(19)
(11) EP 0 442 010 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.08.1991  Patentblatt  1991/34

(21) Anmeldenummer: 90102931.4

(22) Anmeldetag:  15.02.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5E04C 5/01
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(71) Anmelder: VAW FLUSSSPAT-CHEMIE GMBH
D-92551 Stulln (DE)

(72) Erfinder:
  • Schultz, Gerhard
    D-8472 Schwarzenfeld (DE)
  • Hartl, Anton
    D-8471 Stulln (DE)

(74) Vertreter: Müller-Wolff, Thomas, Dipl.-Ing. 
HARWARDT NEUMANN, Patent- und Rechtsanwälte, Postfach 14 55
53704 Siegburg
53704 Siegburg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vefahren zum Korrosionsschutz an Schnittflächen von bewehrten Gasbeton-Bauteilen und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens


    (57) Nach bisher üblichen Methoden wurden die Stahl-Schnittflächen mit einem Korrosionsschutz-Lack versehen. Dieses Verfahren hatte unter ungünstigen Bedingungen, z.B. bei feuchtem Gasbeton, unbefriedigende Ergebnisse, insbesondere hinsichtlich der Haltbarkeit des Lackes. Um einen dauerhaften, einwandfreien Korrosionsschutz in Stahl-Schnittflächen von bewehrten Gasbeton-Bauteilen zu erzielen, wird ein Formteil (4) bestehend aus einer einseitig geschlossenen Hülse, vorzugsweise aus Edelstahl, über das Bewehrungsstahl-Ende (3) in das Gasbeton-Bauteil (5) eingedrückt. Hierdurch wird eine glattflächige äußere Oberfläche erzielt, auf der die Haftung eines späteren Farbanstrichs, einer Beschichtung (6) o.ä. gewährleistet ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Korrosionsschutz von Stahl-Schnittflächen von bewehrten Gasbeton-Bauteilen und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens, die einen dauerhaften Korrosionsschutz an Stahl-Schnittflächen von bewehrten Gasbeton-Bauteilen mit Hilfe eines Formteiles ermöglicht.

    [0002] Es ist bekannt, daß bei der Herstellung von Gasbeton-Platten diese werkseitig geschnitten werden können. Dies wird z.B. in den amtlichen Zulassungen zitiert, in denen es sinngemäß heißt: Die Platten dürfen in Ausnahmefällen nachträglich durch Beauftragte des Herstellwerks gekürzt werden, wenn dadurch die Plattentragfähigkeit, insbesondere die Endverankerung gemäß DIN 4223 (Ausgabe 7/58) Abschnitt 9.52 nicht beeinträchtigt wird. Ein solcher Arbeitsgang darf nur mittels Trennscheiben durchgeführt werden. Die Schnittflächen von Stählen sind mit einem Korrosionsschutz zu versehen.

    [0003] Die gängigsten Methoden, diesen Korrosionsschutz zu gewährleisten, sind weltweit bei den meisten Gasbeton-Herstellern:

    1. das Aufbringen eines Korrosionsschutz-Lackes auf die Stahl-Schnittflächen,

    2. das Hinterschneiden des Stahles mittels einer Trennscheibe, anschließendes Aufbringen eines Korrosionsschutz-Lackes und als dritten Arbeitsgang das Vermörteln der Vertiefung.



    [0004] Die erste Methode hat folgende Nachteile:

    a) bei feuchtem Gasbeton hält der Lack nicht,

    b) ein zufriedenstellender Korrosionsschutz ist nur durch zweimaligen Lack-Auftrag gewährleistet,

    c) dadurch zeitintensiv durch einzuhaltende Trocknungszeiten,

    c) empfindlich bei Frost-Tau-Wechsel,

    d) bei nachträglicher Durchfeuchtung kann der Rost durch die Gasbeton-Beschichtung diffundieren und Verfärbungen an der Oberfläche hervorrufen.



    [0005] Sie hat jedoch den Vorteil, daß sie sehr kostengünstig ist.

    [0006] Die zweite Methode hat folgende Nachteile:

    a) sehr kostenintensiv,

    b) sehr zeitintensiv, da drei Arbeitsgänge mit Trocknungszeit erforderlich sind,

    c) erhöhter maschineller Aufwand, da eine Trennscheibe mit Absaugung notwendig ist.



    [0007] Sie garantiert jedoch einen dauerhaften, einwandfreien Korrosionsschutz selbst unter widrigen Umständen.

    [0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die genannten Vorteile der herkömmlichen Methoden durch ein völlig neuartiges Verfahren zu erzielen oder sogar zu übertreffen, ohne die begleitenden Nachteile der herkömmlichen Methoden in Kauf nehmen zu müssen. Diese Aufgabe wird durch die in den Patentansprüchen angegebenen Merkmale gelöst.

    [0009] Die Brauchbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens ist durch zahlreiche Versuche belegt. Dazu wurden folgende Hülsen verwendet:
    Es wurde ein Tiefziehteil aus einer zylindrisch-glatten Blechhülse - einseitig geschlossen - hergestellt. Das Material bestand aus ST 4301, mit folgenden Durchmessern: Durchmesser = 15 mm, Länge = 15 mm, Wanddicke = 0,27 mm.

    [0010] Es wurde eine Wandplatte A mit offenliegenden Stahlschnittflächen und eine erfindungsgemäß korrosionsgeschützte Wandplatte B einem Bewitterungsversuch im Freien ausgesetzt. Nach einem Jahr zeigte sich, daß die Wandplatte A an den Stahlschnittflächen starke Korrosionserscheinungen aufwies, während die erfindungsgemäße Wandplatte B ohne jedes Anzeichen von Korrosion blieb.

    [0011] Weitere Korrosionsversuche unter verschärften Bedingungen wurden in einem 3 %igen Salzbad durchgeführt. Am Plattenabschnitt C wurden die Stahlschnittflächen mit einem Acryllack betupft, am Plattenabschnitt B wurden die Stahlschnittflächen mittels der erfindungsgemäßen Hülsen verschlossen und dann mit einer Beschichtung aus einer Kunstharzdispersion versehen. Nach einer Versuchsdauer von 2 Tagen zeigte sich an der Platte C Rostansatz, während am Plattenabschnitt D auch nach Entfernung der Hülsen keine Rostansätze zu erkennen waren.

    [0012] In weiteren Versuchen wurde festgestellt, daß die Beschichtung unter folgenden Bedingungen besonders korrosionsschützend wirkt: Auftragsmenge mindestens 1800 g/m² in zwei Lagen, wobei die erste Lage mit ca. 20 % und die zweite Lage mit max. 5 % verdünnt wird. Bei der Trocknung dürfen Temperaturen von + 5° nicht unterschritten werden. Unter diesen Bedingungen zeigte sich, daß auch einjährigem verschärftem Korrosionstest kein Abplatzen und keine Korrosionserscheinungen festgestellt werden konnten. Das erfindungsgemäß hergestellte korrosionsgeschützte Gasbetonbauteil kann mit einem späteren Farbanstrich versehen werden, wobei eine glattflächige äußere Oberfläche erzielt wird.

    [0013] Als Material für die erfindungsgemäße Hülse wird Edelstahl bevorzugt angewandt, weil die Steifigkeit bei geringer Materialdicke besonders groß ist. Die geringe Materialdicke ist erforderlich, um nach der Gasbetonbeschichtung auch kleinste Unebenheiten auf der Oberfläche zu vermeiden.

    [0014] Die Hülsenabmessungen wurden erfindungsgemäß so festgelegt, daß eine feste Verankerung im Gasbeton auch bei außen glatter Oberfläche der Hülse gesichert ist. Bei kurzen Hülsen besteht die Gefahr, daß die Mindesteindringtiefe für eine feste Verankerung nicht gewährleistet ist, während bei längeren Hülsen schon der erste Bewehrungsquerstab einer Bewehrungsmatte von der Hülse getroffen werden kann. Dann ist kein sauberes Eindrücken mehr möglich, sondern es kommt zu Verquetschungen und Erhebungen auf der Schnittoberfläche.

    [0015] Die Grenzen für den Hülsendurchmesser sind dadurch festgelegt, daß einerseits ein einwandfreies Gleiten über die Bewehrungsstähle im Gasbeton ermöglicht werden muß und andererseits kein Verkanten durch zu großes Spiel auf dem Bewehrungsstahl erfolgt. Bei Hülsendurchmessern über 50 mm besteht die Gefahr, daß beim Eindrücken die Hülse über das Gasbetonbauteil herausragt und dessen Kante beschädigt.

    [0016] Die Wandstärke der Hülse sollte möglichst gering sein, um keine auffälligen Erhebungen auf der Gasbetonbeschichtung zu erhalten. Als besonders vorteilhaft haben sich folgende Abmessungen der Hülse erwiesen: Wanddicke 0,27 mm, Hülsendurchmesser 15 mm, Hülsenlänge 10 mm.

    [0017] Auch die Haftung eines späteren Farbanstriches, Beschichtung oder Putzes auf der erfindungsgemäß behandelten Schnittflächen-Oberfläche ist gewährleistet, wie ebenfalls durch Versuche belegt ist.

    [0018] Die Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt.

    [0019] In Fig. 1 ist die Gasbeton-Schnittfläche mit 1, die Bewehrung mit 2 und die Bewehrungs-Schnittfläche mit 3 bezeichnet. Das aus einer Hülse bestehende Formteil 4 ist über die Bewehrungs-Schnittfläche 3 in das Gasbeton-Bauteil eingedrückt.

    [0020] Die Fig. 2 zeigt die in das Gasbeton-Bauteil 5 eingebrachte Bewehrung 2, über die das Formteil 4 gedrückt ist. Die auf die Oberfläche aufgebrachte Beschichtung ist mit 6 beziffert. Der vor dem Eindrücken der Hülse 4 auf die Bewehrungs-Schnittfläche 3 aufgetragene Korrosionsschutz-Lack trägt das Bezugszeichen 7.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Korrosionsschutz an Stahl-Schnittflächen von bewehrten Gasbeton-Bauteilen, dadurch gekennzeichnet, daß ein Formteil (4) bestehend aus einer einseitig geschlossenen Hülse über das Bewehrungsstahl-Ende (3) in das Gasbeton-Bauteil (5) eingedrückt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Eindrücken der Hülse (4) auf die Schnittstelle (3) des Bewehrungsdrahts (2) ein korrosionsschützender Lack (7) aufgetragen wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in die Hülse (4) eine verformbare, korrosionsschützende Masse eingebracht wird und diese nach dem Eindrücken der Hülse das Bewehrungsstahl-Ende (3) versiegelt wird.
     
    4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Hülse (4) in das Gasbeton-Bauteil (5) von Hand, mit einem mechanischen Schlagwerkzeug oder mit einem Schußapparat eingedrückt wird.
     
    5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Innendurchmesser der Hülse größer oder gleich dem Bewehrungsstahldurchmesser ist.
     
    6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Hülsenmaterial aus korrosionsbeständigem Metall wie verzinktem Stahlblech, Aluminium, Kupfer, Messing oder Edelstahl besteht.
     
    7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest ein Teil des Hülsenmaterials aus schlagfestem Kunststoff besteht.
     
    8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Hülsenlänge zwischen 3 und 30 mm, der Hülsendurchmesser zwischen 4 und 50 mm und die Hülsenwandstärke zwischen 0,1 und 3 mm liegt.
     
    9. Korrosionsgeschütztes Gasbeton-Bauteil, bestehend aus der Gasbetongrundmasse und einzelnen, in verschiedenen Richtungen verlaufenden Bewehrungsdrähten, die an den Schnittflächen des Bauteils z.T. freiliegen, dadurch gekennzeichnet, daß an den Schnittflächen einseitig geschlossene Hülsen (4) über die Bewehrungsdrähte (2) in das Gasbeton-Bauteil (5) eingedrückt sind.
     
    10. Korrosionsgeschütztes Gasbeton-Bauteil, nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß an den Schnittflächen (1) eine Beschichtung (6) auf die Gasbetongrundmasse und die Hülsen (4) aufgebracht wird.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht