[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überwachung oder Messung der
Gleichmäßigkeit von Spinnfaserkabeln durch mechanische Tastorgane im Zuge der Kabelherstellung
auf der Bandstraße.
[0002] Bei der Herstellung von Synthesefasern ist es erforderlich, den ersponnenen Filamenten
durch eine Reihe von Nachbehandlungsschritten die gewünschten textilen Eigenschaften
zu verleihen. Nachbehandlungsschritte, die in aller Regel erforderlich sind, bestehen
z.B. im Verstrecken, im Fixieren, dem Kräuseln und gegebenenfalls dem Schneiden der
Endlosfilamente zu Stapelfasern. Diese Nachbehandlungsschritte werden in der Technik
in der Regel auf sogenannten Bandstraßen ausgeführt, indem man zuerst die Filamentschar
vieler Spinndüsen zu einem Spinnkabel zusammenfaßt und dieses in Kannen ablegt und
dann widerum eine große Schar dieser Spinnkabel facht und gemeinsam auf einer Bandstraße
den o.g. Nachbehandlungsschritten wie Verstreckung fixieren, kräuseln usw. unterwirft.
Die auf diese Weise gleichzeitig nachbehandelten Spinnfaserkabel enthalten eine sehr
große Zahl, in der Regel einige Hunderttausend bis einige Millionen Einzelfilamente.
[0003] Besonders für die Herstellung von Spinnfaserkabeln die anschließend als sogenannte
Konverterkabel, Reißkabel oder Füllfaserkabel weiterverarbeitet werden sollen, ist
eine gleichmäßige Kabelqualität, insbesondere eine konstante Filamentzahl entscheidend.
Jede Änderung der Kabelstärke führt zu einer Unregelmäßigkeit im Endprodukt, was einer
Qualitätseinbuße gleichkommt.
[0004] Aus technischen Gründen, z.B. weil die in Kannen abgelegten Kabel der frisch ersponnenen
Filamente nicht unendlich lang sind, sind Störungen durch Auslaufen von Lieferkannen
und das dann notwendige Nachziehen von Ersatzspinnkabeln unvermeidbar. Auch Störungen
im Ausspinnvorgang, die zum Reißen einzelner Filamente und zum Verklumpen und zu Tropfenbildungen
führen können, ergeben sogenannte Hartstellen im Spinnfaserkabel und mindern dessen
Qualität. Es ist daher erforderlich, die Spinnfaserkabel auf Unregelmäßigkeiten zu
überwachen, um die Anteile der Endprodukte, die durch die Unregelmäßigkeit einen Qualitätsverlust
erlitten haben, aus dem Produktionsprozeß ausschleusen zu können. Die Überwachung
der Spinnfaserkabel erfolgt meist visuell durch das Bedienungspersonal. Für spezielle
Einsatzgebiet sind auch bereits automatische Vorrichtungen beschrieben worden, die
die Auswirkungen von Kabelunregelmäßigkeiten auf das Endprodukt minimieren sollen.
[0005] Vorrichtungen, die diesem Zweck dienen sind beispielsweise aus der DE-AS-21 44 104,
der DE-OS-24 00 293 oder der deutschen Patentschrift Nr. 11 208 bekannt. Die aus der
DE-AS-21 44 104 und DE-OS-24 00 293 bekannten Vorrichtungen arbeiten mit Tastrollen,
die die Dicke des Faserkabels abtasten. Bei der Vorrichtung der DE-PS 11 208 wird
für diesen Zweck ein sogenannter Tastsattel eingesetzt, der von Dickstellen des Kabels
emporgeworfen werden soll.
[0006] In der DE-OS 33 06 687 wird eine Vorrichtung beschrieben zum Zusammenführen von mehreren
Teilkabeln eines Synthesefaserkabels vor der Kräuselkammer mittels verschwenkbarer
Ableitwalzen, die Kabelspannungsmeß- und Reguliereinheiten aufweist. Diese Messung
der Kabelspannung dient hier ausschließlich zur automatischen Regelung der Ableitwalzen,
so daß das Zusammenführen der Teilkabel optimiert wird. Die Vorrichtung dient nicht
dazu die Qualität der Teilkabel zu erfassen.
[0007] Die vorliegende Erfindung stellt dem gegenüber ein Verfahren zur Verfügung, mit dem
die Qualität eines Synthesefaserkabels überwacht und gegebenenfalls bewertet werden
kann.
[0008] Es wurde gefunden, daß sich diese Aufgabe überraschenderweise durch eine laufende
Überwachung der mechanischen Spannung des Synthesefaserkabels lösen läßt.
[0009] Ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zur Überwachung
oder Messung der Gleichmäßigkeit von Synthesefaserkabeln durch mechanische Tastorgane,
während der Herstellung auf der Bandstraße bei dem die mechanische Spannung des laufenden
Kabels vor einer das Kabel mit definierter Geschwindigkeit transportierenden Walzenanordnung
gemessen wird und als Maß für die Gleichmäßigkeit des Faserkabels dient.
[0010] Walzenanordnungen, die auf Bandstraßen dem Kabeltransport mit definierter Transportgeschwindigkeit
dienen, sind so konstruiert, daß das über die Walzen laufende Kabel durch Reibung
auf der Walzenoberfläche praktisch die Umfangsgeschwindigkeit der Transportwalzen
annimmt.
[0011] Einzelne Walzen sind in der Regel nicht ausreichend, einem Kabel eine definierte
Transportgeschwindigkeit zu vermitteln, da die Reibung zwischen Kabel und Walzenoberfläche
nicht groß genug ist und daher meist ein gewisser Schlupf auftritt.
[0012] Walzenanordnungen, die einem Kabel eine definierte Geschwindigkeit erteilen können,
enthalten daher zwei oder mehrere - gängig sind z.B. bis zu sieben Walzen (sog. Septetts)
- Walzen, die entweder so angeordnet sind, daß sie das Kabel nacheinander mit möglichst
großem Umschlingungswinkel passiert oder sie sind als Quetschwalzenpaare ausgeführt.
[0013] Quetschwalzenpaare bestehen aus einer festen und einer mit großem Druck auf die feste
Walze drückenden beweglichen Walze. Das zu transportierende Kabel wird in den Walzenspalt
des Quetschwalzenpaares eingezogen und mit der Umfangsgeschwindigkeit der Quetschwalzen
transportiert. Hierbei ergibt sich vor den Quetschwalzen, d.h. stromaufwärts davon,
eine aus dem Gesamtaufbau der Kabelstraße resultierende Kabelspannung die im Normalbetrieb
um einen Normalwert statistisch schwankt. Walzenanordnungen, die einem Kabel eine
definierte Transportgeschwindigkeit vermitteln können, werden im Folgenden als Transportwalzenanordnungen
bezeichnet. Transportwalzenanordnungen finden sich an vielen Kabelbehandlungsvorrichtungen
als Einzugswalzen z.B. an Trocknern, Kräuselkammern, Reißstrecken, Schneidemaschinen
usw.
[0014] Die Messung der mechanischen Kabelspannung erfolgt daher vorzugsweise in einem vor
den Einzugswalzen eines Kabelbehandlungsaggregats z.B. einer Reißstrecke oder einer
Stauchkammer liegenden Messbereich, der mit einem Spannungsmessgerät an sich bekannter
Bauart ausgestattet ist. Gerät eine Störung des Synthesefaserkabels in Form eines
dickeren oder schwächeren Kabelstücks in die Einzugswalzen (Transportwalzenanordnung)
des überwachten Aggregats, so zeigt sich diese Störung als Veränderung der Kabelspannung
vor den Einzugswalzen, die mit an sich bekannten Spannungsmessköpfen gut meßbar ist.
Besteht die Transportwalzenanordnung aus einem Walzenmultiplett, so führt eine Störung
in Form einer Verdickung des Kabels zu einem Spannungsanstieg, eine Dünnstelle des
Kabels zu einem Spannungsabfall. Besteht die Transportwalzenanordnung aus einem Quetschwalzenpaar
so führt eine Verdickung des Faserkabels beim Durchlaufen durch den Walzenspalt zu
einem Spannungsanstieg, eine Dünnstelle des Kabels zu einem Spannungsabfall, wenn
das Kabel auch stromabwärts von dem Quetschwalzenpaar unter Zugspannung steht. Steht
das Kabel stromabwärts von der Quetschwalze nicht mehr unter Spannung, was z.B. hinter
den Einzugswalzen einer Stauchkammer (Kräuselkammer) der Fall ist, so kehren sich
die Effekte um: Eine Kabelverdickung führt zu einem Spannungsabfall, eine Dünnstelle
provoziert einen Spannungsanstieg. Auch sogenannte "harte Stellen", die beispielsweise
durch eine Anhäufung von gerissenen und unter Bildung eines knotenartigen Polymerisattropfens
zusammengelaufenen Filamenten (sogenannte Klecker) entstehen, führen beim Passieren
der als Quetschwalzen ausgebildeten Einzugswalzen eines überwachten Aggregats, z.B.
einer Stauchkammer, zu einem scharfen Spannungsanstieg des Kabels im Bereich vor den
Einzugswalzen, wenn das Kabel hinter den Quetschwalzen (wie in einer Stauchkammer)
nicht mehr unter Zugspannung steht.
[0015] Je nach der Ausdehnung der Störstelle des Synthesefaserkabels ergeben sich kürzere
oder längere Spannungsänderungen vor den Einzugswalzen. Häufigkeit und Ausdehnung
der Spannungsabweichungen stellen somit ein zuverlässiges Maß für die Qualität des
überwachten Synthesefaserkabels dar.
[0016] Die Auswertung der Meßergebnisse kann in verschiedener Weise erfolgen, je nach dem
welche Aussage über die Kabelqualität gewünscht wird. Sollen z.B. Störstellen des
Kabels grundsätzlich vor der Weiterverarbeitung ausgeschlossen werden, so kann eine
positive oder negative Spannungsänderung z.B. unmittelbar zur Abschaltung des Kabeltransports
benutzt werden. Soll die fehlerhafte Stelle an einer geeigneten Stelle aus dem Produktstrom
ausgeschleust werden, so kann sie bei Auftreten der Spannungsänderung z.B. signiert
werden. Das Spannungsignal kann aber auch z.B. einen Zeitmesser starten, der in Abhängigkeit
von der Kabelgeschwindigkeit das Ausschleusen des fehlerhaften Produkts steuert.
[0017] Beispielsweise kann ein durch die Spannungsänderung ausgelöstes Alarmsignal dazu
benutzt werden eine Signallampe im Bereich der dem Walzenpaar nachgeschalteten Kabelbehandlungsvorrichtung
z.B. der Kräuselmaschine einzuschalten die dem Bedienungsmann anzeigt, daß ein nicht
tolerierbarer Kabelfehler entstanden ist. Gleichzeitig kann beispielsweise im Bereich
des Kabelabtaflers ein Signal ausgelöst werden und nach entsprechender Durchlaufzeit
der Störung durch den Fixierer kann vor der Schneidmaschine ein Signal ausgelöst werden,
welches es ermöglicht die Kannenabfüllung rechtzeitig zu unterbrechen und die aus
der Kabelunregelmäßigkeit resultierenden nicht typgerechten Produktionsanteile auszuschleusen.
Das durch die Spannungsänderung erzeugte Signal kann auch, wie oben bereits gesagt,
dazu benutzt werden, die Störstelle des Spinnfaserkabels durch einen Signierfarbstoff
zu markieren. Die nicht typkonformen Produktionsanteile können dann von Hand oder
automatisch, beispielsweise vor der Kabelablage oder an der Schneidemaschine, entfernt
werden.
[0018] Damit nicht bereits geringfügige statistische Spannungsänderungen im Synthesefaserkabel
die im Störfall fälligen Maßnahmen auslösen, werden vorzugsweise nur solche positive
und/oder negative Spannungsänderungen des Kabels ausgewertet, die über einer vorgegebenen
positiven und/oder negativen Triggerschwelle d.h. außerhalb eines vorgegebenen Schwellwertfensters,
liegen. Die Höhe der Schwelle wird so festgelegt, daß sie über den im Normalbetrieb
auftretenden statistischen Spannungsänderungen liegt.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren ist aber nicht nur dazu geeignet, bei auftretenden
Störungen des Spinnfaserkabels bestimmte Alarmeinrichtungen oder Störfallmaßnahmen
auszulösen, sondern die Spannungsänderungen können auch nach Häufigkeit und/oder Ausdehnung
gezählt bzw. integriert werden. Der dadurch erhaltene Meßwert kann auf die Einheit
der Laufzeit oder Lauflänge des Kabels normiert werden und stellt dann ein Maß für
die mittlere Kabelqualität im Meßintervall dar.
[0020] Wird von dem Spannungsmessgerät ein analoges Signal abgeleitet so kann auf einem
Schreiber jede Änderung der Stärke des Spinnfaserkabels kontinuierlich überwacht werden.
Auch hierbei kann ein Grenzwert des Analogsignals festgelegt werden, bei dem die oben
beschriebenen Störfallmaßnahmen ausgelöst werden.
[0021] Die Messung der Kabelspannung kann kontinuierlich, d.h. ohne Unterbrechung erfolgen,
wobei man ein Spannungssignal erhält das der ständigen Kontrolle der Kabelqualität
dienen kann. Die Messung kann aber auch intermittierend in kurzen Zeitabständen erfolgen.
Diese Ausführungsform ist von Vorteil, wenn z.B. eine einzige Auswertungs- und Regelvorrichtung
für mehrere Meßstellen vorgesehen ist. Der Auswertungsrechner arbeitet dann quasi
im time sharing Verfahren.
[0022] Zweckmäßigerweise wird die Auswertung der Signalfolge zur Bestimmung der Kabelqualität
von einem Rechner vorgenommen, der die Ergebnisse in Echtzeit ausgeben kann und damit
gewünschtenfalls eine Prozeßsteuerung ermöglicht.
[0023] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eignen sich alle bekannten Meßvorrichtungen
für mechanische Spannung von Spinnfaserkabeln. Gut geeignet sind insbesondere solche
Vorrichtungen, die mit einer Tänzerwalze arbeiten, d.h. einer unter Druck auf dem
Kabel aufliegenden, zwischen zwei festen Walzen angeordneten beweglichen Walze. Die
Tänzerwalze kann dabei in unterschiedlicher Weise gesteuert werden, beispielsweise
ist es möglich, durch die Tänzerwalze eine relativ lange Schlaufe des Kabels bilden
zu lassen, so daß das Kabel die Tänzerwalze etwa 180° umschlingt. Die Tänzerwalze
wird in dieser Position durch Federkraft gehalten, so daß jede Spannungsänderung des
Kabels zu einer Positionsänderung der Tänzerwalze führt. Die Positionsänderung der
Tänzerwalze wird dann in an sich bekannter Weise in ein elektrisches Analog- oder
Digitalsignal umgewandelt und in der oben beschriebenen Weise weiter aufbereitet.
Eine Tänzerwalze kann aber beispielsweise auch in der Weise betrieben werden, daß
sie durch eine ständig gemessene Kraft in einer Position gehalten wird, bei der sie
das laufende Synthesefaserkabel nur relativ geringfügig beispielsweise um ein Winkel
zwischen 20 und 45° auslenkt. Die zur Aufrechterhaltung dieser Position jeweils erforderliche
Kraft wird laufend gemessen und in an sich bekannter Weise beispielsweise durch ein
elektronisches Tensiometer in ein elektrisches Signal umgewandelt, das wie oben beschrieben
ausgewertet wird.
1. Verfahren zur Überwachung oder Messung der Gleichmäßigkeit von Spinnfaserkabeln
durch mechanische Tastorgane während der Herstellung auf der Bandstraße, dadurch gekennzeichnet,
daß vor einer Transportwalzenanordnung die mechanische Spannung des laufenden Kabels
gemessen wird und als Maß für die Gleichmäßigkeit des Faserkabels dient.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannung vor den Einzugswalzen
einer Kabelbehandlungsvorrichtung gemessen wird.
3. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß für die Kabelspannung ein positiver oder negativer Schwellwert vorgegeben wird,
bei dessen Überschreitung Störfallmaßnahmen ausgelöst werden.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Spannungsänderungen, vorzugsweise solche die außerhalb des Schwellwertfensters
liegen, nach Häufigkeit und/oder Ausdehnung gezählt bzw. integriert werden und dieser
Wert, gegebenenfalls nach Normierung auf die Einheit von Zeit oder Kabellauflänge
im Meßintervall, als Qualitätsmerkmal des Kabels ausgegeben wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das vom Meßkopf abgegebene Signal nach üblicher, ausreichender Verstärkung dazu
benutzt wird, eine Signallampfe im Bereich der dem Walzenpaar nachgeschalteten Kabelbehandlungsvorrichtung
einzuschalten, und/oder im Bereich des Kabelabtaflers, und, nach entsprechender Durchlaufzeit
der Störung durch den Fixierer, vor der Schneidemaschine ein Signal auszulösen, welches
es ermöglicht, die nicht typgerechten Produktionsanteile auszuschleusen.