[0001] Die Erfindung betrifft eine hochfeste, gut schweißbare, im wesentlichen die Legierungsbestandteile
C, Si, Mn, Cr, Mo, Ni, W, N und V enthaltende Duplex- Legierung mit ausgezeichneter
Beständigkeit gegen korrosion, insbesondere allgemeine bzw. flächenabtragende korrosion,
Loch- und Spaltkorrosion sowie Spannungs- und Schwingungsrißkorrosion, in chloridhaltigen
und phosphorsäurehaltigen Medien und im wärmebehandelten Zustand mit einer Materialfestigkeit
RM von mindestens 750 MPa, einer 0,2 Dehngrenze RP
0,2 von mindestens 550 MPa und einer Charpy-V Zähigkeit von mindestens 100 Joule bei
guten Zerspanungseigenschaften.
[0002] Legierungen dieser Art werden für mechanisch hochbeanspruchte Anlagenteile in korrosiven
Medien in der chemischen Industrie und insbesondere in der OFF-SHORE-TECHNIK bei der
Suche nach bzw. Förderung und Verteilung von Erdöl und Erdgas benötigt. Dabei ist
es erforderlich, daß diese Werkstoffe gut schweißbar und leicht bearbeitbar sind,
hohen mechanischen Beanspruchungen widerstehen können und auch bei Temperaturen unter
0°C überdurchschnittliche Zähigkeitseigenschaften besitzen.
[0003] Weiters müssen die Werkstoffe eine ausgezeichnete Beständigkeit gegen jegliche Art
von korrosion aufweisen, weil chloridhaltige und phosphorsäurehaltige Medien bei Anlagenteilen,
Rohren und dergleichen, die gegebenenfalls mechanischen Gleichspannungen oder mechanischen
Wechselspannungen ausgesetzt sind, zumeist neben einer allgemeinen flächenabtragenden
korrosion eine rasch fortschreitende Loch- und interkristalline Spaltkorrosion sowie
eine Spannungs- und Schwingungsrißkorrosion bewirken.
[0004] Es wurde versucht, die Festigkeit und die korrosionsbeständigkeit der Legierung durch
vermehrte Gehalte von Chrom, Molybdan und Silizium zu verbessern. Weil diese Elemente
Ferritbildner sind, ist damit eine Vergrößerung des Ferritanteiles im Gefüge verbunden
und es würden eine wesentliche Verschlechterung der Warmverformbarkeit, der Zähigkeit
und der Schweißbarkeit sowie eine Versprödung des Werkstoffes bewirkt.
[0005] Um diese Nachteile zu vermeiden, wurde weiters versucht, den Gehalt an austenitbildenden
Elementen zu erhöhen und insbesondere den Stickstoffgehalt zu vergrößern, weil Stickstoff
einerseits ein starker Austenitbildner ist und andererseits die korrosionsbeständigkeit
günstig beeinflußt. Hohe Stickstoffkonzentrationen sind jedoch bei Anwendung einer
üblichen Herstelltechnologie für derartige Legierungen nicht möglich, weil auf Grund
des Löslichkeitssprunges bei der Erstarrung gasförmiger Stickstoff gebildet wird,
welcher Ungänzen, z.B. Blasen und Poren, im Gußstück bewirkt. Es hat sich gezeigt,
daß die komplexen Anforderungen betreffend die mechanischen kennwerte und die korrosionsbeständigkeit
an eine Legierung am ehesten dann erfüllt werden können, wenn diese einen Ferrit-
und Austenitanteil im Verhältnis 1:1 aufweisen und insbesondere die Gehalte der die
korrosionsbeständigkeit verbessernden Elemente derart abgestimmt sind daß eine im
wesentlichen ausreichende Verarbeitbarkeit, Bearbeitbarkeit und Schweißbarkeit vorliegen.
[0006] Zur legierungstechnischen Einstellung eines Verhältnisses von Ferrit zu Austenit
im Gefüge werden in der Literatur unter Zugrundelegung des Cr-Äquivalentes und Ni-Äquivalentes
Angaben gemacht, die für das Schweißen bzw. für ein Abkühlen aus der Flüssigphase
gelten. Aus korrosionsbeständigen Duplex-Legierungen gefertigte Teile werden jedoch
einer Glühbehandlung unterworfen, bei welcher sich in Abhängigkeit von der Temperatur
und der Legierungszusammensetzung die Anteile an Ferrit und Austenit ausbilden. Sowohl
der Temperatureinfluß als auch der Einfluß der konzentrationen der einzelnen Legierungselemente
sind bei den bekannten Werkstoffzusammensetzungen sehr groß, sodaß die entsprechenden
Eigenschaften nicht immer mit Sicherheit erreicht werden können und ein hohes komplexes
Eigenschaftsniveau nicht gezielt einstellbar ist.
[0007] Eine bekannte stickstoffenthaltende Duplex-Legierung mit hoher korrosionsbeständigkeit
( EP-A2-0220141) ist derart zusammengesetzt, daß diese einen Ferritgehalt von 30 bis
55 % aufweist, wobei der korrosionswiderstand durch Cr,Mo und N erhöht und durch Mangan
und Schwefel erniedrigt wird. Die Gehalte der Elemente Wolfram und insbesondere Mangan
sind im Hinblick auf die Beständigkeit in chloridhaltigen Medien mit 0,5 Gew.-% und
1,2 Gew,-% nach oben limitiert. Bei der Herstellung sind jedoch zur Einhaltung entsprechender
Nerkmale des Werkstoffes genaueste und aufwendige technische Maßnahmen zu treffen,
wobei es zumeist nicht gelingt, eine gewünschte thermische Gefügestabilität bei der
Lösungsglühbehandlung zu erreichen.
[0008] Aus der EP-A1-0107489 ist eine korrosionsbeständige Duplex-Legierung bekannt, welche
zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften und der Beständigkeit gegen Lochkorrosion
sowie Spannungsrißkorrosion in Meerwasser insbesondere hohe Mangangehalte von 3,5
bis 5,0 % aufweist, um höhere Stickstoffmengen in Lösung zu halten und die Zugfestigkeit
und Dehngrenze anzuheben. Nachteilig dabei ist, daß bei langsameren Abkühlgeschwindigkeiten
derartiger Werkstoffe Sigmaphase gebildet und die Zähigkeit wesentlich verschlechtert
werden.
[0009] Mn-Gehalte von 5 bis 7 Gew.-%, Stickstoffgehalte bis 0,4 Gew.-% und zur Verbesserung
der Korrosionsbeständigkeit kupfergehalte von 1,1 bis 3,0 Gew.-% werden in einer Duplex-Legierung
mit einem Gehalt an Chrom plus 3x Molybdän von größer als 32 Gew.-% gemäß WO 85/05129
vorgeschlagen. Derartige Werkstoffe weisen zwar schon im Gußzustand eine verbesserte
korrosionsbeständigkeit auf, die Verarbeitbarkeit und die mechanischen Werte, insbesondere
die Zähigkeitseigenschaften, sind jedoch zumeist nicht ausreichend hoch. Weiters entspricht
das Schweißverhalten auch im Hinblick auf den Schweißzusatzwerkstoff zumeist nicht
den Erfordernissen.
[0010] Weiters ist aus EP-A1-0320548 eine Duplex-Legierung mit verbesserten mechanischen
Eigenschaften mit besseren Zähigkeitswerten als FERRALIUM-Legierung 255 oder SAF 2205
bekannt. kennzeichnend für diese Legierung ist die Einstellung eines Verhältnisses
von Cr-Äquivalent und Ni-Äquivalent in engen Grenzen, wobei auf Grund von Mangankonzentrationen
bis 2,0 hohe Nickelgehalte von 8,0 bis 11,0 Gew.-% einzuhalten sind. Bei einer schmelzmetallurgischen
Herstellung dieses Werkstoffes kann es jedoch , insbesondere bei höheren Stickstoffgehalten,
zu einer Porenbildung im Gußstück kommen und es kann auch die Warmverformung schwer
durchführbar sein, sodaß daraus vorzugsweise eine Fertigung von geschmiedeten oder
insbesondere gegossenen Teilen vorgesehen ist.
[0011] Es wurde auch versucht ( EP-A3-0151487), durch zusätzliche Kupfergehalte die Korrosionsbeständigkeit
und durch Kobaltkonzentrationen von 0,2 bis 4,0 Gew.-% die Streckgrenze des Werkstoffes
zu erhöhen.
[0012] Aus der DE-B2-26 16 599 ist eine Legierung mit einer Zusammensetzung in weiten Grenzen
für die Herstellung von Rohren und Rohrverbindungen bekannt, welche Teile für einen
Transport und eine Weiterverarbeitung von Sauergas eingesetzt werden. Zur Erhöhung
der Streckgrenze sind diese Teile nach dem Lösungsglühen einer kaltverformung zu unterwerfen,
was insbesondere bei komplizierten Formen erhebliche Nachteile bei der Fertigung bewirkt.
[0013] Die Erfindung geht von einer typischen Duplex-Legierung aus, deren Zusammensetzung
im wesentlikchen innerhalb der nachfolgend angegebenen konzentrationsgrenzen in Gew.-%
der Elemente liegt.

Rest im wesentlichen Eisen.
[0014] Die Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt, eine Duplex-Legierung, insbesondere
für die OFF-SHORE-Anwendung im Erdöl-und Erdgasbereich sowie für die chemische Industrie
zu schaffen, die wirtschaftlich und mit hoher Erzeugungssicherheit herstellbar und
verarbeitbar ist sowie gute Warmverformungseigenschaften aufweist, wobei die daraus
gefertigten Teile gut schweißbar und gut bearbeitbar bzw. zerspanbar sind und der
Werkstoff hohe mechanische kennwerte bei ausgezeichneter Beständigkeit gegen jegliche
Art von korrosion besitzt.
Zusätzlich zur verbesserten Herstellbarkeit ist es hiebei somit wesentlich, daß die
Eigenschaftskombination aus hoher Materialfestigkeit, hoher Dehngrenze, guter Zähigkeit
und Beständigkeit gegen flächenabtragende korrosion, Loch- und Spaltkorrosion sowie
Spannungs- und Schwingungsrißkorrosion optimiert wird.
[0015] Es hat sich nun völlig überraschend gezeigt, daß gemäß der vorliegenden Erfindung
diese komplexe Aufgabe dadurch gelöst wird, daß die nach einer Wärmebehandlung durch
forcierte Abkühlung von einer Temperatur zwischen 1020°C und 1150°C Ferrit und Austenit
mit einem Verhältnis von 40 bis 60 % aufweisende Legierung in Gew.-%

Rest Eisen und herstellungsbedingte Verunreinigungen enthält mit der Maßgabe, daß
bei einem Verhältniswert G des Nickelgehaltes in Gew.-% zum Mangangehalt in Gew.-%
von größer als 2,0 jedoch kleiner als 4,0 der Gefügephasenfaktor P gebildet aus [2,9x(%Cr)+2,9x(%Mo)+1,4x(%W)+4,4x(%Si)-2,1(%Ni)-1,0x(%n)-62,5x(%N)]
einen Wert von größer als 40 jedoch kleiner als 65 aufweist.
[0016] Dieses gewünschte Eigenschaftsniveau, welches den komplexen Anforderungen Rechnung
trägt, kann offensichtlich nur durch synergetische Wirkung im wesentlichen aller Elemente
mit bestimmten konzentrationsverhältnissen in engen Grenzen zueinander erreicht werden.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung mit den Wirkungsmechanismen der Gefügeteile und der
Legierungselemente näher erläutert.
[0018] Duplex-Legierungen werden von einer Lösungsglühtemperatur, bei welcher sich temperaturabhängig
der Anteil an Austenit und Ferrit einstellt, abgekühlt. Steigende Ferritanteile erhöhen
die Festigkeit des Werkstoffes, die Zähigkeit und korrosionsbeständigkeit werden dadurch
jedoch negativ beeinflußt. Bei einem Anteil von 40 bis 60 % von Ferrit im Gefüge werden
bei hoher Festigkeit des Materials auch ausreichend hohe Zähigkeitswerte erreicht.
Wichtig für die Einstellung der Gefügeanteile ist die Höhe der Lösungsglühtemperatur
von 1020°bis 1150'C, vorzugsweise von 1050°C bis 1100°C.
[0019] kohlenstoff ist ein starker Austenitbildner, reagiert jedoch mit karbidbildenden
Elementen, wobei karbide entstehen, die die Zähigkeit und insbesondere die korrosionsbeständigkeit
verschlechtern. Maximale kohlenstoffgehalte von 0,04 Gew.-%, vorzugsweise von 0,03
Gew.-%, haben keinen nachteiligen Einfluß auf die Werkstoffeigenschaften.
[0020] Silizium ist ein starker Ferritbildner und ist schmelzmetallurgisch für eine Desoxidation
des flüssigen Stahles erforderlich. Hohe Gehalte an Silizium verschlechtern die Zerspanbarkeit
und fördern die Sigmaphasenbildung, welche zähigkeitsvermindernd wirkt. Deshalb sind
Siliziumgehalte von 0,15 bis 0,55, vorzugsweise von 0,2 bis 0,5, wesentlich.
[0021] Mangan ist ein Austenitbildner und vergrößert die Stickstofflöslichkeit der Schmelze,
begünstigt jedoch in höheren konzentrationen die zähigkeitsmindernde Ausscheidung
von Sigmaphase. Geringe Mangangehalte bewirken schmelzmetallurgische und gießtechnische
Probleme bei verminderter Stickstofflöslichkeit und gegebenenfalls Verschlechterung
der Warmverformbarkeit. Weiters bindet Mangan den Schwefel unter Sulfidbildung, welche
Sulfideinschlüsse insbesondere die Loch-und Spaltkorrosion begünstigen. Es ist somit
erfindungswesentlich, daß der Mangangehalt der Legierung in engen Grenzen und zwar
mit einer konzentration von 2,0 bis 2,9, vorzugsweise 2,1 bis 2,7, Gew.-% vorliegt
und daß der Schwefelgehalt geringer als 0,005 Gew.-% ist.
[0022] Chrom ist wichtig zur Einstellung eines Passivzustandes gegenüber einem korrosionsmedium
und wirkt ferritbildend. Im Bereich von 23 bis 27, vorzugsweise 24 bis 26, Gew.-%
Chrom der Legierung wird gute korrosionsbeständigkeit bewirkt.
[0023] Molybdän ist besonders wirksam gegen Loch-und Spaltkorrosion, insbesondere in chloridhaltigen
Medien. Durch hohe Molybdängehalte können jedoch molybdänreiche Phasen gebildet werden,
welche die korrosionsbeständigkeit des Werkstoffes nachteilig beeinflussen. Auch zur
Erzielung einer guten Schweißbarkeit ist ein Molybdängehalt der Legierung von 3,0
bis 5,0, vorzugsweise 3,5 bis 4,5, Gew.-% wichtig.
[0024] Nickel ist ein wesentlicher Austenitbildner und wird zur Einstellung des Duplexgefüges
mit konzentrationen von 5,6 bis 8,0, vorzugsweise 6,2 bis 7,4, Gew.-% benötigt.
[0025] Wolfram in den Gehaltsgrenzen von 0,5 bis 2,0, vorzugsweise 0,55 bis 0,9, Gew.-%
verbessert die Warmverformbarkeit der Legierung entscheidend und ist auch wesentlich
für die Erhöhung der Beständigkeit der Legierung gegen Loch- und Spaltkorrosion.
[0026] kupferhaltige Phasen verschlechtern die Loch- und Spaltkorrosionsbeständigkeit in
chloridhaltigen Medien, sodaß der kupfergehalt maximal 0,5, vorzugsweise maximal 0,35,-
Gew.-% beträgt.
[0027] Stickstoff ist ein äußerst wichtiges Legierungselement, weil Stickstoff als Austenitbildner
die Austenitphase ohne Zähigkeitsverlust verfestigt. Weiters hemmt Stickstoff die
Ausscheidung intermetallischer Phasen und begünstigt die Chromverteilung zwischen
Austenit und Ferrit. Stickstoffgehalte von 0,2 bis 0,35 Gew.-% sind besonders wirksam.
[0028] Vanadin bildet in einem konzentrationsbereich von 0,04 bis 0,25, vorzugsweise von
0,05 bis 0,15, Gew.-% feine Vanadinkarbide, insbesondere Vanadinkarbonitride, wodurch
eine Kornfeinung und eine Verfestigung des Werkstoffes bei einer verbesserten Schweißbarkeit
und thermischen Gefügestabilität bewirkt wird. Niedrigere Vanadingehalte können zu
Grobkornbildung, höhere konzentrationen zu einer für die Werkstoffeigenschaften nachteiligen
koagulation der karbonitride und Nitride führen.
[0029] Ein Aluminiumgehalt der Legierung kann in den meisten schmelzmetallurgischen Prozessen
nicht absolut verhindert werden, muß jedoch wegen der die Zähigkeit entscheidend verschlechternden
Aluminiumnitridbildung auf maximal 0,06, vorzugsweise auf maximal 0,04, Gew.-% beschränkt
sein.
[0030] Niob/Tantal verstärkt die günstige Wirkung von Vanadin und kann mit Gehalten bis
0,02, vorzugsweise bis 0,01, Gew.-% in der Legierung vorgesehen sein.
[0031] Calzium ist ein besonders wirksames Desoxidationselement sowie ein starker Sulfidbildner
und verbessert bei konzentrationen bis 0,04 Gew.-% den Reinheitsgrad und die Eigenschaften,
insbesondere die Bearbeitbarkeit, der Legierung. Durch Calzium mit Gehalten von 0,001
bis 0,015 Gew.-% wird die Bildung von schädlichen Mangansulfiden weitestgehend verhindert,
wobei Calziumeinschlüsse die spanabhebende Bearbeitung positiv beeinflussen.
[0032] Magnesiumgehalte bis 0,02 Gew.-% begünstigen die Warmverformungseigenschaften und
können den Reinheitsgrad des Werkstoffes erhöhen.
[0033] Erfindungswesentlich für ein den komplexen Anforderungen an die Legierung entsprechendes
hohes Eigenschaftsniveau der mechanischen und korrosions-chemisch-metallurgischen
kennwerte des Werkstoffes ist ein Verhältniswert G des Nickelgehaltes zum Mangangehalt
bei einem Gefügefaktor P, der die unterschiedliche und verschieden starke Wirkung
der einzelnen Elemente auf die Phasenverteilung nach einer Wärmebehandlung berücksichtigt.
[0034] Vollkommen überraschend hat sich gezeigt, daß in einem sehr engen Bereich des Nickelgehaltes
zum Mangangehalt der Legierung, also bei einem Verhältniswert G von 2,0 bis 4,0, vorzugsweise
von 2,3 bis 3,5, in einem durch einen Gefügephasenfaktor P von 40 bis 60, insbesondere
von 45 bis 59, bestimmten, engen Zusammensetzungsbereich bei hoher Erzeugungssicherheit
wesentlich verbesserte mechanische Eigenschaften und überragende Beständigkeit gegen
alle Arten der korrosion erreicht werden.
[0035] Bei einer durch den Verhältniswert G und den Gefügephasenfaktor P bestimmten engen
Auswahl aus einer Duplex-Legierung mit eingeengten konzentrationsbereichen der Legierungskomponenten
ist eine gute Warmverformbarkeit bei feiner Gefügeausbildung gegeben. Es können Festigkeitswerte
RM von über 750 MPa bei einer Dehngrenze RP
0,2von größer als 550 MPa und eine Charpy-V-Zähigkeit von größer als 100 Joule des Werkstoffes
eingestellt werden, wobei ausgezeichnete Beständigkeit gegen korrosion, insbesondere
Loch-und Spaltkorrosion sowie Spannungsrißkorrosion, gegeben ist. Weiters wird eine
hohe Gefügestabilität und Temperaturstabilität der Ferrit/Austenit-Legierung erreicht.
Der Werkstoff besitzt gute Schweißbarkeit, wobei auch in den wärmebeeinflußten Zonen
des Grundmaterials keinerlei Beeinträchtigung der Eigenschaften bewirkt wird. Auch
die Bearbeitbarkeit, insbesondere die Zerspanbarkeit, des Materials ist wesentlich
verbessert, wodurch bei einer dementsprechenden Formgebung die Werkzeugkosten gesenkt
werden.
[0036] Anhand von Diagrammen mit Untersuchungsergebnissen wird die Erfindung weiter erläutert.
[0037] Es zeigen
Fig. 1 Versprödungsverhalten in Abhängigkeit vom Ni/Mn-Verhältniswert G
Fig. 2 Warmstauchversuche in Abhängigkeit vom Ni/Mn-Verhältniswert G
Fig. 3 Lochkorrosionspotentiale in synth. Meerwasser
Fig. 4 korrosionsverhalten in Phosphorsäure
Fig. 5 Zerspanungsverhalten in Abhängigkeit vom Ni/Mn-Verhältniswert G
von Duplex- Legierungen.
[0038] In Fig. 1 ist die kerbschlagzähigkeit nach einer 475⁴C -Versprödungsbehandlung gemessen
im Charpy-V-Test in Relation zum Verhältniswert G aus Nickelgehalt zu Mangangehalt
dargestellt, wobei der maximal erreichbaren Zähigkeit der Wert 100% zugeordnet ist.
Es zeigt sich, daß erfindungsgemäße Legierungen im engen Bereich zwischen 2,0 und
4,0 des Verhältniswertes G keine wesentliche Versprödungsneigung besitzen, wogegen
bei Vergleichslegierungen ein deutlicher Abfall der kerbschlagzähigkeit durch eine
einstündige Glühung bei 475°C eintritt.
[0039] In Fig. 2 ist die von Duplex-Legierungen ermittelte Warmverformbarkeit durch Stauchversuche
dem jeweiligen Nickel- zu Mangan- Verhältniswert G gegenübergestellt. Bei einer Warmstauchuntersuchung
werden zylindrische Proben mit einem Durchmesser von 12 mm und einer Höhe von 18 mm
bei einer Temperatur von 1150 C in einer Presse oder einem Schlagwerk auf ein Drittel
der Ausgangshöhe gestaucht und die durch eine freie Breitung tonnenförmig gebildete
Seitenfläche auf Risse untersucht. Bei diesen Versuchen entstehen an schlecht warmverformbaren
Materialien meist netzförmige Risse.
[0040] Wie aus dem Schaubild der Fig. 2 hervorgeht, sinkt ab einem Verhältniswert G von
4, also oberhalb des erfindungsgemäßen Bereiches, die Warmverformbarkeit des Werkstoffes
stark ab.
[0041] Fig. 3 zeigt den Einfluß des Schwefel- und Mangangehaltes von Duplex-Legierungen
auf das Lochkorrosionspotential in synth. Meerwasser, belüftet bei einer Temperatur
von 8o°C. Dem Diagramm ist zu entnehmen, daß erfindungsgemäß zur Erlangung einer hohen
Beständigkeit des Werkstoffes gegen Lochkorrosion Schwefelgehalte von unter 0,005
Gew.-% erforderlich sind, wobei der Mangangehalt im wesentlichen die Stickstofflöslichkeit
der Schmelze bzw. den Stickstoffgehalt der Legierung erhöht, wodurch eine Verbesserung
der korrosionsbeständigkeit bewirkt wird.
[0042] Das Diagramm der Fig. 4 zeigt das Korrosionsverhalten von erfindungsgemäßen Duplex-
Legierungen in Phosphorsäure in Abhängigkeit von der Temperatur anhand von Isokorrosionslinien
a, b und c.
[0043] Das Zerspanungsverhalten von Ferrit-Austenit- Werkstoffen zeigt das Schaubild der
Fig. 5. Ein Zerspanungsverhalten wird durch Bohren bei Messung der Gesamtbohrtiefe
und/oder durch Drehen bei Ermittlung des zerspanten Volumens geprüft. Erfindungsgemäße
Legierungen mit einem Verhältniswert G ( Nickelgehalt zu Mangangehalt) von 2 bis 4
und einem Calziumgehalt von ca 0,006 Gew.-% weisen ein gutes Zerspanungsverhalten
auf, wogegen Vergleichlegierungen, insbesondere solche mit niedrigen Mangankonzentrationen
bzw. hohen G- Werten, schlecht zerspanbar sind.
1. Hochfeste, gut schweißbare, im wesentlichen die Legierungsbestandteile C, Si, Mn,
Cr, Mo, Ni, W, N und V enthaltende Duplexlegierung mit ausgezeichneter Beständigkeit
gegen Korrosion, insbesondere allgemeine bzw. flächenabtragende Korrosion, Loch- und
Spaltkorrosion sowie Spannungs- und Schwingungsrißkorrosion, in chloridhaltigen und
phosphorsäurehaltigen Medien und im wärmebehandelten Zustand mit einer Materialfestigkeit
RM von mindestens 750 MPa, einer 0,2 Dehngrenze RP
0,2von mindestens 550 MPa und einer Charpy-V- Zähigkeit von mindestens 100 Joule bei
guten Zerspanungseigenschaften, dadurch gekennzeichnet, daß die nach einer Wärmebehandlung
durch forcierte Abkühlung von einer Temperatur zwischen 1020'C und 1150°C Ferrit und
Austenit mit einem Verhältnis von 40 bis 60 % aufweisende Legierung in Gew.-%

Rest Eisen und herstellungsbedingte Verunreinigungen enthält mit der Maßgabe, daß
bei einem Verhältniswert G des Nickelgehaltes in Gew.-% zum Mangangehalt in Gew.-%
von größer als 2,0 jedoch kleiner als 4,0 der Gefügephasenfaktor P gebildet aus
[ 2,9 x (% Cr)+ 2,9 x ( % Mo)+ 1,4 x (% W )+4,4 x (% Si)- 2-1 ( % Ni) - 1,0 x ( %
Mn) - 62,5 x (% N )] einen Wert von größer als 40 jedoch kleiner als 65 aufweist.
2. Duplexlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie in Gew.-%

enthält
3. Duplexlegierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,daß sie in Gew.-%
Calzium 0,001 bis 0,015
enthält.
4. Duplexlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie
in Gew.-%
Aluminium max 0,025
enthält.
5. Duplexlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der
Verhältniswert G größer als 2,2 jedoch kleiner als 3,5 ist.
6. Duplexlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der
Gefügephasenfaktor P einen Wert von größer als 45 jedoch kleiner als 59 aufweist.
7. Duplexlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie
durch Abkühlung von einer Temperatur zwischen 1050°C und 1100°C unter Verwendung von
Wasser oder eines Inertgases, z.B.Wasserstoff, wärmebehandelt ist.