[0001] Bei einem Schiff mit motorgetriebenen Propellern zur Erzeugung des Vortriebes und
einer Rudereinrichtung zur Bestimmung der Vortriebsrichtung des Schiffes ist für den
Schiffsführer der Zusammenhang zwischen Einleitung und Ergebnis der Veränderung der
Kriterien für die Schiffsbewegung ohne große Schwierigkeiten erkennbar. Wird mittels
eines Stellhebels oder - bei älteren Lösungen - eines Handrades eine Änderung der
Fahrtrichtung veranlaßt, so sind Stellhebeländerung und Fahrtrichtungsänderung stets
einander entsprechend. Verändert der Schiffsführer die Hebelstellung für eine Fahrtrichtungsänderung
nach Steuerbord, so ist das Ergebnis der Hebelverstellung ohne weiteres voraussehbar.
Eine Hebelverstellung, die nicht zum gewollten Ergebnis führt, ist praktisch nicht
denkbar.
[0002] Finden dagegen zum Vortrieb und zur Steuerung eines Schiffes Ruderpropeller oder
Pumpjets Anwendung, so sind die Verhältnisse viel komplizierter, insbesondere wenn
mehrere einzeln und unabhängig voneinander verstellbare Ruderpropeller oder Pumpjets
Anwendung finden, ist die Wirkung der Verstellung der Ruderpropeller bzw. Pumpjets
viel schwieriger voraussehbar und nur für einen geübten Schiffsführer möglich. Dies
rührt daher, daß durch Verstellbewegungen der Antriebsaggregate nahezu jede beliebige
Veränderung der Vortriebsrichtung des Schiffes erzielbar ist, worin ja ein Hauptvorteil
solcher Antriebsanlagen zu sehen ist. Diese Schwierigkeit rührt insbesondere daher,
daß manche Verstellbewegungen von mehreren Ruderpropellern bzw. Pumpjets bezüglich
Drehzahl und Ausstoßrichtung des erzeugten Wasserstrahles zu anderen als ohne eingehendere
Kenntnis zu erwartenden Veränderungen der Schiffsbewegung führen. Die Folge hiervon
ist, daß bei solchen Schiffen nur gut ausgebildete und regelmäßig in Übung befindliche
Schiffsführer zum Einsatz kommen können und auch diesen noch Steuerfehler unterlaufen
können, wenn sie sich unvorbereitet einer veränderten Situation gegenübersehen.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, diesem Umstand Rechnung zu tragen und es auch einem
Schiffsführer, der den Umgang mit Schiffen, die mit Ruderpropellern oder Pumpjets
angetrieben werden, weniger gewohnt ist, zu ermöglichen, allenfalls nach kurzer Eingewöhnungszeit
solche Schiffe gefahrlos fahren und steuern zu können, auch wenn er sich mit einem
solchen Schiff einer Situation gegenübersieht, die ein längeres Nachdenken über notwendige
Antriebsveränderungen nicht zuläßt.
[0004] Die Lösung der Erfindung ergibt sich aus den Patentansprüchen, sie ist nachfolgend
anhand der Zeichnung näher erläutert.
[0005] In der Zeichnung ist ein- und dieselbe Anzeigetafel, die im Aufenthaltsbereich des
Schiffsführers installiert ist mehrmals dargestellt, allerdings mit Wiedergabe des
Antriebes des Schiffes in verschiedenen Betriebszuständen und entsprechend unterschiedlichen
Fahrbedingungen des Schiffes. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Flüssigkeitskristallanzeige,
und sie ist für ein Schiff vorgesehen, das mittels zweier Ruderpropeller oder Pumpjets
angetrieben wird und steuerbar ist. Solche Schiffe und solche Antriebe selbst sind
allgemein bekannt und müssen deshalb im vorliegenden Zusammenhang nicht näher erläutert
werden. Lediglich als ein Beispiel für einen hier vorausgesetzten Pumpjetantrieb sei
dies genannt. Das vorausgesetzte Schiff weist zwei solcher Anlagen in einem vorgegebenen
Versatz zum Lateralschwerpunkt des Schiffes auf. Das Symbol für jede Antriebsvorrichtung
auf der Flüssigkeitskristallanzeige 1 ist einer der beiden Pfeile 2,3, das Symbol
für das Schiff selbst ist die ausgefüllte Schiffsumgrenzung 4, sein Bezugssymbol eine
fix angeordnete, nicht ausgefüllte Schiffsumgrenzung 5. Die das Schiff selbst symbolisierende
Schiffsumgrenzung 4 ist symmetrisch zu beiden Seiten einer Längslinie 6 angeordnet.
[0006] Um die Fahrtrichtung eines Schiffes darzustellen, müßten an sich alle einwirkenden
Kräfte bekannt sein. Da Ruderpropeller und Pumpjets der hier vorausgesetzten Art eine
Kraft in jede Richtung wirken lassen können, spielt die Darstellung ihrer Betriebsparameter
eine besondere Rolle. Als erstes muß der Winkel der Kraftrichtung (Schubrichtung)
einer jeden Anlage eines Schiffes erfaßt werden. Dies geschieht, indem vorhandene
Rückmelder der Steuerungs- oder Anzeigeelektronik zusätzlich von einem Rechner der
Fahrtrichtungsanzeige abgefragt werden. Zweitens wird der Kraftbetrag (Schubstärke)
der einzelnen Anlagen benötigt. Im Normalfall werden hier die Rückmelder der Drehzahlelektronik
des Antriebsmotors und der dazu gehörige Kupplungskontakt vom Rechner ausgewertet.
Es ist aber auch möglich, auf der Antriebswelle des jeweiligen Aggregates einen digitalen
Drehzahlaufnehmer zu installieren, dessen Impulse direkt vom Rechner in einen Kraftbetrag
umgesetzt werden. Drittens sollten dem Rechner die Angriffspunkte der Kräfte in Relation
zum Lateralschwerpunkt des Schiffes und vorzugsweise noch einige grundlegende Maße
des Schiffskörpers (Länge, Breite, Kielform usw.) mitgeteilt werden. Da alle diese
Werte konstant sind, werden sie bei der Inbetriebnahme der Fahrtrichtungsanzeige fest
im Rechner eingespeichert. Auf die Auswertung von Fremdkräften (Strömung, Wind usw.)
wird dagegen wegen der Komplexität der Erfassung dieser Werte verzichtet.
[0007] Aus diesen Daten werden nun gemäß der Zeichnung folgende Symbole graphisch dargestellt.
Im unteren Teil der Anzeige werden zu Kontrolle und besserem Überblick die Einzelkräfte
der Anlagen dargestellt. Die Richtung der hierzu dienenden Pfeile 2,3, wovon jeder
einer der beiden im betrachteten Fall vorausgesetzten Antriebs- und Steuereinheit
(Ruderpropeller bzw. Pumpjet) zugeordnet ist, gibt die Schubrichtung der Anlagen an.
In dem Schaft jedes einzelnen Pfeils ist eine Balkenanzeige integriert, die der Motordrehzahl
und somit der Schubstärke der Anlage entspricht. Die Spitzen der Pfeile zeigen den
Kupplungszustand an, wobei eine leere Spitze für einen ausgekuppelten, eine ausgefüllte
Spitze für einen eingekuppelten Zustand steht. Im oberen Teil der Anzeige befindet
sich die eigentliche Funktion der Fahrtrichtungsanzeige. Der Rechner ermittelt nach
den Gesetzen der "Lehre der Kräfte" aus den Einzelkräften die resultierende Gesamtkraft
und stellt sie in Form eines sich bewegenden Schiffes (ausgefüllte Schiffskontur)
dar. Um einen besseren Bezug zur Ruhelage des Schiffes zu bekommen, werden in der
Ausgangslage ein fester Umriß dieses Schiffes (unausgefüllte Schiffskontur) und der
Weg des Lateralpunktes als Linie 7 angezeigt. Damit auch die Richtung leichter Schiffsbewegungen
gut ablesbar ist, verhält sich die Fahrtrichtungsanzeige progressiv. Kleine Kräfte
werden dabei im Verhältnis größer dargestellt als große Kräfte.
[0008] In Fig. 1 ist der Ruhezustand des vorausgesetzten Schiffes mit zwei symmetrisch zur
Schiffslängsmittellinie im Heck angeordneten Antrieben in nach vorn weisenden aber
nicht wirksamen Vorschubrichtungen dargestellt, was sich für den Schiffsführer ohne
längeres Nachdenken daraus ergibt, daß die ausgefüllte Schiffskontur bzw. Schiffsumgrenzung
4 als Symbol des Schiffes mit dem Bezugssymbol in der Form der nicht ausgefüllten
Schiffsumgrenzung 5 in Fahrtrichtung weisend deckungsgleich sind, während die beiden
Pfeile 2,3 als Symbol der Antriebsvorrichtungen in Schubrichtung weisend nicht ausgefüllt
sind, also weder einen Kupplungszustand (nicht ausgefüllte Köpfe) noch einen Kraftbetrag
(Balkenanzeige) im Schaft der Pfeile anzeigen.
[0009] In Fig. 2 ist als weiteres Beispiel für die Anzeige eines Betriebszustandes einer
resultierenden Bewegung des Schiffes (Symbol 4) gegenüber dem Bezugssymbol 5 aus einer
Vorschubbewegung und einem seitlichen Versatz bei noch nicht voller Fahrt dargestellt,
was auf den Betriebszustand der Antriebe gemäß den Pfeilen 2,3 zurückgeht: die Antriebe
sind eingekuppelt gemäß den ausgefüllten Pfeilköpfen, es wird etwa dreiviertel des
maximal möglichen Kraftbetrages aufgebracht gemäß der Balkenanzeige in den Pfeilschäften
und die Richtung beider Pfeile liegt parallel schräg seitlich nach vorn als Symbol
für einen entsprechend gerichteten Schubstrahlaustritt an beiden Antrieben. Der Schiffslateralpunkt
wandert auf der Linie 7, die gleichzeitig die Fahrtrichtung symbolisiert.
[0010] In Fig. 3 ist translatorischer Schiffsvortrieb bei maximaler Fahrt aus der Stellung
gemäß Fig. 1 heraus symbolisiert. Die Kupplungen sind eingerückt gemäß den ausgefüllten
Pfeilköpfen, die Pfeilschäfte sind voll ausgefüllt, was vollen Schub symbolisiert,
die Pfeile 2,3 weisen gleichgerichtet nach vorn, was auf gleichgerichtete Strahlaustritte
zur translatorischen Bewegung des Schiffes nach vorn hinweist, wobei sich die translatorische
Schiffsbewegung nach vorn als Versatz der ausgefüllten Schiffskontur 4 nach vorn gegenüber
dem an Ort und Stelle verbliebenen nicht ausgefüllten Schiffssymbol 5 ausweist.
[0011] In Fig. 4 ist ein Betriebszustand der Antriebe mit dem Ziel dargestellt, das Schiff
auf der Stelle mit dem Heck stärker ausschwenkend nach Steuerbord zu wenden. Der Backbord-Antrieb
(Pfeil 2) ist stillgesetzt und/oder nicht eingekuppelt, was sich aus dem in seiner
Gesamtheit nicht ausgefüllten linken Pfeil 2 ergibt. Der Steuerbord-Antrieb (Pfeil
3) hat eine Strahlauslaßrichtung nach Steuerbord, bringt den Vortrieb für etwa halbe
Fahrt und ist eingekuppelt, was sich beides aus dem ausgefüllten Kopf des Pfeiles
3 und der Balkenanzeige im Schaft des Pfeiles 3 entnehmen läßt. Das Heck des Schiffes
(Symbol 4) wird gegenüber dem Bezugssymbol 5 nach Backbord zum entsprechenden Wenden
des Schiffes weggedrückt. Daß der stillgelegte Backbord-Antrieb in eine Vortriebsrichtung
nach Steuerbord geschwenkt ist, dient dem Zweck, das Wendemanöver aufzustoppen.
[0012] In Fig. 5 schließlich ist ein Manöver dargestellt, das ohne die erfindungsgemäße
Hilfe nur von einem geübten Schiffsführer ohne Probleme durchgeführt werden könnte.
Das Schiff (Symbol 4) wird mit sehr leichter Schräglage gegenüber dem Bezugssymbol
rückwärts (mit dem Heck voraus) versetzt. Die Steuermanöver für die beiden Antriebe
können nur unter Beobachtung der Pfeile 2,3 als Symbole für Arbeitsstärke und Wirkrichtung
der Antriebe und Kontrolle der Schiffsbewegung durch Beobachten der Bewegung des Symbols
4 relativ zum Symbol 5 durchgeführt werden.
[0013] Ersichtlich ist also mit der Erfindung eine zuverlässige Hilfe für das Manövrieren
eines Schiffes mit Ruderpropeller- oder Pumpjetantrieb gegeben, auf die nach einer
gewissen Eingewöhnungszeit auch ein erfahrener Schiffsführer nicht wird verzichten
wollen. Darüber hinaus kann die erfingunsgemäße Vorrichtung aber auch gut als Schulungsgerät
eingesetzt werden, um in der Ausbildung befindliche Schiffsführer an die Probleme
der Führung von Schiffen mit Ruderpropeller- oder Pumpjetantrieb heranzuführen bzw.
mit ihnen vertraut zu machen.
1. Fahrtzustandsanzeige für Schiffe mit mindestens einem Ruderpropeller oder Pumpjet,
vorzugsweise mehreren solcher Einrichtungen zur Bestimmung der Fahrtrichtung des Schiffes
und seiner Geschwindigkeit in der gewählten Fahrtrichtung, gekennzeichnet durch eine optische Anzeige im Standortbereich des Schiffsführers, auf der abhängig vom
Betriebszustand des oder der Ruderpropeller(s) bzw. Pumpjet(s) der Winkel der Kraftrichtung
zu einer Bezugsrichtung und die Schubstärke angezeigt werden.
2. Fahrtzustandsanzeige nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als den Winkel der Kraftrichtung bestimmender Betriebszustand die Stellung des
oder der Ruderpropeller(s) bzw. Pumpjet(s) und als die Schubstärke bestimmender Betriebszustand
die Drehzahl des oder der Ruderpropeller(s) bzw. Pumpjet(s) ermittelt und in geeigneter
Form auf der optischen Anzeige durch entsprechende Symbole wiedergegeben werden.
3. Fahrtzustandsanzeige nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Symbole für die Kraftrichtung jedes Ruderpropellers bzw. Pumpjets ein in
Umrandungslinien wiedergegebener Pfeil dient, dessen Stiel zur Symbolisierung der
Schubstärke dieses Ruderpropellers bzw. Pumpjets entsprechend anteilig ausgefüllt
ist, um eine Balkenanzeige zu ergeben.
4. Fahrtzustandsanzeige nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Darstellung des Kupplungszustandes des Ruderpropellers bzw. Pumpjets mittels
der Pfeilspitze erfolgt, indem der entkuppelte Zustand durch eine unausgefüllte, der
gekuppelte Zustand durch eine ausgefüllte Pfeilspitze dargestellt werden.
5. Fahrtzustandsanzeige nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die zur Darstellung notwendigen Betriebszustände des oder der Ruderpropeller(s)
bzw. Pumpjet(s) einem Rechner zugeführt werden und die resultierende Gesamtkraft als
weiteres Symbol auf der optischen Anzeige dargestellt wird.
6. Fahrtzustandsanzeige nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Darstellung der resultierenden Gesamt-kraft in der Form einer bezüglich eines
Bezugssymbols sich bewegenden Schiffskontur erfolgt.
7. Fahrtzustandsanzeige nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Bezugssymbol eine entsprechende Schiffskontur ist, wozu die eine Schiffskontur,
insbesondere die die resultierende Gesamtkraft darstellende Schiffskontur eine ausgefüllte,
die andere Schiffskontur, vorzugsweise die das Bezugssymbol darstellende Schiffskontur
eine nicht ausgefüllte Schiffskontur ist.
8. Fahrtzustandsanzeige nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß Zustandsanzeige des oder der Ruderpropeller(s) bzw. Pumpjet(s) von einem Rechner
bewirkt wird, der Rückmeldungen der Drehzahlelektronik des Antriebsmotors des Ruderpropellers
bzw. Pumpjets sowie ein Kupplungskontaktsignal auswertet.
9. Fahrtzustandsanzeige nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß im Rechner bei der Bildung des Ausgangssignals für die optische Anzeige einige
weitere Schiffsparameter, wie Angriffspunkt der Kräfte in Relation zum Lateralschwerpunkt,
Schiffslänge, Schiffsbreite und/oder Schiffskielform berücksichtigt werden, Fremdkräfte,
wie Wasserströmung und Wind, dagegen unberücksichtigt bleiben.