[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zum Innenreinigen einer
pulverführenden Leitung, insbesondere Schlauchleitung, einer elektrostatischen Pulverbeschichtungsanlage,
insbesondere bei einem Farbwechsel.
[0002] Bei einem Farbwechsel müssen neben der Kabine, den Pulverbehältern und den Sprühpistolen
auch die pulverführenden Verbindungsleitungen, insbesondere handelt es sich dabei
um Pulverschläuche, gereinigt werden. Im Gegensatz zur Kabinen- und Behälterreinigung,
wo man beispielsweise manuell mit Besen oder mit automatisch bewegten Bürsten- und
Blassystemen abreinigt, können Pulverschläuche bisher lediglich mittels Hindurchblasen
von Druckluft mehr oder weniger unzulänglich gereinigt werden. Das Pulver der neuen
Farbe muß dann zunächst "ins Leere" versprüht werden, was aber auch keine Sicherheit
bietet und verständlicherweise unwirtschaftlich ist. Man geht deshalb in der Praxis
meist so vor, daß bei einem Farbwechsel die Pulverschläuche gewechselt werden derart,
daß für jede Farbart ein eigener Schlauch vorhanden ist. Besonders bei häufigem Farbwechsel
und bei Bewegungseinrichtungen und Robotern für die Sprühpistolen ist verständlicherweise
ein derartiger Schlauchwechsel umständlich und zeitaufwendig, weil dort die Schläuche
auch noch in den Gelenkpunkten der Bewegungsautomaten befestigt sind. Aufgabe der
vorliegenden Erfindung ist deshalb ein einfaches, schnell durchzuführendes und trotzdem
sehr wirkungsvolles Verfahren zum Innenreinigen pulverführender Leitungen, ohne die
Leitungen an den Sprühpistolen bzw. den die Sprühpistolen tragenden Bewegungsautomaten
abmontieren zu müssen, zu schaffen. Die Lösung dieser Aufgabe ergibt sich aus den
kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1.
[0003] Bei der Erfindung erfolgt also die Innenreinigung der pulverführenden Leitungen dadurch,
daß Granulen mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit durch die zu reinigende Leitung
hindurchgeführt werden. Dabei ist es dann lediglich erforderlich, die Leitung vom
Pulverzuführungsbehälter abzumontieren und an einer Granulenzuführung anzuschließen,
wohingegen ein Abmontieren der Leitung an der Sprühpistole bzw. am Bewegungsautomaten
überflüssig ist, weil die Granulen durch die Sprühpistole ausgetragen werden, deren
pulverführende Leitungen dabei mitgereinigt werden. Versuche haben gezeigt, daß die
Pulverreste enthaltenden Leitungen durch die hindurchgeschickten Granulen erstaunlich
wirkungsvoll gereinigt werden, wobei das bei dieser Abreinigung von den Granulen mitgeführte
Pulver auf einfache Weise abgeschieden und einer Wiederverwendung zugeführt werden
kann.
[0004] Zweckmäßige Ausgestaltungen des Erfindungsverfahrens sowie eine Einrichtung zur Durchführung
des Verfahrens sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0005] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung beschrieben, wobei die einzige
Figur eine Prinzipskizze darstellt.
[0006] In der Zeichnung ist mit 10 ein Vorratsbehälter für die zum Reinigen dienenden Granulen
bezeichnet. Im Behälter 10 befindet sich ein Schrägsieb 11, das zum einen dazu dient,
die Granulen einem am Behälterausgang angebrachten Injektor 12 zuzuführen, zum anderen,
Granulen zu geringer Korngröße auszuscheiden. Der Injektor 12 ist einerseits mit einer
Druckluftzuführung 13 verbunden, während sein Auslaß, beispielsweise mittels einer
Schnellkupplung, mit dem zu reinigenden Pulverzuführungsschlauch 15 einer Pulversprühpistole
16 verbindbar ist.
[0007] Beim Beschichtungsbetrieb der Pistole 16 ist deren Pulverzuführschlauch 15 an eine
nicht-gezeichnete Pulverzuführung angeschlossen, beispielsweise den Injektor eines
Pulvervorrats-und Aufbereitungsbehälters. Soll nun der Schlauch 15 für einen Farbwechsel
gereinigt werden, dann wird der Schlauch 15 vom Injektor des Pulverbehälters abmontiert
und am Ausgang des Injektors 12 anmontiert. Wird jetzt durch die Leitung 13 dem Injektor
12 Druckluft zugeführt, dann entnimmt der Injektor 12 dem Granulenbehälter 10 Granulen
und leitet ein Granulen-Luft-Gemisch durch die Schlauchleitung 15 in die Sprühpistole
16, die das Granulen-Luft-Gemisch in Sprührichtung abgibt. Der Düsenteil der Sprühpistole
16 wird vorzugsweise für diese Reinigungsphase abgenommen, insbesondere dann, wenn
es sich um einen Düsenteil mit Prallkörper handelt.An das Pistolenvorderteil setzt
man dafür einen einfachen Rückführungsschlauch 17 an, an dessem freien Ende ein zyklonartiger
Siebkorb in Form eines Drahtkorbs 18 angeordnet ist, dem eine an eine Druckluftzuführung
19 angeschlossene Trennluft-Düse 20 und ein Granulat-Auffangbehälter 21 zugeordnet
sind.
[0008] Das aus dem Rückführungsschlauch 17 austretende Granulat-Pulver-Luft-Gemisch gelangt
in den Drahtkorb 18 und wird dort durch die aus der Düse 20 austretende Trennluft
aufgetrennt, derart, daß das Granulat nach unten in den Auffangbehälter 21 fällt,
wohingegen die Druckluft und das von ihr mitgeführte Pulver zu einem - nicht-gezeichneten
- Pulverfilter oder zu dem üblichen Kabinenreinigungsfilter gelangen, wo das Pulver
aus der Luft abgeschieden und einer Wiederverwendung zugeführt wird.
[0009] Nach Beendigung der Reinigungsphase werden die Druckluftzuführungen 13 und 19 abgeschaltet
und der Pulverschlauch 15 wird vom Injektor 12 abgenommen und an der Zuführung für
das neue Pulver des nächsten Beschichtungsvorgangs angeschlossen.
[0010] Bei den Granulen handelt es sich vorzugsweise um ein Kunststoffgranulat, das möglichst
wenig Reibungsaufladung erzeugt, beispielsweise aus Polyamidgranulat. Die Korngröße
der Granulen soll zwischen 1 und 3 mm liegen, vorzugsweise bei 1,5 mm. Die Luftmenge,
die für den Transport der Granulen verwendet wird, liegt vorzugsweise etwa eine Zehnerpotenz
über derjenigen, die üblicherweise für die Pulverbeschichtung verwendet wird. In der
Praxis wird dies auf einfache Weise dadurch erreicht, daß der Injektor 12 aus dem
Druckluftnetz, das üblicherweise einen Druck von 7 bar aufweist, unmittelbar gespeist
wird, also ohne Zwischenschalten eines Druckreduzierers, und daß eine im Vergleich
zum Pulverbeschichten grössere Injektordüse verwendet wird; für das Pulverbeschichten
wird ja bekanntlich der erwähnte Netzdruck zum Speisen des Pulverinjektors beträchtlich
reduziert. Die Granulendichte in dem den zu reinigenden Schlauch durchsetzenden Granulen-Luft-Strom
kann durchaus so gewählt werden, daß zwischen den einzelnen Granulen Abstände bestehen;
die Granulen bewegen sich nämlich innerhalb des Schlauchs nicht "laminar", sondern
führen unregelmäßige ("tänzelnde und schraubenförmige") Vorwärtsbewegungen aus, so
daß sie auf ihrem Weg von einer Seite der Schlauchwandung auf eine andere Seite der
Schlauchwandung geschleudert werden und dabei Pulverreste von der Schlauchinnenwand
abtragen.
[0011] Erprobungen haben gezeigt, daß der Granulen-Reinigungsvorgang in etwa drei Minuten
abgeschlossen ist, wobei der Schlauch dann einen sehr hohen Grad an Freiheit von Restpulver
aufweist.
[0012] Der am Behälter 10 für das Granulat angebrachte Injektor 12, wie auch der Drahtkorb
18 für die Rückführung des Granulats, können so ausgebildet sein, daß an sie mehrere
Schläuche gleichzeitig anschließbar sind, so daß mehrere Systeme gleichzeitig reinigbar
sind.
[0013] Selbstverständlich sind zahlreiche Abwandlungen möglich, ohne den Bereich der Erfindung
zu verlassen. So kann beispielsweise anstelle des erwähnten elektrostatisch neutralen
Kunststoffgranulats auch ein solches gewählt werden, das bei Reinigungsaufladung die
zum Pulver entgegengesetzte Ladung aufnimmt, so daß sich dann die beiden Ladungen
nahezu ausgleichen. Auch kann der Siebkorb 18 zur Abtrennung des Granulats und Rückführung
desselben eine andere Gestalt und Form aufweisen.
1. Verfahren zum Innenreinigen einer pulverführenden Leitung, insbesondere Schlauchleitung,
einer elektrostatischen Pulverbeschichtungsanlage, insbesondere bei einem Farbwechsel,
dadurch gekennzeichnet, daß nach der Beschichtungsphase durch die Schlauchleitung
ein mit Granulen beladener Druckluftstrom geleitet wird, wobei die Geschwindigkeit
des Granulen-Luft-Stroms diejenige des Pulver-Luft-Stroms der Beschichtungsphase und
die Größe der Granulen diejenige der Pulverpartikel der Beschichtungsphase beträchtlich
übersteigt, und daß die Granulen nach Verlassen der Schlauchleitung aus dem Druckluftstrom
abgeschieden und von dem mitgeführten Pulver befreit werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Luftmenge pro Zeiteinheit
des Granulen-Luft-Stroms diejenige des Pulver-Luft-Stroms der Beschichtungsphase um
etwa eine Zehnerpotenz übertrifft und daß Granulen einer Korngröße zwischen 1 und
3 mm, vorzugsweise 1,5 mm, verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Kunststoffgranulen,
vorzugsweise Polyamidgranulen verwendet werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 für die Innenreinigung eines einen Pulverbehälter
mit einer Sprühpistole verbindenden Schlauchs, dadurch gekennzeichnet, daß der Schlauch
vom Pulverbehälter abgenommen und an einer Granulenzuführung angeschlossen und daß
die Sprühdüse der Sprühpistole durch einen Rückführungsschlauch ersetzt wird, wobei
die Abscheidung der Granulen aus dem Druckluftstrom nach Austritt aus dem Rückführungsschlauch
durchgeführt wird.
5. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet
durch einen Granulenbehälter (10), an dessen Ausgang ein druckluftgespeister Injektor
(12) mit Schlauchanschluß am Injektorausgang angeordnet ist, und durch einen zyklonartigen
Siebkorb (18) mit Druckluftzuführdüse (20) und Granulenauffangbehälter (21).
6. Einrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß im Granulenbehälter (10)
ein zum Behälterauslaß schräg abfallender Siebboden (11) angeordnet ist.
7. Einrichtung nach Anspruch 5 oder 6, gekennzeichnet durch einen Rückführungsschlauch
(17) zwischen Sprühpistole (16) und Siebkorb (18).