(19)
(11) EP 0 455 897 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.11.1991  Patentblatt  1991/46

(21) Anmeldenummer: 90250121.2

(22) Anmeldetag:  09.05.1990
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5D01D 4/02, D01D 5/098
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI NL

(71) Anmelder: KARL FISCHER INDUSTRIEANLAGEN GMBH
D-13509 Berlin (DE)

(72) Erfinder:
  • Gerking, Lüder, Dr.-Ing.,
    D-1000 Berlin 33, (DE)

(74) Vertreter: Pfenning, Meinig & Partner 
Kurfürstendamm 170
10707 Berlin
10707 Berlin (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vorrichtung zum Herstellen von Feinstfäden


    (57) Es wird ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung von Feinstfäden in Form von Endlosfäden oder schmelzgeblasene Feinstfasern vorgeschlagen, bei denen die Schmelze- oder Spinnbohrungen der Spinndüse jeweils individuell von einer vorzugsweise ringförmigen Blasdüse umgeben sind. Auf diese Weise werden jeweils die austretenden Fäden von konzentrischen Gasströmen umgeben, die den Verzug der Fäden fördern.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Herstellen von Feinstfäden nach dem Oberbegriff des Hauptanspruchs und des nebengeordneten Anspruchs.

    [0002] Aus der US-PS 3 379 811 ist eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Herstellung von Fäden bekannt, bei denen eine langgestreckte Spinndüse vorgesehen sind, der eine Vielzahl von koplanaren Spinnöffnungen aufweist, denen Polymer zugeführt wird. Beidseitig zu den Spinnöffnungen sind Luft- oder Gaskanäle vorgesehen, die mit einer Luft- oder Gaszuführung verbunden sind. Aus dem Spinnkopf tritt eine Reihe von Fäden aus und die aus den Kanälen beidseitig der Reihe austretende Luft oder das Gas trifft auf die Fäden mit einer Geschwindigkeit, die größer ist als die Fadengeschwindigkeit, wodurch die Fäden von dem Gasstrom mitgezogen werden.

    [0003] Bei den bisher bekanntgewordenen Vorrichtungen, bei denen wie in der vorgenannten Patenschrift oder in der wohl ersten Veröffentlichung dieser Art von V.A. Vente in Tech. Rep. No. PB111437 des Naval Research Laboratory (1954) sind die Schmelzeaustrittsbohrungen in einer Reihe angeordnet und heiße Luftströme treten aus seitlich dazu angeordneten Schlitzen aus. Die Probleme liegen zum einen darin, daß es schwierig ist oder erheblichen Aufwand bedeutet, diese Luftaustrittsschlitze über größere Düsenbreiten hin in konstanten Breiten zu halten, zum anderen die Luftströmung konstant über solche Breiten austreten zu lassen, was bei unterschiedlichen Spaltbreiten schon gar nicht mehr möglich ist. Bei der Anordnung der Schmelzebohrungen in einer Reihe mit darüberliegendem Verteilerkanal und dicht neben den Bohrungen liegenden Luftaustrittsschlitzen handelt es sich grundsätzlich um eine festigkeitsmäßig schwache Konstruktion, sowohl was die Verformung des Schlitzes durch den Luftdruck - es werden 0,5 bis 6 bar und darüber angewandt - als auch, was die Verformung des langgestreckten Schmelzeverteilungsraumes anbetrifft. In der US-PS 4 486 161 wird eine Vorrichtung dieser Art geschützt, in der die gegenüberliegenden Schmelzewände durch Stege verbunden sind, um die Festigkeit gegen Aufblähen zu vergrößern.

    [0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Herstellen von Feinstfäden zu schaffen, die einerseits kontinuierliche Feinstfäden oder -fasern ohne Fadenrisse mit einem Durchmesser zwischen 5 bis 10 µm oder besonders dünne Fäden im Bereich gegen 1 µm, die nicht endlos sein müssen, liefern können und die eine verbesserte Verteilung des Gas- oder Luftstromes in bezug auf die einzelnen aus dem Spinnkopf austretenden Fäden aufweisen und einen höheren Schmelzedurchsatz gestatten.

    [0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Hauptanspruchs und des Nebenanspruchs gelöst.

    [0006] Die erfindungsgemäße Vorrichtung und das Verfahren zur Herstellung von Feinstfäden oder -fasern vermeidet diese Nachteile, indem jeder einzelnen Schmelzeaustrittsöffnung ein sie rotationssymmetrisch umschließender Luft- oder Gasaustrittsschlitz zugeordnet ist, jeder Schmelzefaden also seine eigene Blasdüse hat. Das ergibt eine höhere Symmetrie der Strömung und damit eine höhere Gleichmäßigkeit bei der Fadenbildung, verglichen mit Flachstrahlen, die in bestimmten Abständen immer wieder von austretenden Fäden unterbrochen werden, eine weitaus höhere Zahl von Schmelzeaustrittsbohrungen pro Flächeneinheit der Spinndüsenstirnfläche, was zum Zwecke des höheren Durchsatzes und damit höherer Wirtschaftlichkeit in aller Regel gefordert wird, und eine weitaus höhere Festigkeit der Kombination Blasdüse-Spinndüse (Schmelzeaustrittsöffnung) als bei den beschriebenen linearen Anordnungen nach dem Stand der Technik.

    [0007] Mit der vorliegenden Erfindung ist es möglich, kontinuierliche (oder endlose) Feinstfäden herzustellen, wie sie heute in der Textiltechnik gewünscht werden für besonders feintitrige Garne zur Herstellung von Damenstrümpfen oder feinkapillaren Geweben mit hoher Wärmeisolation bei gleichzeitig möglichem Feuchtigkeitstransport für gute physiologische Trageeigenschaften. Der Einzelfaden eines aus mehreren solchen zusammengesetzten Garns soll eine Feinheit unter 1 Denier pro Filament haben. 1 Denier (den) ist das Gewicht eines Fadens der Länge von 9.000 m, ein anderes Maß ist Decitex (dtex), wobei sich das Gewicht ebenfalls in g auf 10.000 m Fadenlänge bezieht.

    [0008] Dadurch, daß jeder Bohrung bzw. Spinnöffnung in der Spinndüse eine individuelle Blasdüse zugeordnet ist, wobei die Blasdüsen mit einer Gaszuführung verbunden sind, ist eine sehr gute Gasverteilung in bezug auf die einzelnen Fäden gegeben. Da der Gasstrom gleichmäßig auf die Fäden aufgebracht wird, treten keine Fadenrisse auf und der Durchmesser der Fäden nach ihrer Abkühlung ist im wesentlichen konstant. Darüber hinaus ist der Konstrukteur der Spinndüsen in dem Entwurf und dem Aufbau der Spinnköpfe nicht so eingeschränkt wie im Stand der Technik, bei dem nur eine begrenzte Anzahl von Spinnöffnungen vorgesehen werden können.

    [0009] Auch ist es erfindungsgemäß möglich, besonders dünne Fäden im Bereich gegen 1 µm zu erzeugen, wobei diese nicht endlos sein müssen. Es handelt sich dabei um schmelzgeblasene Fasern, die eine vielfache Anwendung in Gebieten wie der Filtration, der Absorption und der Isolierung gefunden haben in technischen, medizinischen, textilen Aufgabenstellungen. Der Unterschied zur Herstellung von kontinuierlichen oder endlosen Fäden besteht darin, daß in der Regel mit höheren Schmelzetemperaturen und vor allem höheren Luftgeschwindigkeiten, also auch Luftdrücken gearbeitet wird, um durch hohe Schubspannungen den Faden zu entsprechender Feinheit auszuziehen. Dabei spielt es im allgemeinen keine Rolle, wenn er abreißt; es sich also um endlich lange Fasern oder auch nur sehr kurze Fibrillen handelt, wenn sich nur keine starken Tropfen, die die aus den Feinstfasern gebildete Kapillarstruktur für den besonderen Anwendungszweck stören würden, bilden. Beides wird durch die gleichmäßige Umströmung des schmelzflüssigen Fadens erzielt.

    [0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigen:
    Fig. 1
    einen Schnitt durch ein Spinnpack,
    Fig. 2
    eine Ansicht von unten auf die Spinnbohrungen mit Blasdüsen, und
    Fig. 3
    einen Ausschnitt aus der Spinndüse in vergrößerter Darstellung.


    [0011] Das in Fig. 1 dargestellte Spinnpack 1 ist Bestandteil eines Spinnkopfes, der zum Auspressen thermoplastischer Schmelzen bei der Herstellung von blasgesponnenen Fäden dient. Das Spinnpack ist über eine Schmelzeleitung 2 mit einem nicht dargestellten Pumpenteil verbunden. Das Spinnpack weist ein aus zwei Teilen 3, 4 bestehendes Gehäuse auf, die miteinander verschraubt sind. Im unteren Teil des Gehäuses 3, 4 ist eine Spinndüse 5 angeordnet, die weiter unten genauer beschrieben wird. In der Spinndüse 5 ist eine Vielzahl von nebeneinanderliegenden Schmelzebohrungen 6 vorgesehen. Auf der Spinndüse stützt sich eine Stützplatte 7 ab, die eine Mehrzahl von Durchgangsbohrungen 8 zum Hindurchleiten der Schmelze aufweist. Oberhalb der Stützplatte 7 liegt eine Filtereinheit 9 und darüber ist ein Verdrängungskörper 10 angeordnet, der einen bestimmten Zwischenraum für den Durchtritt der über die Schmelzeleitung 2 eintretenden Schmelze definiert. In gewohnter Weise ist der Schmelzefluß beim Übergang von einem Bauteil in den anderen durch Weichmetalldichtungen wie Aluminium abgedichtet.

    [0012] Die Spinndüse 5, die zur verbesserten Übersicht in der Fig. 1 nur mit einigen nicht maßstabsgerechten Schmelzebohrungen 6 dargestellt ist, wobei Fig. 3 einen Ausschnitt zeigt, hat einen kreisförmigen Querschnitt und besteht aus zwei Platten 11, 12, die miteinander verschraubt sind. Die obere Platte 11, die mit den Schmelzebohrungen 6 versehen ist, weist um die Schmelzebohrungen 6 herum eine Vielzahl von konischen Erhebungen 13 auf. Die untere Platte 12 ist derart ausgestaltet, daß sie, mit den Erhebungen 13 übereinstimmend, konische Öffnungen 14 aufweist, wobei im verschraubten Zustand der Platten 11, 12 die Erhebungen 13 in die konischen Öffnungen 14 hineinragen, so daß sich zwischen der Außenfläche der Erhebungen 13 und der Innenfläche der konischen Bohrungen 14 jeweils ein Ringkanal oder ein Ringspalt ausbildet. Die Anordnung, bestehend aus der die Schmelzebohrung 6 umgebenden Innenfläche der Bohrung 14 und der in der unteren Gegenplatte 12 befindlichen ringförmigen Außenfläche der Erhebung 13,bilden eine Blasdüse 16. Die einzelnen, die Schmelzebohrung 6 umgebenden Blasdüsen 16 sind mit einem Gasverteilungsraum 17 verbunden, der durch entsprechende Ausformungen zwischen den Platten 11 und 12 gebildet wird. Der Querschnitt für die Zuströmung zu den einzelnen Blasdüsen 16 ist zum Zwecke einer möglichst guten Verteilung um ein Mehrfaches größer als der Querschnitt des Ringspaltes 15.

    [0013] Durch die Teile 3 und 4 des Spinnpacks 1 führen eine oder mehrere Gaskanäle 18, 19, die an unter Druck stehende Gasquellen angeschlossen sind und in Ringkanäle 20 in der oberen Spinndüsenplatte 11 münden, die wiederum über Verbindungsleitungen 21 mit dem Gasverteilungsraum 17 in Verbindung stehen. Auch hier sind zwischen den einzelnen Bauteilen Dichtungen angebracht, um ein Entweichen des Gases auf seinem Weg durch das Spinnpack zum Gasverteilungsraum 17 zu verhindern.

    [0014] Das Gas (Luft) kann direkt im Spinnkopf erhitzt werden. Im allgemeinen sind solche Fadenspinnköpfe durch ein flüssiges oder dampfförmiges organisches Wärmeträgermedium erwärmt, dessen Temperatur die der gewünschten Schmelzetemperatur ist. Durch diesen mit dem Wärmeträgermedium gefüllten Raum können die Gaszufuhrleitungen im Spinnkopf geführt und das Gas ebenfalls auf Schmelzetemperatur gebracht werden, wenn eine ausreichend große Wärmeübertragungsfläche vorgesehen wird. Dies führt zu einer besonders kompakten und regelungstechnisch einfachen Vorrichtung. Allerdings sind dann keine Variationen der Gastemperatur oberhalb oder unterhalb etwa der Schmelzetemperatur möglich.

    [0015] Für das Spinnen von endlosen Feinstfäden, die in geordneter Form auf Wickeln aufgefangen werden, genügt eine etwa gleich hohe Schmelze- und Gastemperatur.

    [0016] Die die Schmelzebohrung 6 konzentrisch umgebenden, die Blasdüse 16 verlassenden heißen Gasströme erleichtern den Verzug des Fadens auf dünnere Durchmesser, der durch die Schwerkraft, besonders aber durch die von dem Aufwickelaggregat ausgeübten Zugkräfte verzogen und je nach Geschwindigkeit molekular orientiert wird. Mit wachsendem Abstand von der Spinndüse vermischt sich der Heißgasstrahl mit der Umgebungsluft und nimmt eine zunehmend tiefere Mischtemperatur an. Bei Unterschreiten der Schmelzetemperatur des gesponnenen polymeren oder anderen fadenbildenden Rohstoffes beginnt der Faden zu seinem endgültigen Durchmesser zu erstarren. Feinere Fäden sind dadurch zu erreichen, daß bei gleicher Aufwickelgeschwindigkeit der Durchsatz verringert wird und wenn es zu Abrissen kommt, die Luft- und Schmelzetemperatur erhöht werden, was bis zu einer gewissen Grenze möglich ist.

    [0017] Die Wirkung der begleitenden Heißgasströme von ungefähr Schmelzetemperatur zu Verzügen auf geringere als übliche Durchmesser besteht darin, daß der Faden nicht so schnell abgekühlt wird und er zunächst nicht in der üblichen Weise durch Queranblasung durch Kaltluftströme beim Verziehen gestört wird. Diese rufen nämlich Asymmetrien über den Fadenquerschnitt in der Abkühlung hervor und führen auch durch die einseitigen Kräfte zu Störungen im Fadenlauf, Schwingungen und dergleichen. Dagegen umhüllt der Heißluftstrahl aus der Blasdüse den Faden und schützt ihn vor solchen Störungen, bis die Abkühlung allmählich eintritt und die Störungen sich nicht mehr in Fadenrissen auswirken können.

    [0018] Zur Herstellung von schmelzgeblasenen Feinstfasern wird ein von der Temperatur des Spinnkopfes unabhängiger Gaserhitzer, meistens elektrobeheizt, benutzt, durch den das Gas strömt und dann nicht mehr durch den Heizraum des Spinnkopfes der Düse zugeführt wird. Das kann konstruktiv in gleicher Weise wie in Fig. 1 gezeigt geschehen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dar erhitzte Gas seitlich an die Spinndüse zu führen und diese dann bei gleichzeitig seitlich angeordneter Schmelzeöffnung durch seitliches Drücken gegen Schmelze- und Gasöffnungen über Dichtungen mit beiden zu verbinden. Die Gastemperatur kann dann deutlich höher als die Schmelzetemperatur sein, wodurch feinere Fasern erzeugt werden. Derartige schmelzgeblasene Feinstfasern, meist im Bereich deutlich unter 10 µm und durchaus auch unter 1 µm werden meist in regelloser Form als Vlies abgelegt. Dabei strömen die Gasströme aus den Blasdüsen 16 vermischt mit der Umgebungsluft unterhalb der Spinndüsen seitlich ab oder durchströmen das Vlies. Das Vlies aus Feinstfasern oder Fäden kann auch direkt auf ein Trägermaterial aufgesponnen werden.

    [0019] Die erfindungsgemäße Vorrichtung vermeidet die bisher bekannten Nachteile, bei denen nach jedem Düsenreinigen der enge ebene Luftspalt wieder neu eingestellt werden muß. Bei der vorliegenden Spinndüse ergibt sich dieser Spalt von selbst, wenn bei der Herstellung der beiden Hälften 11 und 12 nur eine mit den heutigen Werkzeugmaschinen erreichbare Genauigkeit verfolgt wurde, also Schmelzebohrung 6 und konisch Bohrung 14 mit hinreichender Toleranz den gleichen Mittelpunkt haben. Eine Abweichung von einigen Hundertstel mm ist zulässig bei Ringspalten 15 von 0,2 bis 0,6 mm. Zweckmäßigerweise wird man für die beiden Teile 11 und 12 das gleiche Material verwenden, so daß es keine unterschiedlichen Wärmeausdehnungen gibt. Die Einpassung der beiden Teile erfolgt mit Passungen an den Rändern in gewohnter Werkzeugmachertechnik.

    [0020] Im beschriebenen Ausführungsbeispiel sind, wie insbesondere aus Fig. 2 zu erkennen ist, die Spinnbohrungen 6 und die sie umgebenden Blasdüsen 16 auf einem kreisförmigen Querschnitt verteilt angeordnet. Die Schmelzebohrungen 6 können beliebig auf einer Düsenstirnfläche verteilt sein. In Fig. 2 wurde dieses für eine Kreisdüse gezeigt, wobei auch die einzelnen Schmelzebohrungen 6 und damit auch die Blasdüsen 16 auf konzentrischen Kreisen angeordnet sind. Sie können aber auch in einer Reihe angeordnet sein, wobei man gegenüber den bisherigen Vorrichtungen den Vorteil der genaueren Einhaltung des Luftspaltes hat, oder in mehreren Reihen nebeneinander. Solche mehrreihigen Längsdüsen mit einer großen Lochzahl empfehlen sich bei der Herstellung von Feinst- oder Mikrofasern, die als Vlies aufgefangen werden, während Runddüsen für die Herstellung von endlosen textilen Feinstfäden bei der späteren Verarbeitung in Geweben oder Gewirken in Frage kommen. So ist es auch denkbar, daß auf diese Weise Kabel aus Feinstfäden hergestellt werden, die später zu Stapelfasern zerschnitten werden. Es sind sowohl Rund- als auch Rechteckdüsen einzusetzen. Das erfindungsgemäße Prinzip beschränkt sich jedoch nicht auf die Düsenform.

    [0021] In zwei Beispielen soll die Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung in Verfahren zur Herstellung von Feinstfäden oder schmelzgeblasenen Mikrofasern beispielhaft gezeigt werden.

    Beispiel 1



    [0022] Eine Schmelze aus Polymid 6 mit einer rel. Viskosität von 2,4, gemessen in 96 %iger Schwefelsäure von einer Konzentration von 1 g/dl bei 25o C, wurde von einem Extruder über Schmelzeleitungen einem herkömmlichen Spinnkopf zum Spinnen von Endlosfäden zugeleitet. Der Spinnkopf wies als Zusatzeinrichtung Luftrohre auf, die durch einen mit Diphyldampf beheizten Heizraum führten und in der Befestigungsfläche des Spinnpacks endeten. Eine Spinndüse mit einem Durchmesser von 60 mm war in dem Spinnpack 1 verschraubt, das die erfindungsgemäßen Kennzeichen im wesentlichen gemäß Fig. 1 aufwies. Die Lochzahl der Düsen betrug 12, der Durchmesser der Schmelzebohrung 0,25 mm. Das untere Teil 12 der Spinndüse bildete mit dem Konus der Spinnbohrungen 14 Ringspalte 15 von 0,4 mm Weite. Die Temperatur der Polyamidschmelze betrug 228o C, und die der Spinndüse zugeführte Luft hatte praktisch die gleiche Temperatur. Die Luftmenge betrug 1,8 Nm³/h. Die Schmelzemenge, die sich auf die zwölf Bohrungen verteilte, betrug 3 g/min.

    [0023] Die Anordnung entsprach im übrigen der üblichen Schmelzspinneinrichtung für Synthesefäden. Unterhalb der Spinndüse befand sich ein Blasschacht, in den seitlich quer zur Fadenlaufrichtung Luft von 25o C und 40 % rel. Feuchte mit einer Geschwindigkeit von 0,3 m/s eingeblasen wurde zur Abkühlung der Fäden.

    [0024] Die Fäden wurden durch einen schnellaufenden Wickler mit einer Geschwindigkeit von 5540 m/min aufgewickelt. Es ergab sich ein Titer von 12 x 0,45 dtex, was einem Durchmesser der Einzelkapillare von etwa 7,2 µm entspricht.

    Beispiel 2



    [0025] Mit derselben Spinndüse im gleichen Spinnpack wurde Polypropylen mit einem Schmelzindex von MFI 35 (35 g Durchfluß durch eine Kapillare von 2,1 mm Durchmesser in 10 min bei 230o C) ausgesponnen. Die Schmelzetemperatur betrug 305o C, der Schmelzedurchsatz 2,4 g/min, also 0,2 g/min x Loch. Die von oben durch Rohre in den Zwischenraum 17 geführte Luft war durch Vorbeiströmen an elektrischen Heizelementen vor dem Spinnpack auf 470o C aufgeheizt worden. Beim Durchtritt durch das Spinnpack trat wegen der dort vorliegenden Temperatur von etwa 300o C eine geringe Abkühlung ein. Die Luftmenge betrug 4,2 Nm³/h. Es ergaben sich längere und kürzere Fasern, die auf einer Siebfläche unterhalb der erfindungsgemäßen Spinndüse aufgefangen wurden. Der mittlere Durchmesser der Fasern lag bei 4 bis 5 µm, mit kleinsten von 2 µm und größten von 6 µm. Die Bestimmung des Fadendurchmessers wurde an einem Mikroskop durchgeführt.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Herstellen von Feinstfäden, aus einem schmelzspinnbaren synthetischen Material, bei dem die Schmelze durch eine eine Vielzahl von Schmelzbohrungen aufweisende Spinndüse gedrückt wird und die die Spinndüse verlassenden Fäden aufgewickelt oder aufgefangen werden,
    dadurch gekennzeichnet,
    daß die die Spinndüse verlassenden Fäden konzentrisch von in Austrittsrichtung der Fäden durch ringförmige Blasdüsen hindurchgeleitete Gasströme umgeben werden, die den Verzug der Fäden unterstützen.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, mit dem Endlosfäden hergestellt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Gasströme auf eine Temperatur aufgeheizt werden, die in etwa der Temperatur der Schmelze entspricht.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, mit dem Fasern hergestellt werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Gasströme auf eine Temperatur aufgeheizt werden, die höher als die Temperatur der Schmelze ist.
     
    4. Vorrichtung zum Herstellen von Feinstfäden mit einem Spinnpack, der eine mit einer Vielzahl von Schmelzebohrungen versehene Spinndüse aufweist, denen die Schmelze zugeführt werden und mit einem die Spinndüse umgebenden Luftkanal, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Schmelzebohrung (6) in der Spinndüse eine individuelle Blasdüse (16) zugeordnet ist und daß die Blasdüsen (16) mit mindestens einer Gaszuführung (17,18,19,20) verbunden sind.
     
    5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Blasdüse (16) rotationssymmetrisch um die Schmelzebohrung (6) herum geordnet ist.
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzebohrungen (6) mit den Blasdüsen (16) gleichmäßig über einen Kreisquerschnitt verteilt sind.
     
    7. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzebohrungen (6) mit den Blasdüsen (16) in mindestens einer Längsreihe angeordnet sind.
     
    8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Spinndüse (5) aus zwei miteinander verbindbaren Platten (11, 12) besteht, zwischen denen ein Gasverteilungsraum (17) eingeschlossen wird, daß die untere Platte (12) Bohrungen (14) und die obere Platte (11) sich durch den Gasverteilungsraum (17) erstreckende Erhebungen (13) aufweisen, wobei innerhalb der Erhebungen (13) die Schmelzebohrungen (6) für den Austritt der Schmelze angeordnet sind und wobei zur Bildung der Blasdüsen (16) die Erhebungen (13) unter Freilassung eines Ringspaltes (15) in die Bohrungen (14) eingreifen.
     
    9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Bohrungen (14) und die Erhebungen (13) in der unteren und oberen Platte (12,11) zur Bildung eines konischen Ringspaltes (15) konisch ausgebildet sind.
     
    10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Gasverteilungsraum (17) mit durch das Spinnpack geführte Gaskanäle (18,19) verbunden sind.
     
    11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Gaskanäle ebenfalls durch den Spinnkopf geführt sind und die hindurchgeleiteten Gase durch die Heizung des Spinnkopfes erwärmt werden.
     
    12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß eine zusätzliche elektrische Gasheizung zur Aufheizung der Gasströme vorgesehen ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht