[0001] Die Erfindung betrifft eine bleichende und desinfizierende Reinigungsmittelkomposition,
die allein oder in Kombination mit konventionellen Waschmitteln sowohl direkt auf
dem zu reinigenden Gegenstand als auch als Zusatz zu einer Waschflotte verwendet werden
kann, wobei die bleichende und desinfizierende Wirkung bereits bei Temperaturen ab
20
oC erreicht wird.
[0002] Textilien weisen neben einer allgemeinen Verschmutzung häufig flächenmäßig begrenzte,
aber intensive Verunreinigungen auf, deren Entfernung besondere Maßnahmen erfordert,
die über das Reinigungsvermögen einer normalen Waschflotte hinausgehen (SÖFW
115, 380 bis 382, 391 bis 396). Insbesondere die für empfindliche Textilien im Niedrigtemperaturbereich
anzuwendenden Waschmittel zeigen in solchen Fällen einen unzureichenden Reinigungseffekt,
der durch das Fehlen von Bleichsystemen, vor allem in Flüssig-Waschmitteln verstärkt
wird.
[0003] Es ist bekannt, die Reinigungswirkung von konventionellen Waschmitteln durch den
gezielten Zusatz von Bleichkompositionen, teilweise auch als Fleckensalz bezeichnet,
zu verbessern. Um bereits im Niedrigtemperaturbereich eine bleichende und desinfizierende
Wirkung zu erreichen, ist immer eine Kombination von peroxidischem Bleichmittel und
einem Bleichaktivator, aus dem das eigentliche bleichende und desinfizierende Agens
gebildet wird, notwendig. So wird eine Reihe von mit hohen Bleichmittelkonzentrationen,
aber 4 Masse-% nicht überschreitenden Bleichaktivatoranteilen ausgerüsteten Waschmitteln
mit erhöhter Bleichwirkung beschrieben (z. B. EP 283 252, DE-OS 3 615 788, CH-PS 662
360, CH-PS 606 411). Da aber die Bleichwirkung im Niedrigtemperaturbereich nur durch
die Bleichaktivatorkonzentration bzw. durch den dadurch zugänglichen Aktivsauerstoff
bestimmt wird, geht die Wirkung der genannten Gemische nicht über die bleichenden
Waschmittel hinaus oder es müssen überproportional große Mengen eingesetzt werden.
[0004] Es ist weiterhin bekannt, ca. 25 Masse-% Natriumperborat mit 10 bis 20 Masse-% Bleichmittelaktivator,
vor allem Tetraacetylethylendiamin (TAED), in Gegenwart von Sequestrierungsmitteln
(US-PS 4 412 950, EP 122 763), Tensiden und Stabilisatoren (CH-PS 606 411, DE-OS 3
623 914) und unter Zusatz von Harnstoff und gegebenenfalls Natriumsulfat (DE-OS 3
639 115) zusammenzubringen. Darüber hinaus ist es bekannt, für solche Reinigungskompositionen
flüssige bzw. leicht schmelzbare Bleichmittelaktivatoren (EP 122 763) und einen Überschuß
an Bleichmittelaktivatoren (US-PS 3 789 002) einzusetzen. Das wichtigste Anliegen
dieser technischen Lösungen ist die Unterdrückung der in der Waschflotte gewünschten
schnellen Reaktion zwischen dem Bleichmittel und dem Bleichmittelaktivator bei der
Lagerung der entsprechenden Bleichkomposition, beispielsweise in einer Pappfaltschachtel,
bei Raumtemperatur und einer Luftfeuchtigkeit bis zu 80 % rel. Entsprechend dieser
Zielstellung wird nahezu ausschließlich die Verwendung von kristallwasserfreien Natriumperborat
gefordert (US-PS 4 422 950, DE-OS 3 639 115, DE-OS 3 623 914, CH-PS 606 411, EP 122
763).
[0005] Nach US-PS 3 789 002 wird als Bleichmittel zwar Natriumperborattetrahydrat (NaBO₃
x 4H₂O) herangezogen, aber es muß ein in hoher Verdünnung granulierter Bleichmittelaktivator
im Überschuß verwendet werden, wobei bereits nach 50 Tagen Lagerung nahezu 80 % der
bleichenden Wirkung verschwunden sind. Andere technische Lösungen erfordern hohe Anteile
Tenside, insbesondere Nonionics bis zu 40 Masse-% (US-PS 4 422 950, CH 606 411, DE-OS
3 623 914), um eine Reaktion zwischen Bleichmittel und Bleichmittelaktivator weitgehend
unterdrücken zu können. Andere Verdünndungsmittel für die reaktiven Komponenten sind
Salzkombinationen (DE-OS 3 639 115), die bis 40
oC keinen Phasenübergang besitzen.
[0006] Reinigungsmittel auf der Basis von Bleichmittelaktivatoren, wie Phthalsäureanhydrid
(CH-PS 654 021), quarternären Ammoniumverbindungen (EP 303 520), chlorhaltigen Heterocyclen
(DE-OS 2 655 971, EP 328 697) und Porphinen (DE-OS 2 948 923), stellen wegen der geringen
Entwicklung von aktivem Sauerstoff, meist auch nur unter speziellen Bedingungen, keine
technisch und ökonomisch vertretbare Lösung dar.
[0007] Für die bekannten technischen Lösungen für eine Reinigungsmittelkomposition wurde
ein direkter Einsatz auf den verunreinigten Textilien nicht beschrieben.
[0008] Ziel der Erfindung ist eine bereits bei Raumtemperatur direkt auf Textilien oder
bei Zusatz zu einer Waschflotte bleichend und desinfizierend wirkende Reinigungsmittelkomposition,
die auch bei längerer Lagerung chemisch stabil ist und eine nahezu unveränderte Wirkung
zeigt.
[0009] Für die Erfindung bestand die Aufgabe, hohe Konzentrationen von peroxidischen Bleichmitteln
und geeigneten Bleichmittelaktivatoren so mit einander in einer Reinigungsmittelkomposition
zusammenzubringen, daß als weitere Komponenten nur solche benötigt werden, die den
Bleich- und Desinfektionsprozeß der aus dem Bleichmittel und dem Bleichmittelaktivator
gebildeten Percarbonsäure unterstützen, und diese Komponenten auf geeignete Weise
eine Wechselwirkung, insbesondere zwischen den staubförmigen Anteilen des Bleichmittels
mit dem Bleichmittelaktivator unterbinden, so daß eine Bildung von Wasser durch Zersetzung
des Bleichmittels und damit eine Beschleunigung der Zersetzung nicht eintreten kann.
[0010] Diese Aufgabe wird durch eine Reinigungsmittelkomposition mit bleichender und desinfizierender
Wirkung im Niedrigtemperaturbereich ab 20
oC aus peroxidischen Bleichmitteln und Bleichmittelaktivatorgranulat sowie anderen
waschmitteltypischen Substanzen zur Anwendung direkt auf dem textilen Gewebe und/oder
als Zusatz zur Waschflotte aus konventionellen Waschmitteln erfindungsgemäß dadurch
gelöst, daß sie aus dem Gemenge von einem Masseteil des sprühgetrockneten Gemisches
von Tensiden, Buildern und anderen waschmitteltypischen Substanzen mit einer spezifischen
Oberfläche von 0,8 bis 2,0 m²/g, einem Porenvolumen von 20 bis 40 % sowie einem Porendurchmesser
von 0,006 bis 0,02 mm für 50 bis 60 % aller Poren, in das durch intensives Mischen
0,3 bis 1,1 Masseteile peroxidisches Bleichmittel eingearbeitet werden und 0,2 bis
0,7 Masseteilen Bleichmittelaktivatorgranulat mit einem Wirkstoffgehalt von mindestens
70 Masse-% bestehen.
[0011] Die erfindungsgemäße Reinigungsmittelkomposition wird dadurch hergestellt, daß in
einem Masseteil eines sprühgetrockneten Gemisches von Tensiden, Buildern und anderen
waschmitteltypischen Substanzen mit einer spezifischen Oberfläche von 0,8 bis 2,0
m²/g, einem Porenvolumen von 20 bis 40 % sowie einem Porendurchmesser von 0,006 bis
0,02 mm für 50 bis 60 % aller Poren durch intensives Mischen 0,3 bis 1,1 Masseteile
peroxidisches Bleichmittel eingearbeitet werden und daß anschließend in der so erhaltenen
Mischung 0,2 bis 0,7 Masseteile Bleichmittelaktivatorgranulat mit einem Wirkstoffgehalt
von mindestens 70 Masse-% verteilt werden.
[0012] Es ist nach dem erfindungsgemäßen Verfahren weiterhin möglich, die Mischung aus dem
peroxidischen Bleichmittel und dem St.-WM mit einem flüssigen oder geschmolzenen nichtionischen
Tensid in einer Menge von 1 bis 5 Masse-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Reinigungsmittelkomposition,
zu besprühen, so daß ein nahezu gleichmäßiger Tensidfilm auf dem Gemisch aus Bleichmittel
und St.-WM gebildet wird.
[0013] Als peroxidisches Bleichmittel wird nach dem erfindungsgemäßen Verfahren vorzugsweise
Natriumperborattetrahydrat (NaBO₃ . 4H₂O) verwendet. Es ist jedoch auch möglich, andere
peroxidische Bleichmittel einzusetzen, wie beispielsweise Natriumperborate mit anderen
Kristallwassergehalten oder Natriumcarbonatperoxohydrat.
[0014] Der Bleichmittelaktivator wird nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ausschließlich
in granulierter Form verwendet, wobei sich mindestens 80 % im Korngrößenbereich von
0,5 bis 1,6 mm befinden sollen. Wegen der guten Löslichkeit, der schnellen und selektiven
Perhydrolyse und der hohen erreichbaren Peressigsäurekonzentration wird vorzugsweise
1,5-Diacetyl-2,4-dioxohexahydro-1,3,5-triazin-Granulat (DADHT-Granulat) benutzt. Jedoch
ist es nach dem erfindungsgemäßen Verfahren auch möglich, andere Bleichmittelaktivatoren,
wie Tetraacetylethylendiamin (TAED), Tetraacetylglycouril (TAGU) oder Pentaacetylglucose
(PAG) in granulierter Form einzusetzen.
[0015] An das sprühgetrocknete Gemisch aus typischen Waschmittelbestandteilen (st.-WM) werden
über die Anforderungen an Oberfläche unf Porenstruktur hinaus keine weiteren Bedingungen
gestellt. Es kann auf bekannte Weise aus einer entsprechenden Slurry hergestellt werden,
beispielsweise durch Versprühen bei einer Slurry-Konzentration von 60 bis 65 Masse-%,
einer Trocknungstemperatur von ca. 90
oC und einer Temperatur der Trocknungsluft von 280 bis 300
oC. Für die Einarbeitung des peroxidischen Bleichmittels in das sprühgetrocknete St.-WM
sind keine besonderen technischen Einrichtungen erforderlich.
[0016] Es ist jedoch nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erwünscht, das sprühgetrocknete
St.-WM und das Natriumperborattetrahydrat intensiv, aber mechanisch schonend zu mischen,
damit der Bleichmittelstaub in die Poren des St.-WM eindringen kann.
[0017] Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren mögliche Aufbringen von nichtionischen Tensiden
auf die Mischung aus Bleichmittel und St.-WM erfolgt durch Aufsprühen der Nonionics
in flüssiger Form auf die ausreichend homogenisierte Mischung aus Bleichmittel und
St.-WM. Als nichtionische Tenside werden bevorzugt Fettalkoholethoxylate und/oder
Alkylphenolethoxylate verwendet.
[0018] Von den erfindungsgemäßen, bleichenden und desinfizierenden Reinigungsmittelkompositionen
wurden die Lagerstabilität und die Reinigungswirkung sowohl direkt auf der Faser bzw.
von Textilien als auch als Zusatz zu Waschflotten von konventionellen Waschmitteln
geprüft. Diese Ausprüfungen erfolgen unter den folgenden Bedingungen.
[0019] Die chemische Stabilität der Reinigungsmittelkomposition wurde sowohl einem Kurz-
als auch einem Langzeitlagertest unterworfen:

[0020] Die Bestimmung der Bleichwirkung wurde wie folgt durchgeführt:
- auf dem Gewebe direkt
Die Gewebestücken fit verschiedenen Anschmutzungen wurden vor der Behandlung gleichmäßig
angefeuchtet. Danach wurde auf eine Kreisfläche mit einem Durchmesser von ca. 35 mm
2 g der Reinigungsmittelkomposition aufgetragen. Die Verweilzeit betrug bei einer
Temperatur von 20 bis 25 oC 30 Minuten. Danach wurde das Reinigungsmittelgemisch abgespült und das Gewebe an
der Luft getrocknet. Die Auswertung erfolgte durch visuelle Beurteilung der Entfernung
der Anschmutzung.
[0021] Als Anschmutzungen wurden verwendet
[0022] Bleichtestgewebe nach TGL 29 799/05
[0023] Rotwein-, Tee-, Kaffee-, Johannisbeer- und Kakaogewebe nach TGL 27 448
- als Zusatz zu einer Waschflotte
In einer Haushaltwaschmaschine wurde das Bleichvermögen der Reinigungsmittelkompositionen
allein oder als Zusatz zu Waschflotten aus Vollwaschmitteln, 60 oC-Waschmitteln und Flüssigwaschmitteln geprüft. Die Beurteilung der Ergebnisse erfolgte
nach TGL 29 799/05.
[0024] In einem Chargenmischer wird das St.-WM vorgelegt und nach Inbetriebnahme der Mischerschnecke
wurde das Bleichmittel in den Mischer eingetragen und über 30 Minuten in das St-WM
eingearbeitet. Anschließend wird über 2 gleichmäßig über die Länge des Chargenmischers
verteilte Düsen das flüssige, nichtionogene Tensid aufgesprüht, wobei die Mischeinrichtung
in Betrieb bleibt. Nach dem Aufbringen des nichtionogenen Tensids auf das Gemisch
aus Bleichmittel und St.-WM wird das Mischen weitere 10 Minuten fortgesetzt. Erst
dann wird der granulierte Bleichmittelaktivator zugesetzt und über 10 Minuten in der
Reinigungsmittelkomposition gleichmäßig verteilt.
[0025] Der Schritt "Aufbringen" des nichtionogenen Tensids kann entfallen, wenn ein solcher
Zusatz zu der Reinigungsmittelkomposition nicht vorgesehen ist.
1. Reinigungsmittelkomposition mit bleichender und desinfizierender Wirkung im Niedrigtemperaturbereich
ab 20 oC aus peroxidischen Bleichmitteln und Bleichmittelaktivatorgranulat sowie anderen
waschmitteltypischen Substanzen zur Anwendung direkt auf dem textilen Gewebe und/oder
als Zusatz zur Waschflotte aus konventionellen Waschmitteln, dadurch gekennzeichnet,
daß sie aus dem Gemenge von einem Masseteil des sprühgetrockneten Gemisches von Tensiden,
Buildern und anderen waschmitteltypischen Substenzen mit einer spezifischen Oberfläche
von 0,8 bis 2,0 m²/g, einem Porenvolumen von 20 bis 40 % sowie einem Porendurchmesser
von 0,006 bis 0,02 mm für 50 bis 60 % aller Poren, in das durch intensives Mischen
0,3 bis 1,1 Masseteile peroxidisches Bleichmittel eingearbeitet werden und 0,2 bis
0,7 Masseteilen Bleichmittelaktivatorgranulat mit einem Wirkstoffgehalt von mindestens
70 Masse-% bestehen.
2. Verfahren zur Herstellung einer Reinigungsmittelkomposition gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß in einem Masseteil eines sprühgetrockneten Gemisches von Tensiden,
Buildern und anderen waschmitteltypischen Substanzen mit einer spezifischen Oberfläche
von 0,8 bis 2,0 m²/g, einem Porenvolumen von 20 bis 40 % sowie einem Porendurchmesser
von 0,006 bis 0,02 mm für 50 bis 60 % aller Poren durch intensives Mischen 0,3 bis
1,1 Masseteile peroxidisches Bleichmittel eingearbeitet werden und daß anschließend
in der so erhaltenen Mischung 0,2 bis 0,7 Masseteile Bleichmittelaktivatorgranulat
mit einem Wirkstoffgehalt von mindestens 70 Masse-% verteilt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf das Gemisch aus peroxidischen
Bleichmittel und sprühgetrockneter Mischung aus Tensiden, Buildern und anderen waschmitteltypischen
Substanzen flüssige oder geschmolzene nichtionogene Tenside in einer Menge von 1 bis
5 Masse-%, bezogen auf die Reinigungsmittelkomposition, aufgesprüht und gleichmäßig
verteilt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als peroxidische Bleichmittel
Natriumperborattetrahydrat eingearbeitet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Bleichmittelaktivator
ein granuliertes 1,5-Diacetyl-2,4-dioxohexahydro-1,3,5-triazin mit 80 % des Granulats
im Korngrößenbereich 0,5 bis 1,6 mm eingesetzt wird.