[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Einspeisen
von schmelzflüssigem Metall in die im oberen Bereich innenisolierten Kokillen einer
automatischen Stranggiessanlage mit einem vorgeschalteten Giessofen und einem Giessrinnensystem,
welches einen alle Kokillen auf gleichem Niveau mit Metall speisenden Verteilungstrog
umfasst, wobei im unterhalb eines Innenrings liegenden Bereich ein den direkten Kontakt
der Kokille mit dem Metall verhinderndes Gaskissen aufrechterhalten und in dessen
Bereich Oel eingespritzt wird. Weiter betrifft die Erfindung eine Anwendung des Verfahrens.
[0002] Beim Stranggiessverfahren werden Metalle in Form von mehrere Meter langen Barren
oder Bolzen gegossen, welche als Vormaterial für verschiedene nachfolgende Verarbeitungsschritte
eingesetzt werden, wie z.B. zum Pressen, Walzen oder Schmieden.
[0003] Das wichtigste Element einer Stranggiessmaschine sind die Kokillen, welche in konventionellen
Verfahren den Querschnitt des gegossenen Strangs bestimmen. Eine Giessmaschine ist,
je nach der Anzahl von gegossenen Strängen, mit entsprechend vielen, absenkbaren Anfahrböden
ausgerüstet, welche fest mit einem Giesstisch verbunden sind.
[0004] Während des Stranggiessens fliesst das schmelzflüssige Metall, ggf. unter Einschaltung
wenigstens eines Filters, durch ein Rinnensystem vom Giessofen in die Giessmaschine,
wo es in die einzelnen Kokillen verteilt wird.
[0005] Während sich die Kokillen langsam mit der Schmelze füllen, beginnt das Metall an
den getrockneten Anfahrböden zu erstarren. Die Anfahrböden werden anschliessend gekühlt
und mit einer derartigen Geschwindigkeit abgesenkt, dass die Soliduslinie des erstarrten
Metalls stets innerhalb des Kokillenrahmens bleibt. Die Stränge, deren Erstarrung
durch Wasserkühlung beschleunigt wird, wachsen nach unten, in gleichem Masse, wie
die Anfahrböden abgesenkt werden. Innerhalb der vorgegebenen Länge eines Strangs ist
der Giessvorgang unterbrechungsfrei.
[0006] Einer der wesentlichen Nachteile von üblichen Stranggiessverfahren besteht darin,
dass das Niveau in jeder einzelnen Kokille separat kontrolliert werden muss und dass
lange Kokillen erforderlich sind. Die daraus resultierenden sekundären Effekte führen
zu einer geringeren Oberflächenqualität.
[0007] Deshalb ist schon vor längerer Zeit das sogenannte Hot Top-Verfahren entwickelt worden,
bei welchem das Metall in einen alle Kokillen auf gleichem Niveau speisenden Verteilungstrog
(Hot Top) fliesst. Die Niveaukontrollgeräte aller einzelnen Kokillen können weggelassen
und durch ein zentrales Kontrollorgan ersetzt werden, welches eine ruhigere Metalloberfläche
und einen vereinfachten Giessprozess erlaubt.
[0008] Das übliche Hot Top-Giessverfahren ist durch die Ausbildung eines Gaskissens mit
automatischer Schmierung zu einem halbkontinuierlichen Giessverfahren weiterentwickelt
worden, bei welchem ein direkter Kontakt zwischen dem flüssigen Metall und der Kokille
dank des Luftkissens und eines Oelfilms im obersten Bereich verhindert ist.
[0009] Die Druckluft zur Bildung des Gaskissens wird im oberen Teil der Kokille, unterhalb
einer Innenisolation, eingeführt. Mit einem Gaskissen können, verglichen mit dem üblichen
Hot Top-Giessverfahren, insbesondere im Zusammenwirken mit einem Oelfilm, folgende
zusätzliche Vorteile erzielt werden:
- Oberflächensegregationen und versteckte Kaltschweissstellen werden durch die milderen
Kühlungsbedingungen weitgehend verhindert.
- Segregation und Ausfliessen von Schmelze durch kleine Oeffnungen des bereits erstarrten
Metallmantels werden durch die niedriger ausgebildete Kokille verhindert.
- Reibung und Ausbrüche werden verhindert, weil die Kontaktoberfläche zwischen dem Metall
und der Kokille wegen des Gaskissens kürzer und das Schmiermittel besser verteilt
ist.
[0010] Die US-PS 4 157 728 beschreibt ein Hot Top-Stranggiessverfahren der oben erwähnten
Art, wobei ein ringförmig umlaufendes Luftkissen unterhalb des Hot Tops gebildet wird.
Dazu ist ein leichter Ueberdruck notwendig. Die Einstellung des Ueberdrucks erfolgt
manuell, mittels einer Schraube.
[0011] Die Zufuhr von Luft und Oel erfolgt im selben Bereich, aber getrennt.
[0012] Weitere Verbesserungen des Verfahrens sind in letzter Zeit insbesondere in Richtung
des sogenannten Air Slip-Verfahrens, wie in der US-PS 4 598 763 beschrieben, gesucht
worden. Der obere Innenbereich einer Kokille wird mit einem offenporigen Grafitring
ausgelegt. Luft und Oel können gemischt oder getrennt über die Poren des Grafitrings
in den Kokilleninnenraum geführt werden. Grafit ist selbstschmierend, das Oel wird
nicht in erster Linie als Schmiermittel, sondern als Porenfüller zugegeben. Wasser
wird erst unterhalb des Grafitrings aufgespritzt.
[0013] Mit einem Grafitring, durchströmt von Luft und Oel, kann eine sehr milde, also vorteilhafte
Kühlung erzielt werden. Die Verwendung eines Grafitrings hat jedoch den Nachteil,
für eine Automatisierung des entsprechenden Giessverfahrens aufwendig und kompliziert
zu sein.
[0014] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
der eingangs genannten Art zu schaffen, welche eine weitergehende Automatisierung
des Hot Top-Giessverfahrens erlauben.
[0015] In bezug auf das Verfahren wird die Aufgabe erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass
eine gemeinsame Hauptleitung mit Verteilungsleitungen Luft oder ein Inertgas mit dem
gleichen, geringen Ueberdruck in alle Kokillen führt, und der Relativdruck zwischen
einem in Funktion der über eine Niveausonde gemessenen Metallhöhe programmberechneten
Soll-Wert und einem in der Hauptleitung mit einem Messumformer gemessenen Ist-Wert
der programmgesteuerten Regelung und Ueberwachung dient, indem die Regelfunktion mittels
eines Prozessors durch Abgabe eines Signals für den Aktuator eines gemeinsamen Druckregelventils
erfüllt wird.
[0016] Als Inertgase werden beispielsweise Stickstoff und/oder Argon eingesetzt. Aus Kostengründen
wird jedoch in der Regel Luft eingesetzt, weshalb im Folgenden einfachheitshalber
die Bezeichnung Luft auch inerte Gase einschliesst.
[0017] Die Höhe der Metalloberfläche kann mit einer Niveausonde an sich bekannter Bauart
gemessen werden, aber auch mit einem Lasersensor. Der in der Hauptleitung gemessene
Ist-Druck zeigt wegen des grossen Durchmessers bei kleinen Druckverlusten keine Schwankungen.
[0018] Der je nach Wetterlage beträchtlich ändernde Aussendruck sollte den Giessvorgang
nicht beeinflussen. Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird deshalb
der Einfluss des variablen Aussendrucks mit bekannten Mitteln selbsttätig ausgeglichen,
indem ein handelsüblicher Differentialdruckmesser verwendet wird.
[0019] Beim Giessbeginn ist kein flüssiges Metall in der Kokille, das dem Gasdurchfluss
Widerstand entgegen setzt. Mit einem Durchflussmesser wird ein erster höherer Wert
eingestellt. Wenn das darauf in die Kokille geleitete flüssige Metall die Gasaustrittsöffnung
erreicht, sinkt die Gasdurchflussmenge wegen dem sukzessive höher werdenden metallostatischen
Widerstand. Wenn der Gasdurchfluss einen zweiten, tieferen Wert unterschreitet, wird
nach kurzer Zeit das Absenken des Giesstisches mit den Anfahrböden für die gegossenen
Stränge ausgelöst. Ohne Metall wird ein Luftdurchfluss von 12 - 15 Nl/min als ersten
Wert erreicht, als zweiter Wert zur Auslösung des Absenkens über die Durchflussmengendifferenz
werden etwa 8 - 10 Nl/min eingestellt. Einige Sekunden, zweckmässig etwa 5 sec, nach
dem Erreichen dieses zweiten Werts beginnt das Absenken des Giesstischs. Die Durchflussregelung
erfolgt mit dem Relativdruck, der Differenz zwischen dem Soll- und Ist-Wert für den
Druck in der Hauptleitung.
[0020] Wegen des geringen Gasdurchflusses durch die von der Hauptleitung abzweigenden Verteilungsleitungen
spielt deren Länge keine Rolle, alle Kokillen werden unter gleichen Bedingungen versorgt.
[0021] Die Versorgung aller Kokillen mit der gleichen Menge Oel dagegen war früher nur gewährleistet,
wenn die einzelnen, zu den Kokillen führenden Oelleitungen ab Oelhauptleitung alle
gleich lang waren. Dies ist heute kein Erfordernis mehr, mit bekannten Mitteln kann
allen Kokillen pro Zeiteinheit, unabhängig vom Leitungswiderstand, die gleiche Menge
Oel zugeführt werden.
[0022] Das zur Schmierung notwendige Oel wird bevorzugt pulsweise in den Bereich des Gaskissens
gespritzt. Damit kann das Oel mit höherem Druck eingespritzt werden, ohne dass der
Gesamtverbrauch zu hoch wird.
[0023] Die Austrittskanäle für das Gas und das Oel können getrennt oder zu einem Kanal vereinigt
sein.
[0024] Der Druck im Gaskissen darf einen bestimmten Maximalwert nicht überschreiten, sonst
bilden sich in der metallischen Schmelze Gasblasen. Der Druck des Gaskissens darf
jedoch auch einen bestimmten minimalen Wert nicht unterschreiten, sonst kann das schmelzflüssige
Metall in die Gaszufuhrkanäle eindringen. Der minimale und der maximale Wert für den
Druck im Gaskissen verlaufen linear zum jeweiligen metallostatischen Druck in der
Kokille. Der minimale Druck, welcher nicht unterschritten werden darf, entspricht
einer Funktion der Dichte

, der Erdbeschleunigung g, dem Metallstand oberhalb der Gasaustrittsöffnungen, der
Grenzflächenspannung der Schmelze im Bereich Isolation/Kokille und der Oberflächenspannung
der Schmelze im Bereich des Gaskissens. Der maximale Druck im Gaskissen, welcher nicht
überschritten werden darf, ist eine Funktion der Dichte der Schmelze

, der Erdbeschleunigung g und der Tiefe der Hinterschneidung der Isolation.
[0025] In bezug auf die Vorrichtung wird die Aufgabe erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass
sie eine Hauptleitung für die Gaszufuhr mit anlagenseitig einem Servodruckventil und
einem Messumformer sowie rechnerseitig einen die Ist-Druckregelgrössen des Messumformers
und die Regelgrösse des Soll-Werts vergleichenden, eine Stellgrösse für den Aktuator
des Druckregelventils auslösenden Prozessor umfasst.
[0026] Der Sollwert wird rechnerisch aufgrund des beispielsweise mit einem Lasersensor gemessenen
Metallstandes bestimmt.
[0027] Die von der Hauptleitung abzweigenden Verteilungsleitungen zu den Kokillen bestehen
beispielsweise aus Kautschuk oder einem kunststoff mit einem aussenliegenden, verstärkenden
und schützenden Metallgewebe.
[0028] Die Hauptleitung für die Gaszufuhr hat zweckmässig einen Innendurchmesser von 5 -
10 cm. Die abzweigenden Verteilungsleitungen führen bevorzugt direkt, ohne Sekundärleitungen,
zu den Kokillen. Die Hauptleitung ist vorzugsweise überdimensioniert, d.h. die Summe
des Querschnitts aller Verteilungsleitungen liegt wesentlich unter dem Querschnitt
der Hauptleitung, vorzugsweise wenigstens 20%. Es ist bereits erwähnt worden, dass
die Verteilungsleitungen nicht gleich lang sein müssen. Mit dem Querschnitt ist hier
und im übrigen stets der Innenquerschnitt gemeint.
[0029] Damit zwischen dem minimal und maximal zulässigen Druck im Gaskissen ein relativ
grösserer Spielraum bleibt, wird der untere Rand der die Kokille überragenden Isolationsschicht
vorzugsweise hinterschnitten. Als optimaler Wert für diese Hinterschneidung haben
sich etwa 10 mm herausgestellt, was besser ermöglicht, ein stabiles Gaskissen zu bilden.
Obwohl die Hinterschneidung jede geometrische Form annehmen kann, verläuft diese vorzugsweise
als kegelmantelförmige Anschrägung.
[0030] Als Niveaumessgerät für die Festlegung des überall im Giessrinnensystem und in den
Kokillen gleichen Metallniveaus wird zweckmässig ein ggf. demontierbarer Lasersensor
verwendet.
[0031] Die Anwendung des erfindungsgemässen Verfahrens liegt in erster Linie bei der Automatisierung
des Anfahrens und des Giessendes sowie der Qualitätskontrolle während der stationären
Phase des Stranggiessens.
[0032] Die Erfindung wird anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele,
welche auch Gegenstand von abhängigen Ansprüchen sind, näher erläutert. Es zeigen
schematisch:
- Fig. 1 eine perspektivische Teilansicht einer Hot Top-Giessmaschine,
- Fig. 2 einen teilweisen Vertikalschnitt durch den Kokillenbereich einer Hot Top-Giessmaschine,
- Fig. 3 Kurven für den metallostatischen Druck in Funktion des Metallstandes,
- Fig. 4 eine automatische Druckregelung,
- Fig. 5 den Durchfluss von Luft während des Giessens, und
- Fig. 6 den Durchfluss von Luft und die Luftverluste.
[0033] Die in Fig. 1 dargestellte Prinzipskizze des an sich bekannten Hot Top-Stranggiessens
umfasst im wesentlichen ein Giessrinnensystem 10, aus feuerfestem Material bestehende
Hot Tops 12, auch Heissköpfe genannt, Kokillen 14, gegossene Stränge 16 und einen
Giesstisch 18.
[0034] Das Giessrinnensystem 10, in welchem das Metall mit gleichem Niveau in allen Rinnen
in Richtung des Pfeils 20 fliesst, umfasst einen Verteilungstrog 22. Dieser dient
als Reservoir für flüssiges Metall. Die einzelnen Giessrinnen gehen in Nuten 24 des
Hot Tops 12 über. Entsprechend den angeordneten Kokillen 14 verlaufen die Nuten 24
auch in Querrichtung und gehen oberhalb der Kokillen 14 in Bohrungen durch den Hot
Top 12 über. Damit ist gewährleistet, dass das Metallniveau nur an einer Stelle gemessen
werden muss. Dieses Niveau ist in der ganzen Giessmaschine innerhalb der Messtoleranzen
gleich.
[0035] Auf dem in Richtung des Pfeils 26 abgesenkten Giesstisch 18 sind eine der Anzahl
von Kokillen 14 entsprechende Anzahl von Anfahrböden 28 angeordnet.
[0036] Fig. 2 zeigt einen Hot Top 12, eine Kokille 14 und einen gegossenen Metallstrang
16 im Detail.
[0037] Der Hot Top 12 leitet, wie in Fig. 1 dargestellt, das schmelzflüssige Metall 30 über
Nuten 24 in die Kokillen 14. Der Hot Top 12 besteht aus feuerfestem Isoliermaterial.
[0038] Die aus drei Ringen bestehende Kokille 14 hat im oberen Innenbereich eine ringförmige
Innenisolation 32, welche den Kontakt des schmelzflüssigen Metalls 30 mit dem oberen
Bereich der Kokille 14 verhindert.
[0039] Im unteren Bereich hat die Isolation 32 eine hinterschneidende Anschrägung 34. Der
aus einem feuerfesten Material bestehende Isolationsring 32 wird mittels einer Druckplatte
36 auf die Kokille 14 gedrückt. Ein nicht dargestellter O-Ring gewährleistet die Dichtheit
zwischen der Kokille 14 und dem Isolationsring 32.
[0040] Die Innenfläche eines unteren Kokillenrings 38 bestimmt den Durchmesser des Strangs
16. Vom ringförmig ausgebildeten Wasserreservoir 40 wird über Kanäle 42 Wasser 44
auf den Strang 16 gespritzt.
[0041] Ein mittlerer Kokillenring 46 enthält eine durch den unteren Kokillenring 38 begrenzte,
ringförmige Oelkammer mit Austrittskanälen 50, welche unmittelbar unterhalb der Schrägfläche
34 des Isolationsrings 32 ausmünden. Die Oelkammer 48 wird über nicht gezeigte Radialkanäle
gespeist, welche aus dem unteren Ring 38 oder aus dem mittleren Ring 46 ausgespart
und durch den jeweils anderen Ring begrenzt sind.
[0042] Ein oberer Kokillenring 52 beinhaltet eine ringförmige Luftkammer 53 mit nicht dargestellten
radialen Stichkanälen zwischen dem mittleren und dem oberen Kokillenring.
[0043] Die Luft wird mit einem geringen Ueberdruck, im Bereich von etwa 45 mbar, unmittelbar
unterhalb der Abschrägung 34 der Isolation 32 in den Kokilleninnenraum geleitet. Dabei
entsteht ein ringförmiges Luftkissen 54. Dieses mildert den Kälteschock des auf die
Kokille 14 auftreffenden, schmelzflüssigen Metalls 30.
[0044] Luft und Oel treten im selben Bereich, im ringförmigen Luft- bzw. Gaskissen 54, aus,
im vorliegenden Fall getrennt.
[0045] Zwischen dem schmelzflüssigen Metall 30 und dem erstarrten Teil 56 des Strangs 16
bildet sich, zwischen der Liquidusfläche L und der Solidusfläche S, ein pastöser Bereich
58 mit einem Gemisch von flüssiger und fester Phase.
[0046] Die vertikale Distanz zwischen dem gemeinsamen Niveau 60 des schmelzflüssigen Metalls
30 im Giessrinnensystem 10, den Nuten 24 und der Kokille 14 und dem Uebergang der
Anschrägung 34 des Isolationsrings 32 auf die Kokille 14, im Bereich der Luftaustrittskanäle,
wird als Metallstand H₁ bezeichnet. Der Metallstand H₁ liegt im Bereich von 200 mm.
Die Isolation 32 hat eine Anschrägungstiefe H₂ von etwa 10 mm. Die Summe von H₁ +
H₂ wird mit H bezeichnet.
[0047] Der Druck im Luftkissen 54 darf den metallostatischen Druck in der Tiefe H₁, vermehrt
um die Grenzflächen- und Oberflächenspannung, aus den oben erwähnten Gründen nicht
unterschreiten und in der Tiefe H nicht überschreiten.
[0048] In Fig. 3 wird der metallostatische Druck in Funktion des Metallstandes H₁ aufgetragen.
Der metallostatische Druck p berechnet sich wie folgt:

wobei

die von der Legierung und der Temperatur abhängige Dichte des schmelzflüssigen Metalls
ist und g der ortskonstanten Erdbeschleunigung entspricht. Die nach dieser Formel
berechneten Werte sind in Fig. 3 auf der Kurve C eingetragen.
[0049] Die für optimale Giessbedingungen gemessenen Werte sind auf der Kurve A aufgetragen,
welche geringfügig über der theoretischen Kurve C liegt. Der Abstand beträgt etwa
2 mbar.
[0050] Schliesslich sind in Kurve B noch die Werte für die beginnende Blasenbildung eingetragen
worden. Theoretisch beginnt die Blasenbildung, wenn in der obenstehenden Formel, unter
Hinzufügung der bereits erwähnten Grenzflächen- und Oberflächenspannung, H anstelle
von H₁ in die obenstehende Formel eingesetzt wird, wobei H = H₁ + H₂ (Fig. 2).
[0051] Fig. 3 kann in der Praxis verwendet werden um bei gegebenem Metallstand den anzuwendenden
optimalen Druck abzulesen. Dieser liegt, wie bereits erwähnt, bei oder knapp unter
50 mbar.
[0052] Fig. 4 zeigt eine Hauptleitung 62 der Druckluftspeisung, welche durch ein Druckregelventil
64 geführt wird. Nach der Abzweigung zu einem Messumformer 66 für den Ist-Druck zweigen
von der Hauptleitung 62 zu den Kokillen führende Verteilungsleitungen 68 ab. Die Anzahl
der Verteilungsleitungen 68 entspricht der Anzahl Kokillen in der Giessmaschine, beispielsweise
bis 36.
[0053] Vom Messumformer 66 wird eine Regelgrösse zu einem Prozessor 70 geleitet. Dort wird
die dem Ist-Druck entsprechende Regelgrösse mit einer von einem Computer 72 berechneten
Regelgrösse für den vom Metallstand abhängigen Soll-Druck verglichen. Besteht ein
Relativdruck, also eine Druckdifferenz zwischen dem Soll- und Ist-Druck, löst der
Prozessor ein als Stellgrösse bezeichnetes Signal aus, welches auf den Aktuator 74
des Druckregelventils 64 einwirkt und dieses je nach Vorzeichen und Absolutwert des
festgestellten Δp verändert. Der Aktuator 74 kann beispielsweise ein Schrittmotor
oder ein Gleichstrommotor sein.
[0054] Mit dieser automatischen Druckregelung wird laufend ein vom Metallstand H₁ (Fig.
2) abhängiger Soll-Wert errechnet, der mit dem Ist-Wert der Luftspeisung verglichen
wird. Der Druck im Luftkissen wird durch Aenderung des Drucks in der Hauptleitung
62 automatisch an einen veränderten Metallstand angepasst.
[0055] Der in Fig. 5 dargestellte Luftdurchfluss V pro Zeiteinheit und Kokille ist in Funktion
der Giesszeit t aufgetragen. Am Giessanfang t₁ ist der Luftdurchfluss V
A verhältnismässig hoch. Mit dem Einsetzen der Zufuhr von flüssigem Metall und steigendem
Metallniveau fällt der Luftdurchfluss verhältnismässig steil ab. Beim Erreichen der
Luftmenge V₁ wird, mit einer Verzögerung von etwa 5 sec, ein Signal für das Absenken
des Giesstischs ausgelöst. Im vorliegenden Fall tritt kurz nach dem Erreichen des
minimalen Soll-Wertes V
S von etwa 2 bis 3 mbar ein Kaltlauf K auf. Wegen schlechter Strangqualität kann Luft
zwischen der Kokille und dein Strang entweichen. Nach kurzer Zeit ist die Qualität
normal, der Luftdurchfluss sinkt wieder auf den minimalen Sollwert V
S. Am Giessende, zur Zeit t₂ sinkt das Metallniveau in der Kokille, der Luftdurchfluss
V steigt entsprechend steil an. Beim Erreichen von V₂ wird ein Signal für das Giessende
ausgelöst.
[0056] Mit einer gestrichelten Linie 76 ist der Reglerdruck, im vorliegenden Fall im stationären
Normalbetrieb 45 mbar, angegeben. Die punktierte Linie 78 zeigt den Druckverlauf nach
3 m Länge in einer Hauptleitung mit 6 mm Innendurchmesser.
[0057] Aus Fig. 5 ist gut ersichtlich, dass bei geringerem Druck p in der Hauptleitung der
Luftdurchfluss V grösser ist.
[0058] Fig. 6 zeigt, dass der Luftdurchfluss Q der Summe aller Luftverluste entspricht.
Der Luftdurchfluss wird über einen Durchflussmesser 80 festgestellt.
[0059] Die Verluste zwischen dem Durchflussmesser und der Kokille, in Leitungen, Kupplungen,
Filtern, Ventilen, Druckreglern usw., werden mit Q₁ bezeichnet, die Verluste in der
Kokille selbst mit Q₂.
[0060] Im Bereich des Luftkissens 54 treten folgende Luftverluste auf:
- Q₃: Undichtigkeiten zwischen dem Isolationsring 32 und der Kokille 14,
- Q₄: Undichtigkeiten des Isolationsrings 32 (z.B. Risse),
- Q₅: Blasenbildung, wenn der Druck des Luftkissens über dem maximal zulässigen Druck
liegt,
- Q₆: Reaktion der Luft mit der Schmelze und/oder dem Schmiermittel,
- Q₇: Undichtigkeiten zwischen der Kokille und dem gegossenen Strang (Oberflächenrauhigkeit
des Strangs, Zustand der Kokillenwand).
[0061] Die Verluste Q₁ bis Q₄ sind durch den Zustand der Anlage bedingt, sie müssen bei
funktionsfähigen Anlagen vernachlässigbar klein sein.
[0062] Die Luftverluste Q₅ und insbesondere Q₇ lassen Rückschlüsse auf die Qualität des
gegossenen Strangs zu.
[0063] Selbstverständlich können, wie erwähnt, anstelle der in den Beispielen aufgeführten
Luft auch andere Gase, insbesondere Stickstoff oder Argon verwendet werden. Die wesentlichen
Merkmale der Erfindung werden dadurch nicht beeinflusst, obwohl der Verlust Q₆ verschwindet.
1. Verfahren zum Einspeisen von schmelzflüssigem Metall (30) in die im oberen Bereich
innenisolierten Kokillen (14) einer automatisierten Stranggiessanlage mit einem vorgeschalteten
Giessofen und einem Giessrinnensystem (10), welches einen alle Kokillen (14) auf gleichem
Niveau (60) mit Metall speisenden Verteilungstrog (22) umfasst, wobei im unterhalb
eines Innenrings (32) liegenden Bereich ein den direkten Kontakt der Kokille (14)
mit dem schmelzflüssigen Metall (30) verhinderndes Gaskissen (54) aufrecht erhalten
und in dessen Bereich Oel eingespritzt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine gemeinsame Hauptleitung (62) mit Verteilungsleitungen (68) Luft oder ein Inertgas
mit dem gleichen, geringen Ueberdruck in alle Kokillen (14) führt, und der Relativdruck
zwischen einem in Funktion der über eine Niveausonde gemessenen Metallhöhe (H₁) programmberechneten
Sollwert und einem in der Hauptleitung (62) mit einem Messumformer (66) gemessenen
Ist-Wert der programmgesteuerten Regelung und Ueberwachung dient, indem die Reglerfunktion
mittels eines Prozessors (70) durch Abgabe eines Signals für den Aktuator (74) eines
gemeinsamen Druckregelventils (64) erfüllt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der variable Aussendruck ausgeglichen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass beim Giessbeginn, ohne
flüssiges Metall (30), der Luftdurchfluss (V) pro Kokille (14) einen ersten, höheren
Wert (VA) erreicht und, mit fliessendem Metall (30), kurz nach dem Unterschreiten eines zweiten,
tieferen Werts (V₁) für den Luftdurchfluss (V), das Absenken des Giesstisches (18)
mit den Anfahrböden (28) ausgelöst wird, wobei der erste Wert (VA) bei einem eingestellten Druck von etwa 45 mbar vorzugsweise 12 - 15 Nl/min, der
zweite Wert (V₁) etwa 8 - 10 Nl/min und die Verzögerung nach dem Erreichen des zweiten
Wertes etwa 5 sec beträgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der minimale
und der maximale Druck im Gaskissen (54) in Funktion des metallostatischen Druck eingestellt
werden, wobei der minimale Druck eine Funktion der Dichte der Schmelze

, der Erdbeschleunigung (g), des Metallstands (H₁), der Grenzflächenspannung der Schmelze
(30) im Bereich Isolation (32)/Kokille (14) und der Oberflächenspannung der Schmelze
(30) im Bereich des Gaskissens (54), und der maximale Druck eine Funktion der Dichte
der Schmelze (30), der Erdbeschleunigung (g) und der Tiefe (H₂) der Abschrägung (34)
des Isolationsrings (32) ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass pro Zeiteinheit
unabhängig vom Leitungswiderstand allen Kokillen (14) die gleiche Menge Oel zugeführt
und das Oel bevorzugt pulsweise in den Bereich des Gaskissens (54) gespritzt wird.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, dass sie eine Hauptleitung (62) für die Gaszufuhr mit anlageseitig
einem Servodruckventil (64) und einem Messumformer (66) sowie rechnerseitig einen
die Istdruck-Regelgrössen des Messumformers (66) und die Regelgrösse des Soll-drucks
vergeichenden, eine Stellgrösse für den Aktuator (74) des Druckregelventils (64) auslösenden
Prozessor (70) umfasst.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass von der Hauptleitung (62)
mit einem Innendurchmesser von vorzugsweise 5 - 10 cm ausschliesslich direkt zu den
Kokillen (14) führende Verbindungsleitungen (68) abzweigen, wobei die Summe des Querschnitts
aller Verbindungsleitungen (68) wesentlich unter dem Querschnitt der Haupleitung (62)
liegt, vorzugsweise wenigstens 20%.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass ein obenliegender
Isolationsring (32) der Kokillen (14) auf der Unterseite eine Hinterschneidung, vorzugsweise
eine Anschrägung (34) mit einer Tiefe (H₂) von etwa 10 mm, aufweist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass zur Messung
des überall gleichen Metallniveaus (60) ein auch demontierbarer Lasersensor angeordnet
ist.
10. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 zur Automatisierung des
Anfahrens und des Giessendes sowie zur Qualitätskontrolle während der stationären
Phase des Stranggiessens.