[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Korrosionsschutz von Stahl-Schnittflächen
von bewehrten Gasbeton-Bauteilen und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens,
die einen dauerhaften Korrosionsschutz an Stahl-Schnittflächen von bewehrten Gasbeton-Bauteilen
mit Hilfe eines Formteiles ermöglicht.
[0002] Es ist bekannt, daß bei der Herstellung von Gasbeton-Platten diese werkseitig geschnitten
werden können. Dies wird z.B. in den amtlichen Zulassungen zitiert, in denen es sinngemäß
heißt: Die Platten dürfen in Ausnahmefällen nachträglich durch Beauftragte des Herstellwerks
gekürzt werden, wenn dadurch die Plattentragfähigkeit, insbesondere die Endverankerung
gemäß DIN 4223 (Ausgabe 7/58) Abschnitt 9.52 nicht beeinträchtigt wird. Ein solcher
Arbeitsgang darf nur mittels Trennscheiben durchgeführt werden. Die Schnittflächen
von Stählen sind mit einem Korrosionsschutz zu versehen.
[0003] Die gängigsten Methoden, diesen Korrosionsschutz zu gewährleisten, sind weltweit
bei den meisten Gasbeton-Herstellern:
1. das Aufbringen eines Korrosionsschutz-Lackes auf die Stahl-Schnittflächen,
2. das Hinterschneiden des Stahles mittels einer Trennscheibe, anschließendes Aufbringen
eines Korrosionsschutz-Lackes und als dritten Arbeitsgang das Vermörteln der Vertiefung.
[0004] Die erste Methode hat folgende Nachteile:
a) bei feuchtem Gasbeton hält der Lack nicht,
b) ein zufriedenstellender Korrosionsschutz ist nur durch zweimaligen Lack-Auftrag
gewährleistet,
c) dadurch zeitintensiv durch einzuhaltende Trocknungszeiten,
c) empfindlich bei Frost-Tau-Wechsel,
d) bei nachträglicher Durchfeuchtung kann der Rost durch die Gasbeton-Beschichtung
diffundieren und Verfärbungen an der Oberfläche hervorrufen.
[0005] Sie hat jedoch den Vorteil, daß sie sehr kostengünstig ist.
[0006] Die zweite Methode hat folgende Nachteile:
a) sehr kostenintensiv,
b) sehr zeitintensiv, da drei Arbeitsgänge mit Trocknungszeit erforderlich sind,
c) erhöhter maschineller Aufwand, da eine Trennscheibe mit Absaugung notwendig ist.
[0007] Sie garantiert jedoch einen dauerhaften, einwandfreien Korrosionsschutz selbst unter
widrigen Umständen.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die genannten Vorteile der herkömmlichen
Methoden durch ein völlig neuartiges Verfahren zu erzielen oder sogar zu übertreffen,
ohne die begleitenden Nachteile der herkömmlichen Methoden in Kauf nehmen zu müssen.
Diese Aufgabe wird durch die in den Patentansprüchen angegebenen Merkmale gelöst.
[0009] Die Brauchbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens ist durch zahlreiche Versuche
belegt. Dazu wurden folgende Hülsen verwendet:
Es wurde ein Tiefziehteil aus einer zylindrisch-glatten Blechhülse - einseitig geschlossen
- hergestellt. Das Material bestand aus ST 4301, mit folgenden Durchmessern: Durchmesser
= 15 mm, Länge = 15 mm, Wanddicke = 0,27 mm.
[0010] Es wurde eine Wandplatte A mit offenliegenden Stahlschnittflächen und eine erfindungsgemäß
korrosionsgeschützte Wandplatte B einem Bewitterungsversuch im Freien ausgesetzt.
Nach einem Jahr zeigte sich, daß die Wandplatte A an den Stahlschnittflächen starke
Korrosionserscheinungen aufwies, während die erfindungsgemäße Wandplatte B ohne jedes
Anzeichen von Korrosion blieb.
[0011] Weitere Korrosionsversuche unter verschärften Bedingungen wurden in einem 3 %igen
Salzbad durchgeführt. Am Plattenabschnitt C wurden die Stahlschnittflächen mit einem
Acryllack betupft, am Plattenabschnitt B wurden die Stahlschnittflächen mittels der
erfindungsgemäßen Hülsen verschlossen und dann mit einer Beschichtung aus einer Kunstharzdispersion
versehen. Nach einer Versuchsdauer von 2 Tagen zeigte sich an der Platte C Rostansatz,
während am Plattenabschnitt D auch nach Entfernung der Hülsen keine Rostansätze zu
erkennen waren.
[0012] In weiteren Versuchen wurde festgestellt, daß die Beschichtung unter folgenden Bedingungen
besonders korrosionsschützend wirkt: Auftragsmenge mindestens 1800 g/m² in zwei Lagen,
wobei die erste Lage mit ca. 20 % und die zweite Lage mit max. 5 % verdünnt wird.
Bei der Trocknung dürfen Temperaturen von + 5° nicht unterschritten werden. Unter
diesen Bedingungen zeigte sich, daß auch einjährigem verschärftem Korrosionstest kein
Abplatzen und keine Korrosionserscheinungen festgestellt werden konnten. Das erfindungsgemäß
hergestellte korrosionsgeschützte Gasbetonbauteil kann mit einem späteren Farbanstrich
versehen werden, wobei eine glattflächige äußere Oberfläche erzielt wird.
[0013] Als Material für die erfindungsgemäße Hülse wird Edelstahl bevorzugt angewandt, weil
die Steifigkeit bei geringer Materialdicke besonders groß ist. Die geringe Materialdicke
ist erforderlich, um nach der Gasbetonbeschichtung auch kleinste Unebenheiten auf
der Oberfläche zu vermeiden.
[0014] Die Hülsenabmessungen wurden erfindungsgemäß so festgelegt, daß eine feste Verankerung
im Gasbeton auch bei außen glatter Oberfläche der Hülse gesichert ist. Bei kurzen
Hülsen besteht die Gefahr, daß die Mindesteindringtiefe für eine feste Verankerung
nicht gewährleistet ist, während bei längeren Hülsen schon der erste Bewehrungsquerstab
einer Bewehrungsmatte von der Hülse getroffen werden kann. Dann ist kein sauberes
Eindrücken mehr möglich, sondern es kommt zu Verquetschungen und Erhebungen auf der
Schnittoberfläche.
[0015] Die Grenzen für den Hülsendurchmesser sind dadurch festgelegt, daß einerseits ein
einwandfreies Gleiten über die Bewehrungsstähle im Gasbeton ermöglicht werden muß
und andererseits kein Verkanten durch zu großes Spiel auf dem Bewehrungsstahl erfolgt.
Bei Hülsendurchmessern über 50 mm besteht die Gefahr, daß beim Eindrücken die Hülse
über das Gasbetonbauteil herausragt und dessen Kante beschädigt.
[0016] Die Wandstärke der Hülse sollte möglichst gering sein, um keine auffälligen Erhebungen
auf der Gasbetonbeschichtung zu erhalten. Als besonders vorteilhaft haben sich folgende
Abmessungen der Hülse erwiesen: Wanddicke 0,27 mm, Hülsendurchmesser 15 mm, Hülsenlänge
10 mm.
[0017] Auch die Haftung eines späteren Farbanstriches, Beschichtung oder Putzes auf der
erfindungsgemäß behandelten Schnittflächen-Oberfläche ist gewährleistet, wie ebenfalls
durch Versuche belegt ist.
[0018] Die Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt.
[0019] In Fig. 1 ist die Gasbeton-Schnittfläche mit 1, die Bewehrung mit 2 und die Bewehrungs-Schnittfläche
mit 3 bezeichnet. Das aus einer Hülse bestehende Formteil 4 ist über die Bewehrungs-Schnittfläche
3 in das Gasbeton-Bauteil eingedrückt.
[0020] Die Fig. 2 zeigt die in das Gasbeton-Bauteil 5 eingebrachte Bewehrung 2, über die
das Formteil 4 gedrückt ist. Die auf die Oberfläche aufgebrachte Beschichtung ist
mit 6 beziffert. Der vor dem Eindrücken der Hülse 4 auf die Bewehrungs-Schnittfläche
3 aufgetragene Korrosionsschutz-Lack trägt das Bezugszeichen 7.
1. Verfahren zum Korrosionsschutz an Stahl-Schnittflächen von bewehrten Gasbeton-Bauteilen,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Formteil (4) bestehend aus einer einseitig geschlossenen
Hülse über das Bewehrungsstahl-Ende (3) in das Gasbeton-Bauteil (5) eingedrückt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Eindrücken der Hülse
(4) auf die Schnittstelle (3) des Bewehrungsdrahts (2) ein korrosionsschützender Lack
(7) aufgetragen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in die Hülse (4) eine
verformbare, korrosionsschützende Masse eingebracht wird und diese nach dem Eindrücken
der Hülse das Bewehrungsstahl-Ende (3) versiegelt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Hülse (4) in das Gasbeton-Bauteil (5) von Hand, mit einem mechanischen Schlagwerkzeug
oder mit einem Schußapparat eingedrückt wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Innendurchmesser der Hülse größer oder gleich dem
Bewehrungsstahldurchmesser ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Hülsenmaterial aus korrosionsbeständigem Metall wie verzinktem Stahlblech, Aluminium,
Kupfer, Messing oder Edelstahl besteht.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
ein Teil des Hülsenmaterials aus schlagfestem Kunststoff besteht.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Hülsenlänge zwischen 3 und 30 mm, der Hülsendurchmesser zwischen 4 und 50 mm und die
Hülsenwandstärke zwischen 0,1 und 3 mm liegt.
9. Korrosionsgeschütztes Gasbeton-Bauteil, bestehend aus der Gasbetongrundmasse und einzelnen,
in verschiedenen Richtungen verlaufenden Bewehrungsdrähten, die an den Schnittflächen
des Bauteils z.T. freiliegen, dadurch gekennzeichnet, daß an den Schnittflächen einseitig
geschlossene Hülsen (4) über die Bewehrungsdrähte (2) in das Gasbeton-Bauteil (5)
eingedrückt sind.
10. Korrosionsgeschütztes Gasbeton-Bauteil, nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
an den Schnittflächen (1) eine Beschichtung (6) auf die Gasbetongrundmasse und die
Hülsen (4) aufgebracht wird.