[0001] Bei keramische Massen verarbeitenden Strangpressen wird auf das austrittsseitige
Ende der Presse, dem sogenannten Preßkopf, ein Mundstück aufgesetzt, welches die Form
des entstehenden Preßlings bestimmt (vgl. z.B. DE-PS 520917). So hat beispielsweise
beim Pressen von Ziegeln der Preßkopf die Form eines Rechteck-Schachts, dessen Austrittsmündung
als Mundstückplatte ausgebildet ist, an welcher das Mundstück befestigt, im allgemeinen
angeschraubt wird. Für jedes Ziegelmodell ist ein besonderes Mundstück vorgesehen.
Das an der Mundstückplatte befestigte Mundstück greift dabei in die Mündung des Preßkopfs
hinein, im allgemeinen bis in eine Tiefe von 200 bis 300 mm und mehr.
[0002] Bei jedem Modellwechsel muß das Mundstück ausgetauscht werden und, weil das Mundstück
- wie erwähnt - in den Preßkopf hineingreift, ist vor dem Aufsetzen des neuen Mundstücks
dafür Sorge zu tragen, daß dieser Eingriffsbereich frei ist. Dies bedeutet, daß bei
jedem Modellwechsel der vordere Schachtbereich des Preßkopfs ausgeräumt werden muss,
d.h., die in diesem Schachtbereich vom vorhergehenden Preßvorgang noch befindliche
keramische Masse muss entfernt werden. Aufgrund der Tatsache, daß die auszuräumende
keramische Masse hoch verdichtet ist, stellt das Ausräumen, meist durchgeführt mit
einem Spaten, eine sowohl mühsame als auch zeitraubende Arbeit dar; man setzt heute
für einen Mundstückwechsel etwa 30 Minuten an, wobei nahezu die Hälfte der Zeit das
Ausräumen beansprucht. Insbesondere bei häufigem Modellwechsel hemmt somit das Ausräumen
die Produktivität nicht unbeträchtlich.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, eine Möglichkeit zu schaffen,
das Ausräumen des Preßkopfs mühelos und möglichst schnell durchführen zu können. Die
erfindungsgemässe Lösung dieser Aufgabe wird erreicht durch eine Vorrichtung, bestehend
aus einem bei abgenommenem Mundstück an den Preßkopf ansetzbaren Grundrahmen, einem
im Grundrahmen linear verschiebbaren Schneckenrahmen, mindestens einer am Schneckenrahmen
drehbar gelagerten Räumschnecke, wobei bei mehreren Räumschnecken diese zueinander
parallel gelagert sind, und einem motorischen Antrieb zum Verschieben des Schneckenrahmens
und zum Drehen der Räumschnecke bzw. Räumschnecken. Diese Vorrichtung wird nach Abnahme
des auszuwechselnden Mundstücks an den Preßkopf angesetzt und räumt den Preßkopf in
kurzer Zeit mühelos und sauber bis in die gewünschte Tiefe aus. Die Zeitersparnis
gegenüber dem bisherigen manuellen Ausräumen liegt bei etwa 2/3.
[0004] Nachfolgend wird die Erfindung an Hand der Zeichnung näher erläutert. Auf der Zeichnung
zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht der Ausräumvorrichtung in Draufsicht,
- Fig. 2
- einen Schnitt nach der Linie A-B von Fig. 1,
- Fig. 3
- einen Schnitt nach der Linie C-D von Fig. 1,
- Fig. 4
- ein Schema des Schneckenantriebs,
- Fig. 5
- eine Vorderansicht auf die Schnecken und
- Fig. 6
- eine Ansicht gemäß Fig. 5 einer weiteren Ausführungsform.
[0005] Gemäß den Fig. 1 bis 3 weist die Vorrichtung einen Grundrahmen 11, beispielsweise
aus Rechteckrohren auf, in welchem ein Schneckenrahmen 12 mittels Kugelumlaufbüchsen
12a linear verschiebbar gelagert ist. Die Verschiebung des Schneckenrahmens 12 im
Grundrahmen 11 erfolgt mittels Vorschubspindeln 13, die am Grundrahmen 11 undrehbar
befestigt sind. An seiner Vorderseite weist der Schneckenrahmen 12 Lager 14 (Flanschlager)
auf, in denen Räumschnecken 15 mit Bohrspitze 15a gelagert sind. Die Räumschnecken
15 erstrecken sich parallel zueinander und werden durch mit ihnen drehfest verbundene,
am hinteren Ende drehbar im Schneckenrahmen 12 gelagerte Schneckenspindeln 16 angetrieben
(gedreht). Weiterhin ist am Schneckenrahmen 12 ein Antriebsmotor 17 mit drei Kettenrädern
17a, 17b und 17c angeordnet. Die Kettenräder 17a, 17b dienen zum Vorschub des Rahmens
12, zu welchem Zweck sie jeweils mit einem auf jeder Vorschubspindel 13 sitzenden
Kettenrad 18 über Antriebsketten verbunden sind. Die Kettenräder 18 weisen ein Innengewinde
auf, welches in das Spindelgewinde der Vorschubspindeln 13 eingreift; mit beidseitigen
Nabenverlängerungen 18a greift jedes Kettenrad 18 am Schneckenrad 12 an (Fig. 3),
wobei Führungsbuchsen vorgesehen sind. Das Kettenrad 17c des Antriebsmotors 17 dient
zum Drehantrieb der Schneckenspindeln 16, zu welchem Zweck das Kettenrad 17c über
eine Antriebskette mit jeder Schneckenspindel 16 zugeordneten Kettenrädern 19 in Antriebsverbindung
steht. Zum leichteren Verständnis zeigt Fig. 4 ein Schema dieses Antriebs für vier
Räumschnecken bzw. für deren Schneckenspindeln 16. Man erkennt daraus auch, daß alle
Schneckenspindeln 16 und damit Schnecken 15 im gleichen Drehsinn umlaufen. Bei den
kleinen Kettenrädern 20 handelt es sich um Umlenkräder. Das Kettenrad 17c ist mit
einem Freilauf versehen, derart, daß beim Rücklauf des Schneckenwagens 12 die Schneckenspindeln
16 und die Schnecken 15 keine Drehung ausführen.
[0006] Aus den obigen Erläuterungen ist verständlich, daß durch den Motorantrieb der Schneckenwagen
12 in seiner Gesamtheit mit Schnecken und Antriebsmotor linear hin- und herbewegt
werden kann und daß die sich zusammen mit dem Schneckenrahmen 12 verschiebenden Schnecken
15 in Umdrehung versetzt werden können. Für den Betrieb der Vorrichtung muß diese
verständlicherweise an die Mündung des auszuräumenden Preßkopfs der Strangpresse herangeführt
werden. Dies kann beispielsweise so erfolgen, daß der Grundrahmen 11 als verfahrbarer
Wagen ausgebildet oder absenkbar an einer Deckenkonstruktion aufgehängt ist. Bei dem
in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiel ist die Vorrichtung an der Strangpresse
um 90° schwenkbar angelenkt. Zu diesem Zweck weist der Grundrahmen 11 einen Schwenkarm
11a auf, der schwenkbar mit einer fest am Preßkopf 20 angeordneten Halterungseinrichtung
21 befestigt ist. Im Normalbetrieb (Arbeitsbetrieb) der Strangpresse ist die Ausräumvorrichtung
weggeschwenkt (in Fig. 1 nach oben), und auf der den Abschluß des Preßkopfs 20 bildenden
Mundstücksplatte 20a ist ein - nicht gezeichnetes - Mundstück befestigt. Für einen
Mundstückwechsel wird nun zunächst das Mundstück von der Platte 20a abgenommen, worauf
dann die Ausräumvorrichtung in die in Fig. 1 gezeigte Ausräumposition geschwenkt wird,
in welcher die Ausräumschnecken 15 vor der Mündung des Preßkopfs stehen. Eine Bolzenarretierung
22 sorgt für einen sicheren Halt der Ausräumvorrichtung in ihrer Arbeitsposition.
Durch Einschalten des Motors 17 werden über die beschriebenen Kettentriebe die Vorschubspindeln
13 in Umdrehung versetzt, mit der Folge, daß sich der Schneckenrahmen 12 in Richtung
zum Preßkopf 20 hin bewegt (Vorschub) und die an ihm gelagerten Räumschnecken 15 in
das Innere des Preßkopfs eindringen. Zugleich werden über den ebenfalls beschriebenen
Kettentrieb die Räumschnecken 15 in Umdrehung versetzt. Damit aber bohren sich die
Räumschnecken 15 mit ihrer Spitze 15a in die im Preßkopf 20 befindliche Masse hinein,
schneiden mit ihren Schneckengängen spanartige Teile aus der Masse und fördern diese
Teile der Masse nach hinten aus dem Preßkopf 20 heraus, wo diese Masseteile dann abfallen.
Auf diese Weise erfolgt ein schnelles Ausräumen des Preßkopfs 20. Haben die Räumschnecken
15 eine vorgegebene Tiefe im Preßkopf 20 erreicht, d.h., ist der Preßkopf bis in die
vorgegebene Tiefe ausgeräumt, dann wird der Antrieb umgeschaltet, so daß sich die
Vorschubspindeln 13 in umgekehrter Richtung drehen und den Schnecken rahmen 12 mit
den Schnecken 15 wieder aus dem Preßkopf 20 herausfahren. Nach Lösen der Bolzenarretierung
22 wird die gesamte Ausräumvorrichtung wiederum weggeschwenkt, und das neue Mundstück
kann auf den Preßkopf 20 aufgesetzt werden.
[0007] Die Abstimmung zwischen Vorschub und Schneckendrehung hat so zu erfolgen, daß die
Schnecken 15 in der Lage sind, das Material einwandfrei rauszufördern, die Schneckengänge
also nicht "überfüllt" werden. Dies bedeutet, daß die Vorschubgeschwindigkeit des
Schneckenrahmens 12 im Vergleich mit der Drehgeschwindigkeit der Schnecken 15 klein
sein soll, beispielsweise nur 1/5 oder 1/10 beträgt. Darüberhinaus wird man bei der
Bemessung der Vorschubgeschwindigkeit auch die Härte des auszuräumenden verdichteten
Materials berücksichtigen. Weiterhin soll sichergestellt sein, daß das aus dem Preßkopf
20 in den Schneckengängen herausgeförderte Material einwandfrei abfällt; zu diesem
Zweck können am Schneckenende Schabmesser, wie schematisch bei 23 angedeutet, angeordnet
sein, die in Art von "Spanbrechern" das Material von den Schnecken 15 ablösen und
dafür sorgen, daß eine Reinigung der Schnecken nach dem Ausräumvorgang unnötig ist.
[0008] Um ein besonders sauberes und schnelles Ausräumen des Preßkopfs zu gewährleisten,
können zusätzlich Maßnahmen getroffen werden, wie sie aus Fig. 5 hervorgehen. Fig.
5 zeigt ein Ausführungsbeispiel mit sechs Räumschnecken 15 zum Ausräumen eines rechteckförmigen
Preßkopfs. Um nun zu verhindern, daß zwischen den Schnecken 15 Material stehen bleibt,
sind zentral zu jeweils vier Schnecken 15 Abweiser 24 vorgesehen. Die Abweiser 24
sind feststehend am Schneckenrahmen 12 angebracht, weisen beispielsweise die Form
eines Kegels auf und sind mit ihrer Konusspitze gegenüber den Schnecken 15 zurückversetzt,
vorzugsweise um 1/2 Schneckengang, um so den Schnecken Material zuführen zu können.
Weiterhin ist in Fig. 5 ein den Umriß der Schnecken 15 umgebender Messerrahmen 25
angedeutet, der ebenfalls am Schneckenrahmen 12 befestigt ist und mit seiner scharfen
Aussenkante an der Innenfläche von Mundstückplatte 20a und Preßkopf 20 entlang gleitet
und so an der Innenwandung haftendes Material absticht. An diesem Messerrahmen 25
können zusätzliche Abweiser 26, die Material den Schnecken 15 zuführen, angebracht
sein.
[0009] Fig. 6 zeigt eine Abwandlungsform, die zeigt, daß auch Anordnungen möglich sind,
bei denen die Räumschnecken 15 unterschiedlichen Durchmesser aufweisen. In Fig. 6
ist also zentral eine Räumschnecke 15 großen Durchmessers vorgesehen, die von vier
Räumschnecken 15 kleineren Durchmessers umgeben ist. Dies erhellt, daß viele Möglichkeiten
der Ausbildung und Anordnung der Räumschnecken 15 gegeben sind, je nach Grösse und
Form (rechteckig, quadratisch, rund) des auszuräumenden Preßkopfs; dies gilt selbstverständlich
auch für die Anordnung von Abweisern. Im Extremfall wäre sogar bei einem kleinen Preßkopf
mit kreisrundem Querschnitt mit einer einzigen Räumschnecke auszukommen. Wesentlich
häufiger in der Praxis sind jedoch vergleichsweise große Preßköpfe rechteckigen Querschnitts.
Aus diesem Grund ist es besonders vorteilhaft, den Schneckenrahmen 12 mit rasterartig
angeordneten Schneckenaufnahmen zu versehen, wobei dann für grosse Strangpressen eine
volle Bestückung mit Räumschnecken erfolgt, für kleinere Strangpressen dagegen ein
Teil der Räumschnecken weggelassen wird. Eine solche modulartige Bauweise senkt die
Herstellungskosten der Vorrichtung.
[0010] Bei der beschriebenen Ausführungsform ist als motorischer Antrieb für Vorschub und
Schneckendrehung ein einziger Antriebsmotor vorgesehen. Es ist aber auch möglich,
dem Vorschub und der Schneckendrehung jeweils einen gesonderten Motor zuzuordnen.
Dabei ist darauf hinzuweisen, daß die Anforderungen an die Antriebsleistung dadurch
beträchtlich gesenkt werden können, daß die einzelnen Schnecken 15 bezüglich ihrer
Steigung gegeneinander etwas versetzt sind. Damit dringen die Schnecken "weicher"
in das Material ein und es kommt nicht zu einer leistungsmässigen Anfahrspitze. Die
Größe der Versetzung hängt von der Zahl der verwendeten Schnecken ab; am besten ist
eine gleichmässige Versetzung über eine volle Steigung entsprechend der Schneckenzahl.
[0011] Die Steuerung der Vorrichtung, also die Steuerung von Vorschub, Schneckendrehung
und Umkehrzeitpunkt, kann elektronisch, etwa über einen Mikroprozessor, erfolgen.
Die Sicherheit wird durch Rutschkupplungen oder eine mit der elektronischen Steuerung
kombinierte Drehmomentüberwachung gewährleistet.
[0012] Mit der erfindungsgemässen Vorrichtung ergibt sich nicht nur ein müheloser und exakter
Ausräumvorgang, sondern es wird eine wesentliche Verminderung der Ausräumzeit erreicht,
die nur ein Bruchteil derjenigen Zeit darstellt, die für das manuelle Ausräumen erforderlich
ist. Anwendbar ist die Vorrichtung bei keramischen Massen verarbeitenden Strangpressen
der verschiedensten Art, wobei eine solche für die Herstellung von Ziegeln aus Ton
ein bevorzugtes Beispiel ist.
[0013] Unter "keramische Massen" sollen hier insbesondere Lehm und Ton, mit und ohne Zusätze,
verstanden werden.
1. Vorrichtung zum Ausräumen des mundstücknahen Bereichs des Preßkopfs einer keramische
Massen verarbeitenden Strangpresse, auf deren Preßkopf (20) ein in diesen hineinragendes
Mundstück lösbar aufsetzbar ist, bestehend aus einem bei abgenommenem Mundstück an
den Preßkopf (20) ansetzbaren Grundrahmen (11), einem im Grundrahmen (11) linear verschiebbaren
Schneckenrahmen (12), mindestens einer am Schneckenrahmen (12) drehbar gelagerten
Räumschnecke (15), wobei bei mehreren Räumschnecken diese zueinander parallel gelagert
sind, und einem motorischen Antrieb (17) zum Verschieben des Schneckenrahmens (12)
und zum Drehen der Räumschnecke bzw. Räumschnecken (15).
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch am Grundrahmen (11) gelagerte Vorschubspindeln
(13) zum Verschieben des Schneckenrahmens (12), am Schneckenrahmen (12) gelagerte
Schneckenspindeln (16) zum Drehen der Räumschnecken (15) und durch zumindest einen
die Spindeln (13, 16) drehenden, am Schneckenrahmen (12) sitzenden Antriebsmotor (17),
wobei die Antriebsübersetzungen so gewählt sind, daß die Vorschubgeschwindigkeit des
Schneckenrahmens (15) wesentlich geringer ist als die Drehgeschwindigkeit der Räumschnecken
(15).
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Räumschnecken
(15) Bohrspitzen (15a) aufweisen und bezüglich ihrer Steigung gegeneinander versetzt
sind.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß am Schneckenrahmen
(12) feststehende Abweiser (24) vorgesehen sind, die sich parallel zu den Räumschnecken
(15) in Lücken derselben erstrecken und mit ihrer Spitze gegenüber den Räumschnecken
(15) zurückversetzt sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß am Schneckenrahmen
(12) ein Messerrahmen (25) befestigt ist, dessen messerartiger Aussenumfang der Innenwand
des auszuräumenden Preßkopfs (20) angepasst ist und der an seiner Innenseite Abweiser
(26) trägt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest
ein Teil der Räumschnecken (15) lösbar am Schneckenrahmen (12) angebracht ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Grundrahmen
(11) einen abstehenden Arm (11a) zur schwenkbaren Befestigung am Preßkopf (20) aufweist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß an den Schnecken
(15) Messerschaber (23) zum Ausräumen der Schneckengänge vorgesehen sind.