[0001] Die Erfindung betrifft eine Verkleidungsplatte für Innenraumflächen, insbesondere
in Feuchträumen wie Schwimmbädern oder Badezimmern,welche aus einer schall- und wärmedämmenden
Grundplatte aus porigem, vorzugsweise geschäumten Kunststoff besteht.
[0002] Derartige Verkleidungsplatten sind in zahlreichen Ausführungsarten bekannt. Sie dienen
neben der Erzielung optischer Effekte vornehmlich zur Erhöhung einer Schall- und Wärmedämmung.
Wegen ihrer Wärmedämmung und wegen ihrer starken Reduzierung von Wärme- bzw. Kältestrahlung
sind sie von großem Einfluß auf das Raumklima, jedoch sind sie nahezu ohne Einfluß
auf die Luftfeuchtigkeit, so daß sie diesbezüglich an der Raumklimatisierung nicht
beteiligt sind.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die gattungsgemäße Verkleidungsplatte dahingehend
weiterzubilden, daß sie auch eine Vergleichmäßigung der Luftfeuchtigkeit bewirkt und
damit Klimaregeleinrichtungen mit aktiver Luftfeuchtigkeitsregelung erübrigt oder
zumindest deren erforderliche Leistungsstufe entscheidend senkt.
[0004] Zur Lösung dieser Aufgabe ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die Verkleidungsplatte
an ihrer Sichtseite mit einer im elektrostatischen Verfahren aufgebrachten Flockschicht
versehen ist, bei welcher die Flockfasern mit einem Salzüberzug präpariert sind und
die die Flockfasern verankernde Kleberschicht eine eine Wasserdurchlässigkeit gewährende
Mikroporosität aufweist.
[0005] Durch den Aufsatz "Textilbeflockung, Textilveredlung 20 (1985),Nr. 4, Seiten 129
bis 135" sind zahlreiche Beflockungsverfahren, darunter auch elektrostatische Beflockungsverfahren,
bekannt, die angewendet werden, um textilen Erzeugnissen oder auch Formkörpern aus
Holz- oder Kunststoffen eine Oberfläche von Feinstvelours über Samt- bzw. wildlederähnlicher
Struktur zu verleihen. Dort wird neben optischen Effekten insbesondere eine weiche
Griffigkeit angestrebt. Wie eingehende Untersuchungen gezeigt haben, zeichnen sich
erfindungsgemäß beflockte Verkleidungsplatten durch eine weitere besondere Eigenschaft
aus, nämlich durch ein außergewöhnlich hohes Wasseradsorptionsvermögen, was es erlaubt,
solche Verkleidungsplatten als passive Elemente zur Regelung der Luftfeuchtigkeit
in einem Raum auszunutzen. So wurde beispielsweise gefunden, daß selbst bei kleinen
Badezimmeräumen die Wasserkondensation an Spiegel- oder Fliesenflächen nicht mehr
auftritt, wenn die Badezimmerdecke mit den erfindungsgemäß beflockten Platten verkleidet
wird. Bei der nachfolgenden Lüftung des Baderaumes, die insbesondere bei gefangenen
Baderäumen nur allmählich erfolgt, geben die Verkleidungsplatten das adsorbierte Wasser
wieder ab, so daß sie wieder funktionsbereit für eine erneute Badbenutzung sind. Noch
effektvoller erweist sich ihre Fähigkeit, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren, bei
privaten oder öffentlichen Schwimmbädern, bei denen über längere Zeiträume hinweg
hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, ehe nach Einstellung des Badebetriebes der sich dann
glättende Wasserspiegel nur noch weniger Wasser verdunsten läßt. Die erfindungsgemäßen
Verkleidungsplatten saugen sich über die Badbenutzungszeiten hinweg in einem erheblichen
Maße mit Wasser voll, und es wurde festgestellt, daß bei exakt horizontal verlegten
Deckenverkleidungen die erfindungsgemäßen Verkleidungsplatten je Quadratmeter mehr
als einen Liter Wasser zu halten vermögen und quasi wie ein Schwamm sich vollsaugen.
Besonders effektvoll läßt sich das Wasseraufnahmevermögen der Verkleidungsplatten
bei solchen Feuchträumen dadurch ausnutzen, daß man die Verkleidungsplatten geneigt
und mit ihren beflockten Flächen aneinanderstoßend anordnet und längs des unteren
Randes einer solchen Deckenverkleidung eine Wasserableitung, z.B. in Form einer Auffangrinne,
vorsieht. Hierdurch wird die Raumluftfeuchtigkeit ständig reduziert und wird die sonst
bei Schwimmhallen oder dgl. erforderliche Luftfeuchtigkeit-Klimatisierungsanlage erübrigt
oder zumindest stark entlastet. Da es sich bei den erfindungsgemäßen Verkleidungsplatten
um passive Elemente zur Feuchtigkeitsregulierung handelt, resultiert hieraus eine
erhebliche Energieeinsparung für die Raumklimatisierung.
[0006] Das hohe Wasseraufnahmevermögen beruht offenbar entscheidend auf dem Salzüberzug,
mit dem Flockfasern zur Vorbereitung eines elektrostatischen Beflockungsverfahrens
präpariert werden. Die Salze lösen sich im adsorbierten Wasser auf und lassen offenbar
zahlreiche, die Kleberschicht durchsetzende Mikroporen entstehen, die eine Verbindung
zur porigen Grundplatte herstellen und somit ein großes Schwammvolumen entstehen lassen.
Die Wasserdurchlässigkeit der Kleberschicht kann der Erfindung zufolge noch dadurch
erhöht werden, daß die Kleberschicht entweder im Siebdruckverfahren aufgetragen oder
zu ihrer Aufbringung vorgeschäumte Klebermasse verwendet wird. Beim Siebdruckverfahren
bleibt ein großer Oberflächenanteil der Grundplatte vom Klebstoff unbenetzt, und in
diesen Bereichen kann das an den Fasern und an den Klebstoffflächen kondensierte Wasser
in flüssiger Phase in die porige Grundplatte weitergeleitet werden. Bei Verwendung
einer vorgeschäumten Klebermasse erbringen die beim Aushärten aufplatzenden Luftbläschen
in ähnlicher Weise einen hohen, klebstofffreien Oberflächenanteil bei den porigen
Grundplatten.
[0007] Die Verkleidungsplatten können unifarben beflockt sein, was aber oft den ästhetischen
Ansprüchen nicht genügt, da bei Uniflächen schon geringe Unregelmäßigkeiten, beispielsweise
Schlierenbildung durch wiederholte Wasseraufnahme und -abgabe, störend ins Auge fallen
können. Um diesen Mangel zu beheben, kann in weiterer Ausgestaltung der Erfindung
vorgesehen werden, daß die Flockschicht mit einer im Farbtransferverfahren aufgebrachten
Farbmusterung versehen ist. Durch die DE-OS 26 51 392 sind zahlreiche Farbstoffe und
Klebermaterialien bekannt, die für ein solches Farbtransferverfahren geeignet sind.
Bei der vorgenannten Veröffentlichung erfolgt allerdings der Transferdruck mittels
einer das Farbmuster tragenden Schaumstofffolie, die dort auf das zu bedruckende Flächengebilde,
insbesondere textile Gewebe, aufgelegt und bei einer Temperatur von 160
o bis 350
oC unter Druck solange in einem engen Kontakt mit dem Flächengebilde gehalten wird,
bis die Schaumstruktur der Folie im wesentlichen zerstört ist. Ein solches Transferverfahren
ist bei beflockten Gegenständen nicht anwendbar, da hierbei die griffige, samtige
Struktur der Flockschicht verloren ginge. Für den Farbtransferdruck nach der Erfindung
wird vorzugsweise mit einer das Farbmuster tragenden Folie aus Papier oder dgl. gearbeitet,
welche nach dem Farbtransfer von der Verkleidungsplatte abgezogen wird. Bei einem
solchen Farbtransferverfahren wird die Flockschicht trotz des aufzuwendenden Druckes
in ihrer Struktur kaum verändert und jedenfalls nicht nachteilig hinsichtlich des
Wasseraufnahmevermögens der Verkleidungsplatten beeinträchtigt.
[0008] Nach weiteren Merkmalen der Erfindung kann vorgesehen werden, daß für die Grundplatte,
die Kleberschicht, die Flockfasern und ggfs. die Farbe feuerfeste oder zumindest nicht
entflammbare Materialien verwendet sind. Als Kleber können zahlreiche Klebstoffe verwendet
werden, wobei Polyurethandispersionslösung oder mit Isocyanat versetzter Polyesteralkohol
bevorzugt werden.
[0009] Als Flockfasern eignen sich natürliche oder synthetische Textilfasern, wobei im Hinblick
auf eine Feuerfestigkeit Glas- oder Mineralfasern bevorzugt werden. Als Farbstoffe
werden vorzugsweise sublimationsechte Dispersionsfarbstoffe verwendet.
[0010] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung näher veranschaulicht. In der
Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine Verkleidungsplatte nach der Erfindung in perspektivischer Darstellung,
- Fig. 2
- einen Teilquerschnitt durch die Verkleidungsplatte nach Fig. 1 und
- Fig. 3
- eine unter Verwendung der Verkleidungsplatten nach der Erfindung aufgebaute Deckenverkleidung.
[0011] Fig. 1 und 2 zeigen eine Verkleidungsplatte 1, welche aus einer mit Nut und Feder
versehenen Grundplatte 2 besteht, die an ihrer Sichtseite mit einer Flockschicht 3
versehen ist, deren Fasern in einer auf der Grundplatte 2 aufgetragenen Kleberschicht
4 verankert sind. Die Verkleidungsplatte 1 ist zur Verkleidung von Raumwänden oder
Decken bestimmt, wobei sie mit ihrer beflockten Oberfläche dem Rauminneren zugewandt
wird. Wie schematisch dargestellt ist, ist die Flockschicht mit einer Farbmusterung
5 versehen, welche im Farbtransferverfahren aufgetragen ist.
[0012] Die Verkleidungsplatte 1 vermag durch Adsorption und Kapillarwirkung erhebliche Wassermengen
aufzunehmen und kann - bei exakt horizontaler Anordnung innerhalb einer Deckenverkleidung
- je Quadratmeter mehr als einen Liter Wasser halten. Bei vollgesaugter Platte liegt
das Wasser in Form eines verhältnismäßig dicken Wasserfilmes vor, der unter Schwerkraft
fließfähig ist. Diese Eigenschaft ist bei der in Fig. 3 gezeigten Ausbildungsart einer
Deckenverkleidung in besonderer Weise nutzbar gemacht. Die Deckenverkleidung 6 ist
hier gegenüber der Horizontalen deutlich geneigt. Die benachbarten Verkleidungsplatten
1 stoßen randseitig mit ihren Flockschichten 3 unmittelbar aneinander, so daß die
Deckenverkleidung 6 ein zusammenhängendes, quasi schwammförmiges Flächengebilde darstellen,
an welchem das Wasser bis zu einer am unteren Rand der Deckenverkleidung 6 angeordneten
Auffangrinne 7 abläuft. Die Deckenverkleidung 6, die in dieser Form vornehmlich für
Schwimmbäder bestimmt ist, nimmt ständig Luftfeuchtigkeit auf und regeneriert ihr
Aufnahmevermögen durch die kontinuierliche Ableitung des Wassers an die Auffangrinne
7. Damit begrenzt die Deckenverkleidung 6 als passives Element ständig den Grad der
Luftfeuchtigkeit.
[0013] Die Erfindung ist nicht auf die dargestellte Verwendungsart der Verkleidungsplatten
beschränkt. Selbstverständlich erbringt auch eine vertikale Wandverkleidung eine kontinuierliche
Regulierung der Luftfeuchtigkeit in der anhand Fig. 3 erläuterten Weise. Bei Räumen,
bei denen nur eine geringere Luftfeuchtigkeit herrscht, die zur Ausbildung fließfähiger
Wasserfilme an den Verkleidungsplatten nicht ausreicht, bewirken die Verkleidungsplatten
- unabhängig davon, ob sie als Decken- oder Wandplatten verwendet werden, oder ob
sie horizontal oder geneigt angeordnet werden - aufgrund ihres Wasseradsorptionsvermögens
einen Feuchtigkeitspuffer, welcher die Schwankungen in der Raumluftfeuchtigkeit in
engeren Grenzen hält.
1. Verkleidungsplatte für Innenraumflächen, insbesondere in Feuchträumen wie Schwimmbädern
oder Badezimmern, bestehend aus einer schall- und wärmedämmenden Grundplatte (2) aus
porigem, vorzugsweise geschäumten Kunststoff, dadurch gekennzeichnet, daß die Verkleidungsplatte
(1) an ihrer Sichtseite mit einer im elektrostatischen Verfahren aufgebrachten Flockschicht
(3) versehen ist, bei welcher die Flockfasern mit einem Salzüberzug präpariert sind
und die die Flockfasern verankernde Kleberschicht (4) eine eine Wasserdurchlässigkeit
gewährende Mikroporosität aufweist.
2. Verkleidungsplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Flockschicht (3)
mit einer im Farbtransferverfahren aufgebrachten Farbmusterung (5) versehen ist.
3. Verkleidungsplatte nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß für die
Grundplatte (2), die Kleberschicht (4), die Flockfasern und ggfs. die Farbe feuerfeste
oder zumindest nicht entflammbare Materialien verwendet sind.
4. Verkleidungsplatte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kleberschicht (4) im Siebdruckverfahren aufgetragen ist.
5. Verkleidungsplatte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Aufbringung der Kleberschicht (4) vorgeschäumte Klebermasse verwendet ist.
6. Verkleidungsplatte nach den Ansprüchen 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Kleber
Polyurethandispersionslösung oder mit Isocyanat versetzter Polyesteralkohol verwendet
ist.
7. Verkleidungsplatte nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß als Flockfasern natürliche oder synthetische Textilfasern oder Glas- oder Mineralfasern
verwendet sind.
8. Verkleidungsplatte nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Farbstoffe sublimationsechte
Dispersionsfarbstoffe verwendet sind.
9. Aus Verkleidungsplatten nach Anspruch 1 aufgebaute Deckenverkleidung, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verkleidungsplatten (1) geneigt und mit ihren beflockten Flächen aneinanderstoßend
angeordnet sind und daß längs des unteren Randes der Deckenverkleidung (6) eine Wasserableitung
(7) vorgesehen ist.
10. Deckenverkleidung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Wasserableitung
(7) aus einer Auffangrinne besteht.