[0001] Die Erfindung betrifft einen Sarg aus geformtem Pulpestoff aus Zellulosefasern und
ein Verfahren zu dessen Herstellung gemäss der Ansprüche 1 und 4.
[0002] Ein derartiger Sarg ist aus der DE-AS 26 44 487 bekannt. Die Formung der offenen
Sargkörper-Hälfte erfolgt dadurch, dass eine Form aus einem durchlässigen Material,
beispielsweise einem siebartigen Stoff, im umgedrehten Zustand des Sargkörpers in
einen Schlamm eines Papierbreies eingedrückt wird, und zwar so, dass der in der Form
gebildete Sargteil mit dessen offenem Ende nach unten gerichtet ist. An den Innenraum
der Form wird eine Saugvorrichtung angelegt, um den Papierbrei gegen die Formoberfläche
zu ziehen. Die Form mit dem aufgebrachten Papierbrei wird aus dem Schlamm des Papierbreies
herausgehoben und eine weitere Saugvorrichtung wird an den Innenraum der Form angelegt,
um das Wasser aus dem an der Form befindlichen Papierbrei abzusaugen und diesen zu
verdichten. An den Innenraum der Form wird dann Druckluft angelegt, um den Saugkörper
aus der Form zu lösen und nachfolgend unter Wärmeeinwirkung den Sarg zu trocknen.
[0003] Die Festigkeit eines derart hergestellen Sarges ist ungenügend, insbesondere kann
die angesaugte Schichtdicke des Papierbreies schwanken, so dass Festigkeits-Schwachstellen
nicht zu vermeiden sind und zusätzlich die Sargoberflächen Unebenheiten aufweisen
können. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass während der Entwässerung im Sargkörper
unhomogene Stellen entstehen können.
[0004] Es ist Aufhabe der Erfindung einen Sarg aus Pulpestoff derart gleichmässig herzustellen,
dass in einem Arbeitsvorgang jede gewünschte Wandstärke einschl. enstsprechender Verstärkungen,
insbesondere in den Ecken und in den Bereichen der Traggriffe erzielt wrid, wobei
die gewünschte Festigkeit des Sarges jeweils kontrolliert gewährleistet sein muss.
[0005] Die vorgenannte Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale der Patentansprüche
1 und 4 gelöst.
[0006] Der Vorteil besteht insbesondere darin, dass die Pulpestoff-Emulsion in der Formpresse
zwischen dem Stempel und dem Gesenk unter einstellbarem Druck eingepumpt wird und
gleichzeitig über das perforierte, als kern ausgebildete Gesenk bei unterdruck eine
Entwässerung der Pulpestoff-Suspension erfolgt.
[0007] Der Spalt zwischen dem Stempel und dem Gesenk, der die Füllform bildet, ist in einem
weiten Bereich einstellbar und ein kontrollierter Pressvorgang gewährleistet die erforderliche
Festigkeit des Sarg-Presslings, wobei der Pressling homogen ausgebildet ist und dessen
Oberflächen eine glatte Presshaut aufweisen.
[0008] Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass alle vorgesehenen und erforderlichen Verstärkungen,
insbesondere in den Sarg-Ecken und in Bereichen der Traggriffe gleichzeitig während
des Pressvorganges entsprechend der Stempel- und Gesenk-Aussenoberflächen gebildet
werden.
[0009] Die Aktivierung des im Pulpestoff zugemischten wasserfesten Bindemittels erfolgt
während der Wärmebehandlung im Durchlaufkanal ober bereits während des Pressvorganges,
falls an sich bekannte Heizvorrichtungen im Stempel und im Gesenk zur Anwendung kommen.
Dadurch wird die Festigkeit des Sarges zusätzlich wesentlich erhöht, was insbesondere
für Särge grösserer Abmessungen von Wichtigkeit ist.
[0010] Die Erfindung wird anhand der vereinfachten Zeichnung näher erläutert.
[0011] Es zeigen schematisch
Fig.1 einen Querschnitt durch einen Stempel und ein Gesenk einer Formpresse, und
Fig.2 eine perspektivische Darstellung einer Sargkörper-Hälfte.
[0012] Zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens wird ein Stempel 16 und ein Gesenk
20 einer teilweise dargestellten Formpresse 10 gezeigt, wobei vorzugsweise eine Oberdruckpresse
zur Anwendung kommt, bei welcher der obere Pressentisch 14 vertikal beweglich und
das Gesenk 20 feststehend ausgebildet sind. Der über einen Presskolben 12 bewegbare
Stempel 16 bildet mit seiner äusseren Stempelfläche die äussere Pressling-Oberfläche.
Das Gesenk 20 ist als ein über Oeffnungen 22, beispielsweise über Löcher bzw. analoge
Schlitze u.dgl., durchlässiger Kern ausgebildet, und stellt eine umgekehrte Sarghälfte
dar, wobei die nach unten offene Sarghälfte mit einer Abdichtplatte 24 abgeschlossen
ist, und dass zwischen dem perforierten Gesenk 20 und der Abdichtplatte 24 ein Kern-Hohlraum
26 entsteht. Die äussere Gesenkfläche 20′ bildet die innere Pressling-Oberfläche.
Durch eine in den Hohlraum 26 des Gesenkes 20 führende Saug- bzw. Druckluft-Leitung
36, kann im Hohlraum 26 und somit über die Oeffnungen 22 in einer zwischen Stempel
16 und Gesenk 20 vorgesehenen Füllform 30 ein Unterdruck zur Entwässerung der Pulpestoff-Suspension
bzw. ein Ueberdruck zum Entformen des Presslings 40 erzeugt werden. Der Spalt a zwischen
dem Stempel 16 und dem Gesenk 20, der die Füllform 30 bildet, ist in weitem Bereich
je nach Sarggrösse für erforderliche Festigkeiten einstellbar.
[0013] Für die Zuführung der Pulpestoff-Suspension 54 in die Füllform 30 sind im Stempel
16 mehrere, gemäss Fig.l zwei Zuführleitungen 34 vorgesehen, die jeweils mit einem
Ventil-Schieber 18 versehen sind
[0014] Die in Fig.2 dargestellte Sarghälfte 40 ist in den Bereichen der Sarg-Ecken 42 und
der Traggriffe 44 im Sarginneren verstärkt. Die ineinander greifenden Flansche 46
des Unter- und Oberteiles dienen zur Verschraubung der beiden Sarghälften. Die offenen
Unter- und Oberteile 40 sind jeweils mit einer nach aussen weisenden Kante 48 abgeschossen,
die jeweils eine über den Kanten-Umfang verlaufende Nut 50 einpassen, in welche eine
in den Nuten 50 der Unter- und Oberteile 40 eingreifende Holzleiste 52 eingesetzt
ist, wodurch ein unverschiebbares Anpassen beim Zusammenfügen der Unter- und Oberteile
40 sichergestellt wird.
[0015] Gemäss dem erfindungsgemässen Verfahren wird der Pulpestoff in bekannter Weise in
einer nicht dargestellten Material-Vorbereitung aufbereitet, wobei Zellulosefasern,
Altpapier und/oder Holzspäne zusammen mit Wasser und einem wasserfesten, an sich bekannten
Bindemittel in einem Pulpe-Mixer zu einer pumpfähigen Pulpestoff-Suspension 54 aufgelöst
und vermischt werden. Durch den Presskolben 12 wird der obere Pressentisch 24 zusammen
mit dem Stempel 16 in die Ausgangslage gebracht, wodurch ein einstellbarer Spalt a
in der geöffneten Füllform 30 gebildet wird. Ueber Zuführleitungen 34 wird die Pulpestoff-Suspension
in die durch die von den äusseren Stempel- 16′ und Gesenk-Oberflächen 20′ begrenzte
Füllform 30 eingepumpt. Das perforierte, als Kern ausgebildete Gesenk 20 wird mit
einem flächenartigen Textilgebilde 32, vorzugsweise einem Filztuch abgedeckt, um die
Zellulosefasern zurückzuhalten. Im Kern-Hohlraum 26 wird über die Saug- und DruckluftLeitung
36 ein Unterdruck angelegt, so dass die unter Druck in die Füllform 30 der Formpresse
10 eingepumpte Pulpestoff-Suspension 54 gleichzeitig durch die Saugwirkung über die
Oeffnungen 22 des Gesenkes 20 entwässert und damit der Pulpestoff vorverdichtet wird.
[0016] Nachdem die Pulpestoff-Suspension 54 in die Füllform 30 eingepumpt ist und zum grösseren
Teil die Suspension 54 durch Saugwirkung über das perforierte Gesenk 20 weitgehend
entwässert ist, kann der eigentliche Pressvorgang erfolgen, so dass der Pulpestoff
weiter verdichtet und auf eine vorbestimmte Wandstärke a entsprechend dem eingestellten
Spalt a′ zusammengepresst wird. Gleichzeitig im gleichen Arbeitsvorgang werden auch
die erforderlichen Verstärkungen 42,44 des Sargpresslings 40, insbesondere in den
Ecken und in Bereichen der Traggriffe ausgebildet. Nachdem der Stempel 16 in die Ausgangslage
zurückgefahren ist, wird im Hohlraum 26 des Gesenkes 20 ein auf den über die Oeffnungen
22 des Gesenkes 20 wirkender Ueberdruck angelegt, wodurch der Pressling 40 aus der
Füllform 30′ entformt wird
[0017] Der entformte Pressling 40 wird aus der geöffneten Form 10 entnommen und einem Durchlaufkanal
zur Wärmebehandlung zugeführt, wobei durch gesteuerte Temperaturregelung nicht nur
eine Trocknung sondern auch eine Aktivierung des im Pressling 40 enthaltenen Bindemittels
erfolgt, wodurch die Endfestigkeit des Presslings 40 erreicht wird
[0018] Der Stempel 16 und das Gesenk 20 der Formpresse 10 könnte auch gemäss Anspruch 4
in bekannter Weise beheizbar ausgebildet sein, so dass die Aktivierung des wasserfesten
Bindemittels bereits während des Pressvorganges gesteuert erfolgen könnte.
[0019] Nach der Wärmebehandlung und Abkühlung werden in bekannter Weise die Sarg-Ober- und
Innenflächen veredelt, die Unter-und Oberteile an den Flanschen 46 verschraubt, in
die Nuten 50 der Unter- und Oberteil-Kanten 48 eingreifende Holzleisten 52 über den
Kantenumfang eingesetzt und die Traggriffe angebracht.
[0020] Zur besseren Anschaulichkeit wird die rechte Seite der Formpresse 10 gemäss Fig.l
mit der offenen Füllform 30 (Spalt a) gezeigt, in welcher die Pulpestoff-Suspension
54 bereits eingepumpt ist. Die linke Seite der Formpresse 10 zeigt die geschlossene
Füllform 30′ (Spalt a′) mit dem fertigen mit den Verstärkungen versehenen Pressling
40.
1. Sarg für Erd- und Feuerbestattungen aus geformtem Pulpestoff aus Zellulosefasern,
bestehend aus einem Unter- und einem Oberteil, dadurch gekennzeichnet, dass sowohl
der Unterteil als auch der Oberteil jeweils in einer von einer Stempelinnenfläche
(16′) und einer Gesenk-Aussenfläche (20′) begrenzten, einen Spalt (a) bildenden Füllform
(30) einer Formpresse (10) in einem Arbeitsvorgang als ein Pressling (40) derart ausgebildet
ist, dass in den Ecken (42) der Unter- und Oberteile (40) und in den Bereichen der
Traggriffe (44) Verstärkungen vorgesehen sind.
2. Sarg nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Unter- und Oberteil-Presslinge
(40) identisch ausgebildet sind.
3. Sarg nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die einander zugewandten Kanten
(48) der identischen Unter-und Oberteile (40) jeweils eine Nut (50) mit über den Kantenumfang
einpassender Holzleiste (52) aufweisen.
4. Verfahren zum Herstellen eines Sargpresslings (40) aus Pulpestoff nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
- Zellulosefasern, Altpapier und/oder Holzspäne werden zusammen mit Wasser und einem
wasserfesten Bindemittel-Zusatz in einem Pulpe-Mixer zu einer pumpfähigen Pulpestoff-Suspension
(54) aufgelöst,
- in einer zwischen Stempel (16) und Gesenk (20) voreingestellten geöffneten Füllform
(30) wird unter Druck über- mehrere Zuführleitungen (34) die pumpfähige Pulpestoff-Suspension
(54) eingepumpt, wobei das Gesenk (20) als ein gegenüber dem Stempel (16) perforierter
Kern ausgebildet und durch ein Textilflächengebilde (32) abgedeckt ist, wobei der
Kern-Höhlraum (26) unterhalb und über die gesamte Oberfläche des Gesenkes (20) nach
aussen durch eine Abdichtplatte (24) abgeschlossen ist,
- über eine Saug- bzw. Druckluft-Leitung (36) wird im ersten Schritt im Kern-Hohlraum
(26) ein Unterdruck angelegt und über Oeffnungen (22) des Gesenkes (20) die Pulpestoff-Suspension
(54) entwässert, wobei die Fasern durch das Textilflächengebilde (32) zurückgehalten
werden,
- sobald der Pulpestoff auf die gewünschte Dichte entwässert und somit vorverdichtet
ist, wird der Pulpestoff durch den Stempel (16) der Formpresse (10) weiter verdichtet
und auf eine vorbestimmte Wanddicke (a′) zusammengepresst, wobei gleichzeitig die
erforderlichen Verstärkungen (42,44) in den Ecken und in Bereichen der Traggriffe
gebildet werden,
- nachfolgend wird in einem zweiten Schritt über den Kern-Hohlraum (26) des Gesenkes
(20) und das perforierte Gesenk (20) gegen den Pressling (40) durch die DruckluftLeitung
(36) Druckluft angelegt und der Pressling (40) entformt,
- nach Oeffnen der Formpresse (10) wird der Pressling (40) entnommen und einem Durchlaufkanal
zugeführt, den er bei einer Temperatur geregelten Wärmebehandlung durchläuft, wobei
gleichzeitig das im Pulpestoff enthaltene Bindemittel aktiviert wird,
- nach der Wärmebehandlung werden in bekannter Weise die Sarg-Aussen- und Innen-Oberflächen
veredelt, die Unter- und Oberteile verschraubt, die in die Nuten der Unter- und Oberteil-Kanten
(48) eingreifende Holzleiste (52) eingesetzt und die Tragriffe angebracht.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zur Aktivierung des im Pulpestoff
enthaltenen Bindemittels bereits in der Formpresse (10) der Stempel (16) und das Gesenk
(20) steuerbar beheizt werden.