[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Wiederaufbereiten von Gießereisand.
[0002] Es ist bekannt, Gießereisand wie Quarzsand, Olivin-, Zirkon-, Chromiterzsand und
dergleichen mit organischen oder anorganischen Bindern naß, mechanisch, thermisch
oder in kombinierter Form zu regenerieren. Ziel derartiger Regenerierungsv erfahren
ist es, einen aufbereiteten Sand zu schaffen, der anstelle oder wie Neusand wiedereingesetzt
werden kann. Mit dem Regenerieren sollen gleichzeitig die Umwelt gefährdenden Stoffe
des Gießereisandes eliminiert werden.
[0003] Organisch gebundener Sand braucht im Regelfall nur thermisch regeneriert zu werden,
sofern er nicht basische, saure oder andere störende Komponenten enthält, die weder
zu verbrennen noch zu verflüchtigen sind.
[0004] Anorganisch gebundener Mono- oder Mischsand, insbesondere ursprünglich mit Bentonit
beaufschlagter Sand muß thermisch und mechanisch regeneriert werden, um einen wiedergebrauchsfähigen
Sand zu erzeugen.
[0005] Ein Nachteil dieser bekannten Verfahren besteht darin, daß beispielsweise bei organischen
Bindersystemen mit schlecht oder nicht-eliminierbaren basischen oder sauren Komponenten
und insbesondere bei Mono- oder Mischsand mit anorganischen Bindern das Regenerat
gegenüber Neusand abweichende Eigenschaften wie beispielsweise im pH-Wert, in der
elektrischen Leitfähigkeit, im Oolithisierungsgrad, im Schlämmstoffgehalt und dergleichen
aufweist. Somit sind Eigenschaften derartiger Regenerate vor allem bei Wiedereinsatz
in der Kernfertigung mehr oder minder beeinträchtigt. Herabgesetzte Gebrauchseigenschaften
solcher Regenerate ergeben sich vor allem bei der Anwendung als kunstharzgebundener
Kernsand und wirken sich in verminderter Festigkeit, reduzierter Verarbeitungszeit
der Sandmischungen, erhöhtem Binderverbrauch und dergleichen aus.
[0006] Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht darin, ein Verfahren der oben
umrissenen Art anzugeben, mit welchem thermisch und/oder mechanisch regenerierter
Sand so behandelt wird, daß er anschließend ähnlich oder wie Neusand ist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der organische Bindemittel
enthaltende Sand nach einem thermischen Regenerieren bzw. der anorganische Bindemittel
enthaltende Sand nach einem thermischen und mechanischen Regenerieren in Abhängigkeit
seines nach dem Regenerieren durch einen Meßvorgang wie beispielsweise Titrieren bestimmten
pH-Wertes mit einer geeigneten Base oder Säure so neutralisiert wird, daß er abschließend
einen pH-Wert zwischen 6 und 8 aufweist.
[0008] Zweckmäßige Ausgestaltungen des Verfahrens ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Das Wesen des erfindungsgemäßen Vorschlages besteht also insbesondere darin, beispielsweise
die ursprünglich mit organischem und/oder anorganischem Binder (Bentonit) beaufschlagten
Sandkörner wie Quarzkörner nach einer thermischen Behandlung und einem mechanischen
Nachreinigen zusätzlich naß zu neutralisieren und nachzureinigen, um insbesondere
seinen pH-Wert und seine elektrische Leitfähigkeit den entsprechenden Neusandwerten
anzugleichen.
[0010] Durch die thermische und mechanische Behandlung wird z.B. die organische Bindung
weitgehendst verbrannt oder bei anorganischer Bindung z.B. der Ton oder Bentonit totgebrannt
und über die mechanische Reinigung weitgehendst vom Sandkorn abgelöst und ausgeschieden.
Gemäß Erfindung werden die so gewonnenen Regenerate anschließend in Behältern naß
neutralisiert und gereinigt. Zum Unterstützen und Beschleunigen des Prozesses erfolgt
ein Umrühren bzw. Umwälzen des Gemisches in dem Behandlungsbehälter.
[0011] Besonders vorteilhaft können an 50 bis 100g-Sandproben die notwendigen Mengen an
Neutralisationszusätzen durch Titrieren bestimmt werden, und zwar dann, wenn der Sand
in seinem thermischen und gegebenenfalls mechanischen Regenerierungszustand vorliegt.
[0012] Versuche haben überraschend gezeigt, daß z.B. bei Zugabe einer geeigneten Säure als
Neutralisator zu Regeneraten mit anorganischer Bindung eine schlagartige Trübung der
wäßrigen Lösung einsetzt. Offensichtlich wird durch die Neutralisation eine leichte
Ablösung noch an den Sandkörnern anhaftenden Staubes oder Schlämmstoffes oder Binders
bewirkt; dabei wird auch eine eventuelle elektrostatische Bindung zwischen Körnern
und Anhaftungen aufgehoben.
[0013] Nach dem Neutralisieren und gegebenenfalls einem Waschen und abschließendem Trocknen
zeigt der so behandelte Sand schon gegenüber vorher unter dem Binokular ein deutlich
sauberes Aussehen und Eigenschaften, die dem Neusand gleich oder ähnlich sind, wie
sich dies aus den folgenden Beispielen I und II ergibt.

[0014] In der beigefügten Zeichnung ist schematisch eine Neutralisierung von regeneriertem
Sand dargestellt.
[0015] Der bereits regenerierte Sand wird von einer Sandaufgabe 1 zwecks Gewichteinstellung
pro Charge über eine Bandwaage 2 in einen Neutralisierungsbehälter 3 geführt. Mit
der Sandaufgabe wird eine Neutralisierungslösung aus einem Vorratsbehälter 4 über
eine Pumpe 5 in den Neutralisierungsbehälter 3 gepumpt, kontrolliert über eine Füllstandsanzeige
(nicht gezeigt). Während des Füllprozesses und der Neutralisierungsdauer erfolgt im
Behälter 3 mit einem schematisch dargestellten Rührwerk ein Rühren bzw. Umwälzen des
Gutes. Nach erfolgter Neutralisierung wird die Lösung über eine Filterplatte 6, eine
Pumpe 7 und ein Filter 8 abgesaugt und in den Vorratsbehälter 4 rückgeführt. Eine
Auffrischung der verbrauchten Neutralisationslösung mittels Spül- oder Frischwasser
und Zugabe neuer Säure oder Base erfolgt unter Zwischenschaltung eines Behälters 16.
Nach dem Neutralisieren erfolgt ein Waschen und Reinigen des neutralisierten Regenerates
durch Einleitung von Spüllösung aus einem Vorratsbehälter 13 in den Behälter 3 bei
anhaltendem Rührprozeß. Danach wird das Sand-Spülwassergemisch aus dem Behälter 3
über eine Pumpe 9 in einen Zyklon 10 gepumpt. Im Zyklon 10 setzen sich Sand und schlammhaltiges
Wasser ab. Das Schlammwasser wird über eine Pumpe 11 in einem Filter 12 gereinigt
und dann in den Vorratsbehälter 13 zurückgeführt. Dabei wird verbrauchtes Spülwasser
mit Frischwasser aufgefüllt. Der abgesetzte, gereinigte und neutralisierte Sand aus
dem Zyklon 10 wird mit Hilfe eines Schwingtrockners 14 getrocknet und danach in einen
Vorratsbunker 15 transportiert.
[0016] Das Neutralisieren und das Spülen bzw. Reinigen erfolgen abwechselnd in zwei jeweils
geschlossenen Kreisläufen. Zwecks neutraler Einstellung der Spüllösung können beispielsweise
beim Neutralisieren mittels Säure auch Basen zugegeben werden und umgekehrt. Die Bandwaage
kann über ein Verteilerband auch mehrere Neutralisationsbehälter füllen, wobei auch
mehrere Zyklone im Einsatz sein können.
[0017] Aus Umweltgründen erfolgt das Neutralisations- und Reinigungsverfahren in einem geschlossenen
Kreislauf mit möglichst geringem Wasserverbrauch. Die Neutralisationslösung wird nach
abgeschlossener Reaktion aus dem Behälter zusammen mit den abgelösten Schlämmstoffanteilen
abgezogen und anschließend zur Abscheidung des Schlämmstoffes durch einen Filter geschickt.
Erforderlichenfalls wird die gefilterte verbrauchte Neutralisationslösung mit frischer
Säure bzw. Base und Frischwasser oder Spülwasser aufgefrischt und zur nächsten Behandlung
z.B. über Zwischenbehälter immer wieder in den Kreislaufprozeß zurückgeführt.
[0018] Nachfolgend wird ein weiteres Beispiel eines anorganisch gebundenen Mischsandes,
dargestellt über Ausgangsaltsand, thermisch und mechanisch hergestelltes Regenerat
und dessen anschließende Neutralisation und Reinigung angegeben.
[0019] Dazu wird ein Festigkeitsvergleich an besonders empfindlich reagierenden Cold-box-Kernsandmischungen
der verschiedenen Behandlungsstufen im Vergleich zu Neusand vorgenommen.

1. Verfahren zum Wiederaufbereiten von organische und/oder anorganische Bindemittel enthaltendem
Mono-/Mischgiessereisand, dadurch gekennzeichnet, daß der organische Bindemittel enthaltende Sand nach einem thermischen Regenerieren
bzw. der anorganische Bindemittel enthaltende Sand nach einem thermischen und mechanischen
Regenerieren in Abhängigkeit seines nach dem Regenerieren durch einen Meßvorgang bestimmten
pH-Wertes mit einer geeigneten Base oder Säure so neutralisiert wird, daß er abschließend
einen pH-Wert zwischen 6 und 8 aufweist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert des Sandes nach
dem Neutralisieren zwischen 6,8 und 7,5 liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sand nach dem Neutralisieren
einem Naßreinigen und einem anschließenden Trocknen unterworfen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zum Neutralisieren NH₄OH als
Base bzw. Schwefelsäure oder Flußsäure eingesetzt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem nach dem Regenerieren basischen
Sand zum Neutralisieren konzentrierte Schwefelsäure in einer Menge von 3 bis 50 ml
pro kg Sand zugegeben wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem nach dem Regenerieren basischen
Sand zum Neutralisieren konzentrierte Schwefelsäure in einer Menge von 8 bis 12 ml
pro kg Sand zugegeben wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem nach dem Regenerieren sauren
Sand zum Neutralisieren 3 bis 40 ml 25%iger NH₄OH pro kg Sand zugegeben wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem nach dem Regenerieren sauren
Sand zum Neutralisieren 12 ml 25%iger NH₄OH pro kg Sand zugegeben wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Neutralisieren und Reinigen
in einem geschlossenen Kreislaufsystem und abwechselnd in einem einzigen Behälter
durchgeführt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Neutralisierungslösung
nach Gebrauch durch Filtrieren gereinigt und nach Auffrischen mit Spülwasser in dem
Neutralisierungsverfahren wiederverwendet wird.
11. Wiederaufbereiteter Gießereisand, der dadurch erhältlich ist, daß er in Abhängigkeit
von dem enthaltenen Bindemittel thermisch und/oder mechanisch aufbereitet und danach
so neutralisiert wird, daß sein pH-Wert zwischen 6,8 und 7,5 liegt.