[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung wärmebehandelter Profile und
Formkörper aus oxiddispersionsgehärteten Superlegierungen auf Nickelbasis mit einem
aus stengelförmigen Körnern gebildeten Grobgefüge.
[0002] Die aus Profilen oder Formkörpern aus oxiddispersionsgehärteten Superlegierungen
auf Nickelbasis bestehenden Fertigteile werden bedingt durch ihre ausgezeichneten
mechanisch-technologischen Eigenschaften bei vergleichsweise hohen Temperaturen im
thermischen Maschinenbau, insbesondere als Werkstoff für die Schaufeln des Rotors
thermischer Strömungsmaschinen eingesetzt.
[0003] Bekanntermaßen werden zur Herstellung von Profilen und Formkörpern aus oxiddispersionsgehärteten
Superlegierungen auf Nickelbasis aus die Legierungskomponenten enthaltenden Pulvergemengen
durch mechanisches Legieren Legierungspulver mit einer Korngröße von < 0,5 mm, vorzugsweise
10 bis 500 µm. erzeugt, dann durch Strangpressen oder Heißpressen, wie heißisostatisches
Pressen, Heißschmieden oder dergleichen, unter Vakuum oder Schutzgas in entsprechend
gestalteten Formwerkzeugen verdichtet und anschließend einem Zonenglühprozeß bei Temperaturen
von 1150 bis 1350°C unterzogen. Dabei werden die Profile bzw. Formkörper in Umformrichtung
mit einer Geschwindigkeit von bis zu 240 mm/h durch die Induktionsspule einer Heizeinrichtung
geführt, wobei der axiale Temperatur/Weg-Gradient 7 bis 20°C/mm beträgt. Durch dieses
Zonenglühen entsteht eine senkrecht zum axialen Temperatur/Weg-Gradienten stehende
Rekristallisationsfront, hinter der in Umformrichtung liegende längsgerichtete grobe
stengelförmige Körner vorliegen, in deren Längsrichtung das Profil bzw. der Formkörper
höchste mechanische Beanspruchbarkeit besitzt (EP-A-0 232 477).
[0004] Allerdings ist das Zonenglühverfahren mit einem beachtlichen Aufwand für die Heizvorrichtung
verbunden, da bestimmte Temperaturbereiche und Temperaturgradienten eingehalten werden
müssen. Ferner erfolgt die Herstellung der Profile bzw. Formkörper mit einem aus stengelförmigen
Körnern gebildeten Grobgefüge zu langsam. Darüber hinaus ist das Zonenglühen nur für
prismatische Profile geeignet.
[0005] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die im Rahmen des eingangs beschriebenen
Verfahrens durchgeführte Wärmebehandlung der verfestigten Profile bzw. Formkörper
so zu gestalten, daß aus dem Feinkorn-Ausgangsgefüge des verfestigten Profils bzw.
Formkörpers in relativ kurzer Zeit ein Grobkorngefüge mit in Längsrichtung orientierten
stengelförmigen Körnern und einem Längen/Dicken-Verhältnis von > 15 : 1 herstellbar
ist.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß die Profile bzw. Formkörper einer 5
bis 90 min dauernden Vorwärmebehandlung bei Temperaturen von 950 bis 1180°C und anschließend
einer isothermen Wärmebehandlung bei Temperaturen von > 1180 bis 1300°C für die Dauer
von 5 bis 120 min unterworfen werden. Das durch diese erfindungsgemäße Wärmebehandlung
erzeugte, aus stengelförmigen Körnern bestehende Rekristallisationsgefüge ist dem
durch Zonenglühen erzeugten stengelförmigen Rekristallisationsgefüge sehr ähnlich
und besitzt ähnliche mechanisch-technologische Eigenschaften.
[0007] Im Rahmen der vorzugsweisen Ausgestaltung der Erfindung dauert die Vorwärmebehandlung
10 bis 60 min und wird vorzugsweise bei Temperaturen von 1050 bis 1170°C, insbesondere
bei Temperaturen von 1085 bis 1140°C durchgeführt.
[0008] In den meisten Fällen reicht es aus, wenn die isotherme Wärmebehandlung 30 bis 60
min dauert und bei Temperaturen von 1190 bis 1250°C durchgeführt wird.
[0009] Anstelle der Vorwärmebehandlung des Profils kann auch eine Zonenglühung durchgeführt
werden. Die Zonenglühung wird in der Weise durchgeführt, daß das Profil mit einer
Geschwindigkeit von 200 bis 2000 mm/h durch die Aufheizzone bewegt und dabei auf eine
Temperatur von 950 bis 1150°C aufgeheizt wird, wobei der Temperatur/Weg-Gradient in
der Aufheizzone 1 bis 20°C/mm beträgt.
[0010] Die Erfindung ist im folgenden durch zwei Ausführungsbeispiele näher erläutert.
1. Ausführungsbeispiel
[0011] In einer Hochenergie-Kugelmühle wurde aus getrennt zugegebenen Metallpulvern durch
Intensivmahlen eine pulverförmige oxiddispersionsgehärtete Superlegierung der Zusammensetzung
17,0 % Chrom, 6,0 % Aluminium, 2,0 % Molybdän, 3,5 % Wolfram, 2,0 % Tantal, 0,15 %
Zirkonium, 0,01 % Bor, < 0,05 % Kohlenstoff, 1,1 % Yttriumoxid, Rest Nickel erzeugt.
Das Pulver wurde anschließend zu einem zylindrischen Profil mit einer Länge von 2000
mm und einem Durchmesser von 15 mm stranggepreßt. In diesem Zustand besteht der Werkstoff
aus nahezu äquiaxialen Körnern mit einem mittleren Durchmesser von 0,4 µm. Anschließend
wurde das Profil einer 15 min dauernden Vorwärmebehandlung bei einer Temperatur von
1135°C und danach einer isothermen Wärmebehandlung bei einer Temperatur von 1230°C
und 60 min Dauer unterworfen. Der in der Zeichnung in 5,3-facher Vergrößerung wiedergegebene
Längsschnitt durch das erfindungsgemäß behandelte Profil zeigt, daß das feinkörnige
Gefüge des stranggepreßten Formkörpers in ein Grobgefüge mit langgestreckten Körnern
überführt worden ist.
2. Ausführungsbeispiel
[0012] Eine aus der gleichen Superlegierung auf Nickelbasis auf pulvermetallurgischem Wege
erzeugte Stange von 20 mm Durchmesser wurde mit einer konstanten Vorschubgeschwindigkeit
von 950 mm/h durch eine Aufheizzone bewegt, dabei auf eine Temperatur von 1095°C aufgeheizt
und danach einer isothermen Wärmebehandlung bei einer Temperatur von 1200°C und 60
min Dauer unterzogen. Das feinkörnige Gefüge des stranggepreßten Rundprofils wird
in ein gleichmäßiges Grobgefüge mit langgestreckten Körnern überführt. Die langgestreckten
Körner besitzen eine durchschnittliche Länge von 20 mm, eine Breite von 0,5 mm und
eine Dicke von 0,5 mm.
[0013] Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielten Vorteile bestehen darin, daß mit
herkömmlichen Mitteln in relativ kurzer Zeit Profile bzw. Formkörper aus oxiddispersionsgehärteten
Superlegierungen auf Nickelbasis mit in Umformrichtung langgestreckten groben Körnern
herstellbar sind.
1. Verfahren zur Herstellung wärmebehandelter Profile und Formkörper aus oxiddispersionsgehärteten
Superlegierungen auf Nickelbasis mit einem aus stengelförmigen Körnern gebildeten
Grobgefüge, dadurch gekennzeichnet, daß die Profile bzw. Formkörper einer 5 bis 90
min dauernden Vorwärmebehandlung bei einer Temperatur von 950 bis 1180°C und danach
einer isothermen Wärmebehandlung bei einer Temperatur von > 1180 bis 1300°C und einer
Dauer von 5 bis 120 min unterzogen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Profile bzw. Formkörper
einer 10 bis 60 min dauernden Vorwärmebehandlung bei einer Temperatur von 1050 bis
1170°C, vorzugsweise 1085 bis 1140°C, unterworfen werden.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Profile bzw.
Formkörper einer 30 bis 60 min dauernden isothermen Wärmebehandlung in einem Temperaturbereich
von 1190 bis 1250°C unterworfen werden.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorwärmebehandlung
durch Zonenglühen erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Profil mit einer Geschwindigkeit
von 200 bis 2000 mm/h durch die Aufheizzone bewegt und dabei auf eine Temperatur von
950 bis 1150°C aufgeheizt wird, wobei der Temperatur/Weg-Gradient in der Aufheizzone
1 bis 20°C/mm beträgt.