[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beizen von Werkstücken aus hochlegierten
Werkstoffen gemäß dem Gattungsbegriff des Hauptanspruches.
[0002] Entsprechend dem Stand der Technik werden Werkstücke aus hochlegierten Werkstoffen,
z. B. Bleche, Rohre oder Stangen in einer Mischsäure bestehend aus Salpetersäure,
Flußsäure und Wasser gebeizt, wobei unter hochlegierten Werkstoffen verstanden werden
sollen austenitische und austenitisch-ferritische Stähle sowie Nickel und Ni-Basislegierungen.
Eine Beizung kann erforderlich sein nach einer Warmumformung, wie zum Beispiel Strangpressen
oder einer Wärmebehandlung, um den sich gebildeten Zunder zu entfernen. Während des
Beizens in der Mischsäure, die üblicherweise in einem Temperaturbereich von Raumtemperatur
bis 70 Grad Celsius betrieben wird, werden entsprechend dem Materialabtrag erhebliche
Mengen an Stickoxiden (NO; NO₂) freigesetzt. Diese Stickoxide werden in der Beizanlage
zusammen mit der im Ansaugbereich sich befindenden Raumluft abgesaugt und mittels
aufwendiger Waschverfahren entfernt, bevor die Dämpfe oftmals sogar ungenügend gereinigt
in die Atmosphäre geleitet werden. Im Zuge der sich verschärfenden behördlichen Auflagen
was die Emission von Stickoxiden betrifft, müssen die Waschanlagen um weitere Stufen
ergänzt bzw. die vorhandenen Stufen wirkungsmäßig verbessert werden, un reproduzierbar
in der entweichenden Kaminabluft die geforderten Grenzwerte einhalten zu können. Der
dafür notwendige Ausbau der Waschanlagen mit einem einhergehenden enormen Wasserverbrauch
sowie die Wartung dieser Anlage sind sehr teuer. Außerdem wird durch die zusätzlichen
Aufbereitungsstufen wertvoller Platz in Anspruch genommen.
[0003] Zur Vermeidung dieses Problems wird entsprechend der JP 58-110682 vorgeschlagen,
der Mischsäure zusätzlich Amidosulfonsäure (NH₂) HSO₃ als NO
x-Akzeptor zuzusetzen. Amidosulfonsäure reagiert mit der salpetrigen Säure HNO₂ zu
Schwefelsäure, Stickstoff und Wasser (siehe auch Lehrbuch der analytischen und präparativen
anorganischen Chemie, S. Hirzel Verlag Stuttgart 1976, Seite 198)
(NH₂) HSO₃ + HNO₂→H₂SO₄ + N₂↑ + H₂O (1)
[0004] In der genannten japanischen Schrift ist weiterhin offenbart, daß außer der bereits
beschriebenen Reaktion unter anderem noch folgende Reaktionen infolge der sich bildenden
Schwefelsäure ablaufen können.
5 Fe + 18 HNO₃ + H₂SO₄→4 Fe (NO₃)₃ + FeSO₄ + 6 HNO₂ + 6 H₂O + H₂ (2)
6 FeSO₄ + 6 HNO₃ → 2 Fe₂ (SO₄)₃ + 2 Fe (NO₃)₃ + 3 H₂ (3)
4 HNO₂ + H₂ → 3 H₂O + 3 NO + NO₂ (4)
[0005] Dies bedeutet, daß Mit zunehmendem Verbrauch der einmal zugesetzten Amidosulfonsäure
über die Reaktionen gemäß den Gleichungen (2) bis (4) steigend Stickoxide entstehen.
Um diese weitgehend zu eliminieren, wird vorgeschlagen, der Mischsäure Wasserstoffperoxid
zuzusetzen. Die Reaktion läuft dann nach der untenstehenden Gleichung ab
6 FeSO₄ + 6 HNO₃ + 3 H₂O₂→ 2 Fe₂ (SO₄) + 2 Fe (NO₃)₃ + 6 H₂O (5)
[0006] Die in der zitierten japanischen Schrift angegebenen Reaktionsgleichungen sind unvollständig,
da nur die Reaktion des Eisens abgehandelt wurde und andere Reaktionen mit weiteren
aus dem Beizgut stammenden Elementen wie z. B. Cr, Ni gegeben sind, ohne daß es zwingend
zur Bildung von HNO₂ kommt. Das vorgeschlagene Verfahren hat deshalb den Nachteil,
daß aufgrund der Bildung von Schwefelsäure und der sich daraus ergebenden Sekundärreaktionen
nach Erschöpfung der Wirkung der Amidosulfonsäure die Zugabe von Wasserstoffperoxid
schwierig zu dosieren ist. Wird eine zu geringe Menge zugegeben, dann werden laut
Tabelle 2 der Schrift NO
x-Werte von 500 bis über 1000 ppm erreicht. Es muß deshalb Wasserstoffperoxid in einer
Konzentration von > 0,5 % zugegeben werden, um den NO
x-Anteil auf ein akzeptables Maß herunterzudrücken. Dies verteuert das Verfahren ganz
erheblich, wobei in der genannten Schrift nicht erläutert ist, welche Maßnahmen zu
ergreifen sind, wenn die Wirkung des Wasserstoffperoxid nach läßt. Das offenbarte
Verfahren ist nicht für einen Beizdauerbetrieb geeignet, da es keinen Hinweis gibt,
wie ein angestrebter niedriger NO
x-Anteil über einen längeren Zeitraum gehalten werden kann und wie Beizgüter aus stark
unterschiedlichen Werkstoffen zu behandeln sind.
[0007] Aus der nicht gattungsbildenden AT 381 118 ist weiterhin ein Verfahren zum oxydierenden
Vorbeizen von C-Stählen bekannt, bei der eine 4-8% Salpetersäure verwendet wird und
Akzeptoren wie z. B. Amidosulfonsäure zugesetzt werden, um die Bildung von NO
x-Gasen zu vermindern. Dieses Vorbeizen ist Teil einer Gesamtbehandlung, um die Stahloberfläche
für eine Direktweißemaillierung vorzubereiten.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zum Beizen von Werkstücken
aus stark unterschiedlichen hochlegierten Werkstoffen anzugeben, mit den bei kurzen
Beizzeiten und im Dauerbetrieb in einfacher Weise und platzsparend die behördlich
festgelegten Grenzwerte bezüglich der zulässigen Emission von Stickoxiden sicher unterschritten
werden.
[0009] Diese Aufgabe wird mit den im kennzeichnenden Teil des Hauptanspruches angegebenen
Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sowie eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0010] In der Beschreibungseinleitung wurde bereits darauf hingewiesen, daß die Verwendung
von Amidosulfonsäure als Akzeptor zur Vermeidung der Bildung von NO
x-Gasen beim Beizen von Werkstücken aus hochlegierten Werkstoffen in einem Mischsäurebad
(Salpetersäure, Flußsäure, Wasser) im Prinzip bekannt ist. Dabei läuft die Reaktion
nach der Gleichung (1) ab

Nicht gelöst war bisher das Problem, wie man bei Dauerbetrieb einer Beize die NO
x-Bildung weitgehend vermeiden kann, ohne auf Zusatzmittel wie z. B. Wasserstoffperoxid
zurückzugreifen und mit aufwendigen Dosiereinrichtungen arbeiten zu müssen.
Dazu wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, unmittelbar im Entstehungsbereich der Reaktionsprodukte
den NO
x-Anteil fortlaufend zu messen und bei Überschreiten eines vorgegebenen Schwellwertes
für den NO
x-Anteil prozeßgesteuert der Mischsäure im Bad eine im Überschußbereich liegende Menge
an Amidosulfonsäure in flüssiger Form zuzusetzen. Diese Prozedur wird wiederholt,
wenn entweder der vorgegebene Schwellwert erneut überschritten wird oder nach einer
festgelegten Zeitspanne nach Beendigung der Zufuhr der aktuelle gemessene Wert für
den NO
x-Anteil noch oberhalb des vorgegebenen Schwellwertes liegt. Die pulverförmige Amidosulfonsäure
wird in kaltem Wasser gelöst und auf eine Konzentration von ca. 20 Gewichtsprozent
angesetzt. Die geregelte Mengenzufuhr der flüssigen Amidosulfonsäure geschieht in
der Weise, daß bei bekannter Pumpenleistung mittels einer Schaltuhr die Pumpenlaufzeit
festgelegt wird. Danach erfolgt eine Schaltpause von x Minuten, die die Zeit berücksichtigt,
bis sich je nach Größe des Beizbades die zugeführte Amidosulfonsäure gleichmäßig im
Bad verteilt hat. Sollte nach dieser Schaltpause der aktuell gemessene Wert für den
NO
x-Anteil noch oberhalb des vorgegebenen Schwellwertes liegen, erfolgt eine erneute
Zufuhr von Amidosulfonsäure in der gleichen Menge wie vorher. Damit wird sichergestellt,
daß in Abhängigkeit von der Verteilung des NO
x-Akzeptors und der aktuellen Beizsituation Amidosulfonsäure über einen längeren Zeitraum
von mindestens einigen Stunden im Überschuß im Bad vorhanden ist. Der Vorteil des
Verfahrens ist darin zu sehen, daß zum einen eine preiswerte Chemikalie als NO
x-Akzeptor zum Einsatz kommt, ein Dauerbetrieb der Beize möglich ist und im Normalfall
der schon im Entstehungsbereich erfaßte NO
x-Anteil nahezu bei Null bzw. an der Nachweisgrenze (ca.1 mg/m³) liegt.
[0011] Für eine Beize zum Beizen von Rohren wurde der Schwellwert des NOx-Anteiles für die
Zugabe von Amidosulfonsäure bei 15 mg/m³ = 7,8 ppm festgelegt. Dieser Wert berücksichtigt
die besonderen Umstände beim Beizen von Rohren, wo zum Beispiel eine eingeschlossene
Luftblase mit angereichertem NO
x beim Anheben des Paketes plötzlich frei wird und kurzzeitig der Meßwert im Erfassungsbereich
ansteigt. Eine vergleichbare Situation ergibt sich dann, wenn ein großes Rohrpaket
mit starkem Verzunderungsgrad eine starke Badbewegung beim Eintauchen auslöst, die
lokal zu einem kurzzeitigen Anstieg des NO
x-Anteils im Erfassungsbereich führen kann. Um für diese Fälle eine Übersteuerung zu
vermeiden, was zu einem viel zu häufigen Pumpenbetrieb führen würde, hat man den Schwellwert
auf ein Niveau gesetzt, der aufgrund der Auswertung einer Vielzahl von Meßschrieben
eindeutig im Zusammenhang steht mit einem Verbrauch der zugesetzten Amidosulfonsäure.
Dies bedeutet, daß für andere Anwendungsfälle, z. B. Flachprodukte mit einem relativ
konstanten Verzunderungsgrad der Schwellwert tiefer gesetzt werden kann, z. B. bei
1 ppm. Dadurch könnte man erreichen, daß der über den Schwellwert hinausschießende
NO
x-Anteil, bis die Wirkung der neu zugeführten Amidosulfonsäure wieder einsetzt, niedriger
liegt und die anfallende Menge an NO
x insgesamt geringer ist.
Erfindungswesentlich ist, daß die Messung in unmittelbarer Nähe der Entstehung der
Reaktionsprodukte vorgenommen wird, da festgestellt wurde, daß mit zunehmender Vermischung
der abgesaugten Dämpfe mit Fremdluft keine verwertbaren Anzeigen sich ergeben. Aus
diesem Grunde wird vorgeschlagen, einen Fühler am Abzugskanal des Bades nur etwas
oberhalb des Badspiegels anzuordnen. Damit ist sichergestellt, daß in Abhängigkeit
von der durchgesetzten Beizgutmenge der sich ergebende Verbrauch der Amidosulfonsäure
im Bad durch das Entstehen einer meßbaren Menge an Stickoxiden sofort durch den Fühler
detektiert werden kann, ehe in der Kaminabluft überhaupt ein meßbarer Wert zu erkennen
ist. Zur automatischen Steuerung des Prozesses wird weiterhin vorgeschlagen, den Fühler
über eine Leitung mit einem Meßgerät zur Bestimmung des NO
x-Gehaltes und einem Regelkreis zu verbinden, der bei Überschreiten eines vorgegebenen
NO -Schwellwertes von z. B. 15 mg/m³ = 7,83 ppm, welcher erheblich unter dem Grenzwert
der TA-Luft (1500 mg/m³ = 780 ppm) liegt, ein Steuersignal bildet. Dieses Signal wird
an den elektrischen Antrieb einer Pumpe, die an einem Vorratsbehälter für die flüssige
Amidosulfonsäure angeordnet ist, weitergeleitet, so daß mittels einer Zeitschaltuhr
entsprechende Mengen von Amidosulfonsäure dem Bad zugeführt werden können. Um die
erforderliche Zeitspanne für die Durchmischung der zugeführten Amidosulfonsäure mit
zu berücksichtigen, wird weiterbildend vorgeschlagen, den Meßfühler an der von der
Einmündung der Zuleitung am weitesten entfernt liegenden Stelle zu befestigen. Damit
ist gewährleistet, daß die in bezug auf die Wirkung der Amidosulfonsäure am ungünstigsten
liegende Stelle die Meßstelle ist und alle anderen Bereiche des Beizbades Werte für
den NO
x-Anteil unterhalb des Wertes der Meßstelle aufweisen.
[0012] Der Vorteil des Verfahrens ist darin zu sehen, daß im Normalbetrieb der NO
x-Anteil durch die Wirkung der Amidosulfonsäure an der Nachweisgrenze. gefahren wird,
d. h. nahezu Null ist. Die kurzzeitige Erhöhung des NO
x-Anteils auf im Normalfall 20 ppm, die in Ausnahmefällen bei starkem Verzunderungsgrad
und großer Beizfläche auch 50 ppm betragen kann, ist so gering, daß auf die Auswaschung
der Stickoxide in der Abluft verzichtet werden kann. Der Wegfall der Waschanlagen
bedeutet auch eine nicht unerhebliche Einsparung an Wasser, die sich in günstigen
Beizkosten pro Tonne gebeizten Materials niederschlägt. Zur Absicherung des Verfahrens
wird außerdem vorgeschlagen, eine redundant arbeitende Pumpe anzuordnen und im Falle
des Versagens einer oder beider Pumpen einen Warnton auszulösen, um durch Herausheben
des Beizgutes die NO
x-Bildung zu unterbinden. Die Auslösung für den Warnton ist beispielsweise so eingestelt,
daß kurzzeitig ein NO
x-Anteil von 100 mg/m³ = 78 ppm erreicht wird. Wie sicher das einfach zu handhabende
Verfahren arbeitet wird daran erkennbar, daß zusätzlich zur Messung im Entstehungsbereich
auch bei kurzfristiger Erhöhung des NO
x-Anteiles auf Werte zwischen 30 - 50 ppm eine Messung im Kamin Werte < 1 ppm ergab.
Diesen Wert muß man in Beziehung setzen zum zulässigen Grenzwert der TA-Luft von 780
ppm, der an der Abgabestelle an die Umgebung gilt, während an der Arbeitsstelle der
MAK-Wert (maximale Arbeitsplatzkonzentration) verbindlich ist.
[0013] In der Zeichnung wird das Verfahren und die Wirkungsweise näher erläutert.
[0014] Es zeigen:
- Figur 1
- die schematische Darstellung einer Rohrbeizanlage
- Figur 2
- eine Draufsicht der Rohrbeizanlage
- Figur 3
- den Verlauf typischer Meßabfolgen
[0015] Die Beizanlage weist ein beheizbares, hier im Querschnitt dargestelltes Beizbecken
1 auf, das mit einer Mischsäure 2, bestehend aus Salpetersäure, Flußsäure und Wasser
gefüllt ist und in das beispielhaft ein Bündel aus Rohren 3 aus einem hochlegierten
Werkstoff zum Beizen eingetaucht ist. Die nach oben steigenden, dampfförmigen Reaktionsprodukte
werden, wie durch die Pfeile 4 gekennzeichnet, zusammen mit der Raumluft durch die
an der Oberkante des Beizbeckens 1 angeordneten Abzugskanäle 5,5', 5'',5''' abgesaugt.
Die Abzugskanäle 5,5',5'',5''' sind mit Leitungen 6,7 verbunden, die vereinigt einer
hier schematisch dargestellten Waschanlage 8 zugeführt werden. in dieser konstruktiv
sehr einfachen Waschanlage 8 werden die noch in den abgesaugten Dämpfen vorhandenen
Restspuren von Stickoxiden und anderen Stoffen ausgewaschen und anschließend die gereinigte
Abluft über eine Leitung 9 dem Abluftkamin 10 zugeführt. Da durch das erfindungsgemäße
Verfahren der verbleibende NO
x-Anteil weit unterhalb des behördlich zulässigen Grenzwertes abgesenkt wird, könnte
in bezug auf die Stickoxide auf die Waschanlage 8 verzichtet werden. Da diese Waschanlage
8 aber für die Entfernung der Fluoride erforderlich ist, ist sie eine weitere Sicherheit
für die Abbindung von Stickoxiden bei der verfahrensbedingt kurzzeitigen Erhöhung
des NO
x-Anteils in der Übergangszeit vom Einschalten der Pumpe 20 bis zur Wirksamkeit der
zugeführten Amidosulfonsäure im ganzen Beizbecken 1.
[0016] Im Bereich des Abluftkamines 10 ist ein Meßfühler 11 angeordnet, der mit einem Meßgerät
12 verbunden ist und der die in der Abluft noch vorhandenen Restspuren von zu erfassenden
Stoffen laufend mißt. Diese Aufzeichnungen dienen als Dokumentation gegenüber den
routinemässigen Überprüfungen des Gewerbeaufsichtsamtes hinsichtlich der Emission
von Schadstoffen. Ein weiterer Meßfühler 13 ist am Abluftkanal 5' angeordnet, und
zwar so, daß die Spitze des Fühlers 13 unmittelbar in der Nähe des Badspiegels 14
sich befindet. Der Meßfühler 13 ist über eine Leitung 15 mit einem Meßgerät 16 zur
Bestimmung der NO
x-Gehaltes verbunden. Der gemessene Istwert kann zum einen direkt auf einem Anzeigegerät
17 dargestellt oder einem Steuergerät 18 zugeführt werden, der im Abgleich zu einem
vorgegebenen Schwellwert ein Steuersignal bildet. Dieses Steuersignal wird über eine
Leitung 19 dem elektrischen Antrieb 20 einer Pumpe (hier nicht dargestellt) zugeführt.
Diese Pumpe ist an einem Vorratsbehälter 21 für die Amidosulfonsäure angeordnet, von
der eine Leitung 22 zum Beizbecken 1 führt. Vom Steuergerät 18 führt eine weitere
Leitung 23 zu einem Akustikgeber 24, der einen Warnton dann abgibt, falls bei Ausfall
der Pumpe 20 der NO
x-Anteil eine vorgegebene Warngrenze von z. B. 100 mg/m³ = 78 ppm übersteigen sollte.
In diesem Falle ist die Bedienungsmannschaft gehalten, das oder die Rohrpakete 3 aus
dem Beizbecken 1 zu heben, um damit das Beizverfahren zu unterbrechen und eine weitere
NO
x-Bildung zu verhindern. Eine zusätzliche Absicherung wäre in der Weise möglich, indem
man zur ersten Pumpe 20 eine zweite hier nicht dargestellte redundant arbeitende Pumpe
anordnet. In der Draufsicht (Fig. 2) ist zu erkennen, daß der Meßfühler 13 an der
am weitesten von der Wirkung der zugeführten Amidosulfonsäure entfernt liegenden Stelle
angeordnet ist. Damit ist sichergestellt, daß die Zeitspanne für die Durchmischung
der zugeführten Amidosulfonsäure mit der im Beizbecken 1 vorhandenen Mischsäure 2
berücksichtigt wird.
[0017] In Figur 3 sind in einem Diagramm beispielhaft einige typische Meßabfolgen dargestellt.
Auf der Ordinate ist der im Entstehungsbereich erfaßte und gemessene NO
x-Anteil in ppm abgetragen und auf der Abszisse die Zeit.
Die Meßabfolge I zeigt den üblichen Verlauf des NO
x-Anteils bei nachlassender Wirkung der zugesetzten Amidosulfonsäure. Der gemessene
NO
x-Anteil steigt relativ schnell an und bei Erreichen des vorgegebenen Schwellwertes
25 hier beispielsweise bei 8 ppm wird die Pumpe 20 angeschaltet und eine im Überschuß
liegende Menge an Amidosulfonsäure der Mischsäure zugesetzt. Da die Wirkung der zugeführten
Amidosulfonsäure infolge der notwendigen Zeit für die Durchmischung nicht sofort an
allen Stellen des Beizbeckens 1 voll einsetzt, steigt der NO
x-Anteil erst einmal weiter an und erreicht hier beispielsweise als Peakpoint 20 ppm.
Danach fällt der Wert wieder auf nahezu Null ab. Durch die Meßabfolge II soll die
Besonderheit der Rohrbeizanlage angedeutet werden, bei der nicht auszuschließen ist,
daß durch eine freiwerdende Luftblase oder durch ungewöhnlich heftige Badbewegung
ein kurzfristiger Anstieg des NO
x-Anteils im Erfassungsbereich 13 detektiert wird. Da dieser mit seinen Spitzenwert
aber noch unterhalb des vorgegebenen Schwellwertes 25 liegt, erfolgt keine Auslösung
des Pumpenbetriebes. Damit wird verhindert, daß bei an sich ausreichender Menge an
Amidosulfonsäure im Mischsäurebad ein lokal bedingt erhöhter NO
x-Wert eine weitere Zufuhr von Amidosulfonsäure verursacht.
Die Meßabfolge III zeigt einen Ausnahmefall, der dann eintreten kann, wenn zum Zeitpunkt
des Abklingens der Wirkung der Amidosulfonsäure ein besonders großes Rohrpaket mit
starkem Verzunderungsgrad eingesetzt wird. Dabei ist es möglich, daß der über den
Schwellwert 25 hinausschießende NO
x-Anteil kurzfristig Spitzenwerte im Bereich 40 - 50 ppm erreicht und die Abklingzeit
insgesamt länger ist. Mit x ist auf der Zeitachse die festgelegte Schaltpause für
die Pumpe aufgetragen. Das Beispiel III zeigt nun, daß danach der aktuell gemessene
Wert noch oberhalb des Schwellwertes 25 liegt und demzufolge die Pumpe erneut eingeschaltet
wird. Die bei etwa 78 ppm eingetragene Warngrenze 26 ist ein weiterer Schwellwert,
der dann von Bedeutung ist, falls durch Ausfall der Pumpe der NO
x-Anteil auf diesen Wert hochschnellen sollte. In diesem Falle wird, wie bereits geschildert,
ein Warnton ausgelöst und durch Herausheben des oder der Rohrpakete 3 das Beizverfahren
unterbrochen, um eine weitere die Gesundheit möglicherweise beeinträchtigende NO
x-Bildung zu verhindern.
1. Verfahren zum Beizen von Werkstücken aus hochlegierten Werkstoffen, bei dem die Werkstücke
in ein Bad aus Mischsäure, bestehend aus Salpetersäure, Flußsäure und Wasser sowie
einem Zusatz von Amidosulfonsäure (NH₂) HSO₃ als NOx-Akzeptor getaucht werden, bzw. durch ein Bad geleitet werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß in bekannter Weise die beim Beizen entstehenden dampfförmigen Reaktionsprodukte
mit Anteilen von Stickoxiden (NO,NO₂) zusammen mit der im Ansaugbereich sich befindenden
Raumluft abgesaugt und unmittelbar im Entstehungsbereich der Reaktionsprodukte der
NOx-Anteil fortlaufend gemessen und bei Überschreiten eines vorgegebenen Schwellwertes
für den NOx-Anteil prozeßgesteuert der Mischsäure eine im Überschußbereich liegende Menge an
Amidosulfonsäure in flüssiger Form zugesetzt wird und diese Prozedur wiederholt wird,
wenn entweder der vorgegebene Schwellwert erneut überschritten wird oder nach einer
festgelegten Zeitspanne nach Beendigung der Zufuhr der aktuelle gemessene Wert für
den NOx-Anteil noch oberhalb des vorgegebenen Schwellwertes liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schwellwert des NOx-Anteiles für die Zugabe von Amidosulfonsäure für das Beizen von Rohren bei 15 mg/m³
= 7,8 ppm liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Überschreiten einer oberhalb des Schwellwertes festgelegten Warngrenze die
Beizbehandlung unterbrochen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Warngrenze für das Beizen von Rohren bei 100 mg/m³ = 78 ppm liegt.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den vorhergehenden Ansprüchen 1 -
4, bestehend aus einem offenen beheizbaren Behälter, der mit aus Salpetersäure, Flußsäure
und Wasser bestehende Mischsäure sowie einem Zusatz von Amidosulfonsäure (NH₂) HSO₃
als NOx-Akzeptor gefüllt ist und der für den Abzug der dampfförmigen Reaktionsprodukte entlang
der Oberkante Abzugskanäle aufweist, die mit einer Absaugvorrichtung verbunden sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Bereich der Badhöhe in den Behälter (1) eine Leitung (22) mündet, die mit einem
eine Pumpe aufweisenden Vorratstank (21) für flüssige Amidosulfonsäure verbunden ist
und daß ein Fühler (13) zur Messung des NOx-Gehaltes so am Abzugskanal (5') befestigt ist, daß die Spitze des Fühlers (13) nur
wenig oberhalb des Badspiegels (14) sich befindet und daß der Fühler (13) über eine
Leitung (15) mit einem Meßgerät (16) und einem Steuergerät (18) verbunden ist, das
bei Überschreiten eines vorgegebenen Schwellwertes für den NOx-Anteil ein Steuersignal an die Pumpe des Vorratstankes (21) gibt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Fühler (13) an der von der Einmündung der Zuleitung (22) am weitesten entfernt
liegenden Stelle des Abzugkanales (5') befestigt ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß am Vorratstank (21) eine zweite redundant arbeitende Pumpe angeordnet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Steuergerät (18) mit einem Akustikgeber (24) verbunden ist, der bei Überschreiten
einer vorgegebenen Warngrenze für den NOx-Anteil einen Warnton abgibt.