[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Drehanodenröntgenröhre mit Mitteln zur vom Betriebszustand
bewirkten Veränderung des Wärmewiderstandes des die Wärme von einem Drehanodenteller
über eine Lagerung ableitenden Wärmeableitungswegs.
[0002] Bei einer durch die DE-PS 591 625 bekannten derartigen Anordnung wird beim Stillstand
ein Anodenteil mit einem wärmeabführenden Körper in gute wärmeleitende Berührung gebracht.
[0003] Bei Einschaltung der Röntgenröhre entsteht durch den auftreffenden Elektronenstrahl
im Drehanodenteller eine hohe Verlustleistung, die dort zu einer Temperatur von beispielsweise
1500
o C führen kann. Vor einer erneuten Einschaltung muß eine Abkühlung bis auf z.B. 150
o C erfolgen, damit beim nachfolgenden Wiedereinschalten nicht zu hohe Temperaturen
entstehen können.
[0004] Man strebt an, die erforderliche Abkühlzeit (je nach Anwendung z.B. ca. 20 Minuten)
möglichst klein zu halten. Bei hohen Temperaturen wird die Verlustwärme vom Anodenteller
vorwiegend durch Strahlung abgeführt. Bei niedrigen Temperaturen dagegen bleibt im
wesentlichen nur der Wärmetransport durch das Material der Drehanode und über die
Lagerung zu einem an die Umgebung wärmeabführenden Lagerträger. Dieser Weg kann insbesondere
bei Verwendung von Gleitlagern wesentlich zur Verkürzung der erforderlichen Abkühlzeit
des Drehanodentellers beitragen.
[0005] Eine erhebliche Verringerung des Wärmewiderstandes des wärmeableitenden Weges, sei
es permanent oder wie im eingangs beschriebenen bekannten Fall nur während des Stillstands,
kann jedoch unzulässig hohe Lagertemperaturen zur Folge haben.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Drehanodenröntgenröhre der eingangs
genannten Art derart zu gestalten, daß die Abkühlzeit des Drehanodentellers verringert
wird, ohne daß die Lagertemperatur unzulässig hohe Werte annehmen kann.
[0007] Die Lösung gelingt dadurch, daß eine Einrichtung vorgesehen ist, durch welche die
Änderung des Wärmewiderstandes in Abhängigkeit der nach dem Abschalten des Elektronenstrahls
entstehenden Temperaturänderung eines mitdrehenden Bauteils bewirkt ist.
[0008] Der Wärmewiderstand wird erst mit einer gewissen Zeitverzögerung erniedrigt. Die
Temperatur des Drehanodentellers ist dann infolge Wärmeabstrahlung bereits erheblich
abgeklungen bis auf einen Wert, der trotz danach erniedrigten Wärmewiderstandes nicht
mehr zu hohen Lagertemperaturen führen kann.
[0009] Gemäß einer bevorzugten besonders zuverlässigen Ausführung ist vorgesehen, daß die
Änderung des Wärmewiderstandes durch die Temperaturänderung in einem mit dem Drehanodenteller
gut wärmeleitend verbundenen Bauteil die Änderung des Wärmewiderstandes bewirkt ist.
Dabei wird als Steuerkriterium eine sich monoton mit der Temperatur des Drehanodentellers
ändernde und für die Erwärmung der Lagerung primär ursächliche Temperatur genutzt.
Es ist aber auch möglich, die Temperatur eines mit der Lagerung wärmeleitend verbundenen
Bauteils als Kriterium für die Änderung des Wärmewiderstandes zu nutzen.
[0010] Eine erfindungsgemäß vorgesehene Steuereinrichtung besteht in allgemeiner Form aus
einem die Temperatur erfassenden Sensor und einem Antrieb zur Bewegung mindestens
eines eine Kontaktfläche aufweisenden Bauteils.
[0011] Vorzugsweise kann die Steuereinrichtung ein temperaturabhängig gedehntes Element
enthalten. Eine damit realisierbare besonders einfache Lösung ist dadurch gekennzeichnet,
daß der veränderliche Wärmewiderstand aus zwei Bauteilen besteht, die korrespondierende
benachbarte Kontaktflächen aufweisen, welche durch thermische Dehnung mindestens eines
der Bauteile aneinander bewegbar sind. Ein einfach aufgebautes einziges Bauteil erfüllt
dann gleichzeitig die Funktionen des Sensors und des Antriebs.
[0012] Eine vorteilhafte konstruktive Lösung ist dadurch gekennzeichnet, daß der veränderliche
Widerstand im Inneren eines den Drehanodenteller mit einem Rotorkörper verbindenden
rohrförmig ausgebildeten Stiels angeordnet ist, daß der Stiel mindestens eine Kontaktfläche
aufweist, und daß mindestens eine gegenüberliegende Kontaktfläche an einem sich innerhalb
des Stiels erstreckenden und mit dem Rotorkörper thermisch gut leitend verbundenen
Ansatz angeordnet ist.
[0013] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß der Stiel
eine derartige axiale Länge und eine derart geringe Wandstärke aufweist, daß sein
Wärmewiderstand vom Drehanodenteller zum Rotorkörper größer als 30% des durch die
Lagerung sich ergebenen Wärmewiderstandes ist. Die Wärmewiderstände des Stiels und
der veränderliche Wärmewiderstand sind in Parallelschaltung dem Wärmewiderstand der
Lagerung vorgeschaltet. Relativ große Änderungen des resultierenden Wärmewiderstandes
ergeben sich dann, wenn das Verhältnis der Wärmewiderstände des Stiels und der Lagerung
möglichst groß ist.
[0014] Damit der Wärmeübergang über die Kontaktflächen nicht durch Bildung wärmeisolierender
Fremdschichten behindert wird, ist vorgesehen, daß die Kontaktflächen oberflächenvergütet
sind.
[0015] Der Wärmeübergangswiderstand über die Kontaktflächen ist umgekehrt proportional der
Größe der Kontaktfläche und dem Anpreßdruck. Eine Vergrößerung der wirksamen Kontaktfläche
kann dadurch erreicht werden, daß die Kontaktflächen einander zugeordnete Vertiefungen
bzw. Erhöhungen aufweisen.
[0016] Die Erfindung wird anhand der Beschreibung eines in der Zeichnung dargestellten bevorzugten
Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0017] Die Figur zeigt schematisch die wesentlichen Bauteile einer erfindungsgemäß gestalteten
Drehanode.
[0018] Auf einen beispielsweise mit Wolfram beschichteten radial äußeren Bereich eines Drehanodentellers
2 wird ein von einer nicht dargestellten Kathode ausgehender gebündelter Elektronenstrahl
1 gerichtet, welcher eine Röntgenstrahlung bewirkt. Dabei entsteht im Drehanodenteller
2 eine hohe Verlustleistung, welche Temperaturen von bis zu 1500
o C verursacht.
[0019] Der Drehanodenteller 2 ist über den Stiel 3 mit dem Rotorkörper 4 drehfest verlötet.
Der Rotorkörper 4 ist über eine angedeutete Gleitlagerung 5 (wie sie prinzipiell in
der EP-A 14 14 76 beschrieben ist) auf dem feststehenden und vorzugsweise gekühlten
Lagerträger 6 gelagert.
[0020] Der Rotorkörper 4 wirkt als Kurzschlußläufer, auf welchen mittels eines von einem
nicht dargestellten Motorständer gebildeten Drehfeldes ein asynchrones Drehmoment
ausgeübt wird. Der Motorständer ist außerhalb eines die in der Figur gezeichneten
Bauelemente umgebenden, vorwiegend metallischen und gasdichten und ebenfalls nicht
dargestellten Gehäuses in geeigneter Weise angeordnet, wie es allgemein bekannt ist.
[0021] Infolge der hohen Temperaturen des Drehanodentellers 2 von etwa 1500
o C erwärmt sich der Stiel 3 auf etwa 800
o C, der Rotorkörper auf etwa 400
o C und der Lagerträger 6 auf etwa 200
o C, wobei jeweils über die Volumenbereiche gemittelte Temperaturen genannt sind, welche
sich bei unterbrochenem thermischen Parallelweg über den Ansatz 7 des Rotorkörpers
4 einstellen.
[0022] Der Ansatz 7 ist innerhalb des hohlzylindrischen Stiels 3 angeordnet und weist Kontaktflächen
8 und 9 auf, welchen Kontaktflächen 10 bzw. 11 des Stiels 3 entsprechen. Die Kontaktflächen
8 und 10 sind ebene Kreisringflächen. Die Kontaktflächen 9 und 11 sind dagegen uneben
und mit im Querschnitt etwa dreieckförmigen ringförmigen Erhebungen bzw. Einbuchtungen
ausgebildet. Dadurch wird die wirksame Wärmeübergangsfläche vergrößert.
[0023] Im in der Figur dargestellten Zustand, welcher sich bei hohen Temperaturwerten des
Drehanodentellers 2 ergibt, liegen die Kontaktflächen 8 und 10 bzw. 9 und 11 mit geringen
Abständen einander gegenüber. Diese Abstände sind in der Zeichnung übertrieben groß
gezeichnet. Über die Abstandsspalte und das Vakuum wird (abgesehen von Wärmestrahlung)
keine Wärme geleitet. Da der Stiel 3 über einen langen axialen Weg mit sehr dünner
Wandstärke 12 aufgebaut ist, ist dessen Wärmewiderstand zum Rotorkörper 4 groß. Infolgedessen
kann nur ein geringer Teil der Temperatur des Drehanodentellers 2 auf die Lagerkörper
5 einwirken.
[0024] Bei insbesondere durch Wärmeabstrahlung sich erniedrigender Temperatur des Drehanodentellers
2 sinkt auch die Temperatur des Stiels 3, welcher dann axial schrumpft. Bei einer
Temperatur des Drehanodentellers 2 von etwa 20% seiner Maximaltemperatur liegen die
Kontaktflächen 8 und 10 bzw. 9 und 11 schließlich aneinander an. Dann wird über die
Kontaktflächen Wärme übertragen. Dabei beschleunigt sich die Abkühlung des Stiels
3 und andererseits wird der Ansatz 7 erwärmt. Infolgedessen entsteht schnell eine
hohe elastische Anpreßkraft zwischen den Kontaktflächen, welche einen sehr niedrigen
Wärmewiderstand vom Stiel 3 über die Kontaktflächen 8 und 10 bzw. 9 und 11 zum Rotorkörper
4 bewirkt. Die weitere Abkühlung des Drehanodentellers 12 bis auf etwa 10% seiner
Maximaltemperatur wird erheblich beschleunigt. Beim nunmehr nierdrigen Temperaturniveau
besteht keine Gefahr, daß die Temperatur der Lagerung 5 unzulässige Werte annehmen
kann.
[0025] Man kann die Abstände zwischen den Kontaktflächen 8 und 10 einerseits sowie 9 und
11 andererseits derart unterschiedlich dimensionieren, daß sich Berührungen zu verschiedenen
Zeiten bzw. bei verschiedenen Temperaturen des Drehanodentellers 2 ergeben. Dadurch
kann eine weitere Reduzierung der Gesamtabkühlzeit des Drehanodentellers 2 erreicht
werden.
[0026] Es wäre weiterhin möglich, radiale Temperaturdehnungen zur Überbrückung zylindrischer
Spalte zwischen Stiel 3 und Ansatz 7 auszunutzen.
1. Drehanodenröntgenröhre mit Mitteln zur vom Betriebszustand bewirkten Veränderung des
Wärmewiderstandes des die Wärme von einem Drehanodenteller (2) über eine Lagerung
(5) ableitenden Wärmeableitungswegs,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Einrichtung (7, 11) vorgesehen ist, durch welche die Änderung des Wärmewiderstandes
in Abhängigkeit der nach dem Abschalten des Elektronenstrahls entstehenden Temperaturänderung
eines mitdrehenden Bauteils (3,7) bewirkt ist.
2. Drehanodenröntgenröhre nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Änderung des Wärmewiderstandes durch die Temperaturänderung in einem mit
dem Drehanodenteller (2) wärmeleitend verbundenen Bauteil (3) bewirkt ist.
3. Drehanodenröntgenröhre nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Änderung des Wärmewiderstandes durch die Temperaturänderung eines mit der
Lagerung (5) wärmeleitend verbundenen Bauteils (4) bewirkt ist.
4. Drehanodenröntgenröhre nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Steuereinrichtung ein Element (3,7) enthält, dessen Abmessungen sich infolge
der Temperaturänderung verändern.
5. Drehanodenröntgenröhre nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der veränderliche Wärmewiderstand aus zwei Bauteilen (3,7) besteht, die korrespondierende
benachbarte Kontaktflächen (8,10 und 9,11) aufweisen, welche durch thermische Dehnung
mindestens eines der Bauteile (3,7) aneinander bewegbar sind.
6. Drehanodenröntgenröhre nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß der veränderliche Widerstand im Inneren eines den Drehanodenteller (2) mit einem
Rotorkörper (4) verbindenden rohrförmig ausgebildeten Stiels (3) angeordnet ist, daß
der Stiel (3) mindestens eine Kontaktfläche (8,9) aufweist, und daß mindestens eine
gegenüberliegende Kontaktfläche (10,11) an einem sich innerhalb des Stiels (3) erstreckenden
und mit dem Rotorkörper (4) thermisch gut leitend verbundenen Ansatz (7) angeordnet
ist.
7. Drehanodenröntgenröhre nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Stiel (3) eine derartige axiale Länge und eine derart geringe Wandstärke
(12) aufweist, daß sein Wärmewiderstand vom Drehanodenteller (2) zum Rotorkörper (4)
größer als 30% des durch die Lagerung (5) sich ergebenen Wärmewiderstandes ist.
8. Drehanodenröntgenröhre nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kontaktflächen (8 bis 11) oberflächenvergütet sind.
9. Drehanodenantriebsröhre nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kontaktflächen (9,11) einander zugeordnete Vertiefungen bzw. Erhöhungen
aufweisen.