TECHNISCHES GEBIET
[0001] Herstellung von komplizierten Bauteilen aus metallischen oder keramischen Werkstoffen,
wobei als Ausgangsmaterialien Pulver verwendet werden. Fragen des Sinterns und der
Güte und Dichtigkeit der Oberfläche im Hinblick auf das Schwinden.
[0002] Die Erfindung bezieht sich auf die Weiterentwicklung, Vervollkommnung und Vereinfachung
pulvermetallurgischer Fertigungsmethoden für die Herstellung von Werkstücken mit vergleichsweise
komplizierten Formen, wo die Probleme der Schwindung beim Sintern sowie die Erzielung
einer hohen Oberflächengüte eine wichtige Rolle spielen. Anwendungsgebiet ist vor
allem der Bereich von Bauteilen des Turbinenbaus, wobei graduierte Schichten unterschiedlicher
Materialzusammensetzung und/oder unterschiedlicher Dichte bzw. Porosität im Vordergrund
stehen.
[0003] Im engeren Sinne betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Sinterkörpers
mit einer Randzone mit gezielten Oberflächeneigenschaften.
STAND DER TECHNIK
[0004] Bei zahlreichen Fertigungsmethoden in der metallurgischen und keramischen Industrie
wird von Pulvern ausgegangen. Pulvermetallurgische Verfahren haben den Vorteil, dass
sich praktisch jede beliebige Form erzielen lässt. Es besteht die Absicht, Werkstücke
pulvermetallurgisch als Fertigteile herzustellen, um teure Bearbeitungskosten teilweise
oder ganz einsparen zu können. Dabei stellt sich unter anderem die Forderung, feinkörnige
dichte und glatte Oberflächen mit niedrigem Rauhigkeitsgrad zu erzielen. Die bekannten
Verfahren zur Erzielung von Nettoformen (Net-Shape) oder Nahezu-Nettoformen (Near-Net-Shape)
der Werkstücke gehen alle von Aufschlämmungen (Schlicker, Paste) von Pulvern in Lösungsmitteln
unter Verwendung eines Binders aus. Als Zusätze zu Pulvermischungen werden verwendet:
- Wasser + Binder + Additive (Schlickergiessen, Gefriertrocknen: "Slip casting, Freeze
Drying")
- Wasser + Zellulose (Metall-Pulver-Spritzgiessen nach Rivers: "MIM by Rivers Process")
- Thermoplaste (Metall-Pulver-Spritzgiessen)
Bei allen diesen nassmechanischen Methoden treten zahlreiche Schwierigkeiten bezüglich
Qualität, Freiheit der Gestaltung, Reproduzierbarkeit und Wahl der Zusammensetzung
auf:
- Blasenbildung beim Mischen von Pulver mit Binder und Lösungsmittel.
- Begrenzung der Wandstärke der Werkstücke (z.B. max. 5-10 mm für "MIM"), da andererseits
der Binder nicht mehr vollständig entfernt werden kann.
- Auftreten von Binderrückständen (z.B. Kohlenstoff), die auch nach dem "Ausbrennen"
des Binders im Werkstück verbleiben und dessen Zusammensetzung unkontrolliert beeinträchtigen
können.
- Notwendigkeit der Neuauswahl/Neuentwicklung des Binders bei Übergang auf andere Formen
und/oder Zusammensetzungen der Werkstücke.
[0005] Zum Stand der Technik werden die nachfolgenden Druckschriften zitiert:
- GB Pat.Appl. 2088414
- EP Pat.Appl. 0191409
- R. Billet, "PLASTIC METALS: From Fiction to Reality with Injection Molded P/M Materials",
Parmatech Corporation, San Rafael, California, P/M-82 in Europe Int.PM-Conf. Florence
I 1982.
- Göran Sjöberg, "Powder Casting and Metal Injection Moulding", Manuscript submitted
to Metal Powder Report September 1987
- EP Pat. Appl. 0354376
- DE-C 3812356
Die bekannten Verfahren lassen zu wünschen übrig. Es besteht daher ein Bedürfnis nach
Verbesserung und Weiterentwicklung der pulvermetallurgischen/pulver-keramischen Fertigungsmethoden.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines Sinterkörpers
mit einer Randzone mit gezielten Oberflächeneigenschaften anzugeben, welches kostengünstig
ist. Das Verfahren soll es ermöglichen, ausgehend von Metall- oder Keramikpulvern
ein vergleichsweise kompliziert geformtes Werkstück beliebigen Querschnittes und unbegrenzter
Wandstärke zu fertigen. Das Verfahren soll ein reproduzierbares Fertigerzeugnis liefern,
das nicht mehr oder höchstens geringfügig zusätzlich bearbeitet werden muss. Bei der
Pulververarbeitung sollen Blasen sowie unerwünschte schädliche Rückstände vermieden
werden. Das Verfahren soll bezüglich Auswahl der Form und der Zusammensetzung des
herzustellenden Werkstücks grösstmögliche Freizügigkeit und Universalität gewährleisten.
[0007] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass im eingangs erwähnten Verfahren an der Innenfläche
der hohlen, die Gestalt des Sinterkörpers bestimmenden Negativform zunächst durch
Aufbringen von feinkörnigem Pulver, dessen mittlere Korngrösse höchstens 60 % der
mittleren Korngrösse des zum Aufbau des Sinterkörpers verwendeten Pulvers beträgt,
im Bereich der Randzone eine feinkörnige Oberflächenhaut gebildet und anschliessend
die Form zur Bildung eines grobkörnigen Kerns mit besagtem Pulver gefüllt und der
auf diese Weise gebildete Grünling mit oder ohne Form einem Sinterprozess unterworfen
wird.
WEG ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0008] Die Erfindung wird anhand der nachfoglenden, durch Figuren näher erläuterten Ausführungsbeispiele
beschrieben.
[0009] Dabei zeigt:
- Fig. 1
- eine perspektivische Darstellung eines pulvermetallurgisch herzustellenden Bauteils,
- Fig. 2
- einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform zur pulvermetallurgischen Herstellung
eines Bauteils,
- Fig. 3
- einen Querschnitt durch einen Sinterkörper nach dem Sintern bei 1000 °C,
- Fig. 4
- einen Querschnitt durch einen Sinterkörper nach dem Sintern bei 1200 °C,
- Fig. 5
- einen Querschnitt durch einen Sinterkörper nach dem Sintern bei 1350 °C,
- Fig. 6
- einen Aufriss einer Turbinenschaufel,
- Fig. 7
- einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform zur pulvermetallurgischen Herstellung
einer Turbinenschaufel
- Fig. 8
- einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Einfüllvorrichtung für eine Pulversuspension
für die Blattpartie einer Turbinenschaufel (Phase I),
- Fig. 9
- einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Absaugvorrichtung für eine Pulversuspension
für die Blattpartie einer Turbinenschaufel (Phase II),
- Fig. 10
- einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Einfüllvorrichtung für eine Pulversuspension
für die ganze Turbinenschaufel (Phase III),
- Fig. 11
- einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Absaugvorrichtung für eine Pulversuspension
für die ganze Turbinenschaufel (Phase IV),
- Fig. 12
- einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Einfüllvorrichtung für Pulver für
den grobkörnigen Kern einer Turbinenschaufel (Phase V),
- Fig. 13
- einen Schnitt (schematischer metallographischer Schliff) durch das Gefüge eines mehrschichtigen
gesinterten, heiss-isostatisch gepressten Körpers,
- Fig. 14
- einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform zur pulvermetallurgischen Herstellung
einer Turbinenschaufel unter Verwendung unterschiedlicher Trägerflüssigkeiten und
trockenen Pulvers,
- Fig. 15
- einen schematischen Aufriss/Schnitt durch einen Teil einer Keramikform zur pulvermetallurgischen
Herstellung einer Turbinenschaufel unter abwechslungsweiser Verwendung von Trägerflüssigkeiten
und trockenen Pulvern (Folge der Herstellungsphasen),
- Fig. 16
- einen Aufriss/Schnitt durch eine hochporöse pulvermetallurgisch hergestellte Turbinenschaufel
für Innenkühlung,
- Fig. 17
- einen Längsschnitt durch einen heterogenen pulvermetallurgisch hergestellten Biegebalken,
- Fig. 18
- einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform und ein pulvermetallurgisch herzustellendes
mit eingebetteten Fasern armiertes Bauteil.
[0010] In Fig. 1 ist eine perspektivische Darstellung eines pulvermetallurgisch herzustellenden
Bauteils wiedergegeben. Es handelt sich im vorliegenden Fall um ein Bauteil in Form
eines Rotationskörpers (z.B. Welle mit verzahnten Scheiben).
[0011] Fig. 2 zeigt einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform zur pulvermetallurgischen
Herstellung eines Bauteils. Die Form entspricht derjenigen des Bauteils 1 in Fig.
1. 2 stellt die poröse Keramikform dar, deren Hohlraum 3 unter Berücksichtigung der
Schwindung ein ähnliches Abbild des Bauteils ist.
[0012] Fig. 3 ist ein Querschnitt duch einen Sinterkörper nach dem Sintern bei einer Temperatur
von 1000 °C. 4 stellt die feinkörnige Randzone, 5 den grobkörnigen Kern dar. In der
rechten Bildhälfte der Figur ist ein Ausschnitt aus der Randpartie vergrössert dargestellt.
Die Körner sind weiss, die Poren schwarz gehalten. 6 ist das Korn der Randzone (94
% Dichte) nach dem Sintern bei 1000 °C. 7 stellt den entsprechenden Porenraum der
Randzone (6 %) dar. 8 ist das Korn des Kerns (90 % Dichte) nach dem Sintern bei 1000
°C. 9 ist der entsprechende Porenraum des Kerns (10 %).
[0013] Fig. 4 stellt einen Querschnitt durch einen Sinterkörper nach dem Sintern bei 1200
°C dar. 4 ist wieder die feinkörnige Randzone, 5 der grobkörnige Kern. Der vergrösserte
Ausschnitt der rechten Bildhälfte zeigt das Korn 10 der Randzone (99 % Dichte) nach
dem Sintern bei 1200 °C sowie das entsprechende Porenvolumen 11 der Randzone (1 %)
und das Korn 12 des Kerns (94 % Dichte) sowie das entsprechende Porenvolumen 13 des
Kerns (6 %).
[0014] In Fig. 5 ist ein Querschnitt durch einen Sinterkörper nach dem Sintern bei 1350
°C dargestellt. Die feinkörnige Randzone 4 und der grobkörnige Kern 5 sind in der
rechten Bildhälfte vergrössert wiedergegeben. 14 ist das Korn der Randzone (100 %
Dichte) nach dem Sintern bei 1350 °C, wobei kein Porenraum mehr vorhanden ist. 15
stellt das Korn des Kerns (95 % Dichte), 16 das entsprechende Porenvolumen (5 %) dar.
[0015] In Fig. 6 ist ein Aufriss einer Turbinenschaufel schematisch dargestellt. Die Schaufel
ist derart gezeichnet, dass sich ihre Fusspartie 17 ("Tannenbaumfuss") oben, ihre
Blattpartie 18 mit der Bohrung 19 für den Dämpferdraht unten befindet. Selbstverständlich
kann die Schaufel jede beliebige andere Form aufweisen.
[0016] Fig. 7 bezieht sich auf einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform zur pulvermetallurgischen
Herstellung einer Turbinenschaufel. 2 ist die poröse Keramikform, 3 stellt den Hohlraum
dar, welcher ein getreues, massstäbliches Abbild des zu fertigenden Werkstücks ist
(Berücksichtigung des Schwindmasses). Der für die Blattpartie vorgesehene Raum befindet
sich unten, der für den Fussteil vorgesehene mit dem Eingangstrichter im oberen Teil
der Form 2.
[0017] Fig. 8 zeigt einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Einfüllvorrichtung
für eine Pulversuspension für die Blattpartie einer Turbinenschaufel (Phase I). 2
ist eine poröse Keramikform ( siehe Fig. 7). 20 stellt einen Vorratsbehälter für die
Pulversuspension in einer Aufschlämmung dar. 21 ist das Zufuhrrohr für die Pulversuspension,
das sich am unteren Ende des Vorratsbehälters 20 im Anschluss an den trichterförmigen
unteren Teil 22 befindet. 23 stellt eine dünnflüssige Suspension von Pulver für die
feinkörnige Randzone in der Blattpartie (Hülle) dar. 24 ist die besagte Pulverschüttung
in Suspension für die feinkörnige Randzone (Antierosionsschicht für die Blattpartie)
nach dem Einfüllen in die Keramikform 2.
[0018] In Fig. 9 ist ein Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Absaugvorrichtung für
eine Pulversuspension für die Blattpartie einer Turbinenschaufel (Phase II) dargestellt.
Die Bezugszeichen 2 und 3 entsprechen genau denjenigen von Fig. 8. 23 ist die dünnflüssige
Suspersion. 25 stellt das Absaugrohr für die Pulversuspension dar. In der linken Bildhälfte
ist die Randpartie vergrössert dargestellt. 26 ist die Forminnenwand, 27 die an der
Forminnenwand 26 adherierende dünne Schicht der Pulversuspension (Antierosionsschicht).
[0019] Fig. 10 zeigt einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Einfüllvorrichtung
für eine Pulversuspension für die ganze Turbinenschaufel (Phase III). 2 ist die poröse
Keramikform, 20 der Vorratsbehälter für eine Pulversuspension in Aufschlämmlösung
und 27 die bereits an der Forminnenwand adherierende dünne Schicht der ersten Pulversuspension
(Antierosionsschicht). 28 ist eine dünnflüssige Suspension von Pulver (zweite Mischung)
für die feinkörnige Randzone in der ganzen Schaufel (Hülle). 29 ist die entsprechende
Pulverschüttung in Suspension für die feinkörnige Randzone (gasdichte Schicht für
die ganze Schaufel) nach dem Einfüllen in die Keramikform 2.
[0020] In Fig. 11 ist ein Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Absaugvorrichtung für
eine Pulversuspension für die ganze Turbinenschaufel (Phase IV) dargestellt. 2 und
3 entsprechen den Bezugszeichen in Fig. 8. 25 ist ein Absaugrohr für die Pulversuspension
28 gemäss Fig. 10. In der linken Bildhälfte ist die Randpartie vergrössert dargestellt.
26 stellt die Forminnenwand, 27 die an der Forminnenwand 26 adherierende dünne Schicht
der ersten Pulversuspension (Antierosisonsschicht) und 30 die an der letzteren an
der Forminnenwand 26 adherierende dünne Schicht der zweiten Pulversuspension (gasdichte
Schicht) dar.
[0021] In Fig. 12 ist ein Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform mit Einfüllvorrichtung
für Pulver für den grobkörnigen Kern einer Turbinenschaufel (Phase V) dargestellt.
Die Bezugszeichen 2 und 20 entsprechen genau denjenigen der Fig. 8. 31 ist ein Pulver
für den grobkörnigen Kern der Turbinenschaufel, 32 die entsprechende trockene Pulverschüttung.
In der linken Bildhälfte ist die Randpartie vergrössert dargestellt. 26 ist die Forminnenwand,
27 die an der Forminnenwand 26 adherierende dünne Schicht der ersten Pulversuspension
(Antierosionsschicht), 30 die an der letzteren adherierende dünne Schicht der zweiten
Pulversuspension (gasdichte Schicht) und 32 die trockene Pulverschüttung des grobkörnigen
Kerns.
[0022] Fig. 13 bezieht sich auf einen Schnitt (schematischer metallographischer Schliff)
durch das Gefüge eines mehrschichtigen gesinterten, heiss-isostastisch gepressten
Körpers. 33 stellt die dichtgesinterte, heiss-isostatisch gepresste Antierosionsschicht
mit 100 % Dichte der feinkörnigen Randzone dar (Aussenhaut). 34 ist die dichtgesinterte,
heiss-isostatisch gepresste gasdichte Schicht mit 100 % Dichte der feinkörnigen Randzone.
35 ist der gesinterte, heiss-isostaisch gepresste grobkörnige Kern des Werkstücks.
[0023] In Fig. 14 ist ein Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform zur pulvermetallurgischen
Herstellung einer Turbinenschaufel unter Verwendung unterschiedlicher Trägerflüssigkeiten
und trockenen Pulvers dargestellt. 2 ist die poröse Keramikform, 3 deren Hohlraum.
Der Pfeil 36 (mit Wellenlinien) deutet die Zufuhr von klebriger viskoser Flüssigkeit
an. Der Pfeil 37 (mit Punkten) bedeutet die Zufuhr von an der Forminnwand adherierenden
Pulvers.
[0024] Fig. 15 zeigt einen schematischen Aufriss/Schnitt durch einen Teil einer Keramikform
zur pulvermetallurgischen Herstellung einer Turbinenschaufel unter abwechslungsweiser
Verwendung von Trägerflüssigkeiten und trockenen Pulvers (Folge der Herstellungsphasen).
2 stellt die poröse Keramikform (Ausschnitt) dar. Die senkrechten nach unten gerichteten
Pfeile stellen die abwechslungsweise Zufuhr von viskosen Flüssigkeiten (Wellenlinien)
und Pulvern verschiedener Partikelgrösse (Punkte) dar. 38 bedeutet eine an der Forminnenwand
klebende mässig viskose Flüssigkeit. 39 ist ein erstes, an der mässig viskosen Flüssigkeit
38 klebendes feinstkörniges Pulver. 40 wiederum ist eine an der feinstkörnigen Schicht
klebende hochviskose Flüssigkeit. Darauf folgt mit 41 ein an der hochviskosen Flüssigkeit
klebendes mittelfeinkörniges Pulver. Nach diesen, die Randzone aufbauenden Schichten
folgt zum Schluss das grobkörnige Pulver 42 für den Kern. Alle Pulverschüttungen werden
mit trockenen Pulvern ausgeführt.
[0025] Fig. 16 zeigt einen Aufriss/Schnitt durch eine hochporöse pulvermetallurgisch hergestellte
Turbinenschaufel für Innenkühlung. 43 ist eine poröse hochdämpfende Turbinenschaufel
für Innenkühlung bestehend aus Blatt und Fuss. 44 stellt die Zufuhr des gasförmigen
Kühlmediums durch im Pulverkörper angelegte Kanäle dar. Die Pfeile 45 bedeuten die
Abfuhr des gasförmigen Kühlmediums von der Oberfläche des Schaufelblatts. 46 ist die
feinkörnige hochporöse Aussenhaut der Randzone, 47 die mittelfeinkörnige hochporöse
Zwischenschicht der Randzone. 48 stellt den grobkörnigen hochporösen Kern dar. In
der linken Bildhälfte ist die Schichtfolge in stärkerer Vergrösserung dargestellt.
Es versteht sich von selbst, dass zur Ermöglichung des Durchtritts des Kühlmediums
alle Schichten offenporig sein müssen.
[0026] In Fig. 17 ist ein Längsschnitt durch einen hetrogenen pulvermetallurgisch hergestellten
Biegebalken dargestellt. 49 ist ein heterogenes Bauteil (Biegebalken) als Beispiel
der Leichtbausweise. 50 ist die dichte feinkörnige Randzone, die die glatte Aussenhaut
bildet, 51 stellt den hochporösen grobkörnigen Kern als versteifendes Gerüst dar.
52 ist das sich dazwischen befindliche grosse Porenvolumen. Die senkrecht wirkende
Last ist durch das Symbol P, die Reaktionskräfte durch das Symbol

angedeutet. σ zeigt den Verlauf der Hauptspannung im Schnitt des grössten Biegemoments.
[0027] Fig. 18 bezieht sich auf einen Aufriss/Schnitt durch eine Keramikform und ein pulvermetallurgisch
herzustellendes mit eingebetteten Fasern armiertes Bauteil. 1 stellt das Bauteil in
Form eines Rotationskörpers dar. 2 ist die poröse Keramikform. 53 bedeutet die feinkörnige
Hülle (Randzone), 54 die der Kontur folgenden eingebetteten Armierungsfasern aus Keramik
oder Metall. 55 stellt die die allgemeine Form bestimmende, vorwiegend Druckkräfte
aufnehmende grobkörnige Kernzone dar.
Ausführungsbeispiel 1:
Siehe Figuren 1, 2, 3, 4 und 5 !
[0028] Es wurde ein aus einer Welle und 2 Scheiben bestehender Rotationskörper als Bauteil
pulvermetallurgisch hergestellt, wobei die Oberfläche möglichst glatt, feinkörnig
und dicht sein sollte. Das Bauteil 1 hatte ein Stückgewicht von ca. 1,5 kg und bestand
aus dem Werkstoff mit dem Handelsnamen Amdry 12 T (Nr. 1.4922 gemäss DIN 17243) mit
der nachfolgenden Zusammensetzung:
Cr = 12,5 Gew.-%
Ni = 0,6 Gew.-%
Mo = 0,9 Gew.-%
V = 0,3 Gew.-%
Mn = 0,3 Gew.-%
Si = 0,05 Gew.-%
C = 0,19 Gew.-%
Fe = Rest
Der Werkstoff wurde als Pulver mit einer Partikelgrösse von 20 bis 500 µm angeliefert.
Aus diesem Ausgangsmaterial wurde der Feinanteil mit einer Partikelgrösse von 20 bis
200 µm ausgesiebt. Aus diesem Feinanteil wurde mit Aethylalkohol eine vergleichsweise
dünnflüssige Aufschlämmung hergestellt:
- Festpartikel:
- 300 g
- Flüssigkeit:
- 100 cm³
Diese dünnflüssige Suspersion wurde in den Hohlraum 3 einer vorgefertigten porösen
Keramikform 2 gegossen und durch Schwenken an der ganzen Innenfläche verteilt, wo
sie haften blieb. Dabei wirkte die poröse Keramikform 2 wie ein Schwamm, der den grössten
Teil des Alkohols aufsog. Nun wurde in den Hohlraum 3 der noch eine feuchte Innenwand
aufweisenden Keramikform 2 die verbleibende grobe Fraktion des Metallpulvers bis zum
Rand des Einfülltrichters eingefüllt und durch Rütteln (periodisches Aufstossen auf
eine Gummiunterlage) vorverdichtet.
[0029] Auf die beschriebene Weise wurden mehrere Bauteile (Rotationskörper) hergestellt
und nach einem vorgegebenen Programm gesintert. Dabei wurde das Werkstück jeweils
im Zeitraum von ca. 3 h auf Sintertemperatur gebracht, während 4 h auf dieser gehalten
und innerhalb von 3 h wieder auf Raumtemperatur abgekühlt. Die Sintertemperaturen
betrugen:
a). 1000 °C (Vergl. Fig. 3)
b). 1200 °C (Vergl. Fig. 4)
c). 1350 °C (Vergl. Fig. 5)
Weitere Werkstücke wurden nach dem Sintern zusätzlich bei einer Temperatur von 1200
°C unter einem Druck von 1500 bar ohne Verwendung von Kapseln heiss-isostatisch gepresst.
[0030] Nach der Fertigung wurden aus den verschiedenen Querschnitten der Bauteile Prüfkörper
herausgeschnitten und sowohl die mechanischen Eigenschaften wie das Gefüge, insbesodnere
der Verlauf der Dichte mittels metallographischer Schliffe untersucht. Dabei zeigte
sich, dass die bei 1000 °C nach a). gesinterten Bauteile in ihrer Randzone nicht genügend
dicht waren, um mit einem kapsellosen Verfahren heiss-isostatisch nachverdichtet werden
zu können. Die Randzone der bei 1200 °C nach b). und bei 1350 °C nach c). gesinterten
Bauteile war für das nachfoglende heiss-isostaische Pressen ohne Verwendung einer
separaten zusätzlichen Kapsel genügend dicht. Die durch die Randzone gebildete zusammenhängende
Hülle ersetzte somit die sonst beim konventionellen heiss-isostatischen Pressen notwendige
Metallkapsel.
Die bei mindestens 1200 °C gesinterten Werkstücke zeigten eine glänzende glatte Oberfläche
und eine Rauhigkeit von weniger als 4 µm, sodass auf eine zusätzliche mechanische
Bearbeitung der Wellenpartien der Bauteile verzichtet werden konnte (Vergl. Figuren
4 und 5).
[0031] Die Resultate der verschiedenen Verfahrensvarianten sind in den Figuren 3, 4 und
5 dargestellt. Die Werkstücke gemäss b). und c). waren porenfrei und zeigten ein dichtes
Gefüge.
Ausführungsbeispiel 2:
Siehe Figuren 6, 7, 8, 9, 10, 11 , 12 und 13 !
[0032] Aus einer hochwarmfesten Nickelbasislegierung wurde nach pulvermetallurgischen Methoden
eine Turbinenschaufel bestehend aus Fuss- und Blattparite (17; 19) hergestellt. Der
Fuss 17 hatte Tannenbaumform. Das Blatt 19 bestand aus einem Tragflügelprofil mit
folgenden Abmessungen:
- Länge
- = 220 mm
- Breite
- = 65 mm
- Profilhöhe
- = 11 mm
- Maximale Dicke
- = 7 mm
Das Schaufelblatt 19 wies auf seiner Oberfläche eine erosions- und oxydationsbeständige
Schicht aus einer hochchromhaltigen Speziallegierung auf. Darunter folgte eine dichte
feinkörnige Randzone, die sich auch bis in die Fusspartie 17 fortsetzte und eine zusammenhängende
gasdichte Hülle bildete, welche das Werkstück für das nachfolgende heiss-isostatische
Pressen geeignet machte. Es wurde wie folgt vorgegangen: Zunächst wurde eine dünnflüssige
Aufschlämmung 23 der erosions- und oxydationsbeständigen Speziallegierung mit der
Handelsbezeichnung SV 20 1473 der Firma Stark (Typ NiCrAlY) aus einem Vorratsbehälter
20 über einen trichterförmigen Teil 22 und ein Zufuhrrohr 21 in den Hohlraum der Blattpartie
einer porösen Keramikform 2 eingefüllt. Die Partikelgrösse des Pulvers (23, 24) bewegte
sich zwischen 1 und 45 µm, wobei ca. 10 % kleiner als 20 µm waren. Als Aufschlämmungsmittel
wurde Aethylalkohol verwendet. Die Legierung Typ NiCrAlY hatte die nachfolgende Zusammensetzung:
Cr = 25 Gew.-%
Ta = 1 Gew.-%
Al = 5 Gew.-%
Si = 2 Gew.-%
Y = 0,5 Gew.-%
Ni = Rest
Die überschüssige Pulversuspension (23, 24) wurde mittels eines Absaugrohres 25 wieder
abgesaugt. Die an der Innenwand 26 des Hohlraumes der Blattpartie der Keramikform
2 hängengebliebene feuchte Pulverschicht (Pulversuspension 27) wies eine durchschnittliche
Dicke von 1,2 mm auf.
[0033] In einem zweiten Arbeitsgang wurde eine Suspension 28 vom Pulver des Werkstoffs mit
der Bezeichnung B 1914 (Nickelbasislegierung entsprechend G-Ni 110 von INCO) bis zum
Trichterrand des Hohlraumes der Keramikform 2 eingefüllt. Zu diesem Zweck wurde aus
einem Pulver von 5 bis 500 µm Partikeldurchmesser die unter 50 µm liegende feine Fraktion
(Anteil ca. 12 %) ausgesiebt. Der Werkstoff hatte die nachfolgende Zusammensetzung:
Cr = 10 Gew.-%
Co = 10 Gew.-%
Mo = 3 Gew.-%
Ti = 5,3 Gew.-%
Al = 5,5 Gew.-%
Fe = 0,5 Gew.-%
Si = 0,1 Gew.-%
Mn = 0,1 Gew.-%
B = 0,1 Gew.-%
C = 0,02 Gew.-%
Ni = Rest
Die nach Absaugen der überschüssigen Suspension hängengebliebene feuchte Pulverschicht
(Pulversuspension 30) wies eine Dicke von durchschnittlich 1,5 mm auf.
In einem dritten Arbeitsgang wurde nun die übriggebliebene gröbere Fraktion des Pulvers
31 der Nickelbasislegierung B 1914 in trockenem Zustand als Kernmaterial in die Keramikform
2 eingefüllt und durch Rütteln vorverdichtet.
Das auf diese Weise vorbereitete Werkstück wurde zunächst bei 200 °C getrocknet, unter
einem Vorvakuum entsprechend einem Restdruck von 10⁻⁵ bar während einer Zeitdauer
von 3 h auf eine Temperatur von 800 °C gebracht und bei dieser Temperatur unter Argonatmosphäre
bei reduziertem Druck vorgesintert. Dann wurde der Ofen im Zeitraum von 2 1/2 h auf
eine Temperatur von 1280 °C gebracht und bei dieser Temperatur während 4 h fertiggesintert.
Hierauf wurde das Werkstück im Zeitraum von 3 h auf Raumtemperatur abgekühlt.
Anschliesend wurde das Bauteil bei einer Temperatur von 1100 °C unter einem Druck
von 1800 bar während 3 h heiss-isostatisch gepresst.
Die metallographische Untersuchung ergab eine einwandfreie fest haftende metallurgische
Bindung zwischen AntierosionsSchutzschicht, feinkörniger Randzone und Kernmaterial.
Alle Gefügezonen waren vollkommen dicht (vergl. Fig. 13). Als Folge davon waren auch
die mechanischen Eigenschaften wie Ermüdungsfestigkeit und Kriechwiderstand ausgezeichnet.
Auch die Korrosionsbeständigkeit war hervorragend.
Ausführungsbeispiel 3:
Siehe Figuren 14 und 15!
[0034] Es wurde eine Turbinenschaufel pulvermetallurgisch aus einer Titanlegierung hergestellt.
Die Schaufel hatte einen schwalbenschwanzförmigen Fuss und ein Blatt mit Tragflügelprofil
von folgenden Abmessungen:
- Länge
- = 400 mm
- Grösste Breite
- = 110 mm
- Profilhöhe
- = 32 mm
- Maximale Dicke
- = 22 mm
Der Werkstoff mit der Bezeichnung Ti6Al4V nach DIN 17860 hatte folgende Zusammensetzung:
Al = 6,2 Gew.-%
V = 4,0 Gew.-%
Fe = 0,3 Gew.-%
C = 0,08 Gew.-%
Ti = Rest
Zunächst wurde eine poröse keramische Form 2 auf der Innenwand des Hohlraums 3 mit
einer dünnflüssigen klebrigen Lösung 36 von Polyuräthanharz als organischem Binder
in Aethylalkohol angefeuchtet durch Eingiessen, Schwenken und Ausgiessen des Überschusses.
Dann wurde Ti6Al4V-Pulver (Zufuhr 37) mit einer Partikelgrösse von 5 bis 300 µm (Fraktion
< 50 µm 5 % des Gewichts) in die Form 2 eingefüllt. Letztere wurde geschwenkt und
geschüttelt und das überschüssige Pulver wieder ausgeschüttet. Dabei blieb ein Teil
(Feinkörniges Pulver 39) der Feinstfraktion (< 50 µm) an der klebrigen Innenwand (mässig
viskose Flüssigkeit 38) der Keramikform 2 hängen. Hierauf wurde durch Trocknen bei
50 °C während 1 h das Lösungsmittel des Binders ausgetrieben. Nun wurde eine Lösung
höherer Viskosität (Flüssigkeit 40) eines organischen Binders in einem Lösungsmittel
in die Form 2 gegossen und wie oben verfahren. Dann wurde eine mittelfeine Fraktion
(Pulver 41) von 50 bis 120 µm (durchschnittlich 80 µm) des Pulvers in die feuchte
Form 2 geschüttet und das Ganze während 10 bis 15 min stehen gelassen. Dabei wurde
eine dickere Schicht von mittelfeinkörnigem Pulver 41 von der viskosen Binderlösung
(Flüssigkeit 40) durchtränkt und auf diese Weise auf der schon an der Innenwand haftenden
Feinkornschicht (Pulver 39) festgehalten. Daraufhin wurde das überschüssige Pulver
der Mittelfraktion ausgeschüttet und der Grobkornanteil (Pulver 42 für Kern) von 200
µm durchschnittlicher Partikelgrösse bis zum Trichterrand eingefüllt und durch Rütteln
vorverdichtet. Zunächst wurde unter Vakuum bei 400 °C getrocknet, wobei die organischen
Substanzen abdampften bzw. sich zersetzten. Dann wurde mit einer Geschwindigkeit von
5 °C pro min auf eine Temperatur von 1260 °C aufgeheizt und bei dieser Temperatur
während 4 h gesintert. Das Ergebnis war ein noch poröses Bauteil, wobei der Kern vergleichsweise
grobporig, die Randzone feinporig war. Zum Schluss wurde das Bauteil bei einer Temperatur
von 1300 °C unter Argonatmosphäre unter einem Druck von 2000 bar während 3 h heiss-isostatisch
nachgepresst. Die metallographische Untersuchung zeigte ein vollkommen dichtes porenfreies
Gefüge über den ganzen Querschnitt.
Ausführungsbeispiel 4:
Siehe Figuren 14, 15 und 16!
[0035] Gemäss Beispiel 3 wurde aus der Titanlegierung Ti6Al4V eine poröse hochdämpfende
Turbinenschaufel 49 für Innenkühlung (Zufuhr 44, Abfuhr 45 des Kühlmediums) gleicher
Endabmessungen hergestellt. Dabei war das Ziel jedoch ein anderes. Statt im Endeffekt
ein vollkommen dichtes Bauteil zu erhalten, wurde hier bewusst das heiss-isostatische
Pressen zwecks Nachverdichtung und Porenschliessen weggelassen. Dieser Tatsache wurde
schon bei der Dimensionierung der Keramikform 2 Rechnung getragen, indem nur die Reduktion
des Werkstücks durch das übliche Schwinden berücksichtigt werden musste. Es wurde
von zwei Pulvermischungen ausgegangen: Feinkörnig von 5 bis 70 µ (Pulver 39); grobkörnig
von 50 bis 500 µ. Von der grobkörnigen Mischung wurde der Feinanteil von 50 bis 200
µm für den Aufbau der zweiten Schicht der Randzone (Puvler 4) abgesiebt, sodass für
den hochporösen Kern 48 eine grobe Fraktion (Pulver 42) von 200 bis 500 µm übrigblieb.
Es wurde darauf geachtet, dass die Stirnseite des Schaufelfusses keine fein- und mittelkörnige
Randzone aufwies.
[0036] Nun wurde genau gleich wie unter Beispiel 3 vorgegangen. Der Sinterprozess wurde
unter Argonatmosphäre bei einer Temperatur von 1150 °C während 6 h durchgeführt. Die
Dichte des grobkörigen Kerns 48 betrug durchschnittlich 70 %, diejenige der fein-
und mittelkörnigen Randzone (Aussenhaut 46 und Zwischenschicht 47) 75 %. Das offene,
für den Durchtritt des gasförmigen Kühlmediums zur Verfügung stehende Porenvolumen
betrug somit 30 bzw. 25 %. Die mechanisch-dynamische Untersuchung ergab, dass die
Schaufel im genannten Temperaturbereich ausgezeichnete Dämpfungseigenschaften aufwies.
Dies war ein weiterer Vorteil zusätzlich zur hervorragenden, nur kleine Temperaturgradienten
verursachenden Innenkühlung der Schaufel.
Ausführungsbeispiel 5:
Siehe Figuren 14, 15 un 17 !
[0037] Ähnlich Beispiel 3 wurde ein heterogenes Bauteil 49 in Form eines Biegebalkens aus
einer Nickelbasis-Superlegierung her gestellt. Die Legierung mit dem Handelsnamen
IN 738 von INCO hatte die nachfolgende Zusammensetzung:
Cr = 16,0 Gew.-%
Co = 8,5 Gew.-%
Mo = 1,7 Gew.-%
W = 2,6 Gew.-%
Ta = 1,8 Gew.-%
Ti = 3,4 Gew.-%
Al = 3,4 Gew.-%
Nb = 0,9 Gew.-%
Zr = 0,1 Gew.-%
B = 0,01 Gew.-%
C = 0,17 Gew.-%
Ni = Rest
Das prismatische Bauteil 49 hatte folgende Abmessungen:
- Länge
- = 300 mm
- Breite
- = 25 mm
- Höhe
- = 60 mm
Grundsätzlich wurde ähnlich vorgegangen wie unter Beispiel 3 beschrieben. Um jedoch
eine dickere dichte feinkörnige Randzone 50 zu erreichen, wurde die erste Phase des
Verfahrens mehrmals wiederholt. Das gleiche wurde für den mittelkörnigen Teil der
Randzone 50 ausgeführt. Letztere bestand im Endeffekt aus 3 feinkörnigen Schichten
von je ca. 0,8 mm Dicke und aus 2 mittelkörnigen Schichten von je ca. 1,2 mm Dicke,
sodass die gesamte Dicke ca. 5 mm betrug. Der aus Pulverpartikeln von durchschnittlich
500 µm Durchmesser aufgebaute grobkörnige Kern 51 wurde nur sehr lose aufgeschüttet,
um ein möglichst grosses Pulvervolumen 52 zu erreichen. Nach Vakuum-Entgasung wurde
das Ganze langsam auf eine Sintertemperatur von 1250 °C gebracht und auf dieser Temperatur
während 3 h gehalten. Die nahezu dichtgesinterte Randzone 50 wies eine Dichte von
95 bis 98 % des theroretischen Wertes auf, während der Kern 51 etwa bei 70 % dieses
Wertes lag. Es blieb im Kern 51 somit ein Porenvolumen 52 von ca. 30 % bestehen. Bei
einem Belastungsversuch als Biegebalken konnte gezeigt werden, dass die Kräfte hauptsächlich
von der annähernd dichten Randzone aufgenommen wurden. Die Biegefestigkeit betrug
85 bis 90 % derjenigen eines kompakten Vollstabes.
Ausführungsbeispiel 6:
siehe Figuren 1, 2, 14, 15 und 18.
[0038] Es wurde ein aus einer Welle und 2 Scheiben ähnlich Fig. 1 bestehender Rotationskörper
als Bauteil aus Siliziumkarbid mit SiC-Faserverstärkung aus Pulvern hergestellt. Das
Bauteil 1 (Rotationskörper) hatte ein Stückgewicht von ca. 1 kg. Die Scheiben hatten
einen Durchmesser von 80 mm und eine Breite von 20 mm. Der Druchmesser der Welle betrug
20 mm.
[0039] Zunächst wurde mittels einer aus Polyuräthanharz und Aethylalkohol bestehenden klebrigen
dünnflüssigen Trägerlösung die Innenwand des Hohlraums einer hochwarmfesten porösen
geteilten Keramikform 2 getränkt. Dann wurde eine feinkörnige Mischung von Silizium,
Graphit und Siliziumkarbid in die Form eingefüllt und der Überschuss wieder entfernt.
Die Pulvermischung war wie folgt zusammengesetzt:
Si = 28 Gew.-%; Partikelgrösse: 2 - 5 µm
C = 12 Gew.-%; Partikelgrösse: 0,1 - 2 µm
SiC = 60 Gew.-%; Partikelgrösse: 1 - 20 µm
Im folgenden wurde wie unter Beispiel 3 angegeben verfahren.
[0040] Das Lösungsmittel des Binders wurde durch Trocknen bei 60 °C/1 h ausgetrieben. Dieser
Verfahrensschritt wurde noch 2 x wiederholt, bis eine Oberflächenschicht von ca. 0,8
mm Dicke erzielt worden war. Nun wurde eine Zwischenschicht mit dickflüssiger Trägerlösung
anderer Zusammensetzung und einem grobkörnigeren Pulver aufgebracht. Das Pulver hatte
folgende Zusammensetzung:
Si = 35 Gew.-%; Partikelgrösse: 5 - 20 µm
C = 15 Gew.-%; Partikelgrösse: 1 - 5 µm
SiC = 40 Gew.-%; Partikelgrösse: 5 - 50 µm
SiC = 10 Gew.-%; Partikelgrösse: 2 - 10 µm
Die Trägerlösung hatte folgende Zusammensetzung:
Binder: "Mowid 4/88" (Polyvinylalkohol) 2 g auf 10 ml deionisiertes Wasser
Verflüssiger: Tetramethylammoniumhydroxyd 5 ml auf 100 ml fertiger Lösung.
[0041] Im übrigen wurde gleich vorgegangen wie oben. Nach dem Trocknen der Randzone wurde
eine erste Faserschicht (Armierungsfasern 54) von SiC-Fasern eingelegt und mit Aethylalkohol
angefeuchtet. Daraufhin wurde mittelfeines SiC-Pulver von 10 bis 100 µm Partikelgrösse
eingefüllt und das Ganze bei 60 °C/1 h getrocknet. Dann folgte eine zweite Schicht
von SiC-Fasern (Armierungsfasern 54) nach analoger Methode, welche nochmals angefeuchtet
und mit einer mittelfeinen SiC-Pulverschicht abgedeckt wurde (feinkörnige Hülle 53).
Nach erneutem Trocknen wurde die grobe Fraktion des die grobkörnige Kernzone 55 bildenden
SiC-Pulvers trocken in den verbliebenen Hohlraum eingefüllt und durch Vibrieren vorverdichtet.
Nun wurde das Ganze unter Vakuum getrocknet und das Bindemittel zersetzt (350 °C/
2 h). Dann wurde mit einer Geschwindigkeit von 10 °C pro min auf eine Temperatur von
1500 °C aufgeheizt und diese Temperatur während 2 h gehalten. Dabei backte die Randzone
(Hülle 53) und die äusere SiC-Faserschicht (Armierungsfasern 54) durch reaktives Flüssigphasesintern
zu einer formstabilen festen Aussenhaut zusammen, während die Kernzone 55 noch weitgehend
pulverförmig und demzufolge nachgiebig blieb. Die Temperatur wurde während 1 h auf
1650 °C gesteigert und auf diesem Wert während 2 h gehalten. Nun wurde die Form 2
entfernt und das Werkstück auf 2000 °C aufgeheizt und während 6 h gehalten. Bei dieser
Temperatur sinterte auch die Kernzone 55 bis zu einer Dichte von über 90 % zusammen.
Die Randzone erreichte eine Dichte von 100 %. Ohne zusätzliche Einkapselung wurde
das Werkstück anschliessend bei einer Temperatur von 1800 °C und einem Druck von 2000
bar während 4 h unter Argonatmosphäre heiss-isostatisch gepresst. Die nach der Abkühlung
erfolgte Untersuchung ergab auch im Kern eine Dichte von über 99 % des theoretischen
Wertes.
[0042] Vorteile des Verfahrens:
- Dichte, glatte, feinkörnige Oberfläche
- Keine oder nur minimale zusätzliche Kosten für mechanische Bearbeitung des Werkstücks
- Geringe Oberflächenrauhigkeit bis auf 0,002 mm erzielbar
- Gasdichte Oberflächenhaut, die das Einkapseln für nachfolgendes heiss-isostatisches
Pressen erübrigt (Oberflächenhaut wirkt selbst als "Kapsel")
Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiele beschränkt.
[0043] Das Verfahren zur Herstellung eines Sinterkörpers mit einer Randzone 4 mit gezielten
Oberflächeneigenschaften wird durchgeführt, indem an der Innenfläche der hohlen, die
Gestalt des Sinterkörpers bestimmenden Negativform 2 zunächst durch Aufbringen von
feinkörnigem Pulver, dessen mittlere Korngrösse höchstens 60 % der mittleren Korngrösse
des zum Aufbau des Sinterkörpers verwendeten Pulvers beträgt, im Bereich der Randzone
4 eine feinkörnige Oberflächenhaut gebildet und anschliessend die Form 2 zur Bildung
eines grobkörnigen Kerns 5 mit besagtem Pulver gefüllt und der auf diese Weise gebildete
Grünling mit oder ohne Form 2 einem Sinterprozess unterworfen wird. Auf diese Weise
wird entweder eine feinkörnige dichte Randzone 4 mit glatter Oberfläche oder eine
feinkörnige poröse Randzone 4 mit feinen durchgehenden offenen Poren in der Oberfläche
erzeugt.
[0044] Nach dem Verfahren wird ferner eine feinkörnige dichte Randzone (4; 50) hoher Festigkeit
und ein grobkörniger hochporöser Kern 5 als versteifendes Gerüst erzeugt.
[0045] Die feinkörnige Oberflächenhaut wird dadurch gebildet, dass feinkörniges Pulver in
einer Flüssigkeit zu einer Suspension 23 aufgeschlämmt, in die hohle Form 2 gegossen
und diese zwecks Adherierung der Pulverpartikel an deren Innenfläche geschwenkt wird
und die überschüssige Aufschlämmung (23; 24) des feinkörnigen Pulvers wieder aus der
Form 2 ausgeleert oder abgesaugt und letztere zwecks Verfestigung der gebildeten feinkörnigen
Oberflächenhaut getrocknet wird. Nach einer Variante des Verfahrens wird die Innenfläche
der hohlen Negativform 2 mit einer gut benetzenden Flüssigkeit 36 befeuchtet, das
Pulver in die Form hineingeschüttet und der Überschuss wieder ausgeleert, worauf die
auf diese Weise an der Innenfläche der Form 2 haftenden, den kleineren Fraktionen
des Pulvers angehörenden feinkörnigen Pulverpartikel zwecks Verfestigung getrocknet
werden. Das Verfahren des Aufbringens des feinkörnigen Pulvers zum Aufbau der feinkörnigen
Oberflächenhaut wird vorzugsweise mehrfach wiederholt, wobei mehrere Lagen der Randzone
4 aufgebaut werden.
[0046] Zu diesem Zweck werden gemäss spezieller Ausbildung des Verfahrens zum Aufbringen
der verschiedenen Lagen der Randzone 4 sukzessive gröbere Pulver verwendet und auf
diese Weise eine nach dem Kern 5 stetig steigende Korngrössenstruktur geschaffen.
Je nach Verwendungszweck werden zum Aufbau der mehrlagigen Randzone 4 des Sinterkörpers
für die einzelnen Lagen Materialien unterschiedlicher Zusammensetzung verwendet.
[0047] Nach einer besonders vorteilhaften Art des Verfahrens wird die feinkörnige Oberflächenhaut
zunächst zu einem Hohlkörper dichtgesintert, der letztere mit Pulver gefüllt und das
Ganze durch Fertigsintern und/oder heiss-isostatisches Pressen mit oder ohne Einkapselung
zum endgültigen Körper weiterbehandelt.
1. Verfahren zur Herstellung eines Sinterkörpers mit einer Randzone (4) mit gezielten
Oberflächeneigenschaften, dadurch gekennzeichnet, dass an der Innenfläche der hohlen,
die Gestalt des Sinterkörpers bestimmenden Negativform (2) zunächst durch Aufbringen
von feinkörnigem Pulver, dessen mittlere Korngrösse höchstens 60 % der mittleren Korngrösse
des zum Aufbau des Sinterkörpers verwendeten Pulvers beträgt, im Bereich der Randzone
(4) eine feinkörnige Oberflächenhaut gebildet und anschliessend die Form (2) zur Bildung
eines grobkörnigen Kerns (5) mit besagtem Pulver gefüllt und der auf diese Weise gebildete
Grünling mit oder ohne Form (2) einem Sinterprozess unterworfen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine feinkörnige dichte Randzone
(4) mit glatter Oberfläche erzeugt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine feinkörnige poröse Randzone
(4) mit feinen durchgehenden offenen Poren in der Oberfläche erzeugt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine feinkörnige dichte Randzone
(4; 50) hoher Festigkeit und ein grobkörniger hochporöser Kern (5) als versteifendes
Gerüst erzeugt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die feinkörnige Oberflächenhaut
dadurch gebildet wird, dass feinkörniges Pulver in einer Flüssigkeit zu einer Suspension
(23) aufgeschlämmt, in die hohle Form (2) gegossen und diese zwecks Adherierung der
Pulverpartikel an deren Innenfläche geschwenkt wird, und dass die überschüssige Aufschlämmung
(23, 24) des feinkörnigen Pulvers wieder aus der Form (2) ausgeleert oder abgesaugt
und letztere zwecks Verfestigung der gebildeten feinkörnigen Oberflächenhaut getrocknet
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Innenfläche der hohlen
Negativform (2) mit einer gut benetzenden Flüssigkeit (36) befeuchtet, das Pulver
in die Form hineingeschüttet und der Überschuss wieder ausgeleert wird, und dass die
auf diese Weise an der Innenfläche der Form (2) haftenden, den kleineren Fraktionen
des Pulvers angehörenden feinkörnigen Pulverpartikel zwecks Verfestigung getrocknet
werden.
7. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das
Aufbringen des feinkörnigen Pulvers zum Aufbau der feinkörnigen Oberflächenhaut mehrfach
wiederholt wird und mehrere Lagen der Randzone (4) aufgebaut werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass zum Aufbringen der verschiedenen
Lagen der Randzone (4) sukzessive gröbere Pulver verwendet und auf diese Weise eine
nach dem Kern (5) stetig steigende Korngrössenstruktur geschaffen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass zum Aufbau
der mehrlagigen Randzone (4) des Sinterkörpers für die einzelnen Lagen Materialien
unterschiedlicher Zusammensetzung verwendet werden.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die feinkörnige Oberflächenhaut
zunächst zu einem Hohlkörper dichtgesintert, der letztere mit Pulver gefüllt und das
Ganze durch Fertigsintern und/oder heiss-isostatisches Pressen mit oder ohne Einkapselung
zum endgültigen Körper weiterbehandelt wird.