[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Mikrowelleneinrichtung nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1. Die Mikrowelleneinrichtung ist vorgesehen zur raschen und homogenen Erwärmung
und zur Sinterung keramischer Bauteile. Für diesen Zweck wird eine Mikrowelleneinrichtung
mit einer relativ großen Ofenkammer und einer hohen Mikrowellenleistung benötigt.
[0002] Eine solche Mikrowelleneinrichtung ist aus der DE-AS 24 62 853 (Druckschrift D1)
bekannt, wobei mehrere Mikrowellengeneratoren zur Bereitstellung der Mikrowellenenergie
vorhanden sind.
[0003] Bei den gegebenen Abmessungen der als Resonator wirkenden Kammer und bei einer Betriebsfrequenz
von einigen GHz kommt es zur Ausbildung von stehenden Wellen. Beispielsweise entspricht
der üblichen Betriebsfrequenz von 2,45 GHz eine Freiraum-Wellenlänge von etwa 12 cm.
Die damit gegebenen stationären Wellenknoten und Wellenbäuche bewirken störende Feldinhomogenitäten,
die dazu führen, daß beispielsweise größere keramische Bauteile örtlich unterschiedlich
erwärmt werden und inhomogen sintern. Dies führt zu unbrauchbaren Werkstücken oder
gar zu deren vollständigen Zerstörung.
[0004] In der Druckschrift D1 ist eine von Haushalts-Mikrowellengeräten bekannte Abhilfemaßnahme,
nämlich ein rotierender Reflektorflügel erwähnt. Bei Hochtemperaturanwendungen ist
allerdings die Wirksamkeit des Drehflügels, der eine kontinuierliche Änderung der
Feldverteilung verursachen soll, unbefriedigend. Wirksamer sind dagegen Drehteller
oder andere Vorrichtungen, welche eine Ortsänderung eines zu erwärmenden Sinterguts
innerhalb der Kammer bewirken. Da Sintergut gegen Erschütterungen empfindlich ist,
wie in der D1 erwähnt wird, sind auch Drehtelleranordnungen, welche Erschütterungen
verursachen, nicht gut geeignet. Zur Lösung des Problems der ungleichmäßigen Feldverteilung
wird in der D1 vorgeschlagen, mehrere Generatoren mit einzeln regelbaren Magnetrons
vorzusehen, welche jeweils über in den Ofenraum ragende Antennen einspeisen. Bei hohen
Magnetronleistungen und verlustarmem Erwärmungsgut kommt es jedoch zu einer Rückstrahlung
von Mikrowellenenergie ins Magnetron, wodurch dieses zerstört werden kann.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Mikrowellenerwärmungseinrichtung
anzugeben, welche die Nachteile bekannter Einrichtungen vermeidet.
[0006] Diese Aufgabe wird durch eine Mikrowelleneinrichtung mit einer metallischen Mehrmodenkammer
als Resonator gelöst, die zueinander vorzugsweise parallel angeordnete Kammerwände
aufweist, und in welche Mikrowellenenergie eingespeist wird, wobei Mittel vorhanden
sind, die bewirken, daß wenigstens eine der Kammerwände während des Betriebs in repetierende
Hubbewegungen versetzbar ist, wodurch sich eine periodische Änderung der Resonatorabmessungen
und damit der Reflexionsbedingungen und der Resonanzbedingungen ergibt. Anstelle von
parallel zueinander angeordneten plattenförmigen Wänden eines z.B. quaderförmigen
Resonators können auch gebogene Wände vorgesehen werden, um besondere Feldkonfigurationen
zu erzielen. Möglich sind z.B. zylinderförmige Resonatoren oder Resonatoren mit hohlspiegelförmigen
Wänden.
[0007] Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in Unteransprüchen angegeben.
[0008] Die erfindungsgemäße Mikrowelleneinrichtung hat den Vorteil, daß eine Vergleichmäßigung
des Mikrowellenfeldes erreicht wird, so daß auch komplex geformte Teile homogen erwärmt
werden können. Das Sintergut wird dabei nicht in Bewegung versetzt. Bei Verwendung
mehrerer Generatoren kann unter Zwischenschaltung eines Zirkulators mit einem einzigen
Hohlleiter eingespeist werden. Eine Rückwirkung auf die Generatoren wird dadurch vermieden.
[0009] Mit der Erfindung wird vorgeschlagen, wenigstens eine Resonatorwand eine Bewegung,
vorzugsweise eine Hubbewegung mit einer niedrigen Frequenz ausführen zu lassen, also
schwingen zu lassen. Aus Ceramic Bulletin, Vol. 68, No. 9, 1989, Seite 1601 bis 1606,
insbesondere Figur 2 und zugehörigem Text (Druckschrift D2) ist bekannt, eine Kammerwand
einstellbar zu gestalten. Dabei ist jedoch keine betriebsmäßige Bewegung der Kammerwand
zur Änderung der Feldverteilung vorgesehen. Es handelt sich dort um eine Einmoden-Kammer,
welche zum Fügen von Keramikteilen vorgesehen und nicht zum Sintern größerer Keramikteile
geeignet ist. Zum Verbinden von Keramikteilen wird eine hohe Erwärmung an der Verbindungsstelle
benötigt. Deshalb ist dort eine Wand einstellbar gestaltet, um die gewünschte Wellenausbreitung
(Resonanz) vor der Durchführung des Erwärmungsvorgangs einstellen zu können (vgl.
D2, Seite 1603, Absatz 2 und Seite 1604, Absatz 2). Die bewegliche Wand der Einmoden-Kammer
ist also lediglich zum Justieren vorgesehen, d.h. zur Einstellung des Ortes des Leistungsmaximums
der stehenden Welle in der Kammer. Eine Anregung im Falle einer Mehrmoden-Kammer durch
eine repetierende Bewegung einer Kammerwand eine Änderung der Feldverteilung während
des Erwämungsvorgangs zu bewirken, ist der Druckschrift 2 nicht zu entnehmen.
[0010] Es hat sich gezeigt, daß mit der erfindungsgemäßen Kammerwandbewegung eine im zeitlichen
Mittel homogenere Feldverteilung als mit bekannten Maßnahmen, z.B. Drehflügeln, erreicht
werden kann. Die Charakteristik der stehenden Wellen wird nämlich in hohem Maße von
der Position der Kammerwände beeinflußt. Mit einer kontaktlosen Lambda-Viertel-Kurzschlußstruktur
wird erreicht, daß die Kammerwand ohne Reibung bewegt werden kann und daß keine Mikrowellenstrahlung
durch Lecks nach außen dringt. Zur besseren Steuerung des Erwärmungsvorganges kann
die Einrichtung sowohl mit kontinuierlicher wie auch gepulster Mikrowellenenergie
betrieben werden. Die Pulsfrequenz und Pulsform können sowohl mit der Wandbewegung
synchronisiert ablaufen, wie auch stochastisch sein. Für die Wandbewegung wird eine
veränderliche oder feste Hubfrequenz im Bereich von 0,1 bis 100 Hz und eine Hubamplitude
im Bereich von etwa 0,5 bis 20 cm bevorzugt.
[0011] Eine genauere Beschreibung erfolgt nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispiels.
[0012] Die Zeichnung zeigt schematisch den Aufbau einer erfindungsgemäßen Mikrowelleneinrichtung.
Die Einrichtung enthält eine z.B. aus Edelstahl gefertigte metallische Kammer 1, welche
feste Wände 2 und eine bewegliche Wand 3 aufweist. Die Abmessungen der Kammer betragen
etwa 60 x 60 x 60 cm³. Die bewegliche Wand 3 ist über eine Schubstange 4 mit einem
steuerbaren Hubkolbenmotor 5 gekoppelt. Die Stange 4 ist mit einem Kugellager 6 gelagert.
Um eine freie Beweglichkeit der beweglichen Wand 3 in der Kammer 1 zu gewährleisten,
ist ein Spalt 7 zwischen der beweglichen Wand 3 und den festen Wänden 2 zweckmäßig,
der etwa 1 bis 2 mm breit ist. Um einen Austritt von Mikrowellenstrahlung als Leckstrahlung
zu verhindern, ist der Rand der beweglichen Wand 3 als Lambda-Viertel-Kurzschlußschieber
8 ausgebildet. Außerdem kann als zusätzliche Sicherung an dem zur Außenseite gekehrten
Teil 9 des Lambda-Viertel-Kurzschlußschiebers 8 ein Hochfrequenz-Isolationsring 10
angebracht werden. Ein solcher Hochfrequenz-Isolationsring 10 kann beispielsweise
als Kunststoffring oder als Bürste mit mikrowellenabsorbierenden Eigenschaften ausgeführt
werden. Diese zusätzliche Sicherheitseinrichtung hat keine mechanische Führungs- oder
Abstützungsfunktion, so daß auch bei Verwendung dieser Sicherheitseinrichtung eine
praktisch berührungslose Bewegung der beweglichen Wand 3 in der Kammer 1 gegeben ist.
Als weitere Sicherheitsmaßnahme ist an der Schubstange 4 ein zweiter Lambda-Viertel-Kurzschlußschieber
11 angeordnet. Außerdem ist zur Abschirmung an der Kammer 1 vor der beweglichen Wand
3 ein mikrowellenundurchlässiges Metallgitter 12 mit entsprechender Maschenweite mit
einer stabilen Rohrdurchführung 13 für die Schubstange 4 vorhanden. Die zur Bewegung
und Führung der beweglichen Wand 3 vorhandenen Konstruktionsteile, wie Stange 4, Kugellager
6 und Durchführung 13, müssen ausreichend stabil ausgeführt sein, um einen gleichbleibend
schmalen Spalt 7 während der Wandbewegung zu gewährleisten.
[0013] Wegen des bei der Hubbewegung der beweglichen Wand 3 nötigen Druckausgleichs in der
Kammer 1 ist in einer der festen Wände 2 ein Entlüftungskanal 14 angebracht, dessen
Durchmesser-Längen-Verhältnis etwa 1 : 3 beträgt. Die Öffnung des Entlüftungskanals
14 wird durch ein metallisches Entlüftungsgitter 15 gegen einen Austritt von Mikrowellenstrahlung
gesichert.
[0014] Ein zu sinternder keramischer Formkörper 16 ist innerhalb der Kammer 1 in einem mikrowellentransparenten
Behälter 17 angeordnet. Der Formkörper 16 ist mit wärmedämmenden und mikrowellentransparenten
Fasermatten 18 umgeben, die beispielsweise aus Aluminiumoxidkeramik bestehen.
[0015] Zur Temperaturmessung ist ein Meßkopf 19 eines Hochtemperatur-Thermometers an der
Oberfläche des Formkörpers 16 angeordnet und über einen Lichtleiter 20 und eine Durchführung
21 in der Kammer 1 mit einer Steuer- und Regeleinrichtung 22 für Mikrowellengeneratoren
23 verbunden. Mit dieser Einrichtung wird die gegebenenfalls über Zirkulatoren 24
und über Hohlleiter 25 in die Kammer 1 eingespeiste Mikrowellenenergie unter Vermeidung
unzulässiger Temperaturen oder Temperaturgradienten entsprechend vorgegebener Temperatur-Zeitprofile
gesteuert. Die Mikrowellenleistung beträgt typisch mehrere Kilowatt.
[0016] Zur Durchführung eines Sintervorgangs wird die bewegliche Wand 3 in eine sich wiederholende
Hubbewegung versetzt und Mikrowellenenergie über die Hohlleiter 25 eingespeist. Als
Folge der sich andauernd ändernden Reflexionsbedingungen in der Kammer 1 werden die
durch die Kammerabmessungen bedingten stehenden Wellen und die durch mehrere Moden
gegebenen Interferenzen dauernd verändert. Es entstehen dabei auch andere Wellenformen,
wodurch sich eine sich räumlich und zeitlich ändernde Vielzahl von Leistungsmaxima
ergibt, welche zu einer homogenen Erwärmung des Formkörpers 16 führt.
Bezugszeichenliste
[0017]
- 1
- Kammer
- 2
- feste Wand
- 3
- bewegliche Wand
- 4
- Schubstange
- 5
- Hubkolbenmotor
- 6
- Kugellager
- 7
- Spalt
- 8
- Lambda-Viertel-Kurzschlußschieber
- 9
- nach außen gekehrter Teil des Schiebers 8
- 10
- Hochfrequenz-Isolationsring
- 11
- zweiter Lambda-Viertel-Kurzschlußschieber
- 12
- Metallgitter
- 13
- Rohrdurchführung
- 14
- Entlüftungskanal
- 15
- Entlüftungsgitter
- 16
- Formkörper
- 17
- Behälter
- 18
- Fasermatte
- 19
- Meßkopf
- 20
- Lichtleiter
- 21
- Durchführung
- 22
- Steuer- und Regeleinrichtung
- 23
- Mikrowellengenerator
- 24
- Zirkulator
- 25
- Hohlleiter
1. Mikrowelleneinrichtung mit einer metallischen Mehrmodenkammer als Resonator, die zueinander
vorzugsweise parallel angeordnete Kammerwände aufweist, und in welche Mikrowellenenergie
eingespeist wird, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel (4,5,22) vorhanden sind, die bewirken, daß wenigstens eine der Kammerwände
(2,3) während des Betriebs in repetierende Hubbewegungen versetzbar ist, wodurch sich
eine periodische Änderung der Resonatorabmessungen und damit der Reflexionsbedingungen
ergibt.
2. Mikrowelleneinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine
bewegliche Kammerwand (3) anstelle einer kolbenartigen Hubbewegung eine andere Bewegung,
z.B. eine Dreh- oder Kippbewegung, durchführt, wobei die festen Kammerwände (2) eine
angepaßte Form aufweisen, um eine Abdichtung zu gewährleisten.
3. Mikrowelleneinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel
(22) vorhanden sind zur Steuerung der Änderung der Resonatorabmessungen durch Änderung
der Frequenz und/oder der Amplitude der Bewegung einer Kammerwand (3).
4. Mikrowelleneinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die eingespeiste Mikrowellenenergie eine kontinnuierliche Leistung aufweist.
5. Mikrowelleneinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Mikrowellenenergie mit gepulster Leistung eingespeist ist, wobei die Pulsfrequenz
und/oder die Pulsform mit der Wandbewegung synchronisiert oder stochastisch ist.
6. Mikrowelleneinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß mehrere Generatoren (23) zur Erzeugung der Mikrowellenenergie vorhanden sind,
welche über einen oder mehrere Zirkulatoren (24) und Hohlleiter (25) in die Kammer
(1) einspeisen.
7. Mikrowelleneinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Frequenz der Bewegung einer Kammer (3) beispielsweise die Hubfrequenz im Bereich
von 0,1 bis 100 Hz liegt.
8. Mikrowelleneinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bewegungsamplitude, beispielsweise die Hubamplitude, einer beweglichen Kammerwand
(3) bei etwa 0,5 bis 20 cm liegt.
9. Mikrowelleneinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die bewegliche Wand (3) über eine Schubstange (4) mit einem Hubmotor (5) verbunden
ist.
10. Mikrowelleneinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die bewegliche Wand (3) gegenüber den festen Wänden (2) der Kammer (1) so gelagert
ist, daß ein Spalt (7) von etwa 1 bis 2 mm gegeben ist.
11. Mikrowelleneinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß Sicherungseinrichtungen (8,10,11,12,15) angeordnet sind, welche einen Austritt
von Mikrowellenenergie vermindern oder vermeiden.
12. Mikrowelleneinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Abmessungen der Kammer (1) etwa 60 x 60 x 60 cm³ betragen.