[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Ventil mit piezoelektrischem Antrieb.
[0002] Bei bestimmten Steuerungsabläufen werden Ventile mit kurzen Reaktionszeiten benötigt.
Insbesondere bei der elektronisch gesteuerten Kraftstoff-Einspritzung in Verbrennungsmotoren
werden zum Erreichen von kurzen Einspritzzeiten (kleiner 0,2 ms) Einspritzventile
mit extrem kleinen Öffnungs- und Schließzeiten benötigt. Ventile, die nur langsam
schließen, neigen zur Tropfenbildung und bieten eine nur geringe Dosiergenauigkeit.
[0003] Die nach dem Stand der Technik ausgeführten Einspritzventile weisen im allgemeinen
einen Ventilantrieb nach dem elektromagnetischen Prinzip auf. Ein derartiges Ventil
wird durch einen Elektromagneten geöffnet. Eine Rückstellfeder schließt das Ventil
nach Abschalten des Erregungsstroms. Um eine kleine Öffnungszeit zu erreichen, werden
derartige Ventile kurzzeitig mit einem hohen Impuls hoher Erregungsstromstärke angesteuert,
bevor auf den niedrigeren Haltestrom umgeschaltet wird. Der Schließvorgang kann bei
elektromagnetischen Ventilen mit einer einzigen Magnetspule wegen des quadratischen
Strom/Kraft-Verhaltens elektrisch nicht beeinflußt werden. Er hängt einzig von der
Federkonstanten der erforderlichen Rückstellfeder und der zu bewegenden Masse der
Ventilnadel ab.
[0004] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß durch Verwendung eines piezoelektrischen
Antriebs mit einem annähernd linearen Zusammenhang zwischen der Ansteuerspannung für
ein piezoelektrisches Stellglied und der bewirkten Auslenkung das Ventil aktiv zu
öffnen und zu schließen ist, um kurze und definierte Öffnungs- und Schließzeiten zu
erreichen. Dadurch kann die gewünschte Proportionalität der Einspritzmenge zur Einspritzzeit
auch bei sehr kleinen Einspritzzeiten erreicht werden.
[0005] Ein Nachteil piezoelektrischer Weggeber besteht jedoch darin, daß nur relativ kleine
Auslenkungen (1 - 2 %o) erzielbar sind, so daß sie nicht unmittelbar als Stellglied
für Ventile verwendbar sind.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Ventil der eingangs genannten
Art zu schaffen, das auf einfache und kostengünstige Weise herstellbar ist und das
Erfordernis extrem kleiner Reaktionszeiten bei definiert erzielbaren Ventilstellungen
erfüllt.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Ventil mit piezoelektrischem Antrieb vorgeschlagen,
für das erfindungsgemäß zur Amplitudentransformation der Auslenkung eines piezoelektrischen
Stellgliedes ein mit einem vorgegebenen Hebelarmverhältnis versehener Hebelmechanismus
vorgesehen ist, wobei an einem auslenkbaren Ende desselben ein Ventilstößel befestigt
ist.
[0008] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind durch die in den Unteransprüchen
angegebenen Merkmale gekennzeichnet.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung im einzelnen anhand einer ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel
betreffenden Figur beschrieben.
[0010] Erfindungsgemäß erfolgt der Antrieb des Ventils durch ein stabförmiges, als piezoelektrisches
Stellglied fungierendes Piezokeramikelement 1, das vorzugsweise einen quadratischen
Querschnitt hat und mit den Abmessungen 10 mm x 10 mm x 32 mm aus-gebildet ist. Es
wird mit einer Spannung bis zu 150 V angesteuert und erreicht bei 150 V eine Auslenkung
von 40 µm. Zur Erhöhung der Auslenkung auf Werte, die zum Öffnen eines Einspritzventils
typisch sind (100 µm), ist das piezoelektrische Stellglied an der inneren Seite einer
U-förmigen federharten Stahlgabel 2 eingespannt, vergl. die Figur. Bei der Auslenkung
des piezoelektrischen Stellgliedes werden die freien Enden der Stahlgabel 2 durch
die auftretende Hebelwirkung auseinandergedrückt. Die Stahlgabel 2 ist vorzugsweise
so ausgelegt, daß die Abstandsänderung zwischen den freien Enden derselben um den
Faktor 4 höher als die betreffende Oberflächenabstandsänderung des piezoelektrischen
Stellglieds ist. An einem der freien Enden der Stahlgabel 2 ist über einer Durchführung
ein 100 mm langer Ventilschaft 4, an dessen vorderen Ende sich der Ventilsitz befindet,
fest angebracht. An dem anderen freien Ende der Stahlgabel 2 ist ein Ventilstößel
1, der durch die Durchführung gesteckt und in dem Ventilschaft 4 geführt ist und an
dessen vorderem Ende sich eine Ventilnadel befindet, befestigt. Der Ventilschaft 4
und der Ventilstößel 1 sind relativ gegeneinander verschiebbar. Im inneren Teil des
Ventilschafts 4 ist der Ventilstößel 3 an der Durchführung abgedichtet. Der Kraftstoffeinlaß
befindet sich an dem hinteren Ende des Ventilschafts 4.
[0011] Im nicht ausgelenkten Zustand des piezoelektrischen Stellgliedes befindet sich die
Ventilnadel am Ventilsitz und schließt somit das Ventil. Ist das piezoelektrische
Stellglied ausgelenkt (40 µm maximal), so erfährt die Ventilnadel durch die Amplitudentransformation
der Stahlgabel 2 einen Hub bis zu 160 µm und öffnet das Ventil.
[0012] Durch die sehr hohe Blockierkraft des piezoelektrischen Stellgliedes kann die Federkonstante
des Stahlrahmens, nämlich der Stahlgabel 2, so hoch gewählt werden, daß das Stellglied
ständig - auch bei Kontraktion - unter der mechanischen Vorspannung des Stahlrahmens
steht. Somit kann das Ventil auch aktiv geschlossen werden.
[0013] Mit dem beschriebenen Ventil lassen sich Öffnungs- und Schließzeiten von kleiner
als 100 µs realisieren. Dieses Verhalten ist selbst bei einer Motordrehzahl von 10
000 U/min ausreichend. Durch die extrem kurzen Einspritzzeiten ( < 0,2 ms) lassen
sich vorteilhafterweise Mehrfacheinspritzungen je Arbeitsspiel realisieren, was zu
einer gewünschten Optimierung des Verbrennungsvorgangs benutzt werden kann.
[0014] Das Ventil hat darüber hinaus den Vorteil, daß die Einspritzmenge über den durch
die Ansteuerspannung variablen Ventilhub gesteuert werden kann. Dadurch ist im Vergleich
zu Einspritzventilen mit nur zwei festen Endlagen der Ventilnadel eine zusätzliche
Möglichkeit der Kraftstoffdosierung gegeben.
[0015] Aufgrund der hohen Blockierkraft des piezoelektrischen Stellgliedes kann das Antriebssystem
durch einen langen Ventilschaft relativ weit (100 mm) vom Ventilsitz entfernt angeordnet
sein, um einen Raumgewinn für andere, motornahe Komponenten zu erzielen.
1. Ventil mit piezoelektrischem Antrieb,
dadurch gekennzeichnet ,
daß zur Amplitudentransformation der Auslenkung eines piezoelektrischen Stellgliedes
ein mit einem vorgegebenen Hebelarmverhältnis versehener Hebelmechanismus vorgesehen
ist, wobei an einem auslenkbarem Ende desselben ein Ventilstößel (1) befestigt ist.
2. Ventil nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet ,
daß der Hebelmechanismus aus einer U-förmigen federharten Stahlgabel (2) besteht,
zwischen deren Schenkel das piezoelektrische Stellglied eingespannt ist.
3. Ventil nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet ,
daß als piezoelektrisches Stellglied ein Piezokeramikelement (3) einer Charakteristik
mit annähernd linearem Zusammenhang zwischen einer Ansteuerspannung und einer durch
diese bewirkten Oberflächenabstandsänderung desselben und damit der Auslenkung des
Ventilstößels (1) verwendet ist.
4. Ventil nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet ,
daß die Stahlgabel (2) derart ausgelegt ist, daß die Abstandsänderung zwischen den
freien Enden der Stahlgabel (2) um den Faktor 4 höher ist als die Oberflächenabstandsänderung
des Piezokeramikelements (3).
5. Ventil nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet ,
daß das Piezokeramikelement (3) als stabförmiger Körper mit quadratischem Querschnitt
mit den Abmessungen 10mm x 10mm x 32mm ausgebildet ist und bei Anlegen einer Spannung
von 150 V eine Längenänderung von 40 µm erfährt.
6. Ventil nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet ,
daß an dem anderen der freien Enden der Stahlgabel (2), das örtlich fixiert ist, ein
Ventilschaft (4) angeordnet ist, an dessen vorderem Ende sich der Ventilsitz des Ventils
befindet, und daß der an dem auslenkbaren Ende der Stahlgabel (2) befestigte Ventilstößel
(1) durch eine Durchführung der Stahlgabel (2) gesteckt und in dem Ventilschaft (4)
geführt ist, wobei der Ventilschaft (4) und der Ventilstößel (1) relativ gegeneinander
verschiebbar sind.
7. Ventil nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet ,
daß das Ventil ein Kraftstoff-Einspritzventil ist.