[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines lufttexturierten Fadens
nach dem Oberbegriff des Anspruch 1 und eine Lufttexturiermaschine. Verfahren und
Maschine sind Gegenstand der europäischen Patentanmeldung EP 89122621.9. Nach dieser
älteren Erfindung wird als zu texturierender Faden ein vororientierter, thermoplastischer
Faden vorgelegt. Dieser Faden wird in einer Streckzone verstreckt und anschließend
in einer Luftblasdüse zu Schlingen, Schlaufen, Bögen und dergleichen verblasen. Der
erzeugte Faden besitzt einen Restschrumpf. Nach der älteren Erfindung wird ein lufttexturierter
Faden hergestellt, der schrumpfarm ist, d.h. der einen geringen Restschrumpf besitzt.
[0002] Dieser Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß das Problem des Restschrumpfes
auch bei solchen lufttexturierten Fäden besteht, welche der Lufttexturiermaschine
als bereits vollverstreckte, vollständig orientierte thermoplastische Fäden vorgelegt
werden.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es daher, aus einem vollorientierten, vollständig verstreckten
thermoplastischen Faden - ebenso wie nach der älteren Erfindung - einen lufttexturierten
Faden herzustellen, der schrumpfarm ist, d.h. der einen geringen Restschrumpf besitzt.
[0004] Die Lösung ergibt sich aus den Kennzeichen der Ansprüche 1 bzw. 4.
[0005] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die Lufttexturiermaschine mit einer
Heizzone, die als Heizgalette ausgebildet ist und die der Texturierzone unmittelbar
vorgeordnet ist, nicht nur bei Vorlage von vororientierten Fäden, die auf der Lufttexturiermaschine
noch endverstreckt werden, sondern auch bei Vorlage von vollständig verstreckten Fäden
ein geeignetes Mittel zur Beseitigung des Restschrumpfes ist, wobei dieses Mittel
allen sonst bekannten Mitteln in der Wirkung, aber auch infolge des geringen technischen
Aufwandes und der guten Einordnung in den Verfahrensablauf überlegen ist.
[0006] Mit dieser Lösung läßt sich die Restschrumpfneigung sehr viel stärker herabsetzen
als bei den zuvor diskutierten, bekannten Verfahren. Der besondere Vorteil besteht
darin, daß keine Beeinträchtigung der Texturierung erfolgt. Dazu ist von besonderer
Bedeutung, daß die Erhitzung des Fadens zwar intensiv ist. Daher kann der Faden auf
eine Temperatur über dem Umwandlungspunkt 2. Ordnung erhitzt werden, so daß die bis
dahin fest verankerte Kristallstruktur erweicht und innere Spannungen abgebaut werden.
Mit besonderem Vorteil wird die Galette auf eine Temperatur beheizt, die kurz unter
der Schmelztemperatur des zu bearbeitenden Fadens liegt, d.h. für Polyamid 6.6 und
Polyäthylenterephthalat ca. 240°, für Polypropylen ca. 150°. Andererseits aber wird
der Faden in der Lufttexturierdüse sehr stark abgekühlt, so daß die Schrumpfung zum
Stillstand kommt und die Texturierung am kalten Faden erfolgt.
[0007] Die Lösung stellt eine glückliche Integration des Relaxierprozesses in den Lufttexturierprozeß
dar. Die Heizung des Fadens kann beim Ausgang der Streckzone oder im Eingang der Texturierzone
erfolgen. Die Verwendung der Heizgalette gestattet eine intensive Heizung und sehr
niedrige Fadenspannungen in der Texturierzone und damit eine gute Schrumpfwirkung.
[0008] Im Vergleich zu Fäden, die nach den geschilderten, bekannten Verfahren zur Verminderung
des Restschrumpfes behandelt worden sind, beträgt die Restschrumofneigung (residual
shrinkage) der nach der Erfindung behandelten Fäden weniger als die Hälfte. Das ist
darauf zurückzuführen, daß das Verfahren nach der Erfindung nicht die erwähnten Begrenzungen
der bekannten Verfahren besitzt. Denn nach der Erfindung ist die einzustellende Schrumpfung
nicht von der Geschwindigkeitsdifferenz der Relaxierzone (Zufuhrgeschwindigkeit minus
Abzuggeschwindigkeit) abhängig und die Fadenspannung erhöht sich nicht durch die Auslösung
der Schrumpfung. Vielmehr beruht die einzustellende Fadenspannung und damit auch die
Schrumpfung allein auf der Zugkraft der Lufttexturierdüse.
[0009] Von besonderer Überlegenheit gegenüber allen bekannten Verfahren ist das Verfahren
nach dieser Erfindung bei der Texturierung von multifilen Fäden hoher Titer von mehr
als 500 dtex, insbesondere mehr als 700 dtex, wobei Verfahren und Vorrichtung nach
dieser Erfindung insbesondere zur Lufttexturierung von Teppichgarn, insbesondere Teppichgarn
aus Polypropylen, insbesondere im üblichen Titerbereich von 130 dtex vorgeschlagen
werden.
[0010] Dabei ist zu berücksichtigen, daß mit dem Verfahren nach dieser Erfindung im Gegensatz
zu allen bekannten Verfahren zur Verminderung des Restschrumpfes der Erfolg wider
Erwarten insbesondere bei starken Titern auftritt, während mit den bekannten Verfahren
die Beseitigung des Restschrumpfes in Fäden starker Titer nur in Grenzen möglich ist.
[0011] Das Verfahren wird insbesondere dadurch begünstigt, daß die niedrigen Fadenspannungen
der Texturierzone - wie in Anspruch 2 angegeben - vor und hinter der Lufttexturierdüse
unterschiedlich eingestellt werden. Dabei wird der Faden am Ausgang der Lufttexturierdüse
stark, vorzugsweise mit ca. 90° umgelenkt. Diese Maßnahme steht im Gegensatz zu dem
geraden Fadenlauf, der beim Tangeln (interlacing, entangling) üblich und auch bei
Lufttexturierdüsen möglich ist.
[0012] Durch die Wärme- und Schrumpfbehandlung nach der Erfindung wird es möglich, Ungleichmäßigkeiten
der voraufgegangenen Verstreckung durch die intensive Schrumpfbehandlung schon vor
der eigentlichen Texturierung zu beseitigen. Es können Fäden mit hoher Festigkeit
und den gewünschten Eigenschaften hinsichtlich Dehnung und Restschrumpf hergestellt
werden.
[0013] Die für die Schrumpfung maßgebliche Fadenspannung entsteht durch die Zugkraft der
Texturierdüse. Die Zugkraft der Texturierdüse wiederum ist von der Fadengeschwindigkeit
abhängig. Die Fadengeschwindigkeit wird bestimmt durch die Umfangsgeschwindigkeit
der Galette, welche der Texturierdüse vorgeschaltet ist. Die Differenz der Umfangsgeschwindigkeit
der Galette und des Lieferwerks, welches der Texturierdüse folgt, ist nicht für die
Schrumpfung maßgebend. Denn nach der Erfindung ist diese Differenz - wie in Anspruch
3 angegeben ist - stets größer als der Betrag der gewünschten Schrumpfung. Der Betrag
der gewünschten Schrumpfung wird allein durch die Zugkraft der Düse und durch die
Temperatureinwirkung der Galette bestimmt. Das bedeutet mit anderen Worten, daß die
Überlieferung (overfeed) des Fadens in die Texturierzone stets größer ist als die
durch die Zugkraft der Düse und die Temperatur der Galette eingestellte Schrumpfung.
Dabei ist die Überlieferung
0 = (v5 - v10) x 100 / v10 mit
v10 = Umfangsgeschwindigkeit des Lieferwerks, welches der Texturierdüse nachgeschaltet
ist,
v5 = Umfangsgeschwindigkeit der Galette.
[0014] Die Schrumpfung wird ausgedrückt durch die Beziehung
S = (L1 - L2) x 100 / L1 mit
L1 = ursprüngliche Länge des Fadens
L2 = Länge des Fadens nach der Schrumpfung.
[0015] Dadurch, daß die Überlieferung größer ist als die eingestellte Schrumpfung, wird
erreicht, daß der Faden in der gewünschten Weise gekräuselt werden kann. Die Differenz
zwischen Überlieferung und eingestellter Schrumpfung beträgt 1 bis 10 % für technische
Fäden, bei denen die Texturierung insbesondere dem Zwecke dient, den Faden aufzurauhen,
um z.B. seine Lauffähigkeit zu verbessern (Nähfäden) oder seine Haftung gegenüber
anderen Stoffen zu verbessern (technische Gewebe, Reifenkord).
[0016] Die Differenz zwischen Überlieferung und eingestellter Schrumpfung beträgt 10 bis
300% für textile Fäden. Bei textilen Fäden kommt es darauf an, das Aussehen, den Griff,
die Fülligkeit und andere Eigenschaften so zu beeinflussen, wie es für Kleidung und
andere textile Anwendungen erwünscht ist.
[0017] Durch diese Erfindung wird es möglich, die übliche Lufttexturiermaschine nur geringfügig
zu ändern, wie sich aus Anspruch 4 ergibt. Wegen der Nachteile des Standes der Technik
und weiteren Vorteile dieser Erfindung wird auf die ältere Anmeldung EP 89122621.9
verwiesen, die insoweit auch zum Gegenstand dieser Anmeldung gemacht wird.
[0018] Im folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben.
[0019] Es zeigen
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung zur Ausführung des Verfahrens;
- Fig. 2
- eine Einrichtung zur Messung des Restschrumpfes.
[0020] Unter einem Lufttexturierverfahren im Sinne dieser Anmeldung ist ein Verfahren gemeint,
in dem ein endloser, synthetischer Faden, der aus einer Vielzahl von Einzelfilamenten
besteht, der Einwirkung einer Lufttexturierdüse unterworfen wird. In der Lufttexturierdüse
wird ein nicht erhitzter Luftstrahl auf den Faden geblasen. Dadurch werden die Einzelfilamente
zu Schlingen, Schlaufen, Bögen und dgl. verformt, ohne daß dadurch die chemisch-physikalische
Struktur der Filamente wesentlich verändert wird. Die zunächst im wesentlichen parallel
liegenden Filamente werden also lediglich geometrisch in eine unregelmäßige Form verlagert.
Insbesondere entstehen Schlingen, Schlaufen, Bögen. Ein besonders geeignetes und zur
Herstellung hochwertiger Fäden geeignetes Verfahren ergibt sich aus dem deutschen
Patent 27 49 867 (Bag. 1045) = US-Patent Re 32047. Geeignete Düsen sind z.B. in der
Dissertation von Bock "Die Texturierung von Filamentgarnen im Luftstrom", Aachen 1984/1985,
gezeigt.
[0021] Im Rahmen dieser Anmeldung wird - wie üblich - folgende Terminologie benutzt: Restschrumpf
(residual shrinkage) ist die Neigung (Schrumpfneigung) des Fadens, bei Erwärmung z.B.
durch heiße Luft oder heißes Wasser zu schrumpfen. Schrumpf (shrinkage) ist die Verkürzung
des Fadens, die bei Erwärmung tatsächlich eintritt, ausgedrückt durch die Formel (L1
- L2) x 100 / L1 %, wobei L1 die ursprüngliche und L2 die verkürzte Länge des Fadens
ist. Der Schrumpf kann nicht größer als der zuvor vorhandene Restschrumpf sein. Wohl
kann trotz Schrumpfes noch ein Restschrumpf zurückbleiben.
[0022] Wenn man das bekannte Verfahren anwendet, so kann der Restschrumpf, d.h. die Schrumpfneigung,
nur durch eine dem Verfahren nachgeschaltete, geeignete Nachbehandlung herabgesetzt
werden. Zwar ist es möglich, durch derartige Nachbehandlungs-Maßnahmen zur Schrumpfbehandlung
den Restschrumpf des Fadens herabzusetzen. Diese Nachbehandlungs-Maßnahmen haben jedoch
erhebliche Nachteile. Das gilt insbesondere für texturierte Fäden, da durch die Nachbehandlung
die Kräuselung nachträglich beeinflußt oder auch beschädigt wird. Vor allem kann die
Schrumpfbehandlung nur dann intensiv durchgeführt werden, wenn eine "Kontaktbeheizung"
des Fadens erfolgt, d.h. wenn der Faden über eine heiße Platte oder eine heiße Galette
geführt wird. Das ist jedoch für texturierte Fäden deswegen im allgemeinen nicht zweckmäßig,
da sich hierdurch ein Bügeleffekt ergibt. Das heißt: Die zuvor eingebrachte Fadentextur
wird durch den Kontakt mit der heißen Fläche zum Teil wieder entfernt, und zwar vor
allem an einer Seite des Fadens entfernt.
[0023] Ein Nachbehandlungsverfahren zur Verminderung der Schrumpfung eines lufttexturierten
Fadens ist durch US-Patent 3,892,020 = OS 24 59 102 bekannt. Bei diesem Verfahren
wird der lufttexturierte Faden auf einer sehr weichen Spule unter geringer Fadenspannung
von weniger als 0,4 g/den aufgewikelt. Diese Spule wird anschließend in einer erwärmten
Färbeflotte gefärbt. Dadurch wird die Schrumpfung ausgelöst und dementsprechend der
im Faden verbleibende Restschrumpf vermindert. Bei diesem Verfahren kann die Behandlung
zur Verminderung des Restschrumpfes nicht auf der Lufttexturiermaschine stattfinden.
Besonders nachteilig ist, daß die Spule unter einer geringen Fadenspannung aufgewickelt
werden muß. Denn dadurch wird die Transportfähigkeit der Spule beeinträchtigt. Außerdem
werden die Spule und der Faden durch die erhöhte Fadenspannung, die sich bei Auslösung
der Schrumpfung aufbaut, beschädigt.
[0024] Die Verminderung des Restschrumpfes könnte auch vor der Texturierung erfolgen. Hierzu
ist bekannt, daß sich an die thermoplastische Verstreckung von thermoplastischen Fäden
eine Behandlung zur Verminderung des Schrumpfes in einer Relaxierzone anschließen
kann. Diese Relaxierzone schließt sich an die eigentliche Streckzone an. Die Relaxierzone
wird zwischen zwei Galetten oder Lieferwerken gebildet, wobei in der Relaxierzone
eine Heizung des Fadens erfolgt. Hierdurch würde die Fadenlauflänge und damit die
Höhe der Lufttexturiermaschine vergrößert. Vor allem ergibt sich bei dieser Relaxierbehandlung
stets das Problem, daß die Verminderung des Schrumpfes in einer derartigen Relaxierzone
auf Grenzen stößt, weil die Fadenspannung eines zwischen Galetten laufenden Fadens
nicht beliebig vermindert werden kann und weil deswegen der Schrumpf von der begrenzten
Geschwindigkeitsdifferenz der Galetten abhängt.
[0025] Das beruht darauf, daß ein Faden zwischen zwei Lieferwerken stets geradlinig laufen
und daher unter einer gewissen Mindestfadenspannung stehen muß. Die tatsächlich durchgeführte
Schrumpfung ergibt sich aus dem Gleichgewichtszustand zwischen der Schrumpfneigung
einerseits und der Fadenspannung andererseits.
[0026] Ein solches Verfahren zur Verminderung des Restschrumpfes, bei dem gleichzeitig eine
Verflechtung (interlacing, entangling) des Multifilament-Fadens erfolgt, ist durch
das US-Patent 3,069,836 bekannt. Dabei wird der zuvor zwischen zwei Galetten mit Hilfe
eines unbeheizten Streckstiftes verstreckte Faden durch eine Relaxierzone geführt,
wobei die Zuliefergeschwindigkeit größer als die Abzugsgeschwindigkeit ist. In der
Relaxierzone wird der Faden durch eine Düse geführt, die mit einem geheizten Gas beschickt
wird. Die hierbei erreichte Schrumpfung hängt - wie gesagt - von der Differenz dieser
Geschwindigkeit ab. Das Aufblasen von heißer Luft dient zum einen der Auslösung des
Schrumpfes und zum anderen zur Herstellung eines Garns, dessen Filamente miteinander
verflochten (entangled) sind. Zur Herstellung einer Kräuselung ist das Verfahren nicht
geeignet. Denn es entsteht ein Garn, dessen Filamente durch Hitzeeinwirkung während
der Lufttexturierung chemisch-physikalisch in ihrer inneren Struktur verändert worden
sind. Auch wenn in den Filamenten Schlaufen und Schlingen hergestellt würden, so wäre
eine solche Kräuselung dieses Garnes nicht stabil: Das heißt durch Anwendung von Zugkräften
würde diese Kräuselung wieder aus dem Garn entfernt. Zugkräfte, die zur Entfernung
dieser Kräuselung ausreichen, treten jedoch bereits durch die Schrumpfung in der Relaxierzone,
aber auch bei der Nachbehandlung durch nachträgliche Stabilisierung und Wärmefixierung,
die nach dem US-Patent Re 32047 zur Verbesserung der Längenstabilität des Garnes vorgesehen
sind, und insbesondere beim Weben und Stricken auf. Daher wäre ein solches Garn als
Kräuselgarn nicht brauchbar.
[0027] Wie in Fig. 1 dargestellt, wird ein vollständig verstreckter und orientierter Faden
von der Vorlagespule 1 über den Kopffadenführer 2 durch eine beheizte Galette 5 abgezogen.
Hinter der beheizten Galette 5 durchläuft der Faden die Lufttexturierdüse 7. Der Lufttexturierdüse
7 wird nicht beheizte Druckluft zugeführt. Der Faden wird bei der Lufttexturierbehandlung
keinesfalls bis zur Erweichung erhitzt. Die durch die Luftstrahlbehandlung hervorgerufenen
Verformungen sind daher der chemisch-physikalischen Fadenstruktur nicht eingeprägt.
Beim Auftreffen auf den Faden expandiert die Luft und kühlt sich dadurch weiter ab.
Durch den expandierenden Luftstrahl werden die einzelnen Filamente des multifilen
Chemiefadens zu Schlingen, Schlaufen, Bögen und dgl. verblasen. Dabei handelt es sich
lediglich um geometrische Verformungen, die sich miteinander verschlingen und verhaken
und dadurch die Textur des Fadens ergeben.
[0028] Es ist also hervorzuheben, daß die Luft, mit der die Texturierdüse beschickt wird,
unbeheizt ist und eine Temperatur hat, die unter der Temperatur liegt, bei der die
Kristallstruktur des Fadens einfriert und daher jede Schrumpfung zum Stillstand kommt.
Üblicherweise liegt die Lufttemperatur unter 40 °C. Durch die Expansion wird diese
Luft weiter abgekühlt. Die Luft, die die Düse verläßt, hat eine Temperatur von weniger
als 10°. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Texturierdüse mit Druckluft von einem
Druck zwischen 6 und 10 bar betrieben wird. Daher wird der Faden, der zuvor durch
die Galette 5 erwärmt wurde, in der Texturierdüse gleichzeitig auch sehr stark abgeschreckt,
so daß auch seine Temperatur unter die Temperatur fällt, bei der die Kristallstruktur
einfriert. Es ist daher davon auszugehen, daß der Faden durch die Lufttexturierdüse
abgekühlt und dadurch die Schrumpfung zum Stillstand gebracht wird. Das hat den Vorteil,
daß die Texturierung durch Bildung der Schlingen, Schlaufen, Bögen und dgl. erst erfolgt,
wenn die Schrumpfung zum Stillstand gekommen ist. Daher wird die Texturierung durch
die Schrumpfung nicht mehr beeinträchtigt oder beeinflußt. Das ist deswegen von großer
Bedeutung, weil zur Herstellung eines lufttexturierten Fadens mit guter Längenstabilität
nach der Texturierung zunächst eine Zugkraft auf den Faden aufgebracht werden muß,
bevor durch eine anschließende weitere Wärme- und Schrumpfbehandlung die Kompaktierung
des Fadens erfolgt. Insofern wird auf die bereits zitierten Patente DE 27 49 867 =
US-Re 32047 verwiesen. Das erfindungsgemäße Verfahren stellt daher eine wichtige Ergänzung
des bekannten Verfahrens dar.
[0029] Es ist schematisch angedeutet, daß die Luftkanäle 8, die in der Texturierdüse 7 auf
den Fadenkanal 9 gerichtet sind, eine Richtungskomponente in der Fadenlaufrichtung
haben. Dadurch übt die Lufttexturierdüse 7 auch eine Förderwirkung und eine Zugkraft
auf den Faden aus. Der Faden verläßt die Lufttexturierdüse 7 im wesentlichen ohne
Fadenspannung, wobei der Faden umgelenkt und zu dem Lieferwerk 10 geführt wird. Die
Umlenkung beträgt dabei 30 bis 90°, vorzugsweise 90°. Die Umlenkung wird dadurch erzielt,
daß das Lieferwerk 10 nicht auf der Achse des Fadenkanals 9 der Texturierdüse 7, sondern
seitlich dazu versetzt liegt. Die Umlenkung erfolgt also nicht dadurch, daß der Faden
über einen Fadenführer gezogen wird, sondern dadurch, daß der Faden beim Austritt
aus dem Fadenkanal 9 durch die Luftstrahlen zunächst geradeaus weiter gefördert wird
und dann aber seine Richtung zu dem Lieferwerk 10 ändern muß. Durch diese Art der
Umlenkung ergibt sich ein wesentlicher Abbau der Fadenspannung. Daher ist die Fadenspannung
zwischen der Galette 5 und der Texturierdüse 7 höher als die Fadenspannung, die sich
hinter der Texturierdüse 7 und nach der Umlenkung vor dem Lieferwerk 10 wieder aufbaut.
Die Fadenspannungen vor und hinter der Lufttexturierdüse betrugen z.B. 6 cN und 5
cN.
[0030] An das Lieferwerk 10 schließt sich eine geeignete Fadenbehandlung an, wie sie insbesondere
z.B. durch das deutsche Patent 27 49 867 = US-Patent Re 32047 (Bag. 1045) gezeigt
ist. Insbesondere kann der Faden in einer Stabilisierzone zwischen zwei Galetten ohne
elastische oder plastische Verformungen erwärmungsfrei verzogen werden. Alternativ
oder vorzugsweise im Anschluß an die Stabilisierung kann der Faden durch eine Fixierzone
bei Temperaturen bis zu 245 °C geführt werden. Durch die Hintereinanderschaltung von
Stabilisierzone und Fixierzone entsteht ein besonders kompakter Faden mit geringer
Instabilität. Anschließend wird der Faden durch die Changiereinrichtung 11 quer zu
seiner Laufrichtung hin- und hergeführt und auf der Spule 12 aufgewickelt. Die Spule
12 ist durch Treibwalze 13 mit konstanter Umfangsgeschwindigkeit angetrieben.
[0031] Erfindungsgemäß wird die Galette 5 beheizt. Bei der Relaxierung von Polyamid-, Polyester-,
Polyäthylenterephthalat-Fäden liegt die Temperatur der Galette 5 bei 200° bis 245
°C, bei Polypropylen bei ca. 150°.
[0032] Bei Polyamidfäden, also Nylon- und Perlonfäden, ist auch bisher schon eine Kaltverstreckung
möglich und üblich. Dabei werden die Fäden um einen Streckstift geschlungen, dem von
außen keine Wärme zugeführt wird. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist vor allem
die Behandlung derartiger kaltverstreckter Fäden möglich. Dabei hat sich das Verfahren
als derart wirkungsvoll erwiesen, daß auf der Vorlagespule auch kaltverstreckte Polyester-Fäden,
insbesondere aus Polyäthylenterephthalat vorgelegt werden können. Durch das erfindungsgemäße
Verfahren können selbst bei kaltverstreckten Polyester-Fäden, die nach der Verstreckung
sehr schlechte textile Eigenschaften haben, gute Festigkeits- und Dehnungseigenschaften
eingestellt und dabei ein Restschrumpfverhalten erzielt werden, das mit anderen Verfahren
nicht erzielbar ist. Besonders wirkungsvoll erweist sich das Verfahren, wenn die Kaltverstreckung
an vororientierten Fäden, die mit hohen Spinngeschwindigkeiten aus der Spinnzone abgezogen
worden sind, ausgeführt wird.
[0033] Die Versuche nach der früheren Anmeldung wurden analog auch für das diskontiuierliche
Verfahren nach dieser Erfindung durchgeführt.
[0034] Die Versuchsparameter und die Versuchsergebnisse ergeben sich aus der nachfolgenden
Tabelle. Dabei hatten die Fäden zunächst einen Spinntiter von 410 dtex und eine Fließgrenze
von 180 %, bevor sie durch Verstreckung mit einem Verstreckverhältnis von 1 : 1,95
bzw. für den technischen Faden von 1 : 2,3 vollorientiert und zu der Vorlagespule
1 aufgespult worden waren.
[0035] In Fig. 2 ist eine geeignete Einrichtung zur schnellen Messung des Restschrumpfes
schematisch dargestellt. Eine solche Einrichtung ist unter dem Handelsnamen testrite
handelsüblich. Dieses Gerät wird insbesondere eingesetzt für Vergleichsversuche. Durch
das Gerät wird ermittelt, um wieviel Prozent (L1 - L2 / L1 x 100) ein vorbehandelter
Faden schrumpft, wenn er bei gleicher Einspannlänge, bei gleicher Heizlänge, bei gleicher
Heiztemperatur und gleicher Heizzeit sowie gleicher Fadenspannung der Schrumpfbehandlung
auf dem testrite-Gerät ausgesetzt wird.
[0036] Der Faden wird an einem Ende 15 fest eingespannt und am anderen Ende über eine Meßrolle
16 geführt. Das Fadenende hinter der Meßrolle 16 ist durch ein Gewicht 17 belastet.
Die Meßrolle 16 ist mit einem Zeiger 18 verbunden, so daß an einer Skala die Änderung
der Fadenlänge angezeigt wird. Der Faden wird durch einen Heizer 19 mit einem Fadenschlitz
20 beheizt. Es ergibt sich aus allgemeinen Versuchsgrundsätzen, daß bei der Durchführung
eines Versuchs die Behandlungszeit, die Einspannlänge des Fadens zwischen der Einspannung
15 und der Meßrolle 16, die Länge des Heizers 19, die Temperatur des Heizers 19 und
das Gewicht 17 konstant bleiben.
BEZUGSZEICHENAUFSTELLUNG
- 1
- Vorlagespule
- 2
- Kopffadenführer
- 3
- Lieferwerk
- 4
- Streckzone
- 5
- Galette
- 6
- Streckstift
- 7
- Texturierdüse
- 8
- Luftkanal
- 9
- Fadenkanal
- 10
- Lieferwerk
- 11
- Changiereinrichtung
- 12
- Spule
- 13
- Treibwalze
- 14
- 15
- Ende, Einspannende
- 16
- Meßrolle
- 17
- Gewicht
- 18
- Zeiger
- 19
- Heizer
- 20
- Fadenschlitz
- 21
- Lieferwerk
- 22
- Heizer
- 23
- Heizrohr
- 24
- Lieferwerk
- 25
- Stabilisierzone
- 26
- Fixierzone
- 27
- Wasserdüse
- 28
- Wasserbox
1. Verfahren zur Herstellung eines lufttexturierten Fadens, bei dem ein Faden von der
Lieferspule abgezogen und im Anschluß daran in eine Lufttexturierzone gefördert, darin
durch eine Lufttexturierdüse geführt und mittels dieser Lufttexturierdüse gefördert
sowie ohne thermoplastische Erweichung zu Schlingen, Schlaufen, Bögen und dergleichen
verblasen,
durch ein Lieferwerk aus der Lufttexturierzone abgezogen und nach einer geeigneten
Zwischenbehandlung aufgewickelt wird,
mit folgenden kennzeichnenden Verfahrensschritten:
eine Lieferspule mit vollständig verstrecktem Faden wird vorgelegt;
der Faden wird durch eine beheizte Galette (5) von der Lieferspule abgezogen und in
die Lufttexturierzone gefördert, wobei der Faden die Galette mehrfach umschlingt;
die Galette wird mit einer Temperatur erhitzt, die zur Auslösung der Schrumpfung für
die Herabsetzung des Restschrumpfes geeignet ist und über dem Umwandlungspunkt zweiter
Ordnung, vorzugsweise über 80 °C liegt;
von der Galette (5) wird der Faden mittels der Lufttexturierdüse abgezogen und in
der Lufttexturierdüse unter den Umwandlungspunkt zweiter Ordnung, vorzugsweise auf
weniger als 40 °C abgekühlt;
hinter der Lufttexturierdüse wird der Faden aus der Achse des Fadenkanals der Düse
umgelenkt und aus dem Bereich der Lufttexturierdüse mit geringer Fadenspannung von
weniger als 0,08 cN/dtex durch ein der Lufttexturierdüse folgendes Lieferwerk abgezogen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Faden von der Galette durch die Lufttexturierdüse mit einer Fadenspannung kleiner
als 0,1 cN/dtex abgezogen und aus dem Bereich der Lufttexturierdüse mit einer Fadenspannung
von weniger als 0,05 cN/dtex abgezogen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Vorlauf (overfeed), mit welchem der Faden mittels der Galette in die Texturierzone
eingespeist wird, mindestens 1 % größer, vorzugsweise für technische Zwecke anwendbare
Fäden 1 bis 10 %, für textile Zwecke anwendbare Fäden 10 bis 300 % größer als die
in der Texturierzone durch Einstellung der Zugkraft der Düse und der Temperatur der
Galette gewünschte Schrumpfung ist.
4. Lufttexturiermaschine
zur Ausführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen Lieferspule und Texturierzone eine beheizte, vom Faden umschlungene Galette
(5) angeordnet ist, durch welche der Faden von der Lieferspule abgezogen und in die
Texturierzone eingespeist wird.