[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Hohlkörpern aus
Tantal durch Kaltumformen unter Verwendung eines Stempels.
[0002] Ein Verfahren der vorstehend charakterisierten Art ist z.B. aus der Zeitschrift "Umformtechnik
15 (1981) 3, Seite 31 ff., bekannt. Darin wird die kaltumformende Bearbeitung, insbesondere
das Kaltfließpressen von Tantal, beschrieben. Die Umformung erfolgte in vier einzelnen
Stufen auf einer stehenden Kurbelpresse. Hinreichende Ergebnisse zum Unterbinden der
Verschweißneigung von Tantal mit den Aktivteilen der Presse waren nur durch Kombination
mehrerer Maßnahmen erreichbar, wozu der Einsatz anderer Werkstoffe als Chrom-Kaltarbeitsstahl
für die Aktivteile, deren zusätzliche Oberflächenbehandlung, eine Oberflächenbehandlung
der Ausgangsformen sowie deren Schmierung mit einem Schmierstoffgemisch gehörten.
[0003] Aus der DE-PS 38 04 567 geht ein Verfahren zum Optimieren der Herstellung von Hohlkörpern
in Form von Näpfen aus hochduktilem Tantal hervor. Hierbei wird auf einem Tantalblech
ein Schmiermittelfilm angebracht, der aus einer Oxidschicht des Metalls, in die niedermolekulares
Polytetrafluoräthylen eingelagert ist, besteht, und danach wird das Tantalblech mittels
eines Hartmetall-Stempels In einem einzigen Schritt zu dem Hohlkörper durch Rückwärtsfließpressen
kaltumgeformt.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren bereitzustellen,
wobei Tantal mit großer Duktilität und feinkörniger Gefügestruktur durch Kaltumformen
unter Verwendung eines Stempels in einer Stufe in rotationssymmetrische Hohlkörper
umgeformt werden soll. Die Fertigteile sollen dabei reproduzierbare geometrische Eigenschaften
und komplizierte Konturen aufweisen. Die Gefügestruktur im Fertigteil soll in einem
nahezu gleichen, feinkörnigen Zustand wie im hochduktilen Ausgangshalbzeug erhalten
bleiben.
[0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß als Ausgangsmaterial ein hochduktiles Tantal-Blech
mit feiner Kornstruktur verwendet, und daß zur Erzeugung eines Gegendrucks zu dem
Stempel eine unter Druck stehende Flüssigkeit verwendet wird.
[0006] Besonders vorteilhaft ist, daß die erfindungsgemäß umgeformten Teile ein homogenes
Gefüge mit Quasiisotropie aufweisen, was sich in gleichmäßigen Festigkeitseigenschaften,
insbesondere in einer nahezu konstanten Härteverteilung in Umfangsrichtung, äußert.
Derartige, gleichmäßige Festigkeitseigenschaften sind von besonderer Bedeutung, z.
B. für die Hochgeschwindigkeitsumformung der rotationssymmetrischen Hohlkörper, wie
sie beispielsweise bei Geschossen vorkommt.
[0007] Es hat sich weiter als vorteilhaft erwiesen, als Ausgangsmaterial Tantal zu verwenden,
das eine Korngröße feiner als Nr. 6 nach ASTM E 112 aufweist, weil die Kaltumformung
leichter durchgeführt werden kann.
[0008] Bewährt hat es sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren, auf den Tantalblechen vor
der Umformung eine Oxidschicht als Schmiermittelschicht, z. B. anodisch, anzubringen.
Diese Schicht ist sehr haftfest mit dem Tantal verbunden und bewirkt eine solche Schmierung,
daß der Stempel nicht mit dem Tantalblech verschweißt.
[0009] In vorteilhafter Weise kann eine Oxidschicht mit einer Dicke von 200 nm aufgebracht
werden, so daß während des Verpressens die Reibungskräfte nahezu konstant gehalten
werden.
[0010] Dem Fachmann ist zwar seit 25 Jahren bekannt, wie es aus der Veröffentlichung von
Bürk E; "Das hydromechanische Ziehverfahren", Mitteilung der Forschungsgesellschaft
Blechverarbeitung, Nr. 15, 1963, hervorgeht, durch hydromechanisches Tiefziehen von
Blechen, Hohlkörper in einem Zug herzustellen. Tritt an die Stelle des starren Ziehrings,
wie es beim konventionellen Tiefziehen der Fall ist, eine Flüssigkeit als Wirkmedium
auf, dann kann diese das Werkstück an der Stempelrundung entlasten. Beim Eintauchen
in das Wirkmedium übt dieses auf das Werkstück einen allseitigen Querdruck aus, der
es an den Stempel anpreßt; dabei treten zwischen Werkstück und Stempel Reibungskräfte
auf und diese übertragen mindestens einen Teil der Ziehkraft direkt auf die Zarge.
Dadurch wird die über den Ziehteilboden eingeleitete Kraft kleiner. Der meist beanspruchte
Werkstückbereich verschiebt sich von der Stempelrundung weg hin zum Ziehradius. Die
übertragene Ziehkraft und das mögliche Ziehverhältnis steigern sich dadurch.
[0011] Der für das Umformen von Tantal vorliegende Stand der Technik zeigt jedoch, daß es
für den Fachmann nicht nahelag, das hydromechanische Tiefziehverfahren für die Umformung
von Tantal zu verwenden, insbesondere für Umformungen, bei denen die ursprüngliche
Gefügestruktur von hochduktilem Tantal möglichst erhalten bleiben soll. Man verharrte
bei rein mechanischen Kaltumformverfahren.
[0012] Anhand der schematischen Figuren 1 und 2 wird ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen
Verfahrens näher erklärt.
[0013] Die Figuren zeigen ein Tiefziehwerkzeug für hydromechanisches Tiefziehen, das aus
einem Stempel 2 als Positiv-Werkzeug und aus einem Wasserkasten 3 mit Seitenwänden
4 besteht. Eine Ronde 6 aus hochduktilem Tantal, mit einer Dicke von 1 mm und einem
Durchmesser von 100 mm wird mittels eines Niederhalters 7 auf einem Ziehring 5 positioniert
und festgeklemmt. Die Halterung dieser Ronde erfolgt mit einem Niederhalterdruck von
40 bar. Die Tantalronde selbst weist im Metall eine Korngröße von 6 nach ASTM E 112
auf, und ist weiter durch eine Zugfestigkeit Rm von 245 N/mm, eine Streckgrenze R
p 0,2 von 150 N/mm², eine Bruchdehnung A₁₂₅ von 70%, und eine Härte von 78 HV5 gekennzeichnet.
Weiterhin weist das Metall eine stark reduzierte Textur und eine feine Korngröße auf,
und das Gefüge des Ausgangsmaterials befindet sich in homogenem und rekristallisiertem
Zustand. Die Tantalronde wird zur Erzielung einer guten Schmierung vor dem Einsatz
beidseitig anodisch oxidiert und weist deshalb eine Oxidschicht 8 auf mit einer Dicke
von z. B. 200 nm.
[0014] Wie aus der Figur 2 hervorgeht, wird aus dieser Ronde 6 ein rotationssymmetrischer
Hohlkörper als Fertigteil 9 durch hydromechanisches Tiefziehen in einem Zug hergestellt.
Beim Tiefziehvorgang wird die Ronde 6 unmittelbar mit Hilfe eines druckgeregelten
Fluidkissens 1 an den eintauchenden Stempel 2 (Positivwerkzeug) gedrückt, wie es mit
den Druckpfeilen 10 angedeutet wird. Hierbei wird für das gezeigte Beispiel ein maximaler
Hydraulikdruck in Höhe von P = 250 bar aufgebracht. Die Flüssigkeit für das Fluidkissen
1 wird über den Zulauf 13 zugeführt. Im vorliegenden Ausführungsbeispiel hat der fertiggestellte,
druckgeregelte rotationssymmetrische Hohlkörper 9 einen Öffnungsdurchmesser 11 von
50 mm und eine Endhöhe 12 von 30 mm. Er weist erfindungsgemäß eine rekristallisierte
Gefügestruktur mit feinem Korn auf, wie sie schon nahezu im Ausgangsmaterial vorhanden
war. Diese nahezu ungeänderte homogene und isotrope Gefügestruktur hat sich durch
Schliffbilder bestätigt.
1. Verfahren zur Herstellung von Hohlkörpern aus Tantal durch Kaltumformen unter Verwendung
eines Stempels, dadurch gekennzeichnet, daß zur Herstellung rotationssymmetrischer
Hohlkörper als Ausgangsmaterial ein hochduktiles Tantalblech mit feiner Kornstruktur
und zur Erzeugung eines Gegendrucks zu dem Stempel eine unter Druck stehende Flüssigkeit
verwendet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Ausgangsmaterial Tantal
verwendet wird, das eine Korngröße feiner als Nr. 6 nach ASTM E 112 aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß auf dem Ausgangsmaterial vor
dem Umformen eine Oxidschicht (8) aufgebracht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine Oxidschicht (8) von einer
Dicke von wenigstens 200 nm aufgebracht wird.
5. Verwendung eines nach dem Verfahren gemäß einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche
hergestellten rotationssymmetrischen Hohlkörpers aus Tantal für Hochgeschwindigkeitsumformung
bei Geschossen.