[0001] Die Erfindung betrifft eine Hochgeschindigkeits-Schleifscheibe, insbesondere einen
Hochgeschwindigkeits-Schleifscheibengrundkörper und ein Verfahren der Berechnung und
Herstellung.
[0002] Hochgeschwindigkeitsschleifscheiben mit Schleifmitteln wie Diamant und kubisch kristallinem
Bornitrid (CBN) werden aufgrund ihres vergleichsweise hohen Preises nur dort eingesetzt,
wo sie bei größerem Zeitspanvolumen und damit schnellerem Werkstoffabtrag einen geringeren
spezifischen Verschleiß im Vergleich zu konventionellen Schleifmitteln aufweisen.
[0003] CBN- und Diamant-Schleifscheiben bestehen im Gegensatz zu konventionellen Schleifscheiben
aus einem Grundkörper und einem darauf aufgebrachten Schleifbelag, der im Verhältnis
zum Schleifscheibendurchmesser von geringer Dicke ist.
[0004] Der Grundkörper bestimmt die statische und dynamische Festigkeit der Schleifscheibe.
Er besteht je nach Art des Schleifbelages und des gewünshten Schleifverhaltens aus
Aluminiumlegierungen, Kunstharz mit Füllstoffen, Stahl oder Keramik. Die Form des
Grundkörpers wird je nach Schleifverfahren und Einsatzfall angepaßt, wobei der inneren
Belastung des Grundkörpermaterials durch Fliehkraft bei bekannten Schleifscheiben
keine Bedeutung zugemessen wird.
[0005] Den bekannten Schleifscheibenformen ist gemein die Anordnung einer Zentralbohrung,
die je nach Außendurchmesser und Anwendungsfall genormt ist.
[0006] Für Schleifscheiben muß vor ihrer Inbetriebnahme in der Praxis eine Zulassungsgenehmigung
erteilt sein, die festlegt, für welches Schleifverfahren, bis zu welcher maximal zulässigen
Umfangsgeschwindigkeit und unter welchen Einsatzbedingungen die Schleifscheiben verwendet
werden dürfen.
[0007] Die zulässige Umfangsgeschwindigkeit multipliziert mit einem Sicherheitsfaktor ergibt
die Sprenggeschwindigkeit, die im Sprengversuch ermittelt wird. Werden Grundkörper
aus Stahl oder Aluminium geprüft, treten vielfach vor dem Werkstoffversagen Schleifbelagschädigungen
auf. Diese beruhen auf Absprengungen von Segmenten oder Belagpartikeln und Rissen
im Belag, die aufgrund unzulässig elastischer oder plastischer Verformungen des Grundkörpers
auftreten.
[0008] Hohe Schnittgeschwindigkeiten lassen sich mit bekannten Schleifscheiben nur verwirklichen,
die aus einem metallischem Grundkörper mit galvanischem Schleifbelag aufgebaut sind.
[0009] In Einzelfällen konnten in Versuchen Schnittgeschwindigkeiten bis 300 m/s erreicht
werden, wobei es sich jedoch um Schleifscheiben handelte, die für die Anwendung in
der Praxis nicht zugelassen sind.
[0010] Bekannte Grundkörper aus Kunstharz mit metallischen und nichtmetallischen Füllstoffen
sowie aus Keramik sind infolge ihrer Sprenggeschwindigkeit von maximal 275 m/s dafür
nicht geeignet. Der Einsatz von geklebten keramisch oder kunstharz gebundenen Schleifbelagsegmenten
auf konventionell gestalteten Aluminiumgrundkörpern ist auf maximal 180 m/s begrenzt.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Schleifscheibe und ein Verfahren ihrer Gestaltung
zu schaffen, die für Schnittgeschwindigkeiten von höher als 300 m/s geeignet sind.
[0012] Zu berücksichtigen ist dabei die Erkenntnis, daß die Erhöhung der Scheibenumfangsgeschwindigkeit
auf zwei Wegen erreicht werden kann und zwar zum einen durch Vergrößerung des Scheibendurchmessers
bei konstanter Drehzahl und zum anderen durch Erhöhung der Drehzahl bei gleichem Duurchmesser.
[0013] Die Vergrößerung des Scheibendurchmessers hat entscheidende Nachteile. Bei größeren
Durchmessern nimmt die Umfangslänge linear zu, wodurch die Scheibenkosten aufgrund
des größeren Diamant- bzw. CBN-Volumens pro Scheibe ansteigen. Zudem steigt das Gewicht
der Schleifscheibe mit dem Radius quadratisch an. In die Berechnung der Rotationsenergie
geht sowohl die Masse linear als auch der Radius quadratisch ein, wodurch ein Ansteigen
mit dritter Potenz auftritt. Höhere Scheibenkosten, größerer Aufwand für den Schleifscheibenwechsel
aufgrund großer Scheibenmassen und aus sicherheitstechnischen Gründen eine hoch stabile
Abkapselung des Arbeitsraumes sprechen gegen die Vergrößerung des Scheibendurchmessers
bei konstanter Drehzahl.
[0014] Der sinnvolle Weg zur Steigerung der Schnittgeschwindigkeit liegt deshalb in der
Erhöhung der Drehzahl bei Scheibendurchmessern im Bereich von 100 bis 400 mm. Sollen
Schnittgeschwindigkeiten von 300 m/s bis 500 m/s erreicht werden, müssen Drehzahlen
für die 100 mm große Scheibe im Bereich von 57.300 bis 96.000 min⁻¹ und für die Scheibe
mit 400 mm Durchmesser im Bereich von 14.300 bis 24.000 min⁻¹ realisiert werden. Diese
hohen Drehzahlen stellen extreme Anforderungen an die Festigkeitseigenschaften des
verwendeten Grundkörpermaterials.
[0015] Die dominierende Belastung des Grundkörpers entsteht durch die im inneren des Körpers
angreifenden Fliehkräfte, die mit der Drehzahl quadratisch ansteigen. Die durch die
Fliehkräfte im Grundkörper induzierten Spannungen und die daraus resultierenden Dehnungen
werden wesentlich von der Form des Grundkörpers beeinflußt.
[0016] Aufgabe der Erfindung im engeren Sinne ist deshalb die Entwicklung einer optimierten
Grundkörperform einer Hochgeschwindigkeitsschleifscheibe unter Berücksichtigung folgender
technologischer Anforderungen an den Grundkörper:
- hohe Sicherheit gegen Scheibenbruch
* Aufnahme der durch Fliehkräfte entstehenden Spannungen und Dehnungen ohne Beeinträchtigung
der Arbeitssicherheit
* Vergleichsspannungsverlauf auf niedrigem Niveau
* geringe Spannungsüberhöhungen über den Radius
- geringe radiale Dehnung im Außendurchmesser
- geringe Grundkörpermasse zur
* Reduzierung der Rotationsenergie des Grundkörpers
* Erhöhung der biegekritischen Drehzahl des Systems Antriebsspindel/Schleifscheibe.
[0017] Die Lösung der vorgenannten Aufgabe ist in den Ansprüchen beschrieben. Für das einwandfreie
Verständnis der vorgeschlagenen Lösung ist von folgendem auszugehen.
[0018] Die technologischen Anforderungen an den Grundkörper sind teilweise gegensinnig,
das heißt sie besitzen kein gemeinsames Maximum. So ist zum Beispiel eine Verringerung
der radialen Dehnung durch eine Verdickung des Profils im Innenbereich der Scheibe
möglich, wodurch jedoch die Grundkörpermasse zunimmt.
[0019] Aus diesem Grund ist es auch nicht möglich, einen allgemein gültigen Algorithmus
zur Gestaltsoptimierung einer fliehkraftbelasteten Scheibe zu entwickeln. Die spezifisch
optimale Gestalt ist vielmehr von einer Bewertung der Ziele, den konstruktiven Randbedingungen
und damit vom Anwendungsfall abhängig.
[0020] Zur Erfassung der unterschiedlichen Einflüsse der freiwählbaren Parameter wird erfindungsgemäß
eine mathematische Modellbeschreibung fliehkraftbelasteter rotierender Scheiben benutzt.
Innerhalb dieser Modellbeschreibung sind folgende vereinfachende Annahmen getroffen:
[0021] Die Berechnungen der Spannungen und der Dehnungen sind mit Hilfe von Näherungsverfahren
durchgeführt.
[0022] Dafür ist die Scheibe durch eine Folge von Ringen konstanter Dicke zu ersetzten.
Die ringförmigen Teilscheiben werden als fliehkraftbelastete gelochte Planscheibe
behandelt, für welche die aus der Festigkeitslehre bekannten Spannungs-Dehnungs-Beziehungen
gelten. Die Integrationskonstanten A₁ und A₂ sind dabei aber von Teilscheibe zu Teilscheibe
verschieden und resultieren aus Stetigkeits- und Zusammenhangsbedingungen mit den
benachbarten Teilscheiben. Innerhalb der durchgeführten Berechnungen wurde zum Beispiel
die Geometrie einer Vollscheibe mit einem Außendurchmesser von 350 mm durch 1.750
Ringe approximiert.
[0023] Somit lassen sich die Radial- und Tangentialspannungen und die Dehnung in jedem Radiusinkrement
berechnen. Aus diesem 2-dimensionalen Spannungszustand ist mit Hilfe der Gestaltänderungsenergiehypothese
eine Vergleichsspannung berechenbar, deren Verlauf und Maximalwerte Beurteilungskriterien
bilden.
[0024] Der Einfluß der Bohrungen zum Einspannen der Scheibe wurde mit Überhöhungsfaktoren
eines Lochkranzes abgeschätzt. Diese Faktoren sind nicht analytisch beschreibbar,
sie beruhen vielmehr auf kontinuumstechnischen Spannungs-Dehnungs-Ansätzen, die über
Fourierreihen gelöst werden.
[0025] Prinzipiell muß vor Beginn der Optimierung mit Hilfe einfacher Formen für den Grundkörper
eine Überschlagsrechnung zur Ermittlung der auftretenden Spannungen durchgeführt werden.
Durch die Verwendung vereinfachter Formen liegt der so berechnete Spannungswert in
jedem Fall höher als der innerhalb der formoptimierten Scheibe. Aus diesem Grund bildet
der maximale Spannungswert ein Kriterium für die erforderlichen Festigkeitseigenschaften
des auszuwählenden Grundkörpermaterials. Neben den Festigkeitseigenschaften sind das
spezifische Gewicht sowie wirtschaftliche Faktoren wie Bearbeitbarkeit und Materialkosten
zu berücksichtigen.
[0026] Nach Eingabe von Startwerten der freiwählbaren Parameter und der Randbedingungen
sind die Ergebnisse der Berechnung (Optimierungsparameter) entsprechend der Zielsetzung
zu beurteilen. Durch Variation der Eingabeparameter bei nicht zufriedenstellendem
Ergebnis, ist somit eine sukzessive Optimierung der Gestalt möglich.
[0027] Im Anschluß an die so durchgeführte Optimierung der Gestalt des Grundkörpers ist
es notwendig, das dynamische Verhalten zu untersuchen. Dies erfolgt mit Hilfe der
Finiten Elemente Methode (FEM), womit die Eigenfrequenzen und Schwingungsformen berechnet
werden können. Neben den dynamischen Berechnungen wird ebenfalls mit der FEM das statische
Nachgiebigkeitsverhalten in Radial-, Tangential- und Axialrichtung untersucht.
[0028] Bei nicht zufriedenstellenden Ergebnissen der abschließenden FEM-Berechnungen, erfolgt
eine Veränderung der Form. Mit den geänderten Formparametern ist eine erneute Spannungsberechnung
und -optimierung erforderlich, der wiederum FEM-Berechnungen folgen. Diese Vorgehensweise
ist bis zur entgültigen optimierten Form zu wiederholen.
[0029] Um eine Grundkörperform zu schaffen, in der unter Fliehkraftbelastung ein annähernd
konstanter möglichst niedriger Vergleichsspannungszustand herrscht, realisiert bei
gleichzeitig geringst möglicher Radialdehung und Masse, findet ein Iterationsverfahren
Anwendung.
[0030] Dafür werden ausgehend von einem im Vorfeld optimierten Flanschanschluß im Zentrum
des Grundkörpers (Teil 1), des für den Bearbeitungsfall erforderlichen Belagprofils
am Außendurchmesser und einem einfachen konisch verlaufenden Profil dazwischen mit
an sich bekannten Berechnungsformeln in einem Iterationsverfahren unter Variation
des Profilverlaufs Gewichts-, Spannungs- und Dehnungsberechnungen solange durchgeführt,
bis sich eine optimierte Form ergibt (Teil 2).
[0031] Die Grundlage für die Spannungs- und Dehnungsberechnungen bei der Grundkörperoptimierung
bilden die im folgenden beschriebenen Berechnungsformeln. Dazu wird ausgegangen von
zulässigen vereinfachenden Annahmen, nämlich
[0032] Die Variablen der Berechnungsformeln sind:
- r
- : Grundkörperradius
- b
- : Grundkörperbreite
- u
- : Radialdehnung
- dr
- : infinitesimal kleiner Radiuswert
- db
- : infinitesimal kleiner Breitenwert
- du
- : infinitesimal kleiner Dehnungswert
- dφ
- : infinitesimal kleiner Winkelwert
- ρ
- : Dichte des Grundkörperwerkstoffes
- ri
- : Grundkörperinnenradius
- ra
- : Grundkörperaußenradius
- ω
- : Winkelgeschwindigkeit
- E
- : Elastizitäts-Modul
- σr
- : Radialspannung
- σt
- : Tangentialspannung
- σv
- : Vergleichsspannung
- εr
- : relative Radialdehnung
- εt
- : relative Tangentialdehnung
- σ(A)
- : Spannung im Punkt 'A'
- σ(B)
- : Spannung im Punkt 'B'
- σ₁
- : Hauptspannung '1'
- σ₂
- : Hauptspannung '2'
- σ₃
- : Hauptspannung '3'
- σr.p
- : partikuläre Lösung für die Radialspannung
- σr.h
- : homogene Lösung für die Radialspannung
- σt.p
- : partikuläre Lösung für die Tangentialspannung
- σt.h
- : homogene Lösung für die Tangentialspannung
- A₁
- : Integrationskontante
- A₂
- : Integrationskontante
- d
- : Bohrungsdurchmesser
- rLK
- : Lochkreisradius
- t
- : Lochteilung
- Kt
- : Überhöhungsfaktor (Tangentialrichtung)
- Kr
- : Überhöhungsfaktor (Radialrichtung)
- α
- : interne Rechengrößen
- β
- : interne Rechengrößen
- q
- : interne Rechengrößen
- ϑ
- : interne Rechengrößen
- i
- : Iterationsindex (Laufvariable)
[0033] Die Ausgangsgleichungen für die Berechnungen sind aus 2-dimensionalen Gleichgewichtsbetrachtungen
der Kräfte in einem mitrotierenden Bezugssystem entwickelt. Dabei wird die Fliehkraft
als eine auf ein infinitesimal kleines Element aus der Scheibe wirkende Volumkraft
aufgefaßt. Daraus läßt sich das quasistatische Gleichgewicht formulieren
bzw. umgeformt

[0034] Die aus dem Hooke'schen Gesetz gewonnenen Spannungs-Dehnungsbeziehungen
lassen sich durch Elimination der Radialdehnung u in der folgenden Form zusammenfassen:

Die Gleichungen (1-1) und (1-5) bilden zusammen ein System von 2 linearen gekoppelten
Differentialgleichungen für die beiden Variablen Radial- und Tangentialspannung.
Sind diese bekannt, so kann aus Gleichung (1-4) unmittelbar die Radialdehnung errechnet
werden:
Somit sind alle Variablen eindeutig bestimmt.
[0035] Aufbauend auf diesen Gleichungen lassen sich für verschiedene Scheibenprofile b(r)
die Spannungsberechnungen durchführen.
[0036] Für eine Planscheibe von konstanter Dicke vereinfachen sich die Differentialgleichungen,
und das System ist geschlossen lösbar:

Die allgemeine Lösung lautet:

mit:

Die Integrationskonstanten A₁ und A₂ lassen sich aus den Randbedingungen ermitteln.
[0037] Für die Vollscheibe (Grundkörper ohne Zentralbohrung) gilt:
- Für den Radius r = 0 müssen Radial- und Tangentialspannung den gleichen Wert besitzen,
da sie nicht mehr zu unterscheiden sind.
- Die Radialspannung am Außenrand muß gleich Null sein, da dort keine äußeren Kräfte
angreifen.
[0039] Für die gelochte Scheibe (mit Zentralbohrung) gilt:
- Die Radialspannung am Innenrand entspricht der von außen aufgebrachten Belastung.
Diese ist im Normalfall gleich Null, entspricht aber im Falle einer Scheibe mit Preßpassung
der im Betriebszustand verbleibenden Restpreßspannung (σiB < 0).
- Analog zur Vollscheibe muß die Radialspannung am Außenrand zu Null werden.
[0040] Dies ergibt für die Integrationskonstanten:

und als Lösung für die Spannungen:

Für die Berechnung der erfindungsgemäßen Grundkörper mit frei wählbarem Breitenverlauf,
deren Profil einer beliebigen Form entspricht, wird ein Verfahren eingesetzt, bei
dem die Scheibe durch eine Folge von Ringen konstanter Dicke ersetzt wird. Als Schrittweite
für die Differenz zwischen Außen- und Innenradius der Ringelemente wurde der konstante
Wert 0,1 mm gewählt; das heißt die Form einer Vollscheibe mit einem Außendurchmesser
von 350 mm wird durch 1.750 Ringe approximiert.
[0041] Dieses Verfahren behandelt jede ringförmige Teilscheibe als fliehkraftbelastete gelochte
Planscheibe, für die dann auch die entsprechenden Spannungs-Dehnungs-Beziehungen (1-9,10,11,12)
gelten. Die Integrationskonstanten A₁ und A₂ sind dabei von Teilscheibe zu Teilscheibe
verschieden und resultieren aus Stetigkeits- und Zusammenhangsbedingungen mit den
benachbarten Teilscheiben.
[0042] So folgt aus einem Kräftegleichgewicht für die Kontaktstelle zweier Teilscheiben,
daß die Radialkraft sprunglos übertragen werden muß. Unter Beachtung der zusätzlichen
Volumkraft ergibt dies:
bzw. umgeformt:

[0043] Damit die beiden Teilscheiben an der Sprungstelle nicht ihren Zusammenhang verlieren,
muß außerdem die radiale Verschiebung u am gemeinsamen Rand für beide gleich groß
sein. Diese Bedingung, eingesetzt in Gleichung (1-6), ergibt, wieder unter. Beachtung
der zusätzlichen Volumkraft:
Für die Änderung der Radial- und Tangentialspannungswerte zwischen Innenradius und
Außenradius einer Teilscheibe ergibt sich, durch Einsetzen des Innen- und Außenradius
in Gleichung (1-9,10) und Eliminieren der Integrationskonstanten A₁, A₂, die Rechenvorschrift
mit:

und:
Die Gleichungen (1-22,23,24,25,26,27) reichen zur Ermittlung der Spannungen in einer
beliebigen Scheibe völlig aus.
[0044] Sind zum Beispiel die Spannungen im Innenradius der beliebigen Scheibe bekannt, so
sind mit Hilfe der Gleichungen (1-24,25,26,27) die Spannungswerte am Außenrand der
ersten Teilscheibe zu ermitteln. Durch Verwendung der Zusammenhangs- und Stetigkeitsbedingungen
zwischen den Teilscheiben (1-22,23) ist es in einem 2. Schritt möglich, die Spannungswerte
am Innenrand der nächsten Teilscheibe zu berechnen. Dieses kombinierte Vorgehen ist
nun bis zum Außenrand der Scheibe für jedes einzelne Ringelement zu wiederholen.
[0045] Das Problem, daß am Anfang der Rechnung von keinem Punkt sowohl Radial- als auch
Tangentialspannung als Ausgangspunkt der Berechnung bekannt sind, wird wie folgt gelöst.
Die Randbedingungen entsprechen den für die Planscheibe beschriebenen. Sie enthalten
jeweils ein Kriterium für den Innenradius (bzw. Mittelpunkt) und ein Kriterium für
den Außenradius der rotierenden Scheibe. Das mögliche, jedoch numerisch aufwendige
Lösen der Integrationskonstanten aller Ringe in geschlossener Matrizenform wird durch
eine Überlagerung zweier Belastungsfälle umgangen. Im "partikulären" Berechnungsteil
wird ein Spannungsverlauf in einer rotierenden Scheibe ermittelt, der aber erst durch
entsprechende überlagerung mit der Lösung der "homogenen" Differentialgleichung (stehende
Scheibe) den gegebenen Randbedingungen genügt.
[0046] Der Berechnungsgang erfolgt bei einer Vollscheibe, das heißt einem Grundkörper ohne
zentraler Bohrung, von innen nach außen. Ausgehend von einem jeweils beliebigen, aber
identischem Radial- und Tangentialspannungswert im Mittelpunkt der Scheibe (2. Randbedingung)
wird der "homogene" und der "partikuläre" Teil berechnet. Die Gesamtlösung besteht
aus einer Überlagerung der beiden Spannungszustände, wobei die Werte des 2. Spannungszustandes
mit einer Konstanten multipliziert werden. Die Konstante wird durch die 1. Randbedingung
festgelegt.
[0047] Für den Außenrand der Scheibe muß gelten:
Daraus folgt für die Konstante:

Durch die Wahl jeweils identischer Radial- und Tangentialspannungen als Ausgangspunkt
der Berechnung ist auch hierbei die 2. Randbedingung für beliebige Werte der Konstanten
δ weiterhin erfüllt.
[0048] Damit sind die Radial- und Tangentialspannung in jedem Punkt der Scheibe berechenbar,
woraus sich auch direkt mit Hilfe von Gleichung (1-6) die Dehnung berechnen läßt.
Die Überlagerung der beiden Spannungen zu einem vergleichbaren Spannungswert, der
Vergleichsspannung, wird nach folgender Beschreibung durchgeführt.
[0049] Die Gestaltänderungsenergiehypothese (GEH) vergleicht die zum Beginn von Gleitungen
notwendigen Arbeiten der verschiedenen Belastungsarten miteinander und liefert daraus
die Vergleichsspannung. Sie gilt bei schwingender Beanspruchung und für Werkstoffe,
die bei Auftreten plastischer Verformung versagen.
[0050] Für die Vergleichsspannung folgt dann:
Da im mathematischen Modellen nur Radial- und Tangentialspannungen (keine Schubspannungen)
auftreten, sind diese gleichzeitig 2 Normalspannungen. Die 3. Normalspannung (axiale
Richtung) ist in allen Fällen gleich 0 N/mm² (2-achsiger Spannungszustand). Somit
ergibt sich für jeden Punkt auf dem Radius der fliehkraftbelasteten Scheibe die Vergleichsspannung
zu:
Für die Abschätzung der Spannungsüberhöhungen an den Bohrungswandungen eines Lochkranzes
wird als Antriebsspindel/Scheiben-Verbindungselement der Lochkranz eingesetzt, der
in erster Linie eine durch Kerbwirkung bedingte lokale Spannungsüberhöhung in der
Nähe der Bohrung bewirkt.
[0051] Mit einer Näherungslösung lassen sich die an den Lochrändern auftretenden Spannungsspitzen
ermitteln. Hat das Zentrum des Loches den Abstand r
LK von der Drehachse und entsprechen σ
r und σ
t den Radial- und Tangentialspannungen, die in r
LK ohne Löcher auftreten würden, so sind die Spannungen in den Punkten A (Lochrand in
radialer Richtung) und B (Lochrand in tangentialer Richtung) mit guter Näherung gegeben
durch
wobei K
r und K
t jeweils (nicht analytische) Funktionen des Verhältnisses Lochteilung zu Bohrungsdurchmesser
t/d sind. K
r und K
t streben für sehr weit auseinanderliegende Bohrungen auf den gemeinsamen Wert K
r = K
t = 3. Somit entspricht, bei zweidimensionaler gleichstarker Zugbeanspruchung, die
Vergleichsspannung im Lochrand der von der benachbarten Bohrung praktisch unbeeinflußten
Bohrung dem doppelten des ursprünglichen Wertes - analog zu der fliehkraftbelasteten
Scheibe mit zentralem Innenloch.
[0052] Bei Einsatz des erfindungsgemäßen Iterationsverfahrens wird in einem ersten Teil,
ausgehend vom geforderten Außendurchmesser des Grundkörpers, eine Optimierung der
Anschlußflanschform vorgenommen. Auf der Grundlage einer Scheibe einfacher Form (einfach
konische Scheibe) ohne Bohrung im Zentrum, sind hierbei die Anzahl der Anschlußbohrungen,
deren Durchmesser und der Lochkreisdurchmesser₁ sowie der Anschlußflanschdurchmesser
die zu variierenden Größen.
[0053] Die Spannungs- und Dehnungsberechnungen starten mit frei wählbaren sinnvollen Anfangswerten
für die zu variierenden Größen und den vorgegebenen Maßen für den Außendurchmesser.
[0054] Mit Hilfe der Gleichungen (1-21 bis 1-29) ergibt sich als Ergebnis der Berechnungen
der Spannungs- und Dehnungsverlauf in Abhängigkeit vom Radius. Über Summation volumetrischer
Berechnungen ergibt sich die Gesamtmasse des Grundkörpers. Mit den Radial- und Tangentialspannungswerten
wird mittels der Gleichungen (1-32,33) die Spannungsüberhöhung in den Punkten A und
B am Lochrand berechnet. Die berechneten Größen sind entsprechend den Zielvorgaben
zu bewerten. Bei ungenügendem Ergebnis sind die zu variierenden Größen, Anzahl der
Bohrungen, Lochkreisdurchmesser, Bohrungsdurchmesser und Flanschdurchmesser sinnvoll
zu ändern und ein erneuter Rechenlauf ist zu starten. Dieser Vorgang ist solange zu
wiederholen, bis ein nahezu konstanter Vergleichsspannungsverlauf über dem Radius
im Bereich des Anschlußflansches und eine minimal mögliche Spannungsüberhöhung an
den Lochrändern vorhanden ist.
[0055] Mit dem nach dieser Iterationsvorschrift optimierten Anschlußflansch und den Vorgaben
für das Belagprofil wird im zweiten Teil des Iterationsverfahrens die Scheibenform
zwischen äußerem Belagprofil und innen liegendem Anschlußflansch optimiert.
[0056] Als Ansatz wird ein einfacher Verlauf gewählt (z.B. gerade Verbindung zwischen Flansch
und Belagprofil). Mit diesen Daten für den Breitenverlauf in radialer Richtung wird
ein erster Berechnungslauf mit Hilfe der Gleichungen (1-21 bis 1-29) durchgeführt.
Aus den sich ergebenden Werten für den Radial- und Tangentialspannungsverlauf in Abhänigkeit
vom Radius wird mit Gleichung (1-6) der Dehnungsverlauf berechnet. Zur Ermittlung
des Vergleichspannungsverlaufs wird Gleichung (1-31) verwendet. Die Summation volumetrischer
Berechnungen ergibt die Gesamtmasse des Grundkörpers.
[0057] Aus einer Analyse der Berechnungsergebnisse ergeben sich die erforderlichen Änderungen
im Breitenverlauf des Grundkörpers. Mit dem neuen Breitenverlauf b
i+1(r) wird ein zweiter Berechnungslauf durchgeführt, dessen Ergebnisse wieder eine Änderung
des aktuellen Breitenverlaufs ergeben und ein nächster Berechnungslauf gestartet.
Dieser Iterationsvorgang ist solange zu wiederholen, bis die Ergebnisgrößen ein Optimium
entsprechend den Anforderungen darstellen.
[0058] Der mit Hilfe dieses Iterationsverfahrens ermittelte optimale Verlauf der Hochgeschwindigkeits-Schleifscheibengrundkörperbreite
b(r) läßt sich als Datensatz vorhalten, der unmittelbar für eine Fertigung verwendbar
ist. In der Praxis wirkt sich derartiges als besonders vorteilhaft aus, da für Schleifscheiben
verschiedener Durchmesser und unterschiedlicher Materialien von vornherein Daten zur
Verfügung gestellt werden können, die gespeichert sind, so daß zu bestimmten Einflußgrößen
optimale Profile für die Herstellung zur Verfügung gestellt werden können. Mit anderen
Worten lassen sich für eine Vielzahl von Scheiben unterschiedlicher Materialien sowie
Durchmesser und Belagprofile optimale Dimensionen zur Verfügung stellen, die vorher
berechnet sind. Die Herstellung von Schleifscheiben verschiedener Art kann danach
über sogenannte NC-Maschinen erfolgen durch Eingabe der entsprechenden Datensätze
für eine automatische Fertigung bzw. Steuerung der Bearbeitungsmaschinen.
[0059] Wenn vorstehend allgemein gesprochen ist von Schleifscheiben, so ist dies nicht im
engen Sinne zu verstehen. Die Erfindung kann vielmehr auch Anwendung finden bei gleichartigen
Werkzeugen wie beispielsweise Trennwerkzeugen oder Abrichtwerkzeugen.
[0060] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind nachstehend unter Bezugnahme auf eine Zeichnung
erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Figur 1:
- eine Hochgeschwindigkeitsschleifscheibe nach der Erfindung im Querschnitt;
- Figur 2:
- den Spannungsverlauf einer bekannten Schleifscheibe mit Zentralbohrung;
- Figur 3:
- den Spannungsverlauf einer erfindungsgemäßen Schleifscheibe;
- Figur 4:
- rechnerische Bezugsgrößen für eine erfindungsgemäße Schleifscheibe in schematischer
Darstellung;
- Figur 5:
- eine prinzipielle Darstellung des Verfahrens der Gestaltung des Grundkörpers;
- Figur 6:
- ein Diagramm der Spannungs- und Dehnungsverläufe einer bekannten Schleifscheibe im
Vergleich zu einer erfindungsgemäßen Schleifscheibe;
- Figur 7:
- Diagramme vom Spannungs- und Dehnungsverlauf zweier erfindungsgemäßer Ausführungsformen;
- Figur 8:
- ein Profil vom Grundkörper einer Schleifscheibe;
- Figur 9:
- ein Profil vom Grundkörper einer Schleifscheibe;
- Figur 10:
- ein weiteres Profil vom Grundkörper einer Schleifscheibe und
- Figur 11:
- ein optimiertes Profil einer erfindungsgemäßen Schleifscheibe.
[0061] Die in Figur 1 wiedergegebene Schleifscheibe 1 besteht aus einem Grundkörper, der
sich zusammensetzt aus einem Anschlußflansch 2 sowie einer Scheibe 3 und einem Belagprofilkörper
4, der einen galvanisch gebundenen Schleifbelag 5 trägt. Die Teile 2, 3 und 4 des
Grundkörpers sind einteilig ausgeführt. Für die Halterung der Schleifscheibe 1 ist
der Anschlußflansch 2 mit sechs Bohrungen 6 versehen, die auf einem Lochkranz liegen,
der zentrisch zu der Drehachse 7 angeordnet ist. Diese Bohrungen 6 sind mit einer
Durchmessertoleranz versehen, um eine radiale Zentrierung der Schleifscheibe vornehmen
zu können. Der Anschlußflansch 2 ist weiterhin mit einer planen Anschlagfläche 8 sowie
einer radialen Anschlagfläche 9 versehen.
[0062] Das Belagprofil 4 ist mit einer Hinterschneidung 10 versehen und besitzt eine Breite
von beispielsweise 5 mm bei einem Scheibendurchmesser von etwa 250 mm. Durch den Hinterschnitt
10 kann die Scheibe 3, die sich in radialer Richtung verjüngt, verhältnismäßig dünn
gehalten sein, so daß über einen weiten Radiusbereich die nachstehend noch näher erläuterte
Vergleichsspannung auf einem niedrigen Niveau gehalten werden kann.
[0063] Der Grundkörper besteht aus einer speziellen Aluminiumlegierung und ist einschichtig
galvanisch mit kubisch kristallinem Bornitrid belegt.
[0064] Der Verlauf der Kurve K des Profils der Scheibe 3 ist derart gewählt, daß eine nur
äußerst geringe Spannung bei gleichmäßigem Spannungsverlauf in radialer Richtung und
eine minimale elastische und keine plastische Dehnung der Scheibe bei sehr hohen Umfangsgeschwindigkeiten
wie 500 m/s auftreten.
[0065] Bei einer bekannten Planschleifscheibe mit einer zentralen Bohrung 11 entsprechend
Figur 2 verläuft die Tangentialspannung entsprechend der Kurve A und hat ihre maximale
Größe Z₁ am Rand der zentrisch angeordneten Bohrung. Die Radialspannung verläuft entsprechend
der Kurve B. Sie ist am Rand der zentrischen Bohrung 11 und am Außenrand der Scheibe
null, wobei das Maximum etwa in der Mitte des Scheibenringes liegt. Die Tangentialspannung
entsprechend Kurve A und die Radialspannung entsprechend Kurve B, die sich auch bezeichnen
lassen als σ
t und σ
r lassen sich unter Berücksichtigung bekannter Formeln rechnerisch gemeinsam darstellen
als sogenannte Vergleichsspannung σ
v, deren Verlauf die Kurve C wieder gibt.
[0066] Völlig anders liegen die Verhältnisse bei einer erfindungsgemäßen Schleifscheibe
entsprechend Figur 3, die unter Fortlassung einer Zentralbohrung 11 insgesamt sechs
Bohrungen 6 aufweist, welche auf einem zentrisch angeordneten Teilkreis 12 liegen.
Bei einer derartigen Schleifscheibe 1 ist die Tangentialspannung σ
t entsprechend Kurve A im Zentrum gleich der Radialspannung σ
r und verläuft nach außen hin annäherend Konstant, während die Radialspannung entsprechend
der Kurve B von der Mitte der Scheibe ausgehend nach außen ebenfalls annäherend konstant
verläuft und am Außenrand auf null abfällt, so daß sich eine Vergleichsspannung entsprechend
der Kurve C ergibt, die über dem Radius der Scheibe verhältnismäßig niedrig und flach
verläuft, so daß ihr Höchstwert Z₂ erheblich unter dem von Z₁ einer bekannten Scheibe
gemäß Figur 2 liegt. Dieser günstige Verlauf der Vergleichsspannung und damit einer
minimalen bzw. optimalen Dehnung unter Berücksichtigung der beim Hochgeschwindigkeitsschleifen
auftretenden Massen- und Zentrifugalkräfte ergibt sich aus der besonderen Gestaltung
des Anschlußflansches 2 der Schleifscheibe und dem Scheibenbreitenverlauf, wobei unter
Breite auch die sogenannte Dicke der Scheibe verstanden werden kann.
[0067] Für die Optimierung in der Gestaltung des Anschlußflansches 2 ist die Anzahl der
Anschlußbohrungen 6 maßgeblich sowie ihr Durchmesser d und der Lochkreisradius r
LK und schließlich der Durchmesser des Anschlußflansches, der aus Figur 1 ersichtlich
ist.
[0068] Entsprechend den vorstehend unter (1-32) und (1-33) beschriebenen Formeln sind für
die Berechnungen die Spannungen in den Punkten A, das heißt am Lochrand in radialer
Richtung und B bzw. am Lochrand in tangentialer Richtung zu berüchsichtigen, die zur
näheren Erläuterung vergrößert zu der Figur 4 wiedergegeben sind.
[0069] Die in Figur 5 wiedergegebene übersicht über den Ablauf des Iterationsverfahrens
zur Bestimmung einer optimalen Grundkörperform gibt in der linken Kolonne die Eingangsparameter
wieder, die vorgegeben sind durch die Anforderungen, die an die Schleifscheibe bzw.
ihr Profil gestellt werden. Weiterhin ergeben sich für den Zweck des Einsatzes bestimmte
Vorgaben. Diese sind in der zweiten Kolonne unter "Eingaben" beispielhaft genannt.
In der dritten Kolonne ist das mathematische Modell angegeben, mit dem die Eingaben
verarbeitet werden bzw. sind Voraussetzungen für die Gültigkeit des mathematischen
Modells genannt. In der vierten Kolonne sind diejenigen Werte aufgeführt, die als
sogenannte Zielparameter anzusehen und zu optimieren sind. Damit wird ein Berechnungsvorgang
aufgrund von Vorgaben gestartet, dessen Ausgangswerte in den Ausgaben unter Berücksichtigung
der angestrebten Ziele bewertet werden für eine weitere Beeinflussung der Eingabeparameter,
in dem sie entsprechend dem unten nach links ausgerichteten Pfeil wieder eingegeben
werden, um durch erneute Beeinflussung der Eingabeparameter sich in eimen weiteren
Berechnungslauf den optimalen Ergebnissen zu nähern. Derartiges wird so häufig wiederholt,
bis entsprechend der vorgegebenen Zielsetzung die optimalen Ergebnisse erreicht sind.
[0070] Die Figur 6 zeigt einen Vergleich des Spannungs- und Dehnungsverlaufs zwischen einer
bekannten Schleifscheibe mit einer Zentralbohrung einerseits und einer erfindungsgemäßen
Schleifscheibe andererseits. Rechnerisch wurde davon ausgegangen, daß beide mit einander
verglichenen Schleifscheiben einen Durchmesser von 350 mm aufweisen, wobei die bekannte
Scheibe mit einem Innenloch von 150 mm Durchmesser versehen ist und in beiden Fällen
bei einer Drehzahl von 27.000 min⁻¹. eine Schnittgeschwindigkeit von 500 m/s vorliegt.
[0071] Während bei der bekannten Schleifscheibe im Material extrem große Vergleichsspannungsgradienten
entsprechend der Kurve C₁ über den Radius auftreten würden, wird bei dem erfindungsgemäßen
Grundkörper mit seiner optimierten Form ein annäherend konstanter Vergleichsspannungsverlauf
in niedriger Höhe entsprechend der Kurve C₂ über einen weiten Radiusbereich erreicht,
wobei auch die Radialdehnungen entsprechend den Kurven B₁ für die vorbekannte Scheibe
und B₂ für die erfindungsgemäße Scheibe voneinander erheblich abweichen.
[0072] Die Figur 7 gibt die Spannungs- und Dehnungsverläufe über dem Radius von 2 verschiedenen
erfindungsgemäßen Ausführungsformen wieder. In dem einen Fall ist die Scheibe 3 durch
eine einzige Abstufung mit dem Radius 100 sich in radialer Richtung verjüngend ausgebildet.
Dazu ergibt sich eine Radialdehnung B₃ und eine Vergleichsspannung C₃, wobei die Vergleichsspannung
C₃ einen Sprung aufweist im Bereich der sprungartigen Profiländerung. Die Scheibe
3' weist einen optimierten Scheibenbreitenverlauf auf, so daß sich Kurven B₃' und
C₃' ergeben, deren maximalen Werte erheblich niedriger liegen, wobei jedoch zu beachten
ist, daß in beiden Fällen die Radialdehnungen entsprechend den B- Kurven von null
ausgehend verhältnismäßig niedrig sind im Vergleich zu bekannten Schleifscheiben,
die ein zentral angeordnetes Loch aufweisen.
[0073] Die Figuren 8, 9 und 10 zeigen Profilquerschnitte mit mehreren stufenartigen Verjüngungen
der Scheibe, die zu unterschiedlichen Kurvengestaltungen für den Profilverlauf führen.
[0074] Bei der Ausführung nach Figur 8 sind aufeinanderfolgend vier Stufen von gleicher
radialer Breite vorgesehen, die zu gleich breiten Ringflächen führen, sowie eine daran
anschließende verbreiterte Ringfläche. Die Kurve K₈ verläuft deshalb über den ersten
Abschnitt linear und hat lediglich einen Knick zum zweiten Abschnitt.
[0075] Bei der Ausführung nach Figur 9 sind die Stufen in unterschiedlichem radialen Abstand
angeordnet, so daß die Kurve K₉ aus vier sich zusammensetzenden linearen Abschnitten
von fortlaufend geringerer Neigung zusammensetzt.
[0076] Die Ausführung nach Figur 10 zeigt eine größere Anzahl von kleineren Stufen. Dadurch
ist der Kurvenverlauf K₁₀ nahezu bogenförmig.
[0077] Die Schleifscheibe entsprechend der Figur 11 zeigt einen Profilquerschnitt der Scheibe,
der als optimaler angesehen werden kann. Bei ihm flacht sich die Kurve K₁₁ radial
fortlaufend ab. Ein derartiger Kurvenverlauf läßt sich ermitteln, wenn der Berechnung
eine hohe Anzahl von Scheibenringen, das heißt von Scheibenringen mit einer geringen
Dicke dr₁ zugrundegelegt wird und eine wiederholte Korrektur der Breite b₁.