TECHNISCHES GEBIET
[0001] Herstellung von komplizierten Bauteilen aus metallischen oder keramischen Werkstoffen,
wobei als Ausgangsmaterialien Pulver verwendet werden. Fragen des Sinterns und heiss-iso-statischen
Pressens im Hinblick auf das Schwinden.
[0002] Die Erfindung bezieht sich auf die Weiterentwicklung, Vervollkommnung und Vereinfachung
pulvermetallurgischer Fertigungsmethoden für die Herstellung von Werkstücken mit vergleichsweise
komplizierten Formen, wo die Probleme der Schwindung beim Sintern eine wichtige Rolle
spielen. Anwendungsgebiet ist vor allem der Bereich von Bauteilen des Turbinenbaus.
[0003] Im engeren Sinne betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Bauteils
durch Erzeugung eines Formkörpers ausgehend von einem rieselfähigen metallischen oder
keramischen Pulver durch Aufschleudern des mittels einer Gasströmung transportierten
Pulvers auf die Innenwand einer unter vermindertem Druck stehenden Form und Sintern
des vorverdichteten Körpers.
STAND DER TECHNIK
[0004] Bei zahlreichen Fertigungsmethoden in der metallurgischen und keramischen Industrie
wird von Pulvern ausgegangen. Pulvermetallurgische Verfahren haben den Vorteil, dass
sich praktisch jede beliebige Form erzielen lässt. Es besteht die Absicht, Werkstücke
pulvermetallurgisch als Fertigteile herzustellen, um teure Bearbeitungskosten teilweise
oder ganz einsparen zu können. Die bekannten Verfahren zur Erzielung von Nettoformen
(Net-Shape) oder Nahezu-Nettoformen (Near-Net-Shape) der Werkstücke gehen alle von
Aufschlämmungen (Schlicker, Paste) von Pulvern in Lösungsmitteln unter Verwendung
eines Binders aus. Als Zusätze zu Pulvermischungen werden verwendet:
- Wasser + Binder + Additive (Schlickergiessen, Gefriertrocknen: "Slip casting, Freeze
Drying")
- Wasser + Zellulose (Metall-Pulver-Spritzgiessen nach Rivers: "MIM by Rivers Process")
- Thermoplaste (Metall-Pulver-Spritzgiessen)
[0005] Bei allen diesen nassmechanischen Methoden treten zahlreiche Schwierigkeiten bezüglich
Qualität, Freiheit der Gestaltung, Reproduzierbarkeit und Wahl der Zusammensetzung
auf:
- Blasenbildung beim Mischen von Pulver mit Binder und Lösungsmittel.
- Begrenzung der Wandstärke der Werkstücke (z.B. max. 5-10 mm für "MIM"), da andererseits
der Binder nicht mehr vollständig entfernt werden kann.
- Auftreten von Binderrückständen (z.B. Kohlenstoff), die auch nach dem "Ausbrennen"
des Binders im Werkstück verbleiben und dessen Zusammensetzung unkontrolliert beeinträchtigen
können.
- Notwendigkeit der Neuauswahl/Neuentwicklung des Binders bei Übergang auf andere Formen
und/oder Zusammensetzungen der Werkstücke.
[0006] Beim Metall-Spritzgiessen ("Metal Injection Molding"; MIM) wird eine Mischung aus
dem zu kompaktierenden Metallpulver zusammen mit einem geeigneten Thermoplast entsprechend
der Spritzguss-Technik in eine Form eingeschossen. Eine Zusammenfassung der Methoden
des "Metal Injection Molding" wird in einem Kapitel des Metals Handbook gegeben.
[0007] Eine besondere Problematik dieser Technik ist einserseits die Tatsache, dass im allgemeinen
wesentlich feinere Pulver zum Einsatz kommen müssen, als dies normalerweise in der
Pulvermetallurgie üblich ist, andererseits muss der organische Binder durch einen
aufwendigen Prozess vor dem eigentlichen Sinterprozess entfernt werden, was zu einer
beträchtlichen Verteuerung des Prozesses führt.
[0008] Aus der Giessereitechnik ist das Vakuumformverfahren bekannt, welches zur Herstellung
von Giessformen aus feuerfestem körnigen Formstoff, in der Regel Quarzsand, dient.
Durch Evakuierung der Luft aus einem folienumschlossenen Haufwerk binderfreien Sands
entsteht in diesem ein Unterdruck, wodurch ein Kompressionsdruck der aussen anliegenden
Gasatmosphäre über die Folie auf die Sandschüttung ausgeübt wird. Die dadurch bedingten
Druckspannungen zwischen den Körnern verhindern die gegenseitige Beweglichkeit derselben,
wodurch aus einem lockeren Haufwerk ein mechanisch widerstandsfähiger Körper mit definierter
Form entsteht.
[0009] Bei der Herstellung von Formkörpern, welche einer anschliessenden Sinterung unterworfen
werden, ist die Gleichmässigkeit der Pulverschüttung an allen Stellen des Formkörpers
von hoher Bedeutung, da das lokale Schwindmass und damit die Formgenauigkeit eine
Funktion der lokalen Schüttdichte sind.
[0010] Es gibt Verfahren aus dem Gebiet der Pulvermetallurgie, wo Gemische eines Metallpulvers
mit einer verflüssigten organischen Phase nach dem Spritzgussverfahren in Formen eingespritzt
werden. Nach dem Füllvorgang entsteht ein kompakter Verbundkörper mit gleichmässiger
Dichte, aus dem der organische Binder vor dem Einsetzen des eigentlichen Sinterprozesses
entfernt werden muss.
[0011] Es gibt andere Verfahren, bei denen im wesentlichen trockene Pulver unter Vakuum
in eine Form eingefüllt werden. Dieser Vorgang kann z.B. noch durch einen geeigneten
Vibrations- oder Rüttelvorgang unterstützt werden. Allerdings sind der Komplexität
der Formgebung infolge des Reibungswiderstand des Pulvers Grenzen gesetzt, bzw. es
besteht die Gefahr, dass die verschiedenen Kornfraktionen eines Pulvers unter dem
Einfluss der Pulverbewegung, insbesondere unter der Einwirkung von Vibrationen, entmischen,
wodurch ein inhomogener Sinterkörper entsteht.
[0012] Mit Hilfe eines Verfahrens wird zum Beispiel ein Formkörper so hergestellt, dass
eine rieselfähige Formmasse mittels eines Transportgases fluidisiert wird und in dieser
Weise in den Innenraum einer unter Unterdruck stehenden Form gelangt, welche an bestimmten
Stellen Absaugöffnungen für die Ableitung des Transportgases enthält. Ein wesentlicher
Teil der Beschreibung dieses Verfahrens ist der optimalen Dimensionierung und Anordnung
dieser Absaugöffnungen, bzw. dem optimalen zeitlichen Ablauf des Einblas- und Absaug-Prozesses
gewidmet, da sowohl die geometrische Anordnung wie auch der zeitliche Ablauf von grösster
Bedeutung für die Erzeugung eines Formkörpers mit gleichmässiger Schüttdichte sind.
Beim Eindringen des fluidisierten Pulvers in den Innenraum der Form kommt es zur Expansion
des Gases und damit zur kinetischen Beschleunigung der Pulverpartikel, welche gegen
die Formwand geschleudert werden. Da die Formwand jedoch in wesentlichen Teilen gasundurchlässig
ist, kommt es lediglich durch die kinetische Energie der Kornpartikel zu einer Wandbeschichtung.
Spezielle Vorkehrungen müssen insbesondere ergriffen werden, um eine frühzeitige Verstopfung
der Abgaskanäle durch bevorzugt in diese Richtung fliegendes Pulver zu vermeiden.
[0013] Zum Stand der Technik werden die nachfolgenden Druckschriften zitiert:
- GB Pat.Appl. 2088414
- EP Pat.Appl. 0191409
- DE-A-3101236
- DE-A-3128347
- DE-A-3128348
- DE-A-3542332
- R. Billet, "PLASTIC METALS: From Fiction to Reality with Injection Molded P/M Materials",
Parmatech Corporation, San Rafael, California, P/M-82 in Europe Int.PM-Conf. Florence
I 1982.
- Göran Sjöberg, "Powder Casting and Metal Injection Moulding", Manuscript submitted
to Metal Powder Report September 1987
- Henry H. Hausner, "Slip Casting of Metal Powders", in "Perspectives in Powder Metallurgy",
Hausner et al., Plenum Press 1967
[0014] Die bekannten Verfahren lassen zu wünschen übrig. Es besteht daher ein Bedürfnis
nach Verbesserung und Weiterentwicklung der pulvermetallurgischen/pulverkeramischen
Fertigungsmethoden.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0015] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit welchem, ausgehend
von rieselfähigen Metall- oder Keramikpulvern ein vergleichsweise kompliziert geformtes
Werkstück beliebigen Querschnittes und unbegrenzter Wandstärke gefertigt werden kann.
Dabei soll für den Grünling eine zur Weiterverarbeitung hinreichende Grünfestigkeit
erzielt werden. Das Verfahren soll ein reproduzierbares Fertigerzeugnis liefern, das
nicht mehr oder höchstens geringfügig zusätzlich bearbeitet werden muss. Bei der Pulververarbeitung
sollen Blasen sowie unerwünschte schädliche Rückstände vermieden werden. Das Verfahren
soll bezüglich Auswahl der Form und der Zusammensetzung des herzustellenden Werkstücks
grösstmögliche Freizügigkeit und Universalität gewährleisten.
[0016] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass das Pulver in eine gasdurchlässige Form aus
einem Material eingebracht wird, welches aus einem Haufwerk von keramischen Körnern
besteht, die durch einen geringen Anteil eines im wesentlichen organisch aufgebauten
Binders zusammengehalten werden, wodurch die Form im Bereich zwischen Raumtemperatur
und einer knapp unterhalb der Sintertemperatur des den Formkörper aufbauenden Pulvers
liegenden Temperatur eine hohe mechanische Festigkeit zwecks Stützung des Formkörpers
aufweist, und dass der Binder in einem Temperaturbereich, wo der Formkörper infolge
des einsetzenden Sinterprozesses eine genügende, seine Gestalt wahrende Eigenfestigkeit
erreicht, seinerseits seine Festigkeit und damit seine Stützwirkung verliert, indem
er im besagten Temperaturbereich und unter dem Einfluss der oxydierenden oder reduzierenden
Wirkung der Ofenatmosphäre teilweise oder ganz verdampft und/oder verbrennt.
[0017] Zusammenfassend sei folgendes bemerkt:
Zweck der Erfindung ist die Herstellung von Formkörpern aus rieselfähigen Pulvern,
welche nach dem Einbringen in eine Form entweder durch eine Binderphase eine Grünfestigkeit
erlangen, sodass sie entformt und einem Sinterprozess zugeführt werden können oder
die innerhalb dieser Form selbst einem Sinterprozess unterworfen werden, wobei die
Form in diesem Falle als Hinterstützung des Formkörpers dient und unter dem Einfluss
der Temperatur keinerlei Reaktionen mit dem Formkörper eingehen darf, bzw. nach Abschluss
des Sintervorgangs von der Oberfläche des Formkörpers entfernbar sein muss. Dabei
kann es sich bei dem Pulver, aus welchem der Formkörper aufgebaut ist, um ein Metall-
oder ein Keramikpulver oder um eine Mischung dieser Pulver handeln.
WEG ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0018] Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Figuren näher erläutert.
[0019] Dabei zeigt:
- Fig.1
- eine schematische Ansicht (in Strömungsrichtung der Gasströmung gesehen) einer idealisierten
Schüttung von globulitischen Pulverpartikeln (hexagonal dichteste Kugelpackung),
- Fig.2
- einen Aufriss/Schnitt (senkrecht zur Strömungsrichtung der Gasströmung gesehen) einer
idealisierten Schüttung von globulitischen Pulverpartikeln (hexagonal dichteste Kugelpackung)
an der Wand einer Form,
- Fig.3
- einen Aufriss/Schnitt einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens im Zeitpunkt
vor der Füllung der Form,
- Fig.4
- einen Aufriss/Schnitt einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens während der
Füllung der Form.
[0020] In Fig.1 ist eine schematische Ansicht (in Strömungsrichtung der Gasströmung gesehen)
einer idealisierten Schüttung von globulitischen Pulverpartikeln (hexagonal dichteste
Kugelpackung) dargestellt. 1 ist ein idealisiertes globulitisches Pulverpartikel in
dichtester Schüttung (vereinfacht als Kugel dargestellt). 2 ist der offenporige Raum
zwischen benachbarten Pulverpartikeln (Strömungskanal für Gasströmung).
[0021] Fig.2 zeigt einen Aufriss/ Schnitt (senkrecht zur Strömungsrichtung der Gasströmung
gesehen) einer idealisierten Schüttung von globulitischen Pulverpartikeln (hexagonal
dichteste Kugelpackung) an der Wand einer Form. Das Bezugszeichen 1 ist mit demjenigen
der Fig. 1 identisch. 3 ist ein Pulverpartikel im Anflug senkrecht auf die Innenwand
der Form. 4 ist die Gasströmung senkrecht auf die Pulverschüttungsoberfläche.5 stellt
die gasdurchlässige Wand der porösen (offenporigen) Form dar.
[0022] Beim vorliegenden Verfahren besteht die gesamte Wand 5 der Form aus einem gasdurchlässigen
porösen Material, wobei die Porosität zumindestens im Bereich der Innenfläche der
Form einen Porendurchmesser aufweist, welcher das Eindringen von Pulverkörnern auch
der geringsten Grösse verhindert. Da die gesamte Innenfläche der unter einem Unterdruck
stehenden und von aussen mit Unterdruck beaufschlagten gasdurchlässigen Form für den
Gastransport zur Verfügung steht, kann das fluidisierte Pulver (Partikel) grundsätzlich
an jede Stelle der Form gelangen, wobei ein gleichmässiger Beschichtungsvorgang dadurch
selbstgehend gesteuert wird, dass Stellen der Wand 5, welche in stärkerer Weise mit
Pulver beschichtet wurden, einen grösseren Strömungswiderstand darstellen und deshalb
weiteres fluidisiertes Pulver an jene Stellen der Wand 5 dirigieren, wo die Schichtdicke
noch nicht so stark ist und deshalb ein geringerer Strömungswiderstand existiert.
Durch die Tatsache, dass sich der Formkörper schichtweise von der Wand 5 zur Mitte
aus der fluidisierten Gas/Pulver-Phase aufbaut, ist eine sehr dichte Packung möglich,
da die einzelnen auftreffenden Pulverkörner nicht im dichten Verband eintreffen und
damit in ihrer Restbeweglichkeit behindert sind sondern noch eine gewisse laterale
Bewegungsfreiheit besitzen.
Dieser Vorgang wird noch durch ein aerodynamisches Phänomen unterstützt, welches in
Fig. 1 in Strömungsrichtung und in Fig. 2 senkrecht dazu dargestellt ist. Diese vereinfachte
Betrachtung soll mit Partikeln 1 in Form von Kugeln gleicher Grösse angestellt werden.
Die dabei gemachten Beobachtungen können jedoch sinngemäss auch auf Schüttungen mit
verschieden grossen Kugeln, bzw. mit Körpern, welche von der idealen Kugelgestalt
abweichen, übertragen werden. Wird eine dichteste Kugelpackung von einer Gasströmung
durchflossen, so tritt der Gasstrom an der Schüttoberfläche an den offenporigen Räumen
2 in die Schüttung ein, wo drei Kugeln aneinanderstossen. An diesem Strömungskanal
befindet sich eine Stelle mit erhöhter Geschwindigkeit und erniedrigtem Druck, während
direkt vor den Kugeln eine Stelle mit niedriger Geschwindigkeit (Staupunkt) existiert.
Fliegt nun eine weitere Kugel (Pulverpartikel 3) gegen eine solche Schüttung, so wird
sie unmittelbar vor dem Auftreffen auf diese Schüttung in einen dieser Strömungskanäle
abgelenkt und gelangt deshalb zielbewusst an eine Stelle, welche der dichtesten Packung
entspricht. Sobald sie sich in dieser Position befindet, stellt sie ein Strömungshindernis
dar, d.h. die weiteren Kugeln werden automatisch durch das von ihr mitbeeinflusste
Strömungsfeld neben ihr angeordnet. Dieser Effekt kann nur bei einer senkrecht durchströmten
Schüttung auftreten, welche durch eine gasdurchlässige Wand 5 hinterstützt wird. Falls
diese Wand nur einige Gasauslässe hat, kann dieser Effekt an allen Stellen der Form,
wo keine Gasdurchlässigkeit vorhanden ist, nicht stattfinden. Aus der Tatsache, dass
bei diesem Verfahren die gesamte Innenfläche der Wand 5 für den Abtransport des fluidisierten
Gases zur Verfügung steht, ergibt sich auch eine langsamere Strömungskinetik der Pulverkörner
im Bereich der Wand 5, da die Strömung sich ja auf eine grosse Fläche verteilen kann
und damit eine verminderte Energie beim Aufschlag resultiert, wodurch sowohl das Korn
wie auch die Wand 5 geschont werden.
[0023] Fig.3 bezieht sich auf einen Aufriss/ Schnitt einer Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens im Zeitpunkt vor der Füllung der Form. 6 ist das zu verarbeitende rieselfähige
Pulver (Metall, Keramik), das sich zu Beginn des Verfahrensablaufs im Vorratsbehälter
7 befindet. 8 ist die Gaszuleitung des für die Fluidisierung des Pulvers 6 benötigten
Transportgases zum Vorratsbehälter 7. Der Vorratsbehälter 7 ist unten durch eine Berstfolie
9 als Sperrorgan für das Pulver 6 abgeschlossen. An die Berstfolie 9 ist unter Zwischenschaltung
einer Dichtung 11 ein Unterdruckbehälter 10 angeschlossen. Dieser ist mit einer Saugleitung
versehen, welche an eine Vakuumpumpe angeschlossen ist (nicht gezeichnet). Im Behälter
10 befindet sich eine gasdurchlässige geteilte oder ungeteilte Form 13 aus keramischem
Material und einem organischen Binder. 14 ist der Hohlraum (Innenraum) der Form 13.
[0024] Fig.4 zeigt einen Aufriss/Schnitt einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
während der Füllung der Form. Die Bezugszeichen 6 bis 14 entsprechen genau denjenigen
der Figur 3. Die Berstfolie 9 ist hier im durchgebrochenen Zustand gezeichnet, wo
sie den Weg für das Pulver 6 in Richtung Hohlraum 14 der Form 13 freigibt. 15 ist
der vom fluidisierten Pulver gebildete Pulverstrahl (Pulverwolke) im Hohlraum 14.
4 stellt die Gasströmung senkrecht auf die Pulveroberfläche und durch die Wand der
Form 13 hindurch dar. 18 ist die auf die Innenwand der Form 14 aufgeschleuderte, dynamisch
gepackte Pulverschicht. Diese kann je nach Gestalt der Form 14 und der Strömungsverhältnisse
momentan unterschiedliche Dicken aufweisen.
[0025] Der Kern der Erfindung besteht darin, dass als Material für die gasdurchlässige poröse
Form zur pulvermetallurgisch/pulverkeramischen Herstellung eines komplizierten Bauteils
ein Haufwerk aus mit einem organischen Binder auf Kunststoffbasis (Aminoplast, Phenolplast,
Furanharz, Wasserglas, Kunstharz) an den Berührungspunkten zusammengehaltenen keramischen
Körnern verwendet wird. Während der für die Wärmebehandlung (Trocknen, Zersetzen und
Austreiben von Gasen, Sintern) nötigen Temperaturerhöhung verhalten sich die aus Pulverpartikeln
aufgebauten Werkstoffe von Werkstück (Bauteil) und Werkzeug (Form) gegenläufig: Die
Festigkeit und der Widerstand gegen Gestaltänderung nehmen beim Werkstück durch örtliches
Kleben und Erweichen und schliessliches Sintern zu, während die gleichen Grössen beim
Werkzeug durch Zersetzung, chemische Veränderung, Schmelzen und Verdampfen des Binders
abnehmen. Dadurch wird im kritischen Temperaturbereich die Gestalt des Werkstücks
gewahrt und trotzdem seine Bewegungsfähigkeit beim Schwinden nicht wesentlich beeinträchtigt.
[0026] Die Erfindung ist nicht auf die der Zeichnungsbeschreibung entsprechenden Beispiele
beschränkt.
[0027] Das Verfahren zur Herstellung eines Bauteils durch Erzeugung eines Formkörpers ausgehend
von einem rieselfähigen metallischen oder keramischen Pulver (6) durch Aufschleudern
des mittels einer Gasströmung (4) transportierten Pulvers (6) auf die Innenwand einer
unter vermindertem Druck stehenden Form (13) und Sintern des vorverdichteten Körpers
wird durchgeführt, indem das Pulver in eine gasdurchlässige Form (13) aus einem Material
eingebracht wird, welches aus einem Haufwerk von keramischen Körnern besteht, die
durch einen geringen Anteil eines im wesentlichen organisch aufgebauten Binders zusammengehalten
werden, wodurch die Form (13) im Bereich zwischen Raumtemperatur und einer knapp unterhalb
der Sintertemperatur des den Formkörper aufbauenden Pulvers liegenden Temperatur eine
hohe mechanische Festigkeit zwecks Stützung des Formkörpers aufweist, und dass der
Binder in einem Temperaturbereich, wo der Formkörper infolge des einsetzenden Sinterprozesses
eine genügende, seine Gestalt wahrende Eigenfestigkeit erreicht, seinerseits seine
Festigkeit und damit seine Stützwirkung verliert, indem er im besagten Temperaturbereich
und unter dem Einfluss der oxydierenden oder reduzierenden Wirkung der Ofenatmosphäre
teilweise oder ganz verdampft und/oder verbrennt. Dabei besteht das Material für die
Form aus einem Formsand auf der Basis von Quarz und/oder Zirkonsilikat mit einem organischen
Binder ausgewählt aus der Gruppe der nicht verdichtbaren Sandmischungen mit Kunstharzbindung.
[0028] Der organische Binder besteht aus einem Kunstharz ausgewählt aus einer der Gruppen
der Aminoplaste oder Phenolplaste oder Furanharze, wobei vorzugsweise der Sand mit
einem Binder ausgewählt aus der Gruppe der Phenolharze/Novalake warm oder heiss umhüllt
wird.
[0029] In vorteilhafter Weise besteht der organische Binder aus Wasserglas und einem Kunstharz,
wobei eine primäre Härtung über die Begasung mit Kohlensäure und die endgültige Härtung
über die thermische Aushärtung des Kunstharzes erfolgt.
[0030] In einer besonderen Ausführung des Verfahrens besteht das Material für die Form aus
einer gekörnten Glasfritte mit einem organischen Binder, welche bei höheren Temperaturen
während des Nachlassens der organischen Bindung verfrittet und anschliessend dichtsintert.
[0031] Ganz allgemein wird für das Verfahren ein mit Kunstharz kalt-, warm- oder heissumhüllter
Sand verwendet.
BEZEICHNUNGSLISTE
[0032]
- 1 =
- Pulverpartikel globulitisch (schematisch, idealisiert) in Schüttung
- 2 =
- Offenporiger Raum zwischen Pulverpartikeln (Strömungskanal für Gasströmung)
- 3 =
- Pulverpartikel im Anflug senkrecht auf Innenwand der Negativform
- 4 =
- Gasströmung senkrecht auf Pulverschüttungsoberfläche
- 5 =
- Gasdurchlässige Wand der porösen (offenporigen) Form
- 6 =
- Pulver
- 7 =
- Vorratsbehälter für Pulver
- 8 =
- Gaszuleitung zu Vorratsbehälter
- 9 =
- Berstfolie als Sperrorgan
- 10 =
- Unterdruckbehälter
- 11 =
- Dichtung zwischen Behältern
- 12 =
- Saugleitung für Unterdruckbehälter
- 13 =
- Gasdurchlässige Form
- 14 =
- Hohlraum der Form
- 15 =
- Pulverstrahl, Pulverwolke (fluidisiertes Pulver)
- 16 =
- Auf Innenwand der Form aufgeschleuderte, dynamisch gepackte Pulverschicht
1. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils durch Erzeugung eines Formkörpers ausgehend
von einem rieselfähigen metallischen oder keramischen Pulver (6) durch Aufschleudern
des mittels einer Gasströmung (4) transportierten Pulvers (6) auf die Innenwand einer
unter vermindertem Druck stehenden Form (13) und Sintern des vorverdichteten Körpers,
dadurch gekennzeichnet, dass das Pulver in eine gasdurchlässige Form (13) aus einem
Material eingebracht wird, welches aus einem Haufwerk von keramischen Körnern besteht,
die durch einen geringen Anteil eines im wesentlichen organisch aufgebauten Binders
zusammengehalten werden, wodurch die Form (13) im Bereich zwischen Raumtemperatur
und einer knapp unterhalb der Sintertemperatur des den Formkörper aufbauenden Pulvers
liegenden Temperatur eine hohe mechanische Festigkeit zwecks Stützung des Formkörpers
aufweist, und dass der Binder in einem Temperaturbereich, wo der Formkörper infolge
des einsetzenden Sinterprozesses eine genügende, seine Gestalt wahrende Eigenfestigkeit
erreicht, seinerseits seine Festigkeit und damit seine Stützwirkung verliert, indem
er im besagten Temperaturbereich und unter dem Einfluss der oxydierenden oder reduzierenden
Wirkung der Ofenatmosphäre teilweise oder ganz verdampft und/oder verbrennt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Material für die Form
aus einem Formsand auf der Basis von Quarz und/oder Zirkonsilikat mit einem organischen
Binder ausgewählt aus der Gruppe der nicht verdichtbaren Sandmischungen mit Kunstharzbindung
besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der organische Binder ein
Kunstharz ausgewählt aus einer der Gruppen der Aminoplaste oder Phenolplaste oder
Furanharze ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein Sand mit einem Binder
ausgewählt aus der Gruppe der Phenolharze/Novalake warm oder heiss umhüllt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der organische Binder aus
Wasserglas und einem Kunstharz besteht, wobei eine primäre Härtung über die Begasung
mit Kohlensäure und die endgültige Härtung über die thermische Aushärtung des Kunstharzes
erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, dass das Material für die Form
aus einer gekörnten Glasfritte mit einem organischen Binder besteht, welche bei höheren
Temperaturen während des Nachlassens der organischen Bindung verfrittet und anschliessend
dichtsintert.
7. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein
mit Kunstharz kalt-, warm- oder heissumhüllter Sand verwendet wird.