(57) Steckhülse und Stecker eines elektrischen Steckverbinderpaars bestehen üblicherweise
aus einem mit Zinn oder einer Zinnlegierung beschichteten Basiswerkstoff, z. B. Kupfer
oder eine Kupferlegierung.
Insbesondere um die Steck- und Ziehkräfte eines Steckverbinderpaars zu erniedrigen,
ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Beschichtung für ein Steckerelement eine höhere
Härte aufweist als für das andere Steckerelement. Der Basiswerkstoff, beispielsweise
für den Stecker, erhält hierzu eine auf schmelzflüssigem Wege aufgebrachte Oberflächenbeschichtung
aus einer Legierung, die neben Zinn und gegebenenfalls Blei sowie geringen Desoxidations-
und Verarbeitungszusätzen außerdem noch bis zu insgesamt 10 Gew.% mindestens eines
der Elemente aus der Gruppe Silber, Aluminium, Silizium, Kupfer, Magnesium, Eisen,
Nickel, Mangan, Zink, Zirkonium, Antimon, Rhodium, Paladium und Platin enthält.
Vorzugsweise soll der Schmelzpunkt des Beschichtungsmaterials 320 °C nicht überschreiten.
[0001] Die Erfindung betrifft ein elektrisches Steckverbinderpaar, dessen Einzelsteckerelemente
aus einem mit Zinn oder einer Zinnlegierung beschichteten Basiswerkstoff bestehen.
[0002] Elektrische Steckverbinderpaare bzw. Steckverbinder sollen möglichst mit geringen
Steckkräften mehrfach gesteckt und gelöst werden können, ohne daß sich der Kontaktwiderstand
nennenswert ändert. Steckverbinder bestehen üblicherweise aus Steckhülse und Stecker,
die aus Metallbändern durch Umformen hergestellt werden. Der hierfür verwendete Basiswerkstoff
erhält in der Regel vor dem Umformungsschritt eine vollflächige oder teilweise Oberflächenbeschichtung,
die den Basiswerkstoff sowohl vor korrosivem Angriff schützen als auch gegebenenfalls
die Lötbarkeit verbessern soll.
[0003] Als Basiswerkstoff können grundsätzlich alle für elektrische Anwendungen üblichen
Metalle und Metallegierungen eingesetzt werden, wobei Kupfer und Kupferlegierungen
besonders bevorzugt sind. Es ist bereits bekannt, das Band aus dem Basiswerkstoff
entweder galvanisch mit Zinn zu beschichten, oder aber auf das Metallband in einem
Schmelzbad Zinn oder eine Zinn-Blei-Legierung aufzubringen.
[0004] Folgende Anforderungen werden dabei an das beschichtete Metallband bzw. an die daraus
hergestellten Steckverbinder gestellt:
(1) gleichbleibend niedriger Kontaktwiderstand
(2) möglichst geringe Steck- und Ziehkräfte
(3) hohe Steck- und Ziehfrequenzen
(4) hohe Korrosionsbeständigkeit
(5) ausreichend hohe Kontaktkraft
(6) gute Verarbeitbarkeit
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein elektrisches Steckverbinderpaar der
im Oberbegriff des Anspruchs 1 genannten Art zur Verfügung zu stellen, das ausgezeichnete
Eigenschaften insbesondere im Hinblick auf niedrige Steck- und Ziehkräfte aufweist.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Basiswerkstoff des einen
Einzelsteckerelements eine auf schmelzflüssigem Wege aufgebrachte Oberflächenbeschichtung
aus einer Legierung aufweist, die neben Zinn und gegebenenfalls Blei sowie geringen
Desoxidations- und Verarbeitungszusätzen außerdem noch bis zu insgesamt 10 Gew.% mindestens
eines der Elemente aus der Gruppe Silber, Aluminium, Silizium, Kupfer, Magnesium,
Eisen, Nickel, Mangan, Zink, Zirkonium, Antimon, Rhodium, Paladium und Platin enthält.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0007] Überraschenderweise hat sich bei der Untersuchung der Steckund Ziehkräfte von Steckverbindern
gezeigt, daß diese Kräfte in hohem Maße von der Härte der Oberflächenbeschichtung
der Einzelsteckerelemente abhängen. Weist die Beschichtung des Basiswerkstoffs für
eines der beiden Einzelsteckerelemente, beispielsweise für den Stecker, eine höhere
Härte auf als die Beschichtung für das andere Steckerelement, so ergibt sich je nach
untersuchtem Steckersystem eine Verminderung der Steckkraft um bis zu 60 %. Für den
Vergleich wurden Stekkersysteme herangezogen, deren Einzelsteckerelemente eine Beschichtung
aus Reinzinn aufwiesen.
[0008] Die härtere Oberflächenbeschichtung eines der Verbindungspartner des Steckersystems
sorgt einerseits dafür, daß die Steck- und Ziehkräfte- bzw. die Gesamtsteckkräfte
bei einem mehrpoligen Steckersystem - erheblich erniedrigt werden, andererseits verbessert
die härtere Beschichtung aber auch den Korrosionsschutz und erhöht die erreichbare
Steck-/Ziehzahl.
[0009] Charakteristisch für die auf schmelzflüssigem Wege auf das Metallband aufgebrachten
Überzüge ist, daß an der Grenzfläche zum Basiswerkstoff wegen der Reaktion des Metallbands
im Schmelzbad eine dünne Schicht einer intermetallischen Phase vorliegt. Diese Zwischenschicht
kann in Abhängigkeit von den Verfahrensbedingungen eine Dicke von 0,1 bis 1 µm aufweisen.
[0010] Die Härtesteigerung der Oberflächenbeschichtung wird erfindungsgemäß durch Zugabe
mindestens eines Elements erreicht, das mit Zinn vorzugsweise Mischkristalle oder
intermetallische Phasen, beispielsweise Hume-Rothery Phasen bildet.
[0011] Die elektrische Leitfähigkeit und im Zusammenhang damit der Kontaktwiderstand sind
von Gitterstrukturen und dem kristallinen Aufbau der Legierungspartner abhängig. Eine
bei intermetallischen Phasen vorliegende geordnete Struktur begünstigt in der Regel
die Leitfähigkeit, während bei einer Legierungsbildung die Leitfähigkeit erniedrigt
wird.
[0012] Dagegen ist die Härte von Legierungen im Normalfall höher als die Härte reiner Metalle.
[0013] Diese beiden gegenläufigen Effekte müssen durch die Wahl der Zusatzelemente in der
Grundmatrix des Reinzinns oder der Zinn-Blei-Legierung optimiert werden. Darüber hinaus
besteht die Maßgabe, daß das Beschichtungsmaterial bei möglichst niedrigen Temperaturen
schmelzflüssig sein soll. Es ist günstig, wenn die Zinnlegierung für die Oberflächenbeschichtung
des Metallbands einen Schmelzpunkt von maximal 390 °C aufweist. Vorzugsweise sollte
der Schmelzpunkt unterhalb von 320 °C liegen.
[0014] Als besonders vorteilhaft hat es sich herausgestellt, wenn die Oberflächenbeschichtung
des Basiswerkstoffs für die Einzelstekkerelemente aus einer Zinnlegierung besteht,
die 0,1 bis 8,5 Gew.% mindestens eines der Elemente aus der Gruppe Silber, Aluminium,
Silizium, Kupfer, Magnesium, Eisen, Nickel, Mangan, Zink, Zirkonium, Antimon, Rhodium,
Paladium und Platin enthält. Die aus dem Schmelzbad abgeschiedene Zinnlegierungsschicht
sollte vorzugsweise eine Dicke von 0,3 bis 12 µm aufweisen. Zur Verbesserung der Lötbarkeit
ist es besonders günstig, das beschichtete Metallband einer Wärmebehandlung im Temperaturbereich
von bis zu 250 °C zu unterziehen. Durch diese Maßnahme wird erreicht, daß die Festigkeit
des Beschichtungsmaterials erhöht wird.
[0015] Anhand von nicht einschränkenden Ausführungsbeispielen wird die Erfindung im folgenden
noch näher erläutert.
Beispiel 1:
[0016] Aus dem Legierungssystem Zinn-Silber wurde eine Legierungszusammensetzung ausgewählt,
die im wesentlichen aus 1 Gew.% Silber, 0,03 Gew.% Phosphor und als Rest Zinn einschließlich
unvermeidbarer Verunreinigungen bestand.
[0017] Ein Metallband aus der niedriglegierten Kupferlegierung CuFe2P wurde mit der Methode
der Heißschmelzverzinnung vollflächig mit der Zinnlegierung beschichtet. Die Schmelzbadtemperatur
betrug etwa 250 °C. Aus dem beschichteten Metallband, dessen Beschichtung eine Mikrohärte
von 1200 N/mm² aufwies, wurden Steckhülsen verschiedener bekannter Stecksysteme hergestellt.
Die entsprechenden Stecker der untersuchten Stecksysteme waren aus einem entsprechenden
Metallband mit einer Oberflächenbeschichtung aus Reinzinn hergestellt. Die Härte der
Reinzinnbeschichtung betrug dabei etwa 600 N/mm². Aufgrund der unterschiedlichen Härte
der Einzelsteckerelemente konnte bei den verschiedenen Steckersystemen eine Verminderung
der Steckkräfte von 20 bis 50 % gegenüber einem Steckersystem erreicht werden, dessen
Steckerverbindungspartner jeweils eine Beschichtung aus Reinzinn aufwiesen.
Beispiel 2:
[0018] Für die Beschichtung des in Beispiel 1 genannten Basiswerkstoffs wurde eine Legierung
eines Zinn-Mehrstoffsystems verwendet. Die Beispiellegierungszusammensetzung enthielt
5 Gew.% Antimon, 1 Gew.% Kupfer, 0,5 gew.% Silber, 0,2 Gew.% Nickel, 0,2 Gew.% Zink,
0,02 Gew.% Phosphor und als Rest Zinn. Die Mikrohärte an den im Praxisversuch getesteten
Beschichtungen betrug 1900 Nmm². Aus den beschichteten Metallbändern wurden Stecker
einer Flachsteckverbindung hergestellt. Die entsprechende Steckhülse oder -buchse
dieser Steckverbindung bestand aus einem Basiswerkstoff mit einer auf schmelzflüssigem
Wege aufgebrachten Reinzinn-Beschichtung. Auch bei dieser Kombination ergab sich eine
Verminderung der Steckkraft um etwa 50 % im Vergleich zu einer Steckverbindung, deren
Einzelsteckerelemente eine Oberflächenbeschichtung aus Reinzinn besaßen.
1. Elektrisches Steckverbinderpaar, dessen Einzelsteckerelemente (Steckhülse, Stecker)
aus einem mit Zinn oder einer Zinnlegierung beschichteten Basiswerkstoff bestehen,
dadurch gekennzeichnet, daß der Basiswerkstoff des einen Einzelsteckerelements eine auf schmelzflüssigem
Wege aufgebrachte Oberflächenbeschichtung aus einer Legierung aufweist, die neben
Zinn und gegebenenfalls Blei sowie geringen Desoxidations- und Verarbeitungszusätzen
außerdem noch bis zu insgesamt 10 Gew.% mindestens eines der Elemente aus der Gruppe
Silber, Aluminium, Silizium, Kupfer, Magnesium, Eisen, Nickel, Mangan, Zink, Zirkonium,
Antimon, Rhodium, Paladium und Platin enthält.
2. Elektrisches Steckverbinderpaar nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Basiswerkstoff aus Kupfer oder einer Kupferlegierung besteht.
3. Elektrisches Steckverbinderpaar nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächenbeschichtung des Basiswerkstoffs aus einer Zinnlegierung besteht,
die 0,1 bis 8,5 Gew.% mindestens eines der Elemente aus der in Anspruch 1 genannten
Gruppe sowie als Rest Zinn einschließlich unvermeidbarer Verunreinigungen enthält,
wobei ein Teil des Zinngehalts gegebenenfalls durch bis zu 40 Gew.% Blei ersetzt ist.
4. Elektrisches Steckverbinderpaar nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächenbeschichtung des Basiswerkstoffs aus einer Zinnlegierung besteht,
die bis zu 4 Gew.% Silber und/oder 0,1 bis 6,5 Gew.% Antimon, 0,1 bis 2 Gew.% Kupfer,
0,01 bis 0,5 Gew.% Nickel und außerdem bis zu 0,5 Gew.% Zink und/oder Phosphor enthält.
5. Elektrisches Steckverbinderpaar nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Zinnlegierung für die Oberflächenbeschichtung des Basiswerkstoffs einen Schmelzpunkt
von bis zu 390 °C, vorzugsweise unterhalb von 320 °C aufweist.
6. Elektrisches Steckverbinderpaar nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächenbeschichtung des Basiswerkstoffs eine Dicke von 0,3 bis 12 µm
aufweist.