[0001] Die Erfindung betrifft ein Geschoß, wie es durch die Merkmale des Gattungsbegriffes
des Anspruchs 1 näher spezifiziert ist.
[0002] Die erfolgreiche Bekämpfung taktischer und ballistischer Flugkörper mit Rohrwaffen
erfordert den Einsatz von sensorunterstützter Munition mit vergleichsweise hoher Zielauffassungsreichweite
und Treffgenauigkeit. Die Sensorik zur Zielbestimmung kann dabei auf aktiven und passiven
Systemen beruhen. Aktive Systeme bieten dabei die Möglichkeit zur autonomen Bestimmung
der Zielentfernung, erlauben damit eine modifizierte proportionale Navigation mit
dem Resultat einer verbesserten Treffergenauigkeit. Bei der Mehrzahl der bisher realisierten
Systeme für Lenkwaffen sind kreiselstabilisierte Systeme mit hoher mechanischer Komplexität
erforderlich. Diese Systeme können den beim Abschuß auftretenden Belastungen häufig
nicht ausgesetzt werden.
[0003] So ist beispielsweise aus der DE-AS 29 23 547 eine Zielsuchvorrichtung für Flugkörper
bekannt, die einen passiven Sensor enthält. Diese besteht im wesentlichen aus einem
Kreiselrotor, der in einem Gehäuse gelagert ist, wobei gehäusefest in dem zentralen
Schwenkarm ein Detektor angeordnet ist. Auf dem Kreiselrotor befindet sich ein optisches
System, welches ein im Unendlichen liegendes Suchergesichtsfeld als Gesichtsfeldbild
in der Ebene des Detektors abbildet. Als Mittel zur Erzeugung der Relativbewegung
zwischen Gesichtsfeldbild und Detektor ist ein Drehmomentenerzeuger vorgesehen, der
auf den Kreiselrotor wirkt und von einem Abtastsignalgenerator entsprechende Abtastsignale
erhält. Bei geeigneter Wahl der Abtastsignale ist es möglich, eine rosettenförmige
Abtastung des Zielgebietes zu erreichen. Dieses hat insbesondere den Vorteil, daß
ein in der Umgebung des Mittelpunktes erfaßtes Ziel von allen Schleifen der Rosette
mehr oder weniger überstrichen wird. Es läßt sich aus den erhaltenen Detektorsignalen
dann mit verhältnismäßig geringem Aufwand die Ablage des Zieles in bezug auf den Mittelpunkt
ermitteln und die Zielsuchvorrichtung entsprechend nachführen.
[0004] Die vorstehend beschriebene Vorrichtung einer passiven Zielsuchvorrichtung mit Rosettenabtastung
wird in der DE-PS 36 23 343 weiterentwickelt. Auch in diesem Fall ist ein kreiselstabilisiertes
System mit hoher mechanischer Komplexität erforderlich.
[0005] In der US-PS 3,035,818 ist eine Rakete offenbart, die sowohl eine optische Zielsuchvorrichtung
als auch einen optischen Annäherungszünder enthält. Dabei dient die Empfangsvorrichtung
der passiven Zielsuchvorrichtung gleichzeitig als Empfänger des aktiven Annäherungszünders.
Ein aktives Verfahren für die Zielsuchvorrichtung wird in dieser Schrift nicht offenbart.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Geschoß mit einem IR-Zielsuchsystem
der eingangs erwähnten Art derart weiterzuentwickeln, daß einerseits auf mechanische
Komponenten verzichtet wird und andererseits eine rosettenförmige Abtastung des Zielgebietes
möglich ist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des kennzeichnenden Teiles
des Anspruchs 1 gelöst.
[0008] Besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Die Erfindung basiert also auf einem aktiven laserunterstützten Sensorsystem zur
Zielerkennung und Lenkung. Mittels eines im Suchkopf des rotierenden Geschosses angebrachten
akusto-optischenen Sensorsystems wird der Zielbereich abgetastet. Die Geschoßlage
relativ zum Ziel bzw. der Sichtlinienwinkel kann dann aus den Abtastparametern der
akusto-optischenen Einrichtung durch Empfang und Auswertung des vom Ziel zurückgestreuten
Laserlichtes ermittelt werden. Zur Geschoßlenkung werden mindestens zwei Steuerdüsen
verwendet, die in einer festen vorgegebenen Ebene relaltiv zur Scanebene des Lasers
angebracht sind.
[0010] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden im folgenden anhand eines
Ausführungsbeispieles und mit Hilfe von Figuren näher erläutert:
[0011] Es zeigen:
- Fig. 1
- den schematischen Aufbau eines erfindungsgemäßen Geschosses;
- Fig. 2
- den Aufbau eines Lasersende- und Scanmoduls;
- Fig. 3
- die Anordnung eines Empfangsmoduls des vom Ziel rückgestreuten Laserlichtes;
- Fig. 4
- eine Auswerteelektronik der empfangenen Signale;
- Fig. 5
- die schematische Ansicht der Anordnung der Schubdüsen; und
- Fig. 6
- und
- Fig. 7
- schematisch den Scanvorgang.
[0012] In Fig. 1 ist mit 10 ein drallstabilisiertes Geschoß bezeichnet, welches um seine
Längsachse 10' rotiert. Das Geschoß 10 besitzt einen für die IR-Strahlen durchlässigen
Dom 11.
[0013] Im Inneren des Geschosses 10 befinden sich ein Lasersendeund Scanmodul 12, ein Empfangsmodul
13 und eine Auswerteelektronik 14 sowie ein Rollratesensor 15 und radiale Schubdüsen
16 und 17. Der von dem Lasersende- und Scanmodul 12 ausgehende Laserstrahl ist mit
18 und die entsprechende Scanebene mit 19 bezeichnet.
[0014] Der Aufbau des Lasersende- und Scanmoduls 12 ist in Fig. 2 dargestellt. Er besteht
im wesentlichen aus einem Laser (z. B. DC-Festkörperlaser) 120, einer dem Laser nachgeschalteten
und nur schematisch angedeuteten Linsenanordnung 121 zur Strahlkonditionierung sowie
einem vorzugsweise elektro-optischen Modulator 122 zur Amplitudenmodulation des Laserstrahls.
Die Amplitutenmodulation ist erforderlich, weil aufgrund der dadurch verminderten
Signalbandbreite eine Erhöhung des Signal/Rausch-Verhältnisses erzielt werden kann.
Weiterhin ist eine Amplitudenmodulation des Laserstrahles zur Bestimmung des Abstandes
von Geschoß und Ziel notwendig (vgl. weiter unten). Die Ablenkung des Laserstrahles
erfolgt mit Hilfe einer akusto-optischen Ablenkvorrichtung 123. Die Stromversorgung
des Festkörperlasers 120 erfolgt mit Hilfe einer Stromversorgungsquelle 124, die von
einer Steuervorrichtung 125 angesteuert wird. Mit der Steuervorrichtung 125 sind ebenfalls
über eine Synchronisationsvorrichtung 126 Ansteuervorrichtungen 127 und 128 des elektro-optischen
Modulators 122 bzw. der akusto-optischen Ablenkvorrichtung 123 verbunden. Die Ansteuervorrichtungen
127 bzw. 128 sind ferner über Leitungen 129 bzw. 129' mit der weiter unten beschriebenen
Auswerteelektronik 14 verbunden.
[0015] Das Empfangsmodul 13 besteht im wesentlichen aus einer schnellen Fotodiode 130. Dieser
ist eine schematisch dargestellte Fokussieroptik 131 vorgeschaltet, mit der das einfallende,
vom Ziel zurück reflektierte Laserlicht 132 auf die Fotodiode fokussiert wird. Die
Ausgangssignale der Fotodiode 130 werden in einer Signalvorverarbeitungsvorrichtung
verstärkt und ggf. gefiltert und dann über eine Leitung 134 der Auswerteelektronik
14 zugeführt.
[0016] Ein Blockschaltbild der Auswerteelektronik ist in Fig. 4 wiedergegeben. Im wesentlichen
besteht die Auswerteelektronik 14 aus einem Mikrocomputer (/
u C) 140. Dem /
u C sind Vorrichtungen 141, 142, 143 und 144 zur Messung der Entfernung, des Sichtlinienwinkels,
der Geschoßpendelung und der Rollrate vorgeschaltet. Aus der ermittelten Entfernung
des Zieles, dem Sichtlinienwinkel und der daraus abgeleiteteten Sichtliniendrehgeschwindigkeit
sowie der Rollrate und ggf. der Geschoßpendelung (Nick- und Gierbewegung) wird die
Bahnkorrektur des Geschosses berechnet. Die entsprechenden Korrektursignale werden
dann den Schubdüsen 16 und 17 zugeführt, so daß das Geschoß seine Flugbahn entsprechend
ändern kann. Außerdem können die Entfernungsdaten für die Zündauslösung herangezogen
werden.
[0017] Die Entfernungsmessung erfolgt vorzugsweise mit dem in der Publikation von R. S.
Rogowsky et al "Proceedings of the International Society for Optical Engineering",
vol. 663, page 86, beschriebenen Verfahren. Hierzu wird eine Methode verwendet, die
in anologer Weise zur Entfernungsbestimmung beim FMCW-RADAR (frequency modulated continous
wave) Anwendung findet. Die emittierte Laserstrahlung wird jedoch so moduliert, daß
die Amplitude innerhalb einer vorgegebenen Periode linear in der Modulationsfrequenz
ansteigt. Das Ausgangssignal und das vom Ziel reflektierte Laserlicht werden mit Hilfe
eines Mischers überlagert. Durch den Laufzeitunterschied zwischen beiden Signalen
entsteht am Ausgang des Mischers eine niederfrequente sog. Beatfrequenz, die der Entfernung
proportional ist.
[0018] Im folgenden einige Anmerkungen zur Ermittlung des aktuellen Sichtlinienwinkels bzw.
zur daraus abgeleiteten Sichtliniendrehgeschwindigkeit: Der Sichtlinienwinkel ist
der Winkel zwischen Sichtlinie und Geschoßlängsdrehachse. Der Sichtlinienwinkel wird
aus den elektrischen Betriebsparametern der akusto-optischen Ablenkeinheit abgeleitet
derart, daß die zur Ablenkung des Laserstrahles notwendige Betriebsspannung proportional
(linear oder quadratisch) zum Ablenkwinkel ist. Die Sichtliniendrehgeschwindigkeit
folgt aus der zeitlichen Änderung des Sichtlinienwinkels und wird durch Differentiation
erhalten, beispielsweise durch Auswertung zweier aufeinanderfolgender Geschoßdrehungen.
[0019] Zur Ermittlung der Rollrate kann beispielsweise ein Beschleunigungslaufnehmer 15
eingesetzt werden, mit dem aus der Radialbeschleunigung die Drehrate ω des Geschosses
gemäß

ermittelt wird, wobei b
r die Radialbeschleunigung und r der Abstand des Beschleunigungsaufnehmers 15 von der
Drehachse des Geschosses bedeutet (vgl. auch Fig. 5).
[0020] Unter Umständen kann es erforderlich sein, eine Korrektur des Sichtlinienwinkels
aufgrund von Geschoßpendelungen (Nick- und Gierbewegung) vorzunehmen. Dies kann entweder
durch den Einsatz von Kreiseln oder von Beschleunigungsaufnehmern erfolgen. Der Sichtlinienwinkel
ergibt sich dabei aus den allgemeinen bekannten Formeln der sog. Body Fixed Guidance.
[0021] Die Berechnung der Bahnkorrektur soll am Beispiel der vereinfachten Proportionalnavigation
dargestellt werden. Für den Fall einer ebenen Flugbewegung ergibt sich folgende Beziehung
für die Querbeschleunigung b mit der ein anfliegender Flugkörper ins Ziel gelenkt
wird:
dabei bedeuten
- k
- eine Proportionalitätskonstante
- v
- die Fluggeschwindigkeit
- dϑ/dt
- die Sichtliniendrehgeschwindigkeit
- q
- die Nickwinkelgeschwindigkeit
v wird dabei aus der zeitlichen Änderung des Abstandes von Geschoß und Ziel erhalten;
die Sichtliniendrehgeschwindigkeit folgt aus der zeitlichen Änderung des Sichtlinienwinkels.
Die Nickwinkelgeschwindigkeit kann entweder mit Hilfe der Kreiselsignale oder entsprechend
angeordneter - hier nicht näher erläuterter Konfiguration von Beschleunigungsaufnehmern
korrigiert werden. Für die im allgemeinen Fall auftretende Geschoßbewegung im Raum
müssen zusätzlich Roll- und Gierbewegung einbezogen werden.
[0022] Die entsprechenden Korrektursignale werden den in Fig. 5 schematisch dargestellten
Schubdüsen 16 und 17 zugeführt. Aus Fig. 5 geht ebenfalls die Lage der Scanebene 19
relativ zu den Schubdüsen sowie die Lage des Rollratesensors 15 hervor. Die Schubdüsen
16 und 17 werden vorzugsweise in einer durch den Schwerpunkt des Geschosses verlaufenden
Linie angebracht. Vorzugsweise werden an sich bekannte Heißgas- oder Impulstriebwerke
verwendet. Scanebene 19 und Schubdüsen 16 und 17 sind um den Winkel δ verdreht. Damit
ergibt sich eine Vorhaltezeit τ, in der die Durchführung der Bahnkorrektur aus den
Eingangsparametern erfolgen kann. Die Ermittelung der Zeit T zur Auslösung der Schubdüsen
erfolgt bei festem Winkel δ aus - wie oben näher beschrieben - der mittels des Rollratesensors
15 gewonnenen Drehrate ω des Geschosses. Der Rollratesensor 15 wird dabei im Abstand
r von der Drehachse des Geschosses angebracht.
[0023] Der Scanvorgang ist aus den Fig. 6 und 7 entnehmbar. Dabei ist mit 10 wiederum das
rotierende Geschoß, mit 18 der Laserstrahl und mit 20 ein Ziel bezeichnet. Durch die
Rotation des Geschosses mit der Winkelgeschwindigkeit ω im Bereich von 50 bis 200
Hz entsteht bei periodischer linearer Ablenkung des Laserstrahls im Zielbereich eine
rosettenförmige Abtastfigur (vgl. Fig. 7), in der der Sichtlinienwinkel λ aus den
Abtastparametern des akusto-optischen Moduls 123 (Fig. 2) und die Entfernung - wie
oben näher beschrieben - ermittelt werden.
Bezugszeichenliste:
[0024]
- 10
- Geschoß
- 10'
- Längsachse des Geschosses
- 11
- Dom
- 12
- Lasersende- und Scanmodul
- 120
- Laser
- 121
- Linsenoptik
- 122
- elektro-optischer Modulator
- 123
- akusto-optische Ablenkvorrichtung
- 124
- Stromversorgungsquelle
- 125
- Steuervorrichtung
- 126
- Synchronisationsvorrichtung
- 127
- Ansteuervorrichtung für 122
- 128
- Ansteuervorrichtung für 123
- 129
- elektrische Leitung
- 129'
- elektrische Leitung
- 13
- Empfangsmodul
- 130
- Photodiode
- 131
- Fokussieroptik
- 132
- vom Ziel rückgestreutes Laserlicht
- 133
- Signalvorverarbeitungsvorrichtung
- 134
- elektrische Leitung
- 14
- Auswerteelektronik
- 140
- Rechner (/u C)
- 141
- Vorrichtung zur Messung der Entfernung
- 142
- Vorrichtung zur Messung des Sichtlinienwinkels
- 143
- Vorrichtung zur Messung der Geschoßpendelung
- 144
- Vorrichtung zur Messung der Rollrate
- 145
- Schubdüsensteuervorrichtung u. Zündvorrichtung
- 146
- elektrische Leitung
- 147
- elektrische Leitung
- 15
- Rollratesensor
- 16
- radiale Schubdüse
- 17
- radiale Schubdüse
- 18
- Laserstrahl
- 19
- Scanebene
- 20
- Ziel
- 21
- rosettenförmige Abtastfigur
- 22
- Schubdüsenebene
1. Geschoß (10) mit einem bugseitig angeordneten IR-Zielsuchsystem (12, 13, 14) und Mitteln
(16, 17) zur Flugkorrektur des Geschosses (10), wobei das Zielsuchsystem (12-14) zur
Abtastung des Zielgebietes Ablenkvorrichtungen (123) aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß das Geschoß (10) um seine Längsachse (10') rotiert, daß das Zielsuchsystem (12-14)
einen Laser enthält, dem die Ablenkvorrichtung (123) nachgeschaltet ist, und daß die
Ablenkvorrichtung (123) den Laserstrahl beim Abtastvorgang periodisch linear in einer
festen, in der Geschoßachse (10') liegenden Scanebene (19) ablenkt, so daß aufgrund
der Rotation des Geschosses (10) im Zielbereich eine rosettenförmige Abtastung (Fig.
7) erfolgt.
2. Geschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Ablenkvorrichtung des Laserstrahls (123) eine akusto-optische Ablenkvorrichtung
verwendet wird.
3. Geschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem Laser (120) zusätzlich zur Ablenkvorrichtung (123) ein elektro-optischer
Modulator (122) zur Amplitudenmodulation des Laserstrahles nachgeschaltet ist.
4. Geschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Mittel zur Kurskorrektur mindestens zwei Schubdüsen (16, 17) vorgesehen
sind, die in einer fest vorgegebenen Ebene (22) relativ zur Scanebene (19) des Lasertrahles
(18) angeordnet sind.