Stand der Technik
[0001] Die herkömmliche Ledertechnologie besteht aus einer Abfolge von Einzelschritten,
deren erster Abschnitt die sogenannte Wasserwerkstatt darstellt, gefolgt von der eigentlichen
Gerbung und der Zurichtung der Leder (vgl. F. Stather, Gerbereichemie und Gerbereitechnologie,
Akademie-Verlag, Berlin 1967). Im Rahmen der Wasserwerkstatt werden die Häute und
Felle gewöhnlich einem Äscherverfahren unterworfen, dem sich heute üblicherweise die
sogenannte Entkälkung und die Beize anschließen. Der Äscher stellt in der Regel eine
Behandlung im alkalischen Bereich (pH 12 - 14) dar, durchgeführt entweder als rein
alkalischer "Hydroxyläscher" unter Verwendung von Calciumhydroxid und Natriumhydroxid
oder in der überwiegenden Zahl der Fälle als reduzierend wirkender "Sulfidäscher".
Sulfidäscher enthalten anorganisches Sulfid gewöhnlich in Form von S²⁻- oder SH⁻-Ion.
[0002] Vor der eigentlichen Gerbung sollte die Schwellung der Häute, die durch die Alkalieinwirkung
im Äscher eintritt, wieder rückgängig gemacht werden, um eine ausreichende Gerbung
zu gewährleisten. Bei der sogenannten Entkälkung wird der pH-Wert der Blößen von ca.
13 auf ca. 8 herabgesetzt. Bei der Anwendung von starken Säuren ist indessen Vorsicht
geboten, da ein auch nur zeitweiliger Säureüberschuß eine Säureschwellung in den äußeren
Hautschichten, insbesondere in der empfindlichen Narbenschicht hervorrufen kann. (vgl.
H.J. Rehm und G. Reed Ed., Biotechnology Vol, 6b, S. 736 - 739, VCH 1988). Aus diesem
Grund wurde die Anwendung saurer Salze (d.h. von Salzen schwacher Basen mit starken
Säuren) wie z.B. der Ammoniumsalze der Schwefelsäure oder der Salzsäure oder die Anwendung
organischer Säuren empfohlen. Allerdings stoßen diese Verfahren auf oekologische Bedenken.
Aufgabe und Lösung
[0003] Anstelle der Verwendung von Ammoniumsalzen, welche in der Abwasserklärung zu einer
starken Sauerstoffzehrung führen und daher als Abwassergifte wirken, zeigt in Wasser
gelöstes Kohlendioxid (vgl. F. Stather, Gerbereichemie und Gerbereitechnologie, S.
214, Akademie Verlag Berlin 1967; E.E. Ochs J. Am. Leather Assoc. 48, 105 (1953);
US-A 2 147 542) keine umweltschädigende Wirkung. Durch die hohe Löslichkeit von CO₂
erreicht man frühzeitig eine gesättigte CO₂-Lösung welche über intermediär gebildete
Kohlensäure zur Neutralisation des in der Haut befindlichen Alkalis befähigt ist.
[0004] Es hat sich nun in der Praxis gezeigt, daß die Durchentkälkung am schnellsten verläuft,
wenn die CO₂-Eindosierung kontinuierlich erfolgt.
Zu Beginn der CO₂-Entkälkung liegt der pH-Wert bei 11,5 - 12,5 und sinkt bereits nach
15 - 25 Minuten bis auf 6,5 ab. Die nachfolgende Beize wird in der Regel mittels proteolytischer
Enzyme durchgeführt, beispielsweise mit Proteasen (vgl. H.J. Rehm und G. Reed, loc.cit.,
F. Stather loc.cit). Es ist bekannt, daß Beizmittel auf Basis pankreatischer Proteasen
ein Aktivitätsoptimum bei pH 7,5
- 8,5 besitzen. Bei pH-Werten um 6,5 liegen üblicherweise nur noch ca. 60
- 80 % der Aktivität vor, so daß die Beizaktivität nicht in befriedigendem Umfang ausgenutzt
wird.
Um diesen Nachteil zu umgehen, wird in der Patentliteratur (PCT/SE88/00313) vorgeschlagen,
die CO₂-Dosierung so vorzunehmen, daß der pH-Wert nicht unter das Optimum der Beizaktivität
abfällt (pH = 7,5 ) bzw. das Beizmittel erst dann zuzusetzen, wenn die Entkälkung
mit CO₂ abgeschlossen ist und der pH-Wert so weit angestiegen ist, daß dieser in das
pH-Optimum des Beizmittels fällt. Bei dieser Verfahrensweise muß aber mit einer verringerten
Druchkälkungskinetik gerechnet werden. Es bestand daher die Aufgabe, nach Lösungen
zu suchen, die bei Anwendung der CO₂-Entkälkung eine bessere Ausnutzung der Beizaktivität
in der Beize ermöglichen.
[0005] Die vorliegende Aufgabe kann gelöst werden, indem man zur Durchführung der Beize
ein enzymatisches Beizpräparat verwendet, welches im gesamten pH-Bereich der CO₂-Entkälkung
ein ausgeglichenes Aktivitätsspektrum besitzt bei gleichzeitigem Aktivitätsoptimum
bei pH 6 - 8, speziell bei pH 6,5 - 7,5.
[0006] Die vorliegende Erfindung betrifft somit ein enzymatisches Beizpräparat mit einem
Gehalt an beizwirksamen Proteasen wobei das enzymatische Beizpräparat als enzymatisch
wirksame Komponenten
A) alkalische Bakterienprotease mit einem pH-Optimum zwischen 9 und 11, speziell 9,5
und 10,5 in Anteilen von 10 - 20 Gew.-% bezogen auf die Gesamtheit der Proteasen P
B) Pankreasprotease mit einem pH-Optimum zwischen pH 7 und 9 in Anteilen von 40 bis
70 Gew.-% bezogen auf die Gesamtheit der Poteasen P und
C) Pilzprotease oder Bakterienprotease mit ausgeprägtem pH-Aktivitätsoptimum im pH-Bereich
5 bis 7 in Anteilen von 20 bis 40 Gew.-% bezogen auf die Gesamtheit der Proteasen
P mit der Maßgabe, daß die
A') alkalischen Bakterienproteasen bei pH 10, der
B') pankreatischen Enzyme bei pH 8 und der
C') sauren Pilz- oder Bakterienprotease bei pH 6,5 bezüglich ihrer proteolytischen
Aktivität gleich stark eingestellt sind,
und gegebenenfalls daneben an sich bekannte Stabilisatoren und Hilfsmittel enthält.
Die Summe der Proteasen A) + B) + C) sei stets zu 100 Gew.-% angenommen.
Die Proteasen P
[0007] Die Klassifizierung proteolytisch wirksamer Enzyme (E.C.3.4) kann unter verschiedenen
Gesichtspunkten erfolgen, z.B. nach dem Ursprung (pflanzlich/tierisch/mikrobiologisch),
nach dem Angriffsort (Exo-versus-Endo-Enzyme), anhand der "Active Site" der Proteasen
("Serin-Proteasen") und nach dem pH-Optimum der proteolytischen Aktivität. (Vgl. Kirk-Othmer,
3rd Ed. Vol.9, 199 - 202, J. Wiley 1980; K. Anstrup in B. Spencer, Industrial Aspects
of Biochemistry, Vol. 30, pp. 23 - 46, North Holland 1974; H.J. Rehm & G. Reed Ed.
Biotechnology Vol. 6b, 729 - 743, VCH 1988; Ullmann's Encyclopaedia of Industrial
Chemistry 5th Ed. Vol. A9, pp 295 - 397 VCH 1987; Ullmanns Encyclopädie der Techn.
Chemie. 4. Auflage, Bd. 10, 475 -561, Verlag Chemie 1975).
Zu A)
[0008] Die erfindungsgemäß einzusetzenden
alkalischen Bakterien-Proteasen [E.C.3.4.21.14; vgl. auch L. Keay in Process Biochemistry 17
- 21 (1971)] gehören meist dem Serin-Typ an.
Vorzugsweise handelt es sich um die sogenannten Subtilisine, die von verschiedenen
Bacillus sp. produziert werden, insbesondere von B.subtilis, B.licheniformis, B.pumilis,
B.alkalophilus, B.firmus, B.megaterium, B.cereus, B.amylosacchariticus. Die alkalischen
Proteasen, deren Struktur z.T. analysiert wurde, haben in der Regel Molmassen im Bereich
26 000 - 34 000. Sie sind überwiegend im pH-Bereich 5 - 10 recht stabil, solange im
Temperaturbereich unterhalb 35 Grad C gearbeitet wird. Bei Temperaturen von ca. 65
Grad C und darüber geht indessen die Aktivität rasch verloren. Die Subtilisine sind
aktiver gegenüber Casein als gegen Haemoglobin oder Rinder-Serumalbumin.
Technische Präparate Zeigen oft Aktivitäten zwischen 1 und 6 ANSON-Einheiten pro g
(während die Aktivität von kristallinem Subtilisin bei 25 - 30 ANSON-Einheiten/g liegt).
Zu B)
[0009] Die Pankreasproteasen wie sie technisch zur Anwendung kommen, stellen Gemische aus
Trypsin, Chymotrypsin und verschiedenen Peptidasen dar. Sie können als Begleitenzyme
Amylase und Lipase enthalten. Gewonnen werden sie gewöhnlich durch Salzfällung von
frischem Pankreasdrüsen-Preßsaft bzw. aus Rückständen der Insulingewinnung. Gegenüber
den Substraten Casein, Haemoglobin und Gelatine liegt der optimale pH-Wert der Wirkung
bei 9,0 (30 - 40 Grad C), wobei zu beachten ist, daß die Proteasen im optimalen Wirkungsbereich
mit steigender Temperatur inaktiviert werden.
Zu C)
[0010] Die Pilzproteinasen bzw. Bakterienproteasen mit ausgeprägtem Aktivitätsoptimum im
Bereich zwischen pH 5 und 7 stammen vorzugsweise aus Aspergillus sp., Streptomyces
sp., Microsporum sp.. Besonders genannt seien A.sojae, A.niger bzw. oryzae, A.parasiticus,
S.griseus, S.naraensis, Piricularia oryzae u.ä. bzw. aus Bacillus-Arten wie B.subtilis,
B. thermoproteolyticus, B. cereus, B. megaterium, B.polymixa. Das Molgewicht dieser,
im allgemeinen als nicht sehr stabil geltenden Proteasen liegt gewöhnlich im Bereich
35 000 bis 45 000. Ausweislich der Literatur, verlangt die Anwendung von Enzymen dieses
Typs
- strikte Einhaltung des tolerierten pH-Bereichs
- Anwesenheit von Metallionen (ca⁺² bzw. Zn⁺²)
- Unterdrückung der Aktivität evtl. vorhandener alkalischer Proteasen (wegen deren Tendenz
zur gegenseitigen proteolytischen Spaltung).
[0011] Die proteolytische Wirksamkeit von Enzymen wird gebräuchlicherweise nach der Anson-Haemoglobin-Methode
(M.L. Anson J. Gen. Physiol. 22, 79 (1939) bzw. nach der Löhlein-Volhard-Methode (die
Löhlein-Volhard'sche Methode zur Bestimmung der proteolytischen Aktivität. Gerbereichem.
Taschenbuch, Dresden-Leipzig, 1955) als "LVE" (Löhlein-Volhard-Einheit) bestimmt.
Unter einer Löhlein-Volhard-Einheit ist diejenige Enzymmenge zu verstehen, die unter
den spezifischen Bedingungen der Methode 1,725 mg Casein verdaut. Weiter werden im
folgenden für die Aktivitätsbestimmung der im sauren Bereich wirksamen Enzyme Einheiten
verwendet, die aus der Anson-Methode abgeleitet sind. Diese werden als "Proteinase-Units
(Haemoglobin)" U
Hb bezeichnet. Eine U
Hb entspricht der Enzymmenge, welche die Freisetzung von trichloressigsäure-löslichen
Bruchstücken aus Haemoglobin äquivalent 1 µMol Tyrosin pro Minute bei 37 Grad C (gemessen
bei 280 nm) katalysiert. (1 mU
Hb = 10⁻³ U
Hb).
Durchführung der Erfindung
[0012] Die Anwendung der erfindungsgemäßen Beizpräparate geht zweckmäßig von folgenden Bemessungsregeln
aus:
Gesamtgehalt der Proteasepräparationen A) - C) 0,1 bis 2 Gew.-% bezogen auf das Hautmaterial.
Die Proteasepräparationen setzen sich vorzugsweise wie folgt zusammen:
A) alkalische Bakterienproteasen mit einer Enzymaktivität von 2 000 - 50 000 UHB vorzugsweise mit 10 000 - 30 000 UHB gemessen bei pH 10
B) Pankreasproteinasen mit einer Enzymaktivität von 2 000 - 60 000, vorzugseise mit
5 000 - 15 000 UHB gemessen bei pH 8
C) Pilzproease oder saure Bakterienproteasen mit einer Enzymaktivität von 5 000 -
100 000 UHB, vorzugsweise mit 10 000 - 20 000 UHB gemessen bei pH 6,5.
[0013] Die erfindungsgemäß einzusetzenden enzymatischen Beizpräparate können in Form von
festen Mischungen oder vorzugsweise als Präparate in flüssigem Medium (DE-A 39 04
465; unveröffentlichte deutsche Patentanmeldung P 39 27 286.9) vorliegen.
Die Beizpräparate enthalten neben den Proteasen A) - C) noch zweckmäßigerweise an
sich bekannte Zusätze wie Stabilisatoren, Stellmittel u.ä.. Als Stabilisatoren kommen
z.B. Calciumsalze infrage. Als Stellmittel empfehlen sich Alkalichloride, -sulfate
oder -bicarbonate.
Zur Beschleunigung der Durchentkälkung können in geringen Mengen (< 0,5 Gew.-% bezogen
auf das Hautmaterial) Ammoniumsalze wie Ammonsulfat oder -chlorid eingesetzt werden.
Der Anteil der Salze an den Beizmitteln liegt in der Regel bei < 90 Gew.-% bezogen
auf die Mittel als ganzes. Weiterhin kann das Beizmittel, vor allem in flüssiger Form
noch Emulgatoren und Lösemittel enthalten, beispielsweise der in der DE-A 33 12 840
bzw. DE-A 33 22 840 beschriebenen Art. Im allgemeinen liegt der Anteil an Emulgatoren
im Bereich von 0,01 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise bei 0,1 bis 0,5 Gew.-% bezogen auf
das Hautgewicht.
[0014] Besonders bevorzugt ist die Verwendung nichtionischer Emulgatoren gegebenenfalls
in Kombination mit anionischen Emulgatoren. Genannt seien vor allem die Ethoxylate
der C11-C13-Fettalkoholate mit 6 bis 25 Mol Ethylenoxid, vorzugsweise mit 6 - 9 Mol
Ethylenoxid.
Als Lösungsmittel, die im allgemeinen in Mengen von 0,1 bis 5 Gew.-% bezogen auf das
Gewicht der Entkälkungs-Flotte eingesetzt werden, kommen an sich übliche, beispielsweise
aus der Gruppe der Mineralöle bzw. Mineralölfraktionen, der niederen Alkohole und
Glykole und deren veretherte Derivate infrage. Beispielsweise seien Mineralöle mit
zwischen 10 und 60, insbesondere 15 und 30 Gew.-% Aromatengehalt genannt.
Ausführung der Erfindung
[0015] Die Ausführung der Erfindung kann sich eng an die bekannten Vorgehensweisen bei der
CO₂-Entkälkung anschließen.
Vorzugsweise arbeitet man dabei im Gerbfass oder in der Gerbmaschine wobei eine Rezirkulations-
bzw. Umpumpeinrichtung für die Flotte vorteilhaft ist. Die angewendeten Flotten liegen
im allgemeinen im Bereich bis 150 % bezogen auf das Blößengewicht. Zur Entkälkung
wird CO₂-Gas unmittelbar in das Umpumpsystem eingespeist. Vorteilhafterweise liegt
die Dosierung bei 7 - 11 l/min. Im allgemeinen dosiert man gleich zu Beginn das Beizmittel,
beispielsweise das Produkt A gemäß den Ausführungsbeispielen zu. In der Regel fällt
dann der pH-Wert der Flotte im ersten Zeitabschnitt, etwa nach ca. 20 Minuten von
nahe 12 auf einen Wert um 8., nach einem weiteren Zeitabschnitt von etwa 10 Minuten
auf einen Wert von ca. 6,5 - 7. Im allgemeinen sind die Blößen mit einer Stärke 1,8
- 2,5 mm nach einer Entkälkungsdauer von ca. 120 Minuten völlig durchentkälkt.
Vorteilhafte Wirkungen
[0016] Die Häute sind im Hinblick auf Grundreinheit, Glätte und Hautaufschluß besser zu
bewerten als bei Anwendung eines rein pankreatischen Beizmittels gleicher Aktivität
(mit Aktivitätsoptimum bei pH 8) bei sonst identischer Durchführung. Andererseits
fällt positiv ins Gewicht, daß das erfindungsgemäße Verfahren keine grundsätzliche
Umstellung der CO₂-Entkälkungs- und Beizverfahrensweise erfordert.
[0017] Die nachfolgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung.
BEISPIELE
Produkt A
Enzympräparationen bestehend aus:
[0018]
- 10 Gew.-%
- einer alkalischen Bakterienprotease aus Bacillus licheniformis mit einer Aktivität
von 250 UHB bei pH 10
- 50 Gew.-%
- eines Pankreasenzym mit einer Aktivität von 250 UHB bei pH 8
- 40 Gew.-%
- einer sauren Pilzprotease aus Aspergillus niger mit einer Aktivität von 250 UHB bei pH 6,5 Stellsalz der Einzelenzympräparate ist Natriumsulfat. Die Gesamtprotease-aktivität
der Mischung bei pH 8 beträgt 180 UHB.
Produkt B
Herstellung einer absetzstabilen flüssigen Enzympräparation:
[0019]
a) 10 Gew.-% einer flüssigen wäßrigen alkalischen Bakterienproteaseformulierung aus
Bacillus licheniformis mit einer Aktivität von 250 UHB bei pH 10 (Präparation 1 siehe unten) und
b) 50 Gew.-% einer flüssigen, wäßrigen Prankreasenzympräparation mit einer Aktivität
von 250 UHB bei pH 8 (Präparation 2) und
c) 40 Gew.-% einer flüssigen, wäßrigen Pilzproteaseformulierung aus Aspergillus niger
mit einer Aktivität von 250 UHB bei pH 6,5 (Präparation 3) werden homogen vermischt.
Die Präparation hat eine Gesamtaktivität bei pH 8 von 180 UHB und wird durch einfaches Mischen der Einzelpräparationen a) bis c) hergestellt.
Präparation 1
Herstellung der flüssigen Einzelpräparationen
[0020] 100 kg einer wäßrigen klaren Lösung einer alkalischen Bakterienprotease aus Bacillus
licheniformis mit einer Aktivität von 10 000 U
HB bei pH10 wird bei 16 Grad C mit 50 kg Ammoniumsulfat versetzt, wobei die Enzyme gefällt
werden. Die Enzymsuspension besitzt eine Aktivität von 9 800 U
HB bei pH 10 und eine Dichte von 1,22 bis 1,23 g/cm³. Diese Enzymsuspension wird anschließend
mit soviel einer verdickten isotonischen Ammoniumsulfat-Lösung (480 mPa s) unter Rühren
verdünnt damit eine Aktivität von 250 U
HB bei pH 10 erreicht wird.
Präparation 2
[0021] 100 kg Preßsaft wie er nach dem Zermahlen, Aktivieren und Extrahieren von Pankreasdrüsen
anfällt wird mit 50 kg Ammoniumsulfat versetzt und die Pankreasenzyme ausgefällt.
Die Pankreasenzymsuspension besitzt eine Aktivität von 8 400 U
HB bei pH 8 und eine Dichte von ca. 1,22 bis 1,23 g/cm³. Diese Suspension wird anschließend
mit soviel einer verdickten isotonischen Ammoniumsulfatlösung (480 mPa s) verdünnt,
damit eine Aktivität von 250 U
HB bei pH 8 erreicht wird.
Präparation 3
[0022] 100 kg einer wäßrigen klaren Lösung einer Pilzprotease aus Aspergillus niger werden
bei 16 Grad C mit 50 kg Ammoniumsulfat versetzt, wobei die Enzyme ausgefällt werden.
Die Enzymsuspension mit einer Aktivität von 8 800 U
HB bei pH 6,5 und einer Dichte von 1,22 bis 1,23 g/cm³ wird mit soviel verdickter isotonischer
Ammoniumsulfatlösung verdünnt, daß eine Aktivität von 250 U
HB bei pH 6,5 erreicht wird.
Herstellung der verdickten isotonischen Ammoniumsulfatlösung
[0023] In einem Rührkessel werden 60,7 kg Wasser vorgelegt und mit einem Zahnscheibenrührer
(Umfangsgeschwindigkeit 2-3 m/sec.) werden 1 kg eines Verdickungsmittels auf Xanthanbasis
eingearbeitet (z.B. K1A96, Fa. Kelco). Ist die Viskosität der Lösung auf > 1 000 mPa
s angestiegen, werden 38,3 kg Ammoniumsulfat zugegeben. Man rührt so lange bis das
Ammoniumsulfat gelöst ist. Die Viskosität fällt dabei auf 480 mPa s ab.
Produkt C
Herstellung einer flüssigen, nichtwäßrigen absetzstabilen Enzympräparation.
[0024]
a) 10 Gew.-% einer flüssigen nichtwäßrigen alkalischen Bakterienprotease aus Bacillus
licheniformis mit einer Aktivität von 250 UHB bei pH 10 und
b) 50 Gew.-% einer flüssigen nichtwäßrigen Pankreasenzympräparation mit einer Aktivität
von 250 UHB bei pH 8 und
c) 40 Gew.-% einer flüssigen, wäßrigen Pilzproteasepräparation aus Aspergillus niger
mit einer Aktivität von 250 UHB bei pH 6,5
werden homogen vermischt. Die Gesamtformulierung hat eine Aktivität von 180 U
HB bei pH 8.
Herstellung der Einzelenzympräparationen
[0025] 500 g C₁₃-Fettalkoholethoxylat mit 6-7 Mol Ethylenoxideinheiten, 150,5 g Petroleum
(Kp. 110 Grad C) und 307 g Mineralöl (Kp. > 250 Grad C) werden nach Zusatz von 30
g eines organisch modifizierten Bentonits (z.B. Bentone 27, Fa. Kronos Titan, Leverkusen)
35 Minuten lang in einem Ultra-Turrax Rührgerät mit 16 m/sec Umfangsgeschwindigkeit
dispergiert. Die Dispersion läßt man 24 Stunden stehen wonach eine Viskosität von
350 mPa s erreicht ist. Unter gleichen Dispergierbedingungen werden nun 12,5 g pulverförmiges
Proteaseenzym zugegeben und weitere 5 Minuten dispergiert. Die Einzelpräparation hat
bei Verwendung einer pulverförmigen
a) alkalischen Bakterienprotease aus Bacillus licheniformis mit der Aktivität von
20 000 UHB bei pH 10 eine Endaktivität von 250 UHB bei pH 10
b) Pankreasprotease mit der Aktivität von 20 000 UHB bei pH 8 eine Endaktivität von 250 UHB bei pH 8
c) Pilzprotease mit der Aktivität von 20 000 UHB bei pH 6,5 eine Endaktivität von 250 UHB bei pH 6,5.
Beispiel 1
Entkälkung und Beize von geäscherten Großviehhäuten (Gewichtsklasse 30 - 39 kg, Spaltstärke
2,2 mm).
[0026] In ein Gerbfass mit Rezirkulations- bzw. Umpumpeinheit für die Flotte, werden 1 000
kg geäscherte Rindshaut mit 800 kg Wasser eingebracht.
Zur Entkälkung wird CO₂-Gas direkt in das Umpumpsystem eingespeist. Die Dosierung
an CO₂ beträgt 8 bis 9 l/min. Gleich zu Beginn wird 0,5 % (bez. auf Blößengewicht)
Beizmittel (Produkt A) zudosiert. Der Anfangs-pH-Wert in der Flotte fällt während
den ersten 10 Minuten von pH 11,8 auf pH 8 - 8,2, nach weiteren 10 Minuten auf pH
6,5 -7. Nach insgesamt 120 Minuten Entklälkungszeit sind die Blößen im Querschnitt
völlig durchentkälkt. Die Häute sind bzgl. Grundreinheit, Glätte und Hautaufschluß
besser zu bewerten, als bei identischen Anwendungen eines reinen Pankreasbeizmittels
gleicher Aktivität mit Aktivitätsoptimum bei pH 8.
Beispiel 2
[0027] Analog Beispiel 1 wurde Produkt B mit gleicher Dosierung und Anwendung eingesetzt.
Da Produkt B flüssig ist, kann dieses automatisch über eine Dosiervorrichtung zudosiert
werden. In diesem Fall ist ein zusätzliches Öffnen des Gerbfasses nicht erforderlich.
Dadurch wird eine Exposition mit giftigem Schwefelwasserstoff vermieden, welcher bei
der CO₂-Entkälkung in verstärktem Maße freigesetzt wird.
Beispiel 3
[0028] Analog Beispiel 2 wird Produkt C in gleicher Anwendung und Dosierung eingesetzt.
Produkt C enthält Emulgatoren wodurch die Grundreinheit der Häute zusätzlich verbessert
wird.