(19)
(11) EP 0 444 419 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
04.09.1991  Patentblatt  1991/36

(21) Anmeldenummer: 91101012.2

(22) Anmeldetag:  26.01.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D01H 1/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 26.02.1990 DE 4005788

(71) Anmelder: Palitex Project-Company GmbH
D-47804 Krefeld (DE)

(72) Erfinder:
  • Kallmann, Jürgen
    W-4044 Kaarst 2 (DE)

(74) Vertreter: Sroka, Peter-Christian, Dipl.-Ing. et al
Patentanwalt Postfach 11 10 38
D-40510 Düsseldorf
D-40510 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Verfestigen und/oder Zwirnen eines mit geringer Fadenspannung aufgewickelten Vorgarnes


    (57) Ein Verfahren zum Verfestigen und/oder Zwirnen eines mit geringer Fadenspannung auf einer Spulenhülse zu einem Garnwickelkörper aufgewickelten Vorgarnes geringer Festigkeit ist dadurch gekennzeichnet, daß man

    (a) den Garnwickelkörper (4) mit der Spulenhülse (3) in einen Spindeltopf (6, 11) einsetzt,

    (b) den Spindeltopf (6, 11) in Rotation versetzt,

    (c) anschließend die Spulenhülse (3) aus dem Garnwickelkörper (4) herauszieht und dann

    (d) das Vorgarn (2) von der Innenmantelfläche (4') des Garnwickelkörpers (4) abzieht und zu einer Spule oder Zwirnspule (7) aufwickelt.






    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verfestigen und/oder Zwirnen eines mit geringer Fadenspannung auf einer Spulenhülse zu einem Garnwickelkörper aufgewickelten Vorgarnes geringer Festigkeit.

    [0002] Es sind sogenannte luftgesponnene Garne bekannnt, zu deren Herstellung ein Faserband über ein Hockverzugs-Streckwerk verstreckt und einer Luftdüsen-Spinneinrichtung zugeführt wird. Dabei erfassen speziell ausgestaltete Luftdüsen einen Teil der äußeren Fasern des Faserbandes und wickeln diese spiralförmig um den Faserstrang. Das Faserband erhält dadurch nur eine geringe Festigkeit, die jedoch genügt, um hinter dem Düsenkopf die verstreckte und verfestigte Lunte z.B. zu einer Kreuzspule aufzuwickeln. Derartige luftgesponnene Garne bilden auch die Grundlage für z.B. unter den Warennamen Plyfilgarne und Twin-Jet-Garne auf dem Markt befindliche gefachte Garne. Das Plyfil-Verfahren z.B. geht davon aus, zwei solcher verstreckter und leicht verfestigter Lunten aus zwei benachbarten Spinnköpfen zusammenzuführen, d.h. es werden zwei Einzelstränge gefacht und die beiden Stränge gemeinsam z.B. zu einer Kreuzspule aufgewickelt. Diese Spule wird anschließend einer Zwirneinrichtung, z.B. einer Doppeldraht-Zwirnspindel vorgelegt, um die beiden Stränge um ihre gemeinsame Achse zu verdrallen, so daß ein echter Zwirn entsteht, der einmal eine gemeinsame Drehung beider Stränge aber auch eine Drehung in den Einzelsträngen aufweist.

    [0003] Erst durch eine solche Verzwirnung entsteht ein Faden, der eine genügende Festigkeit für die folgenden Verarbeitungsprozesse und die gewünschten Bedarfseigenschaften besitzt.

    [0004] Für das Verfestigen und/oder Verzwirnen von nur eine relativ geringe Festigkeit aufweisenden Vorgarnen, worunter im Rahmen der vorliegenden Erfindung beispielsweise luftgesponnenes Garne einerseits und gefachte Garne andererseits verstanden werden, bietet sich unter anderem auch das Verfestigen und/oder Zwirnen mit einer Topfzwirnspindel an. Das Garnverfestigen und/oder Zwirnen mit einer Topfzwirnspindel setzt jedoch voraus, daß dem Vorgarn bzw. dem gefachten Faden in einem vorbereitenden Arbeitsschritt bereits eine leichte Vordrehung erteilt worden ist. Zum Verfestigen und/oder Zwirnen eines derartigen bereits eine leichte Vordrehung aufweisenden Vorgarnes wird die Vorgarnspule in den Topf der Topfzwirnspindel eingesetzt, die dann in Drehung versetzt wird, so daß das Vorgarn von der Spule, meist einer Scheibenspule, unter Ballonbildung abgezogen und zur Ballonfadenführeröse im Scheitelpunkt des Fadenballons geführt wird. Mit der Spindel rotiert dabei der die Spule umgebende Topf, wobei der Fadenballon sich gegen den Topf anlegt.

    [0005] Die beiden Garnstränge eines gefachten Garnes können auch nach weiteren Methoden zusammengehalten werden, zum Beispiel durch ein segmentweises Verwirbeln der Verkleben, eventuell auch durch den Einsatz einer Wärmebehandlung je nach Qualität und Garncharakter des zur Verarbeitung kommenden Vorgarns.

    [0006] Wenn nach dem Spinnvorgang eine Spule oder Fachspule ohne ausreichender Vordrehung des Einzelstranges oder der von zwei oder mehr aufgewickelten Stränge vorliegt, ist die Verarbeitung eines solchen Vorgarnes in einer Topfzwirnspindel nicht möglich ist. Das Problem liegt in der mangelnden Festigkeit eines solchen Vorgarnes. Die Garnlagen des Spulenkörpers lösen sich bei der Rotation der Topfzwirnspindel infolge der auftretenden Zentrifugalkraft von der Oberfläche der Spule ab und schwingen, etwa vorgleichbar den bekannten Saturnringen, um den Garnwickelkörper. Auf diese Weise ist es nicht möglich, einen stabilen Garnverfestigungs- und/oder Zwirnprozeß durchzuführen.

    [0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, mit dem es möglich ist, auch bei einem nur eine geringe Festigkeit aufweisenden Vorgarn, das lose zu einem Garnwickelkörper aufgewickelt ist, eine Topfzwirnspindel zum Zwirnen und/oder Verfestigen des Vorgarnes verwenden zu können.

    [0008] Zur Lösung dieser Aufgabe ist das erfindungsgemäße Verfahren dadurch gekennzeichnet, daß man einen solchen Garnwickelkörper mit der Spulenhülse in einen Spindeltopf einsetzt, den Spindeltopf in Rotation versetzt, anschließend die Spulenhülse aus dem Garnwickelkörper herauszieht und dann das Vorgarn von der Innenmantelfläche des Garnwickelkörpers abzieht und zu einer Spule oder Zwirnspule aufwickelt.

    [0009] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht im wesentlichen darauf, daß sich der Garnwickelkörper mit Beginn der Rotation unter dem Einfluß der Zentrifugalkraft aufweitet und von der inneren Spulenhülse löst, so daß die Spulenhülse aus dem Garnwickelkörper entfernt werden kann, so daß anschließend das Vorgarn von der Innenmantelfläche des Garnwickelkörpers abgezogen und zu einer Spule oder Zwirnspule aufgewickelt werden kann.

    [0010] Gemäß einer ersten Variante wird für die Durchführung des Verfahrens der Topf einer Topfzwirnspindel verwendet, so daß das Vorgarn nach oben aus dem rotierenden Topf abgezogen werden kann.

    [0011] Gemäß einer weiteren Variante kann man als Spindeltopf den Spulentopf einer Mehrfachdraht-Zwirnspindel verwenden, wobei der Spindel- bzw. Spulentopf entgegengesetzt zur Drehrichtung des Spindelrotors der Mehrfachdraht-Zwirnspindel in Rotation versetzt wird, so daß das von der Innenmantelfläche des Garnwickelkörpers abgezogene Vorgarn in die Spindelhohlachse der Mehrfachdraht-Zwirnspindel eingezogen wird, um dann dem üblichen Verarbeitungsprozeß einer Mehrfachdraht-Zwirnspindel zu folgen.

    [0012] Eine derartige, z.B. in der DE-PS 572 050 beschriebene Mehrfachdraht-Spindel unterscheidet sich von einer üblichen Doppeldraht-Zwirnspindel dadurch, daß zusätzlich zur Drehung des Spindelrotors auch der Spulentopf in Rotation versetzt wird, und zwar entgegengesetzt zur Drehrichtung des Spindelrotors, indem zwischen den Spindelrotor und den Spulentopf ein geeignetes Zwischengetriebe zwischengeschaltet ist.

    [0013] Als Vorgarn läßt sich entweder ein luftgesponnenes Garn als Einzelstrang oder insbesondere ein aus mindestens zwei Einzelsträngen bestehendes, gefachtes Vorgarn verwenden, das aus zwei Einzelsträngen eines luftgesponnenen Garnes zu einer Fachspule aufgewickelt worden ist.

    [0014] Um nach dem Herausziehen der Spulenhülse aus des Garnwickelkörper des Auffinden und Erfassen des Endes des Vorgarnes zu erleichtern, ist gemäß weiterer Erfindung vorgesehen, daß man das an der Innenmantelfläche des Garnwickelkörpers befindliche Garnende zu Beginn des Aufwickelns auf die Spulenhülse an dieser so festlegt, daß das Garnende beim Entfernen der Spulenhülse aus dem Garnwickelkörper an der Spulenhülse festgelegt bleibt.

    [0015] Das erfindungsgemäße Verfahren wird im folgenden anhand der Zeichnung näher beschrieben.

    [0016] Fig. 1 zeigt anhand der Darstellungen A, B, C und D vier aufeinanderfolgende Arbeitsschritte. Gemäß Fig. 1-A wird mittels einer üblichen Aufwickeleinrichtung, die unter anderem eine übliche, tangential wirksame Friktionsantriebswalze 1 und eine Hubverlegeeinrichtung umfaßt ein nur eine geringe Festigkeit aufweisendes Vorgarn 2 (luftgesponnenes Garn oder gefachtes Garn) auf einer Spulenhülse 3 mit geringer Fadenspannung zu eines Garnwickelkörper 4 aufgewickelt. Die aus Spulenhülse 3 und Garnwickelkörper 4 bestehende Einheit wird anschließend (Fig. 1-B) in den Topf 6 einer Topfzwirnspindel 5 eingesetzt.

    [0017] Gemäß Fig.1-C wird die Topfzwirnspindel in Rotation versetzt, das zur Folge hat, daß sich der Garnwickelkörper unter dem Einfluß der Zentrifugalkraft nach außenhin aufweitet, so daß die Spulenhülse 3 nach obenhin herausgezogen werden kann. Das an der Innenmantelfläche 4' des Garnwickelkörpers 4 befindliche Vorgarnende wird dann ergriffen und bei weiter rotierender Topfzwirnspindel nach oben abgezogen. Der auf diese Weise verfestigte Faden oder Zwirn 2' kann dann in üblicher Weise beispielsweise zu einer Kreuzspule 7 aufgewickelt werden (Fig. 1-D). Fig. 1-D zeigt in schematischer Weise eine Friktionsantriebswalze 8 und einen zugeordneten Changierfadenführer 9.

    [0018] Fig. 2 zeigt eine Verfahrensvariante, bei der als Spindeltopf der Spulentopf 11 einer Mehrfachdraht-Zwirnspindel 10 verwendet wird. Bei dieser Mehrfachdraht-Zwirnspindel wird der drehbar auf dem Spindelrotor 12 gelagerte Spulentopf 11 mittels eines Zwischengetriebes 13 entgegengesetzt zur Drehrichtung des Spindelrotors 12 in Rotation versetzt.

    [0019] Auch bei Verwendung einer Vorrichtung gemäß Fig. 2 wird entsprechend der Verfahrensstufe B die aus Spulenhülse 3 und Garnwickelkörper 4 bestehende Einheit in den Spulen- bzw. Spindeltopf 11 eingesetzt, um anschließend entsprechend Stufe C die Spulenhülse aus dem Garnwickelkörper herausziehen zu können, sobald der Spindel- bzw. Spulentopf in Rotation gesetzt worden ist.

    [0020] Der von der Innenmantelfläche 4' des Garnwickelkörpers 4 abgezogene Faden wird gemäß Fig. 2 in die Spindelhohlachse 14 eingezogen, um nach Verlassen der einen Teil des Spindelrotors 12 bildenden Fadenspeicherscheibe unter Ballonbildung bis zu des die Ballonspitze begrenzenden Fadenführer 15 geführt zu werden, um dann in üblicher Weise zu einer Kreuzspule aufgewickelt zu werden. Da es sich bei der gemäß Fig. 2 verwendeten Mehrfachdraht-Zwirnspindel um eine an sich bekannte Einrichtung handelt, ist auf die Beschreibung weiterer Einzelteile dieser Spindel verzichtet worden.

    [0021] Das an der Innenmantelfläche des Garnwickelkörpers befindliche Vorgarnende wird zu Beginn des Aufwickelns auf die Spulenhülse vorzugsweise an dieser so festgelegt, daß das Vorgarnende beim Herausziehen der Spulenhülse aus dem Garnwickelkörper an der Spulenhülse festgelegt bleibt, um das Auffinden und Erfassen des Vorgarnendes zu - erleichtern.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Verfestigen und/oder Zwirnen eines mit geringer Fadenspannung auf einer Spulenhülse zu einem Garnwickelkörper aufgewickelten Vorgarnes geringer Festigkeit, dadurch gekennzeichnet, daß man

    a) den Garnwickelkörper (4) mit der Spulenhülse (3) in einen Spindeltopf (6; 11) einsetzt,

    b) den Spindeltopf (6; 11 in Rotation versetzt,

    c) anschließend die Spulenhülse (3) aus dem Garnwickelkörper (4) entfernt und dann

    d) das Vorgarn (2) von der Innenmantelfläche (4') des Garnwickelkörpers (4) abzieht und zu einer Zwirnspule (7) aufwickelt.


     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in Stufe (d) das Vorgarn (2) nach oben aus dem Spindeltopf (6) abzieht.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Spindeltopf den Spulentopf (11) einer Mehrfachdraht-Zwirnspindel (10) verwendet, wobei der Spulentopf (11) entgegengesetzt zur Drehrichtung des Spindelrotors (12) er Mehrfachdraht-Zwirnspindel (10) in Rotation versetzt wird, und daß das von der Innenmantelfläche (4') des Garnwickelkörpers (4) abgezogene Vorgarn (2) in die Spindelhohlachse (14) der Mehrfachdraht-Zwirnspindel (10) eingezogen wird.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man als Vorgarn (2) ein luftgesponnenes Garn verwendet.
     
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man als Vorgarn ein gefachtes Garn verwendet, das aus mindestens zwei Einzelsträngen eines luftgesponnenen Garnes zu einer Fachspule aufgewickelt worden ist
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man das an der Innenmantelfläche (4' ) des Garnwickelkörpers (4) befindliche Vorgarnende zu Beginn des Aufwickelns auf die Spulenhülse (3) an dieser so festlegt, daß das Vorgarnende beim Herausziehe der Spulenhülse (2) aus dem Garnwickelkörper (4) an der Spulenhülse festgelegt bleibt.
     




    Zeichnung