[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorspinnmaschine der im Oberbegriff des Patentanspruchs
1 angegebenen Gattung.
[0002] Bei herkömmlichen auch als Flyer bezeichneten Vorspinnmaschinen werden die verschiedenen
Aggregate aller Spinneinheiten, wie beispielsweise die Streckwerke, die Flügel, die
Spulenwagen usw., von einem gemeinsamen Motor über verschiedenartige Getriebezüge
angetrieben. Trotz gewisser energetischer und antriebstechnischer Vorzüge dieses Maschinentyps,
besteht ein grundsätzlicher Nachteil darin, daß bei einer Störung oder einem Ausfall
nur eines einzigen Aggregats in einer Spinneinheit, die gesamte Maschine stillgesetzt
werden muß, bis der Schaden behoben ist. Dieser Nachteil wirkt sich entscheidend auf
die Gesamtleistung der Maschine aus.
[0003] Aus der DD-PS 217 832 ist eine Vorspinnmaschine bekannt, bei der die einzelnen Aggregate
d.h. die Streckwerke, die Flügel, die Spulen, die Spulenwagen usw. aller Spinneinheiten
von je einem Motor gemeinsam angetrieben werden. Dieser Flyer hat gegenüber den herkömmlichen
Vorspinnmaschinen den Vorzug, daß die Antriebsmotoren hinsichtlich Betriebsleistung,
Drehzahlbereich oder dgl. an die Bewegungsverhältnisse der zugehörigen Funktionsaggregate
angepaßt werden können, was die Steuerung und auch die Auslegung der Getriebezüge
wesentlich vereinfacht. Auch diese Maschinenausführung ist jedoch mit dem Nachteil
behaftet, daß bei Störung oder Ausfall nur eines Einzelaggregats und/oder beim Spulenwechsel
die gesamte Maschine mit allen Antrieben abgeschaltet werden muß.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei Unterbrechung des Spinnvorgangs in
einzelnen Spinneinheiten Stillstände der gesamten Vorspinnmaschine weitgehend zu vermeiden.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale
gelöst.
[0006] Gemäß der Erfindung ist die Vorspinnmaschine in voneinander unabhängig funktionsfähige
Sektionen unterteilt, wobei den in jeder Sektion enthaltenen Funktionseinheiten gleicher
Art jeweils ein separater Antrieb zugeordnet ist, welcher in Abhängigkeit von den
übrigen Antrieben der betreffenden Sektion selbständig angesteuert werden kann. Vorteilhaft
sind alle Antriebe mit einem den Sektionen übergeordneten Leitrechner verbunden, wobei
jede Sektion über eine eigene ggf. elektronische Steuereinheit verfügen kann.
[0007] Die Erfindung bringt u.a. den Vorteil, daß die einzelnen Sektionen der Vorspinnmaschine
autonom arbeiten können, da sie nur durch den zentralen Leitrechner zu einer Gesamtmaschine
verknüpft sind. Bei einer Störung eines Aggregats in einer Spinneinheit muß daher
nur die zugehörige Sektion abgeschaltet bzw. stillgesetzt werden, wobei alle Spinneinheiten
der anderen Sektionen normal weiterarbeiten können. Über längere Betriebszeiten ergibt
sich dadurch eine erhebliche Verminderung der Totzeiten und eine entsprechende Steigerung
der Gesamtleistung der Maschine. Der durch die vergrößerte Anzahl an Antriebsmotoren
bedingte Mehraufwand wird durch die Vereinfachung der Getriebezüge und durch ein verbessertes
Steuerverhalten der Einzelaggregate kompensiert. Der Energieverbrauch reduziert sich
durch die verrringerte Anzahl an mechanischen Baugruppen und das sektionsweise Stillsetzen
der Funktionseinheiten. Die Bewegungsübertragung wird durch die verkürzten Übertragungswege
zwischen den Antrieben und zugehörigen Aggregaten exakter, was zu einem exakteren
Spulenaufbau führt. Infolge der Selbständigkeit der einzelnen Sektionen ist die Stellung
der Flügel von Sektion zu Sektion unterschiedlich, so daß die Vorspinnmaschine insgesamt
ruhiger läuft.
[0008] Weitere Vorzüge und Besonderheiten der Erfindung sind der folgenden Beschreibung
eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels entnehmbar. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Blockschema einer in Sektionen unterteilten Vorspinnmaschine mit Basisrechnern
und einem Leitrechner,
- Fig. 2
- Einzelheiten einer Sektion der Vorspinnmaschine.
[0009] Die Vorspinnmaschine nach Fig. 1 ist in n Sektionen SE1 bis SEn unterteilt, die funktionell
voneinander getrennt sind und lediglich durch gemeinsame Gestellbaugruppen miteinander
verbunden sein können. Jede Sektion SE1 bis SEn enthält eine vorbestimmte Anzahl an
Spinneinheiten S1 bis S12, wobei zu jeder Spinneinheit S1 bis S12 ein Spinnflügel
SF, mindestens eine Spule SP und ein Streckwerk mit Walzen SW1, SW2 und SW3 gehört.
Bei dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Spulen SP jeder Sektion
SE1, SE2 bzw. SEn jeweils auf einem gemeinsamen Spulenwagen SPW nebeneinander angeordnet.
Die einzelnen Aggregate SF, SP, SW1, SW2 und SW3 der ersten Spinneinheit S1 der ersten
Sektion SE1 sind in Fig. 1 durch Schraffur gekennzeichnet.
[0010] Die einzelnen Aggregate SF, SP, SW1, SW2 und SW3 für die Spinneinheiten S1 bis S12
jeder Sektion SE1 bis SEn werden von je einem Antriebsmotor A11 bis A16 bzw. A21 bis
A26 bzw. An1 bis An6 jeweils gemeinsam angetrieben. Jedem Spulenwagen SPW jeder Sektion
SE1 bis SEn ist jeweils ein Antriebsmotor A13 bzw. A23 bzw. An3 zugeordnet. Der Antriebsmotor
A11 treibt somit die Spinnflügel SF aller Spinneinheiten S1 bis S12 der Sektion SE1
an. Entsprechend werden die Spulen SP und die Streckwerks-Walzen SW1, SW2 und SW3
der Sektion SE1 jeweils gemeinsam von den zugehörigen Antriebsmotoren A12, A14, A15,
A16 angetrieben. Ferner verfügt jede Sektion SE1 bis SEn über einen eigenen Betriebsrechner
B1 bis Bn, von dem die Antriebsmotoren A11 bis A16 ... An1 bis An6 angesteuert werden.
Die Betriebsrechner B1 bis Bn sind an einen gemeinsamen Leitrechner LR angeschlossen.
[0011] Diese beschriebene Struktur kann den Gegebenheiten an der Vorspinnmaschine entsprechend
der Anzahl der Spinneinheiten und deren anzutreibenden Aggregaten problemlos angepaßt
werden.
[0012] Während des Betriebes der Vorspinnmaschine errechnen die Betriebsrechner B1 bis Bn
die notwendigen textiltechnologischen Werte für die Spinneinheiten jeder Sektion und
ermitteln daraus die jeweiligen elektrischen Stellgrößen für die Antriebsmotoren.
Die Betriebsrechner B1 bis Bn erfassen über entsprechende Sensoren an den Spinneinheiten
bzw. deren Aggregaten beispielsweise den Beginn und das Ende des Spulenaufbaus, die
Ursachen für notwendige Prozeßkorrekturen, wie z.B. Unregelmäßigkeiten im Luntenlauf,
und Prozeßunterbrechungen, wie Band- oder Luntenbruch, und ermitteln danach die notwendigen
Stellgrößen in Übereinstimmung mit den Spinngesetzen. Sie steuern auch die Wiederaufnahme
des Prozesses nach einer Unterbrechung.
[0013] Die Tätigkeit der Betriebsrechner B1 bis Bn wird durch den Leitrechner LR koordiniert,
in den die notwendigen textiltechnologischen Ausgangsdaten für den jeweiligen Spinnprozeß
manuell oder mittels Datenträger eingegeben werden. Der Leitrechner LR verarbeitet
diese Daten und gibt Befehlsdaten bzw. -signale an die Rechner B1 bis Bn weiter. Auch
Korrekturen und Eingriffe des Bedienpersonals erfolgen über den Leitrechner LR, der
auch mit einer höheren Kompetenz ausgestattet sein kann, um zusätzlich Aufgaben der
Betriebsrechner B1 bis Bn zu übernehmen. In diesem Fall können statt der Betriebsrechner
B1 bis Bn einfache Steuereinheiten eingesetzt werden.
[0014] In Fig. 2 sind eine Sektion SEn vollständig und die beiden seitlich angrenzenden
Sektionen SEn-1 und SEn+1 teilweise in perspektivischer schematischer Ansicht dargestellt.
Gleiche Bauteile zu Fig. 1 sind mit gleichen Bezugszeichen und entsprechend geänderten
Indizes versehen. Wie dargestellt enthält jede Sektion ein eigenes Gestell GB, dessen
Seitenwände dicht nebeneinander angeordnet und durch geeignete Verbindungsmittel aneinander
befestigt werden können, wie es für die rechte Seitenwand der mittleren Sektion SEn
dargestellt ist. In jedem Gestell GB ist ein Spulenwagen SPW angeordnet, der die vom
gemeinsamen Motor An2 angetriebenen Spulen SPn dieser Sektion trägt und zur Ausführung
der Verlegebewegung vom Antriebsmotor An3 über ein geeignetes Getriebe vertikal in
nicht dargestellten Führungen verfährt. Im Gestell GB ist ferner ein Tragholm TG befestigt,
an dem die Spinnflügel SF der Sektion gelagert sind, die gemeinsam von dem Antriebsmotor
An1 über den strickpunktiert dargestellten Getriebezug angetrieben werden. Das Streckwerk
jeder Spinneinheit enthält drei Walzenpaare SW1, SW2 und SW3, wobei die einzelnen
Walzenpaare SW1 bzw. SW2 bzw. SW3 aller Spinneinheiten S1 bis S12 der Sekton SEn jeweils
von den Motoren An4 bzw. An5 bzw. An6 angetrieben werden. Entsprechendes gilt für
die benachbarten Sektionen.
[0015] Die Erfindung ermöglicht eine optimale Anpassung der Vorspinnmaschinen an örtliche
Gegebenheiten ebenso wie an wechselnden Leistungsbedarf. So können die einzelnen Sektionen
nicht nur nebeneinander, sondern auch gegeneinander winkelversetzt und/oder insel-
bzw. kreisförmig angeordnet werden, um besonderen betrieblichen bzw. räumlichen Gegebenheiten
Rechnung zu tragen. Ferner lassen sich bestehende Maschinen auf einfache Weise auf
höhere Leistung nachrüsten, indem eine oder mehrere Sektionen einfach angebaut und
ihre Betriebssteuerungen bei Bedarf an den Leitrechner angeschlossen werden.
1. Vorspinnmaschine mit einer Vielzahl von Spinneinheiten, deren Aggregate, wie Spinnflügel
SF, Streckwerke SW, Spulen SP usw., von jeweils gesonderten Motoren angetrieben werden,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Vorspinnmaschine in voneinander unabhängige Sektionen (SE1 bis SEn) mit jeweils
mehreren Spinneinheiten (S1 bis Sm) unterteilt ist, wobei die gleichartigen Aggregate
(SF, SP, SW) der Spinneinheiten, (S1 bis Sm) jeder Sektion (SE1 bis SEn) jeweils gemeinsam
von einem eigenen separat angesteuerten Antriebsmotor (A11 bis A16) angetrieben sind,
und daß alle Antriebe mit einem den Sektionen übergeordneten Leitrechner verbunden
sind.
2. Vorspinnmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß den Antriebsmotoren
jeder Sektion eine Steuereinheit bzw. ein Betriebsrechner (B1 bis Bn) zugeordnet ist.
3. Vorspinnmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuereinheiten
(B1 bis Bn) aller Sektionen (SE1 bis SEn) an einen Leitrechner (LR) angeschlossen
sind.
4. Vorspinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß jede
Sektion (SE1 bis SEn) eine eigenständige Tragkonstruktion (GB) für die Spinneinheiten
(S1 bis Sm) aufweist, in der ein Spulenwagen (SPW) motorisch verfahrbar angeordnet
ist.