(19)
(11) EP 0 461 676 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.12.1991  Patentblatt  1991/51

(21) Anmeldenummer: 91109852.3

(22) Anmeldetag:  15.06.1991
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)5E01F 7/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE FR LI SE

(71) Anmelder: Ghedina, Tizziano
I-35142 Padova (IT)

(72) Erfinder:
  • Ghedina, Tizziano
    I-35142 Padova (IT)

(74) Vertreter: Gustorf, Gerhard, Dipl.-Ing. 
Patentanwalt Dipl.-Ing. Gerhard Gustorf Bachstrasse 6 A
D-84036 Landshut
D-84036 Landshut (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Mechanische Vorrichtung zum vorbeugenden Auslösen von Lawinen


    (57) Es handelt sich um eine Vorrichtung, die ein präventives und kontrolliertes Bereißen von kleinen Lawinen mit im voraus sichtbarem und kontrollierbarem Verhalten verursacht.
    Die Vorrichtung besteht aus einem oder mehreren zweckmäßig angelegten Kabeln oder Bändern oder Schneiden, die die Schneedecke im Ganzen oder zum Teil durchschneiden, so daß eine Lawine verursacht wird.




    Beschreibung


    [0001] Eins der Probleme aller Gebirgsgegenden, die von einem reichlichen Schneefall gekennzeichnet sind, besteht darin, Lawinen und ihre verheerenden Folgen voraussehen, eingrenzen und zunichte machen zu können.

    [0002] Zu diesem Zweck hat man bisher passive oder aktive Schutzsysteme angewendet wie Brücken, Lawinenbrecher, Netze oder Sprengstoffe allgemein.

    [0003] Passive Systeme bestehen normalerweise aus einer künstlichen Barriere, z. B. eine Mauer oder ein Netz, die das Hinunterstürzen der Lawine aufhält. Solche passive Systeme weisen einige Nachteile auf: sie müssen auf breiter Front entlang installiert werden mit großem Aufwand von Materialien und Arbeitseinsatz, ihre Istallierung erfordert große Zeitdauer, sie müssen ständig an Ort und Stelle bleiben oder weit im voraus installiert werden, da man nicht mit Sicherheit wissen kann, ob, wann und in welchem Maß sich eine Lawine bildet, sie verändern ständig die Naturlandschaft, sie sichern keinen totalen Schutz gegen Lawinenkatastrophen. Um solche Probleme teilweise zu lösen, werden manchmal aktive, aus Sprengladungen bestehende Systeme bevorzugt, die kleine Lawinen verursachen. Auch solche aktive Systeme weisen einige Nachteile auf wie z. B. Lärm, der auf Tiere und Menschen störend wirkt, die notwendige Evakuierung der Gegend, wo man sie anwendet, die Vorsichtsmaßnahmen, die man für Aufbewahrung und Anwendung von Sprengstoffen treffen muß, die burokratischen Schwierigkeiten, die mit der Anwendung von Sprengstoffen verbunden sind.

    [0004] Die neue Vorrichtung für das präventive Bereißen von Lawinen bietet eine Lösung für die oben angeführten Probleme.

    [0005] Diese neue Vorrichtung besteht wesentlich aus einem an der Spitze eines Pfeilers befestigten Kabel, das durch eine Scheibe auf der Spitze eines zweiten Pfeilers durchzogen wird; an der Basis des zweiten Pfeilers steht eine Aufwickelrolle, an der das andere Ende des Kabels befestigt ist.

    [0006] Die Pfeiler werden in einiger Entfernung in Querstellung über eine mögliche Lawine positioniert. Das Kabel wird auf den Boden gelegt in gerader Linie zwischen beiden Pfeilern oder in gebogener Form berg- oder talwärts zeigend.

    [0007] Wenn man befürchtet, daß ein plötzlicher und starker Schneefall oder die Wetterverhältnisse die Möglichkeit einer großen und verheerenden Lawine erhöhen könnten, wird das Kabel auf die Aufwickelrolle aufgewickelt, so daß der Teil des Kabels zwischen den Pfeilern die Scneedecke durchschneidet und die Schneemasse unterhalb des Kabels von der Schneemasse oberhalb des Kabels getrennt wird, um im Moment eine kleine Lawine zu verursachen.

    [0008] Statt des Kabels oder der Kette kann man eine Stange oder eine Schneide benutzen, deren Enden an Kabeln befestigt sind, die im Notfall gezogen werden.

    [0009] Um die Beanspruchung zu erhöhen, die die Ablösung der Schneemassen verursacht, kann die Vorrichtung mit einem Mechanismus ausgestattet werden, der das Kabel zum Schwingen bringt, wie z. B. eine Feder zwischen dem befestigten Ende des Kabels und der Spitze des Pfeilers.

    [0010] Man kann mehrere Vorrichtungen zugleich anwenden, indem man sie z. B. in einem gewissen Abstand dem Abhang entlang, nebeneinander auf gleicher Höhe oder in Reih' und Glied auf verschiedenen Höhen positioniert oder indem man an denselben Pfeilern zwei Kabel befestigt, die im Falle starken und verlängerten Schneefalles zugleich oder hintereinander folgend in Aktion treten.

    [0011] An jedem Pfeiler, auf fester oder veränderlicher Höhe, kann eine Zusatzscheibe installiert werden, um die das Kabel läuft, so daß es oder die an ihm befestigte Stange oder Schneide eine waagrechte, schräge oder dem Boden parallele Strecke zurücklegen muß, bevor man sie aus der Schneedecke hochgezogen hat.

    [0012] Das Kabel wird mit der Hand oder mit Hilfe mechanischer, elektrischer oder mit Motor ausgestatteter Systeme auf die Aufwickelrolle aufgewickelt; solche Systeme werden ihrerseits mit der Hand, aus der Ferne durch Antriebskabel oder durch elektrisch betriebene oder ferngesteuerte Servogeräte bedient.

    [0013] Mit Hinweis auf die beigefügten Zeichnungen wird ein praktisches Verwirklichungsmodell der Erfindung als unbegrenztes Beispiel beschrieben.

    [0014] In den Abbildungen 1, 2 und 3 wird die Vorrichtung von vorn, im Grundriß und seitlich dargestellt.

    [0015] In diesen Abbildungen kann man das an einem Ende befestigte Kabel (C) sehen, auf der Spitze eines Pfeilers (A); das Kabel gleitet um eine Scheibe (P) herum, die auf der Spitze eines zweiten Pfeilers (A) positioniert ist, der in gewisser Entfernung von dem ersten steht; das andere Ende des Kabels wird auf eine Aufwickelrolle (R) aufgewickelt, die mit einem Motor (M) verbunden ist und an der Basis des mit Scheibe (P) ausgestatteten Pfeilers (A) steht.

    [0016] Wenn man befürchtet, daß die Schneedecke (N) eine gefährliche Lawine verursachen könnte, wird das Kabel (C) auf die Aufwickelrolle (R) mit Hilfe des Motors (M) aufgewickelt, bis man es vollkommen aus dem Schnee herausgezogen hat (s. Schraffierug in Abb. 1), so daß die Schneedecke (N) durchgeschnitten wird.

    [0017] In Abbildung 4 sieht man eine Schematisierung der mit Zusatzscheiben (S) ausgestatteten Vorrichtung; diese Zusatzscheiben schleppen das Kabel dem Boden parallel, bevor es emporgezogen wird; man kann außerdem die Feder (L) sehen, die die Schwingungen des Kabels erhöht.

    [0018] Abbildung 5 zeigt die drei wichtigen Phasen der Anwendung der Vorrichtung: Positionierung des Kabels an einer zweckmäßigen Stelle (Abb. 5a), Gefahrmöglichkeit einer großen Lawine (Abb. 5b), Inbewegungsetzen der Vorrichtung und darauf folgende Entwicklung einer kontrollierten und reduzierten Lawine (Abb. 5c).

    [0019] Diese schematisch aufgezeichneten Bedingungen sind für einen Sachverständigen ausreichend, um die Erfindung zu verwirklichen. Konkrete Anwendung kann Veränderungen zur Folge haben, ohne Vorurteile für das neue Grundkonzept zu haben.

    [0020] Mit Hinweis auf die oben angeführte Beschreibung, erhebt man folgende


    Ansprüche

    1. Vorrichtung für das präventive Bereißen von Lawinen bestehend aus einem Kabel, einer Schneide, Stange oder Kette, die die Schneedecke durchschneidet, so daß ein partielles und kontrolliertes Abgleiten der Schneemasse verursacht wird.
     
    2. Vorrichtung für das präventive Bereißen von Lawinen wie bei Anspruch 1, in der ein Ende des Kabels an der Spitze eines Pfeilers befestigt ist und das Kabel durch eine auf der Spitze eines zweiten Pfeilers positionierte Scheibe gleitet; das Kabel wird zuerst auf den Boden gelegt und danach im Notfall gezogen, so daß es die Schneedecke durchschneidet.
     
    3. Vorrichtung für das präventive Bereißen von Lawinen wie bei Anspruch 1, in der die Enden der Schneide oder der Stange an Kabeln befestigt sind, die durch auf der Spitze von Pfeilern positionierte Scheiben gleiten; diese Schneide oder Stange wird zuerst auf den Boden gelegt und danach mit Hilfe der Kabel emporgehoben, so daß sie die Schneedecke durchschneidet.
     
    4. Vorrichtung für das präventive Bereißen von Lawinen wie bei Anspruch 1, 2 oder 3, in der auf den Pfeilern, auf fester oder veränderlicher Höhe zwei Zusatzscheiben positioniert sind, die es dem Kabel, der Stange oder der Schneide gestatten, eine waagrechte oder dem Boden parallele Strecke zurückzulegen, bevor es emporgehoben wird.
     
    5. Vorrichtung für das präventive Bereißen von Lawinen wie bei Anspruch 1, 2, 3 oder 4, die mit einer Aufwickelrolle versehen ist, auf die die Kabel mit der Hand oder mit Hilfe mechanischer, elektrischer oder mit Motor ausgestatteter Systeme aufgewickelt werden; solche Systeme werden ihrerseits mit der Hand, aus der Ferne durch Antriebskabel oder durch elektrisch betriebene oder ferngesteuerte Servogeräte bedient.
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht