[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Abzug eines Fadens, Bandes oder dergleichen
von einem Fadenwickel gemäß Gattungsbegriff des Anspruchs 1 und ein Verfahren gemäß
Anspruch 13.
[0002] Derartige Vorrichtungen sind seit langem bekannt und sind an Textilmaschinen im Einsatz.
Beispielsweise zeigt die DE-PS 16 35 899 eine gattungsgemäße Vorrichtung, bei der
der Faden durch eine Abzugsöse des Fadenwickels über Kopf abgezogen wird. Nachteilhaft
bei dieser Fadenabzugsvorrichtung, ist die nach jeder abgezogenen Fadenwindung auftretende
Fadenverdrehung um 360° die insgesamt dem abgezogenen Faden, Band oder dergleichen
einen erheblichen Drall aufzwingt. Die Zahl der Verdrehungen ist dabei abhängig vom
Durchmesser des Fadenwickels und von der abgezogenen Länge des Fadens. Insbesondere
beim Abzug von Flachbändern kommt es dadurch häufig zur Bildung von Verdrehungen des
Fadens (Kinken) und dadurch zu Funktionsstörungen von beispielsweise der Fadenabzugsvorrichtung
nachgeordneten Fadenspeichern.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine in Rede stehende Fadenabzugsvorrichtung
derart zu verbessern, daß ein dem abgezogenen Faden aufgezwungener Drall verringert
wird bis hin zur vollständigen Annullierung des Dralls. Auch liegt der Erfindung die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum drallfreien Fadenabzug anzugeben.
[0004] Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Anspruch 1 angegebene Vorrichtung sowie durch
das in Anspruch 13 angegebene Verfahren. Die Unteransprüche stellen vorteilhafte Weiterbildungen
dar.
[0005] Zufolge derartiger Ausgestaltung ist eine Fadenabzugsvorrichtung gegeben, bei der
der Faden abwechselnd über eine der beiden Stirnflächen des Fadenwickels abgezogen
werden kann. Es ist dabei auch vorgesehen, daß entweder nach jeder abgezogenen Windung
eine Abzugsöse oder dergleichen zu der jeweils anderen gegenüberliegenden Abzugsstellung
verlagert werden kann oder aber, daß die Verlagerung der Abzugsöse zwischen den beiden
Abzugsstellen nach mehreren abgezogenen Windungen, gegebenenfalls auch periodisch
erfolgt. Der Fadenwickel wird vorzugsweise von einer Halterung drehgehemmt gelagert.
Die Abzugsstellen liegen sich gegenüber und bilden die Pole einer Lagerachse aus.
Ein Fadenwickel wird zum Abziehen des Fadens derart von einer Halterung gelagert,
daß er etwa parallel zur Lagerachse ausgerichtet ist. Der Faden wird dann abwechselnd
von einer Abzugsstelle dem Fadenwickel überkopf abgezogen. Durch diese Maßnahme wird
die nach Abzug einer Anzahl von Windungen entstandene Verdrehung durch eine Verdrehung
entgegengesetzten Drehsinnes beim Abzug über die entgegengesetzte Stirnseite zumindest
teilweise kompensiert möglichst jedoch annulliert. Beim periodischen Wechsel der Abzugsseiten
können sich die jeweils entstehenden Verdrehungen im zeitlichen Mittel aufheben. Die
Halterung des Fadenwickels besteht vorzugsweise aus einem Lagerbett, das konkav zur
Lagerachse gewölbt ist. In dieser Wölbung kann der Fadenwickel einliegen, so daß er
vermöge der Schwerkraft nicht herausrollen kann und vermöge der Reibung in axialer
Richtung nicht verlagert werden kann. Das Lagerbett ist dabei bevorzugt als Tuch ausgebildet,
das in einer Wölbung den Fadenwickel lagert. Der Faden wird beim Abzug jeder Windung
einmal zwischen dem Lagerbett und dem Fadenwickel hindurchgezogen. Die Lagerung des
Fadenwickels kann dadurch sicherer gemacht werden, daß das Lagerbett von mehreren
quer zur Längsachse und parallel nebeneinander angeordneten, konvex um die Lagerachse
gekrümmten Lagerrippen gebildet ist. Eine weitere Verbesserung der Erfindung sieht
vor, daß die Lagerrippen von engen, vorzugsweise elastischen Drahtspiralen oder Borsten
gebildet werden, die um die Lagerachse gekrümmt ein wannenförmiges Gitter ausbilden,
auf dem der Fadenwickel aufliegt. Weiterhin bevorzugt wird eine Ausgestaltung der
Halterung in Form von zwei parallel zur Lagerachse angeordneten Lagerholmen. Auf den
Holmoberkanten wird dann der Fadenwickel gelagert. Vorteilhaft an dieser Ausgestaltung
ist beispielsweise, daß der Faden immer nur jeweils zwischen einem Holm und dem Fadenwickel
hindurchgezogen werden muß, während der Fadenwickel voll auf der anderen aufliegen
kann. Eine Rotation des Fadenwickels wird auf diese Weise wirksam verhindert. Das
Abwechseln der sich gegenüberliegenden Abzugsstellen bewirkt weiter, daß eine eventuelle
axiale Verlagerung des Fadenwickels beim Fadenabzug sich im Mittel ausgleicht. Ein
gleichmäßigeres Abziehen des Fadens vom Fadenwickel kann dadurch erreicht werden,
daß die Lagerholme an ihren Oberkanten mit Luftaustrittsdüsen versehen sind, durch
die Luft austritt zur Ausbildung eines Luftkissens, auf dem der Fadenwickel schwebend
lagert. Zum Verlagern einer Abzugsöse ist ein Schwenkarm vorgesehen, der um eine senkrecht
zur Längsachse angeordnete Schwenkachse schwenkbar ist. Der Schwenkbereich ist hierbei
vorzugsweise ca. 180°, so daß der Schwenkarm von der einen axialen Polposition zu
der gegenüberliegenden Polposition verlagerbar ist und die Fadenabzugsrichtung jeweils
zur Erstreckungsrichtung des Fadenwickels fluchtet. Der Fadenabzugsöse ist in Fadenlaufrichtung
eine Führungsöse nachgeordnet, die ortsfest ist und die von den beiden sich gegenüberliegenden
Abzusstellen gleich beabstandet ist. Dabei ist die Führungsöse bevorzugt der Schwenkachse
eines Schwenkarmes gegenüber angeordnet.
[0006] Das Schwenkgelenk des Schwenkarmes ist bevorzugt unterhalb der Halterung für den
Fadenwickel angeordnet. Vermöge einer derartigen Ausgestaltung ist es möglich, daß
ein Faden abwechselnd über jede der beiden Stirnflächen abgezogen werden kann, wobei
eine Abzugsöse oder dergleichen abwechselnd von der einen Abzugsstellung in die andere
verlagert wird.
[0007] Die Erfindung ist anhand zweier Ausführungsbeispiele in den Fig. 1-6 detailliert
dargestellt. Es zeigt
- Fig. 1
- eine Seitenansicht einer Fadenabzugsvorrichtung mit der Abzugsöse in der Abzugsstellung
A,
- Fig. 2
- eine Darstellung gemäß Fig. 1 mit der Abzugsöse in der Abzugsstellung B,
- Fig. 3
- eine um 90° gedrehte Ansicht gemäß Fig. 1,
- Fig. 4
- eine Darstellung gemäß Fig. 1 einer zweiten Ausführungsform,
- Fig. 5
- eine Darstellung gemäß Fig. 3 einer zweiten Ausführungsform und
- Fig. 6
- eine perspektivische Darstellung einer vierten Ausführungsform.
[0008] Die in Fig. 1-3 dargestellte Fadenabzugsvorrichtung besteht aus einer Halterung 2
und einem Schwenkarm 9, der um eine Schwenkachse y schwenkbar ist, und der endseitig
eine Abzugsöse 3 aufweist. Die Halterung bildet eine Längsachse x aus, um die das
von mehreren parallel zueinander angeordneten Lagerrippen 5 gebildete Lagerbett konkav
gewölbt ist. In der konkaven Wölbung des Lagerbettes 2 kann, wie dargestellt, ein
Fadenwickel 1 gelagert werden. Der zylinderförmige oder konisch geformte Fadenwickel
1 liegt in seiner Erstreckungsrichtung in etwa parallel zur Lagerachse x derart, daß
seine Stirnflächen 1', 1'' jeweils zu den Polen der Lagerachse x ausgerichtet sind.
Die zentrale Achse eines konisch geformten Fadenwickels kann dabei auch die Lagerachse
x schneiden.
[0009] Die Lagerrippen 5 sind in dieser Ausgestaltung als Drahtspiralen gebildet, so daß
eine Rotationsbwegung des Fadenwickels durch Reibung gehemmt ist. Die Drahtwindungen
sind so eng aneinanderliegend ausgeführt, daß ein Verklemmen des Fadens darin vermieden
wird.
[0010] Das Schwenkgelenk des um die Schwenkachse y schwenkbaren Schwenkarmes 9 befindet
sich unterhalb des Lagerbettes 2 derart angeordnet, daß die Schwenkachse y die x-Achse
schneidet. Der Schwenkarm 9 kann von einer Position A, der dem einen Pol der Lagerachse
x entspricht, um 180° verschwenkt werden, so daß er eine gegenüberliegende Abzugsstellung
B einnimmt, die dem anderen Pol der Lagerachse entspricht. Der Faden wird jeweils
durch die Abzugsöse 3 gezogen.
[0011] Von den Abzugsstellen A, B gleichweit entfernt ist oberhalb des Lagerbettes eine
ortsfeste Führungsöse 10 angeordnet und dem Fadenlauf der Abzugsöse 3 nachgeordnet.
[0012] Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung Zeigen die Fig. 4 und 5. Hierbei wird die
Halterung 2 von zwei parallel Zur Lagerachse x laufenden Lagerholmen 6, 7 gebildet.
Der Fadenspule 1 liegt auf den Oberkanten der beiden Lagerholme 6, 7 auf, so daß ein
Faden 4 beim Abzug über eine der beiden Stinrflächen 1', 1'' jeweils zunächst zwischen
dem einen Holm 6 und dem Fadenwickel 1 hindurchgezogen wird, während der Fadenwickel
1 auf dem anderen Holm 7 aufliegt. Dies erhöht die Lagerfestigkeit des Fadenwickels
auf der Halterung.
[0013] Weiterhin vorgesehen ist, den Fadenwickel auf einem Luftkissen zu lagern. Hierzu
weisen die Lagerholme 6, 7 an ihren Oberkanten Luftaustrittsdüsen 8 auf, aus denen
Luft in Richtung der Oberfläche der Fadenspule 1 austreten kann. Der aus den Luftaustrittsdüsen
8 austretende Luftstrahl hebt dann den Fadenwickel 1 am Lagerholm an, so daß der Faden
4 reibungsfrei abziehbar ist.
[0014] Bei der in Fig. 6 dargestellten Ausführungsform liegt ein konischer Fadenwickel 1
in einem aus einem Tuch, bei dem es sich um ein Gewebe handeln kann, ein. Die von
dem Tuch gebildete Halterung 2 bildet eine Wölbung aus, zur drehgehemmten Lagerung
des Fadenwickels 1. Im übrigen treffen auch für diese Ausführungsform die zu den vorstehend
beschriebenen Ausführungsformen gemachten Ausführungen zu.
[0015] Die in der vorstehenden Beschreibung, der Zeichnung und den Ansprüchen offenbarten
Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für
die Verwirklichung der Erfindung von Bedeutung sein. Alle offenbarten Merkmale sind
erfindungswesentlich. In die Offenbarung der Anmeldung wird hiermit auch der Offenbarungsinhalt
der zugehörigen/beigefügten Prioritätsunterlagen (Abschrift der Voranmeldung) vollinhaltlich
mit einbezogen.
1. Vorrichtung zum Abzug eines Fadens, Bandes oder dergleichen von einem Fadenwickel,
wobei der Faden oder dergleichen überkopf vom Fadenwickel abziehbar ist, dadurch gekennzeichnet,
daß der Faden (4) abwechselnd über eine der beiden sich gegenüberliegenden Stirnflächen
(1', 1'') des Fadenwickels (1) abziehbar ist.
2. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Halterung
(2) zur drehgehemmten Lagerung des Fadenwickels (1).
3. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch eine Verlagerbarkeit einer Abzugsöse (3) zwischen den beiden
Abzugsstellen (A,B), welche den gegenüberliegenden Polen einer von der Halterung (2)
ausgebildeten Lagerachse (x) zugeordnet sind.
4. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch eine parallel zur Lagerachse (x) ausgerichtete Lagerbarkeit des
Fadenwickels (1).
5. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine als
Lagerbett ausgestaltete Halterung (2) mit einer sich in Abzugsrichtung erstreckenden
konkaven Wölbung.
6. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Lagerbett als Tuch ausgebildet ist, in das ein Fadenwickel
(1) einlegbar ist unter Ausbildung einer Wölbung.
7. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Lagerbett von mehreren, quer zur Lagerachse und parallel
nebeneinander angeordneten, konkav um die Lagerachse (x) gekrümmten Lagerrippen (5)
gebildet ist.
8. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Lagerrippen (5) von Drahtspiralen gebildet werden.
9. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Halterung (2) von Borstenstreifen gebildet werden.
10. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Halterung von zwei parallel zur Lagerachse angeordneten
Lagerholmen (6, 7) gebildet ist.
11. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Lagerholme (6, 7) an ihren Oberkanten Luftaustrittsdüsen
(8) aufweisen.
12. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abzugsöse (3) einem Schwenkarm (9) zugeordnet ist,
der um eine senkrecht zur Lagerachse (x) angeordnete Schwenkachse (y) schwenkbar ist.
13. Fadenabzugsvorrichtung, insbesondere nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch eine der Abzugsöse (3) nachgeordnete, ortsfeste und von beiden
Abzugsstellen (A, B) gleich beabstandete Führungsöse (10).
14. Verfahren zum Abziehen eines Fadens von einer ruhenden Fadenspule, dadurch gekennzeichnet,
daß der Faden abwechselnd über eine der beiden Stirnflächen (1', 1'') der Fadenspule
(1) abgezogen wird.