(19)
(11) EP 0 453 745 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.10.1991  Patentblatt  1991/44

(21) Anmeldenummer: 91103603.6

(22) Anmeldetag:  08.03.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5B08B 9/04, B05B 15/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 24.04.1990 DE 4013060

(71) Anmelder: J. WAGNER GMBH
88048 Friedrichshafen (DE)

(72) Erfinder:
  • Brielmaier, Peter
    W-7980 Ravensburg (DE)
  • Schüler, Manfred
    W-5244 Daaden (DE)

(74) Vertreter: Liesegang, Roland, Dr.-Ing. et al
FORRESTER & BOEHMERT Franz-Joseph-Strasse 38
80801 München
80801 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Einrichtung zum Innenreinigen einer pulverführenden Leitung, vorzugsweise Schlauchleitung, einer elektrostatischen Pulverbeschichtungsanlage


    (57) Es werden ein Verfahren und eine Einrichtung zum Innenreinigen einer pulverführenden Schlauchleitung einer elektrostatischen Pulverbeschichtungsanlage, insbesondere bei einem Farbwechsel, geschaffen, bei denen durch den zu reinigenden Schlauch (15) ein Granulen-Luft-Strom hindurchgeleitet wird, wobei die Granulen nach Austritt aus dem Schlauch zur erneuten Verwendung rückgeführt werden.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zum Innenreinigen einer pulverführenden Leitung, insbesondere Schlauchleitung, einer elektrostatischen Pulverbeschichtungsanlage, insbesondere bei einem Farbwechsel.

    [0002] Bei einem Farbwechsel müssen neben der Kabine, den Pulverbehältern und den Sprühpistolen auch die pulverführenden Verbindungsleitungen, insbesondere handelt es sich dabei um Pulverschläuche, gereinigt werden. Im Gegensatz zur Kabinen- und Behälterreinigung, wo man beispielsweise manuell mit Besen oder mit automatisch bewegten Bürsten- und Blassystemen abreinigt, können Pulverschläuche bisher lediglich mittels Hindurchblasen von Druckluft mehr oder weniger unzulänglich gereinigt werden. Das Pulver der neuen Farbe muß dann zunächst "ins Leere" versprüht werden, was aber auch keine Sicherheit bietet und verständlicherweise unwirtschaftlich ist. Man geht deshalb in der Praxis meist so vor, daß bei einem Farbwechsel die Pulverschläuche gewechselt werden derart, daß für jede Farbart ein eigener Schlauch vorhanden ist. Besonders bei häufigem Farbwechsel und bei Bewegungseinrichtungen und Robotern für die Sprühpistolen ist verständlicherweise ein derartiger Schlauchwechsel umständlich und zeitaufwendig, weil dort die Schläuche auch noch in den Gelenkpunkten der Bewegungsautomaten befestigt sind. Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist deshalb ein einfaches, schnell durchzuführendes und trotzdem sehr wirkungsvolles Verfahren zum Innenreinigen pulverführender Leitungen, ohne die Leitungen an den Sprühpistolen bzw. den die Sprühpistolen tragenden Bewegungsautomaten abmontieren zu müssen, zu schaffen. Die Lösung dieser Aufgabe ergibt sich aus den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1.

    [0003] Bei der Erfindung erfolgt also die Innenreinigung der pulverführenden Leitungen dadurch, daß Granulen mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit durch die zu reinigende Leitung hindurchgeführt werden. Dabei ist es dann lediglich erforderlich, die Leitung vom Pulverzuführungsbehälter abzumontieren und an einer Granulenzuführung anzuschließen, wohingegen ein Abmontieren der Leitung an der Sprühpistole bzw. am Bewegungsautomaten überflüssig ist, weil die Granulen durch die Sprühpistole ausgetragen werden, deren pulverführende Leitungen dabei mitgereinigt werden. Versuche haben gezeigt, daß die Pulverreste enthaltenden Leitungen durch die hindurchgeschickten Granulen erstaunlich wirkungsvoll gereinigt werden, wobei das bei dieser Abreinigung von den Granulen mitgeführte Pulver auf einfache Weise abgeschieden und einer Wiederverwendung zugeführt werden kann.

    [0004] Zweckmäßige Ausgestaltungen des Erfindungsverfahrens sowie eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.

    [0005] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beschrieben, wobei die einzige Figur eine Prinzipskizze darstellt.

    [0006] In der Zeichnung ist mit 10 ein Vorratsbehälter für die zum Reinigen dienenden Granulen bezeichnet. Im Behälter 10 befindet sich ein Schrägsieb 11, das zum einen dazu dient, die Granulen einem am Behälterausgang angebrachten Injektor 12 zuzuführen, zum anderen, Granulen zu geringer Korngröße auszuscheiden. Der Injektor 12 ist einerseits mit einer Druckluftzuführung 13 verbunden, während sein Auslaß, beispielsweise mittels einer Schnellkupplung, mit dem zu reinigenden Pulverzuführungsschlauch 15 einer Pulversprühpistole 16 verbindbar ist.

    [0007] Beim Beschichtungsbetrieb der Pistole 16 ist deren Pulverzuführschlauch 15 an eine nicht-gezeichnete Pulverzuführung angeschlossen, beispielsweise den Injektor eines Pulvervorrats-und Aufbereitungsbehälters. Soll nun der Schlauch 15 für einen Farbwechsel gereinigt werden, dann wird der Schlauch 15 vom Injektor des Pulverbehälters abmontiert und am Ausgang des Injektors 12 anmontiert. Wird jetzt durch die Leitung 13 dem Injektor 12 Druckluft zugeführt, dann entnimmt der Injektor 12 dem Granulenbehälter 10 Granulen und leitet ein Granulen-Luft-Gemisch durch die Schlauchleitung 15 in die Sprühpistole 16, die das Granulen-Luft-Gemisch in Sprührichtung abgibt. Der Düsenteil der Sprühpistole 16 wird vorzugsweise für diese Reinigungsphase abgenommen, insbesondere dann, wenn es sich um einen Düsenteil mit Prallkörper handelt.An das Pistolenvorderteil setzt man dafür einen einfachen Rückführungsschlauch 17 an, an dessem freien Ende ein zyklonartiger Siebkorb in Form eines Drahtkorbs 18 angeordnet ist, dem eine an eine Druckluftzuführung 19 angeschlossene Trennluft-Düse 20 und ein Granulat-Auffangbehälter 21 zugeordnet sind.

    [0008] Das aus dem Rückführungsschlauch 17 austretende Granulat-Pulver-Luft-Gemisch gelangt in den Drahtkorb 18 und wird dort durch die aus der Düse 20 austretende Trennluft aufgetrennt, derart, daß das Granulat nach unten in den Auffangbehälter 21 fällt, wohingegen die Druckluft und das von ihr mitgeführte Pulver zu einem - nicht-gezeichneten - Pulverfilter oder zu dem üblichen Kabinenreinigungsfilter gelangen, wo das Pulver aus der Luft abgeschieden und einer Wiederverwendung zugeführt wird.

    [0009] Nach Beendigung der Reinigungsphase werden die Druckluftzuführungen 13 und 19 abgeschaltet und der Pulverschlauch 15 wird vom Injektor 12 abgenommen und an der Zuführung für das neue Pulver des nächsten Beschichtungsvorgangs angeschlossen.

    [0010] Bei den Granulen handelt es sich vorzugsweise um ein Kunststoffgranulat, das möglichst wenig Reibungsaufladung erzeugt, beispielsweise aus Polyamidgranulat. Die Korngröße der Granulen soll zwischen 1 und 3 mm liegen, vorzugsweise bei 1,5 mm. Die Luftmenge, die für den Transport der Granulen verwendet wird, liegt vorzugsweise etwa eine Zehnerpotenz über derjenigen, die üblicherweise für die Pulverbeschichtung verwendet wird. In der Praxis wird dies auf einfache Weise dadurch erreicht, daß der Injektor 12 aus dem Druckluftnetz, das üblicherweise einen Druck von 7 bar aufweist, unmittelbar gespeist wird, also ohne Zwischenschalten eines Druckreduzierers, und daß eine im Vergleich zum Pulverbeschichten grössere Injektordüse verwendet wird; für das Pulverbeschichten wird ja bekanntlich der erwähnte Netzdruck zum Speisen des Pulverinjektors beträchtlich reduziert. Die Granulendichte in dem den zu reinigenden Schlauch durchsetzenden Granulen-Luft-Strom kann durchaus so gewählt werden, daß zwischen den einzelnen Granulen Abstände bestehen; die Granulen bewegen sich nämlich innerhalb des Schlauchs nicht "laminar", sondern führen unregelmäßige ("tänzelnde und schraubenförmige") Vorwärtsbewegungen aus, so daß sie auf ihrem Weg von einer Seite der Schlauchwandung auf eine andere Seite der Schlauchwandung geschleudert werden und dabei Pulverreste von der Schlauchinnenwand abtragen.

    [0011] Erprobungen haben gezeigt, daß der Granulen-Reinigungsvorgang in etwa drei Minuten abgeschlossen ist, wobei der Schlauch dann einen sehr hohen Grad an Freiheit von Restpulver aufweist.

    [0012] Der am Behälter 10 für das Granulat angebrachte Injektor 12, wie auch der Drahtkorb 18 für die Rückführung des Granulats, können so ausgebildet sein, daß an sie mehrere Schläuche gleichzeitig anschließbar sind, so daß mehrere Systeme gleichzeitig reinigbar sind.

    [0013] Selbstverständlich sind zahlreiche Abwandlungen möglich, ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen. So kann beispielsweise anstelle des erwähnten elektrostatisch neutralen Kunststoffgranulats auch ein solches gewählt werden, das bei Reinigungsaufladung die zum Pulver entgegengesetzte Ladung aufnimmt, so daß sich dann die beiden Ladungen nahezu ausgleichen. Auch kann der Siebkorb 18 zur Abtrennung des Granulats und Rückführung desselben eine andere Gestalt und Form aufweisen.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Innenreinigen einer pulverführenden Leitung, insbesondere Schlauchleitung, einer elektrostatischen Pulverbeschichtungsanlage, insbesondere bei einem Farbwechsel, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Beschichtungsphase durch die Schlauchleitung ein mit Granulen beladener Druckluftstrom geleitet wird, wobei die Geschwindigkeit des Granulen-Luft-Stroms diejenige des Pulver-Luft-Stroms der Beschichtungsphase und die Größe der Granulen diejenige der Pulverpartikel der Beschichtungsphase beträchtlich übersteigt, und daß die Granulen nach Verlassen der Schlauchleitung aus dem Druckluftstrom abgeschieden und von dem mitgeführten Pulver befreit werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Luftmenge pro Zeiteinheit des Granulen-Luft-Stroms diejenige des Pulver-Luft-Stroms der Beschichtungsphase um etwa eine Zehnerpotenz übertrifft und daß Granulen einer Korngröße zwischen 1 und 3 mm, vorzugsweise 1,5 mm, verwendet werden.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Kunststoffgranulen, vorzugsweise Polyamidgranulen verwendet werden.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 für die Innenreinigung eines einen Pulverbehälter mit einer Sprühpistole verbindenden Schlauchs, dadurch gekennzeichnet, daß der Schlauch vom Pulverbehälter abgenommen und an einer Granulenzuführung angeschlossen und daß die Sprühdüse der Sprühpistole durch einen Rückführungsschlauch ersetzt wird, wobei die Abscheidung der Granulen aus dem Druckluftstrom nach Austritt aus dem Rückführungsschlauch durchgeführt wird.
     
    5. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch einen Granulenbehälter (10), an dessen Ausgang ein druckluftgespeister Injektor (12) mit Schlauchanschluß am Injektorausgang angeordnet ist, und durch einen zyklonartigen Siebkorb (18) mit Druckluftzuführdüse (20) und Granulenauffangbehälter (21).
     
    6. Einrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß im Granulenbehälter (10) ein zum Behälterauslaß schräg abfallender Siebboden (11) angeordnet ist.
     
    7. Einrichtung nach Anspruch 5 oder 6, gekennzeichnet durch einen Rückführungsschlauch (17) zwischen Sprühpistole (16) und Siebkorb (18).
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht