[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren entsprechend dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Die Erfindung bezieht sich ferner auf eine Vorrichtung entsprechend dem Oberbegriff
des Anspruchs 5.
[0003] Es sind Kantenbearbeitungsmaschinen bekannt, die dazu bestimmt und ausgestaltet sind,
plattenförmige, im Rahmen von Möbeln zu verwendende Bauteile, die ober- und unterseitig
eine Schutz- oder auch dekorative Beschichtung tragen, an den Seitenkanten zu bearbeiten
und mit einem geeigneten Beschichtungsmaterial zu überziehen. Bei diesen Bauteilen
handelt es sich in vielen Fällen um Spanplatten oder sonstige, auf der Basis von Holz
bzw. Zellulose hergestellte, faserige bzw. poröse Platten, die unter Einwirkung von
Feuchtigkeit zu Quellerscheinungen neigen. Das Anbringen der Kantenbeschichtungen
erfolgt mit Hilfe sogenannter Schmelzkleber, beispielsweise auf der Basis von Polyamid,
Polyurethan oder auch Äthylen-Vinyl-Acetat. Diese Verklebungen können jedoch nur als
bedingt feuchtigkeitsfest angesehen werden, insbesondere nachdem im Stoßbereich zwischen
der Kantenbeschichtung und der Ober- bzw. Unterseitenbeschichtung der Platten unvermeidbare
Spalte vorhanden sind, über welche Feuchtigkeit in die Holzstruktur der Platte eindringen
kann, so daß die auf diesem Wege hergestellten Möbelteile für einen Einsatz beispielsweise
in Bad und Küche nur beschränkt verwendbar sind.
[0004] Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Beschichten insbesondere der
Kanten von aus faserigen, zellulosehaltigen Werkstoffen bestehenden Platten zu entwerfen,
welches in einfacher Weise zu beschichteten Platten führt, die ohne Einschränkungen
in Feuchträumen verwendbar sind. Es ist ferner die Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung
zur Durchführung dieses Verfahrens zu entwerfen. Gelöst ist diese Aufgabe bei einem
gattungsgemäßen Verfahren durch die Merkmale des Kennzeichnungsteils des Anspruchs
1 und bei einer gattungsgemäßen Vorrichtung durch die Merkmale des Kennzeichnungsteils
des Anspruchs 5.
[0005] Erfindungswesentlich ist, daß die jeweils unter Verwendung der üblichen folien- bzw.
plattenartigen Beschichtungen zu beschichtende Kantenfläche vor der Aufbringung der
Kantenflächenbeschichtung mit einem lösungsmittelhaltigen flüssigen Versiegelungsmittel
getränkt wird, welches in die Struktur der Platte, beispielsweise einer Spanplatte
eingepreßt wird. Das Versiegelungsmittel kann beispielsweise eine lackähnliche Beschaffenheit
haben, so daß sich nach Verdunsten bzw. Verdampfen des Lösungsmittels eine flüssigkeitsdichte
Beschichtung ergibt, welche entsprechend ihrer Eindringtiefe in die Substanz der Spanplatte
deren Kantenfläche zuverlässig gegenüber einem Feuchtigkeitseindringen versiegelt.
Als Versiegelungsmittel kann eine große Zahl von in einem geeigneten Lösungsmittel
gelösten Kunststoffen benutzt werden, soweit diese nach Abtrennung des Lösungsmittels
eine flüssigkeitsdichte Schicht bilden. Auf die in diesem Sinne versiegelte Kantenfläche
wird in an sich bekannter Weise eine Beschichtung aufgebracht, beispielsweise unter
Verwendung eines Schmelzklebers. Aufgrund der kantenseitigen Versiegelung der Platte
ist ein Eindringen von Feuchtigkeit in deren Substanz auszuschließen, so daß die in
diesem Sinne hergestellten Platten als Bestandteile solcher Möbelteile verwendbar
sind, die zur Verwendung in Feuchträumen bestimmt sind.
[0006] Das Versiegelungsmittel ist gemäß den Merkmalen des Anspruchs 2 ein aushärtungsfähiger
Kunststoff, beispielsweise ein Reaktionsharz.
[0007] Die Eindringtiefe des Versiegelungsmittels in der Struktur der Platte kann entsprechend
den Merkmalen des Anspruchs 3 nach Maßgabe der Zweckbestimmung des Versiegelungsmittels,
nämlich der Abdichtung der Kantenseite bemessen werden. Generell ist eine sehr geringe
Eindringtiefe in der Größenordnung von ≧ 0,2 mm als ausreichend anzusehen.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren besteht nach den Merkmalen das Anspruchs 4 in wesentlichen
aus drei Schritten, soweit es die Beschichtung der Kantenseiten der Platte betrifft.
Es sind dies das Auftragen des flüssigen Versiegelungsmittels auf die freie Oberfläche
der Kante, das Einpressen des Versiegelungsmittels in die Struktur der Platte unter
Verwendung von Druckluft, die auf die freie Oberfläche des Versiegelungsmittels einwirkt
sowie das konventionelle Aufbringen einer Oberflächenbeschichtung nach dem Verdampfen
des Lösungsmittels sowie ggf. dem Aushärten des Kunststoffs. Hinzu treten kann im
Bedarfsfall eine Trockenstrecke zum beschleunigten Verdampfen des Lösungsmittels,
bzw. zum Trocknen der Kantenfläche.
[0009] Erfindungswesentlich für die zur Durchführung des vorstehend beschriebenen Verfahrens
geeignete Vorrichtung ist, daß im Rahmen deren einzelner Arbeitsstationen im wesentlichen
handelsübliche Bauteile bzw. Vorrichtungskomponenten Verwendung finden können. So
kann im Rahmen der Arbeitsstation zum Auftragen des flüssigen Versiegelungsmittels
beispielsweise eine an sich bekannte Lackauftragswalze Verwendung finden, während
im Rahmen der Arbeitsstation zum Aufbringen der Druckluft auf die freie Oberfläche
des Versiegelungsmittels eine Druckluftbreitstrahldüse Verwendung finden kann, durch
welche eine möglichst großflächige Beaufschlagung des aus dem Versiegelungsmittel
bestehenden Flüssigkeitsfilmes gewährleistet ist. Die die einzelnen Arbeitsstationen
verbindende Vorschubvorrichtung für die kantenseitig zu bearbeitende Platte kann grundsätzlich
von beliebiger Art sein.
[0010] Die Erfindung wird in folgenden unter Bezugnahme auf die zeichnerischen Darstellungen
näher erläutert werden. Es zeigen:
Fig. 1 eine Arbeitsstation zum Auftragen eines Versiegelungsnittels auf die Schnittfläche
einer Spanplatte;
Fig. 2 eine Arbeitsstation zum Verdrängen eines überstehenden Wulstes des Versiegelungsmittels;
Fig. 3 eine Arbeitsstation zur Unterstützung des Eindringens des Versiegelungsmittels
in die Struktur der Spanplatte;
Fig. 4 einen Schnitt einer erfindungsgemäß hergestellten Spanplatte in vergrößerter
Darstellung.
[0011] Die zur Erläuterung des erfindungsgemäß benutzten Verfahrens dienenden Fig. 1 bis
3 zeigen drei aufeinander folgende Arbeitsstationen, die von einer, an ihren Kanten
zu behandelnden Spanplatte 1 nacheinander durchlaufen werden, und zwar mit dem Ziel,
deren die Kanten bildende Schnittflächen 2 gegenüber einem Eindringen von Feuchtigkeit
zu versiegeln.
[0012] Sämtliche dieser drei Arbeitsstationen können in einer Vorrichtung räumlich zusammengefaßt
sein, wobei sich an die, in der Fig. 3 gezeigten Arbeitsstation ausgeführten Verfahrensschritte
ein übliches Beschichten der Schnittflächen 2 anschließt, auf dessen zeichnerische
Darstellung jedoch verzichtet worden ist.
[0013] Ausgangsprodukt für das erfindungsgemäße Verfahren ist in der in Fig. 1 gezeigten
Arbeitsstation eine in üblicher Weise ober- und unterseitig beschichtete Spanplatte
1, welche Beschichtungen aus üblichen Werkstoffen, beispielsweise aus Kunststoffen
auf der Basis von PVC bestehen können, die mit der Spanplatte verklebt sind. Anstelle
einer Spanplatte kommt grundsätzlich auch jede andere, aus einem porösen, vor Feuchtigkeit
zu schützenden Werkstoff bestehende Platte in Betracht, die ober- und unterseitige
Beschichtungen aufweist und deren stirnseitige Schnittflächen 2 ebenfalls zu beschichten
sind. Die Spanplatten 1 sind hierbei beispielsweise von rechteckiger oder quadratischer
Gestalt, wobei die Schnittfläche 2 im Ausgangszustand gemäß Fig. 1 als Ergebnis eines
vorangegangenen Zuschneidevorgangs offengelegt sein kann.
[0014] Mit 3 ist in den Fig. 1 bis 3 eine Vorschubvorrichtung bezeichnet, in der die an
ihren Schnittflächen 2 zu behandelnde Spanplatte gehalten ist und durch welche sie
relativ zu feststehenden Teilen der jeweiligen Arbeitsstation geführt ist. Die nähere
konstruktive Ausführung dieser Vorschubvorrichtung 3 kann grundsätzlich beliebig sein,
so daß auf eine detalliertere Darstellung bzw. Beschreibung derselben verzichtet wird.
[0015] Die in Fig. 1 gezeigte Arbeitsstation dient dem Auftragen eines Versiegelungsmittels,
welches aus einem aushärtungsfähigen, in einem flüssigen Lösungsmittel gelösten Kunststoff
bestehen kann. Der Auftrag dieses in flüssiger Form vorliegenden, beispielsweise lackartigen
Versiegelungsmittels erfolgt mittels einer an sich bekannten Auftragswalze 4, die
um eine Achse S in zeichnerisch nicht näher dargestellter Weise drehbar gelagert ist
und welche ein dosiertes Aufbringen einer gleichmäßigen Schichtstärke auf die jeweilige
Schnittfläche 2 ermöglicht. Nach dem Verlassen der in Fig. 1 gezeigten Arbeitsstation
sind die Schnittflächen 2 der Spanplatte 1 von einem, durch das genannte Versiegelungsmittel
gebildeten, eine gleichmäßige Schichtstärke aufweisenden Flüssigkeitsfilm überzogen,
der auf der porösen Oberfläche der Schnittfläche 2 haftet.
[0016] Um die, sich als Folge des Auftragens des Flüssigkeitsfilms oberseitig und unterseitig
der Schnittkante 2 unvermeidbar bildenden Flüssigkeitswülste 6 zu entfernen, wird
die Spanplatte 1 in der, in Fig. 2 gezeigten Arbeitsstation einer Nachbehandlung unterzogen.
Zu diesem Zweck wird die Spanplatte an einer Anordnung von Druckluftdüsen 7 entlanggeführt,
die oberhalb und unterhalb der Spanplatte 1, und zwar in der Nähe deren Schnittfläche
2 angeordnet sind. Die Achsen der Druckluftdüsen erstrecken sich unter einem spitzen
Winkel zur Oberfläche der Spanplatte und es ist deren Entfernung von den Wülsten 6
sowie die durch diese Druckluftdüsen 7 strömende Druckluftmenge derart bemessen, daß
die Wülste 6 durch den austretenden Luftstrom insbesondere aus der Ebene der Ober-
und Unterseiten der Spanplatte 1 verdrängt werden. Bei den genannten Druckluftdüsen
7 kann es sich um einzelne, jedoch auch linienhaft verteilte Düsenanordnungen handeln.
Am Ende der in Fig. 2 gezeigten Arbeitsstation sind die Wülste 6 zur Seite der Schnittfläche
hin verdrängt und es gelangt die Spanplatte 1 in diesem Zustand in die in Fig. 3 gezeigte
Arbeitsstation.
[0017] Im Rahmen der letztgenannten Arbeitsstation wird die zu behandelnde, mit dem flüssigen
Versiegelungsmittel beschichtete Schnittfläche an einer Druckluftbreitstrahldüse 8
oder einer vergleichbaren Einrichtung entlanggeführt, deren Ausstrahlrichtung senkrecht
zu der genannten Schnittfläche 2 verläuft. Der Zweck dieser Druckluftbreitstrahldüse
8 besteht darin, daß auf der porösen Oberfläche der Schnittfläche 2 haftende Versiegelungsmittel
durch großflächig wirksamen pneumatischen Druck in die Poren der Struktur der Spanplatte
1 einzupressen, so daß die Substanz der Spanplatte in einer Eindringtiefe 9 mit dem
Versiegelungsmittel getränkt ist.
[0018] Nach dem Verdampfen bzw. Verdunsten des Lösungsmittels aus der Substanz des Versiegelungsmittels
bildet sich ausgehend von der freien Oberfläche der Schnittfläche 2 bis zu einer Eindringtiefe
9 eine strukturell verfestigte, ein Eindringen von Feuchtigkeit in die übrige Substanz
der Spanplatte verhindernde Versiegelungsschicht aus. Das Verdunsten bzw. Verdampfen
des Lösungsmittels kann je nach dessen Eigenschaften im Rahmen einer Trockenstrecke
in üblicher Weise beschleunigt werden. Als Ausgangsprodukt der in Fig. 3 gezeigten
Arbeitsstation ergibt sich somit eine an deren Schnittflächen 2 flüssigkeitsdicht
versiegelte Spanplatte.
[0019] Die weitere Beschichtung der Schnittflächen 2 der Spanplatte erfolgt in konventioneller
Weise.
[0020] Fig. 4 zeigt einen Endbereich einer erfindungsgemäß hergestellten und allseitig beschichteten
Spanplatte 1 im Schnitt. Hierbei sind die Dicken der einzelnen Schichten zur Verdeutlichung
des Gesamtaufbaus jedoch nicht maßstabsgetreu wiedergegeben.
[0021] Die eigentliche Kernsubstanz der Spanplatte ist ober- und unterseitig durch eine
Schicht 10 aus einem geeigneten Kunststoff überzogen, der mit der genannten Kernsubstanz
in nicht näher dargestellter, jedoch an sich bekannter Weise verklebt ist. Die Schnittfläche
2 ist in der oben beschriebenen Weise vorbehandelt worden, d.h. es ist diese stirnseitig
mit einem aushärtungsfähigen Versiegelungsmittel getränkt, und zwar in einer Eindringtiefe
9, so daß ein flüssigkeitsdichter Abschluß dieser Schnittfläche 2 gegeben ist. Auf
die in diesem Sinne vorbehandelte Schnittfläche 2 ist eine Klebstoffschicht 11, beispielsweise
ein Schmelzkleber aufgetragen, welcher der Anbindung einer Kantenbeschichtung 12 dient.
Die Kantenbeschichtung 12 besteht aus einem, den Werkstoff der Schicht 10 entsprechenden
Werkstoff.
[0022] Die erfindungsgemäß hergestellte Spanplatte gemäß Fig. 4 ist aufgrund der Versiegelung
der Schnittflächen 2 insbesondere zur Verwendung in Feuchträumen wie z.B. Bad und
Küche geeignet, da ein Eindringen von Feuchtigkeit in die Kernsubstanz der Spanplatte
zuverlässig verhindert wird.
1. Verfahren zum allseitigen Beschichten von aus porösen bzw. faserigen, feuchtigkeitsempfindlichen,
insbesondere zellulosehaltigen Werkstoffen bestehenden Platten, wobei auf die Ober-
und Unterseite derselben platten- bzw. folienartige Beschichtungen aufgebracht werden,
dadurch gekennzeichnet, daß in die Kantenflächen ein flüssiges, lösungsmittelhaltiges
Versiegelungsmittel auf der Basis eines Kunststoffes eingepreßt wird und daß auf die
versiegelte Kantenfläche eine Kantenflächenbeschichtung in an sich bekannter Weise
aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Versiegelungsmittel ein
in einen Lösungsmittel gelöster, aushärtungsfähiger Kunststoff verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Versiegelungsmittel
bis zu einer, für einen flüssigkeitsdichten Abfluß der Kantenfläche hinreichenden
Eindringtiefe (9) in die Substanz der Platte eingepreßt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das flüssige
Versiegelungsmittel auf die zu beschichtende Kantenfläche in gleichmäßiger Schichtdicke
aufgetragen wird, daß durch Einwirken von Druckluft oder eines sonstigen geeigneten
Gases auf die freie Oberfläche des Versiegelungsmittels dieses in die poröse bzw.
faserige Struktur der Platte eingepreßt wird und daß nach Verdampfen des Lösungsmittels
in an sich bekannter Weise unter Verwendung eines geeigneten Klebstoffs die Kantenflächenbeschichtung
auf die versiegelte Oberfläche aufgebracht wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 4, insbesondere
zur Oberflächenbeschichtung der Kanten von aus porösen bzw. faserigen, feuchtigkeitsempfindlichen
Werkstoffen bestehenden Platten, gekennzeichnet durch die Hintereinanderanordnung
einer Arbeitsstation zum Auftragen eines flüssigen Versiegelungsmittels auf die Kantenflächen
einer ansonsten ober- und unterseitig in an sich bekannter Weise beschichteten Platte,
einer Arbeitsstation zum Aufbringen von Druckluft oder eines sonstigen geeigneten
Gases auf die Kantenfläche, um das Versiegelungsmittel in die Struktur der Platte
einzupressen und eine Arbeitsstation zum Auftragen einer Kantenflächenbeschichtung
auf die versiegelte Oberfläche, wobei alle Arbeitsstationen materialflußmäßig über
eine Vorschubvorrichtung (3) für die Platte in Verbindung stehen.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitsstation zum Auftragen
des Versiegelungsmittels aus wenigstens einer Auftragswalze (4) und daß die Arbeitsstation
zum Aufbringen von Druckluft aus einer Anordnung von der Kantenfläche gegenüberliegenden
Düsen besteht.