[0001] Die Erfindung betrifft ein Schleifwerkzeug, seine Herstellung und die Verwendung
eines besonderen Materials dafür.
[0002] Die Erfindung bezieht sich insbesondere auf in großen Stückzahlen verwendete, relativ
schnell verschleißende sogenannte Schleiflamellenteller. Diese bestehen aus einem
scheibenförmigen Träger, der eben oder leicht konisch ist und eine zentrale gelochte
Einsenkung aufweist, über die er mit einer Antriebsspindel kuppelbar ist, sowie aus
auf den nichteingesenkten Rand des Trägers aufgebrachten fächerartig angeordneten
Schleiflamellen.
[0003] Als Material für den Träger sind bisher Stahlblech, Aluminiumblech und phenolharz-oder
polyesterharzgebundene Glasfasermatten bekannt. Alle drei bekannten Trägermaterialien
haben Nachteile:
Stahlblech beschädigt bei unachtsamer Handhabung des Werkzeugs die zu bearbeitende
Oberfläche; Aluminiumblech ist teuer und weist relativ geringe Zugfestigkeit auf,
und das Material auf Glasfaserbasis wirft kaum lösbare Entsorgungsprobleme auf.
[0004] Versuche, den Träger aus Thermoplasten zu fertigen, wurden aufgegeben, da sie im
Betrieb stark erwärmt werden und dann zerstört werden.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Träger der eingangs genannten Gattung zu schaffen,
der frei ist von den Nachteilen der Träger nach dem Stand der Technik. Die erfindungsgemäße
Lösung dieser Aufgabe ist im Patentanspruch 1 definiert. Es wurde nämlich gefunden,
daß dieses an sich bekannte Material ausgezeichnet als Werkstoff für Schleiflamellenträger
geeignet ist. Es umfaßt Schichten aus Holz, Papier (insbesondere Recycling-Papier),
Baumwolle und anderen pflanzlichen Fasern in Form von Geweben oder Floren, geschichtet
in Richtung der Scheibendicke und imprägniert mit einem Kunstharzbindemittel, insbesondere
Phenolharz-Pre-Polymer. Dieses Material wird in einem entsprechenden Werkzeug in die
gewünschte Trägerform unter hohem Druck warmverpreßt. Dabei erfolgt einerseits eine
Vernetzung oder Verfilzung der Schichten und andererseits eine Polymerisation des
Kunstharzes, wobei wegen der Einsenkung beim Verpressen Bahnmaterial von außen nachgezogen
wird. Aus diesem Grund wird auch das zentrale Loch des Tellers erst nachträglich eingebracht.
[0006] Der Verfahrensablauf ist im Patentanspruch 4 zusammengefaßt, wobei die Ansprüche
5 bis 11 Details dieses Verfahrens angeben.
[0007] Dieses Material, das manchmal als ''Formholz" (bei Verwendung von Furnieren) bezeichnet
wird, hat für die hier vorgesehene Verwendung zahlreiche Vorteile: Es ist leicht,
so daß die Antriebsspindel und deren Lager entlastet werden; es läßt sich problemlos
durch Verbrennung entsorgen, wobei keine schädlichen Emissionen entstehen; es wirkt
schwinungsdämpfend und entlastet dadurch den Benutzer. Überraschenderweise haben Versuche
ergeben, daß es auch bei hohen Fliehkraftbelastungen ausreichende Festigkeit aufweist.
Natürlich werden die zu bearbeitenden Metallflächen bei Kontakt mit dem Träger auch
nicht beschädigt.
[0008] Bisher wurden aus solchem "Formholz" kleinere Haushaltsgegenstände, wie Tabletts,
und Möbelteile, insbesondere Stuhlsitze, gefertigt, wobei es auf genaue Maßhaltigkeit
nicht ankommt. Bei mit hohen Drehzahlen umlaufenden Werkzeugen, wie Schleiflamellenteller,
ist jedoch die Formgenauigkeit sehr wichtig; aus diesem Grunde ist Papier oder dünnes
Furnier in der Größenordnung von etwa 0,4 mm Dicke bevorzugt gegenüber dickeren Furnieren,
bei denen die Formgebung durch Verpressen ungleichförmigere Ergebnisse erbringt.
[0009] Das hier in Rede stehende Material ist mit dem Pre-Polymer durchtränkt, wobei das
Endprodukt weniger als 10 Gew.-% und vorzugsweise etwa 5 Gew.-% Phenolharz enthält.
Dies ist ein grundsätzlicher Unterschied zu gewöhnlichem Sperrholz, das seit Jahrzehnten
als Träger für Schleifkorn bekannt ist, vgl. DE-1 034 350 A sowie US-2,707,856 A und
US-2,288,625; bei Sperrholz wechseln Furnier- und Leimschichten einander ab, und es
erfolgt beim Verpressen keine Vernetzung der Holzlagen, abgesehen davon, daß eine
Verformung aus der Ebene heraus kaum möglich ist.
[0010] Als Kunstharzbindemittel ist Phenolharz bevorzugt, weil es ein relativ preisgünstiger
Duroplast ist. Das schließt aber die Verwendung anderer Kunstharze nicht aus. Lamellenträger
allein aus Phenolharz dagegen sind unbrauchbar, weil ihre Festigkeit nicht hinreicht,
abgesehen davon, daß Holz oder insbesondere Recycling-Papier wesentlich preisgünstiger
sind. Kunststoffe, die überwiegend aus Phenolharz mit geringen Anteilen an Verstärkungsmaterial
aus z.B. Baumwollgewebe besteht, wird als Isoliermaterial in der Elektrotechnik eingesetzt,
wäre aber für den hier in Rede stehenden Anwendungsfall nicht brauchbar.
1. Schleifwerkzeug in Form eines mit einer Antriebsspindel kuppelbaren, scheibenförmigen,
einen eingesenkten Zentralbereich aufweisenden und mit Schleiflamellen besetzten Träger,
hergestellt aus in Richtung der Scheibendicke geschichtetem Material auf pflanzlicher
Basis, das mit Kunstharz gebundenen ist.
2. Schleifwerkzeug nach Anspruch 1, bei dem das Material einen oder mehrere der folgenden
Stoffe umfaßt: Holz, Papier, Zellstoff, Fasern aus Baumwolle, Hanf, Flachs, Ramie,
Jute in Form von Gewebe oder Flor.
3. Schleifwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, bei dem das bindende Kunstharz ein Harnstoffharz,
Epoxidharz, Phenolharz, Melaminharz, Polyesterharz oder ein Gemisch eines oder mehrerer
der vorgenannten Harze ist.
4. Verfahren zum Herstellen eines Schleifwerkzeugs in Form eines mit einer Antriebsspindel
kuppelbaren, scheibenförmgen, einen eingesenkten Zentralbereich aufweisenden und mit
Schleiflamellen besetzten Trägers, umfassend die Schritte:
- Iprägnieren von Holzfurnieren oder Papierbahnen mit einem Pre-Polymer,
- Zuschneiden von Stücken aus diesem Material mit Mindestabmessungen, die den gewünschten
Scheibendurchmesser übersteigen,
- Einschichten der Stücke in eine Preßform,
- Warmverpressen der Stücke unter Ausformen der zentralen Einsenkung, Vernetzung des
Hoz- oder Papiermaterials und Polymerisation des Pre-Polymers zum Binden der Holz-
oder Papierschichten, wobei vom Rand der Stücke Material nach innen gezogen wird,
- Ausstanzen des Trägers in dem verpreßten Bereich mit Zentrierung bezüglich der Einsenkung,
und
- Einbringen eines zentralen Lochs in den Träger, zentriert bezüglich der Einsenkung,
wonach der Träger auf der der Einsenkung abgekehrten Seite mit Schleiflamellen beklebt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, bei dem ein Phenolharz-Pre-Polymer eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, bei dem Recycling-Papier verwendet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, bei dem Holzfurniere mit einer Dicke von 0,3 bis
0,8 mm eingesetzt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 7, bei dem die Bahnen mit dem Pre-Polymer
getränkt werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 8, bei dem quadratische Stücke geschnitten
werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 9, bei dem das Warmverpressen und Ausstanzen
in einem gemeinsamen Werkzeug vorgenommen werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 10, bei dem das zentrale Loch gestanzt wird.
12. Verwendung von Preßstoff aus einem geschichteten Material auf pflanzlicher Basis mit
einem Kunstharz-Bindemittel als Träger für mit Schleiflamellen bestückte Schleifwerkzeuge.
13. Schleifwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei dem der Kunstharzanteil des
Trägermaterials unter 10 Gew.-% liegt.
14. Schleifwerkzeug nach Anspruch 13, bei dem der Kunstharzanteil des Trägermaterials
bei etwa 5 Gew.-% liegt.