[0001] Die Erfindung betrifft ein Elektronikkabel nach dem Oberbegriff von Anspruch 1.
[0002] Elektronikkabel für hohe Wechselbiegebeanspruchungen sind in Form von Flachbandkabeln
und in Form von Rundkabeln (die durchaus auch einen nicht runden, sondern eher ovalen
Querschnitt haben können) bekannt. Beim Flachbandkabel sind die einzelnen Adern (bestehend
aus Litze und umgebender Isolierhülle) jeweils einzeln nebeneinander im Kabelmantel
angeordnet, so daß hier die bei Wechselbiegungen auftretenden Relativbewegungen nicht
problematisch sind. Bei Rundkabeln hingegen liegen die Adern in der Kabelseele mit
ihren Isolierhüllen aneinander, die Isolierhüllen scheuern also bei Wechselbiegungen
aneinander.
[0003] Die einzelnen Adern sind bei modernen Elektronikkabeln zumeist mit extrudierten Kunststoff-Isolierhüllen
ausgerüstet, die auf der Oberfläche eine relativ hohe Reibungszahl aufweisen. Ohne
weitere Maßnahmen sind diese Kabel daher für hohe Wechselbiegebeanspruchungen nicht
unbedingt geeignet.
[0004] Bei der Erläuterung hoher Wechselbiegebeansprungen ist zu berücksichtigen, daß Elektronikkabel
für diese Anwendungsfälle, beispielsweise bei Industrierobotern od. dgl., mehrere
Millionen Biegewechsel mit einem Biegeradius bis hinunter zu dem fünffachen Durchmesser
des Kabels überstehen müssen, und das auch noch bei erhöhter Temperatur, beispielsweise
bei einer Temperatur von gleichbleibend 350 K. Dabei ist weiter zu berücksichtigen,
daß derartige Elektronikkabel beispielsweise Durchmesser von 7 bis 10 mm haben, hier
also Biegeradien von 35 bis 50 mm zur Debatte stehen.
[0005] Die mit hohen Wechselbiegebeanspruchungen auftretenden Schwierigkeiten durch die
aneinanderscheuernden Isolierhüllen der einzelnen Adern kann man mit Gleitmitteln
zwischen den Adern zu beseitigen versuchen. Bekannt ist dabei seit langem die Verwendung
von Talkumpuder als Gleitmittel zwischen den Adern. Für extrem hohe Wechselbiegebeanspruchungen,
wie sie für Elektronikkabel beispielsweise für Industrieroboter zuvor erläutert worden
sind, ist das aber keine brauchbare Lösung. Folglich ist man in der Vergangenheit
darauf verfallen, die einzelnen Adern eines mehradrigen Elektronikkabels, meist zwischen
6 und 20 Adern, die um eine Füllader oder eine als Mittelleiter dienende Mittelader
angeordnet sind, einzeln zu umbändern. Dabei wird jede einzelne Ader mit einer dünnen
Kunststoff-Gleitfolie umgeben, bevor die einzelnen Ader die Kabelseele bildend miteinander
verseilt werden. Damit erreicht man die gewünschten Anforderungen hinsichtlich der
Biegewechselfestigkeit einerseits und hinsichtlich Isolation, Rückstellverhalten bzw.
Eigensteifigkeit andererseits. Als Material für die Gleitfolie dienen moderne extrudierfähige
Kunststoffe, insbesondere hat sich hier Polytetrafluorethylen (PTFE) bewährt. Diese
Elektronikkabel sind der Anmelderin aus der Praxis bekannt. Im übrigen ergibt sich
die einzelne Umbänderung eines isolierten Adernbündels für sich auch aus druckschriftlichem
Stand der Technik (DE 3 636 621 A1).
[0006] Die zuvor erläuterten Elektronikkabel mit einzeln umbänderten Adern sind in der Herstellung
ausgesprochen teuer.
[0007] Bei einem in der Form eines Rundkabels vorliegenden Elektronikkabel, das nicht für
hohe Wechselbiegebeanspruchungen ausgelegt ist, ist für eine metallische Abschirmfolie
vorgeschlagen worden, diese zunächst nur lose um eine innere, ringförmig angeordnete
Gruppe von Adern schräg laufend zu bändern, dann eine zweite, äußere Gruppe von Adern
auf Lücke gesetzt von außen aufzulegen oder zulaufen zu lassen und schließlich die
beiden Gruppen von Adern in eine kreisringförmige Anordnung zu drücken und mit einer
äußeren metallischen Abschirmfolie zu umgeben. Dadurch soll auf herstellungstechnisch
einfache Weise erreicht werden, daß eine vollständige Abschirmung der einzelnen Adern
nach allen Seiten gewährleistet ist (EP O 257 855 A2).
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde anzugeben, wie ein Elektronikkabel der eingangs
erläuterten Art für hohe Wechselbiegebeanspruchungen auszugestalten ist, um ohne jeden
Qualitätsverlust kostengünstiger hergestellt werden zu können.
[0009] Die zuvor aufgezeigte Aufgabe ist bei einem Elektronikkabel mit den Merkmalen des
Oberbegriffs von Anspruch 1 durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils von Anspruch
1 gelöst.
[0010] Erfindungsgemäß ist erkannt worden, daß die Umbänderung jeder einzelnen Ader des
Elektronikkabels mit einer Kunststoff-Gleitfolie für sich für den gewünschten Gleiteffekt
der Adern gegeneinander gar nicht erforderlich ist. Der Gleiteffekt tritt nämlich
nicht zwischen den Oberflächen der bei den bekannten Elektronikkabeln aneinander anliegenden
Gleitfolien benachbarter Adern auf, sondern an den Grenzflächen Gleitfolie/Oberfläche
der Isolierhülle der jeweiligen Ader. Diese Erkenntnis macht deutlich, daß es ausreicht,
eine einlagige Gleitfolie zwischen jeweils benachbarten Adern eines solchen Elektronikkabels
zu realisieren.
[0011] Man könnte eine einlagige Gleitfolie zwischen benachbarten Adern eines Elektronikkabels
der in Rede stehenden Art dadurch realisieren, daß man nur jede zweite Ader für sich
mit einer Kunststoff-Gleitfolie umbändert. Das ist aber nach wie vor herstellungstechnisch
ziemlich aufwendig. Folglich geht die Lehre der Erfindung einen Schritt weiter und
gibt an, wie man eine einlagige Gleitfolie zwischen benachbarten Adern eines Elektronikkabels
der in Rede stehenden Art herstellungstechnisch optimal realisieren kann, nämlich
indem man einfach eine Gleitfolie schlangenlinienförmig zwischen den Adern einlaufen
läßt.
[0012] Bei einem Elektronikkabel mit einer relativ geringen Anzahl von Adern, beispielsweise
einem sechsadrigen Elektronikkabel, kann man mit einer einzigen Gleitfolie für alle
Adern des Elektronikkabels arbeiten. Bei größerer Anzahl von Adern im Elektronikkabel
kann es sich empfehlen, zwei oder drei (oder auch mehrere) Gruppen von Adern zu bilden
und jeder einzelnen Gruppe eine einzelne Gleitfolie zuzuordnen. An den einander zugewandten
Enden von jeweils zwei Gruppen empfiehlt sich dann aus Gründen der optimalen Fixierung
der Gleitfolien, daß diese aneinander zur Anlage kommen. In diesen Bereichen wird
also von dem Grundprinzip der einlagigen Gleitfolie aus technischen Gründen abgewichen.
[0013] Die Gleitfolie bzw. eine Gleitfolie, die mäanderförmig mehrere Adern umfaßt, kann
in gleicher Weise auch die Mittelader eines Elektronikkabels der in Rede stehenden
Art umfassen. Die Mittelader kann aber auch, insbesondere dann, wenn es sich lediglich
um eine Füllader handelt, an der Oberfläche entsprechend reibungsarm ausgerüstet sein.
Schließlich kann die Mittelader auch eine eigene Gleitfolie aufweisen, also separat
umbändert sein.
[0014] Für die erfindungsgemäß eingesetzte Gleitfolie, die sich mäanderförmig zwischen benachbarten
Adern des Elektronikkabels hindurchwindet, empfiehlt sich eine Dicke von 5 bis 50
µm, vorzugsweise von ca. 20 bis 30 µm, jedenfalls dann, wenn die Gleitfolie, wie an
sich bekannt, aus Polytetrafluorethylen (PTFE) besteht.
[0015] Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher
erläutert. Die einzige Figur der Zeichnung zeigt ein Elektronikkabel der erfindungsgemäßen
Art ohne äußeren Kabelmantel im Schnitt.
[0016] Die Figur der Zeichnung zeigt einen Querschnitt durch ein Elektronikkabel für hohe
Wechselbiegebeanspruchungen, in der Form eines Rundkabels, mit einer Mehrzahl von
jeweils einzeln eine Isolierhülle aufweisenden Adern 1 und, im dargestellten Ausführungsbeispiel,
einer als Füllader ausgeführten Mittelader 2. Die Mittelader 2 könnte ihrerseits wieder
eine Gruppe von Einzeladern sein oder einen Mittelleiter darstellen. Das alles ist
für sich aber seit langem aus der Praxis bekannt.
[0017] Für hohe Wechselbiegebeanspruchungen ist nun wesentlich, daß die einzelne Ader 1
und gegebenenfalls auch die Mittelader 2 umbändert ist, d. h., daß zwischen den Adern
1 Kunststoff-Gleitfolien 3 mit geringer Reibungszahl angeordnet sind. Dadurch wird
das verschleißfördernde Scheuern der Isolierhüllen der einzelnen Adern 1 unmittelbar
aneinander verhindert.
[0018] Die einzige Figur zeigt nicht den äußeren Kabelmantel des Elektronikkabels, der regelmäßig
aus isolierendem Material, insbesondere aus Kunststoff oder Gummi, besteht, und selbstverständlich
auch hier vorgesehen ist.
[0019] Wesentlich ist, daß nur eine einzige Gleitfolie 3 für jeweils eine Gruppe von mehreren
Adern 1 gemeinsam vorgesehen ist. Im hier dargestellten Ausführungsbeispiel sind zwei
Gruppen von jeweils vier Adern 1 vorgesehen, es handelt sich insgesamt um ein achtadriges
Elektronikkabel mit als Füllader ausgeführter Mittelader 2. Im Prinzip könnte aber
auch eine einzige Gleitfolie 3 für alle Adern 1 genutzt werden.
[0020] Jede der beiden Gleitfolien 3 ist gleichzeitig vier Adern 1 zugeordnet, erstreckt
sich in Längsrichtung der zugeordneten Adern 1 und umfaßt quer zur Längsrichtung die
Adern 1 mäanderförmig. Das zeigt die einzige Figur der Zeichnung sehr schön, man erkennt
deutlich, daß benachbarte Adern 1 abwechselnd auf der einen und auf der anderen Seite
von der Gleitfolie 3 umlaufen werden. Dadurch besteht nirgendwo eine unmittelbare
Anlage der Isolierhüllen benachbarter Adern 1 aneinander, an allen potentiellen Scheuerstellen
liegt eine einlagige Gleitfolie 3 zwischen den Isolierhüllen der Adern 1.
[0021] Das in der einzigen Figur dargestellte Ausführungsbeispiel zeigt, daß die Gleitfolien
3 der beiden Gruppen an den Enden aneinander zur Anlage kommen, an diesen besonderen
Bereichen also eine doppellagige Gleitfolie 3 existiert. Das ist zwar hinsichtlich
des leichten Gleitens nicht erforderlich, hat aber fixierungstechnische Vorteile.
[0022] Im in der einzigen Figur dargestellten Ausführungsbeispiel liegen die Adern 1 zum
Teil unmittelbar an der Oberfläche der Mittelader 2 an. Das ist im dargestellten Ausführungsbeispiel
deshalb unproblematisch, weil die Oberfläche der Mittelader 2 eine besonders geringe
Reibungszahl aufweist. Das ist möglich, da das Material der Mittelader 2 hier nach
reibungstechnischen Gesichtspunkten ausgewählt werden kann, da die Mittelader 2 nur
eine Füllader ist. In anderen Fällen, in denen die Oberfläche der Mittelader 2 eine
höhere Reibungszahl aufweist, also ein Scheuern zwischen der Oberfläche der Mittelader
2 und der Oberfläche der Isolierhülle der jeweils angrenzenden Ader 1 unter den Randbedingungen
der hohen Wechselbiegebeanspruchungen auftreten könnte, empfiehlt sich auch hier eine
entsprechende Gleitfolie. Es kann sich dabei um eine Verlängerung der den Adern 1
zugeordneten Gleitfolie 3 handeln oder auch um eine separate Gleitfolie zur Umbänderung
der Mittelader 2.
[0023] Das dargestellte Ausführungsbeispiel ist schematisch zu verstehen, es entspricht
etwa einem Elektronikkabel mit verseilten Adern 1 in einem Kabelmantel mit einem Außendurchmesser
von 7 mm, die Dicke der Gleitfolien 3 ist nicht maßstabgerecht. Sie beträgt vorzugsweise
ca. 25 µm, sofern die Gleitfolie aus Polytetrafluorethylen (PTFE) besteht.
[0024] Neben den erheblichen Vorteil einer stark vereinfachten Herstellung mit einer Materialersparnis
von ca. 50% für die Gleitfolie tritt der weitere Vorteil eines geringeren Gesamtdurchmessers
des Elektronikabels. Die doppellagigen Gleitfolien des Standes der Technik sind durch
einlagige Gleitfolien an im wesentlichen allen bisherigen Punkten ersetzt.
1. Elektronikkabel für hohe Wechselbiegebeanspruchungen, in der Form eines Rundkabels,
mit einer Mehrzahl von jeweils einzeln eine Isolierhülle aufweisenden Adern (1), gegebenenfalls
angeordnet um eine Mittelader (2) als Mittelleiter oder Füllader, mit zwischen den
Adern (1, 2) angeordneten Kunststoff-Gleitfolien (3) mit geringer Reibungszahl und
mit einem äußeren Kabelmantel aus isolierendem Material, insbesondere aus Kunststoff
oder Gummi, dadurch gekennzeichnet, daß nur eine einzige Gleitfolie (3) für alle Adern (1) oder jedenfalls jeweils für
eine Gruppe von mehreren Adern (1) gemeinsam vorgesehen ist und daß die Gleitfolie
(3) sich in Längsrichtung der zugeordneten Adern (1) erstreckt und diese quer zur
Längsrichtung mäanderförmig umfaßt, also benachbarte Adern (1) abwechselnd auf der
einen und auf der anderen Seite umfaßt.
2. Elektronikkabel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Adern (1) in zwei
oder drei Gruppen mit jeweils einer Gleitfolie (3) unterteilt sind und daß gegebenenfalls
die Gleitfolien (3) benachbarter Gruppen an den Enden aneinander zur Anlage kommen.
3. Elektronikkabel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die um die Mittelader
(2) angeordneten Adern (1) mit der mäanderförmigen Gleitfolie (3) bzw. mit den mäanderförmigen
Gleitfolien (3) umlegt sind und daß die Oberfläche der Mittelader (2) selbst eine
besonders geringe Reibungszahl aufweist oder die Mittelader (2) selbst mit einer eigenen
Gleitfolie umlegt ist.
4. Elektronikkabel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Gleitfolie (3) aus Polytetrafluorethylen (PTFE) besteht und eine Dicke von 5 bis 50
µm, vorzugsweise von ca. 20 bis 30 µm aufweist.
5. Elektronikkabel für hohe Wechselbiegebeanspruchungen, in der Form eines Rundkabels,
mit einer Mehrzahl von jeweils einzeln eine Isolierhülle aufweisenden Adern (1), gegebenenfalls
angeordnet um eine Mittelader (2) als Mittelleiter oder Füllader, mit zwischen den
Adern (1, 2) angeordneten Kunststoff-Gleitfolien (3) mit geringer Reibungszahl und
mit einem äußeren Kabelmantel aus isolierendem Material, insbesondere aus Kunststoff
oder Gummi, dadurch gekennzeichnet, daß nur jede zweite Ader (1) mit einer Kunststoff-Gleitfolie
(3) vollständig umbändert ist, so daß jeweils eine umbänderte Ader (1) benachbart
ist.