[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bedrucken von cellulosehaltigem
Textilgut mit Reaktivfarbstoffen, die mindestens eine Monohalogentriazingruppe enthalten,
wobei die Bedruckung des Fasermaterials in einem einstufigen Verfahren ohne den Zusatz
von Harnstoff erfolgt.
[0002] Es ist schon seit langem, z.B. aus der US-A-4,604,099, bekannt, cellulosehaltige
Fasermaterialien mit Reaktivfarbstoffen zu bedrucken. Dabei ist es erforderlich, beträchtliche
Mengen an Harnstoff zu verwenden, der u.a. für die Erhöhung der Farbstofflöslichkeit
und ganz besonders für einen ausreichenden Fixiergrad verantwortlich ist.
[0003] Neben diesen für den Druck-, Färbe- und Fixierprozess mit Reaktivfarbstoffen günstigen
Eigenschaften stellt Harnstoff jedoch einen wesentlichen Lastfaktor in den Abwässern
dar.
[0004] Es hat daher nicht an Versuchen gefehlt, den Harnstoff zu reduzieren bzw. eliminieren
oder Ersatzprodukte zu finden. Die Ergebnisse waren jedoch wenig befriedigend.
[0005] Ueberraschenderweise wurde nun gefunden, dass es möglich ist, cellulosehaltiges Textilgut
mit Reaktivfarbstoffen ohne Zusatz von Harnstoff zu bedrucken, wobei Farbdrucke mit
hohem Fixiergrad erzielt werden.
[0006] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit ein Verfahren zum Bedrucken von cellulosehaltigem
Textilgut mit Reaktivfarbstoffen, die mindestens eine Monohalogentriazingruppe enthalten,
das dadurch gekennzeichnet ist, dass das Fasermaterial ohne den Zusatz von Harnstoff
in einem einstufigen Verfahren bedruckt und die getrocknete, bedruckte Ware für den
Fixierprozess mit Wasser befeuchtet wird.
[0007] Einen weiteren Erfindungsgegenstand bildet das verfahrensgemäss bedruckte cellulosehaltige
Textilgut.
[0008] Bei den im erfindungsgemässen Verfahren eingesetzten Farbstoffen handelt es sich
um eine Monohalogentriazingruppe enthaltende Reaktivfarbstoffe, die zum Färben oder
Bedrucken von Cellulose-Textilmaterialien geeignet sind.
[0009] Bei der Monohalogentriazingruppe handelt es sich um eine Monofluor-, Monobrom- oder
vorzugsweise um eine Monochlortriazingruppe.
[0010] Die Menge der Farbstoffe richtet sich in der Regel nach der gewünschten Farbstärke
und beträgt zweckmässig 0,1 bis 300 g/kg Druckfarbe, vorteilhafterweise 0,1 bis 100
und vorzugsweise 5 bis 60 g/kg Druckfarbe.
[0011] Bei Verwendung von Reaktivfarbstoffen enthalten die Druckfarben in der Regel Fixieralkalien.
Als alkalisch reagierende Verbindungen zur Fixierung der Reaktivfarbstoffe werden
beispielsweise Natriumcarbonat, Natriumbicarbonat, Natriumhydroxid, Dinatriumphosphat,
Trinatriumphosphat, Borax, wässriges Ammoniak oder Alkalispender, wie z.B. Natriumtrichloracetat
oder Natriumformiat eingesetzt. Als Alkali kann auch eine Mischung aus Wasserglas
und einer 25 %igen wässrigen Natriumcarbonatlösung verwendet werden.
[0012] Der pH-Wert der Alkali enthaltenden Druckfarben beträgt in der Regel 7,5 bis 13,2,
vorzugsweise 8,5 bis 11,5.
[0013] Die für das erfindungsgemässe Verfahren verwendeten wässrigen Druckpasten enthalten
neben den Farbstoffen ferner Verdickungsmittel, vorzugsweise natürlicher Herkunft,
insbesondere Natriumalginat für sich allein oder in Gemisch mit modifizierter Cellulose,
insbesondere mit höchstens 20 bis 25 Gewichtsprozent Carboxymethylcellulose. Gewünschtenfalls
können die Druckpasten noch Konservierungsmittel, Sequestriermittel, Emulgatoren,
wasserunlösliche Lösungsmittel, Oxidationsmittel und Entlüftungsmittel enthalten.
[0014] In Betracht kommen als Konservierungsmittel vor allem formaldehydabgebende Mittel,
wie z.B. Paraformaldehyd und Trioxan, vor allem wässrige, etwa 30 bis 40-gewichtsprozentige
Formaldehydlösungen, als Sequestriermittel z.B. nitrilotriessigsaures Natrium, ethylendiamintetraessigsaures
Natrium, vor allem Natrium-Polymethaphosphat, insbesondere Natrium-Hexamethaphosphat,
als Emulgatoren vor allem Addukte aus einem Alkylenoxid und einem Fettalkohol, insbesondere
einem Addukt aus Oleylalkohol und Ethylenoxid, als wasserunlösliche Lösungsmittel
hochsiedende, gesättigte Kohlenwasserstoffe, vor allem Paraffine mit einem Siedebereich
von etwa 160 bis 210°C (sogenannte Lackbenzine), als Oxidationsmittel z.B. eine aromatische
Nitroverbindung, vor allem eine aromatische Mono- oder Dinitrocarbonsäure oder -sulfonsäure,
die gegebenenfalls als Alkylenoxidadukkt vorliegt, insbesondere eine Nitrobenzolsulfonsäure
und als Entlüftungsmittel z.B. hochsiedende Lösungsmittel, vor allem Terpentinöle,
höhere Alkohle, vorzugsweise C₈- bis C₁₀-Alkohole, Terpenalkohole oder Entlüftungsmittel
auf Basis von Mineral- und/oder Silikonölen, insbesondere Handelsformulierungen aus
etwa 15 bis 25 Gewichtsprozent eines Mineral- und Silikonölgemisches und etwa 75 bis
85 Gewichtsprozent eines C₈-Alkohols wie z.B. 2-Ethyl-n-hexanol.
[0015] Das erfindungsgemässe Verfahren eignet sich für das Bedrucken von Textilien, die
aus Cellulose bestehen oder diese enthalten.
[0016] Es handelt sich dabei in der Regel vor allem um flächenförmige Textilmaterialien,
wie z.B. Vliese, Filze, Teppiche, Gewirke und insbesondere Gewebe. Das erfindungsgemässe
Verfahren ist geeignet für Fasermaterialien, die gegebenenfalls mit Natronlauge vorbehandelt
sind, vorzugsweise für Cellulose-Material und Regenerat-Cellulose, wie z.B. Viskose-Cellulose.
[0017] Beim Bedrucken der Fasermaterialien wird die Druckpaste ganzflächig oder stellenweise
direkt auf das Fasermaterial aufgebracht, wobei Druckmaschinen üblicher Bauart, z.B.
Tiefdruck-, Rotationssiebdruck- und Flachfilmdruckmaschinen zweckmässig eingesetzt
werden.
[0018] Das Fasermaterial wird nach dem Bedrucken bei Temperaturen bis 150°C, vorzugsweise
80° bis 120°C getrocknet. Vor der Fixierung der Farbstoffe wird das Fasermaterial
auf seiner Oberseite, Rückseite oder beidseitig gleichmässig mit Wasser benetzt. Die
Wasserbenetzung kann dabei auf verschiedene Weisen erfolgen, beispielsweise durch
direkte oder indirekte Auftragsmethoden. Direkt kann die Befeuchtung des Fasermaterials
durch beispielsweise Aufsprühen mittels eines handelsüblichen Zerstäubers, durch Walzensysteme,
Schablonen oder Auftrag von Wasser in Form von Schaum oder durch die sogenannte Rotorenfeuchtung
erfolgen, deren Funktionsprinzip in Textilpraxis International, 111a (1987) ausführlich
beschrieben ist. Indirekt kann die Befeuchtung dadurch erfolgen, dass ein mit Wasser
befeuchtetes Tuch im Dämpfer mit dem zu fixierenden Fasermaterial in Kontakt gebracht
wird. Das Tuch dient hier als Feuchtigkeitsüberträger. Die Auftragsmengen an Wasser
liegen dabei zwischen 5 und 50 %, vorzugsweise zwischen 10 und 40 %, bezogen auf das
bedruckte, trockene Fasermaterial.
[0019] Nach dem Benetzen werden die Farbstoffe auf dem Material fixiert. Das Fixieren wird
durch eine Wärmebehandlung des Materials bei Temperaturen von vorzugsweise 100° bis
220°C erzielt. Die Wärmebehandlung erfolgt im allgemeinen mit Wasserdampf unter atmosphärischem
Druck.
[0020] Anschliessend wird das Fasermaterial in der Regel durch ein kaltes und hierauf ein
heisses und gegebenenfalls wiederum ein kaltes Spülen nachgewaschen.
[0021] Man erhält mit dem erfindungsgemässen Verfahren egale und farbkräftige Farbdrucke,
die sich durch ein hervorragendes Warenbild auszeichnen. Insbesondere können mittels
des erfindungsgemässen Fixierverfahrens Farbdrucke mit Reaktivfarbstoffen auf cellulosehaltigen
Textilien, insbesondere Viskose unter Ausschluss von Harnstoff, der in der Regel in
beträchtlichen Mengen verwendet wird, erzielt werden.
[0022] Im folgenden Beispiel beziehen sich Teile und Prozentsätze, wenn nicht anders angegeben,
jeweils auf das Gewicht.
Beispiel 1: Ein Gewebe aus laugierter Viskose wird mit einer Druckpaste enthaltend
[0023] 7 g/kg einer handelsüblichen, pulverförmigen Farbstofformulierung der Formel (101)

50 g/kg einer handelsüblichen, flüssigen Farbstofformulierung der Formel

32 g/kg eines handelsüblichen, flüssigen Farbstoffgemisches der Formeln

und (104)

8,9 g/kg m-Nitrobenzolsulfonsäure-Na-Salz
89 g/kg 25 %ige Na₂CO₃-Lösung
490 g/kg 6 %ige Natrium-Alginat-Lösung
1,8 g/kg eines Entlüftungsmittels und
321,3 g/kg Wasser
musterförmig bedruckt, bei 120°C während einer Minute getrocknet, mittels eines Minimalauftraggerätes
mit Wasser befeuchtet (Auftragsmenge: 30 %, bezogen auf das Gewicht des Fasermaterials),
danach in einem Dämpfer während 8 Minuten bei 105°C bei atmosphärischem Druck gedämpft
und anschliessend mit kaltem und dann kochendem Wasser gespült, bis die nicht fixierten
Anteile der eingesetzten Farbstoffe und die Hilfsmittel entfernt sind.
[0024] Nach Trocknung des Gewebes bei 90 bis 100°C erhält man einen tiefen, braunen Druck.
[0025] Verfährt man wie oben angegeben, aber ohne Wasserbefeuchtung des Fasermaterials vor
dem Dämpfen, erhält man einen unbrauchbaren, sehr hellen Druck, da unter diesen Bedingungen
nur eine geringe Farbstoff-Fixierung erfolgt.
Beispiel 2: Ein Gewebe aus gebleichter und laugierter Cellulose-Viskose wird mit einer Druckpaste
enthaltend 25 g/kg einer handelsüblichen granulatförmigen Formulierung des Farbstoffes
der Formel
[0026]

9 g/kg m-Nitrobenzolsulfonsäure-Natriumsalz
60 g/kg 25 %ige Na₂CO₃-Lösung
406 g/kg Wasser und
500 g/kg 6%ige Natriumalginatlösung
bedruckt. Anschliessend wird normal getrocknet, wobei der Gesamtfeuchtigkeitsgrad
nach der Trocknung 5,5%, bezogen auf das Warengewicht, beträgt. Mittels eines Sprühdüsengerätes
werden nun weitere 45 % Wasser aufgebracht und anschliessend in einem Dämpfer während
8 Minuten unter atmosphärischem Druck bei einer Temperatur von 115°C behandelt, anschliessend
mit kaltem und kochendem Wasser gespült, bis die nichtfixierten Farbstoffanteile und
die Hilfsmittel entfernt sind. Nach der Trocknung erhält man eine volle, tiefe Türkis-Nuance.
[0027] Wird unmittelbar nach dem Trocknen ohne Sprühbefeuchtung gedämpft, resultiert eine
Nuance, die 60 % heller und damit unbrauchbar ist.
[0028] Die gewünschte Farbtiefe ohne zusätzliche Befeuchtung erhält man erst, wenn man der
Druckpaste 150 g/kg Harnstoff zusetzt.
Beispiel 3: Eine Druckfarbe wird nach folgender Rezeptur zubereitet: 40 g des Farbstoffes der
Formel
[0029]

in einer handelsüblichen Granulatformulierung werden unter Rühren in 960 g einer Stammverdickung
enthaltend
9,5 g m-Nitrobenzolsulfonsäure-Natriumsalz
60 g 25 %ige Na₂CO₃-Lösung
410,5 g Wasser
480 g 6%ige Natriumalginat-Lösung
zugegeben, auf eine gebleichte und mercerisierte Baumwollmaschenware gedruckt und
auf einen Restfeuchtigkeitsgehalt von 3,5%, bezogen auf das Warengewicht, getrocknet.
[0030] Unmittelbar vor der 8-minütigen Fixierung in einem Dämpfer unter atmosphärischem
Druck bei 115°C wird mit einer Spritzdüse Wasser bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt
von 50%, bezogen auf das trockene Warengewicht, aufgetragen.
[0031] Nach dem praxisüblichen Auswaschen resultiert ein königsblauer, tiefer Druckausfall.
[0032] Wird ohne zusätzlichen Wasserauftrag vor dem Dämpfen gearbeitet, fällt der Druck
deutlich heller und unruhig aus.
[0033] Beispiel 4: Ein Cellulosegewebe wird wie in Beispiel 2 beschrieben, bedruckt und getrocknet.
Der Wasserauftrag beträgt jetzt lediglich 10% (anstelle von 45%) des Warengewichtes.
Für den anschliessenden Dämpfprozess wird eine Temperatur von 102°C eingehalten. Die
Dämpfzeit beträgt 8 Minuten. Die nach dem Waschen resultierende Türkis-Nuance hat
die gleiche Farbstärke wie in Beispiel 2. Ein Weglassen der Befeuchtung führt zu einem
um 40% helleren Druckausfall.
[0034] Erst ein Zusatz von 100 g/kg Harnstoff bewirkt ohne Befeuchtung vor dem Dämpfen eine
ähnlich tiefe Nuance.
1. Verfahren zum Bedrucken von cellulosehaltigem Textilgut mit Reaktivfarbstoffen, die
mindestens eine Monohalogentriazingruppe enthalten, dadurch gekennzeichnet, dass das
Fasermaterial in einem einstufigen Verfahren ohne den Zusatz von Harnstoff bedruckt
und die getrocknete, bedruckte Ware für den Fixierprozess mit Wasser befeuchtet wird.
2. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als cellulosehaltiges Textilgut
regenerierte Cellulose verwendet wird.
3. Verfahren gemäss Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass als cellulosehaltiges Textilgut
Cellulose-Viskose verwendet wird.
4. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Benetzung
des Textilgutes vor dem Fixierprozess erfolgt.
5. Verfahren gemäss einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das bedruckte
und mit Wasser benetzte Fasermaterial mit Wasserdampf unter atmosphärischem Druck
fixiert wird.
6. Das gemäss einem der Ansprüche 1 bis 5 bedruckte Fasermaterial.