[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Brünierbadschlamm und vorzugsweise aufbereitetem
Brünierbadschlamm zur Herstellung oder Ergänzung von alkalischen Entfettungs- und
Reinigungslösungen für Metalle, insbesondere Eisenwerkstoffe.
[0002] Beim Brünieren werden heiße, stark alkalische, oxidationsmittelhaltige Lösungen verwendet,
die vornehmlich Natronlauge und Natriumnitrit und/oder Natriumnitrat enthalten. Außerdem
können die Brünierbäder übliche Zusätze wie die Schichtbildung verbessernde Zusätze
(z.B. Schwefelverbindungen, Phosphate, Fluoride, Sulfate und Chloride) und Tenside
als sogenannten Spritzschutz oder Sprühschutz enthalten. Die Anwendungskonzentrationen
der Brünierlösungen werden über den Siedepunkt definiert und liegen zwischen 110 und
150°C.
[0003] Da das Brünieren eine möglichst 100%ig hydrophile und absolut reine Werkstückoberfläche
erfordert, wird dem eigentlichen Brüniervorgang üblicherweise eine Entfettung und
meist auch eine Beizung einschließlich zwischengeschalteter Spülstufen vorgeschaltet.
Für die Entfettung kommen alkalische Lösungen zum Einsatz. Für die sich anschließende
Beizung bedient man sich verdünnter Mineralsäuren oder deren Gemische, die auch Hemmstoffe
(organische Substanzen, die den Beizangriff von Säuren auf Metalle verringern) und
Tenside (z.B. in Form von sogenannten Beizentfettern) enthalten können.
[0004] Nach dem eigentlichen Brüniervorgang erfolgt eine Spülung und abschließend gegebenenfalls
eine Beölung zur Verbesserung der Korrosionsschutzwirkung und des Aussehens der behandelten
Werkstückoberfläche. Die letzte Spülung vor der Beölung erfolgt gegebenenfalls bei
erhöhter Temperatur. Außerdem können hier Zusätze von Substanzen oder Substanzgemischen
zugegeben werden, die lösend und/oder neutralisierend auf Brüniersalzreste wirken.
Zur Beölung werden wasserlösliche Korrosionsschutzöle bei 60 bis 95°C, auf 105 bis
120°C erwärmte Öle oder lösungsmittelhaltige Korrosionsschutzmittel auf Basis von
Chlorkohlenwasserstoffen oder Testbenzinen (gegebenenfalls mit dewatering-Effekt)
verwendet.
[0005] Ein Standard-Brünierverfahren besteht also aus den folgenden Stationen:
1. Entfettung
2. Kaltspülung
3. Beizung
4. Kaltspülung
5. Brünierung
6. Kaltspülung
7. Warmspülung
8. Beölung.
[0006] Wenn die Werkstücke bereits absolut frei von Oberflächenverunreinigungen sind, können
die ersten vier Stationen in Ausnahmefällen entfallen, z.B. nach gründlichem Strahlen
(z.B. Sandstrahlung). Um die Oxidschichtbildung zu verbessern, wird die Brünierung
manchmal auch in zwei aufeinanderfolgenden Bädern durchgeführt, d.h. Werkstücke werden
bei gleicher Vor- und Nachbehandlung in zwei Brünierbäder mit unterschiedlichem Siedepunkt
und somit unterschiedlicher Badkonzentration eingetaucht.
[0007] Ein wesentlicher Gesichtspunkt beim Betrieb von Brünieranlagen ist die Entsorgung
der Aktivbäder Entfettung, Beizung, Brünierung und Beölung nach Erreichen der jeweiligen
Eignungsgrenze und des in den verschiedenen Spülstationen anfallenden Spülwassers.
Die Verringerung der Spülwassernengen erfolgt üblicherweise durch Erweiterung der
Spülstationen zwischen den Aktivbädern um jeweils 1 bis 2 Becken, die in Kaskadenform
geschaltet werden. Je Spülstation wird die Spülwassermenge unter Beibehaltung der
Spülqualität etwa um den Faktor 10 verringert. Wenn die Spülwassermenge in dieser
Weise soweit verringert wird, daß sie den Verdampfungsverlusten der Aktivbäder entspricht,
kann jedes Aktivbad in der Prozeßfolge mit den nachfolgenden Spülstationen zu einem
Recyclingkreis zusammengeschlossen werden, d.h. die Verdampfungsverluste der Aktivbäder
werden mit dem Wasser der ersten Spüle der folgenden Spülbäderanordnung ausgeglichen,
während der Ausgleich des Wasserverlustes der ersten Spüle mit Wasser aus der zweiten
Spüle usw. erfolgt. Bei Wasserbedarf in den Spülen erfolgt Frischwasserzugabe aus
dem Leitungsnetz. Diese Rückführung des Spülwassers in das jeweilige Aktivbad ermöglicht,
daß eine solche Brünieranlage ausschließlich mit Standspülen betrieben werden kann,
so daß kein Spülwasser zu entsorgen ist und es zusätzlich zu Einsparungen beim Chemikalieneinsatz
in einer Größenordnung von 20 bis 30% kommt.
[0008] Die Entsorgung der Aktivbäder erfolgt bei Entfettung und Beizung in Form einer Konzentratbeseitigung
und kann von Abfallbeseitigungsunternehmen durchgeführt werden. Bei regelmäßigem Betrieb
einer Brünieranlage wird die Entfettungslösung üblicherweise alle 2 bis 4 Wochen und
die Beizlösung alle 4 bis 8 Wochen entsorgt.
[0009] Die größten Entsorgungsprobleme bereitet der sich im Laufe der Zeit bildende Brünierbadschlamm,
der insbesondere in Anlagen mit vollständigem Spülwasserrecycling in erhöhter Menge
anfällt und bisher keiner geeigneten Verwertung zugänglich gewesen ist. Seine Beseitigung
erfolgt nach folgenden Verfahren:
A) Sammeln und Deponieren:
[0010]
a) Sammlung und umweltsichere Zwischenlagerung beim Brünierbadbetreiber,
b) Transport zum Abfallbeseitiger in Gefahrgutgebinden,
c) Homogenisierung und Eindickung (Zusatz von z.B. Kalk oder Gips) beim Abfallbeseitiger,
d) Verpackung in deponiefähige Spezialgebinde,
e) Transport zur Deponie und
f) Deponierung in einer Sondermülldeponie (meist unter Tage).
B) Auflösung/Entgiftung/Neutralisation:
[0011]
a) Auflösen mit Säure (Gasentwicklung ! ),
b) Entgiftung von Nitrit,
c) Neutralisation mit Natronlauge,
d) Schlammentfernung durch Filtrieren,
e) Ablassen der (stark aufgesalzenen) Flüssigkeit ins Abwasser und
f) Deponierung des Schlamms als Sondermüll (siehe oben).
[0012] Der Vorteil der Verfahrensweise B) liegt in dem geringeren als Sondermüll zu deponierenden
Schlammvolumen. Nachteilig ist, daß es sich um ein mehrstufiges Verfahren handelt,
bei dem eine erhebliche Umweltgefährdung beim Auflösen mit Säure durch Entstehung
von nitrosen Gasen (extrem giftig) eintritt, was aufwendige Schutzmaßnahmen und eine
sehr komplizierte Abluftreinigung erforderlich macht. Hinzu kommt, daß große Abwassermengen
mit starker Aufsalzung anfallen.
[0013] Ganz abgesehen davon, daß die oben beschriebenen bekannten Möglichkeiten für die
Entsorgung von Brünierbadschlamm offensichtlich nicht zufriedenstellend sind, stellen
sie auch einen bedeutenden Kostenfaktor dar.
[0014] Der Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, die Entsorgung des Brünierbadschlamms
zu vereinfachen oder sogar ganz überflüssig zu machen, indem der Brünierbadschlamm
einer sinnvollen Verwendung zugeführt wird.
[0015] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß die Verwendung von Brünierbadschlamm
und vorzugsweise aufbereitetem Brünierbadschlamm zur Herstellung oder Ergänzung von
alkalischen Entfettungs- und Reinigungslösungen für Metalle, insbesondere Eisenwerkstoffe
vorgeschlagen.
[0016] Es wurde überraschend gefunden, daß Brünierbadschlamm und insbesondere durch Eluieren
aufbereiteter Brünierbadschlamm im alkalischen Bereich so aufgeschlossen werden kann,
daß eine wäßrige alkalische Lösung entsteht, die über Eigenschaften verfügt, die einen
Einsatz als Entfettungs- und Reinigungslösung, z.B. in einem Brünierverfahren, möglich
machen.
[0017] Vorzugsweise wird der im Brünierbad anfallende Schlamm zunächst aufbereitet. Dazu
wird er in einem geeigneten Gefäß gesammelt und absetzengelassen. Die überstehende
klare Lösung wird ins Brünierbad zurückgeführt. Der Schlamm wird dann mit Wasser versetzt
und die so erhaltene Aufschlämmung wird gerührt, wobei die Dauer des Rührens von der
zu behandelnden Schlammenge abhängt. Bei durchschnittlichen Schlammengen hat sich
eine Rührdauer von etwa 2 bis 3 Stunden als ausreichend erwiesen, an das sich dann
ein längeres Absetzenlassen und zwar vorzugsweise über einen Zeitraum von 1 bis 2
Tagen anschließt. Das Mengenverhältnis (Volumen) von zugesetztem Wasser zu Schlamm
richtet sich nach der Beschaffenheit des jeweiligen Brünierbadschlamms und insbesondere
dessen Feststoffgehalt und beträgt im allgemeinen 0,5:1 bis 5:1 und vorzugsweise 1:1
bis 2:1. Die nach dem Absetzenlassen überstehende wäßrige Lösung wird ins Brünierbad
zurückgeführt.
[0018] Der so erhaltene abgesetzte Schlamm (sogenannter konditionierter Schlamm) wird für
die Herstellung und die Ergänzung von alkalischen Entfettungs- und Reinigungslösungen
verwendet. Besonders vorteilhaft wird er in dem üblicherweise in der Brünieranlage
vorhandenen Entfettungsbad eingesetzt. Dies kann durch portionsweise Zugabe des Schlamms
in das Entfettungsbad in Abhängigkeit von dessen Verbrauch geschehen. Um die Reinigungs-und
Entfettungswirkung des mit aufgearbeitetem Brünierbadschlamm ergänzten Entfettungsbades
zu verbessern bzw. zu optimieren, ist es empfehlenswert, das Entfettungsbad nicht
nur mit Brünierbadschlamm sondern auch mit Tensiden und anderen üblichen Hilfsmitteln
zu ergänzen. Hierbei handelt es sich im wesentlichen um die folgenden Substanzen.
[0019] Für die Entfettungswirkung ist das Vorhandensein von Tensiden sehr wichtig. Deshalb
ergibt die Kombination von Brünierbadschlamm mit Tensiden die deutlichste Verbesserung.
Geeignet sind alle für diese Zwecke üblichen Tenside, wobei allerdings wegen des hohen
Neutralsalzgehaltes des Brünierbadschlamms Tenside bevorzugt sind, die sich von den
normalerweise verwendeten Tensiden durch einen höherliegenden Trübungspunkt unterscheiden.
Bevorzugt werden anionische und nicht-ionische Tenside eingesetzt. Der Trübungspunkt
der verwendeten Tenside bzw. der bevorzugten Tensidgemische sollte unter Einsatzbedingungen
in Anlehnung an DIN 53917 über 60°C und vorzugsweise über 98°C liegen. Geeignete nichtionische
Tenside sind beispielsweise ethoxylierte Fettalkohole, Oxoalkohole (z.B. Lutensol-ON-Typen)
oder endständig blockierte Oxethylate, geeignete anionische Tenside beispielsweise
Alkylarylsulfonate oder andere anionische Tenside mit vergleichbarer Charakteristik(z.B.
Lutensit-A-Typen).
[0020] Da Brünierbadschlamm im allgemeinen auch gewisse Anteile an in Wasser und verdünnten
Alkalien unlöslichen Stoffen enthält, ist es von Vorteil, wenn dem Entfettungsbad
Dispergiermittel zugesetzt werden. Derartige Dispergierhilfsmittel werden üblicherweise
in alkalischen Abkochentfettern, wie sie in Brünieranlagen eingesetzt werden, verwendet
und sind dem Fachmann bekannt. Geeignet sind insbesondere native oder voll- bzw. teilsynthetische
Dispergiermittel auf anionischer Basis wie Ligninsulfonate, Di- und Polycarbonsäuren
sowie deren Derivate, d.h. Copolymere, Polyester usw., und aromatische oder aliphatische
Sulfonsäurederivate.
[0021] Es hat sich allerdings in der Praxis gezeigt, daß die üblichen Zusatzmengen beim
Recycling von Brünierbadschlamm häufig nicht ausreichen, um die im Brünierbadschlamm
enthaltenen unlöslichen Stoffe plus die von den Werkstücken eingebrachten Verschmutzungen
im Entfettungsbad verteilt zu halten. Deshalb werden vorzugsweise höhere Mengen an
Dispergiermittel als bei normalen Entfettungsbädern angewandt. Bezogen auf das Entfettungsbad
soll die Dispergiermittelkonzentration deshalb mindestens 0,1 Gew.% und vorzugsweise
1 bis 5 Gew.% betragen. Wenn die Tenside und die übrigen Hilfsstoffe dem Entfettungsbad
als Gemisch zugesetzt werden, sollte dieses mindestens 5% eines im pH-Bereich von
über 11 wirksamen Dispergiermittels enthalten.
[0022] Zur Vermeidung von Ausfällungen werden dem Entfettungsbad häufig Komplexbildner zugesetzt.
Eine derartige Vorgehensweise ist auch erfindungsgemäß bevorzugt, wobei Gluconsäure
und Gluconsäuresalze, Heptonate, Citrate und Verbindungen aus der Gruppe Ethylendiamintetraessigsäure
(EDTA), Nitrilotriessigsäure (NTA), Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA), N-(Hydroxyethyl)-ethylendiamintriessigsäure
(HEDTA), Phosphonsäuren und dergleichen als Salze, insbesondere Alkalisalze, oder
in Form der freien Säuren Beispiele für geeignete Komplexbildner sind. Da durch den
Brünierbadschlamm bereits für einen hohen Salzgehalt gesorgt ist, ist erfindungsgemäß
die Verwendung der Komplexbildner in der Säureform und insbesondere von Gluconsäure
bevorzugt.
[0023] Die Zusammensetzung des Brünierbadschlamms steht selbstverständlich in unmittelbarem
Zusammenhang mit der Zusammensetzung des Brünierbades. Im allgemeinen besteht der
als salzartiger Rückstand anfallende Brünierbadschlamm überwiegend aus Ätznatron,
Soda und Wasser. Bei dem Rest handelt es sich um die für Brüniersalze üblichen Zuschlagstoffe
wie Phosphate, Oxidationsmittel wie Nitrit und/oder Nitrat, Chloride, Sulfate und
Spuren an Metallen des Brüniergutes (unter anderem Mangan, Zink, Nickel, Kupfer und
Eisen). Dabei können die im Brünierbadschlamm enthaltenen Oxidationsmittel (in der
Regel Alkalimetallnitrate und/oder -nitrite) sowohl zu Umweltproblemen als auch zu
einer Gefährdung des Bedienungspersonals der Brünieranlage führen. Wie bereits oben
erläutert, umfassen Brünieranlagen häufig Beizbäder, so daß bei Verschleppung von
Brünierbadschlamm enthaltender Entfettungslösung, mit der immer zu rechnen ist, die
Bildung nitroser Gase nicht ausgeschlossen werden kann. Um hier vorzubeugen, ist es
empfehlenswert, dem Entfettungsbad nitritzerstörende Substanzen (z.B. Sulfaminsäure,
Ascorbinsäure, Hydroxylamin, H₂O₂, Chlorat und Ammoniumpolyphosphat) zuzusetzen. Eine
Nitritzerstörung kann auch durch Vermischung der Entfettungslösung mit Luft herbeigeführt
werden. In diesem Zusammenhang wurde überraschend gefunden, daß Harnstoff in alkalischen
Lösungen für eine gewisse Zeit beständig ist, so daß die Zugabe von Harnstoff zum
Entfettungsbad einen Sicherheitsfaktor gegen die Entwicklung nitroser Gase darstellt.
Eine weitergehende Sicherheit bietet allerdings Amidosulfonsäure, deren Verwendung
in alkalischen Entfettungsprodukten bisher nicht bekannt ist. Es wurde gefunden, daß
eine Zusatzmenge in der Größenordnung von mindestens 110% und vorzugsweise mindestens
150% der nitritzerstörenden Substanz (bezogen auf den Natriumnitritgehalt des Brünierbadschlamms)
notwendig ist, um der Bildung nitroser Gase vorzubeugen, wenn kein anderer nitritzerstörender
Zusatz angewendet wird.
[0024] Um die Sicherheit bezüglich der unerwünschten Bildung von nitrosen Gasen weiter zu
erhöhen, ist es außerdem ratsam, dem Entfettungsbad folgende (saure) Beizbäder ebenfalls
mit nitritzerstörenden Substanzen zu versetzen. Die Verwendung von Amidosulfonsäure
in derartigen Bädern ist bekannt, kommt aber wegen der verhältnismäßig hohen Kosten
nur selten zur Anwendung. Derartige amidosulfonsäurehaltige Beizbäder haben im Rahmen
der Erfindung den Vorteil, daß sie in verdünnter Form zur Neutralisation/Entgiftung
der verbrauchten Entfettungsbäder eingesetzt werden können. Dadurch verringert sich
auch die Aufsalzung der Abwässer durch die Entgiftungschemikalien, da ein Teil hiervon
als Wirksubstanz dient und somit eine weitere Zugabe überflüssig macht.
[0025] Vorzugsweise werden die dem Entfettungsbad in Kombination mit dem Brünierbadschlamm
zuzusetzenden Tenside und Hilfsstoffe als Vormischung eingesetzt, damit nicht jedes
Additiv einzeln zugesetzt werden muß. Allerdings sollte die Zusammensetzung dieser
Hilfsstoffmischung an die jeweiligen Anforderungen an das Entfettungsbad und an den
verwendeten Brünierbadschlamm angepaßt werden, da z.B. ein nitritfreies Brüniersalz
im anfallenden Schlamm weniger, aber immerhin etwas, aus reduziertem Nitrat stammendes
Nitrit enthalten kann. In diesem Falle würden zu hohe Zusätze von nitritzerstörenden
Substanzen nur zu einer unnötigen Aufsalzung führen.
[0026] In einer bevorzugten Ausführungsform wird der konditionierte Brünierbadschlamm nicht
direkt dem Entfettungsbad zugeführt, sondern unter Herstellung einer Entfettungs-
und Reinigungslösung aufgeschlossen. Dies erfolgt in der Weise, daß Wasser (Frischwasser
oder Spülwasser aus einer sich an die Entfettung anschließenden Spülstufe) vorgelegt
und dann mit den gewünschten Tensiden und weiteren Hilfsstoffen (siehe oben), vorzugsweise
in Form eines Gemisches, unter Rühren versetzt wird. Der so erhaltenen Lösung wird
dann der konditionierte Brünierbadschlamm bei Raumtemperatur oder gegebenenfalls unter
Erwärmung unter Rühren zugesetzt. Das Rühren wird noch einige Zeit fortgesetzt, so
daß im allgemeinen eine Lösung entsteht, deren Konzentration anhand der Dichte kontrolliert
und gesteuert wird. Der Sollwert bei 20°C soll im Bereich von 7 bis 10° Bé (1020 bis
1200 kg/m³) liegen. Bei einem Wert von unter 7° Bé (1020 kg/m³) ist eine weitere Zugabe
von Schlamm in Teilmengen (mit Zwischenmessungen) möglich und erforderlich. Danach
ist diese Lösung unmittelbar als Entfettungs- und Reinigungslösung einsetzbar. Sie
kann zum Beispiel die bisher für die Abkochentfettung in Brünieranlagen verwendeten
Produkte ersetzen.
[0027] Oben wurde bereits darauf hingewiesen, daß bei der Wiederverwendung von Brünierbadschlamm
in Brünieranlagen die Gefahr der Bildung von nitrosen Gasen besteht. Es ist deshalb
erfindungsgemäß besonders bevorzugt in Brünieranlagen zu arbeiten, die eine wirkungsvolle
Absauganlage aufweisen. Derartige Absauganlagen sind bekannt und bestehen im wesentlichen
aus an den Bädern angebrachten Absaugkanälen und einem Gebläse bzw. einer Pumpe. Die
Anlage funktioniert so, daß die über den Bädern befindliche Luft durch die Absaugkanäle
durch das Rohrleitungssystem in einen Wäscher gesaugt wird. In diesem erfolgt eine
Naßwäsche, indem die Waschflüssigkeit mit dem Luftstrom vermischt wird. Die so gereinigte
Luft verläßt dann den Wäscher und wird durch das Gebläse bzw. die Pumpe ins Freie
abgeführt. In einer bevorzugten Ausführungsform wird als Waschflüssigkeit eine amidosulfonsäurehaltige
Lösung oder eine schwach alkalische Lösung verwendet. Besonders vorteilhaft ist es,
wenn man hierfür Wasser aus einer Spülstation der Brünieranlage verwendet und es nach
erfolgter Luftwäsche wieder in diese Station zurückführt.
[0028] Die Vorteile der erfindungsgemäßen Vorgehensweise liegen auf der Hand. So entfällt
die Deponierung von Brünierbadschlamm sowie die damit verbundenen Kosten für Analytik,
Eindickung, Verpackung, Transport, Lagerung und dergleichen. Ferner wird Entfetter
(anorganische Anteile) eingespart und der Anfall von hoch aufgesalzenem Abwasser sowie
das Entstehen von giftigen Gasen (also das gesamte oben beschriebene Verfahren B)
vermieden. Schließlich ist die erfindungsgemäße Vorgehensweise extrem wirtschaftlich,
da sie nur einen minimalen apparativen Aufwand erfordert und zu einem erheblichen
Teil die zweifache Nutzung der für die Herstellung des Brünierbades verwendeten Chemikalien
gestattet, nämlich im Brünierbad und in der aus dem Brünierbadschlamm hergestellten
Entfettungs- und Reinigungslösung.
[0029] Da die Mengenverhältnisse der sogenannten Builderstoffe in den gebräuchlichen alkalischen
Reinigern/Abkochentfettungen in weiten Grenzen variierbar sind, ohne daß es zu einer
signifikanten Veränderung der bestimmungsgemäßen Wirkung kommt, haben auch die systembedingten
Schwankungen in der Zusammensetzung des Brünierbadschlamms (jeweilige Anwendungssituation
und Zusammensetzung des zum Einsatz kommenden Brüniersalzes) keinen nachteiligen Einfluß.
Durch die erfindungsgemäße Trennung des anorganischen Chemikaliengerüstes, d.h. der
Builder (Brünierbadschlamm) von den entfettungswirksamen Komponenten (Zusätze wie
Tenside und Hilfsmittel), kann im übrigen auf leichtem Wege eine Anpassung der Entfettungswirkung
an die spezifischen Bedürfnisse des Einzelfalles vorgenommen werden. Auch eine Regenerierung
der Entfettungsbäder zur Aufrechterhaltung der Reinigungs- und Entfettungwirkung ist
häufig wirkungsvoller, wenn hierfür die Badkomponenten nicht im ursprünglichen Ansatzverhältnis
Verwendung finden, was bei üblichen fertiggemischten Entfettungsprodukten unumgänglich
ist. Die Erfindung bietet hier die Möglichkeit, die Regenerierung besonders auf das
für die Entfettungswirkung entscheidende Tensidgemisch einzustellen.
Beispiel
[0030] Es wurde ein für Brünieranlagen übliches Entfettungsbad hergestellt. Hierfür wurde
eine Pulvermischung mit folgender Zusammensetzung eingesetzt:
30,0 kg Ätznatron
30,0 kg Soda
10,0 kg Trinatriumphosphat x 12 H₂O
20,0 kg Natriumchlorid/Natriumsulfat
10,0 kg Tenside (anionisch und nichtionisch), Dispergiermittel.
[0031] Diese Pulvermischung wurde in einer Konzentration von 8 Gew.% in Wasser aufgelöst,
so daß sich ein Entfettungsbad mit folgenden Wirkstoffanteilen (auf 100 l Wasser)
ergab:
2,8 kg Ätznatron
2,8 kg Soda
0,8 kg Trinatriumphosphat x 12 H₂O
1,6 kg Natriumchlorid/Natriumsulfat
0,8 kg Tenside (anionisch und nichtionisch), Dispergiermittel.
[0032] Weiterhin wurde ein erfindungsgemäßes Entfettungsbad unter Verwendung von Brünierbadschlämmen
hergestellt. Die aus verschiedenen Brünieranlagen gesammelten Badschlämme besaßen
folgende durchschnittliche Zusammensetzung:
28,0 kg Ätznatron
40,0 kg Soda
5,0 kg Trinatriumphosphat
1,0 kg Natriumchlorid/Natriumsulfat
5,0 kg Natriumnitrit, Natriumnitrat
<0,1 kg Tenside (anionisch)
20,0 kg Wasser.
[0033] Bei Herstellung eines Entfettungsbades durch 8 gew.%-igen Ansatz von Brünierbadschlamm
(aufbereitet durch Eluieren wie oben beschrieben; 2 Teile Schlamm und 1 Teil Wasser)
und 3 gew.%-igem Zusatz eines Tensid- und Dispergiermittelgemisches (25 gew.%-ige
wäßrige Lösung) wurden folgende Wirkstoffanteile (auf 100 l Wasser) erzielt:
2,8 kg Ätznatron
3,2 kg Soda
0,5 kg Trinatriumphosphat
0,08 kg Natriumchlorid/Natriumsulfat
0,4 kg Natriumnitrit/Natriumnitrat
0,75 kg Tensid- und Dispergiermittelgemisch.
[0034] Je 1 Liter der beiden so hergestellten Entfettungsbäder wurden auf 80°C erwärmt.
Es wurden jeweils 5 gereinigte und dann mit einem Korrosionsschutzmittel mit Dewatering-Effekt
beschichtete Testbleche (Baustahl st 37, 5 x 10 cm) eingetaucht. Nach einer Kalt-
und Warmspülung in Stadtwasser mit 18°dH sowie Trocknung in Warmluft erfolgte eine
visuelle Auswertung im Hinblick auf den erzielten Entfettungsgrad.
Entfettungsbad gemäß Stand der Technik:
[0035]

Erfindungsgemäßes Entfettungsbad:
[0036]

[0037] Die beiden oben beschriebenen Entfettungsbäder wurden mit 20 g/l naphthenbasischem
Mineralöl mittlerer Viskosität versetzt und gut durchgemischt. Danach wurden die oben
beschriebenen Versuche wiederholt. Es wurden folgende Ergebnisse erhalten.
Entfettungsbad gemäß Stand der Technik:
[0038]

Erfindungsgemäßes Entfettungsbad:
[0039]

1. Verwendung von Brünierbadschlamm, vorzugsweise aufbereitetem Brünierbadschlamm zur
Herstellung oder Ergänzung von Entfettungs- und Reinigungslösungen für Metalle, insbesondere
Eisenwerkstoffe.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Brünierbadschlamm in einer solchen Menge verwendet wird, daß die Entfettungs-
und Reinigungslösungen eine Dichte von 7 bis 10° Bé (1020 bis 1200 kg/m³) bei 20°C
besitzen.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Brünierbadschlamm zusammen mit Tensiden, Dispergiermitteln, Komplexbildnern
und/oder nitritzerstörenden Substanzen verwendet wird.
4. Verwendung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Tenside anionische und/oder nichtionische Tenside mit Trübungspunkten unter
Einsatzbedingungen von über 60°C und vorzugsweise über 98°C verwendet werden.
5. Verwendung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß als nitritzerstörende Substanz Amidosulfonsäure verwendet wird.
6. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Brünierbadschlamm verwendet wird, nachdem er aufgeschlossen worden ist, indem
eine wäßrige Lösung von Tensiden, Dispergiermitteln, Komplexbildnern und/oder nitritzerstörenden
Substanzen vorgelegt wird und dann der Brünierbadschlamm bei Raumtemperatur oder unter
Erwärmung unter Rühren zugesetzt wird.
7. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Brünierbadschlamm aufbereitet worden ist, indem der angefallene Brünierbadschlamm
gesammelt und absetzengelassen worden ist, überstehende Lösung entfernt worden ist,
der abgesetzte Schlamm unter Rühren mit Wasser versetzt und erneut absetzengelassen
worden ist und die überstehende wäßrige Lösung entfernt worden ist.
8. Verwendung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Mengenverhältnis von zugesetztem Wasser zu abgesetztem Schlamm 5:1 bis 0,5:1
und vorzugsweise 2:1 bis 1:1 beträgt.
9. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der sich in einem Brünierverfahren mit mindestens einem Brünierbad und einem
dem Brünierbad vorgeschalteten Entfettungsbad einschließlich Spülbad bildende Brünierbadschlamm
zur Ergänzung des Entfettungsbades des Brünierverfahrens verwendet wird.
10. Verwendung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Brünierverfahren in einer Brünieranlage mit einer Absauganlage durchgeführt
und die abgesaugte Abluft mit einer amidosulfonsäurehaltigen Lösung oder mit einer
schwach alkalischen Lösung gewaschen wird.
11. Verwendung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß sich an das Entfettungsbad einschließlich Spülbad ein Beizbad mit verdünnter
Mineralsäure einschließlich Spülbad anschließt und die Abluft mit Wasser aus einer
Spülstation der Brünieranlage gewaschen und dieses dann wieder in diese Station zurückgeführt
wird.