[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Verspinnen von Stapelfasern mit einem
Spinnrotor und einem angetriebenen Führungskörper in Form eines Rings, Rohres oder
dergleichen, der in den Spinnrotor koaxial eingreift und dessen Innenwand zum Ablagern
der zugeführten Fasern, zu deren abgestütztem Führen und schließlich zum Übergeben
an den Spinnrotor dient, wobei im Boden des Spinnrotors durchlaufende Löcher vorgesehen
sind, mittels welcher Innenräume des Spinnrotors und des Führungskörpers mit einem
ersten Saugmittel in Verbindung stehen.
[0002] Bei einer gattungsgemäßen Vorrichtung (CS-152 586) werden Einzelfasern der Innenwand
des Führungskörpers mit Hilfe eines durch den dem Eintrittsende des Führungskörpers
zugeordneten Faserspeisekanal in kommunizierende Innenräume des Spinnrotors und des
Führungskörpers und davon durch die durchlaufenden Löcher im Spinnrotorboden herausfließenden
Luftstroms zugeführt. Da sich der Führungskörper dreht, bewegen sich dabei die Fasern
durch Zentrifugalkraft über seine Innenwand zum Spinnrotor, der sich gleichsinnig
wie der Führungskörper, aber schneller dreht. So werden die Fasern schließlich von
der Innenwand des Spinnrotors aufgenommen und ins Innere hineingezogen, wo sie sich
ablagern und wovon sie kontinuierlich durch das Ende des entstehenden und abgezogenen
Garns entnommen werden. Dabei werden die Fasern infolge der höheren Drehgeschwindigkeit
des Spinnrotors beim Einziehen in diesen ausreichend gestreckt, was eine bessere Garngüte
zur Folge haben soll.
[0003] Nachteilig bei dieser Vorrichtung ist, daß sie es ermöglicht, lediglich ein beschränktes
Garnsortiment aus Baumwollfasern und baumwollartigen Chemiefasern herzustellen. Praktisch
handelt es sich nur um sogenannte Streichgarnsorten von 14,4 bis 100 tex bzw. 166
tex, für welche kürzere und gröbere Fasersorten verwendet werden. Bei der Verwendung
feinerer Fasern ist es zwar möglich den Nummernbereich von sogenannten Kammgarnen
zu erreichen, aber das Endprodukt weist die entsprechenden Eigenschaften nicht auf.
So werden solche Kammgarnsorten von 5 bis 14,5 tex lediglich aus längeren und feineren
Stapelfasern an Ringspinnanlagen ausgesponnen. Dabei erfordern die Fasern allerdings
eine komplizierte und kostspielige Vorbereitung, die in der Regel darin besteht, daß
dem Streichvorgang ein vierfacher, an drei Strecken vorgenommener Verzug und schließlich
eine Faserbanddoubliermaschine folgt, oder darin, daß nach dem Streichvorgang ein
verkürzter zweifacher Streckvorgang an einer einzigen Streckmaschine und schließlich
die Faserbanddoubliermaschine eingesetzt wird. Der entstehende Wickel wird nachher
der Kämmmaschine vorgelegt, worauf ein zwei- bis dreifacher Verzug folgt. Abfälle
vom Kämmstuhl - sogenannte Kämmlinge - werden dann gewöhnlich zum Herstellen von Vigognegarn
verwendet.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei der eingangs angeführten gattungsgemäßen
Vorrichtung solche Maßnahmen zu schaffen, die es ermöglichen, einerseits aus den für
das Ausspinnen von Kammgarn geeigneten Fasern erstklassige Kammgarne ohne vorheriges
Kämmen und Streichen, andererseits aus den feineren, zum Ausspinnen von Streichgarnen
geeigneten Fasersorten zumindest einige gröbere Sorten von Kammgarn herzustellen.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe so gelöst, daß der Spinnrotor und der Führungskörper
im Bereich eines Zwischenspalts zumindest an einem Teil ihres äußeren Umfangs, der
einem Zwischenabschnitt der Bewegungsbahn der Fasern zwischen der Innenwand des Führungskörpers
und der Innenwand des Spinnrotors entspricht, mit einem Luftkasten umgeben sind, der
gegenüber dem Zwischenspalt geöffnet ist und an einem zweiten Saugmittel anschließt.
Dank dieser Maßnahmen können nämlich die Luftdurchflußwerte in der Vorrichtung so
eingestellt werden, daß ein gewisser geringer, zur Faserzufuhr dienender Luftanteil
aus den kommunizierenden Räumen des Spinnrotors und des Führungskörpers durch einen
Spalt zwischen diesen entweicht. Mit Hilfe dieses Luftanteils werden dann kurze Fasern
wählbarer Stapellänge außerhalb des Spinnrotors abgeliefert, während aus den rückbleibenden
längeren Fasern Garn von erwünschter Sorte und Qualität, also kämmartiges Garn, im
Spinnrotor ausgesponnen wird. Die Abfuhr der kurzen Fasern von ganz bestimmter Länge
und das Belassen von Fasern bestimmter Länge im Spinnprozeß können durch geeignete
Einstellung des Verhältnisses von Drehgeschwindigkeiten des Spinnrotors und des Führungskörpers
herbeigeführt werden. Diese abgeführten kurzen Fasern bedeuten dabei keinen Verlust,
da sie wegen deren definierten Stapellängen zur weiteren Verarbeitung, z.B. auch zu
Garn einer anderen Art, anwendbar sind.
[0006] Gleichzeitig ist es jedoch auch möglich, die oben erwähnten Werte des Luftdurchflusses
und des Drehgeschwindigkeitsverhältnisses so einzustellen, daß kein Anteil von den
dem Spinnrotor zugeführten Fasern abgeliefert wird. D.h., daß die Vorrichtung auch
als konventionelle Offen-End-Spinneinheit mit dem Spinnrotor und dem Führungskörper
arbeiten kann und daß sie deshalb fähig ist, ein breiteres Garnsortiment auszuspinnen.
[0007] Nach einer zweckmäßigen Ausführung ist dem zweiten Saugmittel eine Filtereinrichtung
zum Zurückhalten und Sammeln der Fasern vorgeordnet.
[0008] Eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung soll weiterhin
anhand der beigefügten schematischen Zeichnungen näher erläutert werden. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht - teilweise im Axialschnitt - einer Spinnstelle und eines Luftabsaugsystems
- Fig. 2
- eine Detailansicht des Spaltes zwischen dem Spinnrotor und dem Führungskörper nach
Fig. 1, wo die Fluglinien von kurzen Fasern angedeutet sind,
- Fig. 3
- ein Schnitt entlang der Linie III-III in Fig. 2, gedreht um einen Winkel von 90o und
- Fig. 4
- die gleiche Detailansicht wie in Fig. 2, wobei die Fluglinien von längeren, zum Verspinnen
bestimmten Fasern dargestellt sind.
[0009] Die Spinnstelle 1, die eine Komponente der erfindungsgemäßen Vorrichtung bildet,
kann - bis auf das modifizierte System des Absaugens der Luft aus den kommunizierenden
Innenräumen des Spinnrotors und des Führungskörpers - von herkömmlicher Bauart sein.
Ebenfalls kann derart auch die ganze, nicht dargestellte, mehrere solcher Spinnstellen
1 samt Luftsaugsystem für die selbe umfassende Spinnmaschine angeordnet sein, wobei
das Luftsaugsystem entweder ein erstes und ein zweites Saugmittel oder ein einziges
zentrales Saugmittel - wie weiter unten erläutert - aufweist.
[0010] Die in Fig. 1 veranschaulichte Spinnstelle 1 weist einen üblichen Spinnrotorkasten
2 mit abnehmbarem Deckel 3 auf. Der Deckel 3 enthält einen ringförmigen, an der Innenseite
desselben drehbar gelagerten und mittels Treibriemens 5 mit einem nicht dargestellten
motorischen Antriebsmittel gekuppelten Führungskörper 4, weiter einen in den Innenraum
des Führungskörpers 4 schräg mündenden und zum Zuführen von Fasern 7 von einer nicht
dargestellten Auflöseeinrichtung dienenden Speisekanal 6 und ein Abzugsrohr 8 zum
Abziehen des Garns 9. Die Innenwand des Führungskörpers 4 ist zu seiner Drehachse
X konzentrisch und hat die Form eines konischen Mantels mit dem größten Durchmesser
am Austrittsende 11.
[0011] Ein schalenförmiger Spinnrotor 12 weist die Innenwand 13 auf, die sich ins Innere
konisch erweitert und welche an ihrem größten Durchmesser in eine peripherale Sammelrinne
14 zum Ablagern der Fasern 7 übergeht. Der Spinnrotor 12 ist im Innern des Spinnrotorkastens
2 mittels seiner Welle 15 angeordnet, die in einer im Buchsenteil 17 des Kastens 2
unter Belastung einer Feststellschraube 18 vorgesehenen Lagerbuchse 16 drehbar gelagert
ist. Das freie Ende der Welle 15, die aus der Lagerbuchse 16 ausragt, ist mittels
Treibriemens 20 mit einem nicht dargestellten motorischen Antriebsmittel gekuppelt.
Dieses kann mit dem zum Antrieb des Führungskörpers 4 eingesetzten Mittel identisch
sein oder es kann sich um ein ganz selbständiges Element handeln.
[0012] In der Umfangswand des Spinnrotorkastens 2 ist ein Anschlußloch 21 vorgesehen, das
mittels einer ersten Saugrohrleitung 22 mit einem ersten Saugmittel 23 in Verbindung
steht. Diese erste Saugrohrleitung 22 kann - wie dargestellt - direkt zum ersten Saugmittel
23 oder als eine Abzweigung eines ersten Hauptkanals 24 führen, der für mehrere Spinnrotorkästen
2 gemeinsam ist, und welcher erst dann am ersten Saugmittel 23 angeschlossen ist.
Jedenfalls ist jedoch dem ersten Saugmittel 23 ein Luftregelmittel 25 in Form eines
Schiebers vorgeordnet. Im Boden 26 des Spinnrotors 12 sind durchlaufende Löcher 27
vorgesehen, mittels welcher sein Innenraum mit dem Innenraum des Kastens 2 in Verbindung
steht. In bezug auf die Radialebene des Bodens 26 sind die Löcher 27 schräg orientiert,
was dem Spinnrotor 12 Eigenschaften eines Laufrades eines Ventilators gibt. Hinsichtlich
des Anschlusses des Spinnrotorkastens 2 am ersten Saugmittel 23 kann es sich um andere,
keine Luftströmung erzeugende Löcher handeln.
[0013] Nach dem Zusammensetzen des Deckels 3 und des Spinnrotorkastens 2 ist die Achse X,
die die Drehachse des Führungskörpers 4 darstellt, mit der Drehachse des Spinnrotors
12 identisch und der Führungskörper 4 ragt koaxial in den Spinnrotor 12, wobei zwischen
diesen zwei Bestandteilen ein Spalt 28 entsteht. Dieser ist durch zwei Stirnflächen
29, 30 am Austrittsende 11 des Führungskörpers 4 abgegrenzt, wobei die erste Stirnfläche
29, die zur Drehachse X näher steht, konisch ist, während die von dieser Achse weiter
stehende Stirnfläche 30 radial ist. Diesen Flächen 29, 30 entsprechen gegenüberliegende
Stirnflächen am Eintrittsende 31 des Spinnrotors 12. Eine solche Anordnung der Stirnflächen
29, 30 ermöglicht es, die Größe des Spalts 28 zu ändern, was durch axiale Bewegung
der Lagerbuchse 16 zusammen mit der Welle 15 des Spinnrotors 12 im Buchsenteil 17
des Spinnrotorkastens 2 in entsprechende Lagen vor sich geht. Es ist jedoch zu verstehen,
daß Mittel zum Modifizieren der Größe des Spalts 28 auch auf einem anderen Prinzip
beruhen können.
[0014] Erfindungsgemäß sind der Spinnrotor 12 und der Führungskörper 4 im Bereich des zwischen
ihnen befindlichen Spalts 28 mit einem gegen diesen Spalt 28 geöffneten Luftkasten
32 umgeben, der in diesem Fall die Form eines hohlen Ringes hat.
[0015] Der Luftkasten 32 ist zwischen dem Deckel 3 und dem Spinnrotorkasten 2 gelagert und
in bezug auf den Spinnrotor 12 und den Führungskörper 4 mit Hilfe eines kreisringförmigen,
an seiner Radialwand 34 vorgesehenen und in eine entsprechende Stirnöffnung 35 des
Spinnrotorkastens 2 eingelegten Vorsprungs 33 zentriert. Die Radialwand 34 entspricht
dabei einer äußeren zylindrischen Fläche 36, die am Eintrittsende 31 des Spinnrotors
12 vorgesehen ist, sich an beiden Seiten von der Radialwand 34 erstreckt und an diesem
Ende den Innenraum des Spinnrotorkastens 2 praktisch abschließt. Die zweite Radialwand
37 des Luftkastens 32 entspricht der äußeren zylindrischen Fläche 38 des Führungskörpers
4.
[0016] Mittels eines Anschlußlochs 39 in der Umfangswand des Luftkastens 32 und der zweiten
an diesem Loch angeschlossenen Saugrohrleitung 40 steht der Kasten 32 mit dem zweiten
Saugmittel 41 in Verbindung. Dabei kann es sich - ebenso wie im Fall des Anschlusses
an das erste Saugmittel 23 - um die direkte Verbindung des Luftkastens 32 mit dem
zweiten Saugmittel 41 mit Hilfe der zweiten Saugrohrleitung 40 handeln oder - wie
dargestellt - bildet die zweite Saugrohrleitung 40 eine Abzweigung des zweiten Hauptkanals
42, der für mehrere Luftkästen 32 gemeinsam dient und welcher erst dann an dem zweiten
Saugmittel 41 angeschlossen ist. Jedenfalls ist jedoch dem zweiten Saugmittel 41 eine
Filtereinrichtung 43 vorgeordnet. Diese kann eine beliebige, in der Lufttechnik an
Textilmaschinen übliche Bauart haben, wobei in die Verbindungsrohrleitung 44 zwischen
der Filtereinrichtung 43 und dem zweiten Saugmittel 41 ein geeignetes Luftregelmittel
45 in Form eines Schiebers eingelegt ist.
[0017] Das Luftregelmittel 45 sowie das dem ersten Saugmittel 23 vorgeordnete Luftregelmittel
25 dient zum Regeln des Unterdrucks im Luftkasten 32 bzw. im Spinnrotorkasten 2. Unter
diesen Umständen kann man auf die Luftregelmittel 25, 45 ganz gut verzichten, wenn
Saugmittel 23 und 41 mit wählbarer Saugleistung, z.B. Ventilatoren mit Regulation
der Drehgeschwindigkeit oder der Schaufellage, eingesetzt werden. Nach einer anderen
Alternative kann man ein jedes der Luftregelmittel 25, 45 auslassen, verwendet man
das entsprechende Saugmittel 23 resp. 41 mit wählbarer Saugleistung. Natürlich ist
es auch möglich eine solche Anordnung des Luftabsaugsystems - nicht dargestellt -
anzuwenden, wo die beiden Hauptkanäle 24 und 42 mit eingelegten Luftregelmitteln 25
resp. 45 an gleichliegenden Enden mit einem einzigen zentralen Absaugsystem in Verbindung
stehen, wobei entweder diesem zentralen Absaugsystem oder dem in den zweiten Hauptkanal
42 eingelegten Luftregelmittel 45 die Filtereinrichtung 43 vorgeordnet ist.
[0018] Die hohlringförmige Gestalt - wie dargestellt - des Luftkastens 32 ist auch nicht
obligatorisch; beispielsweise kann er lediglich aus einem Teil eines solchen Rings
in Form einer Düse bestehen. Diese nicht veranschaulichte Alternative erfordert jedoch
genaue Dimensionen und Lokalisierung dieses Bestandteils in bezug auf den Zwischenabschnitt
der Bewegungsbahn der Fasern 7 zwischen der Innenwand 10 des Führungskörpers 4 und
der Innenwand 13 des Spinnrotors 12, was weiter näher erläutert werden soll.
[0019] Ohne Rücksicht auf das eingesetzte Luftabsaugsystem und die Bauart des Luftkastens
32 arbeitet die erfindungsgemäße Vorrichtung beim Ausspinnen des Garns von kämmartigem
Charakter folgendermaßen:
[0020] Je nach der Einstellung der Betriebsparameter - insbesondere der Größe des Spalts
28 zwischen dem Spinnrotor 21 und dem Führungskörper 4 - drehen sich der Spinnrotor
12 und der Führungskörper 4 im gleichen Sinn, wobei jedoch der Führungskörper 4 langsamer
ist als der Spinnrotor 12, aber gleichzeitig schneller als die die Fasern 7 durch
den Speisekanal 6 seiner Innenwand 10 zuführende Luft. Dabei verläßt fast alle Luft,
die in die kommunizierenden Innenräume des Spinnrotors 12 und des Führungskörpers
4 eintritt, diese Innenräume durch die Löcher 27 im Boden des Spinnrotors 12, während
nur ein geringer, rückbleibender Luftanteil durch den Spalt 28 zwischen dem Spinnrotor
12 und dem Führungskörper 4 entweicht.
[0021] Die Luftströmung führt die Fasern 7 dem Spinnrotor 12 von einer Auflösevorrichtung
(nicht dargestellt) zu, wo sie aus einem Streich- bzw. Streckband vereinzelt werden.
Nach dem Einfall auf die Innenwand 10 des Führungskörpers 4 werden die Fasern 7 gezwungen,
sich über diese Innenwand 10 infolge Zentrifugalkraft in Richtung zum Spinnrotor 12
zu bewegen. Ehe sie jedoch die Innenwand 13 des Spinnrotors 12 erreichen, müssen sie
den Spalt 28 zwischen dem Spinnrotor 12 und dem Führungskörper 4 überwinden. Dort
werden die Fasern 7 der Wirkung der durch diesen Spalt 28 entweichenden Luftströmung
ausgesetzt, so daß die die Innenwand 10 des Führungskörpers 4 verlassenden Fasern
7 ihre Bewegungsrichtung jäh ändern und zur Umfangsrichtung inklinieren, was in Figuren
2 und 4 - besseren Begriffs halber - mit Winkeln A und B angedeutet ist. Infolgedessen
wird auf deren Bewegungsbahn S zwischen der Innenwand 10 des Führungskörpers 4 und
der Innenwand 13 des Spinnrotors 12 ein Abschnitt U (Fig. 3) abgegrenzt, wo die Fasern
7, deren Länge geringer ist als die Länge des Abschnitts U, zu einem Flugzustand kommen,
d.h. zu einem Zustand, wo kein Faserteil entweder die Innenwand 10 des Führungskörpers
4 oder die Innenwand 13 des Spinnrotors 12 berührt. Der Endpunkt des Abschnitts U
der Bewegungsbahn S der Fasern 7 trägt in Figuren 2 bis 4 die Bezeichnung Z.
[0022] Solche Fasern 7, die weiterhin als kurze Fasern 71 genannt werden, werden dann von
der durch den Spalt 28 zwischen dem Spinnrotor 12 und dem Führungskörper 4 entweichenden
Luft leicht mitgerissen und außerhalb des Spinnrotors 12 abgeliefert, während die
rückbleibenden, d.h. längeren Fasern 72 in den Spinnrotor 12 ungestört fortschreiten.
Dementsprechend kann man also bei jedem eingestellten Verhältnis der Drehgeschwindigkeiten
des Spinnrotors 12 und des Führungskörpers 4 die Abfuhr der kurzen Fasern 71 von ganz
bestimmter Länge und im Gegensatz wieder das Belassen längerer Fasern 72 im Spinnprozeß
zwecks Ausspinnen des Garns der eben erforderten Sorte und Güte erzielen. Dabei ist
es zum Mitreißen und Abführen der kurzen Fasern 71 nur relativ wenig Energie nötig.
Es wurde ermittelt, daß es jedenfalls reicht, wenn die Geschwindigkeit der durch den
Spalt 28 zwischen dem Spinnrotor 12 und dem Führungskörper 4 entweichenden Luft den
Wert von 30 m pro Sekunde nicht übersteigt. Höhere Geschwindigkeiten führen nicht
nur zu energetischen Verlusten, sondern vor allem zum Abführen der kurzen Fasern 71
von größerer Länge, als es erwünscht ist. Der konkrete Wert dieser Geschwindigkeiten
soll empirisch, durch Regeln der Luftabsaugung eingestellt werden.
[0023] Neben dem Vorangehenden kann man zwecks Abfuhr der kurzen Fasern 71 von ganz bestimmter
Länge auch die Größe des Spalts 28 zwischen dem Spinnrotor 12 und dem Führungskörper
4 einstellen. Es wurde jedoch festgestellt, daß diese Größe für manche Fälle ein für
allemal festgesetzt werden kann.
[0024] Um eine bessere Idee von dem Prozeß der Abfuhr von kurzen Fasern 71 herbeizuführen,
sind in Fig. 2 einzelne Lagen einer und derselben kurzen Faser 71 veranschaulicht.
Die kurze Faser 71 nimmt an ihrer Bewegungsbahn S eine erste Lage P1 an der Innenwand
10 des Führungskörpers 4, eine zweite Lage P2 im Abschnitt U - d.h. zwischen der Innenwand
10 des Führungskörpers 4 und der Innenwand 13 des Spinnrotors 12 - eine dritte Lage
P3 im Spalt 28 zwischen dem Spinnrotor 12 und dem Führungskörper 4 und eine vierte
Lage P4 im Innenraum des Luftkastens 32 ein. Die gleichen Lagen P1, P2 und P3 der
kurzen Faser 71 sind in Fig. 3 dargestellt.
[0025] Die längeren Fasern 72 (Fig. 4) werden nicht abgeführt, da sie an ihrer Bewegungsbahn
S immer entweder mit der Innenwand 10 des Führungskörpers 4 oder mit den beiden Innenwänden
10 und 13 des Führungskörpers und des Spinnrotors 4 resp. 12 oder nur mit der Innenwand
13 des Spinnrotors 12 in Berührung stehen. Derart werden also die längeren Fasern
72 bei deren Passage durch den Spalt 28 zwischen dem Spinnrotor 12 und dem Führungskörper
4 jedenfalls gegen die Wirkung der durch diesen Spalt 28 entweichenden Luft verläßlich
mechanisch zurückgehalten. Die einzelnen Lagen ein und derselben Faser 72 sind in
Fig. 4 mit Symbolen P11, P12 und P13 bezeichnet.
[0026] Auf die beschriebene Art und Weise werden also aus den dem Spinnrotor 12 zuzuführenden
Fasern 7 kurze Fasern 71 von den den festgesetzten Regimen der Drehgeschwindigkeiten
des Spinnrotors 12 und des Führungskörpers 4 und der Fließgeschwindigkeit der durch
den Spalt 28 zwischen dem Spinnrotor 12 und dem Führungskörper 4 entweichenden Luft
entsprechenden Längen ausgeschieden und abgeführt, während die längeren Fasern 72
nachträglich gerade gemacht und infolge der Zentrifugalkraft und Stützführens an der
Innenwand 13 des Spinnrotors 12 zur Sammelrinne 14 des Spinnrotors 12 geliefert werden,
wo sie sich auf bekannte Art ablagern und wovon sie kontinuierlich durch das Ende
des sich bildenden und abgezogenen Garns 9 entnommen werden.
[0027] Wird der Spinnstelle 1 ein Faserband aus dem Material vorgelegt, dessen statistische
Stapellänge für den klassischen Kämmvorgang ungeeignet ist - d.h. am häufigsten wegen
zu hohen Anteils von kurzen Fasern 71 - ist es möglich, ein solches Rohmaterial mit
Hilfe des Spalts 28 zwischen dem Spinnrotor 12 und dem Führungskörper 4 sehr wirksam
zu sortieren, wobei aus ihm kurze Fasern 71 abgeliefert werden, während die rückbleibenden
längeren Fasern 72 zu feinem Garn 9 verspinnbar sind. Dieses Fasermaterial enthält
gewöhnlich nicht ausreichend feine Fasern 7 in so einer Menge, daß es möglich wäre,
aus den rückbleibenden längeren Fasern 72 sehr feine Garnsorten auszuspinnen. Trotzdem
kann man aus diesem Garn 9 ausspinnen, das am Rand des Sortiments von feinen Kammgarnen
- d.h. bis zu 10 tex - steht.
[0028] Wird im Gegensatz der Spinnstelle 1 ein Faserband von dem für den klassischen Kämmvorgang
geeigneten Material vorgelegt, dann ist es möglich im Spalt 28 zwischen dem Spinnrotor
12 und dem Führungskörper 4 Bedingungen für das Abführen kurzer Fasern 71 (z.B. von
20 mm Länge) herbeizuführen und die rückbleibenden längeren Fasern 72 nachher zu feinem
Kammgarn 9 zu verspinnen.
[0029] Die beiden oben beschriebenen Alternativen sind höchst ökonomisch, denn sie ermöglichen
den gesamten Spinnprozeß im wesentlichen zu verkürzen und minderwertige Rohstoffsorten
für das Ausspinnen feiner Garne anzuwenden.
[0030] Die abgelieferten und in der Filtereinrichtung 43 angehäuften kurzen Fasern 71 können
zu anderen Garn- resp. Warensortimenten weiter verarbeitet werden. Da es sich um einen
sehr reinen "Abfall" handelt, sind die kurzen Fasern 71 der Karde zurückzuführen und
nach dem Strecken zu Streichgarnsortiment, - und zwar sowohl an einer üblichen Offen-End-Spinneinheit
mit dem Spinnrotor und einem diesem vorgeordneten Führungskörper als auch an der erfindungsgemäßen
Vorrichtung, zu verspinnen, unter der Voraussetzung, daß die Betriebsparameter für
den üblichen Spinnvorgang, bei dem keine Luft durch den Spalt 28 zwischen dem Spinnrotor
12 und dem Führungskörper 4 entweicht, eingestellt werden.