(19)
(11) EP 0 448 948 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.10.1991  Patentblatt  1991/40

(21) Anmeldenummer: 91102123.6

(22) Anmeldetag:  14.02.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5C14C 1/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE ES GB IT

(30) Priorität: 27.03.1990 DE 4009805

(71) Anmelder: DR. TH. BÖHME KG CHEM. FABRIK GMBH & CO.
D-82538 Geretsried (DE)

(72) Erfinder:
  • Graf, Dieter
    W-8196 Eurasburg (DE)

(74) Vertreter: Fehners, Klaus Friedrich, Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtsch.-Ing. et al
Patentanwälte GEYER & FEHNERS Perhamerstrasse 31
D-80687 München
D-80687 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen


    (57) Bei einem Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen wird durch den Einsatz einer Kombination, bestehend aus C₁₀ bis C₁₈-Alkyl/Alkenylpolyglykolethern, anlonischen Tensiden und C₈ bis C₁₈-Alkanolen/Alkenolen als nicht-schäumendes, hochaktives Entfettungsmittel eine ausgezeichnete Entfettung ohne oder nur minimale Schaumbildung erzielt.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.

    [0002] Die Entfernung des Naturfetts aus den tierischen Häuten ist für die Herstellung qualitativ hochwertiger Leder und Pelzfelle von ausschlaggebender Bedeutung. Ungenügend entfettetes Hautmaterial läßt sich weder in der gewünschten Weise gleichmäßig gerben noch färben. Das Endprodukt ist im Falle von Leder fleckig und/oder erhält durch bakteriellen Abbau der Fette und Kristallisation der hochmolekularen gesättigten Fettsäuren während der Lagerung Fettausschläge, bei Pelzfellen zeigt sich eine ungleichgemäßig gefärbte Veloursseite, zusätzlich können örtliche Verhärtungen mit Bruchgefahr des Pelzleders auftreten.

    [0003] Für die Entfettung der tierischen Häute stehen nach dem heutigen Stand der Technik zwei Verfahrensarten zur Verfügung: die Lösemittelentfettung und die Emulgatorentfettung.

    [0004] Bei der Lösemittelentfettung unterscheidet man die Anwendung der Lösemittel in alleiniger Anwendung ohne Wasser, gegebenenfalls unter Zusatz geringer Tensidmengen als sogenannte Entfettungsverstärker und die Anwendung der Lösemittel in emulgierter Form in wäßriger Lösung.

    [0005] Bei dem ersten Verfahren handelt es sich um die sogenannte Trockenreinigung, die in geeigneten Apparaten vor allem bei Pelzfellen meist in bereits gegerbter Form angewandt wird. Für Großtierhäute, wie Z. B. Rindshäute, ist dieser Prozeß, aufgrund der Größe der benötigten Apparate sowie der im Stand nicht zu verhindernden Lösungsmittel-Emissionen, nicht anwendbar.

    [0006] Entfettungsprozesse auf Grundlage des Einsatzes einer Lösungsmittel-Emulsion führen im Stand der Technik zu großen, nicht tolerierbaren ökologischen Belastungen. Halogenhaltige Kohlenwasserstoffe dürfen nach den heutigen Verordnungen in vielen Ländern nur noch in Spuren, d. h. in Mengen < 0,1 mg/l, in das Abwasser gelangen. Auch der Einsatz von Petroleumemulsionen als Entfettungsmedium führt zu einer Belastung der Umwelt und stellt zusätzlich ein Gefahrenpotential aufgrund der Brennbarkeit des Petroleums dar.

    [0007] Aus diesen vorweigend ökologischen Gründen wird neben der erwähnten Trockenreinigung der Pelzfelle überwiegend eine Emulgatorentfettung durchgeführt. Hierbei werden anionische und nichtionische Tenside sowie Mischungen beider Tensidtypen eingesetzt. Als nichtionische Tenside standen in ihrer Bedeutung über Jahrzehnte die Alkylphenylpolyglykolether an erster Stelle. Aus öko/toxikologischen Gründen wird freiwillig in der Bundesrepublik Deutschland und einigen anderen Ländern auf die Verwendung dieser Tenside verzichtet. Die Anwendung der Alkylpolyglykolether bringt im Vergleich zu den Alkylphenylpolyglykolethern ähnliche Entfettungseffekte, sie lassen sich leicht biologisch abbauen und führen zu keinen öko/toxikologisch bedenklichen Spaltprodukten.

    [0008] Als anionische Tenside werden vorwiegend Fettalkoholsulfate, Fettalkoholpolyglykolethersulfate, Alkansulfonate und Alkylaurylsulfonate verwendet.

    [0009] Nach dem heutigen Stand der Technik führen die zur Verfügung stehenden Tenside und Tensid-Gemische in den einzelnen Stufen besonders der Lederherstellung und abgeschwächt der Pelzherstellung zu Störungen durch intensive Schaumbildung. Diese Schaumbildung tritt beginnend in der Weiche bis hin zur Wäsche und bei der Lederherstellung vorwiegend im Äscher und in der Entkälkung auf. Durch dieses Schäumen wird zum einen Flotte aus den Gerbgefäßen herausgeschleudert, zum anderen wird der Entfettungseffekt durch die starke Verminderung der Bewegung der Häute in einer verschäumten gegenüber einer schaumlosen Flotte stark verringert. Hierdurch ergibt sich ein ungenügender Entfettungseffekt. Eine kurzfristige Beseitigung des Schaums kann durch Zusatz von Entschäumern erzielt werden, jedoch werden diese nach einer bereits kurzen Laufzeit dispergiert und verlieren hierdurch ihre Entschäumerwirkung. Um zu ausreichenden Entfettungseffekten zu gelangen, muß in kurzen Zeitabständen ständig erneut Entschäumer zugesetzt werden. Hierdurch erhöhen sich die Kosten für das Entfettungsverfahren erheblich.

    [0010] Zusätzlich ergeben sich durch das Schäumen der tensidhaltigen Flotten Probleme in der Abwasseraufbereitung. So kann es z. B. durch ein Aufschwimmen der Klärflocke in biologisch arbeitenden Kläranlagen zu Störungen kommen.

    [0011] Die Herstellung schaumarmer, vorwiegend nichtionischer Tenside, z. B. durch eine Verringerung des Polyglykolether-Anteils, führt zu einer schlechten Wasserlöslichkeit und hiermit zu einem schlechten Entfettungseffekt dieser Verbindungen.

    [0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen zu schaffen, mit dem von der Weiche bis zur Wäsche eine ausgezeichnete Entfettung ohne oder mit einer minimalen, den Entfettungsprozeß nicht störenden, Schaumbildung erzielbar ist.

    [0013] Ein diese Aufgabe lösendes Verfahren ist mit seinen kennzeichnenden Merkmalen im Hauptanspruch angegeben.

    [0014] Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.

    [0015] Überraschend wurde gefunden, daß durch eine Kombination von niedrigethoxilierten Fettalkoholen (Alkyl/Alkenylpolyglykolethern) und Alkylbenzolsulfonaten sowie anderen anionischen Tensiden in den Prozeß-Stufen von der Weiche bis zur Wäsche eine ausgezeichnete Entfettung ohne oder mit einer minimalen, den Entfettungsprozeß nicht störenden, Schaumbildung erzielt werden konnte. Auch in der Abwasseraufbereitung zeigte sich beim Einsatz der obengenannten Mischung keinerlei durch Entfettungsflotten verursachte Schaumbildung.

    [0016] Durch den Zusatz von Fettalkohol (Alkanol/Alkenol) ist es möglich, hochkonzentrierte flüssige, klare Gemische aus diesen pastiösen, trüben Tensidmischungen zu erhalten. Diese Produkte können aufgrund ihrer flüssigen, einheitlichen Konsistenz in prozeßgesteuerten Anlagen problemlos zum Einsatz gelangen.

    [0017] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert:

    Beispiele


    1. Herstellungsbeispiele für die erfindungsgemäßen Tensidgemische



    [0018] 
    1.1
    40 % Fettalkohol C₁₀.3 EO werden mit
    2 % Fettalkohol C₁₀ und
    10 96 Dodecylbenzolsulfonat (Ammoniumsalz) 80 % gemischt. Anschließend werden unter Erwärmen
    48 % Wasser eingerührt.
    Es ergibt sich ein flüssiges, blankes, gelbliches Produkt.
    1.2
    5 % C₁₂-Fettalkohol .4 EO,
    10 % Oleylalkohol (Jodzahl 60/65) 5 EO,
    10 % C₁₀-Alkohol .3 EO
    3 % Oleylalkohol (Jodzahl 60/65)
    mischen mit
    72 % Alkansulfonat C₁₅; 40 %.
    Es ergibt sich ein flüssiges, klares, farbloses Produkt Angaben in Gew.-%; EO = Ethylenoxid.

    2. Anwendungsbeispiele



    [0019] 














    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen mit einer Entfettung von der Weiche bis zur Wäsche, gekennzeichnet durch den Einsatz einer Kombination aus

    a) w = 0,40 - 0,90 C₁₀ - C₁₈-Alkyl/Alkenylpolyglykolether mit 3 - 10 Mol Ethylenoxid pro Mol Alkohol,

    b) w = 0,01 - 0,10 C₈ - C₁₈-Alkanol/Alkenol,

    c) w = 0,08 - 0,55 eines anionischen Tensids/einer anionischen Tensidmischung


    in den Prozessen der Weiche bis zur Wäsche mit einer Gesamtmenge von w = 0,01 - 0,05, bezogen auf Grüngewicht.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein Mischungsverhältnis der Komponenten a : b : c = 80 : 2 : 18 bis 50 : 8 : 42.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente a ein Alkanol-Ethylenoxid-Addukt mit 10 bis 18 C-Atomen in der Alkylgruppe und mit 3 bis 10 Mol Ethylenoxid pro Mol Alkanol ist.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente a ein Alkenylethylenoxid-Addukt mit einer Doppelbindung pro Mol Alkenol mit 10 - 18 C-Atomen in der Alkenylgruppe und 3 - 10 Mol Ethylenoxid pro Mol Alkenol ist.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente b ein Alkanol mit 8 - 18 C-Atomen ist.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente b ein Alkenol mit einer Doppelbindung pro Mol und mit 8 - 18 C-Atomen ist.
     
    7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente c ein sekundäres Natriumalkansulfonat mit 13 - 20 C-Atomen ist.
     
    8. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente c ein Alkylbenzolsulfonat mit 8 - 18 C-Atomen in der Seitenkette ist.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente c ein Alkylsulfat mit 12 - 18 C-Atomen ist.
     
    10. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente c ein Alkylpolyethersulfat mit 12 - 18 C-Atomen im Alkylrest mit 2 - 8 Mol Ethylenoxid pro Mol Alkohol ist.
     





    Recherchenbericht