß
Fig. 1 und 2 gepreßt worden sind, den ringförmigen Aufsatz 36 abzutragen und anschließend
den Bordrand 34 zu glätten. Die Vorrichtung hat eine senkrechte Säule 46, die um ihre
Achse A schrittweise drehbar sowie längs dieser Achse heb- und senkbar ist. Von der
Säule 46 ragen in gleichmäßigen Winkelabständen acht Arme 48 weg, die an ihren freien
Enden je eine Halterung 50 für einen Formling 30 tragen. Die Halterungen 50 sind um
je eine zur Achse A parallele Achse B drehantreibbar und sind an eine Unterdruckquelle
angeschlossen, um jeweils einen Formling 30 ansaugen zu können.
[0015] Nach jeder Drehbewegung der Säule 46 steht von den acht Halterungen 50 eine über
dem Ende eines Zuführförderers 52, die zweite über einem Schleifgerät 54, die dritte
und siebte in je einer Zwischenstation 56, während die vierte, fünfte und sechste
Halterung 50 über je einem Schwammgerät 58 stehen und die achte Halterung 50 über
einem Abführförderer 60 steht.
[0016] Das Schleifgerät 54 hat gemäß Fig. 4 zwei waagerechte, parallele Umlenkrollen 62,
zwischen denen eine in verschiedenen Höhen und Neigungen einstellbare ebene Unterlage
64 angeordnet ist. Über die Umlenkrollen 62 und die Unterlage 64 läuft ein endloses
Schleifband 66, dessen Oberseite eine ebene, waagerechte Schleiffläche 68 bildet.
Die Breite des Schleifbandes 66 ist kleiner als die größte diagonale Abmessung der
im dargestellten Beispiel rechteckigen Formlinge 30.
[0017] Die Schwammgeräte 58 sind ähnlich wie das Schleifgerät 54 gestaltet; sie haben je
ein endloses Schwammband 70 mit einer Schwammfläche 72, deren Breite jedoch geringer
ist als die Breite der Formlinge 30.
[0018] Bei jedem Arbeitszyklus der in Fig. 3 und 4 dargestellten Vorrichtung übernimmt eine
der Halterungen 50 einen Formling 30 vom Zuführförderer 52. Dieser Formling 30 wird
beim nächsten Arbeitszyklus solange gegen die Schleiffläche 68 des umlaufenden Schleifbandes
66 gedrückt, bis der ringförmige Aufsatz 36 samt Grat 40 abgetragen und dadurch der
Bordrand 34 freigelegt ist. Der auf diese Weise verputzte Formling 30 erreicht im
Verlauf weiterer Arbeitszyklen nacheinander die drei Schwammgeräte 58, von denen der
Bordrand 34 geglättet und nötigenfalls abgerundet wird. Schließlich wird der fertig
verputzte und verschwammte Formling 30 auf dem Abführförderer 60 abgesetzt.
1. Verfahren zum Herstellen schüsselförmiger keramischer Formlinge (30) mit steiler Wand
(32) und in einer Ebene liegendem Bordrand (34) durch
- isostatisches Pressen der Formlinge (30) aus keramischem Granulat, wobei sich ein
über den Bordrand (34) hinaus radial abstehender Grat (40) bildet, und
- Abschleifen des Grats (40),
dadurch gekennzeichnet, daß
- die Formlinge (30) mit einem ringförmigen Aufsatz (36) gepreßt werden, der sich
in Verlängerung der steilen Wand (32) über den Bordrand (34) hinaus erstreckt und
eine vom Bordrand (34) entfernte Stirnfläche (38) aufweist, von der aus sich der Grat
(40) radial nach außen erstreckt, und
- die gepreßten Formlinge (30), während sie um ihre Achse gedreht werden, mit der
Stirnfläche (38) ihres Aufsatzes (36) gegen eine geradlinig bewegte Schleiffläche
(58) gedrückt werden, bis der Aufsatz (36) abgeschliffen ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Aufsatz (36) mit einer Höhe in der Größenordnung der Scherbendicke der Formlinge
(30) im Bereich ihres Bordrandes (34) sowie einer Dicke gleich mindestens der Hälfte
der Scherbendicke gepreßt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Formlinge (30) nach dem Abschleifen des Aufsatzes (36) flach mit zwei einander
diametral gegenüberliegenden Bereichen ihres Bordrandes (34) gleichzeitig gegen eine
sich geradlinig bewegende Schwammfläche (72) gedrückt und dabei ebenfalls um ihre
Achse gedreht werden.
4. Vorrichtung zum Pressen von Formlingen bei dem Verfahren nach Anspruch 1 mit
- einem ersten Werkzeugteil (10), das eine Matrize (12), eine Membran (14), eine Stirnfläche
(16) rings um die Membran (14) sowie mindestens einen Kanal (18) zum Einleiten eines
Fluids unter Druck zwischen Matrize (12) und Membran (14) aufweist,
- einem zweiten Werkzeugteil (20), das eine Patrize (22) sowie rings um diese eine
Stirnfläche (26) aufweist, die in Schließstellung der Werkzeugteile (10, 20) dicht
an der Stirnfläche (16) des ersten Werkzeugteils (10) anliegt, und
- einem in Schließstellung der Werkzeugteile (10, 20) zwischen Membran (14) und Patrize
(22) gebildeten Formhohlraum (28), der dem zu pressenden Formling (30) ähnlich und
mit keramischem Granulat füllbar ist,
dadurch gekennzeichnet, daß der Formhohlraum (28) von den aneinanderliegenden Stirnflächen (16, 26) des geschlossenen
Preßwerkzeugs (10, 20) durch einen ringförmigen Zusatzraum (42) getrennt ist, der
ebenfalls mit keramischem Granulat füllbar ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatzraum (42) einen L-förmigen Querschnitt hat.
6. Vorrichtung zum Durchführen der Schleifbearbeitung bei dem Verfahren nach Anspruch
1 oder 2,
gekennzeichnet durch
- eine Anzahl sternförmig von einer gemeinsamen Achse (A) wegragender Arme (48), die
längs dieser Achse (A) hin- und herbewegbar sowie schrittweise im Takt mit ihren axialen
Bewegungen gemeinsam um diese Achse (A) drehbar sind,
- Halterungen (50) für je einen Formling (30), die an je einem Arm (48) um eine eigene
Achse (B) drehbar gelagert und mit einem Drehantrieb verbunden sind, und
- ein Schleifgerät (54) mit einem endlosen Schleifband (66), das eine zur gemeinsamen
Drehachse (A) der Arme (48) normale Schleiffläche (68) bildet, über welche die Halterungen
(50) hinwegbewegbar sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Breite des Schleifbandes (66) kleiner ist als der größte Durchmesser (D)
des Grates (40) der Formlinge (30).
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schleifband (66) zwischen zwei Umlenkrollen (66) über eine ebene Auflage
(64) läuft.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Schwammgerät (58) mit einem endlosen Schwammband (70) gemeinsam
eine zur Drehachse (A) der Arme (48) normale Schwammfläche (72) bildet, über welche
die Halterungen (50) ebenfalls hinwegbewegbar sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schwammband (70) schmaler ist als der Innendurchmesser des Bordrandes (34)
der Formlinge (30).