[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Bohrwerkzeug zum Abteufen von Bohrungen in unterirdische
Gesteinsformationen unter Vorgabe eines wählbaren Richtungsverlaufs für das Bohrloch
in einer Ausbildung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
[0002] Bei einer bekannten Ausführung eines derartigen Bohrwerkzeugs (Schwing-Prospekt "Zielbohrtechnik")
ist für die Beaufschlagung der Kraftgeber ein im Werkzeug untergebrachtes abgeschlossenes
Hydrauliksystem mit einem Hydraulikspeicher und einer Hydraulikpumpe vorgesehen. Die
Kraftgeber wirken dabei auf Steuerkufen, die gegen die Bohrlochwand gedrückt werden.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bohrwerkzeug der eingangs genannten
Art mit einem wesentlich vereinfachten Hydrauliksystem für die Steuerung der Kraftgeber
zu schaffen, und die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Bohrwerkzeug mit den Merkmalen
des Anspruchs 1. Hinsichtlich wesentlicher weiterer Ausgestaltungen wird auf die Ansprüche
2 bis 30 verwiesen.
[0004] Das Bohrwerkzeug nach der Erfindung bedient sich für die Ableitung der benötigten
richtungsgebenden Kräfte der ohnehin vorhandenen Bohrspülung als Hydraulikmedium,
so daß sich die bauliche Gestaltung des Werkzeugs wesentlich vereinfacht. Die hydraulischen
Druckräume der Kraftgeber werden bevorzugt ständig, allenfalls von zeitlich befristeten
Unterbrechungen abgesehen, durchströmt, so daß Sedimentbildungen wirksam begegnet
ist.
[0005] Die Kraftgeber können eine Verlagerung des Außengehäuses des Bohrwerkzeugs mitsamt
Meißelantriebswelle herbeiführen, jedoch kann statt dessen die Meißelantriebswelle
auch begrenzt radial verlagerbar im Außengehäuse abgestützt und mittels einer Mehrzahl
von über den Umfang verteilt angeordneten Kraftgebern aus einer Stellung im Außengehäuse
zu Richtzwecken in eine andere Stellung verlagerbar sein. Eine derartige Ausgestaltung
verlegt die bei Richtungsänderungen erforderlichen Bauteilverlagerungen in das innere
des Bohrwerkzeugs, wodurch sich die Ausbildung des Außengehäuses vereinfacht.
[0006] Zahlreiche weitere Einzelheiten und Vorteile ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
und der Zeichnung, in der mehrere Ausführungsbeispiele des Gegenstands der Erfindung
schematisch näher veranschaulicht sind. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine abgebrochene schematische Darstellung eines Bohrwerkzeugs nach der Erfindung
mit Kraftgebern, die auf an die Bohrlochwandung anlegbare Druckstücke einwirken, im
Längsschnitt,
- Fig. 2
- eine Darstellung ähnlich Fig. 1 eines Bohrwerkzeugs mit im Außengehäuse begrenzt radial
verlagerbar abgestützter Meißelantriebswelle und auf diese einwirkenden Kraftgebern,
- Fig. 3
- einen Schnitt nach der Linie III-III in Fig. 1,
- Fig. 4
- einen Schnitt nach der Linie IV-IV in Fig. 2,
- Fig. 5
- eine Schnittdarstellung ähnlich Fig. 4 zur Veranschaulichung einer abgewandelten Ausführung,
- Fig. 6a
- einen in der linken und der rechten Hälfte unterschiedlichen hydraulischen Schaltplan
für ein Bohrwerkzeug nach Fig. 2, und
- Fig. 6b
- einen abgewandelten hydraulischen Schaltplan für ein Bohrwerkzeug nach Fig. 2, und
- Fig. 7 bis 9
- schematische Darstellungen unterschiedlicher Anordnungen von Kraftgebern im Bohrwerkzeug.
[0007] Die Fig. 1 veranschaulicht ein Bohrwerkzeug zum Abteufen von Bohrungen in unterirdische
Gesteinsformationen, das ein Außengehäuse 1 mit einem Stabilisator 100 und eine in
dem Außengehäuse 1 umlaufende, auf ihrem vorstehenden Ende einen Drehbohrmeißel 2
tragende Meißelantriebswelle 3 umfaßt. Das Außengehäuse 1 ist über beim Bohrwerkzeug
nach Fig. 2 veranschaulichte obere Anschlußmittel, insbesondere ein oberes Anschlußgewinde
4, mit einem Bohrrohrstrang verbindbar, wie er in Fig. 2 bis 5 schematisch angedeutet
ist, durch den dem Bohrwerkzeug Bohrspülung zugeführt wird. Die Meißelantriebswelle
3 wird von einem nicht dargestellten hydraulischen, im oberen Bereich des Bohrwerkzeugs
im Außengehäuse untergebrachten Antriebsmotor, z.B. einem Moineau-Motor oder einer
Turbine, angetrieben.
[0008] Das Außengehäuse 1 ist mit vier über den Umfang verteilt angeordneten, hydraulisch
betätigbaren Kraftgebern 6,7,8,9 versehen, die in einer gemeinsamen Ebene angeordnet
sind und eine Gruppe bilden. Bevorzugt weist jedes Bohrwerkzeug mehrere im Abstand
übereinander angeordnete Gruppen von Kraftgebern 6 bis 9 auf, von denen zweckmäßig
die jeweils in vertikaler Richtung fluchtend übereinander liegenden, gleichwirkenden
Kraftgeber unteinander zu gemeinsamer Betätigung hydraulisch gesteuert sind.
[0009] Für die hydraulische Beaufschlagung der Kraftgeber 6,7,8,9 ist eine Steuervorrichtung
vorgesehen, die je Kraftgeber, bei Vorhandensein von mehreren übereinander angeordneten
Gruppen von Kraftgebern je Gruppe gleichwirkender Kraftgeber, ein elektrisch betätigbares
Steuerventil aufweist. In Fig. 1 sind lediglich die Steuerventile 10 und 12 für die
Beaufschlagung der Kraftgeber 6 und 8 bzw. diesen gleichwirkend zugeordneten Kraftgebern
dargestellt. Es versteht sich jedoch, daß entsprechende Ventile auch für die Kraftgeber
7 und 9 vorhanden sind. Die Elektromagneten 14,16 der Steuerventile 10,12 sind an
einen Signalgeber angeschlossen, wie er für das Bohrwerkzeug gemäß Fig. 2 schematisch
bei 18 angedeutet ist. Dieser Signalgeber 18 ist zusammen mit einem weiteren Signalgeber
19, der für unterschiedliche Steuerungsaufgaben vorgesehen sein kann und in Fig. 2
schematisch veranschaulicht ist, und mit einem Meßwertaufnehmer 20 für Lagedaten des
Bohrwerkzeugs ebenfalls Bestandteil der Steuervorrichtung für die Kraftgeber. In Fig.
2 ist bei 20 schematisch ein Meßwertaufnehmer dargestellt, zusätzlich zu dem weitere
Meßwertaufnehmer 21,22 für Lagedaten vorgesehen sein können, wie das in Fig. 2 veranschaulicht
ist. Die elektrische Versorgung ist über Batterien 23 sicherbar, die wie die übrigen
elektrischen und sensorischen Bestandteile der Steuervorrichtung in einem Ringraum
24 des Außengehäuses 1 untergebracht sein können. Anstelle einer von Batterien 24
gebildeten Energiequelle ist auch eine Energieversorgung mit Hilfe eines von einer
Turbine getriebenen elektrischen Generators denkbar. Die Turbine kann von Bohrspülung
betrieben werden.
[0010] Die Kraftgeber 6,7,8,9 bzw. diesen jeweils gleichwirkend parallel geschaltete Kraftgeber
wirken auf Druckstücke 26,27,28,29 ein, die im oder am Außengehäuse 1 ein- und auswärts
verlagerbar abgestützt und wie die vier Kraftgeber 6,7,8,9 unter 90° Zentriwinkel
an die Bohrlochwandung 30 anlegbar sind.
[0011] Jeder hydraulische Druckraum 32,33,34,35 eines Kraftgebers 6,7,8,9 ist über einen
Verbindungskanal 36,37,38,39 und das diesem zugeordnete Steuerventil (10,12 für die
Verbindungskanäle 36,38) wahlweise mit Bohrspülung höheren Drucks oder mit Bohrspülung
niedrigeren Drucks beaufschlagbar. Dazu ist oberhalb der Gruppe von Kraftgebern 6,7,8,9
je Verbindungskanal 36,37,38,39 eine Zuleitung vorgesehen, von denen in Fig. 1 lediglich
die Zuleitungen 40,42 für die Verbindungskanäle 36 und 38 veranschaulicht sind. Diese
Zuleitungen werden jeweils vom zugehörigen Steuerventil (wie den Steuerventilen 10,12)
beherrscht und münden aus einem Ringspalt 43 aus, der über eine Abzweigleitung 44,
die zum Ringraum 45 in der Meißelantriebswelle 3 führt, an Bohrspülung höheren Drucks
angeschlossen ist.
[0012] Die Verbindungskanäle 36,37,38,39 münden je über eine Drosselstelle in den Ringraum
und damit in einen Bereich mit Bohrspülung niedrigeren Drucks aus, wie das in Fig.
1 bei 46 und 48 für die Verbindungskanäle 36 und 38 veranschaulicht ist.
[0013] Bei geöffnetem Steuerventil bildet sich bei der Ausführung nach Fig. 1 in den Verbindungskanälen
36,37,38,39 und den an diese angeschlossenen Druckräumen 32,33,34,35 jeweils ein Druck
aus, der höher ist als jener Druck, der sich einstellt, wenn die Steuerventile jeweils
geschlossen sind. Denn in diesem Falle bildet sich in den Verbindungskanälen 36,37,38,39
über deren Anschluß an den Ringraum 50 ein dem Druck in der Spülung im Ringraum entsprechender
Druck aus, der niedriger ist als der Bohrspülungsdruck im Bohrwerkzeug.
[0014] Bei dem in Fig. 1 veranschaulichten Beispiel sind die Verbindungskanäle 36,37,38,39
zwischen ihren Enden über einen Zweigkanal 56,57,58,59 an den zugehörigen Druckraum
36,37,38,39 des Kraftgebers 6,7,8,9 angeschlossen, und die Druckänderung in den Druckräumen
entspricht der Druckänderung, wie sie sich in den einenends von Bohrspülung höheren
und anderenends von Bohrspülung niedrigeren Drucks beaufschlagten Verbindungskanälen
36,37,38,39 insgesamt ausbildet.
[0015] Statt dessen besteht jedoch auch die Möglichkeit, jedem hydraulischen Druckraum eines
Kraftgebers zwei getrennte Verbindungskanäle zuzuordnen, von denen der eine mit Bohrspülung
höheren Drucks und der andere mit Bohrspülung niedrigeren Drucks in Verbindung steht
und einem Verbindungskanal, entweder in dem mit höherem oder dem mit niedrigerem Bohrspülungsdruck
beaufschlagten Verbindungskanal bzw. -kanalteil ein Steuerventil vorzusehen. In Sonderfällen
können auch in beiden Verbindungskanälen bzw. -kanalteilen gesonderte Steuerventile
vorgesehen sein. Dies ermöglicht zum Beispiel durch Differenzdruckbildung eine besondere
Druckabstufung, insbesondere wenn Steuerventile mit einem Ventilkörper versehen sind,
der in Schließendstellung den Strömungsquerschnitt des Ventilkanals lediglich verringert,
nicht jedoch vollständig verschließt, wie dies zur Aufrechterhaltung einer ständigen
Durchströmung von Druckräumen und Verbindungskanälen erwünscht sein kann.
[0016] In Abwandlung der Anschlüsse der Verbindungskanäle 36,37,38,39 an Bohrspülung höheren
und Bohrspülung niedrigeren Drucks, wie sie bei der Ausführung nach Fig. 1 und 2 vorgesehen
ist, besteht auch die Möglichkeit, die Beaufschlagung mit Bohrspülung höheren Drucks
aus einem Bohrspülungskanal wie dem Bohrspülungskanal 45 im Außengehäuse 1 in Strömungsrichtung
vor einer Drosselstelle und die Beaufschlagung mit Bohrspülung niedrigeren Drucks
aus dem gleichen Bohrspülungskanal hinter der Drosselstelle abzuleiten.
[0017] Alternativ dazu kann die Beaufschlagung mit Bohrspülung höheren Drucks auch aus dem
das Außengehäuse 1 umgebenden Ringraum 50 in Strömungsrichtung vor einer Drosselstelle
für die den Ringraum durchströmende Bohrspülung und mit Bohrspülung niedrigeren Drucks
aus dem Ringraum 50 hinter einer solchen Drosselstelle abgeleitet werden. Eine solche
Drosselstelle kann beispielsweise von einem Stabilisator gebildet sein.
[0018] Umfassen die Kraftgeber Kolben 66,67,68,69 oder 266,267,268,269 (Fig. 5), wie das
bei den Kraftgebern 6,7,8,9 bzw. 206,207,208,209 der Fall ist, die in Zylinderräumen
im Außengehäuse 1 aufgenommen sind, so kann der Dichtungsspalt zwischen Kolben und
Zylinder den mit Bohrspülung niedrigeren Drucks in Verbindung stehenden Verbindungskanal
bzw. -kanalteil bilden. In diesem Fall, aber auch sonst, sind die einander zugewandten
Flächen vorteilhaft mit einem Hartmetall gepanzert.
[0019] Die Steuerventile haben bevorzugt eine Ausbildung mit einem unverzweigten, lediglich
in seinem Strömungsquerschnitt veränderbaren Ventilkanal, den die Ventilkörper entweder
freigeben oder in Schließstellung völlig oder teilweise verschließen. Letztere Ausbildung
hat den Vorteil, daß in Schließstellung des Steuerventils dieses lediglich eine Drosselstelle
bildet.
[0020] Die bei der Ausführung nach Fig. 1 vorgesehene Kolben 66,67,68,69 wirken auf die
Innenseite von Druckstücken 26,27,28,29 ein, die auf Führungsansätzen 76,77,78,79
des Außengehäuses 1 durch Anschläge 80 begrenzt verschieblich geführt und als Stabilisatorrippen
ausgebildet sind.
[0021] Im Gegensatz zur Ausführung des Bohrwerkzeugs nach Fig. 1 ist bei der Ausführung
des Bohrwerkzeugs nach Fig. 2 die Meißelantriebswelle 3 im Außengehäuse 1 begrenzt
radial verlagerbar abgestützt und mittels vier Kraftgebern 106,107,108,109 (Fig. 4)
bzw. 206,207,208,209 (Fig. 5) - oder einem Mehrfachen davon bei mehreren parallel
wirkenden Gruppen - aus einer Stellung im Außengehäuse 1 zu Richtzwecken in eine andere
Stellung verlagerbar. Die Kraftgeber 106,107,108,109 sind dabei als Faltenbalgkolben
ausgebildet, die einen Druckraum 132,133,134,135 umgrenzen, der über Verbindungskanäle
136,137,138,139 (Fig. 4) an die Bohrspülung in der oben in Verbindung mit der Ausführung
nach Fig. 1 bzw. 3 beschriebenen Weise angeschlossen sind. Dies gilt auch für die
Ausführung nach Fig. 5 mit den dort veranschaulichten Verbindungsskanälen 236,237,238,239,
die den Druckräumen 236,237,238,239 zugeordnet sind. Auch die Anordnung der Steuerventile
110,112 mit ihren Elektromagnetantrieben 114 und 116 entspricht der nach Fig. 1. Von
den auf die Meißelantriebswelle 3 oder die Druckstücke 26,27,28,29 einwirkenden Gruppen
von Kraftgebern ist bevorzugt zumeist eine Kraftgebergruppe zur Vorgabe einer Grundstellung
für Meißelantriebswelle 3 und/oder die Druckstücke 26,27,28,29 vorgesehen. Diese Gruppe
von Kraftgebern 306,308 (Fig. 1 und 6) hat als Zentrierkolben wirkende, abgesetzte
Kolben 316,318, die gegen einen Anschlag ausfahren. In an dem Anschlag anliegender
Endstellung geben derartige Kolben 316,318 den Druckstücken 26,27,28,29 eine Grund-,
z.B. eine Zentrierstellung vor. Eine analoge Ausbildung bei dem Bohrwerk nach Fig.
2 vermittelt der Meißelantriebswelle 3 eine entsprechende Grund- bzw. Zentrierstellung
im Außengehäuse 1.
[0022] Die die Grundstellung, z.B. eine Zentrierstellung, für die Meißelantriebswelle 3
und/oder die Druckstücke 26,27,28,29 vorgebenden Kraftgeber 306,308 können hydraulisch
unabhängig von der anderen Kraftgebern beaufschlagbar sein, entweder im Sinne einer
gesonderten, unabhängigen Steuerung oder im Sinne einer ungesteuerten Dauerbeaufschlagung.
Im ersteren Falle können die die Grundstellung vorgebenden Kraftgeber 306,308 bei
gewünschten Verlagerungen der Meißelantriebswelle 3 bzw. des Außengehäuses 1 sämtlich
oder partiell an Bohrspülung niedrigeren Drucks angelegt werden, um den Widerstand
gegen Verlagerungen durch die anderen Gruppen von Kraftgebern zu minimieren. Im zweiten
Fall bilden die für die Grundstellungsvorgabe maßgeblichen Kraftgeber eine Ausfallsicherung,
die bei einem Ausfall der Steuervorrichtung gewährleistet, daß eine Fortsetzung des
Bohrbetriebs durch Geradeausbohren möglich ist. Für den Normalbetrieb allerdings muß
sichergestellt sein, daß die für eine Verlagerung der Meißelantriebswelle 3 oder der
Druckstücke 26,27,28,29 des Außengehäuses 1 aus deren Grundstellung maßgeblichen Kraftgeber
wesentlich größere Kräfte auf die Meißelantriebswelle 3 bzw. die Druckstücke 26,27,28,29
ausüben können, als das den die Grundstellung vorgebenden Kraftträger möglich ist.
Dies kann durch entsprechende Auslegung der Druckflächen der jeweiligen Kraftgeber
oder auch dadurch herbeigeführt werden, daß für die Richtungsänderungen mehrere Gruppen
von Kraftgebern vorgesehen sind. Ein solches Überdrücken der die Grundstellung vorgebenden
Kraftgeber durch die für Richtungsverlagerungen maßgeblichen Kraftgeber kann allerdings
auch bei gemeinschaftlicher Beaufschlagung sämtlicher Kraftgeber und gemeinsamer Steuerung
verwirklicht sein.
[0023] Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, eine Außensteuereinheit gemäß Fig. 1
und eine Innensteuereinheit gemäß Fig. 2 in einem Bohrwerkzeug zu vereinen, so daß
über diese eine doppelte Richtungsvorgabemöglichkeit gegeben ist.
[0024] Die Ausführung nach Fig. 5 sieht eine kombinative Ausstattung eines Bohrwerkzeugs
mit einer Innen- und einer Außensteuerung vor. Die Kolben 266,267,268,269 begrenzen
einseitig einen Druckraum 232,233,234,235, der zugleich den Druckraum für den Kolben
466,467,468 und 469 eines Kraftgebers 406,407,408,409 bildet, der auf Druckstücke
426,427,428,429 einwirkt. Diese Druckstücke 426,427,428 und 429 können als Stabilisatorrippen
ausgebildet und auf dem Außengehäuse 1 geführt sein, wie dies in Verbindung mit Fig.
1 beschrieben wurde. Der Druckraum 232,233,234,235 wird jeweils von den Verbindungskanälen
236,237,238,239 her mit Bohrspülung beaufschlagt, so wie dies in Verbindung mit Fig.
1 oben beschrieben wurde.
[0025] Wie den Fig. 2 sowie 4 und 5 entnommen werden kann, wirken die Kraftgeber 106,107,108,109
bzw. 206,207,208,209 auf eine Büchse 81 ein, die jeweils in den Druckeingriffsbereichen
mit den Kraftgebern sehnenförmige Abflachungen aufweisen können. Die Büchse 81 umgrenzt
eine zylindrische Lagerschale 82, in der die Meißelantriebswelle 3 drehbar gelagert
ist. Die Lagerschale 82 kann auch mitumlaufender Teil der Meißelantriebswelle 3 sein.
Dies vermeidet Verschleiß und verbessert die Belastungsverteilung.
[0026] Die Fig. 6a zeigt in ihrer rechten Hälfte einen hydraulischen Beaufschlagungsplan
für die Ausführung nach Fig. 2 mit einem Steuerventil 110 im Bereich des Verbindungskanals
136 mit höherem Bohrspülungsdruck, und in der linken Hälfte eine Ausführung mit Anordnung
eines Steuerventils 210 im Bereich des Verbindungskanals 136 mit niedrigerem Bohrspülungsdruck.
Dabei sind jeweils Drosselstellen 48 in den nicht mit dem Steuerventil 110,210 versehenen
Bereich des Verbindungskanals 136 vorgesehen, die den Drosselstellen 48 (Fig. 1) entsprechen
können. Bei beiden Ausführungen werden sämtliche Kraftgeber gemeinsam angesteuert
und die Kraftgeber 306,308 bei Verlagerungen aus der Grundstellung durch die anderen
Kraftgeber 106,108 überdrückt.
[0027] In Fig. 6b is für eine Ausführung nach Fig. 2 ein Beaufschlagungsplan veranschaulicht,
bei dem die die Grundstellung vorgebenden Kraftgeber 306,308 eine unabhängige, ungesteuerte
Beaufschlagung über einen vom Verbindungskanal 136 oberhalb dessen Steuerventil 110
abzweigenden Zweigkanal erhalten. Die Kraftgeber 306,308 erfahren eine Dauerbeaufschlagung,
die auch wirksam ist, wenn die Ansteuerung der Kraftgeber 106,108 z.B. infolge eines
Defekts in der Elektronik der Steuervorrichtung ausfallen sollte.
[0028] Die Figuren 7,8 und 9 schließlich veranschaulichen schematisch Variationsmöglichkeiten
in der Anordnung der Kraftgeber innerhalb des Bohrwerkzeugs. Fig. 7 zeigt eine Anordnung
von auf die Meißelantriebswelle 3 einwirkenden Kraftgebern 106,108 nahe dem meißelseitigen
Ende des Bohrwerkzeugs, während Fig. 8 eine Ausführung mit auf Druckstücke 26,28 einwirkenden
Kraftgebern veranschaulicht, die nahe dem Drehbohrmeißel 2 abgewandten Ende des Bohrwerkzeugs
gelegen sind. Die Ausführung nach Fig. 9 schließlich zeigt wiederum eine Ausführung
mit von Kraftgebern beaufschlagten Druckstücken 26,28, die in diesem Falle nahe dem
meißelseitigen Ende des Bohrwerkzeugs angeordnet sind.
1. Bohrwerkzeug zum Abteufen von Bohrungen in unterirdische Gesteinsformationen unter
Vorgabe eines wählbaren Richtungsverlaufs für das Bohrloch, mit einem über obere Anschlußmittel
mit einem Bohrrohrstrang verbindbaren rohrförmigen Außengehäuse (1) und einer in dem
Außengehäuse (1) umlaufenden, auf ihrem aus dem Außengehäuse (1) vorstehenden Ende
einen Drehbohrmeißel (2) tragenden Meißelantriebswelle (3), mit einer Anzahl von über
den Umfang verteilt im Außengehäuse (1) angeordneten, hydraulisch betätigbaren Kraftgebern
(6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209) zur Erzeugung von Richtkräften mit radial
ausgerichteten Kraftkomponenten für das Ausrichten des Bohrwerkzeugs, und mit einer
Steuervorrichtung für die Kraftgeber (6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209), die
je Kraftgeber (6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209) ein elektrisch betätigbares
Steuerventil (10,12,110,112) für deren hydraulische Beaufschlagung, Meßwertaufnehmer
(20,21,22) für Lagedaten des Bohrwerkzeugs und einen elektrische Steuersignale für
die Steuerventilantriebe (14,16,114,116) erzeugenden Signalgeber (18,19) umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß jeder hydraulische Druckraum (32,33,34,35;132,133,134,135;232,233,234,235;306,308;406,407,408,409)
eines Kraftgebers 6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209) über zumindest einen Verbindungskanal
(36,37,38,39;136,137,138,139;236,237,238,239) und das diesem zugeordnete Steuerventil
(10,12,110,112) wahlweise mit Bohrspülung höheren Drucks oder mit Bohrspülung niedrigeren
Drucks beaufschlagbar ist.
2. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jedem hydraulischen Druckraum (32,33,34,35;132,133,134,135;232,233,234,235;306,308;406,407,408,409)
eines Kraftgebers (6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209) zwei Verbindungskanäle
zugeordnet sind, von denen einer mit Bohrspülung höheren Drucks und der andere mit
Bohrspülung niedrigeren Drucks in Verbindung steht, und von denen einer mit einem
Steuerventil (10,12;110,112) versehen ist.
3. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Verbindungskanal (36,37,38,39) vorgesehen ist, der einenends mit Bohrspülung
höheren und anderenends mit Bohrspülung niedrigeren Drucks in Verbindung steht und
zwischen seinen Enden über einen Zweigkanal (56,57,58,59) an den Druckraum (36,37,38,39)
des Kraftgebers (6,7,8,9) angeschlossen ist.
4. Bohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Beaufschlagung mit Bohrspülung höheren Drucks aus einem Bohrspülungskanal
(45) im Außengehäuse und mit Bohrspülung niedrigen Drucks aus dem das Außengehäuse
umgebenden Ringraum (50) abgeleitet ist.
5. Bohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß die Beaufschlagung mit Bohrspülung höheren Drucks aus einem Bohrspülungskanal
(45) im Außengehäuse (1) in Strömungsrichtung vor einer Drosselstelle und mit Bohrspülung
niedrigeren Drucks aus dem Bohrspülungskanal (45) unter dessen Drosselstelle abgeleitet
wird.
6. Bohrwerkzeug nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Bohrspülungskanal der zentrale Bohrspülungskanal (45) in der Meißelantriebswelle
(3) vorgesehen ist.
7. Bohrwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Beaufschlagung mit Bohrspülung höheren Drucks aus dem das Außengehäuse (1)
umgebenden Ringraum (50) in Strömungsrichtung vor einer Drosselstelle für die den
Ringraum durchströmende Bohrspülung und mit Bohrspülung niedrigeren Drucks aus dem
Ringraum hinter dieser Drosselstelle abgeleitet wird.
8. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Steuerventil (10,12;110,112) für die Steuerung der hydraulischen Beaufschlagung
eines hydraulischen Kraftgebers (6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209) dem mit
höherem Bohrspülungsdruck beaufschlagten Verbindungskanal bzw. -kanalteil zugeordnet
ist.
9. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Steuerventil (110,112) für die hydraulische Beaufschlagung eines Kraftgebers
dem mit niedrigerem Bohrspülungsdruck beaufschlagten Verbindungskanal bzw. -kanalteil
zugeordnet ist.
10. Bohrwerkzeug nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß der jeweils steuerventilfreie Verbindungskanal bzw. -kanalteil als Drosselstelle
(46,48) ausgebildet oder mit einer solchen versehen ist.
11. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß in beiden Verbindungskanälen bzw. -kanalteilen ein Steuerventil (10,12,110,112)
angeordnet ist.
12. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerventile einen unverzweigten, lediglich in seinem Strömungsquerschnitt
veränderbaren Ventilkanal aufweisen.
13. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß Steuerventile mit einem Ventilkörper versehen sind, der in Schließendstellung
den Strömungsquerschnitt des Ventilkanals lediglich verringert, nicht jedoch verschließt.
14. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Meißelantriebswelle (3) im Außengehäuse (1) begrenzt radial verlagerbar abgestützt
ist und mittels einer Mehrzahl von über den Umfang verteilt angeordneten Kraftgebern
(106,107,108,109;206,207,208,209) aus einer Stellung im Außengehäuse (1) zu Richtzwecken
in eine andere Stellung verlagerbar ist.
15. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Kraftgeber (6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209) auf vier im oder am
Außengehäuse (1) ein- und auswärts verlagerbar abgestützte, unter 90° Zentriwinkel
angeordnete, an die Bohrlochwandung anlegbare Druckstücke (26,27,28,29;426,427,428,429)
einwirken.
16. Bohrwerkzeug nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckstücke (26,27,28,29) als Stabilisatorrippen ausgebildet sind.
17. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß im Außengehäuse (1) Gruppen von mehreren parallelwirkenden Kraftgebern (6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209)
für eine Einwirkung auf die Meißelantriebswelle (3) und/oder die Druckstücke (26,27,28,29)
vorgesehen sind.
18. Bohrwerkzeug nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß eine der auf die Meißelantriebswelle (3) und/oder die Druckstücke (26,27,28,29)
einwirkenden Gruppen parallelgeschalteter Kraftgeber (6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209)
als Kraftgebergruppe zur Vorgabe einer Grundstellung der Meißelantriebswelle (3) und/oder
der Druckstücke (26,27,28,29) im Außengehäuse (1) vorgesehen ist.
19. Bohrwerkzeug nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß die die Grundstellung vorgebenden Kraftgeber (306,308) durch Anschläge begrenzt
ausfahrbare Stellteile (316,318) aufweisen.
20. Bohrwerkzeug nach Anspruch 18 oder 19, dadurch gekennzeichnet, daß die die Grundstellung vorgebenden Kraftgeber (306,308) der Meißelantriebswelle
(3) eine zum Außengehäuse koaxiale Zentrierstellung vorgeben.
21. Bohrwerkzeug nach Anspruch 19 oder 20, dadurch gekennzeichnet, daß die die Grundstellung vorgebenden Kraftgeber (306,308) den Druckstücken (26,27,28,29)
bzw. gesonderten Druckstücken eine gleichweit aus dem Außengehäuse (1) ausgefahrene
Zentrierstellung für das Außengehäuse (1) vorgeben.
22. Bohrwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Kraftgeber (6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209) oder Kraftgebergrupen
für eine Stellungsvorgabe und -änderung der Meißelantriebswelle (3) im Außengehäuse
(1) und jene für eine Stellungsvorgabe und -änderung der Druckstücke (26,27,28,29)
zum Außengehäuse (1) unabhängig voneinander hydraulisch beaufschlagbar sind.
23. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 18 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß die die Grundstellung der Meißelantriebswelle (1) und/oder der Druckstücke (26,27,28,29)
bestimmenden Kraftgeber (306,308) unabhängig von der Beaufschlagung der anderen Kraftgeber
(6,7,8,9;106,107,108,109;206,207,208,209) beaufschlagbar sind.
24. Bohrwerkzeug nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß die die Grundstellung der Meißelantriebswelle (1) und/oder der Druckstücke (26,27,28,29)
bestimmenden Kraftgeber (306,308) einer ungesteuerten Dauerbeaufschlagung ausgesetzt
sind und auf die Meißelantriebswelle (1) und/oder die Druckstücke Grundkräfte übertragen,
die geringer sind als die Stellkräfte der eine Stellungsvorgabe oder -änderung herbeiführenden
Kraftgeber (6,7,109;206,207,208,209).
25. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 24, dadurch gekennzeichnet, daß die Kraftgeber (6,7,8,9;206,207,208,209) als Stellstück einen in einem Zylinderraum
im Außengehäuse (1) verschieblichen Druckkolben (66,67,68,69) aufweisen.
26. Bohrwerkzeug nach Anspruch 25, dadurch gekennzeichnet, daß die einander zugewandten Flächen des Druckkolbens (66,67,68,69) und des diesen
aufnehmenden Zylinders mit einem Hartbelag gepanzert sind und der Dichtungsspalt zwischen
Druckkolben (66,67,68,69) und Zylinder den mit Bohrspülung niedrigeren Drucks in Verbindung
stehenden Verbindungskanal bzw. -kanalteil bildet.
27. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 26, dadurch gekennzeichnet, daß die Kraftgeber (106,107,108,109) als Stellstücke und Druckraumbegrenzung Metallfaltenbälge
aufweisen.
28. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 27, dadurch gekennzeichnet, daß die als Stabilisatorrippen ausgebildeten Druckstücke auf Ansätze des Außengehäuses
aufgesetzt und in ihrer Auswärtsbewegung durch einen Anschlag begrenzt sind.
29. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 27, dadurch gekennzeichnet, daß die auf die Meißelantriebswelle (3) einwirkenden Kraftgeber nahe dem unteren
Ende des Außengehäuses (1) angeordnet sind.
30. Bohrwerkzeug nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 28, dadurch gekennzeichnet, daß die ein- und ausfahrbaren Druckstücke (26,27,28,29) nahe dem unteren Ende des
Außengehäuses (1) angeordnet sind.
31. Bohrwerkzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 28, dadurch gekennzeichnet, daß die ein- und ausfahrbaren Druckstücke (26,27,28,29) in erheblichem Abstand oberhalb
des mit festen Stabilisatorrippen versehenen unteren Endes des Außengehäuses (1) angeordnet
sind.