[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung und Abscheidung einer
hochschmelzenden metallischen Verbindung durch Verdüsen einer aus einem Tiegel in
eine Zerstäubervorrichtung fliessenden, elementaren oder legierten Metallschmelze
mittels wenigstens eines auf das ausfliessende Metall gerichteten Gasstroms und unter
gleichzeitiger Zugabe eines hochschmelzenden, pulverförmig ausgebildeten Festkörpers
in die als Versprühzone ausgebildete Mischzone, wobei das durch den Gasstrom versprühte
Material als im wesentlichen kegelförmiger Verdüsungsstrahl unter teilweiser Reaktion
in Richtung einer Abscheidungsfläche geleitet wird, wo die Reaktion vollständig abläuft.
Weiter betrifft die Erfindung eine Anwendung des Verfahrens.
[0002] Die Sprühabscheidung von geschmolzenem elementarem Metall oder einer geschmolzenen
Legierung mit einem unter hohem Druck einströmenden Gas ist an sich bekannt. Die dabei
entstehenden Beschichtungen oder Formkörper weisen eine verhältnismässig hohe Porosität
auf, die je nach Sprühbedingungen und eingesetztem Sprühgas unterschiedlich sein kann.
[0003] Weiter ist bekannt, einen ausfliessenden Strahl von geschmolzenem Matrixmetall oder
einer entsprechenden Legierung desselben Matrixmetalls durch ein Versprühgerät strömen
zu lassen, ein Sprühgas mit einer unterhalb der Temperatur des flüssigen Strahls liegenden
Temperatur einströmen zu lassen, welches die Schmelze in einen Sprühregen von kleinen
Tröpfchen verwandelt. Zusätzlich kann ein Reaktionsmaterial zugegeben werden, welches
wenigstens eine Reaktion mit dem Basismaterial und/oder eine Reaktion mit dem Sprühgas
auslöst, was zu gewünschten Eigenschaften bzw. zur Verhinderung verfahrensbedingter
Nachteile im abgeschiedenen Substrat führt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
zu schaffen, welches die Synthese einer hochschmelzenden Verbindung, die in bezug
auf den Reaktionsablauf mit verschiedenen Parametern steuerbar ist, erlaubt.
[0005] In bezug auf das Verfahren wird die Aufgabe erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass
mittels Steuerung der Temperatur der aus einer Düse ausfliessenden Metallschmelze
und des Gas/Metall-Durchflussverhältnisses eines unter Hochdruck zugeleiteten Inertgases
durch die Verbindungsbildung zwischen dem pulverförmig zugegebenen Festkörper und
den partiell flüssigen Schmelzetropfen der zerstäubten Metallschmelze eine exotherme
Reaktion erzeugt und aufrecht erhalten wird.
[0006] Die Verbindungsbildung durch eine exotherme Reaktionsenthalpie der metallischen Verbindung
ist bei der Entstehung einer hochschmelzenden Verbindung von wesentlicher Bedeutung.
Daraus ergibt sich konsequenterweise der technologische Vorteil, dass die tiefschmelzende
Komponente der intermetallischen Verbindung bei tiefen Temperaturen verdüst werden
kann. Dieses Metall wird auch Matrixmetall genannt.
[0007] Als Matrixmetalle eignen sich in erster Linie Aluminium und Aluminiumlegierungen
sowie andere Metalle mit tiefem Schmelzpunkt, z.B. Magnesium.
[0008] Mittels Steuerung der Durchflussrate des hochschmelzenden, pulverförmig zugegebenen
Festkörpers wird eine gewünschte chemische Zusammensetzung der hochschmelzenden metallischen
Verbindung eingestellt und zur Reaktion gebracht.
[0009] Die zweite Komponente der zu erzeugenden Verbindung ist ein Element mit hohem Schmelzpunkt
oder ein Metall, welches schmelzmetallurgisch schwierig herzustellen ist, z.B. weil
die Schmelze, wie im Fall von Titan, sehr reaktiv ist und/oder einen hohen Schmelzpunkt
aufweist, insbesondere bei den für die Herstellung von intermetallischen Verbindungen
wichtigen Elementen Titan, Vanadium, Mangan, Chrom, Eisen und Nickel.
[0010] Der Volumenanteil der flüssigen Phase des feinversprühten Matrixmetalls in Tröpfchenform
muss in der Reaktionsphase so gesteuert werden, dass - im Zusammenwirken mit der ebenfalls
gesteuerten Metalltemperatur und dem zugeführten Inertgasvolumen - die erforderliche
exotherme Reaktion zwischen den abgeschiedenen Tröpfchen des Matrixmetalls und dem
hochschmelzenden Pulver eintreten kann.
[0011] Vorzugsweise wird auch der Anteil des hochschmelzenden Pulvers, insbesondere einer
elementaren Feststoffphase, auf die Stöchiometrie einer gewünschten intermetallischen
Verbindung eingestellt. So können z.B. einphasige intermetallische Verbindungen erzeugt
werden. Es ist aber prinzipiell auch möglich, in der Reaktionszone ein zweiphasiges
Gefüge bzw. ein mehrphasiges Mischgefüge auszubilden. In allen Fällen bleibt von wesentlicher
Bedeutung, dass genügend Reaktionswärme, also exotherme Reaktionsenthalpie, zur Verbindungsbildung
freigesetzt wird.
[0012] Als inerte Gase zum Versprühen des ausfliessenden Metallstrahls eignen sich insbesondere
Stickstoff, Argon und/oder Helium, welche mit hohem Druck eingespeist werden. Der
Druck zur vollständigen Zerstäubung der Metallschmelze liegt beispielsweise im Bereich
von 2 - 10 bar.
[0013] Der Verfahrensablauf zur Herstellung und Abscheidung einer hochschmelzenden metallischen
Verbindung kann weiter, einzeln oder kombiniert, durch folgende Parameter beeinflusst
werden:
- Durch eine zeitlich gesteuerte Zugabe von Legierungskomponenten zum Matrixmetall während
des Verdüsungsprozesses kann die Verbindungsbildung entweder beschleunigt oder verlangsamt
werden.
- Dem in die Mischzone geführten, hochschmelzenden Pulver kann eine feinere Siebfraktion
des reagierten Produktes, also der intermetallischen Verbindung, zugegeben werden.
Diese Beschickung mit arteigenem Pulver in geeigneter Teilchengrösse und abgestimmter
Dosierung erfolgt während des Sprühvorganges. Damit kann die Reaktion gehemmt werden,
was in bestimmten Situationen notwendig sein kann, insbesondere wenn man ein thermisches
Gleichgewicht auf der Substratoberfläche einstellen möchte.
- Mit dem Inertgas kann wenigstens teilweise nicht zur hochschmelzenden metallischen
Verbindung reagierenden Pulverbestandteilen beider Komponenten, sowie in Pulverform
anfallende hochschmelzende metallische Verbindung in die Mischzone zurückgeführt werden.
Eine vollständige Rückführung des Gasstroms ist auch möglich.
[0014] Das zurückgeführte Feinpulver wird vorzugsweise möglichst nahe zur Abscheidungsebene
(Kollektor) eingebracht. Der Feinpulveranteil im zurückgeführten Gasstrom is verhältnismässig
gering, er stört das eingestellte Mischungsverhältnis nicht. Mit dieser Rückführung
kann aber der Reaktionsablauf entscheidend beeinflusst werden, indem die freiwerdende
Reaktionswärme bei Verbindungsbildung durch die benötigte Schmelzwärme beim Aufschmelzen
des Reaktionsproduktes (Feinpulver) ausgeglichen wird.
- Schliesslich kann auch zusätzlich sehr feines artfremdes Pulver in agglomerierter
Form, vorzugsweise in sprühgetrocknetem Zustand oder eingeschlossen in schmelz- oder
brennbaren Kapseln in die Mischzone gebracht werden. Unterhalb einer bestimmten Korngrösse
(z.B. 10 µm) würde feinteiliges Material nicht mehr effizient vom Verdüsungsstrahl
transportiert werden. Dies trifft zum Beispiel für submikrones Pulver, beispielsweise
aus Aluminiumoxid zu, das in agglomerierter Form eingebracht wird und beim Auftreffen
auf der Kollektorfläche wieder in die feinen Pulverteilchen zerfällt.
[0015] Erfindungsgemäss wird das Verfahren zur Herstellung einer intermetallischen Verbindung
eines niedrig schmelzenden Matrixmetalls mit mindestens einem hochschmelzendem Pulver
angewendet. Vorzugsweise werden Aluminidphasen des Typs Al
3 X aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung und einer pulverförmigen Komponente
X hergestellt, wobei X beispielsweise aus Ti,V,Ti+V,Ti+Mn,Ti+Fe oder Ti+Cr besteht.
[0016] Bei einer ternären Verbindung des Typs Al(₇₅-y) Ti₂₅Xy be- deutet X die Elemente
Fe,Mn,Cr,V im Bereich y von 6 - 15 Atom-%.
[0017] Das Verfahren ist auch geeignet zur Herstellung eines Festkörpers bestehend aus einem
Phasengemisch von intermetallischer Verbindung (z.B. Al₃Ti mit 70 bis 99 Vol%) und
einem aus der Schmelze rasch erstarrten Al-Mischkristall, der die verbindungsbildenden
Elemente (z.B. Ti im Falle von Al₃Ti) in übersättigter fester Lösung enthält.
[0018] Die Erfindung wird anhand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Die einzige Fig. 1 zeigt schematisch eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens im Längsschnitt.
[0019] Ein Tiegel 10 mit einer Keramikdüse 12 enthält geschmolzenes Metall, im vorliegenden
Fall eine auf über 700°C erwärmte Aluminiumlegierung. Bei geöffneten Stopfen fliesst
diese nach unten ab und bildet einen Strahl 16 von geschmolzenem Metall 14.
[0020] Ueber zwei horizontale Förderkanäle 18 wird mittels eines inerten Transportgases,
welches mit einem Pfeil 20 dargestellt ist, hochschmelzendes Pulver 22 in Richtung
einer ringförmigen Primärdüse 24 geführt. Aus dieser vertikal orientierten Düse strömt
das hochschmelzende Pulver 22, allenfalls vermischt mit pulverförmigem, reagiertem
Produkt als Kühlmittel, unter diskretem Inertgasdruck senkrecht entlang des Strahls
16 nach unten. Das hochschmelzende Pulver 22 besteht beispielsweise aus Titan, Titan+Vanadium,
Titan+Eisen, Titan+Chrom, Titan+Mangan.
[0021] Unterhalb der Förderkanäle 18 sind massiv ausgestaltete Sekundärdüsen 26 für das
unter hohem Druck, im vorliegenden Fall mit etwa 6 bar, zugeführte Inertgas 28 angeordnet.
Ueber wenigstens eine Oeffnung 30 wird das Inertgas 28 in Richtung des Metallstrahls
16 und des hochschmelzenden Metallpulvers 22 geschleudert. Der Strahl 16 von geschmolzenem
Metall wird in feine Tröpfchen versprüht und mit dem hochschmelzenden Metallpulver
22 durcheinander gewirbelt. In dieser Mischzone 32, auch Zerstäubungs- oder Versprühzone
genannt, beginnt die Reaktion mit exothermer Reaktionsenthalpie bereits abzulaufen,
nämlich beim zufälligen Zusammenstossen eines Schmelzetröpfchens mit einem eingeführten,
reaktiven Pulverkorn des hochschmelzenden Pulvers 22.
[0022] Ein anschliessend an die Mischzone 32 gebildeter Verdüsungsstrahl 34 beaufschlagt
einen um eine Achse A rotierenden Kollektor 36 bzw. eine darauf niedergeschlagene
Schicht aus der als Reaktionsprodukt gebildeten, hochschmelzenden metallischen Verbindung
38 mit einem flüssigen Film an der Oberfläche. Dieser bildet die eigentliche Reaktionszone
der flüssigen Metalltröpfchen mit dem hochschmelzenden Pulver: Die hochschmelzende,
vorzugsweise intermetallische Verbindung entsteht im wesentlichen hier. Die Reaktionen
in der Mischzone 32 und dem Verdüsungsstrahl 34 dagegen sind praktisch vernachlässigbar;
allerdings werden hier die erforderlichen Voraussetzungen für ein homogenes Reaktionsprodukt
gelegt.
[0023] Der am Anfang direkt auf dem Kollektor 36 abgeschiedene flüssige Film kann zu einem
vollen, dichten Körper anwachsen. Dabei wird der rotierende Kollektor 36 in dem Masse
abgesenkt, wie die abgeschiedene Schichtdicke wächst. Das vom flüssigen Film gebildete
Reaktionsniveau bleibt also auf konstanter Höhe.
[0024] Nach einer Variante können auf dem Kollektor 36 angeordnete Gegenstände beschichtet
werden; in diesem Fall ist die Reaktionsdauer verhältnismässig kurz.
[0025] Mit gestrichelten Linien 40 wird angedeutet, dass ein Teil des eingeführten Inertgases
28, beladen mit feinkörnigem Pulver, zum in die Mischzone 32 fallenden hochschmelzenden
Pulver 22 zurückgeführt wird.
1. Verfahren zur Herstellung und Abscheidung einer hochschmelzenden metallischen Verbindung
(38) durch Verdüsen einer aus einem Tiegel (10) in eine Zerstäubungsvorrichtung fliessenden,
elementaren oder legierten Metallschmelze (16) mittels wenigstens eines auf das ausfliessende
Metall gerichteten Gasstroms (28) und unter gleichzeitiger Zugabe eines hochschmelzenden,
pulverförmig zugegebenen Festkörpers (22) in die als Versprühzone ausgebildete Mischzone
(32), wobei das durch den Gasstrom versprühte Material als im wesentlichen kegelförmiger
Verdüsungsstrahl (34) unter teilweiser Reaktion in Richtung einer Abscheidungsfläche
(36) geleitet wird, wo die Reaktion der Verbindungsbildung vollständig abläuft,
dadurch gekennzeichnet, dass
mittels Steuerung der Temperatur der aus einer Düse (12) ausfliessenden Metallschmelze
(16) und des Gas/MetallDurchflussverhältnisses eines unter Hochdruck zugeleiteten
Inertgases (28) durch die Verbindungsbildung zwischen dem pulverförmig zugegebenen
Festkörper (22) und den partiell flüssigen Schmelzetropfen der zerstäubten Metallschmelze
(16) eine exotherme Reaktion erzeugt und aufrecht erhalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mittels Steuerung der Durchflussrate
des hochschmelzenden, pulverförmig zugegebenem Festkörpers (22) eine gewünschte chemische
Zusammensetzung der hochschmelzenden metallischen Verbindung (38) eingestellt und
zur Reaktion gebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass zur vollständigen Zerstäubung
der Metallschmelze (16) ein Inertgas (28) aus Stickstoff, Argon und/oder Helium zugegeben
wird, vorzugsweise mit einem Druck von 2 - 10 bar.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass eine zeitlich
gesteuerte Zugabe von Legierungskomponenten zum im Tiegel (10) geschmolzenen Matrixmetall
(14) während des Verdüsungsprozesses erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass mit dem Inertgas
(28) wenigstens teilweise nicht zur hochschmelzenden metallischen Verbindung (38)
reagierende Pulverbestandteile beider Komponenten sowie in Pulverform anfallende hochschmelzende
metallische Verbindung in die Mischzone (32) zurückgeführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die feineren Pulverfraktionen,
vorzugsweise im Grössenbereich von kleiner als 10 µm, zur Steuerung des Reaktionsablaufs
in die Mischzone (32) zurückgeführt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass sehr feinteilig
ausgebildetes inertes Pulver, vorzugsweise submikrones Aluminiumoxid, in die Mischzone
(32) gebracht wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das inerte Pulver in Form
von transportfähigen Agglomeraten, vorzugsweise bestehend aus sprühgetrocknetem Feinstpulver,
oder eingeschlossen in schmelz- oder brennbaren Kapseln, in die Mischzone (32) eingebracht
werden.
9. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 - 8 zur Herstellung einer intermetallischen
Verbindung aus einem niedrigschmelzenden Matrixmetalls (14) mit mindestens einem hochschmelzenden,
pulverförmig zugegebenen Festkörper (22).
10. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 9 zur Herstellung von Aluminidphasen des Typs
Al₃X, bestehend aus Aluminium oder einer Aluminiumlegierung und einer hochschmelzenden
pulverförmigen Komponente X, wobei X aus Ti,V,Ti+V,Ti+Mu,Ti+Fe oder Ti+Cr besteht
oder aus einer ternären Verbindung des Typs Al(₇₅-y) Ti₂₅ Xy, wobei X die Elemente
Fe,Mn,Cr,V im Bereich y von 6 - 15 Atom-% bedeutet.
11. Anwendung des Verfahrens nach Anspruch 9 zur Herstellung eines Festkörpers bestehend
aus einem Phasengemisch von intermetallischer Verbindung (z.B. Al₃,Ti mit 70 bis 99
Vol%) und einem aus der Schmelze rasch erstarrten Al-Mischkristall, der die verbindungsbildenden
Elemente (z.B. Ti im Falle von Al₃Ti) in übersättigter fester Lösung enthält.