[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Nachspülung von auf Oberflächen aus Aluminium
oder Aluminiumlegierungen mit Lösungen auf Basis Titan-, Zirkonium- und/oder Hafniumionen
erzeugten Konversionsschichten sowie dessen Anwendung als Vorbehandlung für eine anschließende
Lackierung, Folienbeschichtung oder Kleberbeschichtung.
[0002] Die Erzeugung von Konversionsschichten auf Aluminium- oder Aluminiumlegierungsoberflächen,
insbesondere als Vorbehandlung vor dem Auftrag einer organischen Beschichtung, erfolgt
industriell in großem Umfang. Derartige Konversionsschichten verhindern oder erschweren
das Auftreten von Korrosionserscheinungen und dienen im Falle einer organischen Beschichtung
einer verbesserten Haftung der aufgetragenen Beschichtung. Zwar erfüllen die weitverbreiteten
Chromatierschichten diese Anforderungen in der Regel in ausreichendem Maße; aus Gründen
der Arbeitsplatzhygiene, des Umweltschutzes oder weil das behandelte Material für
spezielle Zwecke, z.B. als Lebensmittelverpackung, eingesetzt werden soll, wird jedoch
in zunehmendem Maße die Erzeugung chromfreier Konversionsschichten vorgezogen. Die
dazu verwendeten Behandlungslösungen sind im allgemeinen auf einen sauren pH-Wert
eingestellt und enthalten z.B. Titan, Fluorid, Phosphat und Tannin (US-PS 4 017 334)
oder Zirkonium, Fluorid und Bor (US-PS 3 964 936). Eine Behandlungslösung mit einem
Gehalt an Hafnium und Fluorid ist in FR-PS 2 417 537 beschrieben.
[0003] Die Eigenschaften der erzeugten Konversionsschichten können weiter verbessert werden,
wenn anschließend eine passivierende Nachspülung erfolgt. Aus den erwähnten Gründen
werden auch bei der Nachspülung chromfreie Behandlungslösungen bevorzugt, die in der
Regel organische Wirkstoffe enthalten. Ein derartiges Nachspülmittel auf der Basis
von Polyvinylphenol ist in US-A 4 376 000 beschrieben. Es verursacht jedoch eine Belastung
des Abwassers insbesondere durch den hohen Sauerstoffbedarf, der zum Abbau der organischen
Komponente erforderlich ist.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur passivierende Nachspülung
von chromfreien Konversionsschichten auf Aluminium- oder Aluminiumlegierungsoberflächen
bereitzustellen, das den Nachteil von Nachspüllösungen mit organischen Komponenten
hinsichtlich der Abwasserbehandlung nicht aufweist, aber den Korrosionsschutz und
die Lackhaftung in mindestens gleicher Weise verbessert.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst, indem das Verfahren der eingangs genannten Art entsprechend
der Erfindung derart ausgestaltet wird, daß man die Konversionsschichten mit wässrigen
Lösungen spült, die einen Gehalt an Aluminium, Zirkonium und Fluorid aufweisen sowie
auf einen pH-Wert ≦ 5 eingestellt sind.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zur passivierenden Nachspülung von Konversionsschichten,
die auf Aluminium- oder Aluminiumlegierungsoberflächen erzeugt wurden, wobei die Werkstoffe
aus massivem Aluminium oder massiver Aluminiumlegierung oder hiermit z.B. im Schmelztauchverfahren
plattierten Objekten bestehen können. Beispielsweise kann der Werkstoff aus Stahl,
der im Schmelztauchverfahren mit einer Aluminium- oder Aluminiumlegierungsoberfläche
versehen worden ist, bestehen. Geignete Legierungspartner des Aluminiums sind insbesondere
Silicium, Mangan, Magnesium, Zink und Kupfer.
[0007] Die auf derartigen Oberflächen mit Lösungen auf Basis Ti, Zr und/oder Hf erzeugten
Konversionsschichten zeichnen sich dadurch aus, daß die Schichtdicke deutlich unter
1 µm liegt, die Schichten wenigstens teilweise amorph sind und daß sie kein Chrom
enthalten. Die Behandlungslösungen, mittels derer die Konversionsschichten erzeugt
werden, enthalten neben Titan-, Zirkonium- und/oder Hafniumionen weitere schichtbildende
und/oder beizende Komponenten, wie z.B. Fluoride, Phosphate, Verbindungen des Bors,
sowie ggfs. passivierende Bestandteile wie z.B. Tannine. Geeignete Behandlungslösungen
sind in den eingangs genannten Patentschriften beschrieben.
[0008] Zweckmäßigerweise wird die Oberfläche nach Erzeugung der Konversionsschicht mit Wasser
gespült.
[0009] Die Applikation der Nachspüllösung kann z.B. durch Tauchen, Fluten, Spritzen oder
Aufwalzen erfolgen.
[0010] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung besteht darin, mit einer Lösung zu spülen,
die Aluminium, Zirkonium und Fluorid in einer Gesamtkonzentration Al + Zr + F zwischen
0,1 und 8 g/l, vorzugsweise zwischen 0,2 und 5 g/l enthält. Die Molverhältnisse Al
: Zr : F sollten vorteilhafterweise auf (0,15 bis 8) : 1 : (5 bis 52), insbesondere
auf (0,15 bis 2,0) : 1 : (5 bis 16) eingestellt sein. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform des Verfahrens beträgt das Al : Zr : F -Verhältnis in der Nachspüllösung
(0,15 bis 0,67) : 1 : (5 bis 7). Der pH-Wert ist entsprechend einer weiteren vorteilhaften
Ausgestaltung der Erfindung auf 2 bis 5 eingestellt.
[0011] Die beim erfindungsgemäßen Verfahren zum Einsatz kommenden Nachspüllösungen enthalten
u.a. saure Aluminiumfluorozirkonate und bei einem Aluminiumüberschuß zusätzlich andere
Salze des Aluminiums (z.B. Fluoride, Tetrafluoroborate, Nitrate). Ihre Herstellung
kann z.B. so erfolgen, daß zunächst metallisches Zirkonium oder Zirkoniumcarbonat
in wäßriger Flußsäure aufgelöst wird, wobei sich komplexe Fluorozirkonsäure bildet.
Dann wird metallisches Aluminium oder Aluminiumhydroxid oder ein Aluminiumsalz, z.B.
Nitrat, Fluorid, Tetrafluoroborat, Formiat, Acetat, vorzugsweise in gelöster Form,
zugesetzt und ggfs. aufgelöst. Eine eventuelle leichte Trübung der Lösung beeinträchtigt
die Wirksamkeit nicht. Obgleich der beschriebene Herstellweg bevorzugt wird, lassen
sich die Lösungen auch auf andere Weise zubereiten.
[0012] Die Einstellung des pH-Wertes der Lösung erfolgt vorzugsweise mit Kationen flüchtiger
Basen. Hierzu zählen insbesondere Ammonium, Ethanolammonium sowie Di- und Tri-Ethanolammonium.
Bei der Einstellung insbesondere von höheren pH-Werten im angegebenen pH-Bereich und
bei höheren Konzentrationen im angegebenen Bereich der Gesamtkonzentration Al + Zr
+ F kann es zu einer Trübung der Lösung kommen, die auf die Wirksamkeit des Verfahrens
keinen negativen Einfluß hat.
[0013] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung spült man die mit
einem Konversionsüberzug versehenen Oberflächen mit einer wäßrigen Lösung, die zusätzlich
mindestens eines der Anionen Benzoat, Caprylat, Ethylhexoat, Salicylat in einer Gesamtkonzentration
von vorzugsweise 0,05 bis 0,5 g/l enthalten. Hierdurch wird besonders der Blankkorrosionsschutz
weiter gesteigert. Das Einbringen der Anionen kann über die entsprechenden Säuren
bzw. deren Salze erfolgen.
[0014] Die Dauer der Applikation der Nachspüllösung liegt gemäß einer weiteren zweckmäßigen
Ausgestaltung der Erfindung zwischen etwa 1 und 120 Sekunden, insbesondere zwischen
1 und 30 Sekunden. Die Anwendungstemperatur kann zwischen 20°C und etwa 80°C liegen.
Temperaturen zwischen 20 und 50°C werden bevorzugt.
[0015] Für den Ansatz des Nachspülbades wird vorzugsweise vollentsalztes bzw. salzarmes
Wasser verwendet. Wasser mit hohem Salzgehalt ist zum Badansatz weniger geeignet.
[0016] Nach der passivierenden Nachspülung kann die Oberfläche z.B. an der Luft oder im
Ofen getrocknet, ggf. zuvor mit vollentsalztem Wasser nachgespült werden. Eine vorteilhafte
Ausführungsform der Erfindung sieht vor, die Oberfläche nach der passivierenden Nachspülung
beschleunigt, z.B. durch Heißluft oder Infrarotstrahlung zu trocknen.
[0017] Das erfindungsgemäße Verfahren dient in erster Linie der Vorbehandlung der Aluminium-
oder Aluminiumlegierungsoberflächen vor einer Lackierung, Folienbeschichtung oder
dem Auftrag von Klebern. Als organische Beschichtungsmittel kommen beispielsweise
Polyester, siliconmodifizierte Polyester, Polyvinylidenfluoride, Acrylate, Epoxide,
Epoxid-Phenol-Harze, Plastisole oder Organosole (z.B. von PVC oder Acrylaten) zur
Anwendung.
[0018] Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt insbesondere in der Erhöhung der
Haftung der organischen Filme auf dem metallischen Untergrund, wie es beispielsweise
durch entsprechend gute Ergebnisse im T-Bend-Test (ISO 1519-1973) oder im Feathering-Test
(Lackhaftung beim Öffnen von Dosenverschlüssen) zum Ausdruck kommt. Ebenso wird die
Beständigkeit der organischen Filme bei Korrosionsbeanspruchung, z.B. in einem Kondenswasser-Konstantklima-Test
(DIN 50 017 KK) oder einem Sterilisationstest erhöht. Darüberhinaus verbessert das
erfindungsgemäße Verfahren die Korrosionsbeständigkeit der nicht organisch beschichteten
Oberfläche, wie sich z.B. im Test auf Brunnenwasserschwärze (keine Schwarzfärbung
beim Kochen in Wasser) zeigt.
[0019] Anhand des folgenden Beispiels wird das erfindungsgemäße Verfahren beispielhaft und
näher erläutert.
Beispiel:
[0020] Gereinigte und entfettete Aluminiumbleche wurden zur Erzeugung eines Konversionsüberzuges
10 Sekunden in eine Lösung getaucht, deren Temperatur 50°C betrug und die folgende
Zusammensetzung aufwies:
Ti |
0,17 g/l |
F |
1,24 g/l |
P₂O₅ |
0,09 g/l |
NH₄ |
0,91 g/l |
Tannin |
0,11 g/l |
Na |
0,003 g/l |
Biozid |
0,10 g/l |
[0021] Die Bleche wurden anschließend mit Wasser gespült und passivierend nachgespült. Hierzu
wurden die Bleche 5 Sekunden in die Nachspüllösung getaucht und anschließend von überschüssiger
Lösung durch Abquetschen befreit. Nach einer Trocknungsdauer von 0,5 min im Umluftofen
bei 60°C wurden die Bleche mit einem 2-Schicht-Lebensmittellack lackiert, dessen erste
Schicht ein Epoxid-Phenol-Harz und dessen zweite Schicht ein Organosol ist. Die Schichtdicke
des Gesamtlacks lag zwischen 10 und 15 µm.
[0022] Anschließend wurden aus den behandelten, etwa 0,25 mm dicken Blechen Blechronden
mit 60 mm Durchmesser ausgestanzt und Näpfchen mit einem Durchmesser von 26 mm und
einer Höhe von 25 mm tiefgezogen.
[0023] Diese Näpfchen wurden einem Sterilisationstest unterzogen, indem sie 40 Minuten in
einem Druckbehälter der Einwirkung einer wäßrigen Lösung von 3% Kochsalz, 1% Zitronensäure
und 0,5% Milchsäure bei 121°C ausgesetzt wurden. Die danach an den Näpfchen festgestellten
Fehler (Lackablösungen, Blasen) wurden nach einer Skala von 1 (Lack im gesamten Mantelbereich
des Näpfchens abgelöst = unbrauchbar) bis 15 (keine Lackfehler = ausgezeichnet) bewertet.
[0024] Die zum Einsatz kommende Nachspüllösung wurde durch Verdünnen von 1,6 g/l (Nachspüllösung
A) bzw. 3,2 g/l (Nachspüllösung B) eines wäßrigen Konzentrates mit 0,855 Gew.-% Al
und 8,62 Gew.-% Zr und 10,7 Gew.-% F unter Verwendung von vollentsalztem Wasser hergestellt.
Der pH-Wert war in beiden Lösungen mit Ammoniak auf ca. 3,6 eingestellt worden.
[0025] Zu Vergleichszwecken wurde mit einer Polyvinylphenollösung mit 0,6 g/l und einem
pH-Wert von ca. 5 (Nachspüllösung C) nachgespült.
[0026] Die Zusammensetzung der innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzten Nachspüllösungen
war:

[0027] Ein Vergleich der Tabellenwerte zeigt, daß das erfindungsgemäße Verfahren deutlich
bessere Werte liefert als das Vergleichsbeispiel mit einer Nachspüllösung auf Polyvinylphenolbasis.
1. Verfahren zur Nachspülung von auf Oberflächen aus Aluminium oder Aluminiumlegierungen
mit Lösungen auf Basis Titan-, Zirkonium- und/oder Hafniumionen erzeugten Konversionsschichten,
dadurch gekennzeichnet, daß man die Konversionsschichten mit wässrigen Lösungen spült,
die einen Gehalt an Aluminium, Zirkonium und Fluorid aufweisen sowie auf einen pH-Wert
≦ 5 eingestellt sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Konversionsschichten
mit Lösungen spült, deren Gesamtkonzentration an Al + Zr + F zwischen 0,1 und 8,0
g/l, vorzugsweise zwischen 0,2 und 5,0 g/l, liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Konversionsschichten
mit Lösungen spült, in denen die Molverhältnisse Al : Zr : F auf (0,15 bis 8,0) :
1 : (5 bis 52), vorzugsweise auf (0,15 bis 2,0) : 1 : (5 bis 16), eingestellt sind.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die Konversionsschichten
mit Lösungen spült, in denen die Molverhältnisse Al : Zr : F auf (0,15 bis 0,67) :
1 : (5 bis 7) eingestellt sind.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Konversionsschichten mit Lösungen spült, deren pH-Wert auf 2 bis 5 eingestellt
ist.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Konversionsschichten mit Lösungen spült, deren pH-Wert mit Kationen flüchtiger
Basen, vorzugsweise Ammonium, Ethanolammonium, Di- oder Tri-Ethanolammonium, eingestellt
ist.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Konversionsschichten mit Lösungen spült, die zusätzlich mindestens eines
der Anionen Benzoat, Caprylat, Ethylhexoat, Salicylat in einer Gesamtkonzentration
von 0,05 bis 0,5 g/l enthalten.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Konversionsschichten 1 bis 120 Sekunden, vorzugsweise 1 bis 30 Sekunden,
spült.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Konversionsschichten mit Lösungen spült, die eine Temperatur von 20 bis
80°C, vorzugsweise 20 bis 50°C, aufweisen.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Oberfläche nach der Nachspülung trocknet.
11. Anwendung des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10 als Vorbehandlung
für eine anschließende Lackierung, Folienbeschichtung oder Kleberbeschichtung.