[0001] Die Erfindung betrifft ein Führungsverfahren für die elektrischen Antriebe von Rollen
einer Stranggießanlage sowie eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Bei einer Stranggießanlage wird der Strang mittels angetriebener Rollen bzw. Rollenpaare
aus der Kokille abgezogen und geführt. Die einzelnen Rollen werden elektrisch angetrieben,
wobei die Stromversorgung der Antriebe über eine Sammelschiene erfolgt. Die Regelung
der Antriebe erfolgt über eine gemeinsame Drehzahlregelung.
[0003] Eine derartige Regelung ist insofern nachteilig, als die einzelnen Rollen den Strang
unterschiedlich stark antreiben. Ursachen hierfür sind z.B. durch Verschleiß verursachte
unterschiedliche Rollendurchmesser oder Serienstreuungen der Antriebsmotore oder Schwankungen
in der Strangdicke. Die unterschiedliche Lastaufnahme hat negative Auswirkungen auf
die Qualität des gegossenen Stranges.
[0004] Wenn z.B. in einem Motor durch eine Betriebsstörung ein Kurzschluß entsteht, wird
die gesamte Stromversorgung kurzgeschlossen. Alle Antriebe fallen dann aus; der Strang
kann nicht mehr abgezogen werden.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur individuellen Regelung
der Antriebe zur Verfügung zu stellen, wobei ein Lastausgleich zwischen den einzelnen
Rollenantrieben erreicht werden soll.
[0006] Darüber hinaus soll ein exakter Gleichlauf der Antriebe bezüglich der Umfangsgeschwindigkeiten
der Rollen erreicht werden.
[0007] Weiterhin sollen bei Störung eines Antriebs ein Weiterbetrieb der anderen Antriebe
möglich sein.
[0008] Ferner soll eine gleichbleibende Qualität des gegossenen Strangs auch bei einer Änderung
der Stahlgüte im Verbundguß erreicht werden.
[0009] Die Aufgabe wird durch ein Führungsverfahren für die elektrischen Antriebe von Rollen
einer Stranggießanlage gelöst, wobei der Strang durch die angetriebenen Rollen, deren
Antriebe einzeln geregelt sind, aus der Kokille der Stranggießanlage abgezogen wird
und wobei die Sollwertvorgabe für die Rollenantriebe lastabhängig erfolgt. Die Einrichtung
zur Durchführung des Verfahrens umfaßt eine Automatisiereinheit, z.B. eine speicherprogrammierbare
Steuerung, die zur Anzeige des Betriebszustandes mit einer Anzeigeeinheit und zur
Vorgabe von Betriebsparametern, z.B. Gießgeschwindigkeits-Sollwert und Betriebsart,
mit einer Eingabeeinheit sowie zur Übermittlung von Sollwerten mit den einzelnen Reglern
von Rollenantrieben verbunden ist.
[0010] Mit Vorteil sind die einzeln geregelten Rollenantriebe drehzahlgeregelt, wobei für
jeden Rollenantrieb aus der Differenz des Iststromes des Rollenantriebes und des Strommittelwertes
der Istströme der Rollenantriebe ein Drehzahl-Zusatzsollwert berechnet wird, mit dem
eine aus der Gießgeschwindigkeit und dem Rollendurchmesser errechnete Solldrehzahl
beaufschlagt wird.
[0011] Vorteilhaft werden nur die Antriebe der den Warmstrang führenden Rollen geregelt.
[0012] Störungen einzelner Antriebe werden detektiert und gemeldet, worauf diese Antriebe
bei dem Führungsverfahren nicht mehr berücksichtigt werden.
[0013] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels, anhand der Zeichnungen und in Verbindung mit den weiteren
Unteransprüchen.
[0014] Die FIG zeigt den Prinzipaufbau der Antriebsregelung.
[0015] Gemäß der FIG ist eine Automatisiereinheit 1, z.B. eine speicherprogrammierbare Steuerung,
mit einer Anzeigeeinheit 2 verbunden. Des weiteren ist die Automatisiereinheit 1 mit
einer nicht dargestellten Eingabeeinheit verbunden, von der Sollwerte übermittelt
werden. Die Sollwerte umfassen z.B. die Gießgeschwindigkeit v
G, die Gießlänge und die Betriebsart der Stranggießanlege. Darüber hinaus ist die Automatisiereinheit
1 über einen Datenbus 6, mit dem alle Drehzahlregler 3, 4, 5 angesprochen werden,
sowie über Datenleitungen 7, mit denen einzelne Drehzahlregler 3, 4, 5 angesprochen
werden, mit den Drehzahlreglern 3, 4, 5 verbunden. Über den Datenbus 6 werden gemeinsame
Informationen, z.B. Kennlinien, übertragen.
[0016] Jeder Drehzahlregler 3, 4, 5 regelt einen Rollenantrieb 8, dessen Istwerte, z.B.
Istdrehzahl n
ist oder Iststrom list, von einem Istwertgeber 9 erfaßt werden.
[0017] Über die Datenleitungen 7 werden nur einzelne Regler 3, 4, 5 betreffende Daten übertragen.
Derartige Daten sind z.B. Istdrehzahl n
ist, Iststrom list, Störungssignal S, Solldrehzahl nson oder ein Aktivierungs-/Deaktivierungssignal.
Eine Störung wird z.B. detektiert, wenn Istdrehzahl n
ist oder Iststrom list unzulässige Werte erreichen.
[0018] Darüber hinaus weisen die Drehzahlregler 3, 4, 5 nicht dargestellte Mittel, z.B.
Infrarotdetektoren, zum Detektieren der Belegung mit Warmstrang auf.
[0019] Die Drehzahlregler 3, 4, 5 regeln einzeln die Antriebe 8 von Rollen, die den Strang
aus der Kokille der Stranggießanlage abziehen. Die Drehzahlsollwerte nson der einzelnen
Drehzahlregler 3, 4, 5 werden durch die Automatisiereinheit 1 geführt, wobei die Sollwertvorgabe
für die Rollenantriebe 8 lastabhängig erfolgt. Dabei werden nur die Antriebe 8 geregelt,
deren Rollen den Warmstrang führen. Es wird angenommen, daß eine Rolle den Warmstrang
führt, wenn der Iststrom list des Rollenantriebs 8 während einer vorwählbaren Zeitspanne
T vom Leerlaufstrom 1
0 um mehr als eine vorwählbare Schwankungsbreite I abweicht und/oder wenn die Rolle
auf den Warmstrang angepreßt ist. Die Rollen können dabei so stark an den Warmstrang
angepreßt sein, daß sie den Strang plastisch verformen, also als Walzen wirken.
[0020] Die Istströme list werden von den Drehzahlreglern 3, 4, 5 zusammen mit eventuell
aufgetretenen Störungen übermittelt. Die Automatisiereinheit 1 berechnet aus den Istströmen
list einen Mittelwert Im. Sodann werden in der Automatisiereinheit 1 für jeden geregelten
Rollenantrieb 8 die Differenz aus Iststrom list und Strommittelwert Im gebildet. Der
Iststrom list wird dabei gegebenenfalls um einen Leerlaufstrom 1
0 vermindert. Die so errechnete Differenz wird mit einer vorwählbaren Konstante p multipliziert.
Die Konstante p hat typisch einen Wert von 2 bis 3. Wenn die betreffende Rolle als
warmstrangführend registriert ist, wird ein Drehzahl-Zusatzsollwert n
so gemäß der Formel

berechnet. n
N und IN sind dabei Nenndrehzahl und Nennstrom des Rollenantriebs 8. Wenn die betreffende
Rolle als nicht warmstrangführend registriert ist, wird der Drehzahl-Zusatzsollwert
gleich Null gesetzt. Falls nötig wird der Drehzahl-Zusatzsollwert n
soll auf einen vorwählbaren Bruchteil, z.B. 3 %, der Nenndrehzahl n
N begrenzt. Durch Vergleich des begrenzten Drehzahl-Zusatzsollwerts n
soll mit dem Wert vor der Begrenzung wird festgestellt, ob eine Begrenzung nötig war.
Wenn ja, wird für diese Rolle ein Verschleißsignal auf der Anzeigeeinheit 2 angezeigt.
Der Drehzahl-Zusatzsollwert n
soll wird zur Solldrehzahl n
soll addiert, wobei die Solldrehzahl n
soll aus der Gießgeschwindigkeit vα und dem Rollendurchmesser d der betreffenden Rolle
ermittelt wird.
[0021] Wenn ein Rollenantrieb 8 gestört ist, wird ein Störungssignal S vom zugehörigen Drehzahlregler
3, 4 oder 5 an die Automatisiereinheit 1 gesendet. Dieser Antrieb 8 wird bei der gesamten
vorstehend beschriebenen Führung, also weder bei der Strommittelwertbildung noch bei
der Sollwertkorrektur, berücksichtigt.
1. Führungsverfahren für die elektrischen Antriebe (8) von Rollen einer Stranggießanlage,
wobei der Strang durch die angetriebenen Rollen, deren Antriebe (8) einzeln geregelt
sind, aus der Kokille der Stranggießanlage abgezogen wird und wobei die Sollwertvorgabe
für die Rollenantriebe (8) lastabhängig erfolgt.
2. Führungsverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die einzeln geregelten
Rollenantriebe (8) drehzahlgeregelt sind, wobei für jeden Rollenantrieb (8) aus der
Differenz des Iststromes (Iist)des Rollenantriebes (8) und des Strommittelwertes (Im) der Istströme (Iist) der Rollenantriebe (8) ein Drehzahl-Zusatzsollwert ( nsoll) berechnet wird, mit dem eine aus der Gießgeschwindigkeit (vG) und dem Rollendurchmesser (d) errechnete, Solldrehzahl (nsoll) beaufschlagt wird.
3. Führungsverfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Drehzahl-Zusatzsollwert
( nsoll) proportional zur Differenz des Iststromes (Iist) und des Strommittelwertes (Im) ist.
4. Führungsverfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittelwertbildung
und die Differenzbildung mit um Leerlaufströme (10) verminderten Istströmen (Iist) erfolgt.
5. Führungsverfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß nur die Antriebe (8) der den Warmstrang führenden Rollen geregelt werden.
6. Führungsverfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Belegung eines Rollenantriebs (8) mit dem Warmstrang dadurch detektiert wird,
daß der Istrom (Iist) des Rollenantriebs (8) während einer vorwählbaren Zeitspanne (T) vom Leerlaufstrom
(10) um mehr als eine vorwählbare Schwankungsbreite ( I) abweicht.
7. Führungsverfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß bei Störung eines Rollenantriebs (8) dieser Rollenantrieb (8) bei der Berechnung
des Strommittelwertes (Im) nicht berücksichtigt wird.
8. Führungsverfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Verschleiß der Rollen detektiert wird, wenn der berechnete Drehzahl-Zusatzsollwert
( nsoll) einen vorwählbaren Bruchteil der Solldrehzahl (nsoll) übersteigt, wobei der wirksame Drehzahl-Zusatzsollwert ( nsoll) auf diesen vorwählbaren Bruchteil der Solldrehzahl (nsoll) begrenzt wird.
9. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 8, wobei eine Automatisiereinheit (1), z.B. eine speicherprogrammierbare Steuerung,
zur Anzeige des Betriebszustandes mit einer Anzeigeeinheit (2) und zur Vorgabe von
Betriebsparametern, z.B. Gießgeschwindigkeits-Sollwert (vG) und Betriebsart, mit einer Eingabeeinheit sowie zur Übermittlung von Sollwerten
mit den einzelnen Reglern (3, 4, 5) von Rollenantrieben (8) verbunden ist.
10. Einrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollenantriebe (8)
Mittel zum Erfassen von Betriebsstörungen aufweisen.
11. Einrichtung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollenantriebe
(8) Mittel zum Erfassen der Anwesenheit des Warmstranges aufweisen.
12. Einrichtung nach Anspruch 9, 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen
Regler (3, 4, 5) Drehzahlregler (3, 4, 5) sind.
13. Einrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß die Rollen den Strang plastisch verformen, also als Walzen wirken.