[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft neue Mischungen von Egalisierhilfsmitteln und
Ammoniumfluorosilikat, enthaltend eine Verbindung der Formel

worin R einen Alkyl- oder Alkenylrest mit 12 bis 22 Kohlenstoffatomen, M Wasserstoff,
Alkalimetall oder Ammonium und m und n ganze Zahlen bedeuten, wobei die Summe von
m und n 2 bis 14 ist, oder der Formel

worin R' unabhängig von R die für R angegebene Bedeutung hat, A ein Anion, Q einen
gegebenenfalls substituierten Alkylrest und p und q ganze Zahlen bedeuten, wobei die
Summe von p und q 2 bis 50 ist, oder der Formel

worin R'' unabhängig von R die für R angegebene Bedeutung hat und x und y ganze Zahlen
bedeuten, wobei die Sume von x und y 80 bis 140 ist, eine Mischung enthaltend Verbindungen
der Formel (1) und (2) oder eine Mischung enthaltend Verbindungen der Formeln (1),
(2) und (3) oder (1a), (2) und (3) sowie 5 bis 25 Gewichtsprozent (NH₄)₂SiF₆ bezogen
auf das Gewicht der Verbindungen der Formeln (1), (1a), (2) oder (3) oder deren Mischung.
[0002] Die erfindungsgemässen Mischungen eignen sich für ein Verfahren zum faser- und flächenegalen
Färben von natürlichen und synthetischen Polyamidfasermaterialien mit sulfogruppenhaltigen
1:1-Metallkomplexfarbstoffen oder mit Farbstoffmischungen, enthaltend sulfogruppenhaltige
1:1-Metallkomplexfarbstoffe und metallfreie sulfonsäuregruppenhaltige Farbstoffe aus
wässriger Flotte in Gegenwart von 10 bis 45 Gewichtsprozent eines Ammoniumhexafluorosilikats,
oder Alkalifluorosilikats und Ammoniumhexafluorosilikats, bezogen auf die eingesetzte
Gewichtsmenge des 1:1-Metallkomplexfarbstoffes in Gegenwart eines Hilfsmittels, wobei
bei einem faserschonenden pH-Wert von 3 bis 5 gefärbt wird, das Färbebad praktisch
vollständig ausgezogen wird, die Färbung gut durchgefärbt ist und gute Gesamtechtheiten,
insbesondere gute Nassechtheiten und gute Lichtechtheit zeigt.
[0003] Nachteil der bisher üblichen Färbeverfahren für natürliche oder synthetische Polyamidmaterialien
mit 1:1-Metallkomplexfarbstoffen oder Mischungen von 1:1-Metallkomplexfarbstoffen
mit metallfreien Säurefarbstoffen ist, dass diese Farbstoffe oder Mischungen bei einem
pH-Wert von ca. 1,9 bis 2,8 gefärbt werden müssen, um egale Färbungen zu erhalten.
Dem pH-Wert des Färbebades kommt beim Färben von natürlichen und synthetischen Polyamidmaterialien,
insbesondere beim Färben von Wolle, neben der Färbedauer eine entscheidende Bedeutung
zu, da natürliche und synthetische Polyamidmaterialien, insbesondere die Wolle, sowohl
im stark sauren wie im alkalischen pH-Bereich stark angegriffen werden.
[0004] Ueberraschenderweise kann mit den erfindungsgemässen Mischungen ein Verfahren ausgeführt
werden, das die genannten Nachteile nicht aufweist und welches erlaubt, auf einfache
Art und Weise natürliche oder synthetische textile Polyamidfasermaterialien im faserschonenden
pH-Bereich von 3 bis 5, insbesondere 3,5 bis 4,5, vorzugsweise 3,7 bis 4,2, zu färben.
[0005] Die Egalisierhilfsmittel der erfindungsgemässen Mischungen sind an sich bekannt und
werden nach bekannten Methoden hergestellt.
[0006] Die erfindungsgemässen Mischungen enthalten als Egalisier-Hilfsmittelgemische bevorzugt
5 bis 70 Gewichtsteile der Verbindungen der Formel (1) oder (1a), 15 bis 60 Gewichtsteile
der Verbindung der Formel (2) und 5 bis 60 Gewichtsteile der Verbindung der Formel
(3), bezogen auf 100 Gewichtsteile des Egalisier-Hilfsmittelgemisches, wobei in den
Formeln (1), (1a), (2) und (3) R, R' und R'' unabhängig voneinander einen Alkyl- oder
Alkenylrest mit 16 bis 22 Kohlenstoffatomen bedeuten.
[0007] Vorteilsweise enthalten die erfindungsgemässen Mischungen eine Verbindung der Formel
(2), worin sich A und Q von den Quaternisierungsmitteln Chloracetamid, Aethylenchlorhydrin,
Aethylenbromhydrin, Epichlorhydrin, Epibromhydrin oder vorzugsweise Dimethylsulfat
ableiten.
[0008] Die erfindungsgemässen Mischungen enthalten insbesondere ein Egalisierhilfsmittelgemisch,
welches ausser Verbindungen der Formeln (1) oder (1a), (2) und (3), wobei die Summe
von p und q in Formel (2) vorzugsweise 20 bis 50 ist, noch ein Addukt von 60 bis 100
Molen Aethylenoxid an ein Mol C₁₅-C₂₀-Alkenylalkohol.
[0009] Ebenfalls bevorzugt enthalten die erfindungsgemässen Mischungen ein Egalisierhilfsmittelgemisch,
welches die Verbindungen der Formeln (1) und (2) oder (1a) und (2) enthält, worin
die Summe der Symbole p und q in Formel (2) 4 bis 10 ist.
[0010] Bevorzugt enthalten die erfindungsgemässen Mischungen ferner ein Egalisierhilfsmittelgemisch
aus Verbindungen der Formel (2), worin die Summe der Symbole p und q in Formel (2)
30 bis 40 ist und R' ein Alkylrest mit 15 bis 22 Kohlenstoffatomen ist.
[0011] Ganz besonders bevorzugt enthalten die erfindungsgemässen Mischungen ein Egalisierhilfsmittelgemisch,
enthaltend die Verbindung der Formel (1a), worin R ein C₁₆-C₁₈-Alkylrest und m + n
= 7 oder 8 ist, die Verbindung der Formel (2), worin R' ein C₂₀-C₂₂-Alkylrest, A und
Q sich von dem Quaternisierungsmittel Dimethylsulfat ableiten, und p + q = 7 bis 8
ist, die Verbindung der Formel (2), worin R' ein C₂₀-C₂₂-Alkylrest, A und Q sich von
dem Quaternisierungsmittel Dimethylsulfat ableiten, und p + q = 34 ist, und die Verbindung
der Formel (3), worin R'' ein C₂₀-C₂₂-Alkylrest und x + y = 106 ist. Das für die erfindungsgemässen
Mischungen ganz besonders bevorzugte Egalisierhilfsmittelgemisch kann ausser Wasser
z.B. noch ein Addukt von 60 bis 100 Molen Aethylenoxid an ein Mol C₁₅-C₂₀-Alkenylalkohol,
vorzugsweis 80 Mol Aethylenoxid an ein Mol Oleylalkohol, enthalten.
[0012] Insbesondere enthält das für die erfindungsgemässen Mischungen ganz besonders bevorzugte
Egalisierhilfsmittelgemisch 20 bis 40 Gewichtsteile der Verbindung der Formel (1a),
20 bis 40 Gewichtsteile der Verbindung der Formel (2), worin p + q = 7 oder 8 ist,
10 bis 25 Gewichtsteile der Verbindung der Formel (2), worin p + q = 34 ist, 3 bis
9 Gewichtsteile der Verbindung der Formel (3) und gegebenenfalls bis zu 8 Gewichtsteilen
des Adduktes von Aethylenoxid an einen Alkenylalkohol bezogen auf 100 Teile des wasserfreien
Egalisierhilfsmittelgemisches.
[0013] Die erfindungsgemässe Mischung wird hergestellt, indem man mindestens eine Verbindung
der Formeln (1), (1a), (2) oder (3) mit 5 bis 25 Gewichtsprozent Ammoniumhexafluorosilikat
mischt. Der Mischprozess erfolgt beispielsweise in geeigneten Mixern.
[0014] Die erfindungsgemässe Mischung kann zusammen mit einer Farbstoffmischung enthaltend
Alkali-und/oder Ammoniumhexafluorsilikat zum Färben von natürlichen oder synthetischen
Polyamidfasermaterialien verwendet werden.
[0015] Die mit den erfindungsgemässen Mischungen zusammen verwendbaren oben genannten Mischungen
sind feste Mischungen enthaltend mindestens einen sulfogruppenhaltigen 1:1-Metallkomplexfarbstoff,
insbesondere einen 1:1-Chromkomplexfarbstoff, und gegebenenfalls mindestens einen
sulfogruppenhaltigen metallfreien Farbstoff und 10 bis 45 Gewichtsprozent eines Alkali-
oder Ammoniumhexafluorosilikats bezogen auf die 1:1-Metallkomplexgewichtsmenge.
[0016] Diese werden hergestellt, indem man mindestens einen sulfogruppenhaltigen 1:1-Chromkomplexfarbstoff
und gegebenenfalls mindestens einen sulfogruppenhaltigen metallfreien Farbstoff mit
10 bis 45 Gewichtsprozent (bezogen auf das Gewicht des 1:1-Metallkomplexfarbsstoffs)
Alkali- und/oder Ammoniumhexafluorosilikat mischt. Der Mischprozess erfolgt beispielsweise
in geeigneten Mühlen, z.B. Kugel- oder Stiftmühlen, sowie in Knetern oder Mixern.
[0017] Die festen Mischungen können zum Färben von natürlichen oder synthetischen textilen
Polyamidfasermaterialien verwendet werden.
[0018] Die verwendbaren sulfogruppenhaltigen 1:1-Metallkomplexfarbstoffe sind vorzugsweise
Monoazo- oder Disazofarbstoffe, die als Metallion ein Chromion enthalten. Ebenfalls
können 1:1-Metallkomplexazomethinfarbstoffe verwendet werden, die vorzugsweise ein
Chromion enthalten.
[0019] Die verwendbaren sulfogruppenhaltigen metallfreien Farbstoffe sind vorzugsweise sauer
bis stark sauer ziehende Säurefarbstoffe aus der Reihe der Monoazo- oder Polyazo-,
Anthrachinon-, Triphenylmethan-oder Xanthen-Farbstoffe, welche die für Säurefarbstoffe
üblichen Substituenten enthalten können. Die sulfogruppenhaltigen metallfreien Farbstoffe
können durch faserreaktive Reste substituiert sein.
[0020] Die Mengen, in denen die definierten Farbstoffe oder Farbstoffmischungen in den Färbebädern
verwendet werden, können je nach der gewünschten Farbtiefe in weiten Grenzen schwanken,
im allgemeinen haben sich Mengen von 0,01 bis 10 Gewichtsprozent, bezogen auf das
Färbegut, eines oder mehrerer Farbstoffe als vorteilhaft erwiesen.
[0021] Das Färben von natürlichen oder synthetischen Polyamidfasermaterialien mit 1:1-Metallkomplexfarbstoffen
oder deren Mischung mit metallfreien Farbstoffen in Gegenwart von Alkalisulfat oder
-chlorid, wie z.B. Natriumsulfat und Natriumchlorid, und gegebenenfalls einem Hilfsmittel
ist seit langem bekannt. Ueberraschenderweise ermöglicht die Verwendung von Ammoniumhexafluorosilikat,
oder Ammoniumhexafluorosilikat und Alkalifluorosilikat, bereits in einer Menge von
10 bis 45 Gewichtsprozent, bezogen auf die eingesetzte Gewichtsmenge des 1:1-Metallkomplexfarbstoffes,
in Gegenwart eines Hilfsmittels, das Färben dieser Fasermaterialien im faserschonenden
pH-Bereich, wobei gut und egal durchgefärbte Färbungen erhalten werden.
[0022] Als Alkalifluorosilikate werden Alkalisalze der Hexafluorokieselsäure verwendet.
Vorzugsweise wird (NH₄)₂SiF₆ oder eine Mischung aus Na₂SiF₆ und (NH₄)₂SiF₆ verwendet.
[0023] Verfahren zum Färben werden ausgeführt, indem man
a) die Fasermaterialien mit einer Mischung enthaltend mindestens einen sulfogruppenhaltigen
1:1-Metallkomplexfarbstoff und mindestens einen sulfogruppenhaltigen metallfreien
Farbstoff in Gegenwart von 10 bis 45 Gewichtsprozent eines Ammoniumhexafluorosilikats,
oder Ammoniumhexafluorosilikats und Alkalifluorosilikats, bezogen auf die eingesetzte
Menge des 1:1-Metallkomplexfarbstoffs und in Gegenwart eines Hilfsmittels bei einem
pH-Wert von 3 bis 5 färbt;
b) in Gegenwart von Ammoniumhexafluorosilikat färbt;
c) in Gegenwart einer Mischung aus Na₂SiF₆ und (NH₄)₂SiF₆ färbt, wobei das Verhältnis
Na₂SiF₆:(NH₄)₂SiF₆ 20:80 bis 80:20 ist.
[0024] Die Menge, in der das Ammoniumhexafluorosilikat, oder Alkalifluorosilikat und Ammoniumhexafluorosilikat,
in den Färbebädern verwendet wird, beträgt 10 bis 45 Gewichtsprozent, vorzugsweise
15 bis 45 Gewichtsprozent, insbesondere 20 bis 35 Gewichtsprozent, bezogen auf die
Gewichtsmenge des 1: 1-Metallkomplexfarbstoffs.
[0025] Die Bezeichnung "Gewichtsmenge des 1:1-Metallkomplexfarbstoffes" bezieht sich auf
den Rohfarbstoff, d.h. auf die Gewichtsmenge eines nach üblichen Methoden (z.B. Aussalzen)
isolierten Farbstoffes, der ca. 20 bis 40 Gewichtsprozent Salz enthält.
[0026] Die Menge, in der das Egalisierhilfsmittel oder das Egalisierhilfsmittelgemisch in
den Färbebädern verwendet wird, kann in weiten Grenzen schwanken, im allgemeinen hat
sich eine Menge von 0,3 bis 3 Gewichtsprozent, vorzugsweise 1 bis 2 Gewichtsprozent,
bezogen auf das Fasermaterial, an Egalisierhilfsmittel oder Egalisierhilfsmittelgemisch
als vorteilhaft erwiesen.
[0027] Als weitere Hilfsmittel können die Färbebäder Mineralsäuren, wie Schwefelsäure, Sulfaminsäure
oder Phosphorsäure, organische Säuren, zweckmässig niedere, aliphatische Carbonsäuren,
wie Ameisen-, Essig- oder Maleinsäure, enthalten. Die Säuren dienen vor allem der
Einstellung des pH-Wertes der verwendeten Flotten.
[0028] Vorzugsweise erfolgt die Einstellung des pH-Wertes von 3 bis 5 mit einer organischen
Säure, insbesondere Ameisensäure oder Essigsäure.
[0029] Vorzugsweise färbt man bei einem pH-Wert von 3,5 bis 4,5 insbesondere 3,7 bis 4,2.
[0030] Ferner kann die Färbeflotte von Alkalifluorosilikat oder Ammoniumhexafluorosilikat
verschiedene Salze, insbesondere Ammonium- oder Alkalisalze wie z.B. Ammoniumsulfat
oder vorzugsweise Natriumsulfat als Hilfsmittel enthalten. Vorzugsweise werden 1 bis
10 Gewichtsprozent Ammonium-oder Alkalisalze, bezogen auf das Fasermaterial, verwendet.
[0031] Die verwendbaren 1:1-Metallkomplexfarbstoffe sind vorzugsweise solche, welche mindestens
einen 1:1-Chromkomplexazo- oder -azomethin-farbstoff mit 1 bis 3 Sulfonsäuregruppen,
insbesondere 1 bis 2 Sulfonsäuregruppen, und im Fall von Farbstoffmischungen ausserdem
mindestens einen metallfreien Farbstoff mit 1 bis 2 Sulfonsäuregruppen enthalten.
[0032] Insbesondere werden als metallfreie sulfogruppenhaltige Farbstoffe solche mit gutem
Migriervermögen verwendet. Das Migriervermögen dieser Farbstoffe soll dem Migriervermögen
der 1:1-Chromkomplexazo-oder -azomethinfarbstoffe entsprechen.
[0033] Das Migriervermögen wird auf Wolle bestimmt, indem eine in 1/1 Richttyptiefe gefärbte
Probe zusammen mit einer gewichtsgleichen ungefärbten Probe in einem Blindbad behandelt
wird.
[0034] Die Behandlungsbedingungen zur Bestimmung des Migriervermögens entsprechen bezüglich
Flottenverhältnis, pH und Behandlungsdauer den in Beispiel 1 angegebenen Bedingungen.
Die Bewertung erfolgt durch spektrophotometrische Bestimmung der Farbstoffmenge auf
der ursprünglich ungefärbten Wolle in Prozent der ursprünglich gefärbten Wolle.
[0035] Als gutes Migriervermögen, gefärbt bei pH 4 bis 5 und als Stärkedifferenz gemessen,
hat sich ein Bereich von 25 bis 50 % als vorteilhaft erwiesen.
[0036] Geeignete metallfreie sulfogruppenhaltige Farbstoffe sind beispielsweise C-I. Acid
Blue 1, 7, 13, 23, 40, 40:1, 43, 45, 47, 72, 147, 258 und 277; C.I. Acid Red 1, 5,
37, 42, 52, 57 und 361; C.I. Acid Yellow 10, 17, 25, 27, 99 und 219; C.I. Acid Orange
1, 3 und 156; C.I. Acid Green 3, 9 und 16; C.I. Acid Violet 9 und 36; C.I. Acid Brown
10, 11 und 248.
[0037] Es können gegebenenfalls auch Mischungen mehrerer definitionsgemässer Farbstoffe
oder Farbstoffmischungen verwendet werden.
[0038] Insbesondere verwendet man eine Mischung definitionsgemässer Farbstoffe oder Farbstoffmischungen,
welche
a) mindestens zwei 1:1-Chromkomplexazo- oder -azomethinfarbstoffe und gegebenenfalls
mindestens einen sulfogruppenhaltigen metallfreien Farbstoff enthält; und
b) mindestens drei 1:1-Chromkomplexazo- oder -azomethinfarbstoffe und gegebenenfalls
mindestens einen sulfogruppenhaltigen metallfreien Farbstoff enthält; oder
c) zum Trichromiefärben mindestens drei 1:1-Chromkomplexazo- oder -azomethinfarbstoffe
aus gelb- bzw. orange-, rot- und blaufärbenden Farbstoffen und gegebenenfalls mindestens
einen sulfogruppenhaltigen metallfreien Farbstoff aus gelb- bzw. orange- und/oder
rot- und/oder blaufärbenden Farbstoffen enthält.
[0039] Unter Trichromie ist dabei die Farbmischung passend gewählter gelb-bzw. orange-,
rot- und blaufärbender Farbstoffe zu verstehen, mit denen jede gewünschte Nuance des
sichtbaren Farbspektrums durch geeignete Wahl der Mengenverhältnisse der Farbstoffe
eingestellt werden kann.
[0040] Insbesondere werden als 1:1-Chromkomplexazo- oder -azomethinfarbstoffe solche der
Formel

verwendet, worin -(CO)
0-1-O- und (0 oder NR₁) in Nachbarstellung zur Azobrücke an D und K gebunden sind, D
der Rest einer Diazokomponente der Benzol- oder Naphthalinreihe, K der Rest einer
Kupplungskomponente der Benzol-, Naphthalin- oder heterocyclischen Reihe oder der
Acetessigsäurearylidreihe, R₁ Wasserstoff, oder ein gegebenenfalls substituierter
Alkyl- oder Phenylrest, M ein Kation und An ein Anion ist, und Y das Stickstoffatom
oder die CH-Gruppe bedeutet.
[0041] Insbesondere werden sulfogruppenhaltige 1:1-Chromkomplexazo- oder -azomethinfarbstoffe
der Formel (4) verwendet, worin D ein gegebenenfalls durch Halogen, C₁-C₄-Alkyl, C₁-C₄-Alkoxy,
Nitro oder Sulfamoyl substituierter Benzol- oder Naphthalinrest, K ein gegebenenfalls
durch Halogen, C₁-C₄-Alkyl, C₁-C₄-Alkoxy, C₂-C₄-Alkanoylamino, Sulfamoyl oder Hydroxy
substituierter Phenyl-, Naphthyl-, 1-Phenyl-3-methylpyrazolon-(5)-, Acetoacetamid-,
insbesondere Acetacetoanilid- oder Chinolinrest, R₁ Wasserstoff und M ein Alkalikation
ist.
[0042] Vorzugsweise bedeutet Y in Formel (4) das Stickstoffatom.
[0043] Insbesondere werden als sulfonsäuregruppenhaltige metallfreie Farbstoffe solche der
weiter oben genannten Farbstoffreihen verwendet, die z.B. substituiert sein können
durch Alkylgruppen mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, wie Methyl, Aethyl, Propyl, Isopropyl
und Butyl, Alkoxygruppen mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, wie Methoxy, Aethoxy, Propoxy,
Isopropoxy und Butoxy, Acylaminogruppen mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen, wie Acetylamino
und Propionylamino, Benzoylamino, Amino, Alkylamino mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen,
Phenylamino, Alkoxycarbonyl mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen im Alkoxyrest, Nitro, Acetyl,
Cyano, Trifluormethyl, Halogen, wie Fluor, Chlor und Brom, Sulfamoyl, Carbamoyl, Ureido,
Hydroxy, Carboxy und Sulfomethyl.
[0044] Ferner können die sulfonsäuregruppenhaltigen metallfreien Farbstoffe durch einen
oder mehrere faserreaktive Reste substituiert sein. Als faserreaktive Reste kommen
beispielsweise die in der DE-OS 29 13 102 genannten Reste in Betracht.
[0045] Es werden vorzugsweise Mischungen von sulfogruppenhaltigen 1:1-Metallkomplexfarbstoffen
und sulfogruppenhaltigen metallfreien Farbstoffen im Gewichtsverhältnis von 40:60
bis 95:5 verwendet.
[0046] Die verwendeten sulfogruppenhaltigen Farbstoffe liegen entweder in Form ihrer freien
Sulfonsäure oder vorzugsweise als deren Salze vor.
[0047] Als Salze kommen beispielsweise die Alkali- , Erdalkali- oder Ammoniumsalze oder
die Salze eines organischen Amins in Betracht. Als Beispiele seien die Natrium-, Lithium-,
Kalium- oder Ammoniumsalze oder das Salz des Triäthanolamins genannt.
[0048] Die verwendeten sulfogruppenhaltigen 1:1-Metallkomplexfarbstoffe und die sulfogruppenhaltigen
metallfreien Farbstoffe sind an sich bekannt und werden nach bekannten Methoden erhalten.
[0049] Die verwendeten Farbstoffmischungen können durch Mischung der Einzelfarbstoffe hergestellt
werden. Dieser Mischprozess erfolgt beispielsweise in geeigneten Mühlen, z.B. Kugel-
oder Stiftmühlen, sowie in Knetern oder Mixern.
[0050] Ferner können die Farbstoffmischungen durch Zerstäubungstrocknen der wässrigen Farbstoffmischungen
hergestellt werden.
[0051] Die Färbebäder können neben dem Farbstoff und den genannten Hilfsmitteln noch weitere
übliche Zusätze wie z.B. Wollschutz-, Netz- und Entschäumungsmittel enthalten.
[0052] Das Flottenverhältnis kann innerhalb eines weiten Bereichs gewählt werden, von 1:6
bis 1:80, vorzugsweise 1:10 bis 1:30.
[0053] Das Färben erfolgt aus wässriger Flotte nach dem Ausziehverfahren z.B. bei Temperaturen
zwischen 80 und 105°C bzw. 110°C bei Verwendung eines Formaldehyd-abspaltenden Wollschutzmittels,
vorzugsweise zwischen 98 und 103°C.
[0054] Die Färbedauer beträgt in der Regel 30 bis 120 Minuten.
[0055] Besondere Vorrichtungen sind beim Verfahren nicht erforderlich. Es können die üblichen
Färbeapparate und -maschinen, beispielsweise für Flocke, Kammzug, Stranggarn, Wickelkörper,
Stückware und Teppiche verwendet werden.
[0056] Das Egalisierhilfsmittel und das Alkalifluorosilikat oder Ammoniumhexafluorosilikat
wird zweckmässigerweise der wässrigen Farbstoff-Flotte zugemischt und gleichzeitig
mit der Farbstoffmischung appliziert.
[0057] Eine interessante Verfahrensweise ist dadurch gekennzeichnet, dass man mit dem Fasermaterial
in eine Flotte eingeht, die Säure und ein Ammoniumhexafluorsilikat-haltiges Egalisierhilfsmittel
sowie Na₂SO₄ enthält und eine Temperatur von 30 bis 70°C aufweist. Anschliessend werden
die Farbstoffe oder Farbstoffmischungen, welche Alkali-und/oder Ammoniumhexafluorsilikat
enthalten, zugegeben, und die Temperatur des Färbebades mit einer Aufheizrate von
0,75 bis 3°C pro Minute, gegebenenfalls mit einem Temperaturstop während des Aufheizens,
gesteigert, um im angegebenen Temperaturbereich von 80°C bis 105°C zu färben. Anschliessend
wird das Bad abgekühlt und das gefärbte Material wie üblich gespült und getrocknet.
[0058] Als textiles Fasermaterial aus natürlichen Polyamiden, das gefärbt werden kann, sind
vor allem Wolle, aber auch Mischungen aus Wolle/Polyamid, Wolle/Polyester, Wolle/Cellulose
oder Wolle/Polyacrylnitril sowie Seide zu erwähnen. Das Fasermaterial kann dabei in
den verschiedensten Aufmachungsformen vorliegen, wie z.B. als loses Material, Kammzug,
Garn und Stückware oder als Teppich.
[0059] Als Fasermaterial aus synthetischen Polyamiden, das gefärbt werden kann, kommt solches
aus allen bekannten, dafür geeigneten synthetischen Polyamiden in Betracht. Das Fasermaterial
kann dabei in den verschiedensten Aufmachungsformen vorliegen, wie z.B. als loses
Material, Kammzug, Garn und Stückware oder als Teppich.
[0060] Die verwendeten sulfogruppenhaltigen, metallfreien Farbstoffe können eine oder mehrere
faserreaktive Gruppen enthalten. Vorzugsweise werden solche Farbstoffmischungen aus
den definierten 1:1-Metallkomplexfarbstoffen und den sulfogruppenhaltigen metallfreien
Farbstoffen verwendet, worin die verwendeten metallfreien Farbstoffe entweder alle
Reaktivfarbstoffe sind, oder alle von faserreaktiven Gruppen frei sind; insbesondere
werden von faserreaktiven Gruppen freie sulfogruppenhaltige, metallfreie Farbstoffe
verwendet.
[0061] Eine ganz besonders interessante Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, dass
die verwendeten Farbstoffmischungen aus solchen definierten metallhaltigen und metallfreien
Farbstoffen bestehen, die Färbungen gleicher Nuancen ergeben, d.h. beispielsweise
die Verwendung einer Mischung aus mindestens einem blaufärbenden sulfogruppenhaltigen
1:1-Metallkomplexfarbstoff und mindestens einem blaufärbenden, sulfogruppenhaltigen,
metallfreien Farbstoff.
[0062] Das mit den erfindungsgemässen Mischungen ausführbare Verfahren weist gegenüber den
bekannten Verfahren für Fasermaterial aus natürlichen oder synthetischen Polyamiden
neben den bereits genannten noch folgende Vorteile auf. Das unter den genannten Färbebedingungen
gefärbte Material zeichnet sich durch bessere Gesamtechtheiten, insbesondere bessere
Nassechtheiten aus. Ein weiterer wesentlicher Vorteil besteht darin, dass die Farbstoffe
praktisch vollständig aufgenommen werden.
[0063] Vorzugsweise wird das Verfahren zum Färben von Wolle verwendet.
[0064] Nach beendetem Färben sind die Färbebäder nahezu vollständig ausgezogen.
[0065] Gegenüber dem aus der EP-A-O 163 608 bekannten Verfahren kommt das mit den erfindungsgemässen
Mischungen ausführbare Verfahren überraschenderweise mit einer deutlich geringeren
Menge an Ammoniumhexafluorsilikat, oder Alkalifluorosilikat und Ammoniumhexafluorosilikat,
aus.
[0066] Die nachfolgenden Beispiele dienen der Veranschaulichung der Erfindung. Darin sind
die Teile Gewichtsteile und die Prozente Gewichtsprozente. Die Temperaturen sind in
Celsiusgraden angegeben. Die Beziehung zwischen Gewichtsteilen und Volumenteilen ist
dieselbe wie diejenige zwischen Gramm und Kubikzentimeter. Die angegebenen Farbstoffmengen
beziehen sich auf Rohfarbstoff.
[0067] Erläuterungsbeispiel: 800 Teile Wollkammgarn werden in einem Färbebad, welches auf 20 000 Teile Wasser
von 50°, 64 Teile Natriumsulfat, 0,55 Teile (NH₄)₂SiF₆, 20 Teile 85%ige Ameisensäure
und 12 Teile eines Egalisierhilfsmittels, bestehend aus 24 Teilen der anionischen
Verbindung der Formel

R₂ = C₁₆-C₁₈-Kohlenwasserstoffrest; m + n = 7;
24 Teilen der quaternären Verbindung der Formel

R₃ = C₂₀-C₂₂-Kohlenwasserstoffrest;
5 Teilen Ammoniumchlorid
3 Teilen Oxalsäure und
44 Teilen Wasser, bezogen auf 100 Teile Egalisierhilfsmittel, während 15 Minuten bei
50° vorbehandelt. Nach Zugabe einer Lösung von 1,1 Teilen des 1:1-Chromkomplexes des
Farbstoffes der Formel

0,5 Teilen des 1:1-Chromkomplexes des Farbstoffes der Formel

0,23 Teilen des 1:1-Chromkomplexes des Farbstoffes der Formel

0,23 Teilen des 1:1-Chromkomplexes des Farbstoffes der Formel

0,64 Teilen des Farbstoffes der Formel

0,97 Teilen des Farbstoffes der Formel

und 0,4 Teilen des Farbstoffes der Formel

wird die Färbeflotte noch 10 Minuten bei 50° gehalten und anschliessend mit einer
Aufheizrate von 0,8°/Minute auf 98° erwärmt. Der pH beträgt zu Anfang des Färbens
3,8. Nach 90 Minuten bei 98° wird auf 50° abgekühlt und die Färbeflotte abgelassen.
Das braungefärbte Wollgarn wird je 10 Minuten erst bei 50°, dann bei Raumtemperatur
gespült und wie üblich getrocknet. Die erhaltene mittelbraune Färbung ist ausgezeichnet
faseregal und weist gute Echtheiten auf.
[0068] Beipiel: 800 Teile Wollkammgarn werden in einem Färbebad, welches auf 14 400 Teile enthärtetes
(deionisiertes) Wasser von 50° 28 Teile Ameisensäure (85%ig), 64 Teile Natriumsulfat
und 12 Teile eines Egalisierhilfsmittels, bestehend aus
10 Teilen der anionischen Verbindung der Formel

R₂ = Kohlenwasserstoffrest des Talgfettamins, m + n = 7;
10 Teilen der quaternären Verbindung der Formel

R₃ = C₂₀-C₂₂-Kohlenwasserstoffrest;
2 Teilen des Umsetzungsproduktes von Oleylalkohol mit 80 Mol Aethylenoxid;
2 Teilen der Verbindung der Formel

5 Teilen der quaternären Verbindung der Formel; und

5 Teilen (NH₄)₂SiF₆
sowie 66 Teilen Wasser, bezogen auf 100 Teile des Egalisierhilfsmittelgemisches, enthält,
während 15 Minuten bei 50° vorbehandelt. Nach Zugabe einer 50° warmen Lösung enthaltend
1,72 Teile der Mischung aus
0,96 Teilen des Farbstoffes der Formel

0,45 Teilen des Farbstoffes der Formel

und 0,31 Teilen (NH₄)₂SiF₆;
1,88 Teile der Mischung aus
1,2 Teilen des Farbstoffes der Formel

0,3 Teilen des Farbstoffs der Formel

und 0,38 Teilen (NH₄)₂SiF₆; und
1,91 Teilen einer Mischung aus
1,5 Teilen des Farbstoffes der Formel

und 0,41 Teilen (NH₄)₂SiF₆ in 1000 Teilen Wasser wird die Färbeflotte noch 10 Minuten
bei 50° gehalten und anschliessend mit einer Aufheizrate von 1°/Minute auf 98° erwärmt.
Der pH-Wert beträgt am Anfang des Färbens 3,5. Nach 90 Minuten Färbezeit bei 98° wird
auf 50° abkühlen gelassen, das hellbraun gefärbte Wollgarn je 10 Minuten erst bei
50° und dann bei Raumtemperatur gespült und wie üblich getrocknet. Der pH-Wert gegen
Ende des Färbens beträgt 3,8. Die erhaltene beige Färbung ist ausgezeichnet faseregal;
das gefärbte Kammgarn zeigt einen vollen, weichen Griff. Die Endflotte ist ungefärbt.
[0069] Eine mit den gleichen Farbstoffen nach dem obigen Verfahren, aber ohne Zusatz von
(NH₄)₂SiF₆ durchgeführte Garnfärbung ist stark faserunegal und ganz bedeutend schwächer.
Die Endflotte ist noch deutlich gefärbt.